Gear & Review

Gefällt Ihnen der Klang?

Entgegen der landläufigen Meinung besteht nur ein relativ loser Zusammenhang zwischen den technischen Daten eines Audiogeräts und seiner Fähigkeit, Musik authentisch wiederzugeben. Hersteller konkurrieren heute meist mit einer Reihe ähnlicher Audiogeräte auf dem Markt und müssen Käufer anlocken, die meist nicht in der Lage sind, das eigentliche Produkt zu hören, geschweige denn es in ihrer häuslichen Umgebung zu testen, bevor sie ihren Kauf tätigen. In diesem Szenario vergleichen die Kunden eher die technischen Spezifikationen der Geräte als die Fähigkeit des Produkts, das aufgezeichnete Musikereignis mit lebensechter Musikalität wiederzugeben.

Vor den Receiver-Kriegen der späten 1970er und frühen 1980er Jahre und noch vielmehr vor dem Beginn der Preisvergleiche und des Online-Kaufs von Produkten musste HiFi-Elektronik meist mit musikalischen Ereignissen und somit den von echten Instrumenten erzeugten Klängen konkurrieren. Die Beurteilung der Leistung von Audiogeräten basierte auf der Fähigkeit, das menschliche Ohr zu befriedigen, und nicht auf blitzsauberen Messergebnissen, die die Konkurrenz ausstechen sollten. Röhrenverstärker sind ein Relikt aus dieser Zeit, da sie dem Hörer mehr Freude bereiten als dem Leser ihrer Datenblätter. Auch heute noch legen echte High-End-Hersteller mehr Wert auf das subjektive menschliche Klangempfinden als auf die objektiven Daten, die sich aus Messungen ergeben. Es überrascht daher nicht, dass die Vorzüge eines bestimmten Audiogeräts mit der persönlichen Geschichte und der Motivation der Menschen zusammenhängen, die einen Großteil ihres Berufslebens darauf verwendet haben, es zu entwickeln.

Plattenspieler

Plattenspieler

Ich muss gestehen, dass ich immer noch ein relativer "Neuling" in Sachen Plattenspieler bin. Wie die meisten Plattenspieler-Besitzer der 80er Jahre war ich begeistert vom Aufkommen der neuen, super-leisen Digitaltechnik, die in Form einer glänzenden und kompakten Scheibe daherkam. Und ehrlich gesagt, in der erschwinglichen Preisklasse eines Heranwachsenden war die CD viel besser. Folglich verkaufte ich meinen Plattenspieler Anfang der 90er Jahre und blickte nie wieder zurück, bis ... im Sommer 2018, als wir im Keller unseres Großvaters einen 1972er Philips 212 fanden.

Seitdem ist viel Zeit mit Lesen und Experimentieren vergangen. Der Philips brauchte einen neuen Riemen, eine neue Halterung und eine neue Kassette. Wir schmierten die beweglichen Teile, erneuerten die interne Verkabelung und tauschten die Ausgangsklemmen von 5-poligen DIN- auf RCA/Cinch-Buchsen. Wir überprüften die Geschwindigkeit des Plattentellers, korrigierten den Azimut sowie den Offset- und Rake-Winkel. Wir haben darauf geachtet, dass der Plattenspieler auf einem schwingungsfreien Untergrund steht und mit dem Boden eine Ebene bildet. Das Ergebnis ist verblüffend, und zum ersten Mal klingt unser Plattenspieler tatsächlich beeindruckender als eine CD, sofern die Platte selbst von einer guten Pressung ist. Da der Kauf einer gut gepressten Schallplatte ein kleines Glücksspiel sein kann, ist es eine gute Idee, persönliche Erfahrungen mit der Klangqualität zu teilen, wie ich es in diesem Blog getan habe.

Der hier unter anderem gezeigte Lenco war unser zweites Projekt. Einst berühmt als gut gebauter Einstiegsplayer mit überraschender Klangqualität, kam er bei uns in ziemlich schlechtem Zustand an. Wir mussten Motorgeräusche beseitigen, neue Blöcke einbauen und die anderen oben beschriebenen Parameter anpassen, um schließlich sein Potenzial freizulegen. Die Investition von Zeit und Mühe war nicht umsonst. Für audiophiles Hören sollten Plattenspieler nicht unterschätzt werden.

  • Dual CS 505-3 Audiophile Concept

    Dual CS 505-3 Audiophile Concept

    Veröffentlicht: 3.2.2022

    Herstellungsdatum: 1987

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Turntables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Der CS 505-3 ist ein halbautomatischer Plattenspieler mit einem gefederten Subchassis auf voller Fläche, das den Antriebsmechanismus des Geräts effektiv vor äußeren Vibrationen schützt. Der 505 verfügt über einen geraden, röhrenförmigen Aluminium-Tonarm mit hoher Verwindungssteifigkeit und einer Länge von etwas mehr als 22 cm sowie einen resonanzarmen, nichtmagnetischen Plattenteller, der von einem 16-poligen Dual-Synchronmotor und einem Riemen angetrieben wird. Das Grundkonzept des Plattenspielers hat sich bewährt und ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels auch noch als Neuware erhältlich, und zwar in Form des überarbeiteten Dual CS 505-4, der von Alfred Fehrenbachers Dual Phono GmbH in Duals ursprünglicher Heimatstadt St. Georgen gebaut wird. Die Dual Manufaktur befindet sich tief im Schwarzwald, in einer Region, die für ihre Bräuche, Folklore und Präzisionsuhrwerke bekannt ist.

    Das halbautomatische Laufwerk des CS 505-3 ist einfach zu bedienen. Wird der Tonarm über die Schallplatte bewegt, setzt sich der Plattenteller automatisch mit der vorgewählten Geschwindigkeit in Bewegung. Der Tonarm bleibt zunächst in angehobener Position, bis er durch Umlegen eines Hebels sanft abgesenkt wird. Der Plattenteller hört automatisch auf, sich zu drehen, wenn die Nadel das Ende einer Schallplatte erreicht hat, und der Tonarm wird automatisch wieder angehoben. Bei unserem Gerät war ein leichtes Ploppgeräusch zu hören, als sich der Plattenspieler abschaltete. Es wurde wahrscheinlich durch das abrupte Anheben des Tonarms verursacht. Das ist aber nur eine Beobachtung und keine Beanstandung. Ich war zunächst etwas überrascht von diesem Phänomen, aber es hat mich nie wirklich gestört. Der Tonarm bleibt angehoben und muss dann von Hand in die Ausgangsposition zurückgeführt werden.

    1987 wurde der erste CS 505-3 für knapp 500,00 DM (96,00 GBP) angeboten, und die heutigen Kunden des Nachfolgers CS 505-4 werden noch einmal mit dem gleichen Eurobetrag zur Kasse gebeten. Das mag in beiden Fällen ein wenig teuer erscheinen. Nachdem ich den CS 505-3 einige Tage lang in unserem Wohnzimmer gehört habe, bin ich jedoch der Meinung, dass er immer noch ein recht gutes Angebot ist. Mehr noch als unser Sansui 525 hat mich der Dual mit seinem Original-Tonabnehmer ULM 65 E und der elliptischen Diamantnadel dazu gebracht, eine Platte nach der anderen anzuhören und seine charmante Aufrichtigkeit und seinen musikalischen Drive zu genießen. Aber was war es genau, das mich in den Bann zog?

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    Auch das Design des Thorens 320-Plattenspielers hat mir schon immer gefallen, weil es die Balance zwischen technischer Raffinesse und elegantem Understatement hält. Es scheint, als hätten sich die Ingenieure von japanischem Möbeldesign inspirieren lassen, mehr noch, als dies die technikbegeisterte japanische Elektronikindustrie es selbst je getan hatte. Und ich fand sehr ähnliche Designentscheidungen beim Dual CS 505-3, besonders in Kombination mit seinem schwarzen Holzrand-Sockel. Leider waren damals die meisten Plattenspieler noch mit fest verbauten Cinchkabeln ausgestattet, was es schwierig machte, die klangliche Balance allein durch die verwendeten Kabel zu verändern. Denn natürlich hätte ich gerne meine bevorzugten silbernen Solid-Core-Kabel angeschlossen.

    Der ULM 65 E ist der original Dual-Tonabnehmer für den 505-3, der mit einer elliptischen Diamantnadel von Ortofon ausgestattet war. Der ULM war kein High-End-Tonabnehmer und bot nur eine begrenzte Frequenzbandbreite von 10-25.000 Hertz. Auch die Kanaltrennung war mit 20 dB nicht beeindruckend. Dennoch bot er eine beachtliche Ausgangsleistung von 4 mV. Das deutete darauf hin, dass er laut spielen kann. Die Kombination aus Tonabnehmer, Abtastnadel und Laufwerk funktionierte recht gut, wies aber auch einige offensichtliche Schwächen auf, die man von Fall zu Fall entweder als störend oder liebenswert empfinden konnte.

    Als Erstes holte ich eine schlechte Pressung von Norah Jones "Album Come Away With Me" heraus und war enttäuscht, dass die elliptische Nadel des Dual viele Zischlaute zum Vorschein brachte, die unser Sansui 505 mit AT VM 95 ML-Tonabnehmer so gut versteckt hatte. Das war vielleicht nicht überraschend, wenn man bedenkt, wie tief die mikro-lineare Nadel des AT in die Rille eindringen konnte. Die Platte klang umso schlechter, je näher die Nadel an die Mitte heranrückte. Als Nächstes legte ich Stacey Kents Album "I Know I Dream" auf und war überrascht von einem angenehmen Vorwärtsdrang und Rhythmus, der mich sofort zum Mitwippen animierte. Mir gefiel, dass Staceys Stimme stärker, direkter und auch einnehmender wirkte, als ich es gewohnt war. Die Musik klang etwas weniger feinfühlig und brachte die Transienten nicht so gut zur Geltung, aber irgendwie vermisste ich das auch nicht.

    Der kernige und rhythmisch einnehmende Charakter des Duals brachte mich während des Albums mehrmals zum Schmunzeln. Da "I Know I Dream" eine gute Pressung ist, hatte ich keinerlei Probleme mit Zischlauten. Mir fiel auf, dass Stimmen vielleicht nicht ganz so authentisch wiedergegeben wurden und manchmal etwas "vintage" klangen. Sie konnten sich nicht so sehr von den Instrumenten lösen, wie ich es gewohnt war, aber im Großen und Ganzen waren sie liebenswert und es machte viel Spaß, ihnen zuzuhören. Auch wenn ich zunächst darüber nachgedacht hatte, die permanenten Verbindungen durch Cinch-Buchsen zu ersetzen und den Tonabnehmer durch ein modernes Modell mit einer ausgefeilteren Nadel und besseren Spezifikationen zu ersetzen, entschied ich mich jedes Mal, wenn ich ihn wieder hörte, dafür, Aktualisierungen oder Upgrades auf einen späteren Tag zu verlegen.

    Dual Firmengeschichte

    Christian und Joseph Steidinger nahmen im Jahr 1907 als Hersteller von Uhrwerken und Grammophonen in der deutschen Stadt St. Georgen im Schwarzwald ihren Betrieb auf. Das ursprüngliche Unternehmen trug lediglich den Familiennamen, bis es 1927 in Dual umbenannt wurde. Der neue Firmenname wurde in Anlehnung an die duale Stromversorgung gewählt, mit der das Unternehmen echte Pionierarbeit leistete. Grammophone, die mit diesen Netzteilen ausgestattet waren, konnten entweder mit Strom versorgt oder für die Wiedergabe mit einem Federmechanismus aufgezogen werden. Angesichts ihrer frühen Erfolge als Teilelieferanten begannen die Gebrüder Steidinger damit, ihre eigenen Plattenspieler zu entwickeln.

    Während des deutschen Wirtschaftsaufschwungs in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Dual zum größten Hersteller von Plattenspielern in Europa. Die deutsche Wirtschaft genoss immer noch einen Preisvorteil gegenüber dem Rest Europas und wurde schnell wieder für ihre hohe Qualität bekannt. Die Gebrüder Steidinger mussten bis zu 3.000 Mitarbeiter in ihren Fabrikhallen arbeiten lassen, um mit der wachsenden Nachfrage nach Unterhaltungsgeräten in der Welt Schritt zu halten. Obwohl Dual seinen Markennamen auch auf andere Produkte der Unterhaltungselektronik ausdehnte, sind die Plattenspieler bis heute Ikonen der Technik geblieben.

    Das ursprüngliche Unternehmen Dual ging Anfang der 1980er Jahre in Konkurs, nachdem ein Jahrzehnt lang ein harter Wettbewerb durch vergleichsweise günstige und hochentwickelte Importe aus Japan herrschte. Das Unternehmen wurde an den französischen Elektronikkonzern Thomson SA verkauft. 1988 kaufte das deutsche Unternehmen Schneider Rundfunkwerke AG Dual und stieß 1993 die “Dual Phono GmbH" an Herrn Alfred Fehrenbacher ab. Fehrenbacher produziert bis heute Dual-Plattenspieler "Made in Germany" in der Schwarzwaldstadt St. Georgen, basierend auf den ursprünglichen Produktlinien von Dual.

    Technische Daten

    • Konzept: gefedertes Chassis, Riemenantrieb
    • Antriebseinheit: 16-Pol-Synchronmotor
    • Motor-Typ: Dual-SM 100-1
    • Leistungsaufnahme: 8 Watt
    • Plattenteller: nicht-magnetisch, 1,2 kg
    • Geschwindigkeiten des Plattentellers: 33 1/2 und 45 RPM
    • Pitch-Justage: +/- 6%
    • Gleichlaufschwankung: 0,06% (WRMS 0,035%)
    • Rumpeln: 52 dB (75% gewichtet)
    • Kanaltrennung: > 25 dB
    • Kanalbalance: < 2 dB
    • Armlänge: 221 mm
    • Versatzwinkel: 24" 30'
    • Nachführfehler: 0,15"/cm
    • Tonabnehmer-Typ: Dual ULM 65 E
    • Tonabnehmersystem: Moving Magnet (MM)
    • Tonabnehmer Modell: Ortofon DN 165 E
    • Nadeltyp: elliptischer Diamant, gebondet
    • Abtastkraft: 15 mN (10-20 mN)
    • Frequenzbereich: 10-25.000 Hz
    • Ausgang: 4 mV / 5cms (1.000 Hz)
    • Nachgiebigkeit: (h) 25 um/mN; (v) 30 um/mN
    • Tonabnehmergewicht: 2,5 g
    • Gesamtkapazität: 160 pF
    • Abmessungen: (B) 437 mm; (T) 369 mm; (H) 138 mm
    • Gewicht: 6 kg
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Jahr(e): 1987-1990

  • Dual CS 630Q

    Dual CS 630Q

    Veröffentlicht: 16.3.2023

    Herstellungsdatum: 1983

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Turntables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ich muss gestehen, dass ich, als der Dual CS 630Q Anfang der 1980er Jahre brandneu in den Regalen der HiFi-Händler stand, wohl direkt an ihm vorbeigelaufen wäre, um die schlichter und trendiger aussehenden Technics-Geräte aus Japan zu bestaunen. Und der traurige Niedergang der Firma Dual, zusammen mit so vielen anderen deutschen Herstellern von Qualitäts-Audiogeräten zu dieser Zeit, lässt vermuten, dass ich mit meiner Einstellung nicht alleine war. Ganze 40 Jahre später sitze ich in unserem Studio und höre mir einen Dual-Plattenspieler nach dem anderen an, um dabei festzustellen, dass es völlig verblendet war, diese Geräte zu ignorieren. Doch, wie so oft in der Geschichte der Menschheit, sind wir, sprichwörtlich korrekt, erst im Nachhinein schlauer. 

    In den 1980er Jahren war ich ja noch ein Teenager, dessen Taschengeld über den Monat reichen musste. Meistens kam das Geld für HiFi-Geräte von meinem Vater. Zu dieser Zeit mochte ich meistens das, was auch meine Freunde in der Schule mochten und was ich mir leisten konnte. Und das war auch der Grund, weshalb ich als ersten Plattenspieler einen AL-F3 von JVC kaufte, einen vollautomatischen Direkttriebler der Massenproduktion, in schlichtem Schwarz, ein Gerät, das man heute in neuwertigem Zustand für 20 Euro bei ebay findet. Die Verkäufer des Dual hingegen verlangen in der Regel mindestens das Fünffache für ihr Gerät, unabhängig von dessen Zustand. Das Problem des Dual war, dass beide Plattenspieler Musik abspielten, und da die meisten Leute weder die Zeit, das Fachwissen noch die Ausrüstung hatten, um den Klang von Plattenspielern zu vergleichen, war der wahrgenommene Unterschied zwischen den Geräten bestenfalls eine Frage des Marketings.

    Japanische Plattenspieler rühmten sich oft mit der neuesten Technologie, noch bevor überhaupt bewiesen war, dass diese den Zweck tatsächlich besser erfüllte als die etablierten Mittel. Der S-förmige Tonarm, die Plattenspieler-Automatik und die Direktantriebstechnik waren Fälle, in denen die deutschen Hersteller dem Hype nur sehr langsam folgten. Der ULM-Tonarm z.B. hatte auf den Dual-Plattenspielern hervorragende klangliche und rhythmische Eigenschaften. Er war leicht und sehr verwindungssteif, wodurch er einen sehr direktes Klangerlebnis bieten konnte, das sich in der musikalischen Wiedergabe eher natürlich anfühlte. Frühere Reibrad-Plattenspieler und einige ausgereifte Riemenantriebe konnten sehr wohl mit den neueren Direktantriebsmodellen konkurrieren und sind nicht nur in audiophilen Kreisen bis heute beliebte Klassiker geblieben. Und Automatik-Plattenspieler haben sich längst überlebt, denn moderne Decks haben oft nur noch einen einzigen Schalter, mit dem das Gerät gestartet und die Motordrehzahl eingestellt wird.

    Während Dual und andere deutsche Hersteller in den 1980er Jahren scheinbar unterlegen waren, zeigte sich beim Anhören der alten Plattenspieler, dass sie immer noch eine ausgezeichnete Wahl waren, wenn es um ihre Musikalität ging, besonders wenn sie in einer gut eingestellten Anlage integriert wurden. Der hier vorgestellte Dual CS 630Q wurde meiner Tochter von ihrer zuvor verstorbenen Großtante zusammen mit einigen anderen Mid-Fi-Geräten vererbt. Dazu gehörten ein Dual CV 1260 Receiver (von Denon), ein Dual CT 1260 Tuner, der über einen 5-DIN-Stecker angeschlossen wurde, ein Denon DCD 660 CD-Player und zwei Canton GLX 100 Regallautsprecher, die das Ensemble vervollständigten. Und da die Geräte schon einige Jahre im Regal gestanden hatten, wollte ich die Gelegenheit nutzen, um sie routinemäßig zu überprüfen und auch in diesem Forum zu präsentieren.

    Von diesen neuen Geräten interessierte mich der CS 630Q am meisten. Schließlich war ich bereits ein Fan des früheren und aufwändigeren Dual CS 721, für den ich eigens einen Walnuss-Sockel zur besseren Laufwerksisolierung gebaut hatte. Der CS 630Q sollte ein verbessertes Signal-Rausch-Verhältnis bieten, gepaart mit einem moderneren Aussehen. Während die berühmten Technics-Plattenspieler mit einem sichtbaren Stroboskoplicht ausgestattet waren, das sich auf den schon ikonischen Punkten entlang des Plattentellerrandes spiegelte, verfügte der Dual über eine genaue LDC-Anzeige, die die Geschwindigkeit elektronisch mit zwei Stellen hinter dem Komma anzeigte. Die legendäre 4-Punkt-Aufhängung des Dual ruhte auf einstellbaren Spitzenlagern und stabilisierte den geraden ULM-Tonarm (Ultra-Low-Mass) sehr gut. Die Start-, Stop- und Lift-Tasten fühlten sich fest an und gaben ein gutes sensorisches Feedback, und mir gefiel auch die Tatsache, dass die Einstellung der Tellergeschwindigkeit auf dieselbe Weise erfolgte. Die Plattengröße wurde separat über einen Wahlschalter auf der rechten Seite des Tonarms eingestellt. Alles in allem scheint dies ein gut durchdachtes Design zu sein.

    Moderne Nutzer mögen bemängeln, dass die Oberfläche des Players nicht eben war, sondern allerlei Erhebungen und Ritzen aufwies. Andererseits verliehen diese Eigenheiten dem CS 630Q seine niedrige Silhouette und sein wiedererkennbares Aussehen. Obwohl ich vielleicht nicht auf die Idee gekommen wäre, diesen Dual für mich selbst zu kaufen, gefiel mir sein Anblick, während er auf unserem behelfsmäßigen Audio-Sideboard mit unserem experimentellen System im Studio stand. Das HiFi-System bestand aus dem Vollverstärker Dual CV 1260 und unseren Epicure 3.0-Lautsprechern, die bereits gezeigt hatten, dass sie bei der Wiedergabe von einer CD-Quelle sehr gut harmonierten. Ich hatte einige Schwierigkeiten, die Abtastkraft der Nadel einzustellen, da die Automatikfunktionen bei der Ausführung der Aktion ständig aktiviert wurde: Wenn ich den Arm in Richtung Plattenteller bewegte, wurde der Motor gestartet, und wenn ich den Dual vom Stromnetz nahm, wurde der Arm automatisch angehoben. Es schien keinen Ausweg aus diesem Dilemma zu geben, und so musste ich den angehobenen Arm durch Nachführen der Waage einstellen, was wahrscheinlich nicht die genaueste Methode war.

    Der Grund dafür, dass ich die Auflagekraft prüfen und einstellen wollte, war ein akustischer Fehler, den ich als Zischen auf den inneren LP-Spuren hören konnte. Das ursprüngliche ULM 66E-Tonabnehmersystem war unlängst durch ein Ortofon DN 166 E ersetzt worden, das immer noch einwandfrei zu funktionieren schien. Ich begann meine Erkundungen mit Fleetwood Macs 1977er Album Rumours, von dem ich die 2009er Pressung vorliegen hatte. Für ein Album aus den 70ern bot Rumours eine gute Aufnahmequalität sowie eine breite Palette von Songs, die sowohl klanglich als auch rhythmisch variierten. Als ich mir das Album zum ersten Mal mit dem CS 630Q anhörte, bemerkte ich auch ein Brummen, das nach einem Erdungsproblem klang. Ich untersuchte die Original-Cinch-Stecker und stellte fest, dass der Erdungsring korrodiert war. Die Originalstecker waren schon recht clever konstruiert, mit einem gebrochenen Außenring und einem gespaltenen Mittelzinken. Ich beschloss, sie durch ein paar anständige moderne Neutrik Rean zu ersetzen, die in Bezug auf ihre klangliche Tugenden weit weniger anspruchsvoll waren, abgesehen von ihrer fragwürdigen Vergoldung vielleicht.

    Bei der Suche nach Nadeloptionen für den ULM/Ortofon-Tonabnehmer stieß ich auf die elliptische Nadel, die nun für etwa 75,00 EUR zu erwerben war, und fand dann das komplette Headshell mit Tonabnehmer und Shibata-Nadel für nur 14,00 EUR mehr. Für meine Tochter, die zum ersten Mal Schallplatten auflegte, würde die jetzige Nadel ausreichen, aber wenn ich diesen Plattenspieler hätte für mich behalten wollen, hätte ich mich für das Komplettpaket Ortofon OM PRO S SH4 bl hs entschieden, wie es u.a. auf der Thomann-Website beworben wurde. Vorerst stellte ich die Auflagekraft mit der Waage auf einer CD-Hülle neben dem rotierenden Plattenteller stehen auf 1,05g und das Anti-Skating auf etwa die Hälfte dieses Wertes ein. Ich bemerkte, dass der Ortofon-Tonabnehmer die Höhen zu dämpfen begann, wenn die Auflagekraft 1,25 g überstieg. Das ursprüngliche Zischen könnte dadurch verursacht worden sein, dass die Anti-Skating-Kraft die Abtastkraft überstieg, obwohl eigentlich das Gegenteil der Fall sein sollte.

    Das Album Rumours von Fleetwood Mac begann genau richtig zu klingen, mit einer guten Portion Drive und Swing. Mir gefiel der Detailreichtum der elliptischen Abtastnadel, aber ich konnte auch ihre Grenzen in Bezug auf die Höhen hören. Je höher der Ton, desto mehr schien er sich mit anderen hohen Tönen in der Aufnahme zu vermischen. Das gab der Musik eher eine robuste und tanzbare Präsenz als ein audiophiles Erlebnis. Der Bass hingegen war straff und vielschichtig. Ich konnte ein gutes Gefühl für die verschiedenen Materialien des Schlagzeugs bekommen, das bei "Don't Stop Thinking About Tomorrow" von den anderen Instrumenten stets getrennt blieb. Gleichzeitig vermisste ich einige der wirklich tiefen Bassfrequenzen, die dem Gesamteindruck der Musik gut getan hätten.

    In Anbetracht der Tatsache, dass der Dual CS 630Q bereits über eine universelle Headshell-Halterung verfügte, gab es eine große Auswahl an Tonabnehmern für diesen Arm, die sich leicht austauschen ließen und mit denen man experimentieren konnte. Während die korrekte Einstellung von Tracking und Anti-Skating die Zischlaute auf den inneren Spuren verbesserte, ließen sie sich mit der vorhandenen Abtastnadel nicht vollständig eliminieren. Der Spurfehler des geraden Arms von 0,15° war, zumindest meiner Meinung nach, nicht groß genug, um das Ausmaß des Phänomens zu erklären. Und das war tatsächlich schade, denn "Songbird" gehörte zu meinen Lieblingssongs auf dem Album. Wenn ich doch nur darauf vertrauen könnte, dass unsere Kinder (und ihre Freunde (und die Freunde ihrer Freunde)) den Tonabenhmer vor Schaden bewahrten, wäre ich versucht gewesen, das Angebot des Ortofon SH4 anzunehmen.

    Technische Daten

    • Typ: Plattenspieler mit Direktantrieb
    • Merkmale: Vollautomatisch, mit PLL-Quarz-Lock
    • Mikroprozessor-Typ: EDS 910
    • Plattenteller-Typ: nicht-magnetisch, abnehmbar
    • Abmessungen des Plattentellers: (D) 304mm x (H) 10mm
    • Gewicht des Plattentellers: 1.170g (700g, ohne Matte)
    • Geschwindigkeiten: 33,33 und 45 Umdrehungen pro Minute
    • Pitch-Steuerung: 30-36 U/min bzw. 42-48 U/min
    • Gleichlaufschwankung: +/- 0.035%
    • Signal-Rausch-Abstand: 80dB, gewichtet
    • Tonarm: verwindungsfreies, extrem massearmes Aluminiumrohr
    • Aufhängung: 4-Punkt-Kipplager
    • Effektive Tonarmlänge: 211 mm
    • Offset-Winkel: 26°
    • Tangentialer Spurfehler: 0,15°
    • Überhang der Headshell: 19,5 mm
    • Original Tonabnehmer: Dual ULM 66E
    • Tonabnehmer-Ersatz: DN 166E
    • Abtastnadeltyp: bi-radialer Diamant
    • Abtastkraft: von 1 bis 1,5g
    • Frequenzgang: 10Hz bis 28kHz
    • Leistungsaufnahme: 12,5 Watt
    • Compliance: (h) 35 / (v) 30
    • Gewicht des Systems: 2,0 g
    • Abmessungen: (B) 440mm x (H) 111mm x (T) 364mm
    • Gesamtgewicht: 5,5 kg
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Jahr(e): 1983 - 1986

  • Dual CS 721

    Dual CS 721

    Veröffentlicht: 27.7.2022

    Herstellungsdatum: 1976

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Turntables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Der CS 721 war das Flaggschiff von Dual gegen Ende der 1970er Jahre und wird von vielen als einer der besten Dual-Plattenspieler aller Zeiten angesehen. Wo sich die Experten nicht einig sind, geht es meist um die Bevorzugung eines bestimmten Antriebssystems. Befürworter von Treibrad-Plattenspielern würden die Dual-Modelle CS 1219 und CS 1229 als ihre Favoriten nennen, während Fans des Riemenantriebs den CS 5000 oder CS 7000 Golden bevorzugen würden. Der CS 721 war ein Direktantriebsmodell (DD) und hatte dadurch, im Vergleich zu den anderen beiden Antriebsarten, die audiophilsten technischen Daten in Bezug auf Rumpel-Abstand und Gleichlaufschwankungen von allen. Dennoch: Wir hören nicht die Spezifikationen, sondern Musik. Und auch ich muss gestehen, dass mir der direkte und etwas ungestüme Klang unseres kleineren CS 505-3 ebenso gefällt, trotz schlechterer Daten.

    In seiner günstigsten Form war der CS 721 nicht gerade das schönste Exemplar eines Plattenspielers auf dem Markt. Sein Sockel bestand aus billigem Plastik und hatte einen Rahmen aus laminiertem Sperrholz. Dual musste sich schon auf seinen guten Namen in audiophilen Kreisen verlassen können, um seine optisch eher zweckmäßigen Produkte neben den schnittigen und schlanken asiatischen Designs von Technics, Pioneer, Sony, usw. verkaufen zu können. Und tatsächlich war das neue und auffällige Fehlen von Echtholz bei den Produkten des deutschen Herstellers aus dem Schwarzwald bereits ein erstes Tribut an den zunehmend preisgetriebenen Markt. Der Druck, die Konkurrenz durch technisches Raffinesse zu übertreffen, sicherte dem CS 721 jedoch einige interessante und durchaus hochentwickelte Funktionen, die man bei Plattenspielern eines jeden Baujahres nur selten findet.

    Ein offensichtliches Highlight des CS 721 war sein klanglich üppiger, speziell für das Dual-System entwickelter Shure V15-III Tonabnehmer mit seiner SuperTrack-Plus Nadel. Der Shure V15-III galt als exzellenter Tracker schon bei geringer Auflagekraft von nur 0,75g bis 1,25g. Das Tonabnehmersystem wies die üblichen Shure Bassqualitäten auf und arbeitete reibungslos über einen großen Frequenzbereich von 10 Hz bis 25.000 Hz. Leider war die originale Shure-Nadel bei unserem Modell schon zu stark abgenutzt, so dass ich mich nach einem geeigneten Ersatz umsehen musste. Mein erster Impuls war es, mir eine Jico SAS-Nadel mit Bor-Nadelträger anzuschaffen, doch ein Lieferstopp auf unbestimmte Zeit seitens Jico zwang mich dazu, mich stattdessen für eine weniger aufwendige Shibata-Nadel von Tonar zu entscheiden. Shibata-Nadeln wurden ursprünglich für quadrophonische Aufnahmen entwickelt, greifen ebenfalls tief in die Schallplattenrille und sind, ähnlich wie die SAS-Nadeln von Jico, zu vielen Nuancen in der Musik fähig. Als ich mir die original Dual- und die Tonar-Nadel im direkten Vergleich anhörte, fiel es mir jedoch schwer, nicht der abgenutzten Super-Track-Plus-Nadel den Vorzug zu geben, weil sie mir klanglich tatsächlich noch feiner schien.

    Ich beschloss außerdem, den Sockel des Plattenspielers zu optimieren, um die physikalischen Schwingungen des schwimmenden Chassis noch besser zu isolieren, da mir die dünne Kunststoffwanne für diese Aufgabe nicht ausreichend zu sein schien. Einen ausführlichen Artikel zu diesem Projekt finden Sie in der Rubrik 'Explorations' in diesem Blog (siehe unten). Das Resultat meiner Arbeit war ein massiver Holzsockel, der die ursprüngliche Struktur perfekt in der Waage hielt und gleichzeitig die möglichen Resonanzen des Kunststoffs durch die Verwendung von Moosgummi-Einlagen dämpfte. Ich verwendete Tri-Ball-Absorber, um den Sockel zusätzlich von möglichen Vibrationen des Racks zu isolieren, die durch Schritte, zuschlagende Türen oder die anderen Hifi-Geräte verursacht werden. Das Ergebnis war ein klanglich reichhaltiger, präziser und ungestörter Klang, wie man ihn von einem Spitzenplayer von Dual erwarten würde.

    Neben seinem präzisen und leisen Motor, dem starren Tonarm und dem legendären Shure-Tonabnehmer bot der CS 721 eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten, die zu seiner Zeit führend in seiner Klasse waren. Wie alle Duals der 70er bot er drei Transportschrauben, um das Chassis während des Transports zu fixieren. Ich habe diese Funktion bei den Dual-Decks immer sehr geschätzt, da ich viel Zeit damit verbracht habe, sie in Autos zu transportieren. Sogar der Staubschutzhaubenlift konnte beim CS 721 justiert werden, für den Fall, dass die Feder mit dem Alter nachgeben sollte. Der Tonarm hatte ein 2-fach gedämpftes, einstellbares Gegengewicht und konnte zusätzlich an der hinteren Achse in der Länge verändert werden, um an die damals gängigen Massen der Tonabnehmer perfekt angepasst zu werden.

    Die vertikale Spur des CS 721 Tonarms konnte über einen Hebel kalibriert werden. Die meisten Plattenspieler boten dafür nur ein Set aus Inbusschrauben an. In ähnlicher Weise konnte man den Abhebungswinkel und die genaue Aufsetzposition der Nadel auf der Plattenrille einstellen. Die Aufsetzgeschwindigkeit konnte so optimal an das Gewicht des Tonabnehmers angepasst werden. Interessant war, dass die manuelle Liftfunktion von der Einstellung der Lifthöhe nicht beeinflusst wurde, da auch diese über einen separaten Regler eingestellt wurde. Bei der Wiedergabe von Schallplatten konnte der CS 721 von einzel auf unendlich umgestellt werden, so dass die Wiedergabe einer Schallplatte solange wiederholt wurde, bis sie manuell unterbrochen wurde. Bei näherer Betrachtung des Headshells stellte ich überrascht fest, dass der Tonabnehmer darauf fest eingeklemmt und zusätzlich mit zwei Schrauben gesichert war. Ich erfuhr, dass ursprünglich zwei verschiedene Headshells verkauft wurden, von denen nur eines manuell eingestellt werden konnte. So kaufte ich schließlich ein zusätzliches TK-24 Headshell, um mehr Freiheit bei der Justage zu haben.

    Während der Tonarm zunächst durch die Justage der hinteren Länge des Arms und dann über den Rändelring des Gegengewichts verstellt wurde, stand noch ein weiterer Einstellring zur Verfügung, um die Abtastkraft einzustellen. In dieser Kombination war dies eine der raffiniertesten Abstimmungen, die ich je gesehen hatte. Die Anti-Skating-Funktion konnte sowohl für konische als auch für bi-radiale Nadeleinschübe voreingestellt werden. Es war vorstellbar, dass die umfangreiche Kombination von Einstellungen des CS 721 für einige Besitzer eher verwirrend als hilfreich war. Andererseits war das Hören von Schallplatten seit jeher mit dem Fliegenfischen vergleichbar, bei dem man viel Zeit, Können und Mühe aufwenden musste, um einen ziemlich kurzlebigen Höhepunkt zu erzielen. Mit anderen Worten: Der Dual war in der Bedienung alles andere als ein Kinderspiel. Umso erfreulicher war es jedoch, ihn zu besitzen und zu hören, sobald die perfekte Einstellung erreicht war, insbesondere mit seinem neuen Walnuss-Sockel.

    Verwandte Artikel:

    < Bau des Sockels | Restaurierung des Staubschutzes >

    Dual Firmengeschichte

    Christian und Joseph Steidinger nahmen 1907 als Hersteller von Uhrwerken und Grammophonen in der deutschen Stadt St. Georgen im Schwarzwald ihren Betrieb auf. Das ursprüngliche Unternehmen trug lediglich den Familiennamen, bis es 1927 in Dual umbenannt wurde. Der neue Firmenname wurde in Anlehnung an die dualen Stromversorgungen gewählt, mit denen das Unternehmen echte Pionierarbeit leistete. Grammophone, die mit diesen Antriebsmodellen ausgestattet waren, konnten entweder mit Strom versorgt oder für die Wiedergabe mit einem Federmechanismus aufgezogen werden. Angesichts ihrer frühen Erfolge als Teilelieferanten begannen die Gebrüder Steidinger, ihre eigenen Plattenspieler zu entwickeln.

    Während des großen deutschen Wirtschaftsaufschwungs in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Dual zum größten Hersteller von Plattenspielern in Europa. Die deutsche Wirtschaft genoss zu dieser Zeit noch einen erheblichen Preisvorteil gegenüber dem Rest Europas und wurde rasch wieder für ihre hohe Qualität bekannt. Die Gebrüder Steidinger mussten bis zu 3.000 Mitarbeiter in Ihren Fabriken einstellen, um mit der wachsenden Nachfrage nach Unterhaltungsgeräten auf dem Weltmarkt Schritt zu halten. Obwohl Dual seinen Markennamen auch auf andere Produkte der Unterhaltungselektronik ausdehnte, sind die Plattenspieler des Unternehmens bis heute Ikonen der Technik geblieben.

    Die ursprüngliche Firma Dual ging Anfang der 1980er Jahre in den Konkurs, nachdem für mehr als ein Jahrzehnt ein harter Wettbewerb durch vergleichsweise günstige und hochentwickelte Importe aus Japan geherrscht hatte. Das Unternehmen wurde zunächst an den französischen Elektronikkonzern Thomson SA verkauft. 1988 kaufte das deutsche Unternehmen Schneider Rundfunkwerke AG die Marke Dual und gliederte 1993 die “Dual Phono GmbH" an Herrn Alfred Fehrenbacher aus. Fehrenbacher produziert bis heute Dual-Plattenspieler "Made in Germany" in der Schwarzwaldstadt St. Georgen, basierend auf den ursprünglichen Produktlinien von Dual.

    Technische Daten

    • Plattenspieler-Typ: Vollautomatisch
    • Motor: Direktantrieb, elektronisch gesteuert
    • Motor-Typ: Dual EDS 1000-2
    • Geschwindigkeiten: 33,33 und 45 U/min
    • Gewicht des Plattentellers: 1,5 kg, Aluminium-Druckguss
    • Gewicht des Plattentellers mit Rotor: 3,0 kg
    • Größe des Plattentellers: 305 mm, dynamisch ausgewuchtet
    • Pitch-Steuerung: +/- 10%
    • Gleichlaufschwankungen: < 0.03%
    • Rumpeln: > 70dB
    • Tonarm: verlängertes Rohr, 2x gedämpft
    • Tonarm-Effektivlänge: 222 mm, höhenverstellbar
    • Tonabnehmer: Shure V15 III (1973 - 1987)
    • Auflagedruck: 0,75 bis 1,25g (1,0g)
    • Tonabnehmer-Typ: Microline, elliptischer Diamant
    • Kanaltrennung: 28 dB @1 kHz
    • Frequenzbereich: 10 - 25.000 Hz
    • Induktivität des Tonabnehmers: 500 mH
    • DC-Widerstand: 1.350 Ohm
    • Widerstandswert: 47 kOhm
    • Ausgang: 3,5 mV @1kHz
    • Gewicht des Tonabnehmers: 6,0 g
    • Gewicht des Plattenspielers: 7,8 kg
    • Abmessungen: (B) 424 mm x (H) 150 mm x (T) 368 mm
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Jahr(e): 1976 - 1979

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  • Lenco L75

    Lenco L75

    Veröffentlicht: 31.5.2020

    Herstellungsdatum: 1967

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Turntables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Fritz und Marie Laeng gründeten im Jahr 1946 in dem schweizer Ort Burgdorf die Plattenspieler-Manufaktur Lenco. Der Name Lenco wurde aus dem Familiennamen der Laengs abgeleitet, was vor allem auf die Initiative von Marie zurückzuführen war. Schon in der Zeit vor der Produktion von Plattenspielern in Burgdorf war das Ehepaar Laeng von dem Thema Audiotechnik fasziniert und betrieb seit 1925 ein Elektrogeschäft. Die aufrichtige Begeisterung der Laengs für gute Klangwiedergabe führte zu zuverlässigen Qualitätsprodukten und zu einem hervorragenden Service für die wenigen Geräte, die zur Nachbesserung in die Fabrik zurückkamen. Viel Leidenschaft, hohe Qualität und hervorragender Service erwiesen sich als solide Grundlage für den Erfolg, und das Unternehmen eröffnete bald eine zweite Fabrik in Italien, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen.

    Für die Produktion von Zubehör, das Lenco nicht ohne weiteres selbst herstellen konnte, ging das Unternehmen Partnerschaften mit entsprechend spezialisierten Unternehmen ein. Komet war Spezialist für Röhrenverstärker und unterstützte Lenco bei der Herstellung von Plattenspieler-Verstärker-Kombinationen. Ein anderer, vielleicht bekannterer Partner war Goldring, ein Spezialist für Tonabnehmer. Einige Lenco-Plattenspieler wurden mit dem Goldring-Logo vermarktet. Auf diese Weise konnte die weniger bekannte Marke Lenco aus der Schweiz vom etablierten Vertriebsnetz Goldrings profitieren, was es Lenco erleichterte, Kunden in aller Welt zu erreichen. Innerhalb weniger Jahre konnte Lenco Verkäufe in mehr als 80 Ländern erzielen.

    Leider verstarb Marie Laeng zu einem für das Unternehmen besonders schwierigen Zeitpunkt, nämlich während der Ölkrise im Jahr 1974. Sie war das Herz und die Seele des Unternehmens gewesen, und die Manufaktur wurde nun von mindestens zwei Seiten bedrängt: von der rückläufigen Weltwirtschaft und vom Verlust der Hauptmotivatorin. Ein dritter Schlag wurde durch den Zustrom billigerer Elektronik aus den aufstrebenden asiatischen Ländern verursacht, die sich als Gewinner der neuen preisgesteuerten Wirtschaft in Europa erwiesen. Die Lenco AG Burgdorf meldete 1977 Konkurs an. Die neu gegründete Lenco Audio AG übernahm die bestehenden Serviceverträge und vollendete die letzte Generation an Lenco Produkten.

    Der Lenco L75 Plattenspieler wurde ab den frühen 1970er Jahren gebaut und war für die Herausforderungen eines preisgetriebenen Marktes konzipiert. Er war gerade erschwinglich genug, um noch von Universitätsstudenten gekauft zu werden, und wurde mit der Absicht entwickelt, einer jungen Verbrauchergruppe audiophile Klangqualität ‘Made in Switzerland’ zu bieten. Trotz des leichten Rumpelns, das von der robusten Laufradkonstruktion herrührte, verfügte der holzverkleidete Lenco über einige willkommene Merkmale, wie zum Beispiel ein schwimmendes Gehäuse, einen neu überarbeiteten Tonarm mit sichtbarem Anti-Skating-Gewicht und vier Spielgeschwindigkeiten, die von 78 Umdrehungen pro Minute bis hinunter zu 16 RPM reichten. Als Zubehör gab es eine Stroboskopscheibe zur Feineinstellung der Geschwindigkeit, einen Schallplatten-Besen mit Halterung auf dem Deck und ein Plattengewicht zur Reduzierung von Vibrationen. Noch heute zählt der L75 zu den besten Plattenspielern, die jemals in Großserie hergestellt wurden. Vor allem audiophile Hörer schätzen den L75 sehr, wohl wissend, dass selbst der beachtliche Erfolg des L75 am Ende nicht ausreichte, um das angeschlagene Unternehmen vor dem Aus zu retten.

    < Tri-Ball Absorbers | Vinyl-Singles Puck >

    Technische Daten

    • Antrieb: vertikales Treibrad
    • Motor: 4-poliger Synchronmotor mit konischer Achse
    • Geschwindigkeiten: 78, 45, 33-⅓, 16-2/3
    • Gleichlaufschwankung: ±0,08% / ±0,4%
    • Rumpeln: 36 dB (ungewichtet); 60 dB (gewichtet)
    • Auflagefläche: 306 mm, 3,7 kg, Zink-Legierung
    • Tonarmlänge: 227 mm
    • Überhang: 17 mm (einstellbar)
    • Versatzwinkel: 23°12' (±0,8° max.)
    • Material: Aluminium-Rohr
    • Auflagegewicht Tonabnehmer: 0,5 g
    • Abmessungen: 445 x 335 x 150 mm
    • Gewicht: 10,5 kg
    • Herstellungsland: Schweiz, Italien
    • Baujahr(e): 1967 - 1985

  • Philips 22 GA 212 Electronic

    Philips 22 GA 212 Electronic

    Veröffentlicht: 19.5.2020

    Herstellungsdatum: 1972

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Turntables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Der von 1971 bis 1976 gebaute Philips 22 GA 212 Electronic gilt immer noch als einer der besten Philips-Plattenspieler aller Zeiten. Besser bekannt als Philips 212, hat das Gerät unter Vinyl-Fans und Vintage-Sammlern eine Art Kultstatus erreicht. Zu den wichtigsten Merkmalen gehören die schwimmende Aufhängung des Plattentellers und des Unterchassis, die tatsächlich einen ausgezeichneten Stoßschutz bieten, sowie kapazitive Tasten mit grüner Hintergrundbeleuchtung. Das hier gezeigte Gerät wurde 1972 gebaut und läuft mit etwas Wartung immer noch einwandfrei, ohne hörbare Geräusche von den Lagern oder dem Motor.

    Das schwimmend gelagerte Subchassis sorgt für einen niedrigen Rumpelwert, und der leichte Aluminiumteller funktioniert recht gut und stellt eine interessante Alternative zu dem üblichen Ansatz dar, dem Teller und dem Chassis mehr Masse zu verleihen. Die Abspielgeschwindigkeiten sind auf 30 und 45 RPM eingestellt und der Pitch kann für beide Geschwindigkeiten unabhängig eingestellt werden. Der Philips 212 war mit dem Philips-eigenen GP400-Tonabnehmer ausgestattet, der zwar langlebig, aber nur wenig an audiophile Bedürfnisse angepasst war. Das firmeneigene Upgrade war der GP401, der eine größere klangliche Genauigkeit und Detailtreue bot.

    Bei dem hier abgebildeten Gerät wurde der GP400 durch einen Audio-Technica at-VM 95 E Tonabnehmer ersetzt. Die Philips 22 GA 212 Headshell kann leicht entfernt werden, indem man sie zusammen mit der Verkabelung nach vorne aus der Tonarmhalterung herauszieht. Ein willkommenes Feature für Besitzer, die mehrere Tonabnehmer zur Hand haben möchten. Der moderne Audio-Technica Tonabnehmer übertrifft dabei sowohl den GP400 als auch den GP401 mit Leichtigkeit. Er bietet einen ehrlichen, gut detaillierten und üppigen Klang, vielleicht mit einem leicht rauen Charakter. Je nach Anwendungsfall gibt sicher bessere Tonabnehmer im Audio-Technica-Sortiment, die allesamt recht erschwinglich sind, aber in Anbetracht der begrenzten Einstellungs- und Kontrollmöglichkeiten des leichten Philips-Tonarms ist das VM 95 E sicherlich eine risikofreie Wahl. Der ursprüngliche 5-polige DIN-Stecker wurde bei diesem Gerät durch Neutrik-Cinch/RCA-Anschlüsse ersetzt und die Verkabelung entsprechend optimiert.

    Technische Daten

    • Geschwindigkeiten: 33 und 45 UPM
    • Automatische Geschwindigkeitskontrolle: internes Strobelicht
    • Manuelle Geschwindigkeitsanpassung: +/-3%
    • Rauschabstand: < -62 dB (DIN B)
    • Gleichlaufschwankungen: <0,1%
    • Tonarmlänge (Achse zu Nadel): 221 mm
    • Tonabnehmer: Super M 400
    • Optionale Einbauvorstufe: GH 905
    • Nennspannung: 240 V AC schaltbar, 5 W, 50 Hz
    • Abmessungen: 39 cm x 14 cm x 34 cm
    • Gewicht: 7 kg
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Herstellungsjahr(e): 1972 - 1975

  • Sansui SR-525

    Sansui SR-525

    Veröffentlicht: 2.2.2021

    Herstellungsdatum: 1976

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Turntables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Nach dem Verkauf unserer Tannoy DC6t-Lautsprecher an einen audiophilen Gefährten in Norddeutschland hatte ich wieder etwas Geld übrig, das ich für Entdeckungen ausgeben konnte. Auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten für unsere HiFi-Anlage beschloss ich, dass eine Aufrüstung des Plattenspielers unserer Hauptanlage viel bringen würde. Unser Philips GA 212 lieferte zwar immer noch eine solide Leistung, aber sein Tonarm und sein Chassis hatten einige Einschränkungen, was die Aufrüstung von Tonabnehmern usw. anging. Um Vinyl noch besser klingen zu lassen, war es höchste Zeit, auf ein anspruchsvolleres Konzept umzusteigen.

    Ich durchforstete das Internet nach Vintage-Angeboten und bat Freunde um Vorschläge. Zur Auswahl standen die typischen Marken Dual, Thorens, Denon, Technics und Micro Seiki, die alle auf ihre Weise bekannte Klassiker anbieten, aber keines der erschwinglichen Modelle sah für mich attraktiv aus, bis ich auf einen unwahrscheinlichen Konkurrenten in der oberen Mittelklasse stieß: den Sansui SR-525 DD. Der SR-525 basiert auf einem ähnlichen Chassis und Tonarmdesign wie der riemengetriebene Plattenspieler SR-323 von Sansui, bietet aber einige bedeutende Upgrades, wie z. B. den leisesten Direktantriebsmotor seiner Zeit und eine Quarz-Drehzahlregelung mit eingebautem Stroboskoplicht. Die Technologie war auf dem neuesten Stand der Technik, insbesondere für ein Gerät aus dem Jahr 1976, und ich habe nur Lob über diesen Player gelesen.

    Das ist im Grunde auch keine Überraschung, denn bei Sansui hatte Qualität Geschichte. Die Sansui Electric Company wurde 1947 von Kosaku Kikuchi in Tokio, Japan, gegründet. Wie viele seiner Zeitgenossen (David Hafler, etc.) begann Kosaku seine Karriere in der Industrie mit der Herstellung von Transformatoren und einfachen Radio-Komponenten, bis er feststellte, dass die Schwankungen in der Qualität der Bauteile es den Herstellern schwer machten, gleichbleibend hochwertige Geräte zu bauen. Kosaku beschloss daher, dass Sansui der Produktqualität Vorrang vor den Herstellungskosten geben sollte. Später, als Sansui sich auf komplexere Produkte spezialisierte, erwies sich diese Ausrichtung auf Qualität als vorteilhaft für den Ruf der Marke.

    Im Jahr 1954 stellte Sansui Vorverstärker und Verstärker her, die sowohl als Bausätze für den Selbstbau als auch als fertige Produkte verkauft wurden. Obwohl die ersten Geräte auf Monoröhren-Konstruktionen basierten, wurden 1958 Stereo-Röhrensysteme eingeführt. Mitte der 60er Jahre hatten Sansuis interne und externe Designentscheidungen dem Unternehmen einen soliden Ruf für qualitativ hochwertige Audioprodukte eingebracht. Zu dieser Zeit begann das Unternehmen mit der Produktion seiner kultigen, schwarzgesichtigen Verstärker der AU-Serie. Darunter befanden sich viele Geräte, die durchaus als "High End" eingestuft werden können und bis heute bei Audio-Enthusiasten sehr begehrt sind. Seinen ersten Plattenspieler stellte das Unternehmen 1967 her, ganze neun Jahre bevor der SR-525 auf den Markt kam.

    Ich fand unseren SR-525 bei einem Vintage HiFi-Händler in Mannheim, der sich “Goldladen" nannte. Und obwohl ich sicherlich für meinen Einkauf bei einem richtigen Händler einen kleinen Aufpreis zahlen musste, gefiel mir der Gedanke, dass ich dorthin fahren und das Gerät inspizieren konnte, bevor ich es kaufte. Als ich im Geschäft ankam, fand ich den Sansui in einem absolut neuwertigen Zustand vor. Bei angehobenem Plattenteller war nicht zu erkennen, ob der Motor jemals gelaufen war, und auch die Abdeckung wies kaum Kratzer auf. Wenn man vor dem SR-525 steht, gibt es nur sehr wenig in seinem Design, seiner Haptik und seinem Gefühl, das ihn als Vintage-Player ausweist. In seiner Schlichtheit und dunkelgrauen Lackierung erinnert er eher an die Player um die Jahrtausendwende. Das einzige, was ihn verrät, sind vielleicht die klobigen Gummifüße, auf denen er steht. Aber sie sorgen nunmal effektiv dafür, dass die Platte nicht springt.

    Der Tonarm ist eine ausgeklügelte Konstruktion mit einem aufgehängten Anti-Skating Gewicht und einem zusätzlichen seitlichen Gewicht, das Resonanzen in Schach hält. Seine S-Form stellt sicher, dass der Winkel der Abtastnadel über den größten Teil der Plattenoberfläche nahezu perfekt ist. Mit einem Gesamtgewicht von fast 10 kg bietet der Sansui auch eine solide Basis, um Vibrationen jeglicher Art zu absorbieren. Mit seinem ursprünglichen deutschen Verkaufspreis von 865,00 DM war er fast 200 DM teurer als der riemengetriebene Philips, und das merkt man auch. Weitere Modelle der SR-Serie waren der riemengetriebene 323, der ähnliche, aber holzverkleidete, 626 und der höherwertige 929.

    Haben Sie persönliche Erfahrungen mit Sansui-Plattenspielern? Bitte teilen Sie uns Ihre Gedanken in den Kommentaren mit. Ihre Meinung ist uns sehr wichtig.

    Technische Daten

    • Typ: Manueller Plattenspieler mit Direktantrieb
    • Plattenteller: 310 mm, Aluminium-Druckgusslegierung, 1,4 kg
    • Motor: 20-polig, 30 Schlitze DC bürstenlos
    • Geschwindigkeiten: 33 und 45 RPM, servogesteuert
    • Gleichlaufschwankungen: < 0,03% WRMS
    • Rauschabstand: > 64dB
    • Rumpeln: > 72dB
    • Tonarm: statisch ausgeglichen, s-förmig, resonanzfrei, höhenverstellbar
    • Effektive Länge: 220mm
    • Überhang: 17,5mm
    • Gewicht des Tonabnehmers: 4 bis 11g
    • Abmessungen: 46,9 x 15,0 x 37,5cm
    • Gewicht: 9,5kg
    • Jahr(e): 1976 - 1978

    Gekauft bei:

    www.goldladen-mannheim.de
    Laurentiusstraße 26
    68167 Mannheim
    Tel.: 0151 241 643 55


  • Technics SL-1310

    Technics SL-1310

    Veröffentlicht: 25.4.2021

    Herstellungsdatum: 1975

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Turntables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Nach der überragenden Leistung unseres Sansui SR-525-Direktantriebs-Plattenspielers von 1977 begann ich, das Internet nach weiteren Direktantriebs-Plattenspielern aus den 70er Jahren zu durchsuchen. Und da Technics das Konzept des Direktantriebs erfunden hatte, war ich neugierig zu erfahren, wie sich ihre Plattenspieler mit dem beeindruckenden Standard unseres Sansui messen konnten. In den 1970er und 80er Jahren hatten sich Technics-Plattenspieler den Ruf erworben, in Sachen Plattenspieler-Technologie führend zu sein. Technics führte nicht nur den Direktantrieb ein, bei dem die Motorwelle selbst als Achse des Plattentellers dient, sondern war auch einer der ersten Hersteller, der den hochentwickelten S-förmigen Tonarm auf den Massenmarkt brachte. Daher beschloss ich, dass ein Technics-Deck ein würdiger Kandidat für eine Untersuchung sein würde.

    Der kultigste Plattenspieler der Marke ist wohl der SL-1200. Meines Wissens ist er auch der am längsten produzierte Plattenspieler der Welt. Er kam im Oktober 1972 auf den Markt, nur einen Monat nachdem ich geboren wurde, und wurde bis 2010 produziert. Nach einer sechsjährigen Pause während der Vinyl-Krise wurde die Produktion dann 2016 wieder aufgenommen. Obwohl der SL-1200 in erster Linie als High-Fidelity-Plattenspieler für Endverbraucher gedacht war, wurde er dank seiner hervorragenden Verarbeitungsqualität und seines drehmomentstarken Motors sofort ein Erfolg bei Radiosendern und Diskjockeys in Clubs. Bis heute wurden mehr als 3 Millionen Exemplare dieses Players verkauft. Und wenn man bedenkt, dass er nun wieder in Produktion ist, zählen wir immer noch weiter. Vielleicht ist es daher keine Überraschung, dass ein SL-1210 Plattenspieler im Londoner Wissenschaftsmuseum ausgestellt ist, als eine der technischen Ikonen, die unsere moderne Welt geprägt haben.

    Da so viel über den SL-1200 gesagt und geschrieben worden war, waren auch die Preise für gebrauchte Exemplare zum Zeitpunkt meiner Suche recht hoch. Das galt selbst für Exemplare, die in relativ schlechtem Zustand und durch Clubs etc. geschleift worden waren. Ungeachtet des Zustands schien allein der Name des Herstellers einen höheren Preis zu rechtfertigen. Ich beschloss daher, mich nach Technics-Plattenspielern umzusehen, die ein ähnlich anspruchsvolles Design boten, aber vom Mainstream weniger beachtet wurden. Bald fand ich heraus, dass der Technics 1310 viel von der gleichen Technologie wie sein berühmter Bruder bot, allerdings zu einem weitaus niedrigeren Preis. Und da dieser hauptsächlich in heimischer Umgebung verwendet wurde, war die Wahrscheinlichkeit, dass er zuvor von Club zu Club geschleppt worden war, eher gering. Mir schien, dass die Hauptunterschiede zwischen den beiden Plattenspielern in ihrer Fähigkeit lagen, Chassisresonanzen zu absorbieren, die exakte Geschwindigkeit bei physischer Krafteinwirkung auf den Plattenteller beizubehalten, und in der Belastbarkeit der unteren Wanne. In all diesen Disziplinen hatte der SL-1200 eindeutig die Oberhand.

    Und dennoch kann man den SL-1310 mit Fug und Recht als audiophilen Plattenspieler bezeichnen, auch wenn er nicht dafür gebaut wurde, als professioneller DJ oder Radioplayer herumgetragen zu werden. Für die von mir beabsichtigte Verwendung in unserer häuslichen Umgebung bot der SL-1310 alle relevanten Funktionen, ohne das hohe Preisschild seines robusteren Geschwisters. Ich begann, meine Suche auf den SL-1310 einzugrenzen und stellte fest, dass rissige untere Chassis-Wannen eher die Regel als die Ausnahme waren. Es schien mir, dass das kombinierte Gewicht des oberen Aluminiumgehäuses und des Plattentellers einfach zu viel Gewicht für das untere Kunststoffchassis war, besonders wenn der Technics unvorsichtig bewegt wurde. Andere Exemplare hatten hässliche Kratzer entlang der Vorderseite oder wiesen Verfärbungen des Gehäuses auf, wo sie häufig berührt wurden. Bei einigen fehlten Staubschutzdeckel oder diese waren gebrochen, die Mechanik war defekt, oder es fehlte einfach der Tonabnehmer oder die Nadel. Positiv ist zu vermerken, dass die meisten dieser Symptome relativ leicht zu erkennen waren. Ich beschloss daher, mich auf SL-1310 zu konzentrieren, die optisch intakt waren, und dann dafür zu sorgen, dass die Funktionalität wiederhergestellt wurde.

    Das Exemplar, das ich schließlich kaufte, schien beides zu bieten. Das Gehäuse und die Abdeckung waren in ausgezeichnetem Zustand mit nur einem winzigen Haarkratzer auf der Vorderseite. Er war immer noch mit dem originalen Shure M75 Tonabnehmer und der ED-Nadel ausgestattet, ein klares Zeichen dafür, dass dieser Player nicht viel benutzt worden war. Das untere Kunststoffgehäuse war nicht beschädigt. Der Preis war immer noch relativ hoch, wenn man bedenkt, dass der Player fast ein halbes Jahrhundert alt war, aber ich beschloss, bei meinem Besuch beim Besitzer offen zu sein. Wenn der Zustand wie beschrieben war, war der höhere Preis vielleicht gerechtfertigt.

    Als ich ankam, fand ich den Player im Keller aufgestellt. Er war an die Stromversorgung angeschlossen, aber ohne Audiosignalanschluss. Ich wurde darüber informiert, dass der Besitzer alle seine ursprünglichen HiFi-Komponenten verkauft hatte und auf bequemere Bluetooth-Geräte umgestiegen war. Der SL-1310 war das letzte Überbleibsel aus den glorreichen Tagen seiner HiFi-Anlage. Und obwohl er sich daran erinnerte, dass sein Plattenspieler in funktionstüchtigem Zustand war, als er ihn vor sieben Jahren weggestellt hatte, stellten wir fest, dass viele der ursprünglichen Funktionen nicht mehr intakt waren. Das automatische Cueing traf nicht den Anfang der Platte. Stattdessen landete die Nadel irgendwo zwischen den Liedern, unabhängig von der Einstellung des Plattendurchmessers. Es gelang uns, die Geschwindigkeit für 33 U/min korrekt einzustellen, aber beim Versuch, die Plattengeschwindigkeit für 45 U/min zu stabilisieren, schlugen alle Versuche fehl. Etwas verwirrt von der Anzahl der Probleme, schätzten wir den Preis für die Reparatur, und er bot an, diese Kosten vom Angebotspreis abzuziehen. Unter diesen Umständen war ich gerne bereit, dem Geschäft zuzustimmen.

    Als ich den Technics zu Hause anschloss, stellte ich fest, dass der linke Audiokanal des Players nach ein paar Minuten Spielzeit ausfiel. Es gelang mir, ihn wieder einzuschalten, indem ich das Cinch-Kabel wieder anschloss, aber kurz darauf fiel der linke Kanal erneut aus. Im Gegensatz zu unserem Sansui SR-525 waren alle Technics-Plattenspieler dieser Zeit mit nicht abnehmbaren Cinch/RCA-Verbindungen ausgestattet, was es schwierig machte, das Kontaktproblem des linken Kanals zu lokalisieren, und was auch ein Hindernis für die Verbesserung der klanglichen Fähigkeiten des Players darstellte. Ich erstellte daher eine Liste aller Mängel und fügte hinzu, dass hochwertige Cinch/RCA-Buchsen installiert werden sollten. Glücklicherweise hatte unser erfahrener Audiotechniker für solche Angelegenheiten immer etwas Zeit, und ich fuhr am nächsten Tag zu einem Besuch vorbei.

    Was die Produktinnovation betrifft, so führte der SL-1310 das Konzept des Direktantriebs noch einen Schritt weiter als die ursprünglichen Designs. Während bei den meisten Plattenspielern der damaligen Zeit, einschließlich des Sansui, die großen Motoren zentral unter dem Plattenteller saßen, was eine gewisse Mindesthöhe erforderte, diente bei der überarbeiteten Technics-Konstruktion der Plattenteller selbst als Rotor und das Chassis des Players als Stator. Dadurch konnte der Plattenspieler eine niedrigere Silhouette haben, weniger Teile verwenden, weniger Wärme abführen, den Stromverbrauch auf weniger als 0,1 Watt senken und Resonanzen verringern. Die Geschwindigkeitsgenauigkeit war damals mit nur 0,1 % Abweichung über 30 Minuten Spielzeit klassenführend. Es wird oft behauptet, dass die Schneidemaschinen für Platten der damaligen Zeit weniger genau waren als dieser Technicsantrieb. Aufgrund des langsam drehenden Motors wurden Rumpelgeräusche meist außerhalb des relevanten Frequenzbandes, nämlich zwischen 20 und 35 Hz, festgestellt. Die beiden gemessenen Spitzenwerte liegen bei etwa 22 und 34 Hz. Und natürlich zeigte der ikonische Technics-Teller einen breiten, konischen Rand mit Strobe-Markierungen für 33-1/3 und 45 U/min-Synchronisation bei 50 oder 60 Hz, also insgesamt vier gepunktete Linien.

    Wie sich herausstellte, litt unser SL-1310 vor allem unter Korrosion an den Schaltern, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte. Dies wurde höchstwahrscheinlich durch Feuchtigkeit begünstigt, während er im Keller gelagert wurde. Wir entdeckten, dass die meisten Schalter zur Wartung auseinandergenommen werden konnten. Nur einer von ihnen, der Schalter zur Einstellung der Plattengröße, war nicht mehr zu reparieren und musste ersetzt werden. Zwei Löcher wurden in die Rückseite des Plattenspielers gebohrt, um die neuen Cinch-/RCA-Buchsen aufzunehmen. Dieser Schritt ermöglichte es mir, meine eigenen Verbindungskabel mit diesem Gerät zu verwenden - eine scheinbar kleine Verbesserung, die sich jedoch erheblich auf den Klang auswirkt. Es stellte sich heraus, dass der fehlerhafte linke Kanal durch einen Wackelkontakt im Shure-Tonabnehmer selbst verursacht wurde. Wir beschlossen, den betreffenden Stift mit einem Lötkolben zu erhitzen, bis wir ihn ein paar Millimeter in das Tonabnehmergehäuse drücken konnten. Der Trick funktionierte, und beide Kanäle spielten wieder Musik.

    Zu Hause schloss ich den Technics SL-1310 an unser Bürosystem an und war sehr zufrieden mit seiner Leistung und der Handhabung. Ich stellte den 'Memo-Repeat'-Regler auf 'drei (3)' und der Plattenteller begann sich leise zu drehen. Dann zog ich den Hebel nach unten in die Position "Start". Der Player reagierte, indem er den Tonarm sanft anhob und ihn am Anfang des ersten Titels absetzte. Ich bemerkte, dass die Nadel vielleicht etwas sanfter hätte aufgesetzt werden können. Der kleine Knall, den sie beim Ausetzen erzeugte, hielt sich aber noch in Grenzen. Der Shure M75 Tonabnehmer mit elliptischer Abtastnadel war damals ein guter Mittelklasse-Tonabnehmer und konnte nicht mit dem Shure V15 mithalten, der standardmäßig in deutschen High End Dual-Plattenspielern zu finden war. Das M75 ED lieferte jedoch in typischer Shure-Manier einen warmen und zarten Klang mit langem Abklingverhalten. Es hatte vielleicht nicht den Bass-Slam des Shure 6S, aber es spielte präzise und liebenswert. Es schien mir, dass ein Upgrade auf den V15-Tonabnehmer, vielleicht mit einer Jico-Ersatznadel, eine willkommene, aber kostspielige Alternative für einen späteren Zeitpunkt wäre.

    Der Technics SL-1310 selbst könnte sicherlich eine zusätzliche Entkopplung des Chassis vertragen. Von Anfang an fiel mir auf, dass jede Berührung des Racks einen ähnlichen Knalleffekt hatte wie die Berührung eines Mikrofons. Dieser Effekt verschwand vollständig, nachdem ich den Technics auf vier Oehlbach-Isolationspads gestellt hatte. Da der Player mit seinem Aluminiumteller und dem Aluminiumtopchassis recht schwer ist, blieb er trotz der Weichheit der Pads erstaunlich stabil. Zu den Eigenschaften, die ich an diesem Player am meisten schätze, gehören seine automatischen Funktionen, die es mir ersparen, in den kleinen Raum unter der Dachschräge zu kriechen, wo unsere Anlage steht, und seine lebensechte dreidimensionale Darstellung der Musik. In Verbindung mit unserer Hafler XL-280-Endstufe und den Tannoy-Lautsprechern wird ein tiefes holografisches Bild der Bühne direkt vor mir in den Raum projiziert. Gar nicht schlecht, vor allem für ein Deck, das fast ein halbes Jahrhundert alt ist.

    Technische Daten

    • Typ: vollautomatischer Plattenspieler mit Direktantrieb

    • Plattenteller: 312 mm Aluminium-Druckguss

    • Geschwindigkeiten: 33 und 45 U/min

    • Motor: Ultra-Low-Speed, bürstenloser DC-Motor

    • Leistungsaufnahme des Motors: < 0,1 Watt

    • Gleichlaufschwankung: < 0,03% WRMS

    • Rumpeln: - 70 dB

    • Tonarm: S-förmig, röhrenförmig, 4-poliger Anschluss

    • Wirksame Länge: 230 mm

    • Effektive Masse: 23g (inkl. 6g Tonabnehmer)

    • Einstellung der Abtastkraft: 0,25 bis 3g in 0,1g Schritten

    • Gewichtsbereich der Patrone: 4,5 - 9g

    • Abmessungen: (B) 430 mm x (H) 130 mm x (T) 375 mm

    • Leistungsaufnahme: 8,0 Watt

    • Stromversorgung: AC 110 - 240V, 50/60 Hz

    • Gewicht: 9,4 kg

    • Jahr(e): 1975 - 1977


    Musik by Cara live music
  • Thorens TD320

    Thorens TD320

    Veröffentlicht: 10.3.2022

    Herstellungsdatum: 1986

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Turntables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Viele Jahre lang stand der Thorens DT 320 an der Spitze meiner Liste der begehrtesten erschwinglichen Plattenspieler, da er bereits einige audiophile Merkmale aufwies, die erst viel später ihren Weg in moderne "High-End"-Designs finden sollten. Als er 1984 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war der TD 320 das Spitzenmodell der Thorens 300er-Serie und galt auch allgemein als Spitzenmodell. Die frühen Modelle waren mit dem Tonarm TP16 MK-III ausgestattet. Später wurde dieser durch den MK-IV-Tonarm abgelöst, der auch bei dem hier gezeigten Modell zum Einsatz kam. Damit fällt unser Exemplar in die Modelljahre von 1986 bis 1988. Die 300er-Serie war eine der erfolgreichsten Modellreihen von Thorens und wurde später um einige neue und überarbeitete Versionen erweitert: TD 325, TD 2001 und den TD 3001.

    Der TD 320 verfügte über ein an 3-Punkt-Blattfedern aufgehängtes Subchassis, das den Tonarm und Plattenteller von den Vibrationen des Motors getrennt hielt. Die Verwendung von Blattfedern erwies sich im Vergleich zu früheren Spiralfederkonstruktionen als vorteilhaft, da sie das Wackeln auf der horizontalen Achse begrenzten. Um die Auswirkungen der Schwingungen des Transformators zu eliminieren, wurde der TD 320 mit einem separaten Netzteil ausgestattet. Obwohl das Original-Netzteil von Thorens einfach in den Netzstecker eingebaut war, gehörte die Aufrüstung des Netzteils gleichsam zu den ersten und praktikabelsten Tuningmöglichkeiten für den TD 320. Das hier gezeigte Netzteil wurde von dem französischen Audiovertrieb 'Audiophonics' verkauft. Es ist linear und rauscharm aufgebaut und verfügt über spezielle EMI- und RFI-Filter. Sein Ausgang ist auf 1,25 A und 16 V ausgelegt. Durch die Unterbringung des Netzteils auf einem separaten Regalbrett werden Vibrationen des Netzteils vom Musiksignal effektiv eliminiert.

    Der Thorens TP16 MK-IV Tonarm verfügt über einstellbare horizontale und vertikale Lager, um das Spiel des Tonarms auf ein Minimum zu reduzieren. Die schwarze Staubschutzkappe auf der Oberseite des Zapfens konnte abgenommen werden, um einen einfachen Zugang zum oberen Lager zu ermöglichen. Im Gegensatz zu vielen seiner ausländischen Zeitgenossen war der MK-IV-Tonarm mit einem festen Headshell ausgestattet, das nicht einfach ausgetauscht werden konnte. Seine starre Hülse wurde auf das Aluminiumrohr des Tonarms geflanscht und mit einer einzigen Schraube befestigt. Der vertikale Abtastwinkel (VTA) der Tonabnehmer-Nadel-Kombination konnte durch Lösen der Schraube und Drehen des Headshells in die richtige Position gebracht werden. Dieses simplistische System wies jedoch einige Mängel auf. Zum einen konnte sich das Verdrehen der Headshell auf dem Tonarm negativ oder sogar schädlich auf die empfindlichen Tonarmlager auswirken. Zweitens konnte das regelmäßige Lösen des Arms aus der Thorens-typisch zu fest sitzenden Tonarmklemme die VTA-Einstellung negativ beeinflussen. Und drittens führte das Anziehen der Headshell-Schraube fast zwangsläufig dazu, dass sich der vertikale Abtastwinkel erneut in unvorhersehbarer Weise veränderte. Andererseits konnte der schnörkellose Anti-Skating-Mechanismus des Arms auch bequem über eine einzige Schraube eingestellt werden. Dieser beeinflusste die Position der Dauermagnete und funktionierte eigentlich ganz gut.

    Als ich unseren TD 320 von einem privaten Verkäufer im Taunus bei Frankfurt abholte, war er in einem denkbar schlechten Zustand. Das Holzfurnier hatte einen Großteil seines Glanzes verloren, die Staubschutzhaube war stark verkratzt. Die 3-Punkt-Aufhängung hatte sich auf der Innenseite gelöst, und der Plattenteller stand schief und schabte bei jeder Umdrehung über den Sockel. Der Antriebsriemen war lose und musste ersetzt werden, und der gelbe Original-Tonabnehmer der Marke Linn (OEM von Audio Technica) hatte eine stark abgenutzte Nadel. Ich stellte den Thorens auf den Rücksitz unseres Autos und fragte mich, wie viel Zeit und Mühe es kosten würde, diesen einst großartigen Plattenspieler wieder in seinem ursprünglichen Glanz erstrahlen zu lassen.

    Ich kaufte einen neuen Antriebsriemen von Thakker.eu, reparierte und justierte die 3-Punkt-Aufhängung, bis sie das Tonarm-Brett wieder in der richtigen Höhe und Ebene hielt. Ich benutzte Möbelpolitur, um den ursprünglichen Holzglanz des Sockels wiederherzustellen. Nach einem kurzen Intermezzo mit einem Sumiko Olympia-Tonabnehmer (den ich schließlich frustriert an Thakker zurückschickte), habe ich unseren Audio Technica VM95 ML-Tonabnehmer installiert - mit einem sehr positiven Ergebnis. Da sowohl der Sumiko als auch der Audio Technica Tonabnehmer einen niedrigeren Korpus als der Originaltonabnehmer hatten, musste ich auch die Tonarmhöhe anpassen, damit der Arm während der Wiedergabe auf gleicher Höhe mit der Schallplatte ist. Ich ersetzte das Original-Netzteil durch das von Audiophonics und entfernte die Original-Filzpolster unter dem Sockel, um sie durch höhenverstellbare Kupferspikes zu ersetzen. Entschlossen, die Staubschutzhaube zu restaurieren, zeigte ich sie meinem Freund Thomas, der ein Experte für Karosserie- und Lackierarbeiten ist. Er bot mir an, sie abzuschleifen und zu polieren. Als er sie mir eine Woche später zurückgab, sah die zerkratzte alte Abdeckung aus, als käme sie frisch vom Händler.

    Die Musikwiedergabe mit dem TD 320 und einem Audio Technica VM95 ML Tonabnehmer ergab einen warmen, ausgewogenen und natürlichen Klang. Die Hintergrundgeräusche waren gering, und die Kanaltrennung war hervorragend. Es herrschte ein Gefühl von eleganter Zartheit, eingebettet in glaubwürdige Tonalität und exzellenten musikalischen Fluss. Das VM95 ML war ein hervorragender Tracker und arbeitete gut mit dem TP16 MK-IV Tonarm zusammen. Das Sumiko hingegen wirkte eher basslastig und weniger kultiviert mit ständigen Verzerrungen und Zischlauten, vor allem in den inneren Rillen von Schallplatten, was auch der Grund dafür war, dass ich es zurückschickte. Ich fand, dass sich der TD 320 in Kombination mit dem Audio Technica VM95 ML für klassische Musik und Jazz eignete und für all diejenigen, die einen entspannten und einfühlsamen Klang und nicht so sehr die direkte Attacke suchen. Es war vielleicht nicht die fesselndste Kombination, und ich habe mich manchmal gefragt, wie ein lauterer und ungestümer Ortofon 2M Bronze-Tonabnehmer in der Gesamtbilanz abschneiden würde.

    Der TD 320 weist noch einige Konstruktionsmängel auf, denen ich mich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt annehmen werde. Ein Blick unter die Haube zeigte zum Beispiel, dass die Audiosignale tatsächlich parallel zu einem Teil der Leistungs- und Schaltelektronik liefen, ein Umstand, den ich für mehr Dynamik und Transparenz zu ändern gedenke. Hinzu kam die fragwürdige Qualität der auf dem Plattenspieler vorinstallierten Verbindungskabel. Möglicherweise könnte man ein besseres Ergebnis erzielen, wenn man auf ein silbernes Solid-Core Kabel aus unserer bewährten HBS-Serie umsteigen würde. Sowohl der Plattenteller als auch der Sockelboden könnten von zusätzlichen Dämpfungsmatten profitieren. Das Subchassis könnte neu justiert werden, um die Verwendung eines zusätzlichen Plattengewichts zu ermöglichen, usw. Vorerst war ich jedoch sehr glücklich, einer der Legenden in der Welt des Plattenspieler-Designs neues Leben eingehaucht zu haben. Mir war klar, dass man mit dem TD 320 viel mehr Spaß haben konnte, als mit einem der schnittigen und modernen direkt angetriebenen Decks aus Japan. Allerdings war der Thorens im täglichen Umgang etwas komplizierter und schrie förmlich: Vorsicht, mit Bedacht behandeln!

    Thorens Unternehmensgeschichte

    Thorens wurde 1883 in der Stadt Sainte-Croix in der Schweiz gegründet. Ähnlich wie die deutsche Dual begann Thorens als Spezialist für Uhrwerke, bevor die Manufaktur ab 1903 Phonographen produzierte. Die ersten Plattenspieler des Unternehmens stammen bereits aus dem Jahr 1928. Damit ist Thorens einer der ältesten existierenden Hersteller von Plattenspielern weltweit.

    In den 1950er und 1960er Jahren produzierte Thorens eine Reihe von anspruchsvollen Plattenspielern für den privaten und professionellen Gebrauch, die bis heute als audiophile High-End-Geräte gelten. Der TD150 MK II wurde von 1965 bis 1972 für den privaten Markt produziert, und der schwer ausgeführte TD 124 war bei Audiophilen und Tonstudios gleichermaßen beliebt. Er wurde von 1957 bis 1965 hergestellt.

    Nach dem Konkurs von Thorens im Jahr 1999 übernahm die neu gegründete "Suisse Thorens Export Company" die Thorens-Aktiva und führte die Produktion und den Vertrieb von Thorens-Plattenspielern unter der Leitung von Heinz Roher fort. Im Mai 2018 übernahm Gunter Kürten das Unternehmen und verlegte den Sitz nach Bergisch Gladbach in Deutschland. Zu den aktuellen Modellen gehören der TD 124 DD, der TD 1500 mit TP 150 Tonarm und SME Headshell sowie der ähnlich ausgestattete TD 403 DD.

    Technische Daten

    • Antriebsart: einstufiger Riemenantrieb
    • Motor: 16-poliger Synchronmotor, 16V
    • Geschwindigkeit des Plattentellers: 33 und 45 U/min
    • Drehzahlregelung: 2-Phasen-Generator
    • Plattenteller: 3,1 kg, 300 mm, Zinklegierung, dynamisch ausgewuchtet
    • Gleichlaufschwankungen: 0.035%
    • Rumpeln: > 72 dB
    • Tonarm: TP16 MK IV
    • Länge des Tonarms: 232 mm
    • Drehpunkt zu Spindel: 215,6 mm
    • Effektive Masse: 12,5 g
    • Überhang: 16,4 mm
    • Offset-Winkel: 23 Grad
    • Abmessungen: 440 mm x 350 mm x 170 mm
    • Gewicht: 11 kg (plus Netzteil)
    • Netzgerät: Audiophonics LPSU25 (China)
    • Versorgungstyp: 25 VA, linear geregelt, EMI RFI-Filter
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Jahr(e): 1986-1988

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Phono Preamps

  • Dynavox TPR-2

    Dynavox TPR-2

    Veröffentlicht: 15.12.2024

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    [Test läuft. Ausführliche Besprechung folgt.]

    Technische Daten

    • Typ: Phonovorstufe + Klangaufbereitung (Röhre)
    • Besonderheiten: Lautstärkeregelung, Phonoanpassung
    • Röhrenbestückung: 1 x 12AU7 (ECC82)
    • Eingänge: 1x Phono (MM/MC) + 1x Line (Cinch/RCA)
    • Verstärkung: MM 40 dB / MC 60 dB / Line 12 dB
    • Eingangswiderstand (MM): 47 kOhm
    • Eingangswiderstand (MC): 100 Ohm
    • Eingangswiderstand (Line): 20 kOhm
    • Ausgang: 1x Line (Cinch/RCA)
    • Ausgangswiderstand: 7 kOhm
    • Frequenzgang: Line 20 Hz - 20.000 Hz (±0,2 dB)
    • Rauschabstand (MM): -68 dB
    • Rauschabstand (MC): -70 dB
    • Rauschabstand (Line): -76 dB
    • Betriebsspannung: 230V AC / 50 Hz
    • Gehäusevarianten: silber / schwarz
    • Maße: 148 mm x 178 mm x 80 mm
    • Farbe: schwarz/silber
    • Gewicht: 2,5 kg
    • Baujahr(e): 2007 -

Radioempfänger

Radioempfänger

Manche Leute werden behaupten, dass die Zeit der analogen Radiotuner vorbei ist und dass es bessere Möglichkeiten gibt, Signale zu empfangen und in Klang zu verwandeln. Doch trotz vieler Ankündigungen, dass das analoge Radio aus dem öffentlichen Rundfunk verschwinden wird, ist das analoge Radio immer noch eher die Norm als die Ausnahme. Das mag an der großen Reichweite des Signals in abgelegenen Gebieten liegen, die noch nicht vom digitalen Netz abgedeckt sind, es mag an der Anzahl der noch vorhandenen analogen Radios liegen, und es mag auch eine seltsame Form von Nostalgie sein.

Wie dem auch sei, man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die Befürworter des analogen Rundfunks, die aufgrund seiner klanglichen Fähigkeiten daran hängen, nur wenige sind, auch wenn sie hier vielleicht ein berechtigtes Argument haben, das wichtiger sein dürfte als die anderen. In klaren Nächten hat der analoge Klang immer noch seinen sanften und besonderen Charme, einfach deshalb, weil er nicht ins Digitale übersetzt wird. Und deshalb gibt es ein Element der süßen Liebkosung für die Ohren, das mehr ist als bloße Romantik, weil es eine Sehnsucht befriedigt, die in der Tat sehr menschlich ist.

  • Nikko FAM 600

    Nikko FAM 600

    Veröffentlicht: 20.5.2020

    Herstellungsdatum: 1975

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Tuners

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Nikko Audio war eine Abteilung des japanischen Elektronikunternehmens Nikko Electric Industry Co, das 1933 in Kanagawa gegründet wurde. Die Audiokomponenten des Unternehmens erlangten schnell einen guten Ruf, doch die Marke erreichte nur eine begrenzte Verbreitung, und während eines allgemeinen Marktrückgangs in den 90er Jahren musste die Nikko-Audio Abteilung wieder geschlossen werden.

    Die Geschichte des Unternehmens Nikko Audio liest sich wie eine Achterbahnfahrt zwischen einem echten Interesse an qualitativ hochwertigen Produkten und einem unerklärlichen Misserfolg beim Versuch, diese weltweit zu verkaufen. Das ursprüngliche "Nikko Electric Works" wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Entwickler, Hersteller und Installateur von Kommunikationstechnik und elektrischen Geräten in Japan neu gegründet. In jenen frühen Jahren stellte Nikko hauptsächlich Sicherungen für die japanische Staatsbahn her - bis die Tochter des Chefs einen jungen audiophilen Burschen heiratete, der angeblich "goldene Ohren" hatte und seinen Schwiegervater überredete, eine Reihe von HiFi-Produkten auf den Markt zu bringen, was in den späten 1960er Jahren begann. Der Schwiegersohn verstand zwar etwas von gutem Klang, interessierte sich aber nur am Rande für die Vermarktung seiner Produkte, so dass er zunächst Geräte entwickelte, die zwar sehr gut, aber auch sehr teuer und damit schwer zu verkaufen waren.

    Da die Audio-Division in den 1970er Jahren kaum noch Erträge erwirtschaftete, war Nikko gezwungen, seine Strategie zu überdenken und sich in verschiedene ausländische Tochtergesellschaften auszugliedern. Die Produktpalette wurde gestrafft, und die meisten der frühen High-End-Geräte wurden zugunsten von preiswerteren und daher besser vermarktbaren Geräten entfernt. Obwohl die Produktqualität mit der Konkurrenz mühelos mithalten konnte, blieben die Umsätze aus, was vor allem an ihrem zu konservativen Erscheinungsbild lag. Im Gegensatz zu Sony oder anderen großen Namen mit ihren gebürsteten Aluminiumfronten konnten (oder wollten) die Nikko-Designer diesem Trend nicht folgen und hatten es daher schwer, sich auf dem Markt zu behaupten.

    Eine spätere Umstrukturierung der Produktpalette sah die Einführung von Kompaktgeräten im unteren und mittleren Preissegment vor. Unter anderem mit diesen Produkten trat Nikko auch in den deutschen Markt ein; sie wurden über verschiedene Importeure eingeführt und dann vorzugsweise über Kaufhausketten oder den Versandhandel (also das Low-Cost-Segment) verkauft. Schon bald waren der Name und die noch relativ unbekannten, aber zu großer Form auflaufenden Produkte wieder verschwunden, und das Unternehmen stellte nach dem allgemeinen Markteinbruch nach der Asiengrippe Ende der 90er Jahre seine Tätigkeit endgültig ein.

    Der hier gezeigte Tuner FAM 600 ist von elegantem Design, nicht nur äußerlich, sondern auch in Bezug auf die Einfachheit des Innenlebens. Er war bereits mit Ausgängen für die quadrophonische Nutzung ausgestattet (die große Idee zu dieser Zeit) und fühlt sich durch die Wahl der Materialien gut an. Die High-End-Herkunft des Unternehmens ist bei diesem Gerät immer noch zu spüren. Obwohl es bessere Tuner in den höheren Preisklassen z.B. von Sansui gibt, bietet dieses Gerät eine großartige Möglichkeit, analoges Radio von seiner besten Seite zu erleben. Wie analoge Hörer bestätigen werden, gibt es Radiowetter - und dann gibt es diese anderen Zeiten, in denen etwas im Universum einfach nicht stimmt. In guten Hörnächten hat das analoge Erlebnis, wenn alles richtig gemacht wird, die ganze Magie, die wir brauchen, um uns immer wieder zu verlieren.

    Technische Daten

    • Hersteller: Nikko Electric Manufacturing Co. Ltd. in Tokio
    • Produkteinführung: 1975
    • Kategorie: Stereo-Rundfunkempfänger, Tuner nach WW2
    • Hauptprinzip: Superheterodyn
    • Gehäuse: Kupfergehäuse, gebürstete Aluminiumfront, Holzgehäuse
    • Abmessungen: 380 x 130 x 300 mm
    • Gewicht: 5kg

    Bildbeschreibung:

    Von der oberen Mitte aus im Uhrzeigersinn gehend erkennt man die Rückseite des Bedienfeldes, den Transformator und darunter die Platine des optimierten Netzteils. Die 5-polige DIN-Buchse befindet sich in der unteren rechten Ecke, ungünstigerweise direkt über dem Netzkabel. Die Antenneneingänge befinden sich in der unteren linken Ecke und darüber liegt die Hauptplatine des Tuners. Der große Drehkondensator des Tuners befindet sich oben links auf der Platine. Ein Kupfer-Sandwichboden schützt die Unterseite der Platine vor elektrischen Einstreuungen, wobei die gesamte interne Verdrahtung unsichtbar bleibt.


CD-Spieler

CD-Spieler

Die CD bietet Musikgenuss in guter Qualität in einem kompakten digitalen Format. Sie bietet eine Abtastrate von 44,1kHz bei einer Tiefe von 16 Bit pro Sample. Die Parameter wurden so gewählt, dass sie den gesamten Bereich des menschlichen Gehörs von 20Hz bis 20kHz abdecken. Obwohl dies ausreichen sollte, um die meisten musikalischen Informationen in Bits und Bytes wiederzugeben, werden CDs in jüngster Zeit häufig durch Downsampling und/oder Bitratenreduzierung erzeugt - z. B. wenn die Masterdatei mit einer Abtastrate von 192 kHz und einer Tiefe von 24 Bit aufgenommen wurde, wie es bei Jazz und klassischer Musik üblich ist. Seitdem wurden Versuche unternommen, die Abtastrate und die Bittiefe in Formaten wie SACD und BlueRay Audio zu erhöhen, aber diese scheiterten an einem Markt, der dem Bereich der hochwertigen Audiodateien bereits zugunsten von Komfort-Audiodateien wie MP3 und Musikabrufdiensten den Rücken gekehrt hatte.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Verkäufe von Vinyl-Schallplatten kürzlich, erstmals seit einem Vierteljahrhundert, wieder die von CDs überholt haben. Angesichts der Tatsache, dass audiophile Hörer in Scharen zu den modernen hochauflösenden Streaming-Diensten strömen, ist der Besitz von Schallplatten zu einem seltenen Privileg geworden, das am besten durch das akribische Ritual des Abspielens und Aufbewahrens von Schallplatten zelebriert wird. Dennoch kann man mit CD-Playern immer noch jede Menge Spaß haben, denn es gibt mehr Möglichkeiten, sie einzustellen und ihnen ein audiophiles Erlebnis zu entlocken, als man auf den ersten Blick vermuten mag.

Um möglichst viele Nutzungsmöglichkeiten zu haben, sollten Sie darauf achten, dass Ihr CD-Player neben dem üblichen Toslink-Anschluss auch über einen digitalen Koax-Ausgang verfügt und natürlich auch über einen Cinch-/RCA-Anschluss.

  • Denon DCD 1500 II

    Denon DCD 1500 II

    Veröffentlicht: 12.4.2021

    Herstellungsdatum: 1986

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Nachdem ich nun schon einige Zeit den kleineren Bruder, einen Denon DCD-1420 besitze, offenbarte ein Blick unter dessen Haube größere Platzierungsmarkierungen um die kleinen Kondensatoren herum, die die Abmessungen größerer Bauteile andeuteten, die beim "echten", nämlich dem größeren DCD-1500-Gerät verwendet wurden. Und obwohl der DCD-1420 auch nach vier Jahrzehnten ein zuverlässiger Mittelklasse-Player blieb, habe ich mich des Öfteren gefragt, was ich wohl hätte erleben dürfen, wenn ich stattdessen das voll ausgestattete Gerät gekauft hätte.

    Als Luigi mir dann zwei CD-Player zeigte und mich fragte, welchen von beiden ich kaufen würde, tendierte ich deshalb stark zum Denon DCD-1500 II. Die Fotos, die wir sahen, zeigten ihn in gutem gebrauchten Zustand, aber sie waren alles andere als beeindruckend. Sowohl die Größe als auch das Design des Denon ließen nicht auf seine außergewöhnliche Verarbeitungsqualität und internen Vorzüge schließen. Für mich sah er einfach aus wie ein weiterer CD-Player. Dieser Eindruck änderte sich, als ich Luigi besuchte und den Player mit eingeschaltetem Display in einem richtigen HiFi-Rack stehen sah. Obwohl sich seine Größe nicht verändert hatte und sein Design immer noch ein Understatement war, strahlte er jetzt eine aufgeräumte Ernsthaftigkeit aus, die mich sofort neugierig machte. Das war ganz sicher auf einem anderen Niveau als mein 1420er.

    Luigi spielte mir ein paar Songs auf dem Denon DCD-1500 II vor, bevor er auf Vinyl umstieg. Normalerweise schätze ich den Übergang von digital zu analog, aber ich merkte, dass ich ein wenig traurig war, den 1500 schon so schnell nicht mehr hören zu können. Vielleicht lag das daran, dass das aufgeräumte Aussehen des Players auch in der Musik wunderbar präsent war. Der Player klang zwar keineswegs spektakulär, aber die Musik hatte einfach diesen Hauch von Verlässlichkeit, der sie für meine Ohren liebenswert machte. Ich hatte sofort das Vertrauen, dass dieser Player angenehm klingen würde. Das Fehlen dieser Qualität ist oft ein Problem bei CD-Playern; wenn audiophile Geräte als analog oder warm klingend bezeichnet werden, ist damit eigentlich eher deren klangliche Verlässlichkeit als das große Spektakel gemeint.

    Luigi schlug mir vor, den Denon mit nach Hause zu nehmen, ihn weiter zu erforschen und vielleicht einen Bericht darüber zu schreiben, wozu ich gerne bereit war. Als ich in Begriff war zu gehen und den Denon aus dem Regal hob, war ich von seinem Gewicht überrascht. Einen Moment lang fühlte er sich an, als wäre er an die Bretter geklebt worden. Dieser Aspekt des Players ist so gut versteckt, dass er mich überraschte, obwohl ich in der Anzeige ja gelesen hatte, dass er fast 10 kg wiegt. Bei einem größeren und höherwertigen Verstärker hätte mich das Gewicht nicht überrascht, aber bei einem japanischen Standardgerät für den Endverbraucher war ich durchaus positiv überrascht.

    Als ich nach Hause kam, stellte ich den Denon auf unseren Konferenztisch und öffnete das Gehäuse, um unter die Haube zu schauen. Während die obere Abdeckung aus dem gleichen gebogenen Metall bestand, wie es bei heutigen Geräten üblich ist, fand ich auf der Innenseite der Abdeckung eine 4 mm dicke Bleiplatte aufgeklebt. Dieses trug sicherlich dazu bei, die typischen Laufwerks- und Chassisresonanzen in Schach zu halten und erhöht außerdem die Widerstandsfähigkeit des Geräts gegenüber von außen kommenden Vibrationen. Ich vermute, dass jeder eine Bleitafel unter die Abdeckung seines CD-Players kleben könnte, um den gleichen Effekt zu erzielen, aber wenn ich an meinen DCD-1420 denke, sehe ich, wie sinnlos das wäre, wenn man bedenkt, dass er nicht einmal aus Denons Full-Size-Bauteilen hergestellt wurde.

    Bei der ersten Inbetriebnahme des DCD-1500 II in unserem Rack fiel mir auf, dass einige der Tasten auf der Vorderseite tatsächlich aus Metall sind. Das hat einige Vorteile, wenn es um die Haltbarkeit geht. Bei unserem silbernen 1420 zum Beispiel haben einige der häufiger benutzten Tasten bereits ihren Silberglanz verloren. Das war beim 1500er nicht der Fall. Wie viele andere Denon-Player verfügt auch der 1500 über einen festen und einen variablen Ausgang, was in manchen Fällen sehr praktisch sein kann. Für den Hörtest habe ich den festen Ausgang verwendet, um den Klang nicht unnötig zu verstärken. Das CD-Laufwerk ist von hervorragender Qualität, und die Schublade lässt sich prompt und schnell öffnen.

    In unserem Wohnzimmer musste der 1500 mit dem 16 Jahre jüngeren und 3,7 kg leichten Rega Planet 2000 CD-Player konkurrieren, der unsere tägliche Wahl für das Abspielen von CDs war. Bei beiden Geräten wurde ein neuartiges, speziell für eiaudio.de angefertigtes, nicht vollständig eingelaufenes Silber-Solid-Core mit KLE Innovations Silbersteckern verwendet. Das hieß auch, dass sich die Basswiedergabe nach zwei Wochen Spielzeit noch nicht vollständig entwickelt hatte. Da dies zu diesem Zeitpunkt unser bestes Verbindungskabel war, beschloss ich, trotz dieses kleinen Fehlers bei diesem Kabel zu bleiben. Der gespielte Song war "No Moon at All" von Diana Krall's 'Turn up the Quiet' Album.

    Die Rega kam zuerst und spielte diesen Song mit realistischer Dimension und Tonalität. Ich fand, dass das Timing manchmal besser hätte sein können, und der Player zeigte eine leichte Tendenz, die Musik zu schleppen, aber insgesamt war es eine akkurate Darstellung mit viel Wärme, musikalischem Detail, Größe und natürlichem Raum um die Instrumente herum. Der DCD-1500 II kam als nächstes und spielte im Vergleich dazu etwas dunkler und voller, mit einem auffallenden dreidimensionalen Reichtum in Diana Kralls Stimme. Die Stimme von Diana Krall wurde nicht ganz so detailliert wiedergegeben, aber das Timing war präziser und hatte etwas mehr Drive und Konsistenz. Der Denon wirkte etwas kontrollierter und trockener, einzelne Töne wurden früher gestoppt. Der Rega wirkte im Vergleich dazu weniger vorhersehbar, konnte mehr Nuancen der Platte wiedergeben, wirkte fruchtiger und ließ der Musik mehr Raum zur Entfaltung.

    Beide Player klangen sehr angenehm, sind hervorragende Begleiter für ausgedehnte nächtliche Hörsessions und bekannt für ihren warmen und analogen Klang. Der Denon ist sicherlich der mechanisch ausgereiftere Player, während der Rega mit moderner DAC-Schaltung, detaillierterer Darstellung und viel musikalischem Charme punkten kann. Wenn man bedenkt, dass der Rega einen Vorsprung von 16 Jahren gegenüber dem Denon hat, ist der DCD-1500 II in der Tat ein sehr guter und lohnenswerter CD-Spieler. Die Verarbeitungsqualität, die Haptik, die allgemeine Benutzerfreundlichkeit und die ausgezeichnete Fernbedienung positionieren ihn weit vor der heutigen Konkurrenz im mittleren Marktsegment.

    Testumgebung: Denon DCD-1500 II (über HBPS Reinsilber-Solid-Core-Verbindungen an) DB Systems DB1 Vorverstärker; (über Audiocrast OCC und Silber-Verbindungen an) B&K ST140 Endverstärker; (über Belden 9497 Lautsprecherkabel in Bi-Wiring an) Martin Logan SL3 elektrostatische Lautsprecher

    Technische Daten

    • Digitaler Wandler: 2 x PCM54HP-K
    • CD-Laufwerk: KSS-121A / KSS-123A
    • Frequenzgang: 5 Hz bis 20 kHz
    • Dynamischer Bereich: 96 dB
    • Signal-Rauschabstand: 103 dB
    • Kanaltrennung: 100 dB
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.0025%
    • Leistungsaufnahme: 17 W
    • Line-Ausgang: 2 V
    • Extras: Fernbedienung, variabler Line-Ausgang
    • Abmessungen: 434 x 89 x 350 mm
    • Gewicht: 9 kg
    • Herstellungsland: Japan
    • Baujahr: 1986

  • Denon DCD-1420

    Denon DCD-1420

    Veröffentlicht: 29.5.2020

    Herstellungsdatum: 1988

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Frederick Whitney Horn, ein amerikanischer Unternehmer, gründete 1910 die Nippon Denki Onkyo Kabushikigaisha, eine Tochtergesellschaft der Japanese Recorders Corp. Noch vor den Plattenspielern waren Zylinder-Rekorder weit verbreitet, und Denki Onkyo produzierte sowohl die Medien als auch die Abspielgeräte dafür. Nach Fusionen mit anderen Unternehmen wurde der Name zu DEN-ON und später zu Denon verkürzt. Das Unternehmen war neben Philips und Sony ein Vorreiter in der Entwicklung der Digitaltechnik und hat sich als Hersteller von professionellen Studiogeräten sowie von HiFi-Produkten für den Privatkundenmarkt einen Namen gemacht.

    Die Erfolgsbilanz von Denon bei der Entwicklung neuer Ideen für die Musikwiedergabe ist beachtlich. Im Jahr 1939 stellte Denon den ersten (analogen) Plattenrecorder für die Rundfunkindustrie her. Im Jahr 1951 spielte das Unternehmen eine wichtige Rolle beim Verkauf der ersten Langspielplatten an die japanische Bevölkerung. Zwei Jahre später brachte Denon eine gut angenommene Reihe von Tonbandgeräten für die Rundfunkindustrie auf den Markt. Die ersten HiFi-Komponenten von Denon kamen 1971 auf den Markt. Dazu gehörten Plattenspieler, Verstärker, Tuner und Lautsprecher. Im Jahr 1999 produzierte Denon in Zusammenarbeit mit Dolby Laboratories das weltweit erste THX-EX-Heimkinosystem. Im Laufe der Jahre hat Denon viele Preise für seine herausragenden Leistungen in der Branche gewonnen. Aktuelle Trends sind Mehrkanal- und drahtlose Mehrraumsysteme mit bis zu 13 Kanälen. Obwohl das Unternehmen auch einige herausragende High-End-Komponenten hergestellt hat, war das Hauptgeschäft immer zwischen der professionellen Produktlinie und den HiFi-Produkten für den breiteren Verbrauchermarkt aufgeteilt.

    Einige von Denons herausragenden Consumer- bis High-End-Produkten waren, neben vielen anderen, der TU 400 Stereo-Tuner (1977), der recht eigenartige zweifarbige PMA 850 Verstärker (1977), der DCD-1800 CD-Player (1985), die für damalige Verhältnisse enormen POA-S1 Mono-Endstufen (1996) und der Denon DL-103R Shibata-Tonabnehmer für Vinyl-Fans. Der hier gezeigte DCD-1420 ist nicht in der Denon Hall of Fame aufgeführt, denn schon damals gab es den noch hochwertigeren (10 kg) DCD-1520 CD-Spieler mit besseren Spezifikationen. Trotz seines Nicht-Kultstatus habe ich mich entschlossen, ihn hier aufzuführen, da er ein wirklich großartiger Player ist, mit dem man seine Erkundungen im Audiobereich beginnen kann. Er ist gut konstruiert, relativ leicht zu reparieren, fast alle Teile für das Laserlaufwerk sind noch zu haben, und die Benutzerfreundlichkeit ist einfach hervorragend. Ich finde es toll, dass die Wiedergabe automatisch beginnt, wenn ich ihn einschalte, und dass ich mit den Zifferntasten am Gerät direkt zum Titel springen kann, auch wenn ich die Fernbedienung nicht zur Hand habe. Das große Display ist dimmbar und inhaltlich anpassbar, was für nächtliche Sessions sehr nützlich ist.

    Über den internen DAC des Players ist der Klang detailliert und eher raffiniert, aber er fühlt sich etwas leicht an und hat nicht die Ausdauer und tonale Ausgewogenheit von Geräten höherer Preisklassen. Da der DCD-1420 über einen digitalen Koaxialanschluss verfügt, kann man einen externen DAC anschließen, und hier beginnt der Spaß. Das Aufstellen des Geräts auf einem Sockel mit Absorbern und das Anbringen einer Ferritklemme am Netzkabel im Inneren des Geräts sowie an der Außenseite haben erheblich zur Musikalität der Kombination aus Player und DAC beigetragen. Ich bin vielleicht ein wenig voreingenommen, da ich im Laufe der Jahre drei dieser Player besessen habe und gehe aufgrund der hohen Qualität davon aus, dass sie alle noch einwandfrei spielen.

    Technische Daten

    • Digitaler Wandler: 2 x PCM54HP
    • CD-Mechanismus: KSS-150A / KSS-210A
    • Frequenzgang: 2Hz bis 20kHz
    • Dynamischer Bereich: 97dB
    • Signal-Rausch-Verhältnis: 108dB
    • Kanaltrennung: 102dB
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.003%
    • Line-Ausgang: 2V
    • Digitale Ausgänge: koaxial, optisch
    • Abmessungen: 434 x 135 x 310mm
    • Gewicht: 6,3 kg
    • Herstellungsland: Japan
    • Baujahr(e): 1988 - 1990

  • Denon DCD-660

    Denon DCD-660

    Veröffentlicht: 28.1.2023

    Herstellungsdatum: 1991

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Seit den Anfängen der Compact Disk durch ein Joint Venture von Sony und Philips im Jahr 1982 gab es durchaus einige herausragende CD-Player-Konstruktionen. Der Meridian MCD von 1985 zum Beispiel, der das Gehäuse eines Philips CD 100 als Grundlage nahm und es in Bezug auf die Ausgangsstufe und die Fehlerkorrektur komplett überarbeitete, ähnlich wie die deutschen Roman Gross-Modifikationen, die viel später kamen. Cambridge debütierte 1986 mit dem CD1, der bereits über eine DAC-Einheit mit eigenem Gehäuse verfügte. Arcam, Naim und Quad folgten schon bald danach, alle mit hervorragenden Geräten. In jüngerer Zeit waren es Cyrus und Chord, die das Fachpublikum begeisterten, und dies war nur eine Liste der britischen Hersteller von CD-Playern. Allerdings kosteten diese Geräte alle eine ordentliche Stange Geld und blieben für viele Hörer, außer die ganz hartgesottenen Enthusiasten, unerschwinglich. 

    Das eigentliche Brot- und Buttergeschäft der Branche waren relativ bald schon preisgünstigere Geräte, wie der Denon DCD-660, um den es in diesem Bericht gehen soll. Während der Cambridge CD 1 vielleicht neue Maßstäbe setzte, was mit dem Medium möglich war, beeinflusste der Denon DCD-660, was für die Haushalte der Durchschnittsverbraucher tatsächlich zugänglich war. Der Denon beantwortet die Frage, wie viele und welche Qualität von Teilen es brauchte, um die Bedürfnisse der Verbraucher auf einem praktikablen Niveau zu befriedigen. Und da der DCD-660 meiner Tochter von ihrer kürzlich verstorbenen Großtante vererbt wurde, wollte ich die Gelegenheit nutzen, seine Fähigkeiten für kurze Zeit zu erkunden, bevor ich ihn dann in ihrem Zimmer aufstellte. Das andere Gerät, das meine Tochter erhalten hatte, war ein Dual CV 1260 Class-A-Verstärker, mit dem ich sehr gerne hörte und den ich deshalb auch nur sehr ungern aus der Hand gab.

    Der CV 1260 war mit unseren Epicure 3.0-Lautsprechern über ein Paar steckerlose Belden 9497 Kabel im Single-Wiring verbunden. Ich verwendete unseren größeren und aufwändiger konstruierten Denon DCD 1420 als Benchmark und Diana Kralls Album All for You als Musikmaterial für meine neuen akustischen Erkundungen. Dieses Album klang auf dem DCD 1420 wirklich sehr befriedigend, und ich konnte nicht sagen, dass ich irgendetwas in der Musik vermisst hätte. Dies war an sich schon eine überraschende Erkenntnis, angesichts des relativ kleinen Dual-Verstärkers, der die großen Epicure Standlautsprecher antreiben musste. Andererseits ließen die 44 Watt Ruhestrom auf der Seite des Dual darauf schließen, dass er über eine ausreichende Menge an Class-A-Verstärkung verfügte, wie auch sein Name vermuten ließ.

    Als ich die Lade des DCD-660 zum ersten Mal öffnete, bemerkte ich, dass diese Schwierigkeiten hatte, die ersten 1-2 Zentimeter ihres Weges zu überwinden. Ich unterstützte den Vorgang, indem ich sie vorsichtig mit den Fingern herauszog. Ich wiederholte die Prozedur ein paar Mal und stellte fest, dass es jedes Mal besser funktionierte. Wenn CD-Spieler lange Zeit unbenutzt blieben, konnten die Gummiriemen, die den Lademechanismus antrieben, manchmal dauerhaft die ovale Form annehmen, in der sie zuletzt geruht hatten. Hätte sich die Schublade nicht durch die manuelle Unterstützung erholt, hätte ich den Riemen wohl wechseln müssen, was je nach Modell mehr oder weniger schwierig werden konnte. Positiv zu vermerken war, dass die DCD-1420-Fernbedienung auch mit dem kleineren DCD-660 funktionierte.

    Direkt nach dem Einschalten klang der elegant aussehende Denon noch etwas rau und körnig, dieser Effekt ließ jedoch nach, als das Gerät auf Betriebstemperatur kam. Vielleicht war auch dies ein Hinweis darauf, dass dieses Gerät über einen längeren Zeitraum unbenutzt im Regal gestanden hatte. Mir ist aufgefallen, dass die Tonalität zwischen den beiden Denon-Playern identisch war. Ich hätte gerne das LCD-Display über die Fernbedienung ausgeschaltet, um einen besonders sauberen Klang zu erzielen, aber ich musste feststellen, dass diese Funktion beim DCD-660 fehlte. Das resultierende Klangbild war daher nicht ganz so sauber, obwohl ich das Gefühl hatte, dass der größere Player mit eingeschaltetem Display noch unschärfer klang und daher auch mehr von dieser Funktion profitierte. Im direkten Vergleich wirkte die Wiedergabe ultra-tiefer Bässe beim DCD 1420 etwas fulminanter, jedoch nicht so ausgeprägt, dass mich dessen Mangel groß gestört hätte.

    Die Systemintegration war beim DCD-660 nicht besonders gut ausgebaut. Ihm fehlten die separaten, variablen Cinch/RCA-Ausgangsbuchsen seines größeren Bruders, er hatte keinen digitalen S/PDIF-Ausgang, um einen externen DAC anzuschließen, und es fehlte auch ein optischer Ausgang für die Integration in Systeme mit kritischen Erdpotentialen. Da diese Kriterien für mich im Laufe der Jahre zunehmend wichtiger geworden waren, hätte ich mich selbst nicht für den DCD-660 entschieden. Wer aber ohnehin ausschließlich den direkten Cinch/RCA-Ausgang nutzte, bekam einen durchaus erwachsen klingenden CD-Player mit natürlicher Tonalität und passablem Klangbild. Und da das Ausschalten des Displays für eine schärfere Abbildung der Klangbühne ohnehin nur in audiophilen Kreisen üblich zu sein scheint, hätten die meisten Besitzer des DCD-660 allen Grund gehabt, glücklich und stolz auf ihr neu erworbenes Gerät zu sein.

    Technische Daten

    • Digitaler Wandler: PCM61P
    • CD-Mechanismus: KSS-210A
    • Frequenzgang: 2 Hz - 20.000 Hz
    • Dynamikumfang: 95 dB
    • Signal-Rausch-Verhältnis: < 103 dB
    • Kanaltrennung: < 99 dB
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.004%
    • Filter: 20 Bit / 8-faches Oversampling
    • Line-Ausgang: 2V (Cinch/RCA)
    • Variabler Line-Ausgang: keiner
    • Digitaler S/PDIF-Ausgang: keiner
    • Optischer Ausgang: keiner
    • Merkmale: 1/3-Kopfhörerbuchse, Lautstärkepoti
    • Zubehör: RC-226-Fernbedienung
    • Abmessungen: 434 x 105 x 280 mm
    • Gewicht: 3,8 kg
    • Land der Herstellung: Japan
    • Jahr: 1991

    crossXculture Business Language Training
  • Marantz CD-17

    Marantz CD-17

    Veröffentlicht: 22.5.2020

    Herstellungsdatum: 1995

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Saul Marantz baute sein erstes Audioprodukt, den "Consolette"-Vorverstärker, in Kew Gardens, New York. Obwohl die Marantz Corporation heute ihren Hauptsitz in Kanagawa, Japan hat, begann die Erfolgsgeschichte von Marantz in Amerika und erreichte ihren größten relativen Erfolg in den 1970er Jahren. Im Laufe seines Bestehens bildete das Unternehmen Joint Ventures und wechselte mehrfach den Besitzer. Mit dem Aufkommen der CD-Technologie in den 80er Jahren ging Marantz beispielsweise eine Partnerschaft mit Philips ein, um CD-Player unter der Marke Marantz herzustellen, die allgemein gut angenommen wurden. Die Eigentümerschaft ging erst 2001 auf Japan über, als Marantz Japan die Marke von Philips kaufte und sich im folgenden Jahr mit Denon zur D&M Holdings Inc. zusammenschloss. Nach 28 Jahren Partnerschaft verkaufte Philips im Jahr 2008 seine restlichen Anteile an Marantz, und die Holding ist heute im Besitz von Sound United LLC.

    Zu den bekanntesten Produkten des Unternehmens gehören die Marantz 2325- und 2600-Receiver, der CD63 und, allgemeiner, die Ken Ishiwata Signature-Produktserie, wie der Marantz PM-KI Ruby und der hier abgebildete Marantz CD17-KI. Als der DC17 Ende der 1990er Jahre auf den Markt kam, wurde er von der Audiowelt bereits sehr positiv aufgenommen. Mit detailreichen Höhen, einem klaren und vollen Mitteltonbereich und der Marantz-typischen Bass-Extension wurde der Klang als "analog" beschrieben und zog Vinylfans auf der ganzen Welt in seinen Bann. Der CD17 hatte jedoch noch einen weiteren Aspekt, der die Audiophilen beunruhigte: Er leitete auch den Abschied vom berühmten Philips-Schwenkarmlaser sowie von anderen früheren Markenmerkmalen, wie Druckguss-Chassis und Metall-Schublade, ein. Um die Jahrhundertwende waren die Verkäufe von hochpreisigen Audioprodukten rückläufig und kostenorientierte Entscheidungen wurden zur neuen Norm.

    Der CD17 mit der Handschrift von Ken Ishiwata aus dem Jahr 1997 ist der Versuch von Marantz, sich eine Welt vorzustellen, in der es noch keine Kostensenkungen gegeben hat. Der "Geld-ist-kein-Argument"-Ansatz bedeutete keine Rückkehr zum Schwenkarm-Laser oder zum Druckguss-Chassis, aber er führte einige interessante Merkmale ein, wie z. B. ein Upgrade der Laufwerkseinheit, eine vollständige Kupferabschirmung des Innenraums, einen Ringkerntransformator, Upgrades der Analogstufe, Verbesserungen bei der Störgeräuschunterdrückung usw. Das Ergebnis ist ein sehr leiser Player mit einer anspruchsvollen Klangbühne. Ähnlich wie beim äußeren Design des Geräts gibt es auch bei der Musik nicht viel Glanz oder Extravaganz, aber wenn Sie sich lieber streicheln als beeindrucken lassen, ist der Marantz CD17-KI keine schlechte Wahl.

    Technische Daten

    • Frequenzbereich: 5 Hz - 20 kHz
    • Dynamischer Bereich: > 98 dB
    • S/N-Verhältnis (WTD): > 103 dB
    • Kanaltrennung (1 kHz): >100 dB
    • Klirrfaktor (1 kHz): 0,0015 % Analoger Ausgang
    • Ausgangspegel (Cinch JACKS): 2,2 V RMS
    • Ausgangsimpedanz: 250 Ohm
    • Abmessungen: 458 mm x 83 mm x 313 mm
    • Gewicht: 7,8 kg
    • Herstellungsland: Japan
    • Baujahr(e): 1995 - 1098

  • Philips CD 104

    Philips CD 104

    Veröffentlicht: 9.2.2021

    Herstellungsdatum: 1984

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Auf den Philips CD 104 stieß ich zum ersten Mal in den frühen 1990er Jahren, als ein Schulfreund von mir einen gebrauchten CD-Player kaufen wollte und mich um Unterstützung bat. Da er ein "Philips-Mann" war, suchten wir in den Fachzeitschriften nach günstigen Angeboten dieser Firma und besuchten schließlich einen CD 104-Besitzer, um seinen Player anzuhören. Zu dieser Zeit war ich an das beruhigende bernsteinfarbene Leuchten und das schlichte, moderne Design der JVC-Player gewöhnt, und der Philips kam mir klein und besonders hässlich vor. Die Tasten wirkten seltsam deplatziert. Und dennoch - entgegen meinem Rat - kaufte mein Freund das Gerät und schien mit seinem Kauf sehr zufrieden zu sein. Der Player war damals 8 Jahre alt, und ich muss um die zwanzig gewesen sein.

    Damals wusste ich noch nicht, dass Philips neben Sony 1982 den CD-Player auf den Markt gebracht hatte und dass der CD 104 erst das zweite Modell des Unternehmens war. Und da mein Freund den Player selbst aus dem Haus getragen hatte, wusste ich auch nichts von den sieben Kilogramm Gewicht, die das kompakte Design so geschickt verbarg. Soweit ich sehen konnte, hatte mein Freund einfach zu viel für veralteten Schrott bezahlt. Umso erstaunter war ich, als ich bei einem audiophilen Kollegen einen ziemlich ramponiert aussehenden CD 104 auf einem CREACTIV HiFi-Rack stehen sah - und zwar als einzigen CD-Spieler zwischen einigen berühmten Plattenspielern und Verstärkern. "Wenn er gut gemacht ist, hat der 104 das Potenzial für Großartiges", meinte mein audiophiler Kollege. Ich war sehr skeptisch, um es mal milde auszudrücken. Das war im Jahr 2015, der Player war 31 Jahre alt, und ich war etwa dreiundvierzig.

    Ein paar Wochen nach meinem Besuch bei dem audiophilen Kollegen gab unser 5 Jahre alter Marantz SA 7003 CD-Player zum zweiten Mal den Geist auf. Beim ersten Mal war der Riemen ausgefallen, und diesmal hatte sich der Laser gesetzt und konnte keine Medien mehr lesen. Ich war wütend und beschloss, ihn als defekt zu verkaufen, wobei ich bereit war, einen heftigen Verlust von 500 EUR hinzunehmen. Für mich war der Marantz die Reparatur nicht wert, da sein Laufwerk von Anfang an ziemlich laut und die Servokorrektur ständig in Aktion war. Eine solch schlechte Qualität bei einer bekannten Marke zu erleben, zerstörte mein Vertrauen in die Errungenschaften des modernen HiFi. Wie war es möglich, dass ein mehr als 30 Jahre alter Player CDs völlig ohne Servo-Geräusche lesen und auf einzelne Titel schneller zugreifen konnte, als ein 2010er Super Audio Player der neuesten Generation? Wie konnte der alte Player viele Jahre lang ohne Service laufen, während das neue Gerät alle zweieinhalb Jahre kaputt zu gehen schien?

    Ich habe einige Nachforschungen über CD-Spieler angestellt und festgestellt, dass moderne Geräte, selbst High-End-Geräte, modular aufgebaut sind und über standardisierte und hoch integrierte Schaltkreise verfügen. Die Hersteller kaufen und kombinieren im Wesentlichen fertige Module, verpacken sie in ein einheitliches Gehäuse und stempeln ihren Namen auf die Geräte. Leider geschieht dies, ohne dass der Hersteller großen Einfluss auf die Qualität der Bauteile oder die klanglichen Fähigkeiten des Geräts hat. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass der Laser des defekten Marantz-Players von Pioneer gebaut wurde und dass viele Produkte, die diese Art von SACD-Laser verwenden, schon nach kurzer Zeit die gleichen Probleme haben. Man könnte sich fragen, welchen Sinn es macht, einen Marantz zu kaufen, wenn die wesentlichen Teile des Geräts von anderen Herstellern stammen und zum Versagen verurteilt sind? Erschwerend kommt hinzu, dass der modulare Aufbau oft bedeutet, dass Elemente wie Transport und Steuerung, D/A-Wandler, S/PDIF-Decoder, Taktgeber und vielleicht sogar die Ausgangsstufe in einem einzigen Modul zusammengefasst sind. Dieses Szenario lässt dem Hersteller nicht viel Spielraum, um einzugreifen, den Klang zu erweitern und zu verbessern.

    Als Philips in den späten 70er Jahren begann, den CD 104 zu bauen, war das noch ganz anders. Da die Technologie neu war, musste Philips die volle Kontrolle und Verantwortung über den gesamten Prozess übernehmen. Die neue Technologie musste sich erst noch bei kaufkräftigen Audiophilen bewähren. Für den Angebotspreis von über 2.000 DM und mit nur wenigen auf dem Markt erhältlichen Scheiben war der Vinyl-Schallplattenspieler klanglich immer noch kaum zu schlagen. Philips musste seiner neuen Schöpfung alle Liebe und Aufmerksamkeit schenken, die sie bekommen konnte. Der CD 104 hat ein Vollmetallgehäuse und enthält das von Philips selbst entwickelte CDM-1-Transportsystem. Dessen Basis ist eine gusseiserne Form, die einen ausgeklügelten Schwenkarmlaser mit sechs Rodenstock-Glaslinsen trägt. In Bezug auf die Musikalität gilt der CDM-1 als das beste Laufwerk, das jemals hergestellt wurde. Gemäß der audiophilen Regel "Garbage in = Garbage out" ist eine einwandfreie Wiedergabe des Quellmaterials die Grundlage für Musikalität.

    Während die Philips-Ingenieure alles, was sie über die Konstruktion von Laufwerken wussten, in ihre ersten Abspielgeräte einfließen ließen, lag der Schwerpunkt bei den späteren Geräten darauf, die Technologie für den Durchschnittsverbraucher zugänglicher zu machen, und das bedeutete, die Kosten zu senken. Eisen, Metall und Glas wurden durch Kunststoffe ersetzt. Und da Software und Elektronik in der Produktion billiger sind als Präzisionsoptik, korrigieren moderne CD-Spieler die Toleranzen einer mittelmäßigen Laufwerksoptik, indem sie ihre Servomotoren und die Fehlerkorrektur mit voller Leistung einsetzen. Da diese Funktionen ohnehin an Bord sind, können sie ja auch eine Aufgabe haben, oder nicht? Bevor die Kunden den Nachteil bemerken und bevor ihre Player an Übermüdung der Bauteile ausfallen, ist die Garantiezeit abgelaufen. Das erklärt, warum wir die Servomotoren unseres Marantz SA 7003 CD-Players von Anfang an deutlich hören konnten, und vielleicht auch, warum der Player nach knapp fünf Jahren bereits zum zweiten Mal versagte.

    Wenn sich die Schublade des Philips CD 104 öffnet, sind das Geräusch, die Geschwindigkeit und die Anmut ähnlich dem Öffnen eines Banktresors. Ich ertappe mich dabei, wie ich jedes Mal den Atem anhalte, in der Hoffnung, dass er noch einmal die volle Strecke zurücklegen wird, so wie er es vier Jahrzehnte lang pflichtbewusst getan hat. Das Abspielgerät, das Luigi uns zum Testen mitgebracht hat, wurde geschickt überarbeitet und aufgerüstet, um die physischen Vorzüge der achtziger Jahre mit den elektronischen Erkenntnissen von heute zu verbinden.

    Und obwohl wir nicht ganz sicher sein können, in welchem Umfang der Umbau vorgenommen wurde, gehören zu den typischen Verbesserungen: die volle Nutzung des CDM-1-Laufwerks und der beiden legendären Mono-Multi-Bit-DACs TDA1540 des Players durch Beseitigung des digitalen Oversamplings und des analogen Filters in der Ausgangsstufe sowie die Eliminierung von S/PDIF und Jitter und Korrektur der Kanalverzögerung. Weitere Upgrades umfassen den Austausch des analogen Ausgangsverstärkers von der ursprünglichen Version mit 35 Transistoren auf nur zwei hochwertige FETs pro Kanal, die Verbesserung der internen Abschirmung, der Verkabelung usw. Deutsche Modifikationen sind derzeit von Roman Groß 'New Perspectives on Sound' und von 'KR High End Laboratory' erhältlich.

    Äußerlich zeigt unser Gerät vergoldete Cinch-Buchsen anstelle der früheren festen Kabel und Stecker sowie eine dreipolige Netzbuchse, die den Anschluss eines höherwertigen Kabels ermöglicht. Der fertige Player übertrifft nicht nur seine ursprüngliche Ausstattung in Bezug auf die Klangleistung, sondern auch so gut wie alle heutigen Player in Bezug auf Tonalität, Nuancen, Klangbild und Musikalität. Falls der 14-Bit-DAC von voreiligen Kunden jemals als Handicap angesehen wurde, kann ich Ihnen versichern, dass überhaupt kein Handicap hörbar ist. Tatsächlich wurden die späteren Philips 16-Bit-DACs TDA1541 (korrigiert am 31.05.2021: siehe unten) in den High-End-Playern von Sony bis weit in die 1990er Jahre hinein verwendet, was viel darüber aussagt, was Sony von den Philips-DACs hielt.

    Obwohl ich anfangs recht skeptisch war, wurde mir schon nach wenigen Sekunden des Hörens klar, dass die Leistung dieses Vintage-Players weit über dem Niveau liegt, das ich von unserem Marantz CD-17, einer audiophilen Legende an sich, gewohnt war. Noch nie klang eine CD in unserem Haus so gut. Wenn der CD-17 von Marantz am besten als "analog" und "warm" beschrieben wird, weiß ich nicht einmal, wie ich der Modifikation des Philips CD 104 NOS einen besonderen Charakter zuschreiben soll, außer zu sagen, dass er ‘echt’ klingt.

    Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Artikels ist der Player 37 Jahre alt. Und gerade gestern Abend habe ich ihn meiner siebenjährigen Tochter gezeigt, und sie hat dabei zu einer Alin Coen-CD getanzt.

    Technische Daten

    • Digitaler Wandler: 2 x TDA1540P
    • CD-Transport: CDM-1
    • Frequenzgang: 20 Hz bis 20 kHz
    • Signal-Rausch-Verhältnis: 90 dB
    • Kanaltrennung: 86 dB
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.005 %
    • Line-Ausgang: 2 V
    • Abmessungen: 320 mm x 86 mm x 300mm
    • Gewicht: 7 kg
    • Baujahr: 1984

    NOS Umbau

    • Kein Oversampling
    • Kein analoger Filter
    • Kein S/PDIF-Format
    • Kein Jitter
    • Kanal-Synchronisation
    • FET-Ausgangsverstärker

  • Pioneer PD-S604

    Pioneer PD-S604

    Veröffentlicht: 13.4.2024

    Herstellungsdatum: 1995

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ich stieß auf unser Exemplar des preisgünstigen Pioneer CD-Players PD-S604 aus dem Jahr 1995, als ich nach einem erschwinglichen Ersatz für unseren bewährten Sony CDP-502ES Player suchte, bei dem die originale Lasereinheit zu versagen begann. Ersatzlaser für den 40 Jahre alten Sony wurden schon seit einiger Zeit nicht mehr hergestellt, und die mir bekannten Bezugsquellen hatten entweder ihre letzten Bestände bereits verkauft oder waren inzwischen unrentabel teuer geworden. Der Pioneer war technisch natürlich keineswegs auf demselben Stand wie der Sony, doch er hatte einen Zehnjahresvorsprung, was das allgemeine Verständnis von Lasertechnologie anging, und er wurde, wie der Sony, zu einer Zeit gebaut, zu der ordentlicher HiFi-Klang dem Kunden noch wichtig war. Der PD-S604 rangierte dabei zwischen dem niedrigeren PD-S504 und dem höherwertigen PD-S904 in Pioneers preissensiblen Consumersegment. Der PD-S604 war zwar nicht mit dem vollausgestatteten PD-S06 vergleichbar, der 1997 auf den Markt kam und etwa 10 kg wog, doch mit etwas mehr als drei Kilogramm bot er bereits einen Großteil derselben Technologie.

    Was mich an den Pioneer-Playern dieser Zeit reizte, war das patentierte Tellerlaufwerk, welches die CD in umgekehrter Position auf einem rotierenden Plattenteller festhält. In dieser Konstellation liest der Laser die CD von oben ab und findet dabei fortlaufend eine nahezu perfekte Fokusebene. Bei den meisten konkurrierenden Laufwerken flattert und eiert die CD systembedingt ein wenig, so dass ständige Fokus- und Fehlerkorrekturen durch den Lesemechanismus selbst und durch die Software erforderlich sind. Ein weiterer Vorteil der Positionierung des Lasers über der CD ist der viel bessere Staubschutz der optischen Linse. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Staubpartikel unter einem hängenden Laser ‘absetzen’, war jedenfalls geringer als bei einem Laser, der sich unter der Scheibe befindet. Nach dem alten HiFi-Prinzip: "Garbage in, garbage out." hängt die Qualität der Ausgabe stark von der Integrität der ersten Signale in der Kette ab. Nachdem ich meine Ohren jahrelang auf die Wahrnehmung von akustischen Veränderungen trainiert hatte, wurden mir die hörbaren Auswirkungen auf die Musik, kurz bevor ein Laser anfängt zu skippen, immer bewusster. Ein Dünnerwerden der Bässe und eine erhöhte Schärfe der Höhen gehören zu den offensichtlichsten Nebeneffekten.

    Es ist ein schmaler Grat zwischen bewusst wahrnehmbaren Störungen und der Art von unbewussten Störeinflüssen, die uns dazu bringen, ein Produkt als weniger angenehm zu empfinden, ohne dass uns die Gründe dafür klar werden. Der PD-S604 verspricht, solche Störungen auf mindestens zwei Ebenen zu eliminieren: Durch den oben beschriebenen Tellermechanismus und durch eine Upsampling-Funktion namens Legato Link. Der Red-Book-Standard der CD unterstützt 2-Kanal-Stereo mit 16 Bit und 44,1 kHz und ermöglicht Frequenzen bis zu 20.000 Hz. Während dies auch als das obere Ende des menschlichen Gehörs angesehen wird, endet das Klangspektrum natürlicher Musik nicht dort. Bei Vinyl-LPs können Plattenspieler durch die begrenzenden physikalischen Eigenschaften der Nadel höhere Frequenzen auf natürliche Weise auslaufen lassen. Bei CD-Playern hingegen wird das obere Spektrum mit Hilfe von Filtern abgeschnitten. Diese Art des Umgangs mit hohen Frequenzanteilen verleiht CDs einen schärferen und klanglich weniger angenehmen oberen Frequenzbereich. Dieser Umstand wird oft als einer der Gründe genannt, weshalb manch audiophile Hörer ihre Plattenspieler der CD vorziehen.

    Legato Link versprach einen feinfühligeren Umgang mit hohen Frequenzen, indem die fehlende ursprüngliche Wellenform mittels Spline-Interpolation neu berechnet wurde. Legato Link von Pioneer war einer der ersten digitalen Filter, der die Spline-Interpolation verwendete, um vermehrt Transienten-Informationen durchzulassen, was jedoch nicht ohne Nebeneffekte war und nicht selten auch unangenehme Modulationen bei höheren Frequenzen hinterlassen konnte. Bisweilen wurde berichtet, dass Legato Link bei gut aufgenommenen CDs seine Magie entfaltete; bei einigen Aufnahmen jedoch schien der Algorithmus ratlos zu sein und fügte Informationen hinzu, die eher einer Verzerrung als Musikmaterial ähnelten. Ich musste selbst herausfinden, wie sich diese Behauptungen in der Praxis bewahrheiten würden und kam zu dem Schluss, dass der PD-S604 das beste Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Produktreihe bot. Sowohl der PD-S904 als auch der PD-S06 verfügten über einen digitalen Cinch/RCA-Ausgang, den der PD-S604 nicht bieten konnte. Da ich den Player jedoch für sich selbst und ohne externen DAC hören wollte, konnte ich mit den vorhandenen Funktionen gut leben.

    Der ursprüngliche Besitzer des PD-S604 berichtete, dass er mit den Funktionen und dem Klang des Geräts ebenfalls stets mehr als zufrieden gewesen sei. Er sagte, dass dieses Gerät besser klang als alle anderen Player, die er seither besessen hatte, und dass der Grund für den Verkauf eher mit dem neuen, eleganten Audio-Rack der Familie zu tun hatte, das nur noch Platz für ein einziges kombiniertes CD/DVD-Gerät bot. Als ich eintraf, fand ich den Pioneer auf dem Esszimmertisch stehend mit einem älteren Kopfhörer zur Demonstration vor. Der daraus resultierende Klang war bestenfalls mittelmäßig, und so konnte ich lediglich testen, ob der Player grundsätzlich funktionsfähig war und beschloss, ihn zu Hause einer gründlicheren Prüfung zu unterziehen. Als ich das Haus des Verkäufers verließ, versprach ich ihm, dass ich seinen Player berühmt machen würde, indem ich ihn im eiaudio-Blog vorstelle, und ich lud ihn zu einem Besuch ein, falls er jemals in Marne sein sollte. Als ich an diesem Abend zuhause ankam, hörte ich mir unseren Sony CDP-502ES ein letztes Mal an und stellte dann den Pioneer an dessen Stelle auf. Ich würde mein Glück versuchen, den Sony noch einmal reparieren zu lassen, doch ich wusste auch, dass dies leicht einige Monate dauern könnte.

    Mit dem funktionalen, jedoch nicht gerade audiophilen Stromkabel am Netz ging der PD-S604 sofort in den Standby-Modus. Das war für mich eine willkommene Funktion, denn so konnte ich ihn per Fernbedienung aus dem Dornröschenschlaf erwecken. In der Tat waren CD-Spieler die einzigen Audiogeräte in meinen Anlagen, die den Luxus einer Fernsteuerung boten. OK, um echten Luxus zu bieten, hätte das Layout der Fernbedienung (CU-PD045) besser gestaltet sein können. Der Einschaltknopf, die Zifferntasten für die Titelauswahl und die Tasten für Play, Pause und Stop waren alle von gleicher Größe und in ein einheitliches Tastenraster integriert. Das machte die Bedienung in der Dunkelheit zu einem echten Albtraum. Und auch die Bedienelemente auf der Vorderseite des Players waren nicht ohne Tücken. Während die Zifferntasten den Start der Wiedergabe eines bestimmten Titels durchaus erleichterten, war die Anordnung der Bedienelemente auch hier ziemlich kontra-intuitiv. So befand sich die Stopptaste beispielsweise in einer anderen Reihe als die Tasten für Wiedergabe und Pause, die wiederum direkt neben der Taste zum Öffnen/Schließen der Schublade angeordnet waren. Ich fragte mich, wie oft dieser Player schon versehentlich geöffnet wurde, anstatt die Wiedergabe der CD zu stoppen.

    Bei einigen CD-Spielern, die eine gemeinsame Stromversorgung für den digitalen und den analogen Teil verwenden (z. B. Denon DCD-1420), führt das Ausschalten des Displays zu einem saubereren Klang, da ein Teil des digitalen Nebels entfernt wird. Wenn man das LCD-Display des PD-S604 ausschaltet, wird jedoch eine rote LCD-Anzeige eingeblendet, die besagt, dass das CD-Display derzeit ausgeschaltet ist. Es überrascht daher vielleicht nicht, dass ich keinen akustischen Vorteil beim Ausschalten des Displays feststellen konnte. Eine weitere Besonderheit ist sicherlich, dass der motorgetriebene Kopfhörer-Lautstärkeregler auch die variable Line-Ausgangslautstärke beeinflusst. Beim audiophilen Hören versuchen wir in der Regel, die Anzahl der Regler im Signalweg zu reduzieren und bevorzugen deshalb meist den festen Line-Ausgang. Benutzer, die die variable Option bevorzugen, könnten es jedoch als lästig empfinden, die beiden Funktionen miteinander verbunden vorzufinden. Der Kopfhörerverstärker selbst ist etwas schwach und wird eher mit niederohmigen Kopfhörern für Laptops oder andere tragbare Geräte anständig klingen. Audiophile 300 Ohm Kopfhörer würden diesen Verstärker sicher schnell an seine Grenzen bringen.

    Ich schloss den Pioneer an unsere kürzlich aufgerüstete Rotel-Vorstufe mit Becker ST-200 MOSFET-Verstärker an, wobei ich HBS2-Solid-Core Silberkabel verwendete. Die Rotel-Becker-Kombination ist im Allgemeinen mehr musikalisch als analytisch, sie klingt eher angenehm mit prächtigen Klangfarben anstatt fade und fahl. In Kombination mit unseren Epicure EPI 500-Lautsprechern ist die Kombination ideal für entspannte nächtliche Runden und ein großartiger Begleiter für stundenlanges, müheloses Hören. Ich fand, dass sich der PD-S604 hier gut einfügt. Der Becker-Verstärker sorgt bei den meisten Musikstücken für räumliche Ordnung, und der Pioneer unterstützt diesen Eindruck noch, indem er dem Klangbild mehr räumlich Tiefe verleiht. Bei vielen Gelegenheiten hatte ich das Gefühl, dass die Musik in einem perfekten runden Kreis von meinen Ohren bis zu den Lautsprechern und darüber hinaus positioniert war. Ich schätzte die Tatsache, dass die Musik mit dem PD-S604 nichts von der Intimität einbüßte, die ich von dieser Verstärker-Lautsprecher-Kombination gewohnt war. 

    Das präzise Ablesen der CD und die Nachbearbeitung der Höhen mit Legato Link erwies sich bei den meisten Aufnahmen von natürlichen Instrumenten, wie sie in Jazz, Blues, Singer-Songwriter, klassischer Musik und anderem handgemachten Material vorkommen, als vorteilhaft. Bei einigen Aufnahmen schien es jedoch, dass der Hochtonalgorithmus Schwierigkeiten hatte, Musikinhalte von Verzerrungen zu unterscheiden und dieses Rauschen in einer Weise verstärkte, wie ich es bei anderen Playern zuvor nicht gehört hatte. Diese Artefakte konnten von reinen Rosa-Rauschen-Verzerrungen bis hin zu echten sporadischen Hintergrundgeräuschen reichen, die bei anderen Playern verborgen blieben. In einem Fall wechselte das Musikmaterial wiederholt von dumpf zu transparent, als ob sich der Player nicht entscheiden konnte, wie er den Hochfrequenzbereich am besten handhaben sollte. Andererseits muss ich gestehen, dass ich noch keinen CD-Player gehört habe, auf dem alle Aufnahmen gleich gut klingen. Deshalb soll es genügen festzuhalten, dass bei manchen Aufnahmen die Höhen noch genauer abgebildet und besser integriert sein könnten.

    Es gibt noch eine kleine Verbesserung, die ich mir nicht verkneifen konnte: Als ich die Fotos für die Website machte, fiel mir auf, wie leicht sich der kleine Pioneer anfühlte. Bei herausgefahrenem Plattenteller könnte man leicht zu der Annahme kommen, dass er alsbald umzufallen drohte. Aus diesem Grund versah ich das Innere des Gehäuses mit einer Antidröhnbeschichtung aus dem KFZ Bereich (siehe letztes Foto). Dadurch wurde das Gerät um etwa 500 Gramm schwerer und die Übertragung von Vibrationen des Laufwerks auf das Chassis und umgekehrt wurden reduziert, was wiederum zu einer noch deutlicher geordneten Klangbühne führte. Ich habe einmal gesehen, wie diese Methode ab Werk beim Denon DCD 1500 II angewandt wurde und fand die Idee als schnelle Lösung für mechanische Probleme ziemlich gut. CD-Spieler profitieren sehr von einem festen Stand und hohem Chassisgewicht, um ihre beweglichen Teile zu bedämpfen. Ein kleiner Kniff mit hörbarer Wirkung.

    Nachdem ich die Antiresonanz-Beschichtung angebracht hatte, bemerkte ich ein weiteres kleines Manko mit dem Player. Bei einigen Aufnahmen schien es einen leichten Mangel an Rhythmus und Tempo zu geben. Der Player klang gelegentlich etwas langsam, vor allem, wenn die Musik schneller wurde. Es ist gut möglich, dass dieser Effekt in Kombination mit dem Becker-Verstärker, der manchmal eine ähnliche Tendenz zeigte, noch verstärkt wurde. Der Eindruck blieb nie lange bestehen, doch er war bemerkenswert genug, um ihn hier zu erwähnen. Fans schnellerer Musik sollten dies vielleicht in Betracht ziehen oder zumindest den Player mit ihrem bevorzugten Material testen, um zu sehen, ob er für sie in Frage kommt. Bei meiner Musikwahl hat mich der gelegentliche Verlust an Schwung nie wirklich gestört.

    In seinem jetzigen Zustand bin ich in der Tat sehr zufrieden mit meinem Kauf und genieße den warmen und angenehmen Klang des PD-S604. Es gibt genügend Basspräsenz, um Instrumente real und rund klingen zu lassen. Der überragende Ordnungssinn des Pioneer und die großzügigen Abstände zwischen den Instrumenten sind attraktive Eigenschaften für die Abbildung von Aufnahmen natürlicher Instrumente. Nach meiner Erfahrung überwiegen die musikalischen Vorteile von Legato Link bei weitem die wenigen Fälle, in denen die Technik nicht so gut funktioniert. Alles in allem ist mir der PD-S604 schon nach kurzer Zeit mehr ans Herz gewachsen als unser Sony jemals war. Je besser das Musikmaterial aufgenommen ist, desto besser kann dieser Player zeigen, was er drauf hat.

    Zum Zeitpunkt des Verfassens meines Artikels waren im Netz kaum Informationen über diesen Pioneer-Player zu finden. Klicken Sie auf das Header-Bild, um die Kommentar-Funktion zu aktivieren, und teilen Sie uns gerne Ihre persönlichen Erfahrungen mit.

    Technische Daten:

    • Typ:  CD-Player mit Plattentellerlaufwerk
    • EU-Modell:  AC 220 - 240 V, 50/60 Hz
    • Digitaler Wandler: PD2029A
    • CD-Laufwerk Typ:  PEA1179
    • Frequenzgang:  2 Hz - 20.000 Hz
    • Signal-Rauschabstand:  > 108 dB
    • Dynamikumfang:  > 96 dB
    • Harmonische Verzerrung:  < 0.0028%
    • Ausgangsspannung Line (max.):  2 V
    • Wow und Flattern:  < 0,001% (überwiegend nicht messbar)
    • Anzahl der Kanäle: 2-Kanal (Stereo)
    • Variabler Line-Ausgang (Stereo):  1x Cinch/RCA
    • Fester Line-Ausgang (Stereo):  1x Cinch/RCA
    • Digitaler Ausgang (Stereo): 1x optisch 
    • Sonderbuchse: CD-Deck Synchro zu Band
    • Kopfhörerbuchse: Lautstärke über Motor
    • Zubehör: IRFernbedienung
    • Batterien der Fernbedienung: 2x AAA
    • Stromverbrauch: 15 Watt
    • Betriebstemperatur:  +5 bis + 35 C
    • Abmessungen: (B) 420mm, (T) 286mm, (H) 110mm
    • Produktgewicht: 3,9 kg
    • Herstellungsland: Japan
    • Jahr(e): 1995 - 1996

  • Pioneer PD-S705

    Pioneer PD-S705

    Veröffentlicht: 2.9.2024

    Herstellungsdatum: 1996

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Pioneers PD-S 705 CD-Player kam 1996 auf den Markt und war das Spitzenmodell der neuen x05-Serie. Knapp darüber rangierte noch der beliebte PD-S 904, der bereits im Vorjahr auf den Markt gekommen war. Der PD-S 705 schloss somit die bestehende Lücke zwischen seinen beliebten Geschwistern. Er richtete sich in erster Linie an Verbraucher, die die Technologie des PD-S 904 zu einem günstigeren Preis suchten. Der größte Nachteil des PD-S 705 war, dass er, wie auch der PD-S 604 und alle anderen Einsteigermodelle, keinen koaxialen Digitalausgang für den Anschluss an einen externen Digital-Analog-Wandler (DAC) oder an den Digitaleingang eines Vorverstärkers oder Verstärkers besaß. Für die meisten Menschen der damaligen Zeit hätte dieser Kompromiss in der Vielseitigkeit jedoch keine große Rolle gespielt, da CD-Spieler meistens die einzigen digitalen HiFi-Geräte im Haushalt waren.

    Im April 2024 schrieb ich einen Artikel über den kleineren PD-S 604, in dem ich die Vorteile des "Stable-Platter"-Mechanismus für kritisches und audiophiles Hören hervorhob. Bei diesen Laufwerken ist der Plattenteller ein integraler Bestandteil der Leseeinheit des Players und stützt die CD-Scheibe vollflächig von unten ab, anstatt sie nur in der Mitte zu greifen. Dadurch wird das Flattern der CD erheblich reduziert, und das Quellmaterial kann mit sehr hoher Genauigkeit gelesen werden. Da der Zweck jeder HiFi-Anlage darin besteht, dieses Ausgangssignal zu verstärken, ist gerade dessen Integrität für den Klang von größter Bedeutung. Der PD-S 705 verwendet dieselbe Technologie, jedoch mit einer weiterentwickelten Antriebseinheit (PEA1291 statt PEA1179). Die Verbesserungen gegenüber dem PD-S 604 zeigen sich in einem flüssigeren Öffnen und Schließen des Mechanismus sowie in einer noch präziseren Drehung der Platte, was unter anderem zu einer ultraschnellen Initialisierung der Platte führt, sobald die Schublade geschlossen ist.

    In meinem Artikel erwähnte ich auch die Vorteile von Legato Link, das die hohen Frequenzen der CD nicht abrupt abschneidet, wie es bei den meisten CD-Playern der Fall ist, sondern stattdessen eine Art Spline-Interpolation verwendet, um einen weicheren und natürlicheren oder „analogen“ Klang der hohen Frequenzen zu erzeugen. Während diese Technologie beim PD-S 604 gelegentlich zu einer unerwünschten Betonung der Höhen führen konnte - als ob bei manchen Aufnahmen Artefakte auftreten würden - war dieser Effekt beim PD-S 705 deutlich weniger ausgeprägt, wenn er überhaupt noch wahrnehmbar war. Ich denke da an eine „Kuschel Jazz“-CD von Sony & BMG aus dem Jahr 2007, auf der einige Songs eine extrem breite und dreidimensionale Klangkulisse erzeugten, was gelegentlich zu Ungenauigkeiten im Hochtonbereich führen konnte. Jazzige Interpretationen, wie „I Walk the Line“ von Joel Harrison & Norah Jones, klingen auf dem PD-S 705 vielleicht auch etwas höhenbetont, doch ich konnte keine digitalen Fehler, Anomalien oder Artefakte feststellen.

    Obwohl der gleiche Digital-Analog-Wandler (PD2029A) verwendet wird, bietet der PD-S 705 einen um +2 dB verbesserten Rauschabstand von 110 dB. Um dies zu erreichen, verzichtet der PD-S 705 auf einige Funktionen des PD-S 604, z.B. gibt es keinen variablen Line-Ausgang, der eine Abschwächung des Ausgangssignals in Richtung Verstärker ermöglicht. Es gibt keine Kopfhörerbuchse an der Vorderseite und somit auch keine motorisierte Lautstärkeregelung. Während es in den 1980er Jahren noch ausgeklügelte Bedienfelder mit vielen Funktionen und Knöpfen gab, kehrte man Ende der 1990er Jahre bereits zu einer simpleren Designphilosophie zurück, die sich vor allem auf den Klang konzentrierte. Letzteres ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass der PD-S 705 über einen Schalter zum Ausschalten des LCD-Displays verfügt. Ich persönlich habe mich über diese Funktion sehr gefreut, da ich weiß, dass die meisten Audiogeräte nur bei ausgeschaltetem Display ihr volles Klangpotential entfalten. Streuströme vom Display können nur allzu leicht hörbare Störungen in das Musiksignal einbringen.

    Beim PD-S 705 sind die Audioausgänge schaltbar, so dass Benutzer den optischen Digitalausgang und den Analogausgang je nach Anwendung separat ein- und ausschalten können, um dadurch abermals Störungen zu reduzieren. Der PD-S 705 verringert den Gesamtklirrfaktor von bereits niedrigen 0,0028% auf 0,0026%, was in Kombination mit dem verbesserten Signal-Rausch-Verhältnis von Bedeutung sein mag. Der PD-S 705 ist nicht nur 1,5 cm höher, sondern auch 300 Gramm schwerer als der PD-S 604, wodurch er eine stabilere Basis bietet und die schwerere Disc-Lade besser ausbalancieren kann. Auf der anderen Seite besteht das Gehäuse immer noch aus dem gleichen flachen, gebogenen Blech, welches auch heute noch in den meisten Hi-Fi-Geräten zu finden ist.

    Ich hatte bereits beim PD-S 604 gelernt, dass eine Antiresonanzfolie, im Inneren des Gehäuses angebracht, den Klang des Gerätes verbessern kann. Da ich meinen PD-S 705 jedoch in generalüberholtem Zustand von einem deutschen Upcycler mit einem Jahr Produktgarantie erworben hatte, traute ich mich nicht, das Garantiesiegel zu zerstören. Ich finde die Idee sehr gut, alte elektronische Geräte zu reparieren, weiterzuverkaufen und ihnen so ein zweites Leben zu schenken. In diesem Sinne war ich dankbar, die Positron-e GmbH in 85368 Moosburg gefunden zu haben, die ihre generalüberholten und getesteten Produkte unter anderem über eBay verkauft. Allerdings muss ich wegen der Garantie noch eine Weile mit dem Standard-Metalldeckel leben und kann auch noch keine Fotos vom Innenleben des Players zeigen. Dies und der etwas höhere Kaufpreis waren kleine Zugeständnisse für die in Aussicht gestellte Unterstützung durch ein professionelles Servicecenter, falls später einmal technische Probleme auftreten sollten.

    Im Allgemeinen sind die Pioneer PD-S-Player solide konstruierte Audiogeräte, die über viele Jahre störungsfrei ihren Dienst tun. Meiner Erfahrung nach spielen sie gut mit Interconnects, die einen schnellen und detailreichen Klang fördern. Ich verwende daher ungeschirmte, verdrillte Silber-Solid-Core-Kabel. Diese klingen sehr frei und ermöglichen eine optimale Integration des Pioneer, unter anderem mit High-End-Klassikern wie dem Symphonic Line RG9 MK3 oder auch dem aktuellen Symphonic Line RG9 MK5. Im Vergleich zu NAD-Playern ähnlicher Preisklasse war die Klangbühne des Pioneer etwas weniger scharf umrissen, und die Instrumente standen nicht ganz so dreidimensional im Raum, dafür waren Tempo und Rhythmus packender und wirkten lebendiger. Der Pioneer PD-S 705 mag vielleicht nicht der spektakulärste CD-Spieler auf dem Markt sein, doch seine originalgetreue Wiedergabe des Musikmaterials und der angenehm analog klingende Hochtonbereich machen ihn zu einem ausgewogenen Allrounder, der sich auch für audiophile Hörsessions sehr gut eignet.

    < Pioneer PD-S 604 | Stager Silver Solids >

    Technische Daten

    • Typ:  CD-Spieler mit Plattentellerlaufwerk
    • EU-Modell:  AC 220 - 240 V, 50/60 Hz
    • Digitaler Wandler: PD2029A
    • CD-Laufwerk:  PEA1291
    • Frequenzgang:  2 Hz - 20.000 Hz
    • Signal-Rauschabstand:  > 110 dB
    • Dynamikumfang:  > 96 dB
    • Harmonische Verzerrung:  < 0.0026%
    • Ausgangsspannung Line (max.):  2 V
    • Wow und Flattern:  < 0,001% (überwiegend nicht messbar)
    • Anzahl der Kanäle: 2-Kanal (Stereo)
    • Variabler Line-Ausgang (Stereo): nicht vorhanden
    • Fester Line-Ausgang (Stereo):  1x Cinch/RCA
    • Digitaler Ausgang (Stereo): 1x nur optisch
    • Sonderbuchse: CD-Deck Synchro zu Band
    • Kopfhörerbuchse: nicht vorhanden
    • Zubehör: Fernbedienung
    • Anzeigeoptionen: Ein / Aus / Zeitwahl / Programm
    • Batterien der Fernbedienung: 2x AAA
    • Stromverbrauch: 14 Watt
    • Betriebstemperatur:  +5 bis + 35 C
    • Abmessungen: (B) 420mm, (T) 283mm, (H) 125mm
    • Produktgewicht: 4,2 kg
    • Herstellungsland: Japan
    • Jahr(e): 1996 - 1998

    Musik by Cara live music
  • Rega Planet 2000

    Rega Planet 2000

    Veröffentlicht: 10.3.2021

    Herstellungsdatum: 2000

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Mitunter wird behauptet, dass die CD heute ein veraltetes Medium sei und dass sie mit ihrem vorgeschriebenen Red-Book-Standard von 16 Bit und 44,1 kHz weit hinter den musikalischen Fähigkeiten anderer analoger und digitaler Geräte zurückbleibt. Kein Wunder, denn die audiophile Konkurrenz kommt heute in Form von hochauflösenden Formaten, von digitalen Streaming-Diensten und vom analogen Revival, das nach Jahrzehnten der Stagnation wieder zu steigenden Vinyl-Verkäufen geführt hat. Hinzu kommt, dass die CD von weniger weit verbreiteten Audioformaten wie Super-Audio-CDs, DVD-Audio, Reel-to-Reel usw. verdrängt wird.

    Und doch hat das Medium viel für sich. Zum einen ist es greifbar. Das ist eine Erfahrung, die ein Abonnement bei Tidal oder Amazon HD schmerzlich vermisst. Es stimmt zwar, dass viele CDs in unseren Regalen stehen, um nie wieder gehört zu werden, aber in unserer Heimatsammlung gibt es derzeit etwa zehn CDs - hauptsächlich Jazz- und Vokal-Jazz-Alben -, die alle Aufmerksamkeit bekommen, die sie sich nur wünschen können. Und dann ist da natürlich noch der Stolz auf den Besitz, denn der Jäger und Sammler in mir genießt die Früchte dieser Arbeit. Und - da der Laser den Titel während des Lesens nicht berührt - muss man sich auch keine unmittelbaren Sorgen über eine Verschlechterung machen. Im offensichtlichen Gegensatz zu Vinyl leiden CDs nicht so sehr unter den Auswirkungen des wiederholten Abspielens.

    Ähnlich wie bei Schallplatten lesen audiophile CD-Player die Informationen direkt von der Platte und vermeiden unnötige Speicherung oder Modulation des Klangs. Sie zeigen die Unzulänglichkeiten sowohl des Mediums als auch der Aufnahme auf - wichtige Faktoren, um ein beruhigendes Gefühl von Realismus und Dimension zu vermitteln. Im Gegensatz zu Vinyl bringt die CD selbst jedoch keine eigenen materiellen Resonanzen mit, die sie organisch und damit für das menschliche Ohr vertraut klingen lassen würden. Stattdessen werden CD-Daten wahrscheinlich durch Resonanzen beeinflusst, die vom Laufwerksmotor, dem Kalibrierungs-Mechanismus des Lasers, den Vibrationen des eingebauten Transformators und von anderen Geräten im Rack ausgehen. Man kann sagen, dass die gesamte Elektronik und Mechanik rund um die Musikinformationen auf einer CD größer, lauter und stets bereit ist, den Hörspaß zu verderben. Und da die daraus resultierenden Effekte für das menschliche Ohr ungewohnt sind, können sie als unangenehm empfunden werden. Der größte klangliche Vorteil der CD gegenüber modernen Streaming-Diensten ist jedoch, dass sie sowohl greifbar als auch lokal ist. Ihr Datenstrom hängt nicht von der Integrität verschiedener Relay-Server auf dem Weg zu unseren Ohren ab.

    Der erste Rega Plant CD-Player kam 1997 auf den Markt, zu einer Zeit, als die CD auf dem Höhepunkt ihrer Popularität war, und vier lange Jahre bevor die ersten mp3-Player auf den Markt kamen. Rega war bereits eine bekannte Marke in der audiophilen Gemeinschaft. Das 1973 gegründete britische Unternehmen Rega Research Ltd. war bereits als Hersteller von audiophilen Verstärkern, Lautsprechern und - vor allem - Plattenspielern bekannt, lange bevor es überhaupt einen CD-Player in Erwägung zog. Der berühmte und erschwingliche Planar 3-Plattenspieler hatte Rega internationale Anerkennung unter Vinyl-Enthusiasten eingebracht und wurde zu einem Grundstein für die analoge Wiedergabe. Rega verkaufte nicht nur unter ihrem eigenen Markennamen, sondern wurde auch gebeten, Plattenspieler, Tonarme und entsprechende Teile für andere Marken wie NAD und Rotel zu liefern.

    Um als Vinyl-Spezialist in den Markt für CD-Player einzusteigen, musste das Unternehmen ein überzeugendes Argument für seine Anhänger finden. Der ursprüngliche Planet wurde als echter "vinylähnlicher" Klang vermarktet, und das von einem Unternehmen, das normalerweise den Klang von CD-Spielern hasste. Das machte neugierig, und der ursprüngliche Planet verkaufte sich trotz seines skurrilen industriellen Aussehens gut. Er bevorzugte den musikalischen Fluss gegenüber den Details und erreichte ein weiches oberes Klangspektrum, obwohl er ein wenig fade und grob klang, wie einige Kritiker des Players bemerkten. Vor allem die mangelnde Detailtreue des maßgeschneiderten Burr Brown 16-Bit-DAC der Rega wurde in neueren Rezensionen manchmal als veraltet kritisiert.

    Mit dem Planet 2000 wurde der ursprüngliche Planet einem umfassenden Facelifting unterzogen. Anstelle von Kunststoff ist er in einem speziell angefertigten stranggepressten Aluminiumgehäuse mit einem zentralen, von oben zu öffnenden Deckel, untergebracht. Der 2000er verwendet eine ähnliche Schaltungstopologie wie der ursprüngliche Planet, verfügt aber über einen verbesserten DAC (Wolfson 24-Bit, Sigma Delta IC40), ein Netzteil und Koppelkondensatoren. Anstelle eines konventionellen Eisenkerntransformators hat die 2000er-Version einen Ringkerntransformator mit getrennten Wicklungen für die Display- und die Audiostufe. Auch die Anzeige und die Bedienelemente wurden überarbeitet, so dass der Planet 2000 im Vergleich zu seinem Vorgänger eine bessere Leistung, ein besseres Aussehen und eine bessere Bedienung aufweist. Obwohl viele Dinge verbessert wurden, weist der Player einige überraschende Eigenheiten auf, die einen Vergleich des Rega-Designs mit herkömmlichen Frontladern erschweren.

    Zum einen bedeutet der Top-Loading-Mechanismus, dass der Rega 2000 mindestens 20 cm Regalhöhe benötigt, um den Deckel vollständig zu öffnen. Aufgrund einiger notwendiger Anpassungen, die für die Rega vorgenommen wurden, bietet mein Regal nur 17 cm, was das Wechseln von CDs nicht gerade bequem macht. Das Laufwerk selbst befindet sich in einer Kunststoffschale in der Mitte des Aluminiumgehäuses des Players. Dort, wo es nicht lackiert ist, hat sich der Kunststoff auf einer Seite durch die UV-Strahlung tabakfarben verfärbt. Sowohl die Vorder- als auch die Rückwand sind aus Kunststoff gefertigt. Während die Vorderseite in Gehäusefarbe lackiert ist, wurde die Rückseite unlackiert gelassen und weist ebenfalls Verfärbungen auf. Obwohl wir während des Betriebs kaum mit der Vorder- oder Rückseite des Players in Berührung kommen, hat sich die Verwendung von Kunststoff auf der Vorderseite als etwas enttäuschend erwiesen.

    Das CD-Laufwerk des Planet hält die CD auf eine merkwürdige Art und Weise. Ähnlich wie bei einem Plattenspieler gibt es einen zentralen Zapfen, der von einem kegelförmigen Zentrum umgeben ist, welche auf einer Feder sitzen. Die CD wird auf den Kegel gelegt und wackelt weiter. Wenn man den Deckel nach unten drückt, senkt sich ein Magnet auf die Mitte der CD und drückt den Kegel nach unten, so dass die CD genau in der Mitte liegt - so zumindest die Theorie. In der Realität sind CDs manchmal etwas aus der Achse geraten, was zu einem Wackeln der Scheibe und des Magneten auf der Oberseite führt. Und da die Spitze des Magneten durch den Deckel von außen sichtbar ist, fragt man sich, wie lange das Gezappel noch gut gehen wird. Obwohl das speziell angefertigte Sony-Laufwerk des Rega trotz des Eierns der Platte erstaunlich stabil bleibt, ist es manchmal möglich, das Wackeln in der Musik zu hören, und zwar durch seltsam gedehnte und dann wieder gestauchte Passagen. Wenn die Platte springt, ist der Sprung ziemlich brutal und kann den Laser um bis zu einem halben Lied verstellen. Das deutet auf harte Arbeit der Fehlerkorrektur im Vorfeld hin. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass die meisten CDs nur wenig eiern, und bei denen, die eiern, sind die Nebenwirkungen minimal. Aber der Player verzeiht weit weniger Bedien- und Aufstellfehler als jeder andere CD-Player, den ich je hatte. Das Abspielen einer CD wird zu einem ebenso heiklen Ritual wie das Abspielen einer Schallplatte.

    Aufgrund des hohen Gewichts des Magneten ist der Planet 2000 recht anspruchsvoll, was die richtige Platzierung im Rack angeht. Das Laufwerk befindet sich in der Mitte des stranggepressten Aluminiumgehäuses, das die Vibrationen entlang der gewölbten Seiten zu den vier Gummifüßen leitet. Im Gegensatz zu unseren anderen CD-Playern benötigt der Rega, ähnlich einer Waschmaschine, genau das richtige Maß an Unterstützung, um ihn im Betrieb ruhig zu halten. Mein erster Versuch bestand darin, ihn ohne Sockel in unser Regal zu stellen, aber dadurch klang der Player rau und unruhig. Dann habe ich einen Sockel aus Oehlbach Absorberpads aufgebaut. Der Player klang weich, hatte aber ernsthafte Timing-Probleme, die mich dazu brachten, nach den Macken zu suchen, anstatt der Musik zuzuhören. Ich tauschte die Absorber gegen härtere Oehlbach Pucks aus, was zwar das Timing verbesserte, aber irgendwie zu einem Mangel an Bass führte. Schließlich stellte ich die Base aus Multiplex zur Verstärkung direkt auf das Rack und war überrascht, dass dies bei weitem am besten klang.

    Ich finde es toll, dass der Planet 2000 den Anschluss eines eigenen Netzkabels erlaubt. Leider macht es die zentrale Position der Buchse schwieriger, das Berühren von Kabeln hinter dem Rack zu vermeiden, vor allem, da spezielle Kabel wie das Lapp Ölflex ziemlich steif sind. Das Ein- und Ausschalten des Players ist möglich, während Vorverstärker und Endstufe eingeschaltet sind, ohne eine Spur von Knacken. Diese hervorragende Stummschaltung des Players bei Änderung des Betriebszustands ist durchaus bemerkenswert und sehr praktisch. SPDIF-, Toslink- und RCA/Cinch-Buchsen stehen für alle möglichen Anwendungen zur Verfügung, allerdings sind die Stecker leicht in die Rückwand eingelassen, was sie in Kombination mit manchen Steckertypen unpraktisch machen könnte. Die Buchsen könnten auch etwas stabiler sein.

    Obwohl das Display über eine eigene Energiequelle aus dem Ringkerntransformator verfügt, sind die klanglichen Auswirkungen des eingeschalteten Displays immer noch in einem leicht komprimierten und verschwommenen Klangbild zu hören. Mit der Display-Off-Funktion kann das Display während der Wiedergabe ausgeschaltet werden, was sich positiv auf den Klang auswirkt. Und da man den Unterschied hören kann, macht es Sinn, die Display-Off-Funktion auch wirklich zu nutzen, wenn man über ein entsprechendes System und entsprechende Ohren verfügt. Wenn diese Funktion aktiviert ist, leuchtet das Display jedoch nur kurz auf, um Fernbedienungsbefehle zu bestätigen. Das ist zwar recht praktisch, aber die Einschaltzeit ist etwas zu kurz, um den Titel lesen zu können. Das Display selbst ist rot und relativ dunkel, wenn es eingeschaltet ist. Das erschwert die Ablesbarkeit über größere Entfernungen.

    Um eine optimale Leistung zu erzielen, muss der Planet 2000 mit einem hervorragenden Verbindungskabel kombiniert werden. Meiner Erfahrung nach können einfache Kupferkabel sein volles Potenzial nicht entfalten und könnten ein Grund dafür sein, dass einige private Rezensenten von einem Mangel an Details berichten. Ich habe den Player mit verschiedenen Arten von RCA/Cinch-Verbindungen getestet, von massivem Kupferkern über silberbeschichtetes, mehrpoliges Kupfer bis hin zu Solid-Core Silberkabeln, und ich kann berichten, dass die letzteren Leiter alle anderen Möglichkeiten bei weitem übertrafen. Bei Verwendung des HBS2 mit massivem Silberkern klingt der 2000er ausreichend nach vorne gerichtet und erzeugt eine weit offene Klangbühne mit einem breiten und präzisen Phantom-Mittenbild. Über den Detailreichtum kann ich mich nicht beklagen. Sollte eine Disc ins Trudeln geraten, ist dies meist durch Timing-Probleme und wechselnde Kanal-Ungleichgewichte zu hören.

    Wenn die Aufnahme es zulässt, bietet der Planet 2000 einen sanften Musikfluss mit einem kultivierten Top-End. Er ist nicht ganz so üppig wie der Philips CD 104 (NOS mod.), und er bringt die Musik auch nicht mit solcher Heftigkeit nach vorne. Er bietet jedoch ausreichend Bass, wenn er richtig im Regal steht. Die Musik, die er produziert, ist klanglich akkurat bei Klavier, Stimme und Schlagzeug. Der Gesamteindruck ist entspannt und bietet genügend Unterhaltung, um mich auch bei längeren Hörsessions bei Laune zu halten.

    Der größte Nachteil des Rega Planet 2000 scheint der Magnet zu sein, der die CD festhält. Rega hat den Ringkerntransformator physisch von der Hauptplatine und dem CD-Transport entkoppelt. Sie haben Sony gebeten, sie bei der Entwicklung eines einzigartigen Transportmechanismus zu unterstützen, und dennoch bringt ein wackeliger Magnet eine neue Unsicherheit in die Gleichung ein. Da das gesamte CD-Laufwerk in Form eines preisgünstigen Kits, das unter den Lademechanismus geschraubt wird, ausgetauscht werden kann, werde ich versuchen, das Problem mit einem neuen Laufwerk zu beheben. Wenn aber der Magnet selbst für das Taumeln verantwortlich ist, muss diese Angelegenheit weiter untersucht werden. Alles in allem ist der Versuch, den Planet 2000 vollständig zu restaurieren, eine lohnende Sache, da der Player selbst weitaus besser funktioniert als die typischen CD-Spieler in der mittleren Preisklasse, die man heute auf dem Markt findet. Im Einklang mit der Tradition anderer britischer Audiomarken bietet dieser Player einen mutigen und einzigartigen Designansatz, der es verdient, weiter erforscht zu werden. Er passt daher gut zu unserem Website-Motto.

    Technische Daten

    • Lasertyp: Halbleiter
    • Wellenlänge: 780 nm
    • Transport: Sony, oben liegend
    • DAC: Wolfson, 24-Bit Sigma Delta IC40
    • Filterung: 3-stufiges lineares FIR, 16x Oversampling
    • Anschlüsse: Line (unsymmetrisch), S/PDIF (koaxial), Toslink
    • Line-Ausgang (max.): 2 V
    • Ausgangsimpedanz: 930 Ohm
    • Digitaler Ausgang: 0.5 V
    • Lastimpedanz (min.): 75 Ohm
    • Leistungsaufnahme (max.): 10 Watt
    • Formate: CD, CD-R, MP3, WMA, WAV, AIFF
    • Extras: 'Solar Wind'-Fernbedienung, CD-Textanzeige
    • Abmessungen: 43,5 cm (B) x 10,0 cm (H) x 27,0 cm (T)
    • Benötigter Platz: 43,5 cm (B) x 18,0 cm (H) x 31,5 cm (T)
    • Gewicht: 3.65 kg
    • Jahr: 2000

  • Sony CDP-502ES

    Sony CDP-502ES

    Veröffentlicht: 25.3.2023

    Herstellungsdatum: 1984

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): CD-Players

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Der CDP 502 ES war einer der ersten CD-Player von Sony. Er stammte aus einer Zeit, in der den Ingenieuren noch enorme Budgets zur Verfügung standen, um alles Menschenmögliche aus dem neuen digitalen Audiomedium herauszuholen. Und obwohl der CDP 101 von Sony der erste CD-Player war, der Anfang 1982 auf den Weltmarkt kam, wusste das Unternehmen auch, dass es nicht allein im Rennen war. Um die Forschungs- und Entwicklungskosten zu senken und das eigene Risiko zu verringern, hatte Sony die Technologie in einem Joint Venture mit Philips entwickelt, die gleichzeitig als erste ihren CD-100 in Europa auf den Markt brachten. Marantz, Denon und andere Hersteller folgten bald, und Sony musste innovativ bleiben, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Der CDP 502 ES kam 1984 auf den Markt, nur zwei Jahre nach dem CDP 101, und enthielt bereits viele Verbesserungen gegenüber den ersten Modellen der Marke.

    Ich erhielt mein Testexemplar von Luigi, der ihn zusammen mit einigen anderen Audiogeräten von einem Sammler erworben hatte. Auf den ersten Blick gab es keine Anhaltspunkte, die auf die außergewöhnlich hohe Qualität des CDP 502 ES hätten schließen lassen. Für mich sah er aus wie die anderen CD-Player der frühen 1980er Jahre. Black-Box-Design mit Frontlade, viele quadratische Tasten, ein unauffälliges Display, Fernbedienungssensor und Lautstärkeregler für Kopfhörer und Ausgang. Das Design war wirklich nichts Besonderes, bis ich versuchte den Sony vom Tisch zu heben, auf den Luigi ihn gestellt hatte. Er war nicht nur schwerer als die üblichen Geräte, die zu dieser Zeit verkauft wurden, er schien auch robuster zu sein. Ich fragte mich, ob Sony wohl auch Bleibleche unter die obere Platte des Geräts geklebt hatte, wie ich es zuvor beim Denon DCD 1500 II gesehen hatte, doch ein kurzer Blick unter die Haube offenbarte substanziellere Gründe für das Gewicht des CDP 502 ES.

    Der Frontlader-Laufwerksmechanismus war aus gefrästen Metallblöcken statt aus Kunststoff gefertigt. Es gab einen großen Transformator mit getrennten Ausgängen für den digitalen und den analogen Audioteil sowie für das Frontdisplay und den Laufwerks- und Ladeteil. Die Kondensatoren zur Stabilisierung der Stromversorgung sahen groß genug aus, um auch einen kleinen Verstärker zu versorgen. Eine verkupferte Metallplatte trennte das Laufwerk und die Stromversorgung von der Audiosignalsektion, eine weitere Platte trennte die digitale Verarbeitung von der analogen Ausgangsstufe. Obwohl dies von außen nicht sofort sichtbar war, hatten die Ingenieure von Sony viele Vorkehrungen getroffen, um die Audioleistung auf ein neues Niveau zu heben. Dank der massiven Komponenten und des hochwertigen Lademechanismus fühlte sich der CDP 502 ES eher an wie ein professionelles Studiogerät.

    Obwohl es für einen CD-Spieler schwierig war, mit dem gusseisernen Laufwerk des Philips CD 104 mit seinem ausgeklügelten Schwenkarmlaser und den Rodenstock-Glaslinsen zu konkurrieren, muss ich sagen, dass ich das sanftere und elegantere Gefühl des Sony-Laufwerks bevorzugte. Der simple Akt des Einlegens der Disc in das Fach fühlte sich schon sehr befriedigend an. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das schlichte Design diesen Überraschungseffekt noch verstärkte. Es gab keine erkennbare Verzögerung beim Schließen der Lade, und das Gerät bot einen ultraschnellen Vorscan und Titel-Zugriff. Tastenbefehle wurden durch eine sofortige Rückmeldung der integrierten Relaisschaltung ausgeführt, die noch aus einer Entfernung von 4 Metern (!) deutlich hörbar war. Wenn der CDP 502 ES in Betrieb war, zeigte jeweils eine von drei hintergrundbeleuchteten Tasten den Wiedergabemodus an (Programm, Zufallswiedergabe und Dauerbetrieb).

    Der Sony bot zwei Chinch/RCA-Ausgänge, von denen einer über das Line Out/Kopfhörer-Lautstärkepoti regelbar war. So konnte der CD-Spieler ohne großen Aufwand auch in Systemen mit Komponenten unterschiedlicher Ausgangspegel integriert werden. Ich hätte mir einen digitalen S/PDIF-Ausgang für noch mehr Flexibilität gewünscht und hätte auch eine Display-Off-Funktion zur zusätzlichen Rauschunterdrückung begrüßt. Da ich jedoch keine Fernbedienung mit dem Gerät erhalten hatte, blieb ich im Unklaren darüber, ob die Display-Off-Funktion dort vielleicht vorhanden gewesen wäre. Der Kopfhöreranschluss war vom größeren 3/4-Zoll-Typ, was auch meiner persönlichen Vorliebe entsprach. Die Wiedergabegenauigkeit sollte aufgrund der Verwendung eines damals neu entwickelten unilinearen Wandlersystems, welches die gesamte digitale Signalverarbeitung in Synchronisation mit nur einem Taktgeber durchführte, hervorragend sein.

    Sony erklärte, der CDP 502 ES stehe für eine neue Generation von Referenzgeräten, und audiophile Hörer begrüßten die Fähigkeit des Geräts, viele musikalische Details wiederzugeben und gleichzeitig die klangliche Wärme zu bewahren, die oftmals mit analogen Geräten verbunden war. Sony leistete auch Pionierarbeit bei der Entwicklung von phasenkorrekten analogen und digitalen Filtern sowie bei der Korrektur von Lesefehlern, Features, die bereits in das Design des 502 integriert wurden. Die analoge Stufe und die Ausgangsverstärker waren doppel-mono ausgelegt und verwendeten von Sony damals neu entwickelte OP-Amps. In vielerlei Hinsicht vereinte der CDP 502 ES das Beste, was es zu jener Zeit an CD-Player-Technologie gab, und ich war gespannt darauf, wie das 40 Jahre alte Gerät im Hörtest abschneiden würde.

    Ich schloss den CDP 502 ES an unser Hauptsystem an, das aus einem Dynaco PAS-4 Röhrenvorverstärker und einem Hafler 280 XL Linear MOSFET Endverstärker bestand. Die Lautsprecher waren ein Paar Martin Logan SL-3. Die elektrostatischen Panels der Martin Logans waren in der Lage, selbst die subtilsten Nuancen wiederzugeben, und der Dynaco-Vorverstärker sorgte dafür, dass der Gesamteindruck klanglich reichhaltig und nicht übermäßig analytisch war. Die Hafler-Endstufe bot rund 250 Watt pro Kanal an 4-Ohm-Lasten und zeigte große Niederohm-Fähigkeiten bis hinunter zu 1-Ohm. Die Endstufe war auch für ihre ultra-lineare Verstärkung, weit über das hörbare Spektrum hinaus, bekannt. Unser standard CD-Spieler in dieser Position war ein Rega Planet 2000, dem ebenfalls ein analoger Klang nachgesagt wurde.

    Für meine Hörtests verwendete ich eine Auswahl an Jazz- und Vocal-Jazz-CDs, Rock und sogar etwas Hip-Hop. Ich wollte herausfinden, wie der CDP 502 ES in einem breiten Spektrum von Stilen abschneiden würde. Nach dem, was ich auf den Platinen gesehen hatte, konnte ich mir vorstellen, dass der Sony ordentlich zupacken würde, und ich wurde nicht enttäuscht: Die Musik war schnell und laut mit leichter Betonung der oberen Bässe. Bei Verwendung der Cinch/RCA-Buchsen mit festem Ausgangspegel gab es von der ersten Sekunde an eine massive Verstärkung, und die Musik schien so druckvoll zu sein, dass es schon fast zu viel des Guten war. Und dennoch gab es auch den Eindruck der straffen Kontrolle, der mich irgendwie an den DCD 1500 II von Denon erinnerte, einen CD-Player, der erst zwei Jahre später auf den Markt gekommen war.

    Sowohl der Denon als auch der Sony waren zu ihrer Zeit High-End-Geräte, und beide brachten um die 9 kg auf die Waage. Bei beiden Geräten wurde sehr viel getan, um die Verzerrungen im Hochtonbereich zu reduzieren. Infolgedessen schienen beide CD Spieler eher mit Stechschritt durch die Songs zu marschieren, als dabei locker beschwingt zu musizieren. Der resultierende Klang fühlte sich manchmal etwas leblos an, und ich hätte mir mehr Freiraum für die Entfaltung der Musik und ein längeres Nachklingen einzelner Noten gewünscht. Die starke Oberbasspräsenz konnte Stimmen zu etwas mehr Substanz verhelfen, was ein willkommener Effekt war. Andererseits klangen schnellere Passagen bisweilen etwas überladen oder verstopft.

    Klaviertasten säuselten nicht so lange nach und klangen auch nicht so abgrundtief wie bei unserem 30 Jahre jüngeren Rega-CD-Player. Die Tiefbasswiedergabe des Sony war insgesamt gut, aber eben nicht überragend. Trotz des Vorsprungs, den Sony bei der Fehlerkorrektur hatte, konnte der CDP 502 ES bei schmutzigen oder zerkratzten CDs nicht so gut abschneiden. Damit die Musik am besten klang, mussten die CDs in einem guten Zustand sein. Mit Leichtigkeit konnte ich bestätigen, dass der Sony von 1984 einen analogen und nicht-analytischen Klang auf unserem System lieferte. Der CDP 502 ES klang voller, reichhaltiger und dunkler als viele seiner Konkurrenten. Durch die starke Nachbearbeitung durch Filterelemente ging jedoch etwas von dem eigentlichen Fluss und der Musikalität der Aufführung verloren, was die Glaubwürdigkeit des Musikereignisses etwas beeinträchtigte.

    Schließlich konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, ob es Modifikationen für diesen Player gab, die einige der analogen und digitalen Filterstufen entfernten, um die Schönheit und Kraft des darunter liegenden Diamanten freizulegen. In Anbetracht dessen, was Roman Groß 'New Perspectives on Sound' und 'KR High End Laboratory' mit ihrer Revision des Philips CD 104 erreicht hatten, schien es naheliegend, anzunehmen, dass auch der CDP 502 ES das Potenzial hatte, die meisten modernen CD-Spieler in den Schatten zu stellen, einfach aufgrund der beeindruckenden Komponenten, die in seinem Inneren verwendet wurden.

    Technische Daten

    • Typ: Compact-Disk-Spieler
    • Laser-Typ: GaAlAs-Doppel-Heterodiode
    • Plattenumdrehungen pro Minute: 500 ~ 200 (CLV)
    • Abspielgeschwindigkeit: 1,2 - 1,4 m/s
    • Fehlerkorrektur: Sony Super Strategie
    • DAC-Verbindung: 16-Bit, gerade Linie
    • Frequenzbereich: 2 - 20.000 Hz (+/- 0,3 dB)
    • Harmonische Verzerrung: < 0,0025% (1 kHz)
    • Dynamischer Bereich: < 96 dB
    • Gleichlaufschwankungen: nicht messbar
    • Line-Ausgang: 2 Volt
    • Kopfhörer-Ausgang: 28 mw (32 Ohm)
    • Leistungsaufnahme: 16 Watt
    • Abmessungen: (B) 430mm x (H) 80mm x (T) 335mm
    • Gewicht: 8,5 kg
    • Zubehör: Drahtlose Fernbedienung, RM-D502
    • Land der Herstellung: Japan
    • Jahr(e): 1984-1987

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DACs

DACs

Ein DAC wird benötigt, um digitale Signale, die von einem CD-Player, einem Streamer, einem Laptop oder einem PC und möglicherweise vielen anderen Quellen kommen, in ein analoges Signal umzuwandeln, das von einem analogen Vorverstärker oder einem ähnlichen Gerät verarbeitet werden kann. Da das digitale Signal eine Annäherung an ein analoges Signal ist, sind einige Berechnungen erforderlich. Schließlich ist im analogen Segment des DAC eine gewisse Voraussicht und klangliche Kalibrierung erforderlich, um die Ausgangsstufe des DAC an das empfangende Gerät anzupassen.

Die Magie kommt ins Spiel, wenn wir unseren DAC an einen hochwertigen CD-Player anschließen. Denn in diesem Fall sind sowohl die Bittiefe als auch die Abtastrate des Mediums gegeben. Die Frage, um die es geht, ist: Wird der externe DAC den internen DAC des CD-Players übertreffen, und in welcher Hinsicht? Zugegeben, man muss schon ein audiophiler Spinner sein, um diese Art von Herausforderung zu genießen. Aber Jungs müssen spielen, und das ist wohl auch gut so. Andere Leute setzen sich stundenlang ans Wasser, um Fische herauszuziehen, nur um sie dann anschließend wieder zurück ins Wasser zu werfen.

  • Cambridge DacMagic 100

    Cambridge DacMagic 100

    Veröffentlicht: 18.5.2020

    Herstellungsdatum: 2012

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): DACs

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Cambridge Audio hat sich seit langem einen Namen in der Audio-Welt gemacht und bietet sehr gut klingende Geräte zu fairen Preisen an. Für den audiophilen Einsteiger geht das völlig in Ordnung, solange man nicht auf eine beeindruckende Verarbeitungsqualität besteht. Der kleine 'DacMagic 100' steht in dieser Tradition. Ähnlich ausgestattet wie sein größerer Bruder, der 'DacMagic Plus', bietet das Gerät einen einzelnen 8742 Wolfson-Chip, der auch in höherpreisigen Digital-Analog-Wandlern von Rega und ähnlichen Marken zu finden ist. Der USB 1.0-Anschluss mag ein wenig veraltet klingen, kann jedoch Daten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 192 kHz verarbeiten. Zusätzlich zum USB-Anschluss verfügt der Wandler über zwei S/PDIF-Eingänge und einen optischen Toslink-Eingang. Die Ausgänge sind nur RCA/Cinch, eine Unzulänglichkeit für einige Benutzer, die er nicht mit seinem größeren und deutlich besser ausgestatteten Stallgefährten teilt.

    Ken Rockwell hat einen ausführlichen Testbericht über beide Cambridge DACs geschrieben und kommt in seinen Messungen zu dem Schluss, dass in beiden Fällen insbesondere die USB-Signalverarbeitung von unbestreitbarer Qualität ist. In meinen eigenen Hörtests habe ich festgestellt, dass der DacMagic 100 über die gesamte Bandbreite sehr gut abschneidet, ohne sofort erkennbare Ungleichgewichte. Der Bühneneindruck ist sowohl breit als auch tief mit viel Raum zwischen den Instrumenten. Stimmen kommen lebensecht rüber, vielleicht mit einer leichten Tendenz zu viel Transparenz. Obwohl die Basswiedergabe von Anfang an schlank und schnell war, hatte sie dennoch nicht die Fülle einiger teurerer Geräte. In dieser Preisklasse liegt die Schwäche des Produkts verständlicherweise in der Stromversorgung. Mit einem leistungsfähigeren Netzteil als dem billigen Plastik-Schaltnetzteil öffnete sich der Bass und lässt seither keine Wünsche mehr offen.

    Der DacMagic 100 ist ein großartiger Einstiegs-DAC für audiophile Menschen mit kleinem Budget, die einen hohen Anschaffungspreis scheuen. Die nachträgliche Anschaffung eines Netzteils ist fast schon ein Muss, obwohl es den Preis des Geräts fast verdoppelt. Für Käufer, die mit diesem zweistufigen Prozess leben können, bietet der DAC wirklich Qualität. Wenn Sie jedoch bereit sind, von Anfang an die gesamte Summe zu investieren, können Sie auch einen DAC kaufen, der von Anfang an über ein anständiges Netzteil verfügt.

    Technische Daten

    • Digital/Analog-Wandler: Wolfson WM8742 24-Bit-DAC
    • Frequenzgang: 20 Hz bis 20 kHz (±0,1dB)
    • Klirrfaktor bei 1 kHz 0 dBFS <0,0025% 24-Bit
    • Klirrfaktor bei 1 kHz -10 dBFS <0,0025% 24-Bit
    • THD @ 20 KHZ 0DBFS <0,0025%
    • Signal-Rausch-Verhältnis: -113 dBr
    • Jitter: <130pS
    • Crosstalk: @ 1 KHZ < -130 dB
    • Crosstalk: @ 20 KHZ < -112 dB
    • Ausgangsimpedanz: <50 Ohm
    • Ausgangspegel unsymmetrisch: 2,3 V rms
    • Digitale Eingangsbreite: 16-24 bit
    • Digitale Eingangsfrequenzen: 32kHz, 44.1kHz, 48kHz, 88.2kHz, 96kHz, 192kHz
    • Leistungsaufnahme: 5 W
    • Abmessungen: 106 mm x 46 mm x 130 mm
    • Herstellungsland: China
    • Baujahr(e): 2012

    Bildbeschreibung

    In der Draufsicht erkennt man drei getrennte Sektionen, die interne Stromversorgung (unteres Drittel), die Betriebs- und Schaltsektion um den Hauptprozessor (Mitte) sowie die digital-analoge Verarbeitungssektion (oberes Drittel). Das obere Drittel gliedert sich in die digitale Sektion mit drei Taktgebern und dem Wolfson 8742 DAC-Chip (rechts) und die analoge Ausgangssektion mit einem Operationsverstärker-Chip pro Kanal und einem Satz Kondensatoren (links).


Phono-Tonabnehmer

Phono-Tonabnehmer

Magnetische Phono-Tonabnehmer - oder schlicht "Tonabnehmer", wie sie häufig genannt werden - sind notwenig, um die in die Schallplattenrille gepressten Klanginformationen in elektrischen Strom umzuwandeln, der dann vom Vorverstärker, dem Leistungsverstärker und schließlich den Lautsprechern verarbeitet werden kann. Die technische Genauigkeit und die klangliche Ausgewogenheit dieses winzigen elektromechanischen Geräts entscheiden bei der Wiedergabe von Schallplatten über die klangliche Integrität unserer Stereoanlage; eine Tatsache, die perfekt mit der bekannten Audio-Regel "Garbage in = Garbage out" übereinstimmt. Mit anderen Worten: Alles, was der Abtastnadel an Klanginformationen entgeht, wird vom Hörer nicht wahrgenommen, und alles, was sie durch ihre eigene Fehlerhaftigkeit hinzufügt, wird die Signatur der Musik sein, die wir hören. Es ist daher sehr sinnvoll, den Tonabnehmer gut auszuwählen.

Für Vinyl-Neulinge, zu denen ich bis vor kurzem auch gehörte, ist es schwer zu verstehen, warum man viel Geld für einen so winzigen Gegenstand ausgeben sollte. Schließlich ist es schwierig, dem Ehepartner und den meisten Freunden zu erklären, warum man sein Geld für einen Tonabnehmer ausgibt. Nach einigen Tonabnehmern bin ich jedoch immer noch verblüfft über die immer größer werdende Menge an musikalischen Informationen, die einer scheinbar veralteten Vinylscheibe entlockt werden kann. Abhängig von der Qualität und der Mischung der Komponenten, die in einem Tonabnehmer verwendet werden (Nadel, Cantilever, Motor oder Gehäuse), können die Unterschiede zwischen zwei Tonabnehmern enorm sein. Ich habe daher beschlossen, Tonabnehmern einen eigenen Abschnitt zu widmen, einfach um ihnen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen

  • AT VM540 ML

    AT VM540 ML

    Veröffentlicht: 28.10.2021

    Herstellungsdatum: 2020

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Phono Cartridges

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Wie einige unter Ihnen vielleicht noch aus meiner Besprechung unseres Technics SL1310-Plattenspielers wissen, war dieser mit seinem original Shure M75-Tonabnehmer mit ED-Nadel (elliptischer Diamant) aus den späten 1970er Jahren bei uns eingezogen. Um sicherzugehen, dass die abgenutzte Nadel unsere Schallplatten nicht zerstört, hatte ich diese zunächst unter dem Mikroskop überprüft und für tauglich befunden. Am linken Kanal gab es anfänglich elektrische Probleme, die unser Techniker des Vertrauens löste, indem er mit seinem Lötkolben einen defekten Stift tiefer in den Tonabnehmer drückte. Damit hatte er die Verbindung wiederhergestellt, und der Plattenspieler funktionierte gut, bis vor kurzem der linke Kanal erneut ausfiel. Es war höchste Zeit für einen Wechsel.

    Bei der Inspektion des Tonarms des Technics wurde ich daran erinnert, dass dieser Plattenspieler bereits mit der praktischen Halbzoll-Headshell-Aufnahme ausgestattet war. Wenn ich also in einen neuen Tonabnehmer investieren wollte, konnte ich auch gleich die Headshell und die Verkabelung mit austauschen. Und da die Headshell sowohl den Tonabnehmer als auch die Anschlüsse aufnahm, würden ihre Resonanzen und die Qualität ihrer Verkabelung einen gewissen Einfluss auf die Klangqualität haben. Ich suchte im Internet nach möglichen Kombinationen von Tonabnehmer und Nadel und zog unter den eher audiophilen Exemplaren drei recht erschwingliche MM-Modelle (Moving Magnet) in die engere Wahl, die allesamt für mittelgroße Tonarme ausgelegt waren: das Ortofon 2M Silver, das Nagaoka MP-150 - das eigentlich ein MI-Tonabnehmer (Moving Iron) ist und damit einem MM ähnelt - und das Audio Technica VM 540 ML.

    Unter den drei Tonabnehmern hatte der Audio Technica die ausgefeilteste Nadel. Und da wir mit dem Audio Technica VM 95 ML, den wir für unseren Sansui SR-525 gekauft hatten, immer noch sehr zufrieden waren, war ich neugierig, die Unterschiede zwischen den beiden Tonabnehmern desselben Herstellers zu erforschen. Sie waren beide mit mikrolinearen Nadeln ausgestattet, wobei die Spezifikationen der 500er-Serie denen des 95ers leicht überlegen sind. Um das Ergebnis meiner Überlegungen zu bestätigen, besprach ich mich vor meiner Entscheidung mit einem Verkäufer von thakker.eu, der mir bestätigte, dass die ML-Version aufgrund ihrer ausgefeilten Abtastnadel der Konkurrenz in dieser Preisklasse voraus war. Für die 500er-Serie standen insgesamt folgende Tastereinsätze zur Auswahl:

    Auswahl an Abtastnadeln

    • AT-VM510 CB = Konisch - Gebundener Rundschaft
    • AT-VM520 EB = Elliptisch - gebundener Rundschaft
    • AT-VM530 EN = Elliptisch - Nackter Rundschaft
    • AT-VM540 ML = Mikrolinear - Nackter Vierkant-Schaft
    • AT-VM550 SH = Shibata - Nackter Vierkantschaft
    • AT-VM560 SLC = 0,28 x 1,5 Mil Spezial-Linekontakt

    Mit Ausnahme des VM560 SLC, das mehr als doppelt so teuer war wie das VM540 ML (und damals das teuerste MM-Tonabnehmersystem von Audio Technica überhaupt), galt die mikrolineare Version als das Vielseitigste unter den verfügbaren Modellen. Obwohl die 500er Serie von manchen immer noch als Einsteigermodell angesehen wurde, war das ML dank des mikrolinearen Schliffs der Nadel in Kombination mit der nackten Montage auf einem quadratischen Schaft sehr wohl in der Lage, auch die kleinsten Nuancen aus der Schallplattenrille herauszuholen. Ähnlich wie beim 95er wurden beim 500er Tonabnehmer zwei Magnete verwendet, die in Form eines "V" angeordnet waren, um der Form des Messerkopfes bei der Plattenherstellung zu entsprechen. Das Design sollte eine maximale Amplitude und eine verbesserte Kanaltrennung gewährleisten. Der Tonabnehmer wurde so konzipiert, dass er auf den meisten Tonarmen mit geringer und mittlerer Masse gleichermaßen gut funktionierte. In der Version VM540 ML/H war er auf dem Headshell HS-10 von Audio Technica vormontiert, und ich beschloss, dass dies die praktischste Lösung für unseren SL1310 war.

    Als der Tonabnehmer auf dem Postweg eintraf, war ich angenehm überrascht, wie leicht sich das Headshell aus der Verpackung herausdrehen ließ, und ich beschloss, dass ich dasselbe Kästchen zur sicheren Aufbewahrung unseres alten Headshells verwenden würde. Wie ich bereits vom Verkäufer gewarnt worden war, musste der Tonabnehmer zunächst auf das spezifische Layout des SL1310 ausgerichtet werden. Ich benutzte meine vorhandene Ausrichtungsschablone, mit der man die innere Rillenposition bestimmen kann, während die Schablone statisch bleibt, und war angenehm überrascht, dass die umklappbare Nadelabdeckung des VM540 ML auch zum Einstellen des richtigen Winkels und Überhangs diente. Sie erzeugte eine gerade Linie auf dem Winkelmesser, was die Einstellung erleichterte. Ich bemerkte auch, dass das neue VM540 ML/H leichter war als unser ursprüngliches System, was bedeutete, dass ich das Gewicht des Tonarms erheblich reduzieren musste. Ich stellte den Überhang ein und justierte die Auflagekraft mit unserer digitalen Auflagekraftwaage auf die empfohlenen 2,0 Gramm.

    Was mich ein wenig überraschte, war die Tatsache, dass ich den SL1310 vom Stromnetz trennen musste, um diese Einstellungen vorzunehmen, da ich den Tonarm nicht seitlich verschieben konnte, ohne den eingebauten Autostart zu aktivieren. Der Plattenteller sprang jedes Mal an, wenn der Tonarm in die Nähe des Plattentellers gebracht wurde, und obwohl dies ganz offensichtlich ein Merkmal des automatischen Laufwerks war, brauchte ich einen Moment, um zu verstehen, dass es tatsächlich keinen anderen Weg gab, als den Stecker zu ziehen. Vielleicht liegt es nur an mir, aber aus irgendeinem Grund kam mir das Ziehen des Steckers ziemlich plump vor, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich irgendein Detail übersehen hatte, vielleicht einen Ein-/Aus-Schalter.

    Als ich mich schließlich hinsetzte und zuhörte, konnte ich kaum glauben, welche Verbesserung ich gegenüber dem vorher montierten Shure M75 ED hörte. Es war einfach mehr von allem da. Als ich Carmen Lundys album “Soul to Soul” hörte, fiel mir zum ersten Mal die überragende Genauigkeit der mikrolinearen Abtastnadel auf. Und obwohl ich diesen Effekt schon bei der Umstellung auf den ML-Tonabnehmer an unserem Sansui SR-525-Plattenspieler erlebt hatte, war ich erneut tief beeindruckt. Ich hatte mich so sehr an die kleinen Ungenauigkeiten unseres alten Shure-Tonabnehmers gewöhnt, dass das Hören des Albums ohne diese Ungenauigkeiten ein ganz neues Gefühl für das Medium hervorrief. Der VM540 ML produzierte ein sehr niedriges Grundrauschen, zeigte keinerlei Zischlaute und war in der Lage, einen äußerst präzisen Eindruck des ursprünglichen Musikereignisses zu vermitteln. Und obwohl er viele musikalische Details wiedergab, geschah dies in großer harmonischer Kohärenz, ohne dass ein Aspekt besonders hervorgehoben wurde. Ich empfand dies als angenehm, einnehmend und gleichzeitig hervorragend ausgewogen.

    Der Audio Technica ließ unsere Tannoy XT8F-Lautsprecher größer und intensiver klingen, als ich es bisher gewohnt war. Die Klangbühne war ausgezeichnet, wobei Lundys Stimme genau in der Mitte positioniert war und alle Instrumente großzügig um sie herum angeordnet waren. Unterstützt wurde dieser Effekt durch das lange Ausklingen der einzelnen Töne. Transienten waren schon immer eine besondere Stärke der ML-Nadeln. In Lundys "Sardegna" wirkte das Xylophon fast dreidimensional, einzelne Töne erschienen so lebendig wie die sprudelnden Perlen in einem Glas Sekt. Trompeten und höhere Klaviertöne reichten tief in den Raum hinein, während die Schlagzeuger etwas zurückgenommen blieben. Bässe waren zwar vorhanden, doch nicht so ausgeprägt wie beim Shure. Dieser Eindruck blieb auch erhalten, nachdem ich zu Ted Poor's Album "You Already Know" gewechselt hatte, das viel stärkere Bassläufe aufweist. Anstatt dröhnend oder übermäßig ausgedehnt zu sein, blieb der Bass jederzeit nuanciert und kontrolliert. Bass-Enthusiasten würden wahrscheinlich gut daran tun, die Auflagekraft auf 2,2 oder 2,5 Gramm zu erhöhen, aber ich bevorzuge in der Regel ausgeprägtere Transienten gegenüber mächtigem Bassgebrüll.

    Das fantastische Album “Guzu Guzu" des Helge Lien Trios war dichter arrangiert als die beiden vorangegangenen Hörbeispiele und gab dem VM540 ML-Tonabnehmer Gelegenheit zu zeigen, dass er auch in volatilen und unübersichtlichen Situationen, in denen sich eine Vielzahl natürlicher Klänge von akustischen Instrumenten überlagert, präzise bleiben konnte. Zu meiner großen Zufriedenheit spielte er auch dieses Album mühelos und präzise bis hin zur letzten Rille ab, wobei er jede Nuance genau nachzeichnete, ohne sich dabei im Detail zu verlieren. Beim Vergleich mit dem VM 95 ML desselben Herstellers stellte ich fest, dass die beiden sehr ähnlich sind, aber dass das VM540 ML Stimmen mit einem weicheren und ausgewogeneren oberen Spektrum wiedergab. Dies konnte auf den erweiterten Frequenzgang oder auf die bessere Kanaltrennung zurückzuführen sein, aber genauso gut könnte es an der verwendeten Peripherie liegen. Technics Plattenspieler gelten als sehr gut verarbeitet. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur mit Sicherheit sagen, dass der VM540 ML mit heruntergeklapptem eingebauten Nadelschutz viel einfacher auszurichten war. Wenn Sie darüber nachdenken, einen Vintage-Plattenspieler mit einem Tonarm mit geringer oder mittlerer Masse aufzurüsten, ist die 500er-Serie von Audio Technica sicherlich eine Überlegung wert.

    Technische Daten

    • Klang: Leise auf der Schallplatte, ausgewogen und nuancenreich, warm mit seidigen Stimmen, kontrollierter und gut konturierter Bass
    • Typ: Dualer beweglicher Magnet
    • Frequenzgang: 20 - 27.000 Hz
    • Kanaltrennung (@ 1 KHz): > 28 dB
    • Eingangslast: 47.000 Ohm
    • Ausgang bei 1 KHz 5 cm / Sek.: 4 mV
    • Empfohlene Abtastkraft: 2,0 g
    • Tonabnehmer-Typ: Nude Micro Linear Square Shank
    • Induktivität: 550 mH
    • Widerstandswert: 485 Ω
    • Gewicht: 6,4 g
    • Höhe: 17,3 mm
    • Jahr: 2020 -
    • OSP: EUR 246,00 (Deutschland)
    • Stylus-Ersatz: VMN40ML

    Klangeindrücke basierend auf der folgenden Anlage: Technics SL1310 Plattenspieler, Dynaco PAS4 Vorverstärker, Hafler XL 280 Endstufe, Tannoy XT8F Lautsprecher.


  • AT VM95 E

    AT VM95 E

    Veröffentlicht: 13.11.2020

    Herstellungsdatum: 2019

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Phono Cartridges

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Der VM95 E von Audio Technica ist ein Moving-Magnet-Tonabnehmer der Einstiegsklasse, der 2019 die Nachfolge des weithin bekannten AT95 E antrat. Das neue Design umfasst Verbesserungen an der elliptischen Abtastnadel, die nun dünner ist, sowie eine höhere Ausgangsspannung. Die neue VM95-Engine unterstützt eine ganze Reihe kompatibler Nadeln, was Upgrades etwas billiger und bequemer macht, als wenn man den kompletten Tonabnehmer ersetzen müsste. Die verfügbaren Ersatznadeln reichen in 6 Stufen vom einfachen konischen Design bis zum komplexen 'Shibata' (patentierter Schliff). Während die niedrigeren Ersatznadeln mit einer Art Lötmittel an den Schaft geklebt werden, werden die höherwertigen Tastereinsätze direkt verbunden, d. h. "nackt".

    Auswahl der Abtastnadeln

    • AT-VM95 C = Konisch - gebundener runder Schaft
    • AT-VM95 E = Elliptisch - gebundener runder Schaft
    • AT-VM95 SP = Konisch SP - gebundener Rundschaft (Schellack)
    • AT-VM95 EN = Elliptisch - Nackter Rundschaft
    • AT-VM95 ML = Mikrolinear - Nackter Vierkant-Schaft
    • AT-VM95 SH = Shibata - Nackter Vierkant-Schaft

    Das VM95 E ist mit der zweit-möglichen Einstiegsnadel ausgestattet und weist bereits einige deutliche Verbesserungen gegenüber dem nicht mehr produzierten AT95 E auf, obwohl es einige der typischen Merkmale beibehält, die von einem elliptisch gebundenen Design zu erwarten sind. Besonders wenn man von den anspruchsvolleren Nadeln, wie dem Micro-Linear oder dem Shibata kommt, fehlt dem AT95 E etwas von der Klarheit und Nuancierung, zu der die höherwertigen Versionen fähig sind. Auf Katie Meluas “Album Nr. 8" aus dem Jahr 2020 wirkt die Musik zum Beispiel komprimierter. Ein allgemeiner Mangel an klanglichen Details lässt ihre Stimme weniger aufschlussreich und daher nicht so nah und einfühlsam erscheinen, wie wir es von der mikrolinearen Abtastnadel gewohnt sind.

    Während zwischen den Instrumenten immer noch genügend Raum vorhanden ist, klingen schlechtere Aufnahmen eher dumpf und zurückhaltend. Stimmen werden jedoch tonal ausgewogen und vollmundig wiedergegeben, was sicherlich eine Stärke ist. Ich habe das Gefühl, dass das VM95 E Stimmen tonal genauer wiedergibt als einige der höheren Versionen, da es keine Spur von nasalen Effekten gibt. Auf der anderen Seite kann die elliptische Abtastnadel zischende Stimmen produzieren, wie es bei meiner schlechten Pressung von Norah Jones "Come Away with Me"-Album der Fall ist, die mit der ML-Nadel noch richtig Spaß macht und mit der E-Version gerade noch zu ertragen ist.

    Während die Basswiedergabe akkurat und sicherlich voller und präsenter ist als beim früheren AT95 E, fehlen bisweilen Nuancen im Bass, Tiefbass und musikalische Details, besonders im direkten Vergleich mit den höherpreisigen Versionen. Und das ist wohl der Aspekt, der es dem AT95 E in der Einstiegsklasse am schwersten macht: die Konkurrenz an Nadeln, die auf diesem Engine basiert. Als wir vor zwei Jahren unsere Erkundungen mit dem AT95 E begannen, dachte ich, dass mich der Mangel an Details nicht stören würde, solange die Musik tonal ausgewogen ist. Wenn man jedoch von der neueren und leistungsfähigeren ML-Version auf unsere anderen HiFi-Anlagen wechselt, macht es jetzt einfach weniger Spaß, dem AT95 E zuzuhören. Nicht, weil er eine schlechte Leistung erbringt, sondern einfach, weil ich inzwischen den anspruchsvolleren Klang zu schätzen gelernt habe, was leider ein bekanntes audiophiles Dilemma ist: "Wenn man es einmal gehört hat, gibt es kein Zurück mehr."

    Technische Daten

    Charakter: ein solider Tracker mit gelegentlichen Zischlauten, der musikalische Details halbwegs offenbart, vollmundig, warm und tendenziell neutral, musikalisch ausgewogen

    • Frequenzgang: 20 - 22.000 kHz
    • Kanaltrennung bei 1 KHz: 20 dB
    • Ausgangswiderstand: 47 kOhm
    • Ausgang bei 1 KHz 5 cm/Sek.: 4,0 mV
    • Empfohlene Abtastkraft: 2,0 g
    • Nadeltyp: elliptische Abtastnadel, gebondete Halterung
    • Induktivität: 550 mH
    • Widerstandswert: 485 Ω
    • Gewicht: 6,1 g
    • Jahr: 2019
    • OSP: EUR 46,00 (Deutschland)
    • Stylus-Ersatz: Original, EUR 28,00

    Audio Technica
    Technica House
    Unit 5, Millennium Way
    Leeds
    United Kingdom
    LS11 5AL


  • AT VM95 ML

    AT VM95 ML

    Veröffentlicht: 11.11.2020

    Herstellungsdatum: 2019

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Phono Cartridges

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Die Audio-Technica Corporation ist ein japanischer Hersteller von Phono-Tonabnehmern, Plattenspielern, Kopfhörern und professionellen Mikrofonen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Tokio und brachte seine ersten Produkte, die AT-1 und AT-3 MM-Tonabnehmer, im Jahr 1962 auf den Markt. Zu den bekanntesten AT-Geräten gehören eine lange Liste von Kopfhörern, ein tragbarer Plattenspieler und auch einige Tonabnehmer. Unter letzteren befand sich auch das Einsteigermodell AT-95 E, das für sein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt wurde und somit als Einstiegsdroge in das audiophile Hören prädestiniert war.

    Bereits der inzwischen eingestellte AT-95 E hob sich von der Konkurrenz ab, indem er mit einer ausgefeilteren elliptischen Abtastnadel ausgestattet war, während seine preislichen Konkurrenten noch eine konische oder kugelförmige Abtastnadeln hatten. Die elliptische Form der Abtastnadel ermöglichte es, mehr Details von der Schallplatte abzulesen und sorgte für eine hervorragende Höhenwiedergabe. Der Mitteltonbereich wurde manchmal als ein wenig dünn und nasal empfunden. Die Basswiedergabe hingegen war straff, fulminant, aber nicht übermäßig schwer oder besonders herausragend. Die interne Konkurrenz des AT-95 E war der teurere AT100E, der das Einsteigermodell in den meisten technischen Aspekten übertraf.

    Mit dem neuen AT VM95 Tonabnehmer hat Audio Technica dem AT95 eine längst überfällige Überarbeitung spendiert. Der vollständige Name des Tonabnehmers setzt sich aus dem Firmenkürzel "AT", dem Gehäuse- oder Engine-Typ "VM95" und der Art der angebrachten Nadel zusammen. Beim AT VM95 ML stehen die letzten beiden Buchstaben für "Micro-Linear", eine von fünf möglichen Abtastnadeln für das neue VM95-System. Bei der “ML"-Version handelt es sich um eine Nadelkonstruktion mit zwei beweglichen Magneten, einer nackten Nadel und einem mikrolinearen Schliff. “Nackt" bedeutet, dass die Nadel direkt angebracht ist, anstatt auf den Schaft gelötet zu werden.

    Auswahl der Abtastnadeln

    • AT-VM95 C = Kegelförmig - gebundener Rundschaft
    • AT-VM95 E = Elliptisch - gebundener Rundschaft
    • AT-VM95 SP = Konisch SP - Gebondeter Rundschaft (Schellack)
    • AT-VM95 EN = Elliptisch - Nackter Rundschaft
    • AT-VM95 ML = Mikrolinear - Nackter Vierkant-Schaft
    • AT-VM95 SH = Shibata - Nackter Vierkant-Schaft

    Aus unserer eigenen Hörerfahrung lässt sich sagen, dass die VM95 eine schnörkellose Einstiegs- bis Mittelklasse-Engine mit ausreichendem Dynamikpotenzial und durchschnittlicher Kanaltrennung ist. Es scheint, dass der Klang für moderne Hörvorlieben optimiert wurde, da er mit allen Nadelkombinationen ausgewogen, detailliert und lebendig spielt.

    In Verbindung mit der ML-Nadel gelingt es dem VM95, viele Details der Schallplatte darzustellen, die den einfacheren Nadelversionen noch verborgen bleiben. Der klangliche Eindruck ist, dass das Frequenzband erweitert wird und selbst die kleinsten Nuancen in der Musik zum Vorschein kommen. Mit der ML-Nadel klingen Becken zarter und viel länger als bei den niedrigeren Versionen des Tonabnehmers, und kein Schlagzeugschlag gleicht dem anderen. Auch bei anderen Instrumenten sind die verschiedenen Spielweisen besser zu erkennen: Klaviertasten klingen etwas weicher, und es gibt nun einen deutlichen Unterschied in Dauer und Kraft der einzelnen Tasten.

    Stimmen klingen voll und warm, ohne dass für meine Ohren eine Verzerrung zu erkennen ist. Weibliche Solokünstlerinnen scheinen mehr Luft in ihren Lungen zu haben und die Noten länger und mit größerer Genauigkeit zu tragen, als ich es je auf einem anderen Medium, wie CD oder Streaming, gehört habe. Trotz dieser Feinheit und Detailtreue in der Präsentation konnten wir kaum mechanische Geräusche von der Platte selbst wahrnehmen. Stattdessen blieb die Schallplatte ultraleise, und der Hörer hatte nur die Musik im Blick.

    Mit der ML-Nadel fällt es leicht, durch schlechte Aufnahmen hindurchzuhören. Obwohl ich festgestellt habe, dass sowohl neue als auch alte Aufnahmen gut wiedergegeben werden, klingt die ML-Nadel am besten bei neueren Produktionen, die auch die aufschlussreichen Eigenschaften der heutigen Geräte berücksichtigen. Beim Anhören von Bob Segers “Greatest Hits"-Album zum Beispiel machte die ML-Nadel die Einschränkungen der Originalaufnahme viel deutlicher, als es die elliptische E-Nadel getan hatte. Auf Katie Meluas neu erschienenem “Album No. 8" kommt die Stimme in einer seltsamen Kombination aus Reinheit und silbrigen Obertönen rüber, die wohl auf das Studiomikrofon zurückzuführen sind. Man muss sich zumindest darüber im Klaren sein, dass die Entscheidung für die mikrolineare oder die Shibata-Varianten des VM95-Engine eine Menge Details in die Musik bringt, die je nach Qualität des Equipments und der Aufnahme zu einem Segen oder einem Ärgernis werden können.

    Auch in Sachen Bass ist der AT VM95 ML leistungsfähig. Zwar kann der Bass durchaus anschwellen und sowohl laut als auch satt werden, doch ist dies nie zufällig und immer mit gutem Maß. Anstelle von schwammigen und eher zufällig erscheinenden Bässen beleuchtet dieser Tonabnehmer die Bässe ebenso klar wie die Höhen und Mitten. Es gibt viel Basskontur und kaum etwas, was zu wünschen übrig wäre. Die Musik löst sich mühelos von den Lautsprechern und wird zu einer echten Performance. Es ist immer ein ausreichender Fluss mit viel Dynamik vorhanden, obwohl der AT VM95 ML in meinen Ohren etwas weniger akademisch und vielleicht etwas einnehmender sein könnte. Dank seiner Fähigkeit, viele musikalische Details darzustellen, erweckt die ML-Version jedoch auch eher langweilige Aufführungen wieder zum Leben.

    Technische Daten

    Klang: Leise auf der Platte, aufschlussreich und sehr nuanciert, warm und eher neutral, kontrollierter und gut konturierter Bass

    • Frequenzgang: 20 - 25.000 kHz
    • Kanaltrennung bei 1 KHz: 23 dB
    • Eingangslast: 47 K
    • Ausgang bei 1 KHz 5 cm/Sek.: 3.5mV
    • Empfohlene Abtastkraft: 2,0 g
    • Tonabnehmer-Typ: Nude Micro Linear Square Shank
    • Induktivität: 550 mH
    • Widerstandswert: 485 Ω
    • Gewicht: 6,1 g
    • Jahr: 2019
    • OSP: EUR 146,00 (Germany)
    • Stylus Replacement: Original, EUR 129,00

    Audio Technica
    Technica House
    Unit 5, Millennium Way
    Leeds
    Vereinigtes Königreich
    LS11 5AL

    Klangeindrücke basierend auf dem folgenden System: Lenco L75 Plattenspieler, Restek V1 Vorverstärker, Hafler XL 280 Endverstärker, Tannoy XZ8F Lautsprecherboxen.


    crossXculture Business Language Training
  • Sumiko Olympia

    Sumiko Olympia

    Veröffentlicht: 22.2.2022

    Herstellungsdatum: 2018

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Phono Cartridges

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Auf der Suche nach einem geeigneten Tonabnehmer für unseren halbautomatischen Plattenspieler Thorens TD320 bin ich auf die Sumiko-Tonabnehmerserie gestoßen. Der TD320 war mit einem 12,5 Gramm schweren TP16 MK IV-Tonarm ausgestattet, was ihn zumindest theoretisch mit einer großen Auswahl an mittelgroßen Tonabnehmern kompatibel machte. Zur Auswahl standen unter anderem MM-Tonabnehmer (Moving Magnet) von Audio Technica, Grado, Ortofon, Nagaoka und Sumiko. Da ich jedoch bereits zwei Audio Technica-Tonabnehmer in diesem Blog vorgestellt hatte und den Grado Gold recht teuer fand, beschränkte ich mich auf den Ortofon M2 Blue und den Sumiko Olympia, die in Bezug auf Spezifikationen und Leistung ähnlich gut abschnitten.

    Am Ende fiel meine Wahl auf den Olympia, da seine Abmessungen und sein Farbschema gut zum schwarz-silbernen Thorens-Design passten. Ich hatte gelesen, dass er weniger analytisch klingen würde als der Ortofon, was meiner Meinung nach gut zu unseren recht offen klingenden elektrostatischen Lautsprechern passen würde. Mein erster Eindruck, als der Tonabnehmer mit der Post geliefert wurde, schien mir zu bestätigen, dass ich eine gute Entscheidung getroffen hatte. Das Auspacken aus der Holzkiste war ein schönes Ritual, das auch das hochwertige "Handcrafted in Japan"-Leitbild des Unternehmens unterstrich. Auf dem TP16 montiert, sah das schlanke schwarze Gehäuse mit dem klaren weißen Schriftzug absolut umwerfend aus. Um den bestmöglichen Hörgenuss zu erzielen, achtete ich besonders darauf, alle Parameter richtig einzustellen, und die Bilder unten zeigen einen Teil dieses Prozesses vor der Fertigstellung.

    Die erste Platte, die ich auflegte, war das Album "I Know I Dream" von Stacey Kent, das zufällig von akzeptabler Pressung war und recht gut klang, bis die Zischlaute innerhalb der Rillen der letzten beiden Titel so stark zunahmen, dass ich froh war, als die Platte zu Ende war. Da ich mit dem Thorens noch nicht vertraut war, überprüfte ich den Winkel an dem nahtlos einstellbaren Cartridge erneut und zog auch die vertikalen und horizontalen Tonarmlager fester an, da ich dachte, dass dies die Ursache des Problems sein könnte. Als dies die Zischlaute nicht beseitigte, spielte ich mit dem Tracking und stellte das Plattenteller-Niveau neu ein. Doch egal, wie sehr ich mich bemühte, der TP16 MK IV konnte den Sumiko nicht ruhig in Position halten, um ohne Zischlaute und Verzerrungen auch auf den inneren Rillen zu spielen. Ich rief den Support von Thakker.eu an, um ihn um Rat zu fragen, und dort war man der Meinung, dass der Arm des Thorens vielleicht nicht steif genug sei, um das Sumiko gut festzuhalten.

    Ich führte einige weitere Tests mit anderen Einstellungen und Aufnahmen durch und stellte fest, dass Katie Meluas "Album No 8" mit dem Sumiko von Anfang bis Ende verzerrt klang, während es mit unseren beiden Audio Technica-Tonabnehmern, die mit mikrolinearen Nadeln ausgestattet waren, ausreichend gut wiedergegeben wurde. Zuerst war ich ziemlich niedergeschlagen, aber dann beschloss ich, den Sumiko auf unserem Technics SL-1310 Plattenspieler im anderen Hörraum zu testen. Während die Verzerrung auf den inneren Rillen auch hier ein Problem blieb, erzeugte das Sumiko hier zumindest eine angenehme, sehr breite und solide Klangbühne, die so beeindruckend war, dass ich mir kaum noch vorstellen konnte, das Tonabnehmersystem ohne Bedauern an den Verkäufer zurückzugeben.

    Ich beschloss, die Abtastnadel unter dem Mikroskop zu untersuchen und sah, dass der Diamant unter einem dünnen Mantel von Rückständen verborgen war, der die Oberfläche körnig aussehen ließ. Ich kannte dieses Aussehen eigentlich nur von NOS-Tastern aus den 70er Jahren. Ich fragte mich, wie dies bei der werkseitig montierten Nadel eines brandneuen Tonabnehmers aus dem Jahr 2021 der Fall sein konnte. Vielleicht war es nur eine Frage der Abnutzung der Rückstände, bis der Diamant der Abtastnadel wieder durchscheinen konnte? Doch ich begann zu bedauern, dass meine Schallplatten dieser ungesunden Behandlung unterzogen werden mussten. Vielleicht hatte die Umgebungsfeuchtigkeit oder das Meerwasser eine Rolle bei der Korrosion der Abtastnadel gespielt? Immerhin hatte ich irgendwo gelesen, dass Sumiko-Tonabnehmer in einer Stadt in Meeresnähe hergestellt wurden. Dies wurde auf der Website des Unternehmens bestätigt.

    Sumiko Firmengeschichte

    Sumiko wurde im Jahr 1972 vom ehemaligen U.C. Berkeley Experimentalphysiker David Fletcher mitbegründet. Fletcher machte sich einen Namen im Bereich analoger Audio-designs und wurde später Mitbegründer von SOTA-Plattenspielern, einer weiteren bekannten Marke, die auch heute noch im Geschäft ist. In den 1970er und 80er Jahren entwickelte sich die Firma Sumiko zu einem der führenden Importeure von Tonabnehmern und Tonarmen verschiedener Marken in die USA. Einige der Meilensteine waren: der MDC-800-Tonarm (1980), die Talisman-Hochleistungs-MC-Tonabnehmer (1982) und eine Serie von "Premier"-Tonarmen (1983-1988).

    Laut der Website des Unternehmens wurden die Tonabnehmer der Oyster-Serie von Sumiko in Yokohama handgefertigt. Die Fabrik befand sich in der Tat "nahe des Wassers, in denen unsere namensgebenden Austern leben". Auf der Website wird weiter beschrieben, wie jeder Tonabnehmer von erfahrenen Technikern von Hand zusammengebaut und rigoros geprüft werde, bevor sie dann verpackt und versandt würden. Das machte es mir allerdings schwer zu verstehen, wie meine mit Rückständen bedeckte und zischende Abtastnadel den strengen Inspektionen von Sumiko entgehen konnte. Es sei denn, das Anbringen der Abtastnadel war nicht Teil dieses Prozesses.

    Entschlossen, die Rückstände abzutragen, spielte ich in den nächsten Stunden Bob Segers Greatest Hits"-Album in Dauerschleife. Der Sumiko Olympia produzierte jedoch weiterhin mehr Rauschen und Zischlaute, als ich es gewohnt war, und mir dämmerte, dass ich wahrscheinlich von der hervorragenden Abtastung und dem geringen Rauschen unserer mikrolinearen Nadeleinsätze von Audio Technica verwöhnt war. Um meinen Verdacht endgültig zu bestätigen, beschloss ich, den Olympia an Thakker.eu zurückzuschicken, die daraufhin vorgaben, einige Tests mit ihrem eigenen Technics-Laufwerk durchgeführt zu haben und weder mit dem Tonabnehmer noch mit der Nadel einen Fehler feststellen konnten. Da sie meine Enttäuschung hinsichtlich dieser Aussage spürten, boten sie mir an, mir meine Investition dennoch zu erstatten, damit ich mein Glück mit einem anderen Tonabnehmer versuchen konnte.

    Am Ende hatte ich vielleicht Pech mit der Kombination von Tonarmen und Nadel oder auch mit der Fertigungstoleranz des Tonabnehmers selbst. Ich habe den Klang sehr genossen, konnte mich aber beim Hören nicht entspannen, weil ich immer befürchten musste, dass der nächste unangenehme Zischlaut durchdringen würde. Für diejenigen von uns, die es gewohnt sind, höherwertige Tonabnehmer zu hören, sollte der Sumiko Moonstone das Minimum sein. Aufgrund meiner großen Enttäuschung mit dem Olympia zögerte ich jedoch, die nächsthöhere Sumiko-Nadel auszuprobieren.

    Technische Daten

    • Tonabnehmer: hohe Ausgangsleistung, beweglicher Magnet
    • Tonabnehmer-Typ: 0.3 x 0.7 mil Elliptisch
    • Ausleger-Typ: Aluminium-Rohr
    • Induktionsspulen: Hochreines Kupfer
    • Innere Impedanz: 1.130 Ω
    • Last-Impedanz: 47 kΩ
    • Frequenzgang: 12 Hz - 30.000 Hz
    • Ausgangspegel: 4,0 mV
    • Kanaltrennung: >30 dB @ 1kHz
    • Kanal-Balance: >1,5 dB @ 1kHz
    • Konformität: 12×10-6 cm/dyn @ 100 Hz
    • Kapazität: 100 pF - 200 pF
    • Vertikaler Spurwinkel: 25°
    • Bereich der Auflagekraft: 1,8g - 2,2g
    • Empfohlene Auflagekraft: 2,0g
    • Effektive Masse: 6,5g
    • Abmessungen: (B) 17,2 mm x (H) 18,8 mm x (T) 29 mm
    • Kompatible Nadeln: RS Rainier (niedriger), RS Moonstone (höher), Wellfleet (am höchsten)
    • Baujahr: 2018 -

Vorverstärker

Vorverstärker

Ein Vorverstärker kann durchaus als das Herzstück unseres Systems bezeichnet werden. Da viele Vorverstärker über eine eingebaute Phonostufe für MM, MC oder beides verfügen, ist auch tatsächlich ein gewisser Verstärkungseffekt vorhanden, aber der Begriff beschreibt eher seine Position vor dem Verstärker als seine Bezeichnung. Vorverstärker dienen z.B. als Knotenpunkt, um Musiksignale von mehreren Quellen zu einem einzigen oder mehreren Endverstärkern zu leiten. Alle Vorverstärker fügen auch eine klangliche Signatur hinzu, die aufgrund ihrer zentralen Position im System über den Erfolg oder Misserfolg eines guten Systems entscheidet.

Daher ist es sinnvoll, unseren Vorverstärker mit Bedacht auszuwählen, und es gibt einige Hinweise, auf die man dabei achten sollte: 1. Die Signalintegrität kann durch Potentiometer beeinträchtigt werden, weshalb audiophile Geräte nur selten mit Bass-, Höhen- und anderen Dämpfungsgliedern ausgestattet sind. 2. Netzteile können Störungen in das Signal einspeisen. Bei vielen Geräten befindet sich daher das Netzteil in einem separaten Gehäuse. 3. Dünne Leiterbahnen auf der Platine können zu Lasten der Geschwindigkeit und Dynamik gehen. 4. 2D-Leiterplattenlayouts können Störungen aufnehmen. High-End-Geräte haben vielleicht auch deshalb oft ein höheres Maß an Direktverdrahtung.

  • Audio Research SP-6

    Audio Research SP-6

    Veröffentlicht: 5.12.2020

    Herstellungsdatum: 1980

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Hochauflösender Stereo-Vorverstärker

    Als in den späten 1960er Jahren der Vakuumröhre in Heim-Audiogeräten zugunsten billigerer Produktion und vielseitigerer Geräte der Rücken gekehrt wurde, glaubten einige Musikliebhaber, dass sich die Industrie in die falsche Richtung bewegte. Zwar waren Transistoren den Röhren in Bezug auf Größe und Wärmeableitung überlegen, doch ihre musikalische Leistung war noch nicht gerade als großartig zu beschreiben.

    Zu den Transistorskeptikern gehörte ein Mann namens William (Bill) Zane Johnson. Bill betrieb seit dem Jahr 1951 ein eigenes Fachgeschäft für Audiotechnik im Süden von Minneapolis, in dem er anspruchsvolle Verstärker für diejenigen entwarf, denen Genauigkeit und Musikalität bei der Klangwiedergabe auch weiterhin sehr wichtig waren.

    Nach einem gescheiterten Versuch, sein bestehendes Geschäftsmodell weiterzuentwickeln, beschloss er im Jahr 1970, ein neues Unternehmen zu gründen, das sowohl seinen Entwürfen und Patenten als auch ihm selbst eher gerecht werden würde. Er nannte es "Audio Research", und von Anfang an war klar, dass dieses Unternehmen seinen Schwerpunkt auf Vakuumröhren für die Musikwiedergabe legen würde.

    Obwohl Bill an seiner Überzeugung festhielt, dass Vakuumröhren ein realistischeres und daher überzeugenderes Klangbild vermitteln konnten, musste noch einiges getan werden, damit Röhren in Bezug auf Schnelligkeit und Basskontrolle mit Transistoren mithalten konnten. Die Herausforderung bestand darin, die für Röhren typische Genauigkeit in der Klangwiedergabe mit der für Transistoren typischen Fähigkeit, Details in der Musik darzustellen, zu verbinden.

    Die erfolgreiche Verbindung dieser Eigenschaften nannte Bill Johnson "High Definition"-Audio, heute ein bekanntes Markenzeichen und Leitbild, das seither auf den Produkten von Audio Research zu finden ist. Während seine Röhrenkonstruktionen zeitweise als bewusste Störung des Fortschritts der Branche empfunden wurden, erwies sich Audio Research während des in den 1980er Jahren folgenden Röhren-Revivals als der Konkurrenz weit voraus.

    Zum Erfolg der Audio Research Corporation trug auch die Tatsache bei, dass sie von einigen der einflussreichsten Audiomagazinen der damaligen Zeit, wie "The Absolute Sound" und "Stereophile", zum offiziellen Maßstab für Klang erklärt wurde. Audio Research ist heute der älteste existierende Hersteller von High-End-Audioprodukten und gilt als Begründer des Begriffs High-End-Audio überhaupt. Ihr SP-3 High Definition Vorverstärker galt über viele Jahre hinweg als der beste Vorverstärker auf dem Markt.

    Das hier besprochene Gerät, der Audio Research SP-6 High Definition Vorverstärker, wurde von 1978 bis 1982 in nur geringfügig abweichenden Versionen (Modelle A-E) gebaut, mit Ausnahme der SP-6F Version, die als SP-8 MK II mit einer anderen Frontplatte bezeichnet wurde. Das hier gezeigte Gerät ist der SP-6B von 1980, bestückt mit russischen 12AX7 Tung-Sol-Röhren. Für einen Vorverstärker ist das Gehäuse mit 13,4 cm schon recht hoch und mit 10 kg auch überraschend schwer. Obwohl die allgemeine Leistungsaufnahme bei relativ niedrigen 50 Watt liegt, werden die Röhren im Inneren recht heiß, so dass über dem Gerät ein mindestens 5 cm breiter Lüftungsraum freigehalten werden sollte.

    Die Drehknöpfe liegen gut in der Hand und verfügen über einen gestuften Lautstärkeregler. Die Schalterreihe könnte vielleicht noch ein wenig raffinierter sein. Vor allem der Muting-Schalter kann beim Ein- und Ausschalten gelegentlich ein unschönes Ploppen verursachen. Alle guten Vorverstärker spielen laut, und so tut das auch der SP-6. Dieser Umstand kann es ein wenig schwierig machen, subtile Lautstärkedifferenzen für das nächtliche Hören einzustellen, besonders wenn man von einem lauten CD-Player, DAC oder Streamer als Quelle abspielt und wenn man Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad betreibt. Aus diesem Grund haben wir unsere Musik mit dem SP-6 oft etwas lauter abgespielt, als wir es sonst getan hätten.

    Es dauert etwa vier Minuten, um den SP-6 nach dem Einschalten auf Betriebstemperatur zu bringen. Das Gerät ist vollständig aufgewärmt, wenn die Betriebs-LED aufhört zu blinken. Die volle klangliche Leistungsfähigkeit wird jedoch erst nach etwa dreißig Minuten erreicht. Zu diesem Zeitpunkt beginnt der Vorverstärker am musikalischsten zu klingen. Und es ist keine Überraschung, dass das, was wir hören dürfen, wenn der SP-6 vollständig aufgewärmt ist, in der Tat sehr erfreulich ist. Im Vergleich zu unserem DB Systems DB1 klingt der Audio Research-Vorverstärker wunderbar üppig, aber nicht auf Kosten der Abblidungsschärfe. Stimmen nehmen einfach mehr Platz in der virtuellen Mitte ein. Sängerinnen und Sängern wird akkurat eine eigene, realistische Dimension zugestanden. Wo der DB 1 Stimmen bisweilen zerbrechlich klingen lässt, lässt der SP-6 sie üppig und solide klingen. Akkurate Klangfarben und realistische musikalische Details sind jederzeit präsent.

    Ähnlich wie unser DB1 baut der SP-6 eine realistische und dreidimensionale Klangbühne auf. Beide Vorverstärker spielen akkurat und verleihen dem System eine warme und angenehme Signatur; der SP-6 bietet jedoch mehr Bassdruck und dynamischen Antrieb als der DB1. An unserem Hauptsystem, bestehend aus einem B&K ST140-Verstärker und Martin Logan SL3-Lautsprechern, bietet der SP-6 die ausgewogenste, musikalischste und unterhaltsamste Leistung aller Vorverstärker, die wir hier bisher kennenlernen durften.

    Anmerkung: Am Ende war ich erleichtert, dass ich nach dieser Erkundungstour immer noch zufrieden zu unserem DB Systems-Vorverstärker zurückkehren konnte. Obwohl die beiden Vorverstärker unterschiedliche Aspekte der Musik betonen, liefern sie beide eine liebenswerte und überzeugende Leistung auf sehr hohem Niveau.

    Technische Daten

    • Frequenzgang: 10 Hz bis 30.000 kHz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.01%
    • Verstärkung: 50 dB 60 dB (MM), 26 dB (Leitung)
    • Signal-Rausch-Verhältnis: 66 dB (MM), 90 dB (Leitung)
    • Ausgang: 5 V (Pre out), 60 V (Pre out Max)
    • Röhrenbestückung: 6 x ECC83 (6 x 12AX7 Tung-Sol)
    • Abmessungen: 480 mm x 134 mm x 260 mm
    • Gewicht: 10 kg
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr: 1980

  • DB Systems DB1 + DB2

    DB Systems DB1 + DB2

    Veröffentlicht: 30.5.2020

    Herstellungsdatum: 1977

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    David Hadaway gründete DB Systems im Jahr 1975 in Ridge, New Hampshire, und hat seitdem im stillen Kämmerlein eine Reihe erstklassiger Heim-Audiogeräte hergestellt. So wie viele Hersteller audiophiler Perlen ist auch DB Systems dabei stets unter dem Radar des werbefinanzierten Mainstream-HiFi-Diskurses geflogen und konnte seine Linie außergewöhnlicher Designs für eine kleine Gruppe von Anhängern schrittweise und akribisch weiterentwickeln. Der Vorverstärker DB-1 gehörte zu den ersten Produkten von DB Systems und war zur Zeit seines Debüts der Konkurrenz in Sachen Musikalität weit voraus. Bis heute bietet das Unternehmen Reparaturen und Aktualisierungen für alle seine Produkte an, und der DB-1 kann sich auf dem audiophilen Markt durchaus behaupten.

    Die DB-Produktpalette umfasst Vorverstärker, Leistungsverstärker, elektronische Frequenzweichen, Klangregler, Phasenumkehrer und Zubehör. Alle Produkte werden in den USA entwickelt und unter Verwendung ausgewählter Teile handgefertigt. Der DB-1 wird mit dem linearen Netzteil DB-2 geliefert und umfasst die von DB entwickelte MM-Phonostufe, die Präzisions-Klangregelung DB-5 und den MC-Vorverstärker DB-4. Im Neuzustand kostet das komplette Vorverstärker-Setup 2.200 Dollar. Gebrauchte Versionen des Vorverstärkers sind teilweise zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen erhältlich.

    Der hier vorgestellte DB-1 traf in sehr schlechtem Zustand bei uns ein, obwohl er von dem eBay-Verkäufer als "neuwertig" beworben wurde. Die Phonostufe war auf beiden Kanälen tot und litt unter mehreren Kontaktproblemen. Das Netzteil war ebenfalls nicht funktionsfähig, was auf eine fehlerhafte Bastelarbeit und zusätzliche Kondensatoren zurückzuführen war, die sich beim Transport gelöst hatten. Nach ein paar Wochen sorgfältiger Arbeit konnten wir das ursprüngliche Design und die Funktionalität des Geräts wiederherstellen. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn es gibt nicht viele Vorverstärker, die sich mit der Leistung des DB-1 messen können.

    Für einen Transistor-Vorverstärker bietet der DB-1 einen erstaunlich homogenen und "analogen" Klang. Seine Klangbühne ist sowohl breit als auch tief, und die Trennung der Instrumente ist lobenswert. Die Phonostufe gehört zu den besten auf dem Markt mit einem extrem niedrigen Grundrauschen und einer hervorragenden RIAA-Kompensation. In Verbindung mit dem richtigen Tonabnehmer ist der Klang detailliert, dynamisch und erweitert.

    Technische Daten

    • Harmonische Gesamtverzerrung: < 0.0008%
    • Intermodulationsverzerrung: < 0.001%
    • Rauschabstand (Phono): > 89 dB
    • Frequenzbereich (Phono, -1 dB): 2 Hz bis 50.000 Hz
    • Frequenzbereich (Phono, -0,25 dB), 10 Hz bis 20.000 Hz
    • Eingänge: Phono, Tuner, Aux 1, Aux 2, Tape
    • Ausgänge: 2x Tape, 2x Amplifier
    • Abmessungen, Vorverstärker: (B) 220 mm x (H) 84 mm x (T) 230 mm
    • Abmessungen, Netzgerät: 166,1 mm x 110 mm
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr(e): 1977 -

  • Dynaco PAS-4

    Dynaco PAS-4

    Veröffentlicht: 6.6.2021

    Herstellungsdatum: 1993

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    In audiophilen Kreisen erinnert der Name Dynaco an die berühmten preisgünstigen Bausätze, die in den 1960er und -70er Jahren mit einigen der exquisitesten Audioprodukte auf dem HiFi-Markt mithalten konnten. Die ersten Produkte des im Jahr 1955 von David Hafler und Ed Laurent in Philadelphia gegründeten Unternehmens waren die 50- und 60-Watt-Mono-Endstufe Dynaco Mark II und III sowie der Vorverstärker PAM-1. Aber erst mit der Einführung des Dynaco ST-70, einem Röhrenverstärker mit 2 x 35 Watt Leistung im Jahr 1959, gelang dem Unternehmen der Einstieg in den audiophilen Massenmarkt.

    In der Folgezeit stellte Dynaco weitere Röhren- und Transistorverstärker, Vorverstärker, Radiotuner und Regallautsprecher her. Ihr leistungsstärkster Verstärker war der Dynaco ST-400, der 1972 auf den Markt kam und eine Dauerausgangsleistung von 2 x 200 Watt sowie einen ausgeklügelten Lautsprecherschutz bot. Zu diesem Zeitpunkt war die ehemals unabhängige Dynaco bereits eine Tochtergesellschaft von Tyco, Inc. geworden, in der David Hafler noch bis 1974 tätig war. 1974 verließ er das Unternehmen schließlich, um zu Ortofon zu wechseln und 1977 seine eigene Hafler Company zu gründen.

    Die ursprüngliche Dynaco wurde 1980 aufgelöst und ruhte, bis die Pan Orient Corporation im Jahr 1993 die Patente erwarb und begann, Audiokomponenten unter der Marke Dynaco zu vermarkten. Pan Orient verkürzte seinen Namen bald auf "Panor" und begann, aktualisierte Versionen von Dynaco-Klassikern sowie einige neue Designs auf den Markt zu bringen. Dazu gehörten die ST-70-Nachfolgerin "Stereo 70 II" und die leistungsstarke "Stereo 160", eine Vollröhren-Endstufe mit 2x70 Watt, die mit audiophilen Features wie umschaltbaren Pentoden-/Trioden-Modi und einstellbarer Röhrenvorspannung ausgestattet war.

    Wenn es um den Dynaco PAS-4 geht, werden Vintage-Audio-Fans sich nicht scheuen darauf hinzuweisen, dass dieser Vorverstärker nur dem Namen nach ein Dynaco ist, da er in den frühen 90er Jahren von Panor produziert und verkauft wurde. Der Markenname Dynaco wurde jedoch nicht ohne Grund gewählt, denn Panor wollte die ursprünglichen Dynaco/Hafler-Konstruktionen verbessern und wieder erschwingliche audiophile Geräte für den Durchschnittsverbraucher mit mittlerem Budget herstellen. Ein sichtbarer Beweis für diese Mission sind das schnörkellose industrielle Gehäuse und Design des PAS-4 sowie die Auswahl an audiophilen Komponenten.

    Der PAS-4 wurde unter der Leitung von John Nunez entwickelt, einem ehemaligen Entwickler beim hochpreisigen Röhrengeräte-Spezialisten Moore Franklin Associates (MFA). John wusste, dass er vor allem die sensible Vinyl-Wiedergabe in den Griff bekommen musste, wenn er audiophile Käufer von den Vorzügen des PAS-4 überzeugen wollte. Deshalb achtete er sehr darauf, dass die Phonostufe des PAS-4 wirklich herausragend war. Auch die Fertigungsqualität sollte exzellent sein, denn alle verkauften Geräte wurden in den USA entwickelt und hergestellt. Leider musste Panor jedoch einige Zugeständnisse machen, um den relativ niedrigen Preis zu verwirklichen, was das audiophile Potenzial des PAS-4 etwas schmälerte und auch einige der ersten Kunden frustrierte.

    Trotz seines herausragenden Designs wurde der PAS-4 mit den billigsten Röhren verkauft, die es seinerzeit gab, und er war mit Schaltern ausgestattet, die aufgrund niedriger Qualität ausfallen konnten. Außerdem bot er zusätzliche Schaltungen für eine bessere Benutzerfreundlichkeit, die nicht der audiophilen Tradition entsprachen, die Schaltungen auf das Wesentliche zu reduzieren. Die ersten Kundenrezensionen des neuen Vorverstärkers spiegelten diese Unzulänglichkeiten wider und führten dazu, dass nur wenige tausend Exemplare des PAS-4 verkauft wurden, was ihn auf dem heutigen Vintage-Markt zu einem seltenen Fundstück macht.

    Das hier gezeigte Gerät ist völlig anders als die von Panor verkaufte Version. Es ist näher am ursprünglichen audiophilen Design und enthält die meisten der empfohlenen Aktualisierungen und Modifikationen, die sich in den fast drei Jahrzehnten seines Bestehens als nützlich erwiesen haben. Natürlich war es hilfreich, dass die ursprüngliche Basis ausgezeichnet war: 1/8" dicke Leiterplatten, hochwertige Röhrensockel, ein ausgezeichnetes Leiterbahnlayout mit Sternerdung und jede Röhre mit einem eigenen Spannungsregler. Zu den Änderungen und Aktualisierungen unseres PAS-4 gehören der Wechsel zu einem verbesserten brummfreien 230-Volt-Transformator, das Hinzufügen eines hochwertigen Elma-Drehschalters für die Quellenwahl, die Umgehung der Schaltung für den Tape-Monitor und die Tape-Aufnahme, die Eliminierung des Kanalbalance-Reglers und der Einbau eines audiophilen Noble Lautstärkepotis.

    Die Originalröhren wurden durch russische Tung-Sol 12AX7 SC803S und SOVTEK Typ 6922 für die 2-stufige Phonosektion sowie ein Paar Genalex 20 03 für die Hybrid-Line-Stufe ersetzt. Die Kondensatoren wurden auf Mundorf Supreme EVO Silver Gold Oil aktualisiert. Ziel des Updates war es, internes und externes Rauschen und Verzerrungen zu minimieren sowie Transparenz, Ansprechverhalten und Dynamik zu erhöhen. Auf diese Weise konfiguriert, wird der PAS-4 zu einem würdigen audiophilen Konkurrenten in echter Dynaco-Tradition. Und während der ursprüngliche Vorverstärker rund 1.000 Dollar kostete, kann er nach diesen Updates problemlos mit Vorverstärkern konkurieren, die 2-3 mal so viel kosten. Hafler vertraute bekanntlich auf die Handwerkskunst des geschickten Heimwerkers, und Panor tat dies offenbar auch. Es bedurfte zwar einiger Fachkenntnis, um den wahren Charakter und das Potenzial des PAS-4 zu entschlüsseln, aber die gute Nachricht ist, dass dies einfach durch den Aufbau auf die bereits vorhandene hervorragende Infrastruktur möglich war.

    Als ich den PAS-4 zum ersten Mal in unserem Haushalt aufstellte, stellte ich fest, dass Röhrengeräte etwas schwieriger aufzustellen sind als Transistorgeräte. Ich zog es vor, den PAS-4 in unser Hauptsystem einzubauen, wo er einen DB1-Vorverstärker ersetzen und mit unserem B&K ST-140-Verstärker an elektrostatischen Martin Logan Lautsprechern spielen sollte. In dieser Position fehlte dem PAS-4 jedoch das obere Frequenzband derart heftig, dass die meisten Transienten verloren gingen und die Musik fade klang. Ja, es klang gerade so, als ob die Röhren das Ende ihrer Lebenserwartung erreicht hätten, oder es ein anderes großes Problem mit diesem Vorverstärker gäbe. Nach 2 Tagen des Ausprobierens verschiedener Kabelkombinationen gab ich auf und brachte den PAS-4 zu unserer zweiten Hi-Fi Anlage.

    In seiner neuen Position sollte der PAS-4 unseren Restek V1 Vorverstärker ersetzen und mit einem Hafler XL-280 Verstärker an Tannoy XT8F Lautsprechern spielen. Hier zeigte sich sofort, dass der Panor/Dynaco ein Hafler-Derivat ist. Der PAS-4-Vorverstärker und der Hafler XL-280-Verstärker erwiesen sich als himmlisches Paar. Im Nachhinein ist das vielleicht nicht überraschend, wenn man den Stammbaum des PAS-4 bedenkt, aber für mich war es damals eine Offenbarung. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie ein und derselbe Vorverstärker in Kombination mit zwei Verstärkern so unterschiedlich arbeiten konnte, dass er in der einen Position kaputt und in der anderen absolut brillant klang. Zum ersten Mal entsprach der Klangcharakter der Tannoys auch ihrem äußeren Erscheinungsbild. Die XT8F sind nicht gerade kleine Lautsprecher, aber irgendwie hatte der Restek V1 in Kombination mit dem Hafler dafür gesorgt, dass sie zu präzise und akademisch klangen, statt musikalisch und dynamisch.

    Der PAS-4 ist in der Lage, eine riesige Bühne von links nach rechts aufzubauen, die weit über die Lautsprecher hinausreicht. Die Instrumente können sich frei positionieren, und es gibt viele dunkle Räume um sie herum. Ich habe festgestellt, dass die Höhen weniger hervorgehoben werden als in Kombination mit dem Restek V1, aber ausgeprägter sind, wo sie auftreten. Transienten sind voll präsent und Klänge verweilen auf realistische Weise. Wie die meisten Röhrengeräte kann auch der PAS-4 Störungen verursachen, die sich in einem Brummen oder Zischen äußern, wenn etwas in der Aufstellung nicht stimmt. Bei meinem ersten Versuch, ihn mit unserem Hafler-Verstärker zu koppeln, hatte ich nicht bemerkt, dass sein Netzkabel das des Hafler-Verstärkers berührte. Dies führte zu einem hörbaren Rauschen auf beiden Verstärkerkanälen. Dieses Rauschen war auch eine geäußerte Beschwerde, die ich in den Rezensionen einiger Besitzer gelesen hatte. Wenn jedoch alles richtig eingestellt ist, verbleibt der PAS-4 in Ruhe jedoch fast so leise wie der Restek V1. Man müsste das Ohr schon direkt an die Hochtöner der Lautsprecher halten, um das restliche Rauschen zu vernehmen.

    Wie bei den meisten ernstzunehmenden HiFi-Geräten wird auch beim PAS-4 der Unterschied zwischen einem Standard-Netzkabel und einem speziell für den Einsatz in Audioanwendungen entwickelten Kabel deutlich. In unserem eigenen System haben wir den PAS-4 mit einem Lapp Ölflex 2,5 mm mit Ferritklemme kombiniert und gute Ergebnisse erzielt, aber ich vermute, dass man mit einem anspruchsvolleren Kabel eine noch bessere Leistung aus diesem Vorverstärker herausholen könnte. Der Unterschied zwischen dem Standardkabel und dem Lapp-Kabel war so eklatant, dass ich vermute, dass weitere Verbesserungen an dieser Stelle noch einmal einen großen Einfluss haben würden.

    Nach dem Einschalten braucht der PAS-4 etwa 15 Minuten, um die Röhren aufzuwärmen. Eigentlich spielt er schon nach 45 Sekunden Musik, aber Klangbild und Dynamik brauchen etwas Zeit, um sich zu entwickeln. Transienten klingen erst nach etwa 30-40 Minuten Spielzeit richtig. Zu diesem Zeitpunkt haben die sechs Röhren ihre volle Betriebstemperatur erreicht - und die ist tatsächlich ziemlich heiß. Das schlanke Gehäusedesign bedeutet, dass die Röhren buchstäblich die Oberseite des Gehäuses berühren, und ich habe inzwischen gelesen, dass viele Benutzer den Deckel komplett abnehmen, um die Belüftung zu verbessern. Meine Gründe, den Deckel trotzdem draufzulassen, sind die Anwesenheit von Kindern im Haushalt und die Überzeugung, dass das Gehäuse wie ein faradayscher Käfig funktioniert, um die inneren Schaltkreise vor Störungen von außen zu schützen.

    Der PAS-4 liefert viel Leistung, wobei die normale Hörlautstärke bei etwa 9 Uhr auf dem Lautstärkeregler erreicht wird. Da dies auch auf unsere DB1- und V1-Vorverstärker zutrifft, vermute ich, dass dies eine allgemeine Tendenz bei audiophilen Vorverstärkern ist. Im Gegensatz zu unseren Transistorgeräten sorgt der PAS-4 für ein beruhigendes Gleichgewicht zwischen Höhen und Bässen, ohne dabei an Transparenz zu verlieren. Stimmen klingen voller und satter, Kontrabässe und tiefe Klaviertöne haben eine größere Dimension und Autorität. Für meine Ohren liefert der PAS-4 eine befriedigendere und realistischere Basswiedergabe ohne die Hilfe eines Subwoofers in unserem System. Unsere Tannoys profitieren sicherlich davon und klingen noch eindringlicher. Es überrascht mich daher nicht, dass der PAS-4 in audioreview mit 4,8 von 5 Sternen bewertet wird. Auch für uns ist dieser unprätentiös aussehende Vorverstärker ein absoluter Geheimtipp. Wenn Sie ein gut erhaltenes Exemplar ergattern können und in der Lage sind, die grundlegenden Modifikationen selbst vorzunehmen: tun Sie es. Wo er hineinpasst, ist der PAS-4 zu diesem Preis nur schwer zu schlagen.

    Technische Daten

    Phono

    • Verstärkung: 40 dB
    • RIAA-Genauigkeit (+/-0,5 dB): 20 Hz - 20.000 Hz
    • KLIRRFAKTOR: <0,025% (@2V RMS Ausgang)
    • Eingangsimpedanz: 47 kOhm (mit 10 pF überbrückt)
    • Signal-Rausch-Verhältnis: -86 dB (<10 mV RMS Eingang)
    • Absolute Phase: nicht invertierend
    • Röhrenbestückung: 2ae 6DJ8/6922; 2ae 12AX7/ECC83

    Line

    • Verstärkung: 18,5 dB
    • Frequenzgang: 2 Hz-150.000 Hz (-3 dB)
    • KLIRRFAKTOR: <0,025% (@2V RMS Ausgang)
    • Eingangsimpedanz: 25 kOhm (nominal, alle Eingänge)
    • Ausgangsimpedanz: 40 Ohm
    • Signal-Rausch-Verhältnis: -90 dB (<10 mV RMS Ausgang)
    • Absolute Phase: invertierend
    • Anstiegsrate: 40 Volt pro uS
    • Röhrenbestückung: 2ae 6DJ8/6922

    Physikalisch

    • Leistungsaufnahme: 45 Watt
    • Abmessungen: (B) 431,8 mm x (H) 952 mm x (T) 304,8 mm
    • Gewicht: 5,44 kg
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr: 1993

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  • Hafler DH-110

    Hafler DH-110

    Veröffentlicht: 27.5.2020

    Herstellungsdatum: 1982

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    David Hafler war ein amerikanischer Tontechniker, der vor allem für seine Arbeit an der Verbesserung des Williamson-Verstärkers durch den Einsatz ultra-linearer Schaltungen bekannt wurde. Sein Hintergrund, als Hersteller von linearen Netzteilen für den Einsatz in Audioanwendungen, führte zur Gründung von Dynaco und später, im Jahr 1972, zur Gründung der David Hafler Company, einem Hersteller von hochwertigen Audioprodukten zu erschwinglichen Preisen. Unter der Leitung ihres Gründers produzierte die Firma viele berühmte Vorverstärker, darunter den DH-101 und DH-110, sowie eine Reihe von MOSFET-Endstufen, darunter den DH-120, DH-200, DH-220, DH-500 und XL-280.

    Der Hafler DH-110 war der zweite Vorverstärker, den das Unternehmen entwickelte. Er löste den DH-101 ab und wurde von den frühen 1980ern bis in die frühen 1990er Jahren gebaut. In typischer Hafler-Manier gab es das Gerät sowohl als Bausatz, als auch komplett vormontiert, zu kaufen. Der DH-110 hat ein schlankes und unauffälliges Design und ist sehr gut ausgestattet. Zu den Features gehören ein Kopfhörerverstärker, eine Stummschaltung zur Verhinderung von nachgeschaltetem Rauschen, ein Mono- und Tonregler-Defeat-Schalter, ein Rumpelfilter sowie eine externe Schleife zur weiteren Signalverarbeitung. Das Gehäuse ist gut konstruiert und durch eine vollständige Kupferbeschichtung vor äußeren Störeinflüssen geschützt, ähnlich wie bei den Harman/Kardon-Designs dieser Zeit. Mit zwei Tape-Schleifen und Anschlüssen für zwei Phonostufen bietet der Verstärker eine hervorragende Anschlussvielfalt.

    Während es sich um einen für den Preis sehr guten Vorverstärker handelt, der klanglich durchaus mit modernen Designs der mittleren Preisklasse mithalten kann, gibt es auch einige Kritikpunkte. Zum Beispiel ist der Kopfhörerausgang nicht sehr laut. Wenn Ihr Kopfhörer also viel saubere Leistung braucht, ist dieser Vorverstärker vielleicht nicht das Richtige für Sie. Die Lautstärkestufen des Potis sind recht groß, was vor allem nachts zum Problem wird, wenn das Haus noch schläft und die Stufen bei geringer Lautstärke den Hörer zwischen zu leise und zu laut schwanken lassen. Ein weiteres Problem ist, dass nur einer der beiden Ausgänge tatsächlich durch den Lautstärkeregler läuft, was diesen Vorverstärker nicht gerade zu einem guten Begleiter macht, wenn man Bi-Amping betreiben oder einen Subwoofer hinzufügen möchte. - Wer auch immer so etwas attraktiv findet. In Kombination mit dem Hafler-Verstärker DH-120 erzeugt das Gerät einen anständigen und musikalischen Klang mit viel Vorwärtsdrang. Er ist nicht so fein und raffiniert wie der Restek V1 oder der DB Systems DB1 Vorverstärker, aber diese kosten 3-5 mal so viel wie der Hafler, und viele werden sich fragen, ob es sich wirklich lohnt, den Aufpreis zu zahlen.

    Technische Daten

    PHONO-VORVERSTÄRKER-SEKTION

    • Nennleistung: 3 Wms, 8 Hz-105.000 Hz
    • Maximale Ausgangsleistung (3,5): 12 Vrms, 20 Hz-20.000 Hz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: Weniger als 0,0006 % bei 1 kHz
    • RIAA-Entzerrungsgenauigkeit: +0, -0,1 dB, 30 Hz-15.000 Hz
    • Volle Leistungsbandbreite: -6 dB, 4 Hz-210.000 Hz
    • Empfindlichkeit (3.7): 12,5 Millivolt
    • Signal-Rauschabstand: 87 dB
    • Anstiegsrate: 12 Volt pro Mikrosekunde

    LEITUNGSVERSTÄRKERTEIL

    • Nennausgang: 3 Vrms, 4 Hz-210.000 Hz
    • Maximale Ausgangsleistung (3,5): 14 Vrms, 20 Hz-20.000 Hz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: <0,001%, 20 Hz-20.000 Hz
    • Signal-Rauschabstand: 90 dB
    • Anstiegsrate: 12 Spannungen pro Mikrosekunde
    • Anstiegszeit: maximal 2,5 Mikrosekunden
    • Kanaltrennung: > 82 dB @ 1 kHz

    ALLGEMEINE SPEZIFIKATIONEN

    • Eingänge: 2 Phono, Tuner, Compact Disc oder Video, 2 Tonbandgeräte, EPL
    • Ausgänge: 2 Tonband (gepuffert), 2 Line, EPL, Kopfhöreranschluss
    • Bedienelemente: Lautstärke, Balance, Bass, Höhen, Eingangswahlschalter, Phono l/2-Wahlschalter,
    • Monitor-Wahlschalter, Mono-Stereo, Filter, externe Prozessorschleife,
    • Leistungsaufnahme: 3,5 Watt
    • Abmessungen: 17" breit x 3" hoch x 81⁄2" tief
    • Nettogewicht: 5 kg
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr(e): 1982 - 1992

  • Robert Grodinsky Research RGR Model 4

    Robert Grodinsky Research RGR Model 4

    Veröffentlicht: 14.1.2023

    Herstellungsdatum: 1980

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Das 'Model 4' war der Nachfolger des 'Model 3' Vorverstärkers und wurde von dem amerikanischen Toningenieur und ehemaligen Audio Research (ARC) Entwickler, Robert Grodinsky, in seiner neu gegründeten Firma hergestellt. Die Robert Grodinsky Research (RGR) hatte ihren Sitz in Lincolnwood, Illinois, und entwickelte dort ein kleines Sortiment an Highend-Audiogeräten, darunter Vor- und Endverstärker der eigenen Marke, sowie Klangprozessoren für die Firmen Audio Research, Koss und Pioneer. Robert Grodinsky selbst bot auch Tuning- und Aufrüstungslösungen für Besitzer von Audio Research-Geräten an.

    Das Model 4 gab es in verschiedenen Unterversionen, die sich vor allem im Design und in den Funktionen der Phonostufe unterschieden. Das Basismodell verfügte über zwei Phonoeingänge, bei denen die Kapazität unabhängig voneinander in drei Stufen eingestellt werden konnte: 30, 130, 360 pF. Es wurde in den frühen 1980er Jahren entwickelt, als Phono noch die wahrscheinlichste Quelle für High-End-Audio war. Die zwei einstellbaren Eingänge machten das Model 4 zu einem willkommenen Spielgefährten für die Vinyl-Liebhaber jener Zeit. Frühe Versionen boten Eingänge für Moving Magnets (MM), während das überarbeitete Model 4-1HG über Eingänge für MM- und Moving-Coil-Tonabnehmer (MC) verfügte.

    Das renommierte HiFi-Magazin 'The Absolute Sound' machte Robert Grodinsky Research berühmt, indem es die Vorzüge und Unzulänglichkeiten des Model 4 ausführlich diskutierte. Während die Klangbühne tief und weit war und die Musik offen und holographisch klang, war das Model 4 auch eine Abkehr von dem etwas dunkleren und volleren amerikanischen Klang. Damit ähnelte das Model 4 mehr dem aus Deutschland und Japan bekannten Highend-Klang. Die Phonostufe wurde als herausragend in der gegebenen Preisklasse beschrieben. Da Robert Grodinsky im Laufe der gut zweijährigen Geschichte des Model 4 immer wieder Anpassungen am elektronischen Design vornahm, dürfte es schwierig sein, zwei identisch klingende Vorverstärker dieses Typs aufzuspüren.

    Mit 6,5 kg war das Model 4 für einen Vorverstärker überraschend schwer. Alle Bedienelemente waren aus Metall gefertigt, die Knöpfe waren keilförmig. Die Lautstärke wurde über einen hochwertigen gerasterten Regler eingestellt. Die aktive Signalquelle wurde durch ein warm leuchtendes LED-Licht angezeigt. Es gab zwei Knöpfe zum Einstellen der Bandüberspielrichtung und zwei Knöpfe zum Aktivieren der Bandmonitore, die auch zum Durchschleifen zu anderen Komponenten verwendet werden konnten. Ein vielseitiger Modus-Wahlschalter ermöglichte es dem versierten Benutzer, das Signal des linken oder rechten Kanals unabhängig voneinander abzuspielen, die Kanäle umzukehren oder das Ausgangssignal auf Mono herunterzumischen. Für diejenigen, die professionell mit HiFi- oder PA-Equipment arbeiten, konnten solche Funktionen sehr nützlich sein, z. B. wenn sie versuchten, ein elektronisches oder akustisches Problem zu identifizieren und zu beheben.

    Das RGR-Model 4 enthielt auch Regler zur Einstellung von Bass, Höhen und Raumbalance sowie einen Subsonic-Filter zur Eliminierung von Rumpeln und Rückkopplungen, wie sie typischerweise beim Abspielen von Schallplatten entstehen. Es war sicherlich ein Zugeständnis an den High-End-Puristen und nicht an den PA-Anwender, dass die Klangregler auf Knopfdruck vollständig aus dem Signalweg eliminiert werden konnten. Alle Knöpfe und Schalter gaben ein tolles haptisches Feedback, vielleicht mit Ausnahme der kleinen Schalter auf der Rückseite des Geräts, die zur Einstellung der Phonokapazität dienten und manchmal als unpräzise und unter den Erwartungen liegend beschrieben wurden. Ein weiteres Manko aus heutiger Sicht wäre wohl der ungewöhnlich schmale Spalt zwischen den Cinch/RCA-Buchsen, der nur Cinch/RCA-Stecker von kleinem Standarddurchmesser zuließ. Da das Cinch-Terminal jedoch nur mit Nieten befestigt und die interne Verdrahtung freiliegend war, wäre es ein Leichtes, das Terminal auf den heutigen Standard zu bringen, falls überhaupt erforderlich.

    Das Model 4 verfügte auch über eine externe Prozessorschleife, ein Gebiet, auf dem Robert Grodinsky ein Experte war. Ein Blick ins Innere des Geräts zeigte eine große Hauptplatine, auf der kleinere Module vertikal aufgestellt waren. Diese Module fungierten als diskrete Operationsverstärker zur Signalverstärkung. Vielleicht war es diese besondere Konstruktion, die zu dem nicht-ermüdenden und luftigen Klang des Model 4 führte, der eine gute Klangbühne, tonale Abbildung und ausreichend Bassfundament bot. Zum Vorverstärker gab es auch eine Endstufe 'Model 5', die inzwischen recht selten auf dem Markt zu finden ist. Während frühe Model 4 gelegentlich für ihre mangelhafte Bauqualität kritisiert wurden, insbesondere für die Qualität der Lötstellen, schien die Model 5-Endstufe von Anfang an besser überwacht worden zu sein.

    Robert Grodinsky Research schloss seine Pforten in den frühen achtziger Jahren, um kurz darauf unter dem Namen 'RG Dynamics' wieder aufzutauchen. Es heißt, dass Robert Grodinsky auch die treibende Kraft hinter einer späteren Firma namens 'State Technology Research' war.

    Technische Daten

    • Typ: Transistor-Stereo-Vorverstärker
    • Ausführung: Mark I (ohne MC-Anschluss)
    • Phono-Eingänge: 2x Moving Magnet (MM)
    • Phono-Einstellung: 30, 130, 360 pF Kapazität
    • Phono-Entzerrung: RIAA +/- 0,1 dB
    • Line-Eingänge: 2x Auxiliary, 2x Monitor
    • Tape-Ausgänge: 2x Cinch/RCA
    • Ausgangsspannung: > 2.0 V
    • Harmonische Verzerrung (1 kHz): < 0.005%
    • Intermodulationsrauschen: 0,006%
    • Leistungsbandbreite: 0,5 Hz bis 300 kHz
    • Frequenzgang: 20 Hz bis 20 kHz (+/- 0,05 dB)
    • Signal-Rausch-Verhältnis Phono MM/MC: > 80 dB
    • Signalausgänge zum Verstärker: 4x Line/RCA
    • Klangregelung: Bass (20 Hz) +/-12 dB, Höhen (15 kHz) +/-12 dB
    • Abmessungen: (B) 484mm x (H) 95mm x (T) 300mm
    • Gewicht: 6,5 Kilogramm
    • Land der Herstellung: USA
    • Jahr(e): 1980-1982

  • Rotel RC-960BX

    Rotel RC-960BX

    Veröffentlicht: 28.5.2020

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Rotel hat heute einen guten Namen, wenn es um schnörkellose HiFi-Komponenten geht, die das bieten, was man als "britischen Klang" bezeichnet. In diesem Zusammenhang war ich überrascht zu erfahren, dass Rotel ein japanischer Hersteller von Audio- und Videogeräten in Familienbesitz ist, der im Jahr 1961 gegründet wurde. Vielleicht hat sich das Image von Rotel als britischer Hersteller bei mir durch die 40-jährige strategische Allianz mit Bowers & Wilkins in Worthing, Großbritannien, eingeprägt. Vielleicht liegt es aber auch an dem eher englisch oder zumindest germanophon klingenden Firmennamen. In den Firmendaten ist zu lesen, dass Rotel von Tomoki Tachikawa gegründet wurde, heute von seinem Neffen Peter Kao geleitet wird und durch den Aufbau des weltweiten Vertriebsnetzes für den Lautsprecherhersteller einen großen Einfluss auf die Ausrichtung von Bowers & Wilkins hatte.

    Obwohl Rotel in erster Linie für sein Angebot an High-End-HiFi-Komponenten, einschließlich Verstärkern und Vorverstärkern, bekannt ist, hat das Unternehmen immer auch eine Reihe erschwinglicher Einsteigergeräte im Programm gehabt, die mit den Rotel-Design-Merkmalen aufwarteten und den Mythos des "British Sounds" an eine neue Generation von Audio-Enthusiasten weitergaben. Der Rotel RC-960BX z.B. ist ein solcher Fall. In Verbindung mit einem oder zwei der RB-960BX-Doppelmono-Endstufen konnte die Kombination aus Vorstufe und Verstärker viele zeitgenössische Receiver derselben Preisklasse in Bezug auf klangliche Ausgewogenheit und Durchsetzungsvermögen spielend übertreffen. Das kluge Fehlen von Reglern und die Möglichkeit, die verbliebenen Potis zu umgehen, gepaart mit der Trennung von Kanälen und Aufgaben, brachte etwas Solides auf den Tisch, das vielen anderen Geräten fehlte. Für einen Denon-Verstärker der mittleren Preisklasse war der Rotel-Kombi eine echte Offenbarung.

    Obwohl der Rotel-Klang als anspruchsvoll bezeichnet werden kann, bewahrt das hier gezeigte Einsteigergerät die klangliche Ausgewogenheit auf Kosten der höchst ansprechenden Musikalität, die wir von Hafler-, Restek- und DB-Systems-Vorverstärkern kennen. Die Bauqualität zeigt einige offensichtliche Opfer einer sorgfältigen Budgetierung: eine Bodenplatte aus Kunststoff (geht eigentlich gar nicht), die auch noch während des Transports zerbrach und seitdem durch eine solidere Version ersetzt wurde, Absorberfüße aus Kunststoff, die ein integraler Bestandteil der zerbrochenen Bodenplatte waren und ebenfalls ersetzt wurden, ein billiges, aber recht häufig vorkommendes gefaltetes Blechgehäuse ohne Kupferbeschichtung, eine Einzelplatinen-Konstruktion, auf der ein brummender Transformator direkt platziert ist, ein Balance-Regler, der Teil des Lautstärkereglers ist und sich im Allgemeinen etwas unsicher anfühlt, wenn man versucht, die richtige Balance zu finden. Während die Leistung in der gegebenen Preisklasse lobenswert ist, reichen die Klavierklänge nicht so tief in den Raum wie bei den anderen Geräten, die Trennung der Instrumente ist vorhanden, aber nicht großartig. Die Bühne fühlt sich enger an als bei den anderen Geräten, obwohl ein großartiges Bild in der Stereomitte entsteht und die Mitten schön und voll sind, Eigenschaften, die gleichzeitig liebenswert sind.

    Ich fand, dass der Rotel gut mit Soft-Dome-Hochtönern und generell mit Lautsprechern zusammenarbeitet, die gelegentliche Fehler überspielen. Der RC-960BX ist keine schlechte Wahl, wenn man in den High-End-Bereich einsteigt und viele Geräte auf einmal kaufen muss. Er ist in der Regel preiswert, wenn man ihn gebraucht kauft. Achten Sie nur darauf, dass die Bodenplatte beim Transport nicht kaputt geht, da sie wirklich mühsam zu reparieren ist.

    Technische Daten

    • Frequenzgang (Line): 4 - 100.000 Hz, -3 dB
    • Frequenzgang (Phono): 40 - 100.000 Hz, +/- 0,2 dB
    • Harmonische Gesamtverzerrung: < 0.004%
    • Signal-Rauschabstand (Line): 95 dB
    • Rauschabstand (Phono MM): 78 dB
    • Signal-Rausch-Verhältnis (Phono MC): 64 dB
    • Abmessungen: (B) 440mm x (H) 72mm x (T) 286mm
    • Gewicht: 3,0 kg (jetzt 5,5 kg, mit neuer Bodenplatte und Füßen)
    • Herstellungsland: Japan
    • Baujahr(e): 1992 - 1997

  • Symphonic Line RG2-MK3

    Symphonic Line RG2-MK3

    Veröffentlicht: 19.5.2024

    Herstellungsdatum: 1992

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Mehr Raum für High End

    Der RG2 MK3 ist ein von Rolf Gemein und seinem Team entworfener und bei Symphonic Line in Duisburg handgefertigter HiFi-Vorverstärker. Rolf Gemein war unter den ersten Audio-Designern, die den Begriff "High End" für ihre besonders kompromisslosen Audioprodukte verwendeten. Er schloss sich alsbald mit anderen deutschen Entwicklern herausragender HiFi-Geräte zusammen, um zunächst die "Deutsche High End Society” zu gründen und kurz darauf gemeinsam die High End Audiomesse in München ins Leben zu rufen, die sich inzwischen zur weltweit größten Veranstaltung ihrer Art entwickelt hat. 

    Der RG2 Vorverstärker in seiner dritten Version (MK3) verdient es in mehrfacher Hinsicht, als ein High-End-Produkt bezeichnet zu werden. Sein hochwertiges Gehäuse besteht aus 2 mm starkem Messingblech, welches eine hervorragende Abschirmung von störenden Außeneinflüssen gewährleistet. Seine massive, 10 mm starke Frontplatte mit aus dem Vollen gedrehten Metallknöpfen wirkt wie für die Ewigkeit gebaut; ein Qualitätseindruck, der durch die verchromte Aranja- (oder Grapefruit-) Optik noch unterstrichen wird. Alles an Optik und Haptik dieses Vorverstärkers deutet auf eine außergewöhnliche Qualität hin.

    Kenner der Marke werden zu schätzen wissen, dass der RG2 Vorverstärker im gleichen Gehäuseformat untergebracht ist, das auch an seinem legendären Vetter, dem RG9 MK3 Vollverstärker, gute Dienste leistet. Und auch die Vorstufensektion, die im RG9 MK3 sehr gut funktioniert, kommt im RG2 MK3 zum Einsatz. Symphonic Line verwendet sogar den gleichen großen Mumetal-Transformator, um den RG2 mit reichlich sauberer und schnell verfügbarer Energie zu versorgen. Da jedoch die beiden großen Endstufen-Platinen des RG9 (mit satten 140 Watt pro Kanal) im RG2 fehlen, sind die Leistungsreserven dieses Transformators für den Bedarf der Vorstufe mehr als üppig bemessen.

    Nachdem ich bereits den RG9 für einige Wochen in unserem Studio erleben konnte, kam ich mittlerweile recht gut mit den Bedienelementen auf der Vorderseite des RG2 zurecht. Während ich anfangs noch überrascht war, dass die Netzschalter, Eingangswahlschalter und Tape-Monitor-Drehknöpfe allesamt gleich aussehen und sich auch so anfühlen, hatte ich inzwischen das Prinzip der Bedienung des Geräts von links nach rechts verstanden: 1. einschalten, 2. die Quelle wählen usw. — Das einzige, was ich tatsächlich immer noch vermisste, war ein gerasterter Lautstärkeregler zur leichteren Orientierung beim Einstellen.

    Der RG2 MK3 bietet Cinch/RCA-Eingänge für Aux, Tuner, CD und Tape. Die MM/MC-Phonostufe verfügt gleich über zwei Buchsenpaare, von denen eines mit Adaptern genutzt werden kann, um zur tonalen Anpassung die Eingangskapazität zu verändern. Eine übergroße, vergoldete Drehklemme neben den Phonoeingängen sorgt dafür, dass die Phonoerdung immer in günstiger Reichweite ist. Beim Einschalten der Vorstufe über den Netzschalter ist das Klicken großer interner Relais im Inneren des Geräts zu hören. Ein ähnliches Klicken von Relais ist zu hören, wenn der Kippschalter auf der Geräterückseite von MM (Moving Magnet) auf MC (Moving Coil) oder umgekehrt geschaltet wird. Zusätzlich gibt es noch den Vorstufenausgang zum Anschluss an eine externe Endstufe. Alle Buchsen sind in ausreichendem Abstand von einander gelegen, um sämtliche gängige Steckerformate aufzunehmen.

    Ohne die Einflüsse interner Endstufen hatte der RG2 MK3 das Potenzial, ein geringeres Grundrauschen, einen verbesserten Dynamikbereich und möglicherweise einen besseren Schutz vor internen Streuströmen und Leistungsschwankungen zu bieten, die sich allesamt negativ auf die Vorstufensektion des RG9 auswirken könnten. Mit anderen Worten, die einzelne Vorstufe hatte zumindest theoretisch das Zeug, eine deutlich höhere Signalintegrität zu bieten als das kombinierte Gerät. Ob dies tatsächlich auch beim Hörer so ankommt, hängt dann letztlich stark von der Abstimmung mit der verwendeten externen Endstufe, den Lautsprechern und natürlich auch von den Eigenschaften des Hörraumes ab.

    Zum Aufbau der Szene

    Für meinen ersten Aufbau kombinierte ich den RG2 mit einer Dynavox VR70E-II Röhren-Endstufe über meine bewährten Silver-Solid-Core-Kabel vom Typ HBS1. Die Dynavox bot 40 Watt Leistung pro Kanal über EL34-Röhren an einer 8-Ohm-Last. Bei den Lautsprechern handelte es sich um ein Paar Tannoy XT-8f mit “Dual-Concentric” Koaxialtreibern und einem Wirkungsgrad von 91 dB bei einem Watt. In meinem ersten Setup waren die Lautsprecherkabel noch vom Typ Belden 9497, die in der Regel sowohl mit alten Geräten als auch mit Röhrenverstärkern gut funktionieren. Da es sich bei den Tannoys jedoch nicht um Vintage-Lautsprecher handelte, war ich bereit, falls nötig, auch andere Kabel einzusetzen. 

    Meine Musikquellen waren ein Denon DCD 1420 CD-Player, über ein HiViLux Reference-Kabel mit einem Cambridge DAC Magic verbunden, und ein Sansui SR-525 Plattenspieler mit Audio-Technica VM540 ML Tonabnehmer. Der Cambridge DAC hatte ein massives lineares 100VA-Netzteil an seiner Seite. Wie Sie sehen können, war mir die Entscheidung für überdimensionierte Netzteile ebenfalls nicht fremd, und ich konnte deshalb Rolf Gemeins Ansatz, den RG2 mit einem üppigen Transformator zu versehen, durchaus nachvollziehen.

    Der DAC war mit dem RG2 über ein zweiadriges und verdrilltes Silberkabel verbunden, welches mir kurz zuvor von Marc Stager aus New York für eine Hörprobe zugeschickt worden war. Mein erster Eindruck von diesem Kabel war recht positiv, und so beschloss ich, dass es Teil meines ersten Setups bleiben konnte. Da Silber im Vergleich zu Kupfer eine höhere Leitfähigkeit aufweist, haben die von mir verwendeten Silberkabel in der Regel zu einem schnellen, dynamischen und recht detailreichen Klang beigetragen. Wie üblich wurden die Lautsprecher anhand der Berechnungstabellen zur Raumakustik positioniert, die mir Peter English zur Verfügung gestellt hatte, und anschließend nach Gehör feinabgestimmt. Der endgültige Stereo-Abgleich in Richtung der vorderen Wand und der Hörposition erfolgte schließlich mit einem Laser-Distanzmessgerät.

    Hinter dem HiFi Rack berührten oder kreuzten sich keine Kabel, um zu verhindern, dass die empfindlichen Signale durch gegenseitige Induktion beeinträchtigt werden. Leider hat sich noch immer nicht ausreichend weit herumgesprochen, dass dieser Schritt für einen akustisch perfekten Aufbau unabdingbar ist, damit Musik komplett unverfälscht durch die Kabel fließen kann. Doch wie mein Jugendfreund Alec, aus seiner Zeit als er noch eine Firma für professionelle Beschallung führte, gerne erzählt: “…konnten wir beobachten, wie die Netzkabel unserer großen QSC-Endstufen im Takt mitwippten, wenn sie hinter dem PA-Rack in der Nähe voneinander hingen.” Das Problem ist, dass unsere Ohren Querinduktion schon wahrnehmen, lange bevor unsere Augen erkennen können, dass die Netzkabel zum Takt mitwippen.

    Die Bauarbeiten an unserem 70 Quadratmeter großen Hörraum waren erst kurz zuvor abgeschlossen worden. Eine Auswahl an Teppichen, Vorhängen und neu installierten Akustikpaneelen half dabei, die Nachhallzeit auf ein realistisches Niveau zu reduzieren. Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden. Für mich fühlte es sich auch deshalb ermutigend und natürlich an, in diesem neuen Raum an musikbezogenen Themen zu arbeiten. Höchste Zeit, mit meiner Hörprobe zu beginnen: Die ersten Musikstücke stammten von Helge Liens Jazz-LP "Hello Troll" aus dem Jahr 2008. 

    Erste Eindrücke

    Als ich mit dem Titel “Gamut Warning" begann, wurde ich sofort von der üppigen Tiefe und Breite in der Bühnendarstellung der RG2-Phonostufe begrüßt. Knut Aalefjoers Schlagzeug, obwohl abbildungsscharf wiedergegeben, wirkte etwas zurückgesetzt und klein im linken Drittel der Bühne, während Frode Bergs Bassläufe in lebensechter Dimension auf der rechten Seite zu finden waren. Helge Liens oft zarten und bisweilen hochdynamischen Klaviertasten schwebten hingegen frei im Raum und fügten auf diese Weise das Geschehen zusammen. Obwohl die Tannoys gebrückt angeschlossen waren (d.h. mit dem Hoch-/Mitteltöner direkt mit der Endstufe verkabelt und vom Hoch-/Mittelton-Terminal des Lautsprechers runter zu dem des Tieftöners über dasselbe Belden-Kabel verbunden), war ich von dem Zuwachs an Basskontrolle und -kontur gegenüber meiner ebenfalls sehr guten Restek V1-Vorstufe (mit hochwertigem externem Netzteil von Herrn Kassel) doch angenehm überrascht.

    Der RG2 MK3 stellte die einzelnen Instrumente auf wunderbare Weise physisch separiert und dabei doch musikalisch zusammenhängend dar, um die individuellen Spielweisen der einzelnen Künstler zu bewahren, ohne dabei an musikalischer Kohärenz zu verlieren. Dies war eine Eigenschaft von Symphonic Line, die ich schon bei dem RG9 kennengelernt und sehr genossen hatte. Und so ganz nebenbei wurde ich erneut daran erinnert, dass der Sansui SR-525 ein ausgereifter Plattenspieler mit Direktantrieb ist, und dies selbst nach heutigen Maßstäben. Ende der siebziger Jahre erbaut, war er seiner Zeit damals weit voraus gewesen und konnte seine Fähigkeiten in Kombination mit dem RG2 voll ausspielen. Wahrscheinlich war es auch hilfreich, dass das AT VM540-Phonocartridge mit ML-Nadel ein wirklich ordentliches MM-System ist.

    Es gab jedoch zwei Aspekte, die ich nicht sofort als erfüllend empfand: Erstens hätte die Dynamik der Klaviertasten etwas stärker sein können, um absolut realistisch zu klingen. Ein Umstand auf den mich Alec bei seinem Besuch hinwies. Und zweitens fesselte mich die Tonalität dieser HiFi-Anlage emotional bei weitem noch nicht in dem Maße, wie es zuvor die beiden HiFi-Ketten (mit Epicure- und Martin Logan-Lautsprechern) in meinen RG9-Tests getan hatten. Ich vermutete, dass der Grund für den empfundenen Mangel in der Verkabelung entweder zwischen Plattenspieler und Vorverstärker oder vielleicht zwischen der VR70E-II-Röhrenendstufe und den Tannoy XT8-Lautsprechern zu finden war. 

    Tonalität in die Musik bringen

    Auf der Suche nach Abhilfe tauschte ich zunächst meine Belden-Lautsprecherkabel gegen die originalen Symphonic Line Harmony HD-Kabel aus, die mir Heinz-Peter Völkel zusammen mit dem Vorverstärker für meinen Test zur Verfügung gestellt hatte, und fügte 4 mm starke Kupferbrücken für die Verbindung zu den Tieftönern hinzu. Darauf hin verließ ich den Raum und ließ das System eine Weile Musik spielen, damit sich die neuen Komponenten einspielen konnten. Als ich erneut in den Raum trat, konnte ich hören, dass sich die klangliche Balance der Anlage in Richtung sanfterer Höhen und satterer, kräftigerer Tiefbässe verschoben hatte. Die Musik enthielt immer noch jede Menge klangliche Detail-Informationen, doch die Verschiebung hin zu dunkleren Klangfarben führte nicht gleichsam zu einer besseren tonalen Trennung, wie ich es gehofft hatte. Ich bemerkte, dass das System nun lauter und dynamischer spielte und vermute, dass dieser Effekt durch die überlegene Leitfähigkeit der Symphonic Line-Kabel verursacht wurde.

    Im nächsten Schritt tauschte ich mein HBS1 Silver Solid-Core gegen ein Symphonic Line-Cinchkabel aus. Die Musik wirkte erneut lauter und die Bühne wurde auch insgesamt plastischer. Die zuvor vermissten Klangfarben waren nun wesentlich stärker präsent, und es war leichter möglich, zwischen ihnen zu unterscheiden. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass das Ausmaß der klanglichen Nuancen mit dem Hörtest, den ich zuvor mit dem RG9 durchgeführt hatte, gleichzusetzen war, doch die Darbietung kam definitiv sehr nahe heran. Ich genoss den Zuwachs an Feindynamik, die für ein intimeres und lebendigeres Klangbild sorgte. Jetzt hätte ich gerne ein zweites cinch/RCA Kabel von Symphonic Line gehabt, um mein einziges verbliebenes HBS1-Interconnect zwischen dem RG2 und der Röhrenendstufe zu ersetzen. Denn schon ließ sich erahnen, dass dies mein Hörerlebnis auf die nächste Stufe gehoben hätte. 

    Als ich zu meinem Denon CD-Player mit Cambridge DAC an Marc Stager Cinch/RCA-Kablen wechselte, blieben sowohl die tonale Balance als auch die Klangeindrücke sehr ähnlich. Sogar die Lautstärke schien beim Umschalten der Quelle auf demselben Niveau zu bleiben. Heinz-Peter hatte mir einige seiner Live||Tape-Aufnahmen geschickt, die er in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Radio Bayern-Toningeneur, Andreas Sandreuter, gemacht hatte. Diese kultivierten durch direkte Tonabnahme des Live-Events auf ein analoges Studio-Masterband den klassischen analogen Klang. Er hatte sie mir nur deshalb auf CD, einem digitalen Medium, geschickt, weil ich in Sachen Bandgeräte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein einfaches Kassettendeck im Haus hatte. 

    Durch Heinz-Peters Zugeständnis an meine analogen Unzulänglichkeiten, hatte ich die Chance, lokalen deutschen Musik-Highlights zu lauschen. Darunter Bands und Interpret:Innen wie “Bad As We”, das “Senior Jazz Trio”, Anna Boulic, das “Sunday Morning Orchestra”, und Alexander Möckl. Und während ich der Musik lauschte, vergaß ich für einen Moment, dass ich eigentlich mit meiner Rezension beschäftigt war, ja sogar, dass ich HiFi-Komponenten hörte. Vielmehr hörte ich den Musikern und ihren Instrumenten zu, den Räumen in denen sie spielten, der Darbietung selbst und gelegentlich auch dem Publikum. Ich war verblüfft, als ich mir vorstellte, was wohl möglich gewesen wäre, wenn ich eine noch bessere Endstufe, ein noch besseres Verbindungskabel oder noch bessere Lautsprecher gehabt hätte. Der RG2 MK3 hatte das Potenzial, die Grenze zwischen dem Live-Ereignis und der Aufnahme mit jeder weiteren Verbesserung noch mehr aufzuheben.

    Randnotizen zur Geschichte

    Nicht selten wird behauptet, die Dynavox VR70E-II sei eine gut gebaute Röhrenendstufe, die mit Geräten mithalten könne, die ein Vielfaches ihres Preises kosten. Nach meinen zuvor gemachten Erfahrungen hätte ich dieser Behauptung zumindest vorläufig recht gegeben. Doch erst durch meine Experimente mit der RG2-Phonostufe in Kombination mit den Symphonic Line-Interconnects und Lautsprecherkabeln konnte ich mich auch persönlich davon überzeugen, wie lange dieser kleine Verstärker musikalisch mithalten kann. Auch die Tannoys schlugen sich in dieser Kombination unerwartet gut und zeigten klangliche Fähigkeiten und eine Dynamik, die ich bis dahin noch nicht vermutet oder kennengelernt hatte. Allerdings halte ich es für ziemlich unwahrscheinlich, dass viele Besitzer ihre XT8f jemals in ähnlicher Weise spielen hören werden. Denn wenn sich jemand komplett mit Symphonic Line ausstattet, wird er in Sachen Lautsprecher vermutlich ebenfalls gehobenere Ansprüche haben.

    Mein langjähriger HiFi-Kollege Luigi hat für das Phänomen mittelmäßig klingender moderner Lautsprecher eine relativ kurze Erklärung: Moderne Lautsprecher neigen dazu, vieles messtechnisch richtig zu machen, haben Bass, Höhen, Mitten und Dynamik, und klingen dann trotz all ihrer wunderbaren Fähigkeiten kühl, analytisch und tonal farblos. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel verfasse, sind die Tannoy XT8f bereits seit etwas mehr als vier Jahren in meinem Besitz. Der RG2 MK3 mit allen Symphonic Line-Kabeln konnte sie zum ersten Mal frei und tonal richtig klingen lassen. Leider jedoch sprechen wir hier von HiFi-Komponenten, die um ein Vielfaches teurer sind als die Lautsprecher selbst. Doch wer bringt einen solch hohen Einsatz für ein paar Tannoys der HiFi-Mittelklasse auf?

    Sowohl die Epicure EPI 500 als auch die Martin Logan SL3 lieferten bereits mit den erschwinglichen Belden 9497-Lautsprecherkabeln eine tonal durchaus zufriedenstellend klangliche Leistung, da sie, wie damals üblich, für die Verwendung von Kabeln mit geringem Durchmesser konzipiert wurden. Das Gleiche kann man von moderneren Lautsprechern nicht behaupten, die ihre Besitzer leicht dazu verleiten, einen immer höheren Einsatz zur Befriedigung ihrer klanglichen Bedürfnisse zu erbringen. Ich stimme daher mit meinem Freund Luigi überein, dass moderne HiFi-Liebesbeziehungen eher von kalkulierter Natur sind und dadurch Gefahr laufen, am Ende unerfüllt zu bleiben.

    Da wir beide noch hier sind

    Das Album "10" von Helge Lien zu hören, ist für mich seit jeher ein Genuss. Und so sitze ich trotz später Stunde immer noch auf meinem Hörsessel, lausche Helges Darbietung auf dem RG2 MK3 und frage mich, wohin mich meine Entdeckungsreise als nächstes führen wird. In diesem Moment fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass HiFi-Komponenten noch viel richtiger klingen könnten. - Haben Sie vielleicht schon eine Idee dazu? Dann teilen Sie mir diese doch gerne in den Kommentaren unten mit.

    < Sansui SR-525 | Symphonic Line RG9 >

    Technische Daten

    • Typ: Solid State Stereo-Vorverstärker
    • Transformator: 300 VA, Ringkerntransformator mit Mumetallgehäuse
    • Phono-Sektion: MM/MC mit anpassbarer Kapazität
    • Anzahl der Line-Eingänge: 3 + Tape Monitor
    • Herstellungsland: Deutschland
    • Abmessungen: (B) 450mm x (H) 100mm x (T) 380mm
    • Gewicht: 17 kg
    • Jahr(e): 1992 -

    Musik by Cara live music
  • Thorens Restek V1

    Thorens Restek V1

    Veröffentlicht: 21.5.2020

    Herstellungsdatum: 1982

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Pre-Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Die Restek Elektronik Hugo + Elschot oHG wurde im September des Jahres 1975 von zwei Elektronikingenieuren gegründet. In den Anfangsjahren stellte das Unternehmen neben HiFi-Geräten auch Elektrofahrzeuge und Komponenten für industrielle Anwendungen her. Die ersten HiFi-Komponenten wurden ab 1977 am Firmensitz in Fuldabrück produziert. Obwohl jedes verkaufte Gerät vor Ort entwickelt und von Hand zusammengebaut wurde, arbeitete Restek beim Vertrieb seiner Produkte mit dem HiFi-Hersteller Thorens zusammen. Obwohl Restek vor allem für seinen außergewöhnlichen Tuner FM-3003 bekannt ist, gehörte der Class-A-Vorverstärker V1 zu den allerersten Produkten, die das Unternehmen überhaupt produzierte. Das Label "High End Audio made in Germany" hat das Unternehmen bis heute im Geschäft gehalten, und einer der beiden Firmengründer, Adrianus Elschot, leitet das Unternehmen auch heute noch.

    Restek stellte zwei Vorverstärker mit dem Namen V her, nämlich den hier gezeigten V1 und den V2a. Letzterer bot erweiterte Funktionen, wie z.B. Fernschaltung, separate Kopfhörer-Pegeleinstellung und Anschlüsse für zwei Tape-Schleifen statt nur einer. Der V1 ist sicher die bessere Wahl für Puristen und bietet einige sehr vielversprechende Funktionen. Ein gestufter Lautstärkeregler sorgt für maximalen Kontakt und Kanalbalance bei jeder Lautstärke, separate Ausgangspegelpotis auf der Rückseite des Geräts ermöglichen eine optimale Balanceeinstellung und Anpassung an den Verstärker. Im Interesse der Signalintegrität wurde auf alle unnötigen Schalter und Regler verzichtet, wie z.B. Tonpegelanpassungen oder Loudness-Schaltungen. Der Restek V1 kann sowohl MM- als auch MC-Phono-Tonabnehmer verarbeiten und verfügt neben Phono über Cinch/RCA-Anschlüsse für einen Tuner, ein nicht genauer spezifiziertes Gerät wie z.B. einen DAC und für eine Bandmaschine.

    Das Gerät ist in der Lage, Frequenzen von 2 bis 200.000 Hz wiederzugeben. Die zwischen 20 und 20.000 Hz gemessene Linearität liegt bei erstaunlichen +/- 0 dB (THD 0,001%) und selbst für Phono bei nur +/- 0,2 dB (THD 0,004%). Die damals noch junge Zeitschrift "Audio" verglich dieses Gerät eines relativen Newcomers sogar mit den etablierten Produkten von Burmester und anderen High-End-Herstellern der damaligen Zeit. Wie sehr ein Unternehmen hinter seinen Produkten steht, lässt sich oft daran ablesen, wie viel Support man auch noch 40 Jahre nach dem ursprünglichen Kaufdatum erwarten kann. Im Falle von Restek kann man den Service durchaus als hervorragend bezeichnen. Hier ist der Grund dafür:

    Als das hier gezeigte Gerät im Jahr 2017 erste Alterserscheinungen zeigte, haben wir uns gefreut, dass es nicht nur Service, sondern auch ein komplettes Upgrade gab. Dies beinhaltete: Austausch der Relais und aller Elektrolytkondensatoren, Abgleich und Austausch von Bauteilen, die außerhalb der Spezifikationen lagen, Schaltungsmodifikationen nach neuestem Standard der Technik und der Einbau neuer Operationsverstärker. Mit anderen Worten: eine komplette Überarbeitung des mehr als 40 Jahre alten Geräts, um es für das neue Jahrtausend fit zu machen.

    Technische Daten

    • Typ: Transistor-Vorverstärker der Klasse A
    • Frequenzbereich: 2 - 200.000 Hz
    • Frequenzgang (2-200.000 Hz): -3dB
    • Frequenzgang (20-20.000 Hz): +/- 0 dB, Phono +/- 0,2 dB
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0,001%, Phono 0,004%
    • Ext. Potentialdifferenz: 128 dB (Phono)
    • Kanal-Trennung: 110 dB
    • Intermodulation: 0,001%
    • Anstiegsrate: 15 V/uS
    • Abmessungen: (B) 360 mm x (H) 50 mm x (T) 190 mm
    • Gewicht: 3,6 kg
    • Herstellungsland: Deutschland
    • Baujahr(e): ca. 1982

Leistungsverstärker

Leistungsverstärker

Ein Leistungsverstärker nimmt den relativ schwachen Strom aus dem Vorverstärker auf und nutzt ihn, um einen Regler zu betreiben, der einen hohen Strom aus dem Stromnetz steuert. Der Regler kann in Form eines Transistors, einer Röhre oder eines digitalen Schalters ausgeführt sein. Sowohl Transistoren als auch Röhren strahlen während des Betriebs viel Wärme ab. Röhren vor allem wegen ihrer hohen Betriebstemperatur aus Heizung und Bias und Transistoren wegen ihrem Ruhestrom und der linearen Steuerung einer hohen Energiequelle. Klassische Transistoren sehen rund und glänzend aus, ähnlich wie Röhren. Um reine Leistungsverstärker begrifflich besser von integrierten Verstärkern (bestehend aus Vor- und Endstufe) unterscheiden zu können, benutzt man häufig den Begriff Endstufe.

Eine gute Endstufe benötigt einen starken, strahlungsarmen Transformator (oft als Ringkern oder gekapselt ausgeführt), der sowohl den Betriebs- als auch den Verstärkerstrom liefert, und viel spontane Energie, die in großen Elkos (ähnlich wie ultraschnelle Batterien) gespeichert wird, um Musikspitzenleistung zu liefern, die das Stromnetz sonst nicht schnell genug bereitstellen könnte. Außerdem werden eine Steuerungsplatine und mindestens ein Transistor (oder ähnliches) pro Kanal benötigt, die in der Regel zur Kühlung auf großen Kühlkörpern montiert sind.

Aus der Kombination dieser Teile ergibt sich die Nennleistung des Verstärkers. Diese wird normalerweise in zwei Zahlen angegeben: Watt und Ohm. Die Wattzahl gibt die Fähigkeit an, Leistung an einen Lastwiderstand abzugeben, dessen Wert in Ohm angegeben wird. Wenn Sie den Lastwiderstand auf der Seite des Lautsprechers verringern, erhöht sich theoretisch die Fähigkeit, auf der Seite der Endstufe Watt zu liefern. Dem ist jedoch schon durch das Netzteil eine natürliche Obergrenze gesetzt, denn eine geringere Last bedeutet auch mehr Rückstrom zum Verstärker, der irgendwann entweder instabil wird, überhitzt und abschaltet oder stirbt, wobei er vielleicht die Lautsprecher beschädigt.

  • Audio Research D-115

    Audio Research D-115

    Veröffentlicht: 9.7.2021

    Herstellungsdatum: 1983

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Seit dem Erlebnis, mit seinem Dynaco ST-70 zu musizieren, hatte mein Freund Luigi den Markt nach einer Vollröhren-Vor- und -Endstufenkombination durchforstet, die auch die anspruchsvollsten Lautsprecher mit reichlich Leistung versorgen konnte. Dies erwies sich als schwierige Aufgabe, da große Röhrenverstärker seit mindestens 30 Jahren aus der Mode gekommen waren. Eines Abends rief er mich an, um mir mitzuteilen, dass er einen Kauf getätigt hatte. Es handelte sich um einen Audio Research SP6 Vorverstärker und eine D-115 Röhrenendstufe, die beide eine umfassende technische Überholung benötigten. Er brachte die Geräte daraufhin zum Techniker seines Vertrauens, und für die nächsten Monate war dies das letzte, was wir von ihnen hörten.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich zu einer Hörsitzung in Luigis Haus eingeladen und bemerkte sofort die großen silbernen Frontplatten, die so typisch für die Audio Research Produkte der 80er Jahre sind. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Sie waren also endlich aus der Werkstatt zurückgekommen, mit neuen Qualitätskondensatoren ausgestattet, mit frisch gelöteten Anschlüssen und einem brandneuen Satz feinster Röhren, die sorgsam aufeinander abgestimmt waren. Der ganze Staub von 40 Jahren war entfernt worden, und es war viel Liebe und Energie investiert worden, um diesen Satz von Röhrengeräten zu einem der besten seiner Art auf dem heutigen Audiomarkt zu machen.

    Wie ich herausfinden sollte, ist diese Art von Geräten die Mühe auf jeden Fall wert. Audio Research hat unter Röhren-Enthusiasten einen ausgezeichneten Namen. In der Tat kann das Unternehmen auf eine lange Geschichte von Audioexzellenz zurückblicken und ist heute der älteste noch existierende Hersteller von High-End-Audioprodukten. Audio Research gilt als Begründer des Begriffs High End Audio, und ihr SP-3 High Definition Vorverstärker galt über viele Jahre hinweg als der beste Vorverstärker auf dem Markt. Eine ganze Reihe von Produkten der Audio Research Corporation (ARC) wurde von einigen der einflussreichsten Audiomagazine der 1980er Jahre, darunter 'The Absolute Sound' und 'Stereophile', zum offiziellen Maßstab für Musik erklärt. Lesen Sie die vollständige Geschichte der Audio Research Corporation in meinem Bericht über den SP-6.

    Anstatt die Vorverstärker-Endstufen-Kombination als Ganzes zu hören, kamen Luigi und ich überein, dass wir beim Schreiben von Testberichten lieber schrittweise vorgehen sollten. Es wäre viel interessanter zu erfahren, wie die einzelnen Komponenten im Vergleich zu den Geräten, die wir schon kannten abschnitten. Daher nahm ich im Dezember 2020 zunächst den Vorverstärker ARC SP-6 zum Test mit nach Hause. Trotz seines fortgeschrittenen Alters lieferte die große und schwere Vorstufe eine hervorragende Leistung ab und ließ unseren ansonsten hervorragenden DB Systems DB1-Vorverstärker im direkten Vergleich etwas dünn und analytisch klingen. Und obwohl ich nach dem Test keine Schwierigkeiten hatte, mein Ohr wieder an den vertrauten Klang unseres DB1 zu gewöhnen, schätze ich den SP-6 immer noch sehr hoch ein. Er inspirierte mich sogar dazu, ein paar Monate später unsere erste eigene Röhrenvorendstufe zu erwerben.

    Nachdem ich die SP-6-Vorstufe an Luigi zurückgegeben hatte, zögerte ich, den dazugehörigen ARC D-115 zum Testen mitzunehmen. Ich hegte die Vermutung, dass der Umgang mit dieser Endstufe nicht ganz so einfach sein würde. Ein Grund für diesen Verdacht war das Gewicht des Verstärkers. Mit seinen 3+1 großen Transformatoren und der dicken Sandwich-Bodenplatte wog er knapp über 30 kg. Und da die Lautsprecherklemmen auf der Rückseite herausragten, konnte ich ihn auch nicht einfach an den Griffen anfassen. Der D-115 musste vielmehr waagerecht getragen werden, wie ein Serviertablett, was die Tatsache, dass es sich um ein sehr schweres Gerät handelt, nur noch mehr unterstrich. Als ich ihn schließlich nach Hause brachte, kam ich mitten in der Nacht an unserem Haus an und telefonierte mit meiner Frau, damit sie mir dabei half, den D-115 die lange Treppe hinaufzutragen. Ich erinnere mich, dass mir das ziemlich peinlich war, denn ich fühlte mich wie jemand, der sich übernommen hatte.

    Aber das Gewicht war nicht der einzige Faktor. Der zweite Faktor war seine Betriebstemperatur. Wenn er eingeschaltet war, zog der D-115 im Leerlauf fast 400 Watt aus dem Netz. Das ist eine Menge Saft für ein Gerät, das noch keine Musik spielt, und der größte Teil dieser Energie wurde dabei einfach in Wärme umgewandelt. Als ich den Verstärker in unser Rack stellte, musste ich zunächst einige Anpassungen vornehmen, um ihm die nötige Belüftung zu verschaffen. Dazu musste ich ein Regalbrett herausnehmen und die vordere Tür demontieren. Aus reiner Neugierde habe ich dann eines der Badethermometer unserer Kinder auf das Gitter über den Röhren gelegt. Es erreichte bald 50 Grad Celsius, was auch das Ende der Skala dieses Thermometers war. Dies war ein sicherer Hinweis darauf, dass eine Vollröhren-Endstufe ein wirklich ernstzunehmendes Gerät ist, das vor der ersten Inbetriebnahme einige Überlegungen und Aufmerksamkeit erfordert.

    Der D-115 wird idealerweise in Bodennähe aufgestellt, wo er relativ kühl ist und die von den Transformatoren ausgehenden Vibrationen direkt auf den Boden geleitet werden können. Die drei Gummifüße der Endstufe sorgen dafür, dass sie nicht wackeln kann, wenn sie auf einer stabilen Unterlage steht. Eine gründliche mechanische Entkopplung von den Quellgeräten ist bei einem Verstärker dieses Kalibers ratsam. Ich habe manchmal gelesen, dass Röhrenverstärker es bevorzugen, an annähernd linearen 8-Ohm-Lasten oder höher zu spielen. Andererseits gibt es einige Berichte, dass der D-115 auch mit anspruchsvollen Magnepan- und Martin Logan-Lautsprechern erfolgreich zusammenspielt. Aus diesem Grund hielt ich es für sicher, meine Erkundung mit unseren elektrostatischen SL3-Lautsprechern über die 4-Ohm-Ausgangsklemmen der Endstufe zu beginnen, bevor ich versuchte, sie mit unserem 8-Ohm-Tannoy-System zu verbinden. Der Verstärker verfügt über separate Klemmen für 16-, 8- und 4-Ohm-Lautsprecher - ein weiterer Hinweis darauf, dass 4-Ohm-Verbindungen ebenfalls vorgesehen sind. Der Anschluss an die richtige Klemme ist wichtig, um den D-115 vor unerwünschten Rückstrompegeln zu schützen.

    Martin Logan SL3 (DB Systems DB1)

    Nachdem sich die Röhren etwa 30 Minuten lang ohne Musik aufgeheizt hatten, begann ich meine Session mit “Turn up the quiet” by Diana Krall. Das Album ist schon seit einiger Zeit mein persönlicher Maßstab für Studioaufnahmen. Als ich die vertrauten Songs des Albums abspielte, fiel mir als erstes der dicke und fruchtige Mitteltonbereich des D-115 auf, der sich um Diana Kralls Gesang herum manifestierte. Die Stimme der Sängerin hatte mehr Gewicht, als ich es von unserer B&K ST-140 Class-A MOSFET-Endstufe gewohnt war. Der Fokus lag mehr auf der Stimme selbst, während die Instrumente etwas zurückgesetzt waren. Der Klang war dunkler und tonal reichhaltiger, so wie man es von einer Live-Performance erwarten würde. Während der ST-140 selbst die kleinsten Nuancen der Studioaufnahme herausgearbeitet hatte, zeichnete der Audio Research D-115 ein etwas homogeneres und lebendiger klingendes Bild.

    Nachdem ich eine Zeit lang Diana Krall gehört hatte, wechselte ich zu "All the Little Lights" von Passenger. Das war früher einmal meine liebste nicht-audiophile Aufnahme gewesen. Für ein Singer-Songwriter-Album ist "All the Little Lights" eine gelungene Aufnahme, doch mit jedem Fortschritt der Technologie auf meiner Seite begann ich auch die Grenzen des Studios zu hören. Zu meiner Freude funktionierte die eher nachsichtige Herangehensweise des D-115 an die Musik bei diesem Album ziemlich gut. Der Verstärker war aufschlussreich genug, um die Musik unterhaltsam zu machen, aber er reichte nicht so tief in die Räume hinein, wie es einige seiner Transistor-Konkurrenten taten. Ich fand das Hören von Passenger klanglich charmant und gelegentlich magisch. Der D-115 klang weder technisch noch übermäßig analytisch. Es gab keine Spur von Härte, und das musikalische Gesamtbild erwies sich als nicht ermüdend.

    Obwohl der D-115 vielleicht nicht so viel Präsenz an den Frequenzextremen bot wie einige seiner neueren Cousins, präsentierte er seine Musik mit viel Schwung und Rhythmus. Dieser Eindruck wurde durch die Tatsache unterstützt, dass er eine riesige und geräumige Klangbühne mit fulminanten und dennoch beruhigend intimen Stimmen erzeugte. Und - obwohl die Basskontur etwas eingeschränkt war, was vielleicht auf den relativ geringen Dämpfungsfaktor zurückzuführen ist - fühlte sich die Basswiedergabe insgesamt natürlich an. Röhrenverstärker haben die besondere Eigenschaft, mit dem Hörraum in einer Weise zu interagieren, wie es Solid-State-Endstufen einfach nicht schaffen. Die Wirkung auf Stimmen ist magisch, und es wird angenommen, dass dies nur bei Röhren der Fall ist. Mit seinem starken Mittenfokus hat der D-115 die Stimme des Sängers auf Anhieb gefunden und umschmeichelt. Und die gleiche Magie geschah, wenn Streicher gespielt wurden.

    Das letzte Album, das ich mir anhörte, war “Foot Tappin’ Boogie” by Jörg Hegemann. Dieses Album ist noch relativ neu in meiner Benchmark-Reihe, und dennoch genieße ich jede Minute davon. Da Jörgs Album überwiegend instrumental ist, konnte ich mich auf die Darstellung der Instrumente durch den D-115 konzentrieren. In diesem Zusammenhang hatte ich das Gefühl, dass der Audio Research Kontrabass gegenüber Klavier leicht bevorzugt wiedergibt, insbesondere in Kombination mit den SL3-Lautsprechern. Während der Kontrabass vollständig und detailliert dargestellt wurde, hatten vor allem die höheren Klaviertasten nicht die gleiche durchdringende Autorität, die ich von unserem B&K ST-140 gewohnt war. Es stellte sich heraus, dass der D-115 ziemlich empfindlich auf Probleme mit dem Netzkabel reagiert. Ich konnte die Klavierwiedergabe verbessern, indem ich das Netzkabel der Endstufe so von allen anderen Kabeln entfernte, dass sie sich weder berührten noch kreuzten. Eine erneute Wiedergabe desselben Stücks zeigte eine gewisse Verbesserung der Klaviertöne, obwohl ein hörbarer Unterschied zum Solid-State-Verstärker bestehen blieb.

    Tannoy XT8F (Dynaco PAS-4)

    Der folgende Probelauf des D-115 in Kombination mit unserer Tannoy-Anlage mit Dynaco-Röhrenvorverstärker führte zu einem aufschlussreicheren und vielleicht auch besser anwendbaren Ergebnis. Ähnlich wie beim ersten Szenario erzeugte das Vollröhren-Setup eine riesige und faszinierende Klangbühne, wobei die Musik üppig, agil und nach vorne gerichtet war. Da ich nur zwei Meter von den Lautsprechern entfernt saß, konnte ich förmlich spüren, wie die D-115 die Musik mit Wucht auf mich schleuderte. Als ich durch den großzügigen Raum ging und in verschiedenen Positionen hörte, wurde mir klar, dass diese Endstufe große Räume mit Leichtigkeit füllen konnte und ihre volle Dynamik in jeder Ecke entfaltete, selbst bei geringer Lautstärke. Während die Abbildung mit unseren Solid-State-Endstufen vielleicht etwas knackiger war, zeichnete sich der Audio Research dadurch aus, dass er jedem Klang einen vollen Körper und eine lebensechte Dimension verlieh, mit exzellentem Klavier und Kontrabass bei Diana Kralls "No Moon at All".

    Der D-115 klang nicht aggressiv, sondern wies einen dezenten Höhenabfall auf. Im Gegensatz zu unseren Solid-State-Endstufen blieben Klaviertöne durchweg nicht durchdringend. Bei der Stimme von Diana Krall bemerkte ich ein leichtes Zischeln, das möglicherweise von dem von mir verwendeten einfacheren Netzkabel herrührte und das ich bei unserem anderen System mit dem hochwertigeren Kabel nicht bemerkt hatte. Im Vergleich zu unseren Solid-State-Verstärkern reichten die Basstöne der Röhrenendstufe nicht ganz so tief. Diana Krall z.B. beendet ihre Songs oft mit einem Bassschlag auf dem Klavier, ebenso Jörg Hegemann in "Foot Tappin' Boogie". Der Effekt kommt besonders zur Geltung, wenn die Musik über unsere Silberkabel abgespielt wird. Beim Hören mit dem D-115 war dieser finale Wumms zwar hörbar, aber nicht ganz so ausgeprägt. Aus meinen früheren Erfahrungen mit Hafler erinnerte ich mich daran, dass die wahren Vorzüge eines Verstärkers oft erst dann beurteilt werden können, wenn man ihn aus einem anderen Raum bei offener Tür spielen hört und sich die Frage stellt: "Was spielt da: ein Hi-Fi Anlage oder eine Band?" Für den D-115 fällt die Antwort auf diese Frage eindeutig in Richtung letzteres aus.

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Audio Research D-115 ein hoch-musikalischer Röhrenverstärker für erfahrene Audio-Enthusiasten ist, die sich lieber klanglich umschmeicheln lassen, als sich von einer großen Reichweite beeindrucken zu lassen. Er treibt bevorzugt konventionelle Lautsprecher mit höheren und linearen Ohm-Lasten an. Für eine Röhrenendstufe bietet der D-115 einen ausgewogenen und weichen Klang mit einer leichten Betonung der Stimmen, die er üppig und voll wiedergibt. Der D-115 bietet keine beeindruckenden Basskonturen oder auffällige Höhen, sondern vielmehr einen großen und weiträumigen Klang, der sehr einnehmend und nicht ermüdend zu hören ist. Späteren Modellen desselben Herstellers wird nachgesagt, dass sie in den Frequenzen ausgedehnter, analytischer und weniger charmant klingen. Für audiophile Hörer, die über die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen verfügen, um eine Vollröhren-Endstufe dieses Kalibers bei sich einzurichten und auf die richtigen Erkenntnisse zu warten, ist der D-115 sicherlich eine ausgezeichnete Wahl.

    Ich danke Luigi für diese neue Möglichkeit der Erkundung. Dank seiner Leidenschaft und seines guten Gehörs habe ich in nur wenigen Jahren mehr über HiFi erfahen, als ich es sonst in einem ganzen Leben hätte erreichen können. Obiges ist ein Bericht über meine subjektiven Hörerlebnisse mit dem D-115 in unseren beiden Anlagen in der Zeit vom 5. bis 9. Juli 2021. Wie immer in HiFi können alternative Abhöraufstellungen zu anderen Ergebnissen führen. Leser, die mit dem D-115 oder verwandten Vollröhren-Geräten vertraut sind, können uns gerne einen Kommentar hinterlassen.

    Technische Daten

    • Ausgangsleistung: 100 WPC (16 Ohm, 20 Hz bis 20.000 Hz < 1% THD)
    • Harmonische Gesamtverzerrung: <005%, 1 Watt
    • Leistungsbandbreite: 10 Hz bis 60.000 Hz, -3 dB
    • Eingangsempfindlichkeit: 1,2 V RMS
    • Eingangsimpedanz: 75 kOhm
    • Ausgangsregelung: 0,4 dB, 16 Ohm
    • Negative Rückkopplung: 20 dB
    • Dämpfungsfaktor: 20
    • Anstiegsrate: 15 V/µs
    • Anstiegszeit: 5 µs
    • Brummen: 90 dB unter dem Ausgang
    • Stromversorgung: 1000 Watt, 280 Joule; 400 Watt im Leerlauf
    • Röhren-Bestückung: 4 x angepasste Paare KT77; 1 x 6550, 1 x 12AT7; 7 x 6DJ8/ECC88
    • Abmessungen: (B) 480 mm x (H) 180 mm x (T) 420 mm
    • Gewicht: 31 kg
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr: 1983-1989

  • B&K ST140

    B&K ST140

    Veröffentlicht: 25.5.2020

    Herstellungsdatum: 1989

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    B&K Components Ltd. wurde im Jahr 1981 von John Beyer und Steve Keiser in Buffalo, NY, gegründet. Das Unternehmen entstand aus einem ersten Endstufenentwurf, den Steve Keiser während seines letzten Studienjahres an der Elektroingenieurschule entwickelt hatte. Als er diesen John Beyer zeigte, der sich mit dem Gedanken trug, eine Stereoanlage für seinen eigenen Gebrauch zusammenzustellen, war John von der Leistung des Geräts so überwältigt, dass er Steve davon überzeugte, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, um es zu vermarkten. Zunächst wurden alle Geräte in Handarbeit und von den neuen Eigentümern selbst gebaut. Ab der CES-Messe in Chicago, auf der die Produkte zum ersten Mal einem größeren Publikum vorgestellt wurden, fungierte John Beyer als Vertriebs- und Geschäftsleiter, während Steven Keiser alle technischen Funktionen übernahm.

    Der erste Verstärker trug den Namen ST-140 und sollte aufgrund seiner Musikalität und seines günstigen Kaufpreises ein sofortiger Erfolg bei Audiophilen werden. Die erste Version des ST-140 leistete 70 Watt pro Kanal an 8 Ohm und verwendete einen Standard-Eisenkerntransformator. Das hier gezeigte Modell ist die aktualisierte Version mit einem Ringkerntransformator und 105 Watt pro Kanal an 8 Ohm. Von Anfang an verfolgte der ST-140 einen wirkungsvollen "Weniger-ist-mehr"-Ansatz, der ihn zur idealen Spielwiese für Musikenthusiasten macht. Zwar konnte bei einem solch simplen Design musikalisch auch einiges schief gehen, doch die richtige Aufstellung und Kombination von Zubehör führt in dem hier vorliegenden Fall zu einem höchst ansprechenden, weil ungefilterten Musikerlebnis.

    Im Laufe der Jahre hat B&K den größten Teil seines Einkommens aus dem Original Equipment Manufacturing (OEM) bezogen, also der Entwicklung, Konstruktion und Herstellung von Produkten für andere Elektronikunternehmen, die unter deren verschiedenen Markennamen verkauft werden. B&K hat dabei viele Endstufen und andere Komponenten hergestellt, die unter Markennamen wie Crestron, Harman / Kardon, Lexicon und Onkyo Integra Research verkauft wurden.

    Der ST-140 basiert auf einem einfachen, von Dynaco inspirierten Design, das in der Lage ist, an niederohmigen Lasten zu arbeiten, ein wichtiges Kriterium, wenn man "schwierige" Lautsprecher wie elektrostatische oder magnetostatische Designs antreibt. Dies gilt insbesondere für die überarbeitete 1989er Version des Verstärkers. Musikalisch bietet er großartige Ausgewogenheit und Dynamik und lässt in diesem Sinne eine musikalische Darbietung wirklich "singen und atmen". Vergleicht den ST-140 mit anspruchsvolleren Endverstärkern wie z.B. dem leistungsstärkeren Harman / Kardon “Citation 22” mit satten 200 Watt pro Kanal an 8 Ohm, ist das überragende Maß an Transparenz und Musikalität des kleineren ST-140 wirklich erstaunlich.

    Technische Daten

    • Typ: Transistor-Stereo-Endstufe
    • Hersteller: B&K Components Ltd. in Buffalo, NY
    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm): 105 Watt pro Kanal
    • Harmonische Gesamtverzerrung (5 Hz - 45.000 Hz): 0.09%
    • Frequenzgang: 3 Hz - 70.000 Hz.
    • Jahr: 1989, überarbeitete 105-Watt-Version

  • B&K Sonata M-200

    B&K Sonata M-200

    Veröffentlicht: 31.8.2020

    Herstellungsdatum: 1987

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Haben Sie eine "Bucket List"? Manchmal höre und lese ich von Menschen, die eine persönliche Liste mit Erfahrungen erstellen, die sie im Laufe ihres Lebens noch machen wollen. Ich nehme an, dass auf solchen Listen Orte stehen, die man bereisen möchte, und Erlebnisse, die man haben möchte, und bis vor ein paar Tagen war mir gar nicht bewusst, dass ich überhaupt etwas auf einer solchen Liste stehen habe. Aber als ich in Luigis neuer Wohnung vorbeischaute, um mir seine aktuelle HiFi-Anlage anzuhören, und er mir vorschlug, seine beiden B&K Sonata Monoblock Endstufen auszuprobieren, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass ich einen wichtigen Punkt von meiner Liste streichen konnte.

    Seit ich zum ersten Mal einen ST-140 Stereoverstärker gehört habe, bin ich ein Fan des B&K-Sounds. Diese relativ preiswerten Endstufen sind simpel aufgebaut, bieten eine große Musikalität und sind gleichzeitig sehr artikuliert in ihrer Präsentation. Es gibt nichts Nachlässiges oder Beiläufiges an ihrem Umgang mit Musik. Und wenn der 105-Watt-RMS-Verstärker pro Kanal selbst schwierige Lautsprecher mit Leichtigkeit antreibt, kann man sich vorstellen, was die 200-Watt-RMS-Monoblöcke vom Typ M-200 leisten würden. Schließlich hat ein 19,5 kg schwerer Verstärker, der speziell für die Versorgung eines einzigen Lautsprechers entwickelt wurde, etwas Demütigendes an sich.

    Glücklicherweise war mein Auto an diesem Abend nicht allzu weit entfernt geparkt, so dass es mir möglich war, die Geräte dorthin zu tragen. Sie dann jedoch spät am Abend im Alleingang die lange Treppe zu unserer Wohnung hinaufzuasten, war eine andere Geschichte. Die Endstufen hatten zwar Griffe auf der Vorderseite, aber ihre scharfen Kühlrippen ragten hinten heraus und hinterließen beim unvorsichtigen Anheben leicht hässliche Spuren auf Tischen und Regalen. Es war daher klüger, die Griffe zu ignorieren und die Endstufen am Gehäuse zu packen, um sie gerade hochzuheben. Um ehrlich zu sein, bevorzuge ich dieses Verstärkerdesign, da es die passive Kühlung stärker unterstützt, speziell wenn die Geräte in einem Rack montiert sind. Da sowohl HiFi- als auch professionelle Racks in der Regel zur Rückseite hin offen sind, erleichtert diese Anordnung der Kühlrippen die Konvektionskühlung.

    In unserem Wohnzimmer sollten die beiden B&K M-200 Monoblöcke den Stereoverstärker ST-140 desselben Herstellers ersetzen und unsere elektrostatischen Martin Logan SL3-Lautsprecher antreiben. Das war keine leichte Aufgabe, denn die Martin Logan sind Hybrid-Lautsprecher mit konventionellen Tieftönern und elektrostatischer Mylarfolie. Die Schwierigkeit lag in der niedrigen Impedanz des Mylar-Paneels (unter 2 Ohm bei 20.000 Hz) und im Umgang mit der Reaktanz des Tieftöners, während sich das Paneel ebenfalls im Signalweg befand. Die SL3 benötigten daher einen leistungsstarken Endverstärker, der noch bis in den niederohmigen Bereich hinein funktionierte und genug Dämpfung bot, um den Tieftöner zu beruhigen. 105 Watt hatten für diese Aufgabe nur knapp ausgereicht, obwohl der ST-140 über massive Reserven verfügte und sich mit seinen riesigen Elkos und dem großen Netzteil-Trafo relativ unbeeindruckt von der Impedanzkurve der Martin Logan zeigte.

    Wie üblich hatte ich mir den ST-140 noch einmal gründlich angehört und dabei Jazz, Folk und Gospel gespielt, Musik, die ich gut kannte. Die Martin Logans klangen groß, relativ langsam und entspannt. Als Zwei-Wege-System mit einer niedrigen Übergangsfrequenz in Richtung Bass war der Klang generell homogen und weich. Der ST-140 in Kombination mit den geschlossenen Tieftönern des SL3 erzeugte ein volles Bassfundament, ließ aber bei der Darstellung von Kick Drums etwas an Durchschlagskraft vermissen. Die Höhen waren angenehm, aber nicht zu knackig. Das mochte wohl auch mit den Filzpads zu tun haben, die wir als Spike-Untersetzer verwendeten, um den Klang für einen musikalischen und weniger technischen Auftritt zu zügeln.

    Beim Wechsel zum M-200 fiel mir zuerst die verbesserte Stereoabbildung auf. Der Klang war immer noch groß, aber jetzt war er artikulierter und etwas räumlicher. Nicht im Sinne von breiter, aber es ergab sich einfach mehr Raum um die Instrumente herum. Die SL3 wirkten jetzt natürlicher, agiler und noch mehr nach vorne gerichtet. Wenn ich mir zum Beispiel Springsteens "London Calling"-Konzert anhörte, hat "Youngstown" die gleiche Unmittelbarkeit, an die ich mich vom Live-Konzert so gut erinnerte. Da ich diese DVD bereits gut kannte, sagte die Fähigkeit, solche Erinnerungen mit einem Wimpernschlag hervorzurufen, viel über die Qualität der Endstufen aus. Mit den M-200 Monoblöcken fiel es der Musik auch insgesamt leichter, sich von den Lautsprechern zu lösen.

    Die Basswiedergabe war weniger dröhnend und feiner mit etwas mehr Punch bei den Kick Drums. Das war zwar immer noch nicht die Stärke des SL3, aber mir wurde jetzt erst so richtig bewusst, dass größere Endstufen dabei helfen konnten, den Bass noch besser mit den Mylar-Panels zu verschmelzen. Und es gibt noch einen weiteren Unterschied, den ich später am Abend beim Fernsehen bemerkte. Nämlich, dass filmische Effekte manchmal unnötig nachdrücklich wirkten, als ob die Tontechniker die Tonspur für ein wesentlich weniger aufschlussreiches Equipment gemastert hätten.

    Ich hoffte, dass ich mir den Luxus leisten konnte, diese Endstufen noch ein paar Tage lang zu hören, bevor ich sie ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben musste. Gut gemacht, B&K! Die Sonatas sind akkurate und musikalische Verstärker, die auch mit schwierigen Lautsprechern mühelos zurechtkommen und genug Leistung haben, um selbst die sonst eher entspannt wirkenden Martin Logans zu überzeugen, noch einen Zahn zuzulegen.

    Technische Daten

    • Anzahl der Kanäle: 1
    • Ausgangsleistung (8 Ohm): 200 Watt RMS
    • Ausgangsleistung (4 Ohm): 400 Watt RMS
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.09 %
    • Signal-Rauschabstand: 95 dB
    • Dämpfungsfaktor (50Hz): 600
    • Frequenzgang: 1 Hz - 100.000 Hz
    • Anstiegsrate: 25 V / uSec
    • Leistungsaufnahme: 800 Watt max / 65 Watt (Leerlauf)
    • Abmessungen: (B) 431,8 mm, (H) 146,8 mm, (T) 387,0 mm
    • Gewicht: 19,5 kg
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr(e): 1987 - 1990

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  • Becker ST-200

    Becker ST-200

    Veröffentlicht: 20.3.2022

    Herstellungsdatum: 1980

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Nachdem ich bereits einige Jahre lang den Weg der Audio-Erkundung beschritten hatte, musste ich feststellen, dass ich von den zahlreichen Black-Box-Designs, in denen die Wunder der Elektronik of lustlos verpackt waren, zunehmend gelangweilt war. Vor allem die vielen identisch aussehenden, gefalteten Metallabdeckungen, in denen alle möglichen Geräte untergebracht waren, von exotischen Streamern bis hin zu gewöhnlichen Mehrkanalendstufen, standen für die schäbige Lieblosigkeit einer Industrie, die zunehmend von vielseitigeren und interaktiven Technologien verdrängt wurde. Für den audiophilen Hörer bedeutete dies jedoch einen beklagenswerten Verlust an Vielfalt und Ästhetik. Im 21. Jahrhundert galt die traurige Regel, dass alle Hi-Fi-Geräte aus Kostengründen gleich aussehen mussten, es sei denn, der potenzielle Kunde war bereit und in der Lage, einige Monatsgehälter für den Kauf eines einzigen Geräts auszugeben.

    Plattenspieler und Röhrenendstufen gehörten zu den wenigen HiFi-Geräten, die vom Syndrom der gefalteten Metallabdeckungen weitgehend verschont geblieben waren. Bei diesen gehobenen Geräten konnte man noch die rohe Technik in Aktion sehen, schätzen, und eine ausgeprägte Designphilosophie erkennen. Und vielleicht war dies auch ein Grund für ihre wiederkehrende Beliebtheit bei einer neuen Generation von Hörern. Für die aufkeimende Generation der Soziale-Medien-Jünger ging es beim täglichen Kampf ums Überleben darum, greifbare Erfahrungen zu sammeln und ein einzigartiges und vermarktbares persönliches Image zu entwickeln. Wiedererkennbare Produkteigenschaften waren ein wichtiges Mittel, um diese persönliche Mission zu erfüllen. Exquisites Design und reife Persönlichkeiten mussten gleichsam den Spagat zwischen Kühnheit und Kompromiss schaffen um erfolgreich zu sein.

    Ich vermute, dass diese Sehnsucht nach der Wahrheit des Charakters auch der Grund war, warum ich mich überhaupt zu dem Becker ST-200 Verstärker hingezogen fühlte: Die Möglichkeit, seine Elektronik zu sehen und die verblüffende Einfachheit seines Designs. Als ich den Verstärker erwarb, hatte ich weder Informationen über seine technischen Daten noch hatte ich jemals von der Marke gehört. Dennoch vermutete ich, dass die attraktiven Eigenschaften des ST-200 auch durch die Wahl der Elektronik im Inneren unterstützt werden würden. Handelte es sich vielleicht um eine Endstufe aus einer Kleinserie oder um einen Selbstbausatz, ähnlich wie bei den Endstufen von Hafler und Heathkit? Von außen konnte ich das nicht erkennen, und meine Nachforschungen in den üblichen HiFi-Foren blieben ohne brauchbare Hinweise.

    Ich beschloss, selbst Detektiv zu spielen. Bei der Suche nach Hinweisen im Internet fand ich heraus, dass der Becker ST-200 vier Hitachi J49 Leistungs-MOSFET-Transistoren verwendet, d. h. zwei J49-Transistoren pro Kanal. Da jeder Transistor auf einem eigenen Kühlkörper befestigt war, brauchte man sich über eine Überhitzung keine Sorgen zu machen. MOSFET-Transistoren waren silikonbasierte Halbleiterbausteine, die ziemlich heiß werden konnten, vor allem wenn die Bias auf einen hohen Class-A-Pegel eingestellt war. Ihnen wurde ein röhrenähnliches Verhalten nachgesagt, da sie einen wärmeren und weniger technischen Klang erzeugten. Diese Eigenschaften wurden von audiophilen Hörern in der Regel gegenüber normalen Transistoren bevorzugt. Ich erfuhr, dass ein Paar dieser Hitachi-MOSFETs pro Kanal eine Ausgangsleistung von 100 Watt liefern konnte. Bei voller Ausnutzung würde dies den Becker zu einem Verstärker mit 100 Watt RMS pro Kanal an einer 8-Ohm-Last machen. Nicht schlecht, wenn man die relativ kompakte Größe und das moderate Gewicht bedenkt.

    Nach den MOSFET-Transistoren erregten die blauen, Cola-Dosen-ähnlichen Kondensatoren meine Aufmerksamkeit. Mit einer Kapazität von 61.000 pF pro Stück konnten diese leistungsstarken Elkos genug Energie speichern, um eine hohe Spitzenleistung zu liefern und selbst die anspruchsvollsten Lautsprecherlasten zu betreiben. Leider konnte man dies nicht über den Transformator sagen, der eher mäßig groß zu sein schien, vor allem wenn man die verfügbare Leistung der Endstufen MOSFETS bedenkt. Durch den Transformator begrenzt sollte die Dauerleistung bei ca. 60-70 Watt pro Kanal liegen. Unser Hafler XL-280 hatte im Vergleich dazu einen Trafo, der mindestens doppelt so groß und schwer war. Nach dem Einschalten schepperte und brummte der Trafo des Becker kurz, bis ein Relais die Endstufenplatinen zuschaltete, um die Musik spielen zu lassen. Bevor ich die Lautsprecher anschloss, öffnete ich das Gehäuse der Endstufe, um sicherzugehen, dass im Inneren keine Teile fehlten oder sich gelöst hatten. Was ich unter der Haube fand, überraschte mich dann doch ein wenig: Die hochwertigen Komponenten, die von außen zu sehen waren, schienen im Inneren nicht fortgeführt zu sein. Die Verkabelung des Verstärkers wirkte tatsächlich etwas improvisiert.

    Ich hätte im Inneren gerne verdrillte und verzinnte Belden 9497 gesehen, die zu den Lautsprecherklemmen führten. Stattdessen fand ich die typischen mehrdrähtigen Kupfer-Lautsprecherkabel, die in den 1980er Jahren zum Standard gehörten. Außerdem stellte ich fest, dass Signal- und Stromkabel manchmal eng nebeneinander verlegt waren oder sich sogar berührten. Dies musste unweigerlich die Integrität der Signalausgabe des der Endstufe beeinträchtigen. Um unsere Lautsprecher vor einer unbemerkten Fehlfunktion, wie z. B. einer Gleichstromausgabe, zu schützen, maß ich zunächst die Signalausgabe mit einem Multimeter durch. Dabei stellte ich fest, dass der Verstärker beim Abspielen einer CD-Direktquelle bis zu 20 Volt ausgab und die gemessene Gleichspannung gleich Null war. Umso mehr war ich überrascht, dass beim Anschluss unserer Lautsprecher auf beiden Kanälen ein lautes 50-Hz-Brummen zu vernehmen war, sowie einige unangenehme Stromausfallverzerrungen bei der Wiedergabe. Es schien, dass einige relevante Teile dieser Endstufe ausgetauscht werden mussten, und ich hatte zunächst das Gefühl, dass es sich dabei auch um die großen Kondensatoren handeln könnte.

    Bei meinen Bemühungen, den ursprünglichen Konstrukteur des der Endstufe ausfindig zu machen, wandte ich mich an Helmut Becker von AudioValve, der nach eigenen Angaben mit einer Vielzahl von Konstruktionskonzepten experimentiert hatte, bevor er sich schließlich für Röhrenverstärker entschied. Leider erfuhr ich, dass der Inhaber von AudioValve in der Woche vor meiner Anfrage verstorben war, so dass meine Frage von den hilfsbereiten Mitarbeitern des Kundendienstes weder verneint noch bestätigt werden konnte. In Anbetracht des Einflusses von AudioValve auf High-End Röhrendesigns überlasse ich es den Lesern dieses Artikels zu entscheiden, für wie plausibel sie die Verbindung halten. In den schriftlichen Worten des freundlichen Kundendienstmitarbeiters: "Möglich wäre es."

    Ich wollte mehr über diese eigenartige Endstufe im Bauhaus-Stil erfahren und brachte den Becker ST-200 zum Service bei einem Techniker meines Vertrauens. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits ausreichend viele Punkte auf meiner Liste der elektronischen Fehler gesammelt, um einen Komplettservice zu rechtfertigen. Zu meiner Überraschung jedoch wurde mir der Verstärker schon drei Tage später zurückgegeben und mitgeteilt, dass keine Teile ausgetauscht werden mussten. "Es handelt sich hier um einige beeindruckende Komponenten, die eher schlecht zusammengebaut wurden", lautete das Urteil unseres Fachmanns. Er hatte also nur die offensichtlichsten Fehler behoben und gab mir die Endstufe zurück, damit ich sie mir anhören und selbst entscheiden konnte, ob sich weitere Reparaturen lohnen würden.

    Zurück in unserem Hörraum schloss ich den Becker ST-200 an unser Tannoy-System an, das von einer Dynaco PAS-4 Röhrenvorstufe angesteuert wurde. Nach ein paar Minuten des Aufwärmens klang die Musik gewaltig, mit großartiger Tonalität, aber auch einem hörbaren Grundrauschen, zusätzlich zu dem brummenden Transformator der Endstufe. Ich war mir sicher, dass man das besser machen konnte, und ersetzte den Dynaco durch unsere totenstille Restek V1 Vorstufe. Das Grundrauschen sank beträchtlich, und sogar der brummende Transformator ließ mit jeder Stunde Musikwiedergabe nach. Was mir blieb, klang für meine Ohren wie pure Magie. Dieser Verstärker erzeugte die natürlichste Klangbühne, die ich bisher mit unseren Tannoys gehört hatte. In Kombination mit dem eher erschwinglichen Belden 9497 Lautsprecherkabeln kam das Ergebnis sogar nahe an den klanglichen und räumlichen Realismus heran, den ich beim Hören der H&S Exceptional-Endstufe mit den HMS Gran Finale-Lautsprecherkabeln empfunden hatte. Theoretisch hätte angesichts des Preis-, Qualitäts- und Aufwandsunterschieds überhaupt keinen Vergleich möglich sein dürfen.

    So schlecht der Becker ST-200 auch aufgebaut war, so sehr konnte er bei audiophilen Hörern wie mir für Aufsehen sorgen, weil er in der Lage war, dieses Jazzclub-Feeling zu reproduzieren: Das groovige Stampfen, die räumliche Genauigkeit von Breite und Tiefe des Veranstaltungsortes, der klangliche Reiz von echtem Holz und Metall und sogar die satte und lebensgroße Leadstimme in der Bühnenmitte. Was zunächst wie ein vielversprechender, jedoch misslungener Heimwerkerjob aussah, schaffte es, mehr musikalischen Realismus zu erzeugen als einige unserer ultrapräzisen Endstufenklassiker wie z.B. der Hafler XL280. Und obwohl die Spezifikationen des Becker auf dem Papier vielleicht nicht viel hergaben, gelang es diesem Verstärker doch, unsere Aufmerksamkeit im Hörraum zu fesseln. Ich fühlte mich an Endstufen wie den Dynaco ST-70 erinnert, der ebenfalls in der Lage war, die Atmosphäre eines Jazzclubs nach Hause zu bringen. Daher mussten wir bei der weiteren Überholung des ST-200 Verstärkers, um das verbleibende Brummen zu beseitigen, besonders darauf achten, den ihm innewohnenden Zauber nicht zu zerstören.

    [Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Artikels leidet der ST-200 immer noch unter wiederholtem Knacken und sporadischen Signalverlusten auf beiden Kanälen während Passagen mit niedrigem Eingangssignal, insbesondere von Phono kommend.]

    (Fortsetzung folgt...)

    Technische Daten

    • Typ: MOSFET-Leistungsendstufe
    • Leistung: 70 WPC (8 Ohm)
    • Transistoren: 4x Hitachi MOSFET J49
    • Gehäuse: 2x verchromte U-Bleche
    • Abmessungen: (B) 220 mm, (H) 190 mm, (T) 345 mm
    • Gewicht ohne Netzkabel: 9,5 kg
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Jahr(e): 1980 (Schätzung)

  • Citation Twelve Deluxe

    Citation Twelve Deluxe

    Veröffentlicht: 24.5.2020

    Herstellungsdatum: 1976

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Die Citation Twelve Deluxe Leistungsendstufe wurde im Jahr 1972 auf den Markt gebracht und basierte auf dem zuvor veröffentlichten Citation Twelve Stereoverstärker von 1970, der viele der gleichen Merkmale aufwies. Das Facelift der Deluxe-Version umfasste ein Holzgehäuse mit gebürsteter Aluminiumfront und leicht verbesserte Spezifikationen in Bezug auf Frequenzgang und Verzerrung. Die vorherigen Verstärker von Harman / Kardon waren Röhrenkonstruktionen, und der ursprüngliche Citation Twelve war der erste transistor-basierte Leistungsverstärker des Unternehmens. Das relativ moderne Design des Citation Twelve fußte auf einem Designvorschlag, der zuvor im RCA Solid State Handbook veröffentlicht worden war.

    Der Citation Twelve Deluxe wies viele der für Harman / Kardon typischen Designentscheidungen auf. Einerseits war dies eine der ersten echten Dual-Mono-Endstufen mit zwei Transformatoren, zwei Netzteilen und zwei separaten Verstärkerschaltungen. Andererseits gab Harmans Glaube an die Interdependenzen von Schallwellen diesem Verstärker die Freiheit, Frequenzen von 1 - 100.000 Hz mit +/-1 dB zu liefern. In der Tat gab es nicht viele Endstufen, die Frequenzen weit außerhalb des menschlichen Hörspektrums noch linear erzeugen konnten. Laut 'Absolute Sound' ist der Harman / Kardon Citation twelve deluxe "eine der zwölf bedeutendsten Endstufen aller Zeiten".

    Bauteile in Industriequalität sorgten dafür, dass die Endstufe lange halten würde. Harman / Kardon war sich dessen so sicher, dass es nur sehr wenig an Bord gibt, um den Verstärker vor Schäden zu schützen. Es gibt keine Knöpfe, Schalter oder Abschwächer auf dem Citation, die sich negativ auf den Klang auswirken könnten. Im Originaldesign gab es nicht einmal einen Netzschalter, um die Endstufe auszuschalten. Die Standby-Leistung von 30 Watt stellte sicher, dass das Gerät immer vorgeheizt und spielbereit war. Der Citation präsentierte seine Musik auf geradlinige und schnörkellose Weise. Er klingt nicht ganz so robust und aggressiv wie ein Quad 405, aber er malt auch nicht in schönen Farben wie der kleine Hafler DH-120. Von allen Verstärkern, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gehört hatte, klang der Citation meiner Meinung nach am unauffälligsten. In Kombination mit der Restek V1 Vorstufe schaffte es der Citation, sein Licht tief in den Raum zu strahlen, eine exzellente Klangbühne zu schaffen und hat diesen ganz leichten Hauch von einladender Wärme, der bei moderneren Designs manchmal fehlte. Die Abbildung und das Timing waren beeindruckend, und das Panorama reichte weit über die Lautsprecher hinaus. Auch nach all den Jahren war die Citation Twelve immer noch ein Highlight.

    Bei dem hier gezeigten Gerät wurden gegenüber dem ursprünglichen Design folgende Änderungen vorgenommen: ein neues Lapp-Netzkabel anstelle der einfachen US-Version, ein hochwertiger Netzschalter, neue Kondensatoren und vergoldete Cinch/RCA-Buchsen.

    Technische Daten

    • Typ: Klasse A/B Leistungsverstärker
    • Hersteller: Harman Kardon, New York
    • Frequenzbereich: 1 Hz - 100.000 Hz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.2 %
    • Signal-Rausch-Verhältnis: 100 dB
    • Anstiegsrate: < 2 US
    • Dämpfungsfaktor: 40:1
    • Phasenverschiebung: < 5 Grad bei 20 Hz
    • Intermodulationsverzerrung: < 0.15
    • Belastbarkeit (RMS, 8 Ohm): 2 x 60 Watt
    • Nennleistung (Musik, 8 Ohm): 2 x 100 Watt
    • Leistungsaufnahme im Leerlauf: 30 Watt
    • Abmessungen: (H) 430 mm x (B) 155 mm x (T) 370 mm
    • Gewicht: 16,5 kg
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr: 1976

  • Dynavox VR-70E II

    Dynavox VR-70E II

    Veröffentlicht: 3.1.2022

    Herstellungsdatum: 2013

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Dynavox ist der Markenname von Sintron Distribution, einem Importeur von Audiogeräten mit Sitz in Iffezheim, südlich von Karlsruhe in Deutschland. Er ist nicht zu verwechseln mit DynaVox, einem Hersteller und Vertreiber von sprachgesteuerten Geräten aus Pittsburg, Pennsylvania. Der Markenname Dynavox tauchte zum ersten Mal Mitte der 90er Jahre auf Audiogeräten auf, zu einer Zeit, als anspruchsvollere Audioprodukte aus Asien verfügbar wurden, oft zu einem Bruchteil des Preises ähnlicher Produkte von europäischen oder amerikanischen Herstellern. Mit der stetigen Öffnung der Wirtschaft in China und anderen asiatischen Ländern für Privatunternehmer wuchs auch der private Wohlstand und führte zu einem lokalen Hunger nach echten High-Fidelity Produkten wie Röhrenverstärkern.

    Für die westliche audiophile Gemeinschaft ist Dynavox auch eine namentliche Anspielung auf die berühmte, von David Hafler gegründete Audiomarke Dynaco. Ähnlich wie Hafler waren auch die Importeure von Dynavox-Produkten der Meinung, dass echte Hi-Fi-Technik der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte und nicht nur einigen wenigen. Der Name des Dynavox VR-70 Röhrenverstärkers selbst erinnert an den legendären Dynaco ST-70 Röhrenverstärker. Doch während moderne Versionen des Dynaco für 2.000 - 3.000 EUR verkauft werden - weit entfernt von Haflers Traum, Hi-Fi erschwinglich zu machen - kam der Dynavox VR-70 zunächst für knapp 300,00 EUR auf den deutschen Markt. Und obwohl der ursprüngliche VR-70 eindeutig nicht in der gleichen Liga spielte wie die überarbeiteten Hafler-Röhrenendstufen von heute, hatte er doch einen enormen Preisvorteil gegenüber der Konkurrenz und bot bereits 90% des Hörvergnügens. Ein Warnschuss an die etablierten westlichen Audio-Legenden.

    Sein niedriger Einstiegspreis machte den kleinen Röhrenverstärker VR-70 für viele Neueinsteiger in Europa zur Eintrittskarte ins audiophile Hören. Je mehr Einheiten dieses und anderer Produkte verkauft wurden, desto mehr wandelte sich Sintron Distribution vom Importeur zum Designer, in dem Sinne, dass die Firma auf der Grundlage des Feedbacks, das sie von ihren Kunden entweder direkt oder neuerdings auch über Web-Foren erhielten, Einfluss auf den Designprozess nehmen konnten. Um die Produktpreise niedrig zu halten, steckte Dynavox seine Audio-Designs weiterhin in einfache Gehäuse und machte offenbar eher Zugeständnisse beim äußeren Design als beim Klang. Mit der kontinuierlichen Verbesserung der Produkte und der zunehmenden allgemeinen Akzeptanz in der Audio-Community begann die Nachfrage schließlich, sich auf die Preise und die Erwartungen der Kunden auszuwirken. Die heutigen VR-70-Modelle sind doppelt so teuer wie ihre Vorgänger und sind auch deutlich aufwendiger konstruiert, so dass einige der anfänglichen Probleme behoben werden konnten.

    Dynavox entwickelt und importiert heute Röhrenvorstufen, Stereo-Röhrenendstufen und Monoblock-Röhrenverstärker, den Plattenspieler PS-320 BT, ein Sortiment an Kabeln und Zubehör sowie rauschfilternde Leistungsverteiler. Nach 20 Jahren auf dem deutschen Markt ist das Firmenportfolio noch relativ überschaubar, aber die Produkte sind mittlerweile etabliert und haben den Ruf, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. Während ich diesen Text schreibe, lausche ich einer Dynavox VR-70 E II Stereo-Röhrenendstufe, die in ihrem einfachen und preiswerten schwarz pulverbeschichteten Gehäuse ein Jazzalbum abspielt. Sie hat eine beruhigende rote LED-Betriebsanzeige auf der linken Seite und einen nicht ganz so beruhigenden Lautstärkeregler auf der rechten Seite seiner Frontplatte. Die Röhren sind durch das Gittergehäuse kaum sichtbar. Erst wenn ich näher komme, sehe ich sie glühen und spüre ihre Wärme auf mich abstrahlen.

    Ich hatte den Dynavox VR-70 E II bei VinylNerds.de erworben, und eigentlich nicht für mich selbst, sondern für meinen Arbeitskollegen, der auf der Suche nach einem günstigen Verstärker für seine Lautsprecher war. Ich sah, wie er sich Importe direkt aus Asien ansah, und schlug ihm vor, den VR-70 auszuprobieren, mit dem zusätzlichen Vorteil, dass er bei einem lokalen Händler und Geschäft einkaufte. Er stimmte zu, dass dies eine gute Idee sei, wurde aber einige Tage später (wie das manchmal so ist) von seiner Frau daran erinnert, dass es derzeit dringendere Probleme für die Familie gäbe als Hi-Fi. Das war natürlich verständlich, aber ich war trotzdem froh, die Gelegenheit zu haben, den VR-70 E II zu hören. Um ehrlich zu sein, prüfe ich inzwischen die Möglichkeit, ihn selbst zu behalten. Dieser Verstärker klingt gar nicht mal so schlecht, auch wenn ich schon einige legendäre Namen der Branche gehört habe.

    Der Dynavox VR-70 E II wog knapp 15 kg und kam hier gut geschützt in einem großen und schweren dreifach verpackten Karton an, der mit dicken Schaumstoff-Innenprofilen gefüllt war. Alle Röhren und der Schutzkäfig waren darauf vorinstalliert. Ich bemerkte, dass die linke Seite des Gitterkäfigs, der die Röhren schützt, ungleichmäßig lackiert war, doch da der Verstärker ganz in Schwarz und in Ganzmetallbauweise ausgeführt war, fiel dieser kleine Fehler in der Lackierung nur bei genauem Hinsehen auf. Ansonsten war ich positiv überrascht, dass er nur 35 cm breit war und solide und sauber verarbeitet aussah. Da ich ursprünglich nicht vorhatte, diese Endstufe für mich selbst zu behalten, hatte ich mir keine großen Gedanken über ihr Design und ihre Größe gemacht. Aber nachdem ich schon einige Jahre in der Hi-Fi-Branche verbracht habe, gefallen mir solche Abweichungen vom Standard-Rack-Format. Ich löste die Schrauben des Käfigs, um die Röhren zu inspizieren, und stellte fest, dass sie alle die Reise zu uns nach Hause unbeschadet überstanden hatten.

    Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Vorspannung auf 300-350mV eingestellt werden sollte, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, aber ich konnte mich nicht erinnern, ob dies bei voller Betriebstemperatur der Röhren der Fall war. Also beschloss ich, den Verstärker mit den Werkseinstellungen zu testen. Ich ließ unsere Hafler XL280-Endstufe ein letztes Mal auf Herz und Nieren prüfen, indem ich Diana Kralls Album “Turn up the quiet” abspielte, und wechselte dann zum Verstärker VR-70 E II. Ich verließ den Raum für vier Stunden, während er sich von der Reise aufwärmte. Als ich zurückkam, stellte ich fest, dass die Musik weniger räumlich war als mit unserem Hafler. Dianas Stimme hatte eine leichte Schärfe und Körnigkeit, die sie weniger glaubwürdig und zischend machte. Auch der Bass war im direkten Vergleich ein wenig schwach und komprimiert. Auch das leichte Röhrenzischen unserer Dynaco PAS-4 Vorstufe transportierte der VR-70 besser bzw. fügte von sich aus etwas hinzu. In Anbetracht der Tatsache, dass der VR-70 E II ein 40-Watt-pro-Kanal-Biest ist (innerhalb dessen was mit Röhrenleistung möglich ist), das durchaus in der Lage ist, einen Raum zu beheizen, war ich ein wenig enttäuscht von der Flachheit seines Klangs. Die Endstufe war bei Weitem nicht so einnehmend, wie ich es gewohnt war. Doch es gab auch einen Lichtblick, denn was ich hörte, klang auch nicht völlig falsch.

    Unser Hafler XL280 ist ein sehr guter Verstärker, der schon viel Zeit zum Einspielen hatte. Der Dynavox war gerade erst aus der Kälte gekommen und spielte vielleicht zum ersten Mal Musik. Ich hatte den Eindruck, dass die werksseitig in der Vor- und Endstufensektion verwendeten Röhren eher wegen ihres günstigen Preises als wegen ihrer audiophilen Vorzüge ausgewählt worden waren. Dasselbe galt wahrscheinlich auch für einige der Komponenten der Endstufe. Wenn mein jetziges Hörerlebnis wirklich alles war, was man von diesem Verstärker erwarten konnte, würde ich ihn zurückschicken müssen; aber da ich Potenzial für mehr erahnte, war ich bereit, ihm etwas Zeit zu geben und darüber nachzudenken. Mein erster Schritt bestand darin, einen Termin mit unserem Spezialisten für Röhrenendstufen zu vereinbaren, um die Eigenschaften des grundlegenden Layouts und der Komponenten des Verstärkers zu besprechen. Außerdem begann ich, im Internet nach Meinungen zur Aufrüstung auf audiophiles Niveau zu suchen.

    Als ich bei unserem Spezialisten für Röhrenendstufen eintraf, war ich gespannt, was uns unter der Haube erwarten würde. Die Originalröhren schienen von ausreichender chinesischer Qualität zu sein, aber an der Unterseite des der Endstufe befand sich eine abgenutzte Schraube, die wir erst mit einer Zange lösen mussten. Es schien, dass die weiße Bodenplatte keinen richtigen elektrischen Kontakt zum Chassis hatte, ein Umstand, der verbessert werden könnte, um den Rauschabstand zu erhöhen. Im Inneren stellten wir außerdem fest, dass die Schenkel eines Kondensators beim Zusammenbau verdreht worden waren und sich beinahe berührten - ein Fehler, den wir schnell behoben haben. Die Bauteile im Inneren schienen für Audiogeräte dieser Preisklasse von anständiger Qualität zu sein, und dennoch gab es deutliches Verbesserungspotenzial, wenn sie z.B. durch leistungsfähigere Komponenten ersetzt wurden. Ich wies darauf hin, dass das allgemeine Layout dieser kleinen Endstufe gut durchdacht zu sein schien, und der Röhrenspezialist stimmte mir zu, dass in diesem Design durchaus Potenzial steckte. Er sagte, er würde mir gerne dabei helfen, diesen Verstärker zu einem audiophilen Gerät zu machen. Wir kamen überein, uns zunächst auf die Umrüstung der Innenteile zu konzentrieren und die Ergebnisse dann eine Weile anzuhören, bevor wir uns endgültig für einen Röhrenwechsel entschieden.

    Lesen Sie weiter - Teil 2

    Hinweis für Nicht-EU-Bürger: Der Röhrenverstärker vom Typ VR-70 E wird auch über die "Affordable Valve Company" in Großbritannien unter der Marke "Audio Institute" verkauft. Meines Wissens handelt es sich im Wesentlichen um denselben Verstärker, der für den britischen Markt optimiert wurde.

    Vorschläge für Modifikationen

    • Entfernung der Eingangs-Kondensatoren und Umgehung des Lautstärkereglers
    • Aufrüstung der Stromversorgungs-Kondensatoren und der Gleichrichterdioden auf Wolfspeed Z-Rec 1,2 kV, 10 A, 11 nC
    • Aufrüstung der 70-V-Schaltung durch Mundorf MCaps Supreme 0,1uF 1400V
    • Ersetzen der negativen Rückkopplungs-Kondensatoren (C5 auf der Platine) durch Charcroft Audio Silver Mica 47pF 500V
    • Hinzufügen eines Schalters und einer Schaltung für den Wechsel zwischen Ultra-Linear- und Triodenbetrieb

    Technische Daten

    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm): 2 x 40 Watt
    • Eingangsimpedanz: 20 kOhm
    • Vorverstärkerröhren: 2 x 6F2 (ECF82)
    • Endstufenröhren: 4 x EL34 (ultra-linear)
    • Röhrenvorspannung: 300 - 350 mV
    • Frequenzgang: 10 - 40.000 Hz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0,1%
    • Signal-Rausch-Verhältnis: >88 dB
    • Dämpfungsfaktor: N.N.
    • Lautsprecheranschlüsse: 4/8 Ohm, vergoldet, für Pik oder Bananen
    • Abmessungen: (B) 350 mm x (T) 300 mm x (H) 185 mm
    • Gewicht: 14,5 Kg
    • Land der Herstellung: China
    • Baujahr: 2013 - 2022

  • Echle LF-3519

    Echle LF-3519

    Veröffentlicht: 29.12.2022

    Herstellungsdatum: 2022

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Beim Bau unserer ersten Endstufe für eiaudio wollten der Entwickler Winfried Echle und ich vier grundlegende Anforderungen erfüllen: Erstens sollte der Einsatz von Komponenten auf ein Minimum reduziert werden, nach der audiophilen Regel "Weniger ist mehr". Zweitens sollte eine ausreichende Rückstromfestigkeit gewährleistet sein, um auch komplexe Lasten versorgen zu können. Drittens sollte eine hohe Agilität und Musikalität erreicht werden. Und zu guter Letzt, sollte visuelles Understatement in Form eines eleganten und bescheidenen Gehäuses erreicht werden.

    Die erste dedizierte Endstufe von eiaudio würde auf der Grundlage eines früheren Projekts entwickelt werden, bei dem ebenfalls vier bipolare Transistoren vom Typ Sanken 2SC-3519A pro Kanal eingesetzt wurden. Um die Belastbarkeit zu verbessern, wurde beschlossen, die Kapazität des Netzteils nochmals zu erhöhen. Folglich wurde ein Ringkern-Transformator mit 500 VA in Verbindung mit zwei 10.000 mF-Kondensatoren anstelle des ursprünglichen 250 VA-Transformators verwendet. Wir wollten mit dem größeren Transformator mehr direkte Leistung aus dem Netz holen, während die relativ kleinen Kondensatoren eine hohe Agilität des Verstärkers sichern sollten.

    Die vier ausgewählten Sanken 2SC3519A-Transistoren pro Kanal konnten Ströme von 15 A bei hohen Betriebstemperaturen verarbeiten, obwohl die Chancen, dass diese spezielle Endstufe jemals heiß laufen würde, eher gering waren, da die Bias auf lediglich 5 Watt pro Kanal an 8 Ohm eingestellt war. Um zu verhindern, dass die Endstufe das typische Knacken erzeugte, das durch die Magnetisierung des Transformators entsteht, wurde hinter dem Netzteil eine Widerstands-Relais-Kombination eingebaut. Wie ich später herausfinden sollte, war diese einfache Schaltung während der Einschaltphase recht effektiv, führte jedoch ca. 30 Sekunden nach dem Ausschalten der Endstufe zu einem leisen Ploppen, das wahrscheinlich vom Abschalten des Relais herrührte.

    Das Gehäuse der Endstufe wurde vom chinesischen eBay-Verkäufer Douk Audio bezogen, zu einer Zeit, als Importe aus China aufgrund zahlreicher Störungen des Welthandels, die von Pandemie-Maßnahmen über hohe Benzinpreise bis hin zu Grenzschließungen aus politischen Gründen reichten, besonders teuer waren. All dies trieb die Preise für Nicht-EU-Importe in die Höhe und führte zu wettbewerbsfähigeren lokalen Angeboten, z. B. von dem in Frankreich ansässigen Elektronikhändler Audioholics. Letztendlich war es jedoch die Liste der technischen Daten und nicht der günstigere Preis, die zu unserer Entscheidung für das Endstufengehäuse von Douk Audio führte.

    Das Chinaprodukt bot reichlich Platz im Inneren (B) 220 mm, (H) 112 mm, (T) 300 mm, um einen gewissen Abstand zwischen den beiden Endstufenplatinen und dem Netzteil zu ermöglichen. Dieser Umstand würde dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit eines hörbaren Transformatorbrummens an den Lautsprechern zu verringern. Mit einem Gewicht von 6,5 kg war das Gehäuse stabil genug, um die mechanischen Schwingungen des HiFi-Racks weiter zu unterdrücken. Die massive Aluminium-Frontplatte war symmetrisch aufgebaut und verfügte über einen massiven, polierten Aluminiumknopf für die Verstärkungseinstellung sowie einen gefrästen Aluminium-Netzschalter. An den Seiten befanden sich zwei massive Kühlkörper, die unter allen Gegebenheiten mehr als genug Kühlung bieten würden.

    Der Netzschalter fühlte sich beim Umschalten fest und solide an. Zusammen mit der Soft-Start-Schaltung des Netzteils sorgte er für ein hochwertiges Benutzererlebnis. Das Gleiche galt für den Lautstärkeregler aus Aluminium. Die Eingangsverstärkung konnte stufenlos zwischen 0 und 1,4 Volt über einen Alps Blue Series Poti eingestellt werden. Auch hier gab es eine hervorragende Haptik. Das Gehäuse musste nach Ankunft zunächst von uns zusammengebaut werden, was sich als eine einfache Aufgabe herausstellte. Wir verwendeten vergoldete Cinch/RCA-Buchsen für den Line-Eingang und vergoldete und massearme Polklemmen für die Verwendung mit Bananas oder Spaten für den Ausgang zu den Lautsprechern. Wir entschieden uns auch, die recht kleinen Gummifüße, die mit dem Gehäuse geliefert wurden, beizubehalten und diese später auf zusätzliche Isolationspads zur akustischen Entkopplung in Richtung Rack zu setzen.

    Winfried entwarf die beiden Platinen (eine pro Kanal) so, dass sie nur die wesentlichsten Verstärkerteile beherbergten, und zwar ausschließlich diejenigen, die notwendig waren, um das Quellsignal so rein wie möglich zu erhalten und zu verstärken. Und tatsächlich, mit den uns zur Verfügung stehenden Messgeräten zeigte die Endstufe eine Abweichung von 0 dB über das für Menschen relevante Frequenzspektrum von 20 - 20.000 Hz. Obwohl Winfried zuvor Endstufen mit sehr hohen Dämpfungsfaktoren gebaut hatte, meinte ich, dass mir Musikalität wichtiger sei als absolute Kontrolle. Daher wurde der LF-3519 mit Blick auf eine geringere Rückkopplung entwickelt. Die Signaldämpfung wurde mit 600:1 angegeben, was zwar immer noch nicht niedrig war, doch vielleicht gerade niedrig genug, um nicht übermäßig analytisch zu klingen.

    Als ich den LF-3519 zum ersten Mal hörte, wurde ich sofort in die Musik hineingezogen. Winfried hatte seine überarbeitete Tang-Band W8-2314 Lautsprecher angeschlossen, einen Dipol mit offener Schallwand, und ich konnte eine faszinierende Mischung aus kräftiger Beherrschung der Basstöne und sanft atmenden Stimmen spüren. Es herrschte eine angenehme Fülle und Wärme, ein schöner Sinn für Klangfarben, den ich genießen konnte. An diesem Tag konnte ich es kaum erwarten, den Verstärker mit nach Hause zu nehmen, um ihn in unserem elektrostatischen System zu testen. Eine Anforderung war schließlich gewesen, dass die Endstufe auch an schwierigen Lasten gut funktionierte und die Leistung hatte, um unsere elektrostatischen Martin Logan-Lautsprecher zu betreiben.

    Als ich den LF-3519 dann zum ersten Mal an unser System zu Hause anschloss, hörte ich das Zischen unseres Dynaco PAS-4 Röhrenvorverstärkers deutlich. Ich drehte also den Eingangssignalregler zurück, bis unser System fast still war, auch wenn man direkt vor den Lautsprechern stand. Mit dem LF-3519 in dieser in dieser Einstellung stellte ich fest, dass unsere normale Hörlautstärke erreicht wurde, wenn ich den Lautstärkeregler des PAS-4 zwischen neun und zwölf Uhr einstellte, was als idealer Betriebsbereich für jeden Poti gilt. Also begann ich, meine vertrauten Jazz- und Vocal-Jazz-Alben auf Vinyl und CD zu hören, hörte ich eine neue Festigkeit und Agilität in der Musik. Der LF-3519 trieb die Mylar-Membranen viel müheloser in die höheren Frequenzen als jede unserer vorherigen Endstufen. Der Bass war schnell und druckvoll mit einem raschen Abklingen. Stimmen waren eine verlockende Kombination aus Rauheit und Sanftheit. 

    Wenn das Musikmaterial es erforderte, brachte der LF-3519 die dynamischen Bässe der Martin Logans dazu, Bassläufe zu liefern, die jedes Mal verblüffend waren, sowohl in Bezug auf das Volumen als auch die Tief. Der Punkt ist, dass es zuvor keinen Hinweis auf diese Qualität gab, bis der Bass dann anfing zu spielen. Obwohl ich mich normalerweise nicht sonderlich für Basswiedergabe interessiere, drehte ich mich bei diesen Gelegenheiten zu meiner Frau um, um mich zu vergewissern, dass auch sie gehört hatte, was ich gerade gehört hatte. Während einige dieser Qualitäten bereits wenige Stunden nach dem Aufbau der Endstufe vorhanden waren, reifte die richtige Tonalität noch im Laufe der nächsten Tage und Wochen.

    Eine Tendenz, die uns auffiel, war die Bereitschaft dieser Endstufe, zufällige Störungen aus unserem Haushalt aufzuspüren und zu verstärken. Und so geschah es, dass nur zwei Tage nach unserem absoluten Hörgenuss die Musik anfing, rau und erzwungen zu klingen. Zuerst dachte ich, dass etwas am LF-3519 selbst kaputt gegangen sein könnte oder dass es sich um eine unangenehme Charaktereigenschaft handelte, die ich bei meinem früheren Hören übersehen hatte. Es stellte sich heraus, dass unser LED-Weihnachtslicht-Transformator unangenehme Wellen in das Netz abstrahlte. Wir beseitigten die Geräuschquelle, bemerkten aber bald andere Probleme, zum Beispiel wenn unsere Kinder ihre Nachtlichter auf das Ladegerät stellten. Das Ergebnis war in der Regel ein unangenehmes Zischen und eine tonale Helligkeit, die zu einer raschen Ermüdung des Hörers führte. 

    Unsere Martin Logans waren in diesem Bereich natürliche besonders empfindlich, weil ihre Mylar-Membran praktisch kein Eigengewicht hatte. Meine nächste Erkundungstour in Sachen Audio musste deshalb darin bestehen, den LF-3519 zu unserem System im Obergeschoss zu bringen und zu prüfen, wie er sich an unseren dynamischen Lautsprechern schlagen würde.

    Zu viel des Guten?

    Nachdem ich drei Wochen lang den neuen Verstärker an unserer Martin Logan-Anlage gehört hatte, stellte ich fest, dass ich jeden Abend ein zunehmendes Klingeln im Ohr mit ins Bett nahm. Obwohl unsere Hörlautstärke nur bei etwa 70 dB lag, blieb ein Gefühl von brachialer Gewalt auf den Ohren zurück. Bei meinen Versuchen, das Problem zu lösen, ersetzte ich die abgenutzten Röhren der Line-Sektion unseres Dynaco PAS-4 Vorverstärkers. Das half zwar, das Grundrauschen zu senken, doch die Ermüdung der Ohren blieb.

    Dann fand ich eine weitere Quelle für Rauschen in unserem System: Unser Apple TV mit HDMI-Audioextraktor war in eine Steckdose am anderen Ende des Raums eingesteckt. Als ich den Cinch-Stecker aufstecken wollte, konnte ich einen winzigen Funken sehen und sogar den Unterschied im Massepotential in meiner Hand spüren, wenn ich das Gehäuse des Vorverstärkers und den Cinch/RCA-Stecker gleichzeitig berührte. Nach dem Einstecken konnte ich ein leichtes Rauschen aus den Lautsprechern hören. Daraufhin kaufte ich einen Cinch-Übertrager (ähnlich XLR), den ich zwischen dem HDMI-Audioextraktor und dem Vorverstärker anbrachte. Das half, das leichte Rauschen zu stoppen und veränderte auch den Klang des Apple TV auf unserer Anlage nur geringfügig. Dennoch, das unangenehme Gefühl von roher Gewalt in den Ohren blieb.

    Daraufhin trug ich den LF-3519-Verstärker zu unserem System im Obergeschoss, wo noch die Epicure EPI 500-Lautsprecher aufgestellt waren. Der erste Eindruck war zwar besser, da die Epicure-Lautsprecher etwas nachsichtiger waren, doch als ich von Jazz auf Rock & Pop umschaltete, schien mich der Verstärker erneut anzuschreien. Ich beschloss schließlich, dass wir uns das Design noch einmal ansehen müssten, um zu schauen, wie wir die sehr hohe verfügbare Leistung besser in den Griff bekommen könnten, um einen süßeren, angenehmeren und weniger ermüdenden Klang zu erzeugen. Zu den Ideen, die uns einfielen, gehörten:

    • Erhöhung der Transistorvorspannung (weniger Schaltgeräusche)
    • Reduzierung der Verstärkung (weniger Amplitude)
    • Abschaffung des Reglers für den Eingangspegel (weniger Signalrauschen)
    • Reduzierung des Ultra-Hochtonbereichs (weniger Verstärkerschwingungen)

    Da unsere Erkundungen immer wieder gezeigt haben, dass alles nur Theorie ist, bis man es in der Praxis gehört hat, kann ich freilich heute noch nicht vorhersagen, ob diese Maßnahmen zum gewünschten Ergebnis führen. Ich werde aber gerne über jede neue Entwicklung berichten.

    Jenseits der anfänglichen Frustration

    (Edit: 21. Feb 2023)

    Um der Ermüdung unserer Ohren im Zusammenhang mit dieser Endstufe entgegenzuwirken, wurden drei der vier oben beschriebenen Anpassungen vorgenommen, was schließlich zu einem zufriedenstellenden und sogar recht erfreulichen Ergebnis führte: Durch Entfernen des Lautstärke-Potis sank das Brummen auf fast unhörbare Werte, selbst wenn man das Ohr direkt vor den Hochtöner hielt. Durch das Beschneiden der ultrahohen Frequenzgangs wurde das Oszillieren des Verstärkers gestoppt, was zu einem deutlich sanfteren Hochtonbereich führte. Zusätzlich wurde die Transistorvorspannung so weit erhöht, dass die Kühlkörper im Normalbetrieb mäßig warm wurden. Die Gain-Werte der Verstärkung wurden nicht verändert.

    Schon die ersten Hörsitzungen zeigten, dass die Endstufe nach dem Umbau weniger rau und sprunghaft klang, auch wenn ausreichend viel von der anfänglichen Wucht übrig blieb. Obwohl die Echle LF-3519 immer noch eine schnell klingender Endstufe darstellte, war es jetzt einfacher, Musik bei größeren Lautstärken zu hören, ohne sich dabei überfordert zu fühlen. Die LF-3519 hatte immer noch die Fähigkeit, einzelne Töne tief in den Raum zu werfen, doch, mehr als zuvor, gelang es ihr auch, das Klangbild zusammenzuhalten. Das hohe Maß an Energie und Kontrolle würde die Echle LF-3519 zu einem hervorragenden Begleiter für Lautsprecher machen, die einen zusätzlichen Anschub brauchen, um mitreißend zu klingen. Ich hätte sie gerne mit einigen der größeren Tannoy-Modelle, wie z.B. Windsor, Arden usw., kombiniert.

    Technische Daten

    • Typ: Klasse A/B Leistungsverstärker
    • Transistoren: 4x Sanken 2SC3519A pro Kanal
    • Transistortyp: bipolar (BJT)
    • Transformator-Typ: Ringkern, 500 VA
    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm): 145 WPC
    • Ausgangsleistung (RMS, 4 Ohm): 230 WPC
    • Frequenzbereich: 1-100.000 Hz (+/- 3 dB)
    • Signaldämpfung: 600:1
    • Eingangstyp: Cinch/RCA
    • Eingangsempfindlichkeit: 1,4 Volt variabel, Alps Blue
    • Signal-Rauschabstand: 112 dB
    • Harmonische Gesamtverzerrung: <0.01 %
    • Anstiegszeit: (noch zu bestimmen)
    • Anstiegsgeschwindigkeit: (noch zu bestimmen)
    • Abmessungen: (B) 320 mm; (H) 130 mm; (T) 335 mm
    • Gewicht: 10,75 kg
    • Herkunftsland: Deutschland
    • Jahr: 2022

    Musik by Cara live music
  • H&S EXCEPTIONAL

    H&S EXCEPTIONAL

    Veröffentlicht: 17.1.2022

    Herstellungsdatum: 1990

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Die H&S Exceptional ist eine ultra-lineare MOSFET-Endstufe, die 200 Watt pro Kanal an 8-Ohm-Lasten und die doppelte Leistung an 4-Ohm-Lasten liefern kann. Normalerweise funktioniert die Verdopplung der Leistung bei halbierter Impedanz nur in der Theorie, aber hier funktioniert sie auch in der Praxis. Das Herzstück des Verstärkers sind zwei große Ringkerntransformatoren, die maximal 1000 VA aus dem Hausnetz ziehen. Das robuste Gehäuse der Enstufe besteht aus 2 mm dickem Stahlblech, und ein zusätzlicher innerer Stahlkäfig schützt die empfindlichen Audiosignale vor schädlichen EMF, die vom Netzteil erzeugt werden. Die äußere Abdeckung ist verchromt. Diese verspiegelte Oberfläche trägt dazu bei, die bescheidene Größe des Verstärkers von nur 36 cm Breite und 16,6 cm Höhe zu betonen. Als ich ihn zum ersten Mal entdeckte, saß ich schon eine Weile im selben Raum und hatte den Verstärker im Regal kaum bemerkt. Der bescheidene erste Eindruck war jedoch schnell vergessen, als ich die Endstufe zum ersten Mal trug. Ihr Gehäuse fühlte sich ultra-solide an, als wäre das Gerät aus einem einzigen Metallblock geschnitten. Unterstützt wurde dieser Effekt durch die Verwendung hochwertiger Materialien, bis hin zu den Edelstahlschrauben, die perfekt in das Chassis integriert waren.

    Beim Einschalten des H&S Exceptional gab es kein Knacken, keine spürbaren Vibrationen und kein Brummen. Selbst bei angeschlossener Peripherie gab es kein Zischen oder Rauschen, wenn kein Signal anstand. Und ja, selbst wenn ich mein Ohr an die Lautsprecher hielt, blieb die Endstufe mucksmäuschenstill. Das hat mich überrascht, denn sowohl unser B&K ST-140 als auch unser Hafler XL280 Verstärker produzierten zumindest ein schwaches Rauschen, obwohl es sich um gut verarbeitete und hervorragend klingende Geräte handelt. Mein erster Eindruck war also, dass der H&S ein außergewöhnlich gutmütiger Verstärker ist. Könnte dies der Grund für seinen Namen "Exceptional" sein?

    Die Marke H&S wurde ursprünglich von dem deutschen Ortofon-Servicetechniker Eugen Stöckl und seiner Lebensgefährtin gegründet, zunächst als Nebenprojekt neben dem Beruf, dann als Hauptberuf. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren entwickelte und baute H&S eine Reihe von Hi-Fi-Komponenten in Kleinserie für audiophile Hörer. Zu diesen Produkten gehörten die Phonovorstufe H&S 'Exact', das 'Iceblue'-Phono-Tonabnehmersystem und drei aufeinanderfolgende Versionen der hier vorgestellten Endstufe. Der Hauptunterschied zwischen den Verstärkerversionen bestand in der Konstruktion des Gehäuses, wobei das schwerste Exemplar bis zu 38 kg wog. Durch den zunehmenden Verkauf ihrer Produkte an audiophile Kunden begann H&S auf sich aufmerksam zu machen. Als 2011 das international führende HiFi-Magazin "The Absolute Sound" das H&S Iceblue zu den weltbesten Tonabnehmern aller Zeiten kürte, konnte Eugen Stöckl diese hohe Auszeichnung noch persönlich entgegennehmen, bevor er im darauffolgenden Jahr an einem Herzinfarkt verstarb

    Als ich auf der Website von Markus Kannewischer von seinem traurigen Ableben las, wurde ich an das tragische Schicksal von Peter Snell erinnert, der kurz nach der Markteinführung seiner beliebten C-Serie-Lautsprecher ebenfalls an einem Herzinfarkt gestorben war. Und obwohl es nicht ungewöhnlich war, dass Männer an Herzversagen starben, empfand ich die Vorstellung, dass sie auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs starben, als ziemlich tragisch. Die Hi-Fi-Branche hatte wieder einmal einen ihrer bescheidenen Mitarbeiter verloren. Eugen Stöckl war ein überzeugter Anhänger der Synergie von Messen und Hören und verbrachte viel Zeit mit beidem. Seine Investitionen und sein hartnäckiger Fleiß hatten sich ausgezahlt, und H&S konnte der audiophilen Gemeinde einige echte Highlights bieten. Der Phono-Vorverstärker H&S Exact zum Beispiel gilt bis heute als einer der besten seiner Art.

    Da die H&S Exceptional eine schwerere Endstufe war, brauchte sie etwa 30-40 Minuten zum Aufwärmen, bevor sie ihr volles Potenzial entfalten konnte. Da die Anschaffungskosten der Endstufe im fünfstelligen Bereich lagen, konnte Herr Stöckl sicher sein, dass die sanfte Erhöhung der Stromrechnung während des Wartens auf die optimale Betriebstemperatur den ursprünglichen Käufern der Endstufe kaum ins Gewicht fiel, zumal sie sich auf eine musikalische Leistung freuten, die sie so fühlen ließ, wie der Name des Verstärkers es vermuten ließ.

    Von einem Solid State zum anderen:

    Ich begann meine Erkundung des H&S Exceptional, indem ich ihn in unser Hauptsystem einband. Dieses bestand aus unserer Vorstufe Restek V1 (zuvor von Restek aufgerüstet und mit einem hochwertigen Netzteil von Herrn Kassel ausgestattet) und den elektrostatischen Martin Logan SL3-Lautsprechern. Als Musikquellen dienten ein Sansui SR-525 Plattenspieler mit AT-VM95 ML Tonabnehmer und ein Rega Planet 2000 CD-Player. Alle Geräte waren mit massiven Silberkabeln mit Schirmung aus Kupfergeflecht miteinander verbunden. Ich hatte die Wahl zwischen verschiedenen Lautsprecherkabeln und entschied mich, mit unserem bewährten Belden 9497 in Bi-Wiring-Technik zu beginnen (und es an einen einzigen Kontaktpunkt an der Seite des Verstärkers anzuschließen, um das Ansprechverhalten zu verbessern). Ich habe eine Reihe von Musik und Stilen ausgewählt, um verschiedene Aspekte der Leistung zu beleuchten, werde aber nur einige Beispiele anführen, um meine Erkenntnisse zu verdeutlichen.

    Als ich von unserem treuen Arbeitstier, der B&K ST-140 Endstufe, auf den Exceptional wechselte, verzeichnete ich einen Anstieg der effektiven Lautstärke um 6 dB bei gleicher Einstellung des gestuften Restek-Reglers. Ich führte diesen Unterschied auf die Tatsache zurück, dass der Exceptional fast doppelt so viel Leistung hatte wie unser B&K, aber fast die gleiche Eingangsempfindlichkeit. Um den Vorwurf zu vermeiden, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, habe ich die Lautstärke auf unsere übliche Hörlautstärke eingestellt. Doch selbst bei gedrosselter Lautstärke klang der Exceptional fokussierter und sauberer und spielte gleichzeitig kräftiger und entschlossener als unser ST-140. In Kombination mit unseren elektrostatischen Martin Logan-Lautsprechern erzielte der H&S eine hervorragende räumliche und klangliche Trennung des Musikgeschehens. Die agile Leistungsabgabe der Endstufe wurde von insgesamt 120.000 mF in den Netzteilkondensatoren angetrieben, die eine Anstiegsgeschwindigkeit von 300 V/μS ermöglichten. In Kombination mit dem beachtlichen Dämpfungsfaktor von 800:1 führte dies zu einem ultra-festen Griff an den Lautsprechern. Verstärker wie dieser sind ein wertvolles Gut beim Hören klassischer Musik und in anderen Szenarien, in denen viele Instrumente gleichzeitig mit vielschichtigem räumlichen und tonalen Charakter spielen.

    Der Exceptional war in der Lage, einen hervorragenden Bassdruck und ein ultra-abruptes Abklingen zu erzeugen, während er nachklingende High Hats für eine Ewigkeit in der Schwebe hielt. In einem reinen Solid-State-Setup (CD, Restek, H&S) konnte so viel Befehlsgewalt manchmal übermäßig trocken und auch geizig klingen und die Präzision über die Musikalität stellen, aber selbst der Austausch eines Teils dieser Signalkette konnte zu Magie führen. Das Umschalten von unserem Planet 2000 CD-Player auf den Sansui-Plattenspieler zum Beispiel brachte die musikalischere Seite der Endstufe zum Vorschein. Vinyl konnte von einem hochpräzisen Verstärker durchaus profitieren, indem die Musik etwas mehr Transparenz, Drive und Punch als üblich erhielt. Aufgrund der relativen Abwesenheit von Frequenzüberschneidungen, wie sie durch zeitliche Verzögerungen der Lautsprecherchassis entstehen, würde man den H&S Exceptional allein nicht als "warmen" und gefühlvollen Verstärker bezeichnen. Er ist relativ frei von solchen Effekten. Aber in Verbindung mit einem Plattenspieler und einem Röhrenvorverstärker kann er durchaus zu einer hervorragenden Mischung aus Musikalität und Detailreichtum beitragen und bietet darüber hinaus die willkommene Flexibilität, auch die schwierigsten Lasten zu betreiben.

    Von außergewöhnlichen Verstärkern zu außergewöhnlichen Kabeln:

    Am 19. Januar 2022, nur zwei Tage nach dem Verfassen der vorangegangenen Kapitel dieses Testberichts, tauschte ich unsere Standard-Lautsprecherkabel Belden 9497 (die hervorragend an Röhrenendstufen usw. funktionieren) gegen ein Paar monströser Madrigal Mark Levinson Flachkabel aus massivem Kupfer aus. Das Ergebnis war wirklich magisch: Der H&S Exceptional-Verstärker klang perfekt ausgeglichen. Es scheint, dass die erhöhte Kapazität und das einzigartige Solid-Core-Design des Madrigal-Kabels dazu beitrugen, die wahren Vorzüge der Endstufe hervorzuheben. Schließlich richtete sich der H&S Exceptional an Besitzer von Krell- oder Mark Levinson-Verstärkern, die sich nach oben orientieren wollten. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in meinem Madrigal-Kabeltest.

    Technische Daten

    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm): 2 x 200 Watt
    • Maximale Leistungsaufnahme: 1.000 Watt
    • Transistor-Typ: Leistungs-MOSFET
    • Frequenzgang: 4 Hz - 150.000 Hz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0,03%
    • Signal-Rausch-Verhältnis: >100 dB
    • Kanaltrennung: 105 dB
    • Eingangsempfindlichkeit: 1,3 Volt, max.
    • Eingangswiderstand: 27 kOhm
    • Dämpfungsfaktor: 800:1
    • Anstiegsgeschwindigkeit: 300 V/uS
    • Anstiegszeit: 0,5 uS
    • Abmessungen: (B) 360 mm; (H) 165 mm; (T) 310 mm
    • Gehäuse: 2 mm Stahlgehäuse + 2,2 mm Stahlschirmung
    • Ausführung: Chrom poliert, Frontplatte silber-matt
    • Gewicht: 19,5 Kg
    • Herstellungsland: Deutschland
    • Jahrgänge: 1990 - 2011 (Serie 1-3)

  • Hafler DH-120

    Hafler DH-120

    Veröffentlicht: 26.5.2020

    Herstellungsdatum: 1984

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Die David Halfer Co. wurde im Jahr 1972 in Pennsauken, New Jersey, gegründet, aber zum Zeitpunkt der Gründung hatte David Hafler bereits Geschichte als einer der berühmtesten Audio-Entwickler der Welt geschrieben. Der 1919 geborene Hafler, der an der University of Pennsylvania Mathematik studiert hatte, diente während des Zweiten Weltkriegs eine Zeit lang als Kommunikationsspezialist bei der Küstenwache. Im Jahr 1950 gründete er zusammen mit seinem Freund Herbert Keroes die Firma Acrosound, die sich auf die Herstellung von linearen Audio-Transformatoren für Röhrenverstärker spezialisiert hatte. Vom Bau der Transformatoren war es nur ein kleiner Schritt zum Bau von kompletten Röhrenverstärkern. 1954 verließ David Hafler Acrosound und gründete zusammen mit einem Audioingenieur namens Ed Laurent die Dyna Company, die später in Dynaco umbenannt wurde.

    Während seiner gesamten Karriere konzentrierte sich David Hafler auf die Entwicklung audiophiler Produkte zu erschwinglichen Preisen. Acrosound hatte sich in erster Linie Transformatoren auf Hobbyelektroniker spezialisiert, und Dynaco sollte die Idee des Heimwerker-Audios auf eine ganz neue Ebene stellen. Ed Laurent hatte vor seinem Wechsel zu Dynco eine völlig neuartige Ein-Röhren-Treiberschaltung für Endstufen entwickelt, und Hafler wollte diese als erschwingliche Alternative für eine große Zahl von Enthusiasten vermarkten. Aufgrund der hohen Qualität der Röhren-Audio-Designs von Dynaco wurde der Name schnell zum Synonym für großartigen Klang zu erschwinglichen Preisen. In den 1950er- und 60er-Jahren wurde die Einrichtung eines Audiosystems noch überwiegend als technisches Hobby betrachtet, und die am besten klingenden Geräte wurden von ihren Besitzern selbst gebaut. Das erste Produkt von Dynaco war der Mk. II, eine 50-Watt-Röhrenendstufe. Das Gerät war sowohl als Selbstbausatz als auch als vormontiertes Produkt erhältlich. Nach 2 Jahren erfolgreicher Verkäufe wurde der Mk. II durch den Mk. III abgelöst, der etwas stärker war und 60 Watt Leistung bot. Diese "Dynakit"-Verstärker wurden von Hunderttausenden Audio-Enthusiasten zu Hause zusammengebaut. In den 1990er Jahren wurde der berühmte Dynaco Mk. II im Smithsonian Museum of American History in Washington als bahnbrechendes Stück amerikanischer Kommunikationsgeschichte ausgestellt.

    Mehrere Dynaco-Produkte aus dieser Zeit zählen immer noch zu den besten Audio-Designs aller Zeiten. Dazu gehört sicherlich die Dynaco ST-70, ein Stereo-Röhrenendstufe mit 35 Watt pro Kanal und einer hocheffizienten Push-Pull-Ausgangsschaltung. Die ST-70 war sogar so gut konstruiert, dass sie zum Prototyp für viele ähnliche Produkte anderer Hersteller wurde. Als die Produktion schließlich eingestellt wurde, waren mehr als 350.000 ST-70-Verstärker verkauft worden, was die ST-70 zum beliebtesten Röhrenendverstärker der Geschichte machte. Obwohl Hafler die Marke Dynaco im Jahr 1968 an Tyco verkaufte, blieb er bis 1971 in beratenden Position tätig. Als David Hafler im Jahr 1972 endlich das Unternehmen gründete, das seinen eigenen Namen trug, hatte er bereits einen enormen Einfluss auf mehrere Generationen von Audiophilen und Musikliebhabern ausgeübt. Seine Mission, qualitativ hochwertige Audioprodukte zu erschwinglichen Preisen herzustellen, blieb unverändert. Die ersten beiden Produkte der Hafler Company waren der erschwingliche Vorverstärker DH-101 und der dazugehörige Endverstärker DH-200, die beide eine außergewöhnliche Musikwiedergabe in dieser Preisklasse boten. Ein weiteres bemerkenswertes Produkt war der Stereoverstärker DH-500 mit einer Leistung von 255 Watt pro Kanal, der sich in Heim-, Studio- und Live-Umgebungen als sehr erfolgreich erwies. Alle Geräte waren sowohl als Bausätze als auch als komplett montierte Produkte erhältlich.

    Der Hafler DH 120 ist ein brückbarer Transistorverstärker mit 60 Watt pro Kanal. Er ist von robuster Bauqualität und besteht aus zwei Endstufenplatinen, die an einen einzigen Transformator angeschlossen sind. Die 4 Hitachi MOSFET-Transistoren pro Kanal sind auf zwei großen Kühlkörpern montiert, welche die Seiten der Endstufe bilden. Die technischen Daten des Verstärkers sprechen auch nach heutigen Maßstäben für Musikgenuss, und die hohe Qualität der Bauteile garantiert eine lange Lebensdauer. Aufgrund der relativ geringen Anzahl von Bauteilen und des durchdachten Schaltungsdesigns ist der DH 120 ein dynamisches und musikalisches Gerät, das die legendäre Dynaco-Handschrift trägt. Im direkten Hörvergleich zog ich den weicheren und farbigeren Klang des DH 120 sogar dem größeren DH 220 derselben Marke vor, einem Verstärker mit 110 Watt Leistung pro Kanal. Größe ist nicht alles, jedenfalls nicht, wenn es um den DH 120 geht. Der Verstärker hat Charme und ist in der Lage, die meisten Lautsprechertypen gut anzutreiben. Für elektrostatische und magnetostatische Systeme ist die Leistung von 60 Watt pro Kanal eher nicht ausreichend.

    Technische Daten

    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm): 2 x 60 Watt
    • Gebrückt (RMS, 8 Ohm): 1x 150 Watt
    • Transistor-Typ: Hitachi Mosfet
    • Eingangsempfindlichkeit: 22 kOhm
    • Frequenzgang (60 Watt, +/-0,5 dB): 10 - 40.000 Hz
    • Frequenzgang (1 Watt, -3 dB): 4 - 200.000 Hz
    • Signal-Rauschabstand: >100 dB
    • Kanaltrennung: 85 dB (@ 1 kHz)
    • Klirrfaktor: 0,002 % (@ 1 kHz)
    • Dämpfungsfaktor: 100:1
    • Crosstalk: 85 dB
    • Anstiegszeit: 2 uS
    • Gewicht: 9 kg
    • Herstellungsland: Deutschland
    • Baujahr: 1984 - 1990

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  • Hafler DH-220

    Hafler DH-220

    Veröffentlicht: 26.6.2020

    Herstellungsdatum: 1984

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Es gab eine Zeit, da brachte mein guter Freund Luigi regelmäßig HiFi-Geräte zum Testen zu uns nach Hause. Und obwohl es dabei viele interessante Entdeckungen zu machen gab, sprachen uns die Geräte irgendwie nicht so sehr an, dass wir sie tatsächlich besitzen wollten. Eines Tages, als ich von einer abendlichen Lehrveranstaltung die Treppe zu unserer Wohnung hinaufstieg, hörte ich im Wohnzimmer Musik, die selbst aus der Ferne sehr realistisch klang. Was auch immer das sein mag, dachte ich mir auf den letzten Stufen, das wird bleiben. Das System, das Luigi für uns aufgebaut hatte, war eine kleine Hafler-Kombination, bestehend aus dem Vorverstärker DH-110 und der 60-Watt-Endstufe DH-120. Und ihre Musikalität übertraf alles, was wir bis dahin gehört hatten. Als ich meine Frau später fragte, an welchem Punkt sie wusste, dass wir die Komponenten erwerben würden, sagte sie, dass sie bereits aus der Küche - die etwa dreißig Meter den Flur hinunter lag - gehört hatte, dass dies etwas ganz Besonderes sei.

    Es gibt nicht viele Verstärker, die in der Lage sind, unsere Herzen aus mehreren Metern Entfernung so einhellig zu erobern, und schon gar nicht zu einem Preis, den sich die meisten Leute noch leisten können. Aufgrund der offensichtlichen Qualitäten des Halfer entschied sich Luigi für den Kauf des 115-Watt-DH-220 und ließ ihn neu justieren und mit neuen Kondensatoren versehen. Dabei wurde der Class-A-Anteil des Verstärkers erhöht, was sich positiv auf den Klang auswirkte und zu einer höheren Wärmeableitung führte. Ich glaube, man könnte auf diesem Gerät buchstäblich ein Ei braten. Mit zwölf Kilo fühlt sich der kleine Verstärker wie ein massiver Klumpen Metall an. Die Kühlkörper sind massiv, und bei so viel Class-A-Leistung ist das wahrscheinlich auch gut so. Für einen Verstärker dieses Kalibers sind die Verzerrungswerte bei jeder Frequenz sehr niedrig. Die untenstehenden Angaben zeigen den Klirrfaktor bei 1 kHz.

    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der DH-220 eine ziemliche Prinzessin sein kann, in dem Sinne, dass er nicht mit jedem spielt. Vor einiger Zeit hatten wir die Endstufe von Luigi ausgeliehen, um sie auf unserer kleineren Anlage zu testen. In diesem Szenario musste sie mit einem mittelmäßigen Vorverstärker und Mid-Fi-Lautsprechern spielen. Das Ergebnis war alles andere als erfreulich, und wir brachten die Endstufe sehr bald zurück, um nach etwas Geeigneterem zu suchen. Ich war daher überrascht, als Luigi darauf bestand, dass ich diesem Verstärker eine zweite Chance geben sollte, nachdem alle unsere anderen Komponenten bereits nach und nach aufgerüstet worden waren. Im aktuellen Szenario sollte der DH-220 unsere Citation Twelve Deluxe ersetzen, eine Endstufe, die wir sehr schätzten. Die übrigen Spielpartner waren ein Lenco L75 Plattenspieler, die Restek V1 Vorstufe und Tannoy DC6t Lautsprecher mit 8 Ohm Last.

    Wir hörten uns den Citation Verstärker ein letztes Mal an und schlossen dann den DH-220 zum Vergleich an. Die Verbesserung in diesem Szenario war sofort hörbar, obwohl der Verstärker noch in der Aufwärmphase war. Die leichte Verträumtheit des Citation war verschwunden, die Musik hatte nun eine intensivere und realistischere Dimension, was besonders bei Live-Aufnahmen auffiel. Während der Citation den Hörer umschmeichelte, hatte der Hafler eine Geradlinigkeit und Eindringlichkeit, die mir von einigen Quad-Verstärkern vertraut war. Der Mitteltonbereich des DH-220 ist tonal sehr akkurat und dabei erfreulich breit. Seine Bässe sind kraftvoll und kontrolliert, was sich zu einer angenehmen Klangfülle entwickelt. Die räumliche Darstellung ist sehr genau und Klaviertöne werden tief in den Raum geschleudert. Der Halfer spielte so gut, dass wir in der Lage waren, die Gewichte, die ich zur besseren Abbildung auf jeden Lautsprecher gelegt hatte, zu entfernen und die Lautsprecher weiter in den Raum zu ziehen, ohne das Fundament zu verlieren. Wir werden diesen Verstärker sicherlich noch eine Weile behalten, um die neue Dimension des Klangs zu genießen. Der Hafler DH-220 ist auf jeden Fall eine Entdeckungsreise wert. Wo auch immer dieser Verstärker eingesetzt wird, er wird nur schwer zu toppen sein.

    Technische Daten

    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm): 2 x 115 Watt
    • Transistor-Typ: Hitachi Mosfet
    • Frequenzgang (15 Watt, +/-0,5 dB): 6 - 60.000 Hz
    • Frequenzgang (1 Watt, -3 dB): 2 - 160.000 Hz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0,0025%
    • Signal-Rausch-Verhältnis: >100 dB
    • Dämpfungsfaktor: 300:1
    • Crosstalk: 85 dB
    • Anstiegszeit: 2,5 uS
    • Gewicht: 12 kg
    • Land der Herstellung: USA
    • Baujahr: 1984 - 1990

  • Hafler XL-280

    Hafler XL-280

    Veröffentlicht: 9.7.2020

    Herstellungsdatum: 1987

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Der Stereo-Endverstärker XL-280 ist wohl eines der besten Geräte, die Hafler je hergestellt hat. Mit 145 Watt RMS an 8 Ohm läuft er stabil bis hinunter zu 1 Ohm und ist damit in der Lage, auch die anspruchsvollsten Lautsprecherlasten zu betreiben, ohne Instabilität, Überhitzung oder eine Selbstabschaltung des Verstärkers befürchten zu müssen. Der XL-280 war daher als Arbeitstier für die Magneplanar- und Elektrostaten-Lautsprecher der 90er Jahre prädestiniert, funktionierte aber auch für anspruchsvollere konventionelle Designs, wie z.B. einige Infinity-Modelle. 145 RMS mögen auf den ersten Blick nicht nach viel Leistung klingen, doch dieser Eindruck kann sich ändern, wenn man bedenkt, dass sich die Wattleistung bei Halbierung der Ohmzahl fast verdoppelt, sofern die Architektur und die Stromversorgung dies zulassen. So liefert der XL-280 an 2 Ohm satte 360 Watt pro Kanal, während viele konventionellere Verstärker einfach das Handtuch werfen würden.

    Die Abkürzung XL steht für Excelinear, was laut Hafler bedeutet, dass der Verstärker sich durch seine Linearität auszeichnet. Das Ziel war es, einen Verstärker zu bauen, der die linearen Eigenschaften eines einzelnen geraden Drahtes aufweist. Der Vorteil eines solchen Verstärkers wäre, dass er dem Signal, das er von der Audioquelle erhält, weder etwas hinzufügt noch etwas wegnimmt. Hafler schreibt: "In Bezug auf Phase, Amplitude, Übertragungscharakteristik und andere Verzerrungen setzt der XL-280 neue Maßstäbe in Sachen Genauigkeit. Er ist so nahe an der Perfektion, dass man zum ersten Mal einen aussagekräftigen Vergleich dieses Verstärkers mit dem klassischen Nullverzerrer anstellen kann: einem geraden Draht. (...) Ein Exclinear-Verstärker ermöglicht es dem 'goldenen Ohr', das das Absolute an Systemlinearität verlangt, der Perfektion einen Schritt näher zu kommen." In der Bedienungsanleitung wird weiter beschrieben, dass mit der zusätzlichen XL-10-Umschaltbox A/B-Vergleiche der Verzerrungsunterschiede zu einem geraden Kabel möglich sind und dass der XL-280 eingebaute Regler zur Lastanpassung bietet, um spezifische Lautsprecherlasten zu berücksichtigen. Um diese Einstellung bei geschlossenem Verstärker zu ermöglichen, befinden sich auf der Oberseite zwei kleine Löcher, die mit Gummistopfen verschlossen sind und durch die ein Schraubendreher eingeführt werden kann.

    Halfer war wie auch Harman Kardon der Meinung, dass die musikalische Bandbreite zugunsten der musikalischen Integrität nicht eingeschränkt werden sollte. Die außergewöhnlich große Bandbreite des XL-280 wird durch die angegebene 1-Watt-Ausgangsleistung von ± 3dB von 0,1Hz bis 500kHz demonstriert. Beeindruckend ist, dass die Phasenverschiebung innerhalb des konventionellen Audiobands (20Hz bis 20kHz) mit weniger als 0,5° angegeben wird. In Bezug auf die Verarbeitungsqualität ist der XL-280 seinem Vorgänger, dem DH-220, sehr ähnlich, obwohl er ganze 25 mm breiter ist. Das schwarze Gehäuse besteht aus vier Bauteilen: 2 gepresste Stahlprofile, die das Chassis und den Deckel bilden, und 2 große eloxierte Kühlkörper - einer auf jeder Seite - an denen die Verstärkermodule befestigt und die 6 Ausgangstransistoren zur passiven Kühlung angeschraubt sind.

    In ihrem Testbericht über den Hafler XL-280 schreiben stereo-amplifier.net: "Einst für die Quad ESL-63-Lautsprecher eingerichtet, lieferte der Hafler XL-280 eine wirklich vorbildliche Leistung. Der Bass war absolut straff und reichte scheinbar tiefer, als ich es gewohnt bin zu hören, trotz der Tatsache, dass mein Vorverstärker eine eingebaute NF-Absenkung hat. Die Höhen klangen kristallklar und offen, ohne jede Spur von Zischlauten, und die gesamte Stereo-Klangbühne war felsenfest, unabhängig von der Dynamik der Musik. Einige der subtileren subjektiven Unterschiede, die man bei Spitzen-HiFi-Geräten hört, lassen sich nur sehr schwer quantifizieren, manchmal sogar nicht einmal ausdrücken, aber mein überwiegender Eindruck des Hafler XL-280 ist, dass er das ihm zugeführte Quellmaterial weder aufwertet noch abschwächt. Das Wort, das mir nach wochenlangen Hören immer wieder in den Sinn kam, war 'Autorität', und mir fällt keine Endstufe ein, die ich je benutzt oder gehört habe, die diese Eigenschaft überzeugender demonstriert.”

    Bei meinen bisherigen Hörerfahrungen kann ich die relative Autorität, die der Verstärker der Musik verleiht, gut nachvollziehen. Es gibt keinen übertriebenen Glanz, keine Spur von Unsicherheit bei der Darstellung von Stimmen oder Klaviertönen. Vielmehr scheint der Verstärker die Musik sehr fest im Griff zu haben, was durchaus faszinierend ist. Die tiefe Bass-Staffelung, die wir vom DH-220 kennen und schätzen gelernt haben, kann ich allerdings noch nicht bestätigen, was z.B. bedeuten könnte, dass die Kondensatoren in unserem Gerät im Laufe der Jahre ausgetrocknet sind. Obwohl dies bei einem Gerät, das seit den 80er Jahren Musik spielt, nicht verwunderlich wäre, bedeutet es doch, dass noch Arbeit vor uns liegt, um das volle Potenzial des XL-280 zu entfalten. Da er aussieht als käme er frisch aus dem Laden, würde ich annehmen, dass dieser Hafler über einen längeren Zeitraum im Keller oder auf dem Dachboden aufbewahrt wurde, was im Allgemeinen eher schlecht für Kondensatoren ist. Da wir uns jedoch bereits in diesen Verstärker verliebt haben, wird es sich lohnen, ihn wieder in einen neuwertigen Zustand zu versetzen.

    Technische Daten

    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm): 2 x 145 Watt
    • Transistor-Typ: Hitachi Mosfet
    • Frequenzgang (1 Watt, -3 dB): 1 - 500.000 Hz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0,007%
    • Signal-Rausch-Verhältnis: >100 dB
    • Dämpfungsfaktor: 300:1
    • Anstiegszeit: 0,7 uS
    • Gewicht: 12,25 kg
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr: 1987 - 1990

  • High Output Class-D Endstufe

    High Output Class-D Endstufe

    Veröffentlicht: 19.12.2022

    Herstellungsdatum: 2015

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    "Hast Du eigentlich in Deinem Blog schon einmal eine Class-D Endstufe getestet?", fragte mich mein bevorzugter Audiotechniker, als ich seine Werkstadt verließ. Ich blieb prompt an der Tür stehen, schüttelte den Kopf und grinste ahnungsvoll. Schließlich wusste ich ja, dass Winfried ein erfahrener Entwickler von HiFi-Geräten war, die von Netzfiltern, CD- und Netzwerk-Playern, Vor- und Endstufen bis hin zu Lautsprechern reichten. Seine aktuellen Geräte waren in der Regel in unauffälligen, schwarzen Gehäusen in vornehmem Understatement verpackt. Und ich wusste auch, dass seine digitalen Verstärkerdesigns bereits in seinem eigenen Labor und in Kombination mit den verschiedensten HiFi-Geräten seiner Kunden erprobt worden waren. Sein Class-D-Verstärker brachte dabei mehr als die übliche Ausgangsleistung auf die Waage und leistete satte 350 Watt (RMS) pro Kanal an einer 4-Ohm-Last.

    "Wird er denn auch an den Martin Logans funktionieren?", war meine spontante Gegenfrage. Wir wussten beide, dass die elektrostatischen Martin Logan-Lautsprecher einige zerstörerische Widerstandseinbrüche produzierten, insbesondere im höheren Frequenzbereich. Winfried war zuversichtlich, dass sehr niedrige Widerstände mit seinem Class-D-Verstärker kein Problem darstellen würden, und versicherte mir, dass er eine Schutzschaltung gegen Überlastung der Schaltkreise eingebaut habe. Ich sagte ihm, dass es mir eine große Freude und Ehre wäre, sein Gerät in meiner eigenen Testumgebung auszuprobieren. Er reichte mir kurzerhand die Endstufe, und als ich das schlichte schwarze Kästchen mit nur einer Hand entgegennahm, wurde ich erneut an die offensichtlichen Vorzüge eines solchen Geräts erinnert: Gewicht und Größe. Mit knapp 2,5 Kilo war diese Endstufe fünf- bis zehnmal leichter als ein herkömmlicher 350-Watt-Verstärker, selbst wenn man dabei gewichtsreduzierte PA-Designs berücksichtigte. Ich dachte zum Beispiel an Klassiker wie die Dynacord PAA 880 mit gut 23 Kilo Gewicht.

    Da ich bereits den Vorteil des Eichmann Bullet Plugs mit ausgeglichenem Massenverhältnis der Leiter erlebt und auch schon den Beitrag von Solid-Core-Kabeln bei der Beseitigung von Wirbelströmen kennengelernt hatte, war ich neugierig auf die unkonventionellen 0210 CU Nextgen Plasmaprotect-Buchsen von WBT und positiv überrascht, dass Winfried gerade diese für die Line-Eingänge seines Class-D-Verstärkers gewählt hatte. Mein positiver erster Eindruck setzte sich fort, als ich die Endstufe zum ersten Mal einschaltete. Der integrierte Netzschalter der Kaltgerätebuchse fühlte sich geschmeidiger und stabiler an als viele ähnlich aussehende Ausführungen, die ich zuvor bedient hatte. Das kleine schwarze Kästchen sah auf unserer Amp-Base aus Bambus schlank und elegant aus. Allerdings konnte ich auch das leichte Klingeln des Schaltnetzteil wahrnehmen, welches vom Verstärkergehäuse selbst ausging. Es war kein Geheimnis, dass ich kein Fan von Schaltnetzteilen bin und bestrebt war, diese aus unserem Haus so weit wie möglich zu verbannen. Dennoch war ich bereit, dem vielleicht notwendigen Fortschritt der Technik gegenüber aufgeschlossen zu sein.

    Während der Aufwärmphase unserer HiFi-Kette stellte die Schutzschaltung der Class-D-Endstufe geringe Mengen an Gleichstrom fest, die von unserer Dynaco-Röhrenvorstufe ausgingen, und schaltete die Endstufe wiederholt ab. Dieser Effekt verschwand, sobald die Dynaco PAS-4 ihre volle Betriebsspannung erreicht hatte. Da unser alter Hafler XL-280 Dinosaurier nicht über eine so ausgeklügelte Schaltung verfügte, konnte er den kleinen Fehler auf der Seite der PAS-4 nicht anzeigen. Es dauerte etwa 20 Sekunden, bis sich die Dynaco stabilisierte und das unangenehme Schalten aufhörte. Erleichtert, dass nun alles bereit für den Einsatz war, nahm ich meine gewohnte Hörposition ein und stellte fest, dass die Endstufe selbst kein nennenswertes Grundrauschen verursachte, ich vernahm ausschließlich das gewohnte Röhrenrauschen, welches ich von unserer Dynaco-Vorstufe kannte.

    Als ich das Album "The Christmas Present" von Robby Williams auf unserem Rega Planet CD-Player anspielte, stellte ich fest, dass diese Class-D-Endstufe lauter aufspielte als unsere Hafler. Ja, es war geradezu typisch für amerikanische Endstufen, dass sie eine geringere Eingangsempfindlichkeit boten als ihre europäischen Kontrahenten. Ich konnte auch hören, dass Winfrieds Endstufe die elektrostatischen Panels der Martin Logans etwas müheloser in den höheren Frequenzbereich bediente. Der Klang war dabei stets akkurat und geschmeidig bei einer natürlichen wirkenden Dynamik. Die hohen Frequenzen klangen sauber, und ich hatte den Eindruck, dass die Endstufe auch tonal richtig spielte. Ich war zudem mit dem Umfang an Bass und der Kontrolle dessen sehr zufrieden. Es war ganz offensichtlich, dass diese Endstufe über ausreichende Reserven verfügte, um selbst komplexe Lasten zu bewältigen; denn unsere hybriden Martin Logan-Lautsprecher waren aufgrund ihrer Kombination aus Panels (die aus elektronischer Sicht eher einem Kondensator ähnelten) und dynamischen Tieftönern eine solch komplexe Last. In dieser Konstellation hatten weniger potente Endstufen als Winfrieds Class-D Bolide merklich Schwierigkeiten, die Kontrolle über den Tieftöner zu behalten.

    Die Kombination aus einem sehr hohen Dämpfungsfaktor von 4.000:1 und niedrigen Innenwiderstand von unter vier Milliohm machte diese Endstufe zu einem excellenten Begleiter für unsere Martin Logans. Ich stellte fest, dass alle Klangereignisse ihren eigenen Raum und ihre eigene Größe hatten, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen. Allein die Stimme in der Stereomitte wirkte stellenweise etwas klein und übermäßig freigestellt. Vermutlich war dies ein Resultat der sehr hohen Dämpfung, die diese Endstufe eher für analytisches Hören prädestinierte. Unsere Hafler im direkten Vergleich schien die Musik mit nur einem einzigen Pinsel zu malen. Sie erzeugte dadurch große Homogenität in der Musik, konnte jedoch nicht mit der Kontrolle und Leichtigkeit der Class-D-Endstufe mithalten.

    Während die Class-D-Endstufe durchaus in der Lage war, bei Bedarf knurrende Bässe zu erzeugen, die tief und gleichzeitig wohlkonturiert waren, konnte die Musik an mancher Stelle seltsam unzusammenhängend wirken. Speziell bei der Wiedergabe von digitalen Quellen spürte ich bisweilen einen Mangel an Emotionen, eine gewisse Leere, die nach meiner Ansicht dem Effekt ähnelte, den ich von LED-Coblights kannte. Das Licht mochte zwar insgesamt ausreichend hell sein und auch die angegebene Farbtemperatur erreichen, doch im direkten Vergleich zu einer herkömmlichen Halogenlichtquelle entstand für mich ein gewisses nur schwer erklärbares Gefühl von Leere. Bei der Wiedergabe von Musik aus analogen Quellen ließ sich dieses Phänomen nicht beobachten. Hier waren die zusätzlichen Details und die Impulskraft der Endstufe eher zuträglich und wirkten der etwas geringeren Dynamik von Vinyl entgegen. Die Musik klang dadurch reichhaltiger, voller und befriedigender als dies mit unserer Hafler der Fall war. Phono profitierte durchaus von der erhöhten Agilität des Class-D-Designs. Die klassische und sehr wirkungsvolle Kombination aus digitaler Quelle und analoger Verstärkung war hier einmal andersrum ausgeführt und funktionierte ebenfalls sehr gut.

    Zusammenfassend konnte ich Winfried berichten, dass er einen in meinen Augen elegant aussehenden Class-D Boliden gebaut hatte, der auch an Elektrostaten funktionierte und viele Vorteile der Class-D-Technik in sich vereinte, aber eben auch kleinere design-typische Schwächen aufzeigte. In Kombination mit digitalen Quellen konnte diese spezielle Konstruktion im Zusammenspiel mit feinzeichnenden Lautsprechern etwas analytisch klingen und zu einer Musikdarbietung führen, die eher für den Kopf als für das Herz des Hörers interessant war. In Kombination mit analogen Geräten jedoch hatte die überragende Exaktheit auch Vorteile. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob ein traditionelles lineares Netzteil nicht zu einem noch besseren Verstärker geführt hätte, doch dies war vermutlich nur mein langgehegter persönlicher Vorbehalt gegenüber Schaltnetzteilen. 

    Technische Daten

    • Gerätetyp: Class-D Endstufe
    • Dämpfungsfaktor: 4.000:1
    • Ausgangsleistung: 220 WPC (RMS, 8 Ohm), 350 WPC (RMS, 4 Ohm)
    • Verstärker-Innenwiderstand: 4 mOhm
    • Schaltnetzteil: 2x 600 VA
    • Gesamte harmonische Verzerrung: <0,01 %
    • Signal-Rauschabstand: 110 dB
    • Kanaltrennung: >115 dB
    • Ausgangsimpedanz: 2-16 Ohm
    • Line-Eingangsbuchsen: 2x Cinch/RCA 
    • Buchsentyp: WBT 0210 CU Nextgen Plasmaprotect
    • Lautsprecher-Anschlussklemmen: FineTech, vergoldet
    • Gesamtgewicht: 2,44 kg
    • Abmessungen: (B) 165mm; (T) 260mm; (H) 93mm
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Jahr: ca. 2015

  • Kenwood Basic M2 Sigma Drive

    Kenwood Basic M2 Sigma Drive

    Veröffentlicht: 14.1.2023

    Herstellungsdatum: 1983

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Es war noch kein Jahr her, dass ich den würdevollen Kenwood KR-9400 Receiver aus den 70ern mit seiner edlen Frontplatte aus gebürstetem Aluminium und massiven Aluminiumtasten, die allesamt in einem verschraubten Metallrahmen untergebracht waren, getestet hatte. Vor diesem Hintergrund erschien mir das Black-Box-Design des Kenwood ‘Basic M2’ mit seinem dünnen, gebogenen Blechgehäuse aus Mitte der 1980er Jahre eine ziemliche Enttäuschung. Sein ästhetisch reduziertes, leichtgewichtiges Design teilte der M2 mit den meisten Konkurrenzprodukten seiner Zeit. Denn, während nur zehn Jahre zuvor die Innovation noch in der Verarbeitung und Montage der Teile lag, ging es in dieser nächsten Phase der High Fidelity vor allem darum, die Elektronik im Inneren der Geräte zu optimieren, um die Unzulänglichkeiten früherer Schaltungskonzepte zu beseitigen.

    Die 1980er Jahre waren aber auch die Zeit erbitterter Preiskämpfe. Da immer mehr Unternehmen im unteren und mittleren Preissegment mit Geräten auf den Markt drängten, die die Grundbedürfnisse des Durchschnittsverbrauchers preisgünstig erfüllten, mussten auch die Material- und Versandkosten etablierter Marken sinken. Kenwood war eine solche etablierte Marke, und so bot das M2 Basic Chassis satte 100 Watt pro Kanal mehr als der KR-9400-Receiver und wog zugleich fünf Kilo weniger. Fünf Kilo Nettoeinsparungen bei Material und Transportgewicht machten sicherlich einen erheblichen Unterschied in der Kostenplanung eines Unternehmens, welches Tausende, wenn nicht gar Millionen, von Einheiten jedes Produkts verkaufen konnte.

    Was die Bewertung von Vintage-HiFi-Geräten anging, so führten die kostenbewussten modernen Konstruktionen oft zu einer raschen Wertminderung, wenn die Garantiezeit des Herstellers abgelaufen war. Dies bedeutete jedoch nicht zwangsläufig, dass dadurch auch die Klangqualität selbst beeinträchtigt war oder dass die inneren Schaltkreise den geringen Marktwert der Chassis widerspiegelten. Tatsächlich waren die 1980er Jahre immer noch eine Zeit der HiFi-Innovationen, und der Sigma Drive der M2-Endstufe stellte eine völlig neue Lösung für die uralte Herausforderung dar, den dynamischen Rückstrom, der vom Lautsprecher zum Verstärker floss, besser zu bewältigen. Anstatt einen ultraniedrigen Innenwiderstand zu bieten und die Signaldämpfung bei einer theoretischen Last von 8 Ohm bei 1.000 Hz zu messen, berücksichtigte der Sigma Drive die tatsächliche Rückkopplung der Lautsprecher, unabhängig von der wiedergegebenen Frequenz und unter Berücksichtigung der realen Last.

    In der von Kennwood mitbegründeten Tradition hochpreisiger High-End-Endstufen verwendete die Basic M2 für jeden Stereokanal ein eigenes Netzteil. Dies diente dazu das Grundrauschen zu senken, indem das Übersprechen zwischen den Kanälen eliminiert wurde. Die beiden schweren Transformatoren wurden auf der linken Seite der Endstufe platziert, was zu einer eher ungleichmäßigen Gewichtsverteilung im Gerät führte. Die Hauptplatine mit den zwei großen Kondensatoren pro Kanal befand sich in der Mitte des Geräts und mündete in der Leistungstransistor-Sektion in einem großen Kühlkörper und einem großen Lüfter auf der rechten Seite. Im Hausgebrauch würde der Lüfter keine große Rolle spielen, doch für Besitzer, die ihre M2 mit voller Leistung betreiben wollten, bot der Lüfter ein wichtiges Sicherheitsnetz welches das Überleben der schnell schaltenden Transistor-ICs sicherte.

    In der Basic M2 kamen zwei Transistor-IC-Paare zum Einsatz: ein Satz DAT1521P / DAT1521N und ein Satz DAT1018P / DAT1018N, allesamt schnell schaltende 5-Pin-Leistungs-MOSFETs der Firma Sanken. Insbesondere bei der Sorte DAT1018P/N kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Lieferengpässen, die eine Reparatur der Endstufensektion erschweren konnten. Die Wahl von schnellschaltenden ICs gab dem Basic M2 eine größere Resistenz gegenüber hochfrequenten Rückkopplungen, die andernfalls eventuell die Anstiegsgeschwindigkeit des Verstärkers überschritten hätten. Die neu entwickelte Sigma-Antriebsschaltung profitierte dabei ebenfalls von der Wahl schneller ICs.

    Der Sigma Drive wurde entwickelt, um das physikalische Verhalten eines dynamischen Treibers und den daraus resultierenden unvorhersehbaren Rückstrom in die Schaltung des Verstärkers zu integrieren, indem die daraus resultierende Abweichung (Verzerrung) direkt am Lautsprecheranschluss überwacht und in eine reine Stromvariation umgewandelt wurde. Da der Endstufenausgang einen Spannungsüberschuss darstellte, führte die Fähigkeit, die Spannungsabweichung durch adaptive Dämpfung auf Null zu reduzieren, zu einer sehr niedrigen harmonischen Verzerrung von nur 0,004 %, gemessen über alle Frequenzen. Die effektive Rückstrom-Dämpfung wurde mit über 1000:1 über das hörbare Spektrum hinaus bewertet. Mit dem damals neuartigen Sigma Drive führte Kenwood eine neue Dimension der Rauschunterdrückung ein, welche die Audio-Presse der 1980er Jahre für einige Zeit in Atem hielt.

    Kenwood war nicht der einzige HiFi-Hersteller, der versuchte, den Umgang mit Gegenstrom zu verbessern. Yamaha führte "RO Control" bei seinen B-4- und A-9-Verstärkern ein, Aurex nannten ihre Version "Clean Drive", und Fidelix bezeichneten ihr Konzept als "Remote Sensing NFB". Keine dieser Technologien ging jedoch so weit wie die von Kenwood, die eine Messung des gesamten Lautsprechers von den Schwingspulen bis zum Lautsprecherkabel ermöglichte. Dies hätte Kenwood die Oberhand bei der Erzielung der genauesten Messwerte verschafft, wären da nicht ein paar Probleme gewesen, die mit der Verwendung von zwei Kabelpaaren zwischen Endstufe und Lautsprecher zusammenhingen, die auf eine wenig intuitive Weise angeschlossen werden mussten.

    Damit die Sigma Drive-Schaltung ihre Wirkung entfalten konnte, mussten zwei Kabelstränge zwischen dem Verstärker und jedem Lautsprecher angeschlossen werden. Neben den üblichen roten und schwarzen Anschlussklemmen pro Kanal gab es also zwei weitere Anschlussklemmen am Verstärker, die als Sigma Sensor gekennzeichnet waren. Die zweite Reihe von Kabeln führte daher von den Sensor-Anschlüssen, völlig entgegen der Intuition, zu den gleichen Anschlüssen an den Lautsprechern. Unter normalen Umständen würde ein solcher Anschluss einen Kurzschluss erzeugen, nicht jedoch beim M2. Um die Sache noch weiter zu komplizieren stand diese Funktion nur für die A-Lautsprecher zur Verfügung, nicht aber für die B-Lautsprecher. Das bedeutete, dass Besitzer gerade dieser Endstufe ihre Bedienungsanleitungen sorgfältig lesen mussten, um diese nicht falsch anzuschließen und damit zu zerstören. Beim erstmaligen Anschließen des Verstärkers bat ich deshalb meine Frau, mir über die Schulter zu schauen und darauf zu achten, dass alle Anweisungen in der Bedienungsanleitung befolgt wurden.

    Bei korrektem Anschluss bot der recht leistungshungrige Basic M2 einen geräumigen und sauberen Klang, der in echter Kenwood-Manier tonal reichhaltig und leicht dunkel war. Zwischen unserem Dynaco PAS-4 Vorverstärker und den elektrostatischen Martin Logan SL-3 Lautsprechern angeschlossen, klang die Musik eher beruhigend und üppig als aufregend oder scharf. Dies war eine Endstufe für leichte Unterhaltung und nicht für analytisches Hören. Für eine Endstufe dieser Größe und dieses Kalibers war ich überrascht, wie viel Kontrolle sie über den Fluss der Musik und über den Rhythmus hatte. Wo der Kenwood-Receiver übermäßig begierig darauf gewesen war, gleich die ganze Geschichte auf einmal zu erzählen, schien sich die Basic M2 zurückzuhalten, gelegentlich bis zu dem Punkt, an dem sie stampfend und schleppend wirkte. Das mochte daran gelegen haben, dass die Transienten sehr kurz gehalten wurden, und es konnte dem Musikgeschehen manchmal den Fluss nehmen.

    Im Allgemeinen war ich mit der Leistung der Basic M2 zufrieden. Angeschlossen an eine schwierige Last wie unsere Martin Logan SL-3, konnte die Kenwood ihre Fähigkeiten im Umgang mit Gegenstrom wirklich zeigen. In Kombination mit den beiden Sätzen von OFC-Lautsprecherkabeln, die ich zum Testen des Sigma Drive zur Verfügung hatte, würde ich zögern, diese Endstufe als audiophile zu bezeichnen. Es war jedoch gut möglich, dass eine andere Kombination von Kabeln, Vorverstärker und Lautsprecher zu einer völlig anderen Erkenntnis geführt hätte. In ihrer tonal reichhaltigen und dunklen Spielweise, folgte die Kenwood der bevorzugten Klangsignatur amerikanischer Kunden jener Zeit und bot somit für deutsche Kunden einen willkommenen Kontrast zu den etablierten europäischen Marken.

    Technische Daten

    • Typ: Stereo-Leistungsverstärker
    • Besondere Merkmale: Hohe Dämpfung, Sigma Drive
    • Ausgangsleistung (8 Ohm): 2x 220 WPC
    • Ausgangsleistung (4 Ohm): 2x 324 WPC
    • Frequenzgang: 1Hz bis 200kHz (-3 dB)
    • Gesamte harmonische Verzerrung: < 0.004%
    • Dynamischer Headroom: 1,5 dB (8 Ohm)
    • Dämpfungsfaktor: 1000:1
    • Transistor-ICs: Sanken DAT1521P/N, DAT1018P/N
    • Transistortyp: 5-Pin, Power MOSFET
    • Anstiegszeit: 1,8 uS
    • Anstiegsrate: 100 V / uS
    • Eingangsempfindlichkeit: 1,0 V / 47 kOhm
    • Signal-Rausch-Abstand: > 120dB
    • Lastimpedanz der Lautsprecher: 4 bis 16 Ohm
    • Leistungsaufnahme (max.): 1.350 Watt
    • Abmessungen: (B) 440mm x (H) 158mm x (T) 373mm
    • Gewicht: 15,5 kg
    • Land der Herstellung: Japan
    • Jahr(e): 1983-1985

    crossXculture Business Language Training
  • Uher UMA-1000

    Uher UMA-1000

    Veröffentlicht: 3.7.2024

    Herstellungsdatum: 1992

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    1993 war ich erst zarte 20 Jahre alt und hatte immer noch mit den Nachwehen des Umzugs meiner Familie aus White Plains, in den USA, in das Rhein-Main-Gebiet in der Nähe von Frankfurt zu kämpfen. Trotz der zahlreichen Umstellungen in Zusammenhang mit unserem Umzug, war es mir gelungen, meine Leidenschaft für das Thema HiFi weiter auszubauen, und so hatte ich mir bereits einen Transmissionline-Bausatz von einer heute nicht mehr existenten deutschen Manufaktur, namens Mainhattan Acoustic, aus Hainburg zugelegt. Deren Inhaber, Holger Müller, gründete einige Jahre später German Physiks, die inzwischen weltbekannte Firma für omnidirektionale Lautsprecher.

    Die "Fidelity 425" war damals das zweitgrößte Modell von Mainhattan Acoustic und bestand aus einer 3-Wege-Kompaktbox, die in ein gefaltetes Transmissionlinegehäuse von etwa 2,40 m Gesamtlänge integriert war und von einem zusätzlichen Tieftöner mit 25cm-Papiermembran befeuert wurde. Obwohl der Lautsprecher in der Lage war, ultratiefen Bass zu erzeugen, war der Kickbass dieses 4-Wege-Designs allein auf die Fähigkeiten des 12cm-Mitteltieftöners beschränkt. Die Schaumstoffsicken beider Tieftöner lieferten ohnehin eine relative Interpretation von Bass und keine ultrahohe Präzision, es sei denn, die Lautsprecher wurden von einem sehr leistungsstarken Verstärker angetrieben.

    Um dem Leistungsbedarf der Lautsprecher entgegenzukommen, verkaufte mir ein Freund eine gebrauchte Dynacord PAA 460-Endstufe mit 200 Watt RMS-Leistung an 8 Ohm. Doch die Musik kam erst richtig in Fahrt, als ich diese gegen eine Dynacord PAA 880 mit 360 Watt RMS-Ausgangsleistung eintauschte. Mit diesem kräftigen Antrieb klangen die Fidelity 425 so musikalisch wie echte Instrumente. Mein akustischer Eindruck von den Lautsprechern liegt nun schon zu lange zurück, um beurteilen zu können, wie sie mit dem audiophilen Standard, den ich heute gewohnt bin, mithalten könnten. Ich erinnere mich jedoch, dass ich von einer Nachbarin gefragt wurde, ob ich am Abend zuvor meine Kumpels zu einer Jamsession eingeladen hätte. Dies war nur ein Indiz dafür, wie perfekt die Musik für jemanden klang, der sie von der Straße aus hörte. (Roman Groß, der Non-Oversampling-Guru, u.a. mit Umbauten des Philips CD 104, unterstrich mit Tests dieser Art stets die Glaubwürdigkeit von HiFi-Systemen).

    In unserer häuslichen Umgebung musste die Dynacord-PA-Endstufe selten mehr als 5 Watt Leistung pro Kanal erbringen, und der alternde Verstärker begann bald, wärmebedingte Kontaktprobleme zu entwickeln, durch die er sporadisch die Leistung auf einem der Kanäle verlor. Es erwies sich als schwierig, das Problem zu lokalisieren, und so beschlossen wir schließlich, die Dynacord durch eine aktuelle HiFi-Endstufe zu ersetzen. Ich erkundigte mich nach erschwinglichen Alternativen, und ein Freund stellte fest, dass der amerikanische Hersteller von Audiogeräten, Harman Kardon, gerade mit der Produktion einer neuen Reihe erschwinglicher Hochleistungs-Endstufen unter dem Markennamen Uher begonnen hatte. Der Name erinnerte an den renommierten deutschen HiFi-Hersteller der 1950er bis 1970er Jahre, der inzwischen nicht mehr in München ansässig, sondern zu einer reinen Handelsmarke geworden war, welche die Wolfgang Assmann GmbH aus Bad Homburg erworben hatte.

    Da sich mein HiFi Kumpel ebenfalls für das neue Uher-Design interessierte, gelang es uns, bei einem örtlichen HiFi-Händler einen Rabatt von satten 20 % auf unsere Einkäufe zu erhalten. Das machte den ohnehin schon günstigen Verstärker für uns Schüler noch attraktiver. Ich holte meine UMA-1000-Endstufe in Friedberg ab und erinnere mich, dass ich von ihrem Gewicht überrascht war. In der Verpackung wog sie etwa 20 kg, was nicht viel weniger war, als das Gewicht der für den professionellen Einsatz gebauten Dynacord. Ich erinnere mich, dass die Endstufe anfänglich dünner und schwächer klang als die Dynacord. Wir Schüler wussten damals wenig über die Einspielzeit von HiFi-Geräten, was uns hätte helfen können, dieses Phänomen besser zu verstehen. Daher nahm ich einfach an, dass dies die natürliche Folge des Umstiegs von der professionellen Audiotechnik auf HiFi war.

    Im Laufe der Monate gewöhnte ich mich jedoch an den Klang meiner Uher-Endstufe und vermisste meine alte Dynacord viel seltener. Die UMA-1000 klang voller und vermochte es, die Fidelity 425 recht solide anzutreiben. Tatsächlich wurde die Uher für mich fast unsichtbar. Da es wenig Falsches oder Spektakuläres an ihr gab, nahm ich sie einfach als selbstverständlich hin, schaltete sie nach der Schule ein und vor dem Schlafengehen aus. Ich hörte fröhlich Musik damit, bis ich aus dem Elternhaus in meine erste Studentenwohnung nach Bayreuth zog. Bei diesem ersten Umzug nahm ich noch meine komplette geliebte HiFi-Ausrüstung mit und bat meinen guten Freund Alexander Graham, mir zu helfen, die 35 kg schweren Lautsprecher und die 18 kg schwere Endstufe das enge Treppenhaus hinauf in meine kleine Studentenbude im dritten Stock zu tragen.

    Als ich jedoch bald darauf erneut umziehen musste, beschloss ich, dass es für mich leichter wäre, meine gesamte Ausrüstung zu verkaufen. Und so fragte ich Alec, ob er daran interessiert sei, sie mir für einen kleinen Preis abzukaufen. Schließlich hatte er mir schon so oft damit geholfen, da war es nur fair, ihn zuerst zu fragen. Zusammen mit den Fidelity-Lautsprechern und dem Uher-Verstärker kaufte Alec von mir auch einen Yamaha C4-Vorverstärker und einen CD-Player der gleichen Firma. Und das Geld, welches ich von ihm bekam, investierte ich beim Bayreuther 'HiFi Point' in ein Denon F07 MiDi-System mit Kompaktlautsprechern. Ich erinnere mich, dass der Verkäufer ziemlich traurig schaute, als ich ihm beim Probehören der Anlage gestand, dass ich vor nicht allzu langer Zeit, als ich noch eine eigene Stereoanlage zu Hause hatte, einen viel besseren Klang gehört hatte als diesen. Das war im Jahr 1996.

    Nach seinem Studium nahm Alec einen Job in Hamburg an und nahm seine Yamaha-, Uher- und Mainhattan Acoustic HiFi-Anlage mit. Und erst als wir im Sommer 2023 mit unserer Familie nach Marne zogen, lebten wir wieder in Reichweite voneinander. Bei unseren ersten Begegnungen ging es - Sie werden es erraten haben - um HiFi. Während wir uns Verstärker von Symphonic Line, B&K und Dynavox anhörten, erwähnte Alec, dass er noch die alte Uher UMA-1000 in seinem Keller hatte. “Gütiger Gott! Bringt sie mit!” war meine unmittelbare Reaktion. Ein paar Wochen später saßen Alec und ich in unserem Wintergarten und befreiten die 30 Jahre alte Uher-Endstufe von mehreren Staubschichten. Alec berichtete, dass er alle Lautsprecherschutzrelais ausgetauscht hatte, nachdem sie das Signal nicht mehr freigaben. Dies war, ganz nebenbei, der einzige Fehler, der sich im Laufe der Jahre bei dem Verstärker eingeschlichen hatte.

    Wir schlossen die Uher zunächst an mein Tannoy-System an und stellten fest, dass das linke Kanalrelais von 'Speakers A' erneut korrodiert war und nicht ansprechen wollte. Wir wechselten deshalb den Anschluss auf 'Speakers B', und beide Kanäle spielten sofort Musik. Der Klang war klangvoll und natürlich, wie es für große amerikanische Verstärker üblich ist. Tatsächlich klang die UMA-1000 sogar besser, als ich dies in Erinnerung hatte. Diese Endstufe profitierte offensichtlich von der sorgfältigen Einrichtung meines HiFi-Systems und auch von der sorgfältigen Aufstellung der Lautsprecher. Dies waren Schlüsselfaktoren der Elektroakustik, von denen ich während meiner Studienzeit fast nichts verstanden hatte. Die Uher zeigte viel Bassdruck und Punch. Allein die Basskontrolle war nicht so eindrucksvoll wie bei den besten Endstufen, die ich gehört hatte. Uher gab den Dämpfungsfaktor der UMA nicht an, doch ich vermute, dass er weit unter 300 liegt. Sicherlich würde ein Kabel von niedriger Eigenkapazität, wie z.B. das Belden 9497, dazu beitragen, diesen Effekt zu minimieren.

    Im direkten Vergleich mit meinem Symphonic Line RG9-Verstärker klang die Uher nicht ganz so schnell und agil, und manche Nuancen in den Höhen fehlten, selbst wenn ich meine leistungsfähigsten Cinch/RCA-Kabel in diesem Setup verwendete. Klaviertöne klangen etwas weniger durchdringend, und der jungenhafte Charme von Nick Cave konnte bei dieser Spielweise leicht unbemerkt bleiben. Allerdings war der Effekt weit weniger ausgeprägt als bei zahlreichen anderen Endstufen, einschließlich der weitaus berühmteren, aufwändigeren und teureren Harman Kardon Citation 21. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, wie gut ich doch meine Endstufe vor so vielen Jahren ausgewählt hatte. Die Doppeltransformatoren, die großen Elkos und der vollsymmetrische Aufbau der Uher gaben ihr hohe Energiereserven und ließen sie voll, präzise und mühelos klingen. Ohne einen direkten Vergleich mit Verstärkern, die ein Vielfaches ihres Preises kosteten, konnte ich mir durchaus vorstellen, mit diesem Gerät erneut völlig zufrieden zu sein.

    Nach meiner heutigen Erfahrung, haben Harman/Uher ihr Versprechen eingelöst, ein hochwertiges Produkt zum Einstiegspreis zu liefern. Die UMA-1000 war die kleinste Endstufe der UMA-Serie und ist der lebende Beweis für diese damals neue Philosophie. Nach einigen Stunden Betrieb bei normaler Wohnzimmerlautstärke überprüfte ich die Gehäusetemperatur und stellte fest, dass die Endstufe oberhalb ihrer internen Kühlkörper kaum warm geworden war. Unsere 8 Ohm-Tannoys waren, für die sechs Ausgangstransistoren pro Kanal der Uher, eine leicht anzutreibende Last. Uher gibt die Mindestlastanforderung mit 4 Ohm an, was bedeuten könnte, dass die Endstufe bei komplexen Lasten und hohen Lautstärken an ihre Grenzen stößt. Nach den Temperaturwerten über den Kühlkörpern zu urteilen, hätte ich jedoch kein Problem damit, die UMA-1000 auch an unsere Martin Logan-Lautsprecher anzuschließen und sie bei moderater Lautstärke daran zu betreiben.

    Technische Daten

    • Typ: Transistor-Stereo-Endstufe
    • Prinzip: 2 Netzteile, symmetrischer Aufbau
    • Leistungsaufnahme: 1.000 Watt (max.)
    • Ausgangsleistung (8 Ohm): 2x 150 Watt, RMS
    • Ausgangsleistung (4 Ohm): 2x 225 Watt, RMS
    • Dynamikleistung (4 Ohm): 2x 400 Watt
    • Frequenzbereich: 3 - 120.000 Hz -3 dB
    • Harmonische Verzerrung: <0.01%
    • Signal-Rauschabstand: 110 dB
    • Dämpfungsfaktor: N.N.
    • Line-Eingang(e): 1x Stereo, Cinch/RCA,
    • Line-Empfindlichkeit: 1 V / 50 kOhm
    • Lautsprecheranschlüsse: 2x Stereo (=A/+B)
    • Abmessungen: (B)435 x (H)180 x (T)410 mm
    • Gerätegewicht: 18,5 kg
    • Herstellungsland: Südkorea
    • Jahr(e) 1992 - 1994

Vollverstärker

Vollverstärker

Integrierte Verstärker vereinen die Vor- und Endverstärkerstufen in einem einzigen Gehäuse. Sie benötigen dafür in der Regel deutlich weniger Platz in einem Hi-Fi-Rack, haben einen höheren Frauenakzeptanzfaktor (FAF) und üben die absolute Kontrolle über die Wahl der Verkabelung und der Massepotentiale zwischen den Stufen aus. Zumindest in der Theorie haben integrierte Verstärker das Potenzial, besser zu klingen als separate Geräte.

Andererseits kann die Unterbringung des Vorverstärkers und der Endstufe in einem einzigen Gehäuse einige Probleme aufwerfen. Die großen Transformatoren von Endstufe werden die empfindliche Vorverstärkung mit Vibrationen und EMF-Strahlung belasten. Die räumliche Nähe aller Komponenten kann zu Kühlungsproblemen führen, und man hat nicht die Möglichkeit, die Parameter zwischen den Stufen zu ändern, um sie besser an die Lautsprecher anzupassen. Die Kunden von Vollverstärkern sind oft nicht bereit, den Preis für zwei getrennte Einheiten in einem einzigen Gerät zu zahlen, ein Faktor, der die Verfügbarkeit von Qualitätsdesigns in diesem Segment eingeschränkt hat.

In der Praxis waren integrierte Verstärker den separaten Geräten häufig unterlegen, einfach weil sie eine weniger technisch versierte, geschweige denn audiophile Kundschaft anzogen, was aber nicht heißen soll, dass es keine Ausnahmen von dieser Regel gab. In der Tat gab es über die Jahre einige integrierte Verstärker, welche die intrinsischen Nachteile des Kompromisses sehr gut bewältigt haben, indem sie für jedes Problem eine eigene Lösung gefunden haben. Auf diese Exemplare wollen wir uns hier konzentrieren.

  • Dual CV 1260

    Dual CV 1260

    Veröffentlicht: 27.3.2023

    Herstellungsdatum: 1983

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Integrated Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Dieser recht hübsch aussehende Dual CV 1260 Vollverstärker wurde meiner Tochter von ihrer kürzlich verstorbenen Großtante vererbt. Er kam zusammen mit einem Dual CS 630Q Plattenspieler mit Direktantrieb, einem Dual CT 1260 Tuner, der über einen 5-DIN-Stecker angeschlossen war, und einem Denon DCD 660 CD-Player in unser Haus. Es gab sogar ein Dual C 816-Kassettendeck, für das ich in diesen Tagen Schwierigkeiten hatte, brauchbare Kassetten zu finden. Zwei Canton GLX 100 Regallautsprecher vervollständigten das Mid-Fi-Ensemble. Bevor ich diese Neuankömmlinge unserer 9-jährigen Tochter überließ, musste ich sie natürlich erst einmal testen und mich vergewissern, dass sie gefahrlos zu benutzen waren. Die Veröffentlichung der daraus resultierenden Testergebnisse ist natürlich rein zufällig.

    Ich muss zugeben, dass es etwas Aufregendes und Befreiendes hatte, Geräte in dieser Preisklasse zu testen. Schließlich gab es keinen Grund, weshalb preiswertere Geräte nicht genauso gut klingen oder sogar besser sein konnten als teurere Geräte, es sei denn, wir baten die Entwickler, ihren Entwürfen absichtlich Fehler hinzuzufügen. Eine gute Akustik hatte nur wenig mit dem Preis der Komponenten zu tun und hing eher vom Einfallsreichtum der Entwickler ab. Die Lautsprecherhersteller Elac und KEF hatten mehrfach bewiesen, dass audiophiler Hörgenuss auch zu bescheidenen Preisen möglich war. Und Beispiele für absichtlich schlechte Konstruktionen waren in der Branche auch nicht schwer zu finden. Rotel etwa hatte seinem Vorverstärker RC-9608X eine Bodenplatte aus Kunststoff verpasst, die den pharadeischen Käfig zunichte machte, den das Vollmetallgehäuse andernfalls geboten hätte. Die Hersteller müssen eben sicherstellen, dass ihre Geräte entsprechend der ihnen zugedachten Position funktionieren und klingen.

    Daher wusste ich auch nicht, was ich vom integrierten Dual-Verstärker aus dem Jahr 1984 zu erwarten hatte. Zum einen hatte er einen größeren Bruder, den Class-A-Verstärker CV 1460 aus dem gleichen Jahr, der satte 95 Watt pro Kanal an einer 8-Ohm-Last bot. Und zum anderen wurden beide Geräte nicht mehr von Dual in Deutschland, sondern vom japanischen Hersteller Denon gebaut. Als ich den 1260 aus seiner schützenden Luftpolsterfolie auspackte, fiel mir auf, wie positiv robust und schwer sich das Gerät anfühlte. Mit knapp über sieben Kilo fühlt sich der mittelgroße Verstärker keineswegs mickrig an. Als ich den Dual zum ersten Mal einschaltete, war ich auch von dem eleganten Aussehen der sanft beleuchteten Ausgangspegelanzeigen positiv überrascht. Ich habe mir eine Notiz gemacht, um sie auf meinen Fotos des Geräts festzuhalten. Ich wollte den CV 1260 nicht in Kombination mit den schrillen Canton-Lautsprechern testen, und so schloss ich unseren Epicure 3.0 an, in der Erwartung, dass der kleine Verstärker kläglich versagen würde.

    Ich begann meine Erkundungstour mit Carla Brunis Live-Album A L'Olympia aus dem Jahr 2014, das ich auf unserem bewährten Denon DCD 1420 CD-Player abspielte. Unsere Epicure 3.0-Lautsprecher waren über 2 m lange Belden 9497-Kabel im Single-Wiring angeschlossen. Da sowohl die Lautsprecher als auch der Denon-Verstärker über gefederte Anschlussklemmen für blanke Lautsprecherkabel von kleinem Durchmesser verfügen, musste ich meine üblichen Bananenstecker abknipsen. Der Gedanke, dass Lautsprecherkabel mit Endstücken versehen sein müssen, um eine höhere Qualität zu erreichen, ist natürlich relativ modern. In Wirklichkeit sollten sich weniger Materialübergänge und weniger Masse im Signalweg positiv auf den Klang auswirken. Die verzinnten Belden rasteten optimal ein, und da diese Kabel bereits viele Stunden im Einsatz gewesen waren, war der Klang von der ersten Minute an angenehm und ausgewogen. Was mich am meisten am Dual überraschte, war die sofort vertraute Klangsignatur von exzellenten Receivern wie z.B. dem Harman Kardon 730.

    In Kombination mit dem Epicure 3.0 klang der Mitteltonbereich warm und verführerisch. Das Klangbild war sauber und geordnet, und es gab überraschend viel Raum um jedes Musikereignis herum, besonders wenn man die relativ moderate Leistung von etwa 2x 90 Watt an 4 Ohm bedenkt. Mit einer Leistungsaufnahme von 44 Watt im Leerlauf und der Bezeichnung Class-A-Verstärker konnte man davon ausgehen, dass für durchschnittliche Haushaltslautstärken eine reine Class-A-Transistorleistung zur Verfügung stand. Das zeigte sich natürlich auch in der Musikwiedergabe. Während der Dual ein realistisches Maß an Details präsentierte, fühlten sich die Höhen nie losgelöst oder kantig an. Es gab einen wunderbaren Zusammenhalt und Fluss in der Musik, obwohl die Dynamik nicht ganz das Niveau eines Luxman L-10 erreichte.

    Die Basswiedergabe war im Gleichgewicht mit dem Rest der Musik. Er war nicht so straff wie beim Luxman L-10 und auch nicht so fullminant-dröhnend wie beim Pioneer SX 850. Komplexe Bassklänge waren besser geschichtet als beim Harman 730. Je länger ich zuhörte, desto mehr verliebte ich mich in die Fähigkeiten dieses Vollverstärkers, und als die Sonne unterging, begann ich, die beleuchtete Front zu genießen, wobei die Pegelanzeigen konstant unter 1 Watt winkten. Die Klaviertasten auf Carla Brunis Album klangen bedächtig und natürlich, und ich wurde wieder einmal daran erinnert, wie gut die Epicure-Lautsprecher wirklich sind, selbst wenn sie von einem unauffälligen Mid-Fi-Dual-Verstärker aus den frühen 1980er Jahren wie diesem angetrieben werden. Was für eine entzückende Entdeckung das war. Meine Tochter würde von Anfang an verwöhnt werden, wenn sie ihre Reise in die Musik mit diesem Dual begann.

    Technische Daten

    • Typ: Transistor-Vollverstärker
    • Prinzip: Class-A Verstärkung
    • Ausgangsleistung (RMS): 2x 60 Watt
    • Übertragungsbereich: 10 - 45.000 Hz
    • Signal-/Rauschabstand (Line): 88 dB
    • Signal-/Rauschabstand (Phono MM): 68 dB
    • Kanaltrennung: Eingang 70 dB / Ausgang 55 dB
    • Dämpfungsfaktor: >70
    • Anzahl der Audio-Eingänge: 5
    • Phono (Cinch): 2,5 mV / 47 kOhm (MM)
    • Tuner (Cinch): 200 mV / 47 kOhm
    • Tape1 (DIN): 200 mV / 47 kOhm
    • Tape2 (Chinch): 200 mV / 47 kOhm
    • Monitor (Cinch): 200 mV / 22 kOhm
    • Anzahl der Audio-Ausgänge: 3
    • Rec-Out Tape 1 (DIN) / Tape 2 (Cinch, Ri 470 Ohm)
    • Kopfhörerbuchse (Klinke): 6,3mm
    • Klangregelung: Bass- und Höhen (+/- 6 dB), Loudness
    • Umgehung der Klangregler: nein
    • Filter: Subsonic
    • Lautsprecherterminals: zwei (8-16 Ohm)
    • Stromaufnahme: 680 Watt (max.), 44 Watt Leerlauf
    • Merkmale: zwei kombinierte VU-Meter, beleuchtet
    • Abmessungen: (B) 440mm x (H) 97mm x (T) 265mm
    • Gewicht: 7,1 kg
    • Land der Herstellung: Japan (Denon)
    • Jahr(e): 1983 - 1985

  • Fase Performance 1.0

    Fase Performance 1.0

    Veröffentlicht: 5.5.2022

    Herstellungsdatum: 1995

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Integrated Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Seit Beginn meiner Erkundungen in Sachen Hi-Fi hegte ich den stillen Verdacht, dass Vollverstärker nicht in der Lage sein, unsere Vorstellungskraft in dem Maße in den Bann zu ziehen, wie dies Vor- Endstufen-Kombinationen vermochten. Allerdings muss ich gestehen, dass dies besonders auf die Jahren zutraf, in denen ich noch keinen gut konstruierten Vollverstärker bei gehört hatte. Vielleicht rührte meine fehlgeleitete Meinung daher, dass ich Vollverstärker vor allem mit Massenprodukten aus Elektronikmärkten oder Online-Discounter kannte. Da es sich dabei meist um preisorientierte Geräte handelte, die den aktuellen Markttrends folgten, waren audiophile Genüsse darunter eher selten zu finden.

    Glücklicherweise hatte der schnittige italienische Verstärker, um den es in diesem Test geht, eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Der Performance 1.0 war kein Massenprodukt, sondern wurde gegen Ende der 1990er Jahre von Fase Evoluzione Audio in Italien entwickelt und hergestellt. Er basierte zu einem Großteil auf der Handwerkskunst und technischen Philosophie von Fabio Serblin. Fabio selbst war der Neffe des legendären Sonos Faber-Gründers Franco Serblin und hatte zuvor den recht erfolgreichen QUID-Verstärker für die Marke Sonos entwickelt. Auch die Produkte von Fase Audio waren für den audiophilen Markt konzipiert, wurden in kleinen Stückzahlen gefertigt und waren von überdurchschnittlicher Qualität.

    Der Performance 1.0 basierte auf einem schlichten Platinen-Design, das der audiophilen "Weniger-ist-mehr"-Philosophie entsprach. Die 60 Watt pro Kanal wurden von einem anständig dimensionierten, rauscharmen Ringkerntransformator und vier hochwertigen Philips-Kondensatoren bereitgestellt. Die beiden Leistungstransistoren pro Kanal waren vom Typ Motorola MJ15022" aus mexikanischer Produktion. Auf der Vorderseite des Geräts befanden sich Eingangs- und Aufnahmewahlschalter sowie ein hochwertiges, in Japan hergestelltes Alps-Potentiometer der "Blue Series" zur Lautstärkeregelung. Der Performance 1.0 bot eine exzellente RIAA-Korrektur für Phono und war zusätzlich zu MM in der Lage, MC-Tonabnehmer mit höherer Leistung zu verarbeiten. Auf der Rückseite befanden sich solide Lautsprecherklemmen für Spaten oder Bananas, eine praktische Kaltgerätebuchse und ein Ground-Lift-Schalter, der im Falle von Brummen oder ähnlichen Erdungsproblemen in Verbindung mit anderen Geräten schon nützlich sein konnte.

    Die Seiten des Geräts waren geschmackvoll von Massivholz-Paneelen flankiert, eine Maßnahme, die die Auswirkungen von Transformator-Brummen auf die Elektronik und das Gehäuse dämpfen sollte. Das gesamte Design war von italienischem Understatement und grober Einfachheit geprägt. So waren beispielsweise die Schrauben, mit denen die Ober- und Unterseite des Gehäuses befestigt waren, von allen Seiten sichtbar. Sogar die Holzplatten selbst hatten sichtbare Schraubenköpfe, die geradewegs durchschauten. Vielleicht wollte man damit die Bauhaus-Philosophie "Design folgt der Funktion" unterstreichen, oder man zielte darauf, die Produktionskosten bei der Montage in Italien niedrig zu halten. Selbst wenn er nicht in Betrieb war, konnte ich nicht umhin, von Zeit zu Zeit einen Blick auf die Position zu werfen, an der die Performance 1.0 stand, und mich zu fragen, was Fabio Serblin wohl im Sinn hatte, als er dieses Gerät entwarf. Und so war es dann doch geschehen: Ich war endlich auf einen Vollverstärker gestoßen, der meine Fantasie beflügelte.

    Normalerweise begann ich meine Hörproben mit CD als Quelle und wandte mich erst im Anschluss der Phono-Wiedergabe zu, nachdem ich ein Gefühl für die Dynamik und die Dimensionen entwickelt hatte. Doch dieses Mal schloss ich zunächst unseren bewährten Dual CS 505-3 Plattenspieler an den Performance 1.0 an. Der Dual mit seinem original Ulm Tonabnehmer war gerade überarbeitet und mit Cinch/RCA-Anschlüssen, verbesserten Isolierfüßen und einem neuen Antriebsriemen ausgestattet worden. Ich liebte diesen einfachen Dual-Player für die schnörkellose Art, mit der er Musik präsentierte, und erwartete zugegebenermaßen nicht gerade viel vom Performance 1.0. Umso mehr war ich überrascht, wie gut der kleine Verstärker die dem Dual innewohnenden Stärken hervorhob, indem er seinen sauberen und ehrlichen Klang unterstrich. Wenn überhaupt, dann wirkte der Dual ein wenig weicher als zuvor, und schien dennoch mehr Punch zu haben. Trotz seiner bescheidenen Abmessungen klang der Italian keineswegs winzig oder zerbrechlich. Er präsentierte seine Musik mit großem tonalem Reichtum. Sein Bass war voll, vielleicht ein bisschen mehr dröhnend als tiefgründig, aber dennoch auf Anhieb sympathisch.

    Katie Meluas "Album No. 9" wurde mit einer etwas voluminöseren Stimme präsentiert, als ich es sonst gewohnt war. Dies trug dazu bei, dass die manchmal übermäßig freizügige und manchmal sogar raue und zischende Aufnahme mehr Spaß machte. Auf der anderen Seite klangen die Stimmen weniger lebendig, realistisch und luftig. Die Bässe hatten eine leichte Dicke und wirkten eher beruhigend auf Ohren und Körper als analytisch auf den Verstand. Dieser Effekt wurde möglicherweise durch die Wahl unserer kapazitätsarmen Silber-Vollkern-Verbindungsleitungen und Belden 9497-Lautsprecherkabel oder durch die Widerstandskombinationen der Geräte akzentuiert und akkumuliert. An und für sich waren unsere Tannoy XT8f-Lautsprecher und der Dual CS 505-3-Plattenspieler nicht dafür bekannt, dass es ihnen an Top-End oder Transienten mangelte.

    Der Eindruck eines leicht gedrängten oberen Frequenzbereichs, vielleicht mit dem Zweck auf diese Weise einen volleren Klang zu erreichen, blieb unverändert, als ich von Vinyl auf CD umstieg. Eine Sache fiel mir dabei besonders auf: An unserem aktuellen Testsystem betrieben wir einen Cambridge DacMagic 100 in Verbindung mit einem Marantz CD-17. Alle Chinchverbindungen waren mit massive Silberkabel ausgeführt. Der DacMagic hatte eine Ausgangsimpedanz von 50 Ohm, und das entsprach schlichtweg nicht den Erwartungen des Fase Audio. Ohne den DAC konnte ich den Ausgangswiderstand auf die 250 Ohm des CD-Spielers erhöhen. Die Verbesserung war sofort spürbar, allerdings machte ich den Fehler, von unseren silbernen Solid-Core-Verbindungen zu einem älteren Paar Fast Audio-Verbindungen zu wechseln. Um einen direkten Vergleich zu haben, hätte ich nur eine Sache auf einmal ändern sollen. Als ich schließlich wieder zu unseren Silberkabeln zurückkehrte, stellte ich fest, dass dies ein noch natürlicheres Top-End mit deutlich verbesserten Transienten zur Folge hatte. Das Ergebnis war höchst erfreulich, auch wenn ich nun bemerkte, dass die Bühne immer noch etwas flacher und zurückversetzter wirkte, als ich dies gewohnt war. Es liegt in der Natur unseres Hobbys, dass, wenn man ein Phänomen verstanden und beseitigt hatte, das nächste darunter auftauchte und einem damit ein weiteres Rätsel aufgab, das gelöst werden musste.

    Weitere Erkundungen mussten jedoch auf einen späteren Zeitpunkt warten. Denn dieser Italiener sollte seine Melodien zunächst in Landons Haus spielen. Landon ist für das Korrekturlesen der englischen Texte für eiaudio verantwortlich und wartete schon seit längerem auf einen passenden Verstärker für sein System. Mit etwas mehr Erfahrung und cleveren Anpassungen konnte ich mir vorstellen, dass der Performance 1.0 zum zuverlässigen Herzstück einer leidenschaftlichen HiFi-Anlage wird. Mit seinen vier Line-Eingängen und einem sehr fähigen Phono-Eingang sowie zahlreichen Aufnahme-Funktionen bot der elegante Italiener das Aussehen, die Leistung und den Klangreichtum, den man von einer Familientradition erwartet, die in der italienischen Hi-Fi-Szene längst zur audiophilen Königsdisziplin gehörte. Und obwohl Fase Evoluzione Audio vor einigen Jahren seine Pforten schloss, stellt Fabio weiterhin Hi-Fi-Geräte unter der Marke Serblin & Son her. Sein Onkel Franco von Sonos Faber starb 2013 und hinterließ ein florierendes Unternehmen für die Herstellung von Lautsprechern. Sein Leben und seine Errungenschaften werden von Serblin & Son mit der aktuellen Hi-Fi-Produktpalette gewürdigt, die einfach "Frankie" genannt wird.

    Anmerkung: Bevor ich den Performance 1.0 an Landon übergab, hatte ich die Gelegenheit, ihn an unseren neu erworbenen Epicure EPI 500-Lautsprechern zu testen. Im Zusammenspiel mit den 4-Ohm-EPIs schien sich der Fase Audio auf Anhieb wohler zu fühlen und war in der Lage, sie mit überlegener tonaler Ausgewogenheit anzutreiben. Der ehemals druckvolle Bass fügte sich dabei nahtlos in die Musik ein. Nach dieser Erfahrung würde ich persönlich einem 4-Ohm-Lautsprecher den Vorzug geben, um das volle Potenzial des Performance 1.0 auszuschöpfen.

    Technische Daten

    • Typ: integrierter MOSFET-Verstärker
    • Signal-Rauschabstand (Line): 98 dB
    • Rauschabstand (MM): 70 dB
    • Rauschabstand (MC): 65 dB
    • Anzahl der Eingänge: 4x Line; 1x Phono
    • Lautstärkeregler: Alps 'Blue Series'
    • Ausgänge: 1 Paar Lautsprecheranschlüsse (Bananas oder Spaten)
    • Ausgangsleistung (8 Ohm): 60 WPC
    • Ausgangsleistung (4 Ohm): 100 WPC
    • Merkmale: Ground-Lift-Schalter
    • Abmessungen: (B) 425 mm x (H) 7,5 mm x (T) 32 mm
    • Land der Herstellung: Italien
    • Gewicht: 7,5 kg
    • Jahr(e): 1995-1997

  • Luxman L-10

    Luxman L-10

    Veröffentlicht: 6.4.2022

    Herstellungsdatum: 1976

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Integrated Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Während ich gerade noch in audiophiler Glückseligkeit über unseren Becker ST-100-Verstärker schwebte, kam Luigi bei einem zufälligen Besuch mit einem kleinen Vollverstärker unter dem Arm bei uns vorbei und bestand darauf, dass ich ihn sofort ausprobierte. Ich hatte schon länger begriffen, dass Luigis Produktdemonstrationen durchweg außergewöhnlich waren, und dennoch war ich ziemlich betrübt darüber, mein glückliches Setup aus Restek V1 und Becker ST-100 zu zerlegen, um Platz für einen klein aussehenden 55-Watt-Vollverstärker zu schaffen.

    Da ich ein großer Fan von getrennten Vor- und Endstufen-Kombinationen bin, um den Klang eines Systems besser auf die Lautsprecher abzustimmen, war es für mich nur ein kleiner Trost, dass der fragliche Vollverstärker von Luxman in Japan hergestellt wurde, einer Firma, die in der Blütezeit der High-Fidelity für einige sehr vielversprechende Designs bekannt war. Mein Eindruck änderte sich jedoch erheblich, als ich den Luxman von dem Tisch hob, auf dem Luigi ihn abgestellt hatte. Mit einem Gewicht von 10,5 kg und den sichtbaren, abgeschirmten Ringkerntransformatoren für die beiden separaten Netzteile wirkte er deutlich hochwertiger, als ich es zunächst erwartet hatte.

    In einem Regal platziert, verlangte wenig am Luxman L-10 nach sofortiger Aufmerksamkeit. Er war sicherlich nicht die Art von Verstärker, die zu einem Gespräch mit einem zufälligen Besucher des Hauses einladen würde. Für diejenigen, die an hervorragendem Klang interessiert waren und sich in der Branche auskannten, konnte der L-10 jedoch leicht als perfektes Understatement akzeptiert werden. 55 Watt pro Kanal mochten für sich genommen nicht gerade viel erscheinen, aber gepaart mit einem durchdachten internen Layout, mit einigen außergewöhnlichen Komponenten und hervorragenden Hochstromfähigkeiten hatte das Ergebnis das Potenzial, pure Magie zu sein.

    Der L-10 war ein Mitglied der viel beachteten Luxman "Laboratory Reference Series" und stand in der Tradition der 5C50/5M20 und C12/M12 Verstärker. Sowohl für die Vor- als auch für die Endstufe wurde eine clevere DC-Amp-Konfiguration verwendet. Die Endstufe war als Dual-Mono Verstärker ausgeführt und verfügte über abgeschirmte Ringkerntransformatoren und große Netzteil-Kondensatoren, die einen hohen Ausgangsstrom und einen niederohmigen Antrieb ermöglichten. Die originalen Sanken 2SC1445/2SA765 Ausgangstransistoren waren im Labor aufeinander abgestimmt worden und von außergewöhnlich hoher Qualität. Faktoren, die den L-10 sowohl leise als auch treu zur Musikquelle machten. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels waren die speziellen Sanken-Transistoren nicht länger in Produktion, was einen Ersatz schwierig machen könnte. Ich habe jedoch gelesen, dass man manchmal NOS-Angebote dieses Transistortyps online finden kann.

    Der Luxman L-10 verfügte über einen neu entwickelten Lautstärkeregler, der Ungleichgewichte in den Kanälen auf ein Minimum reduzierte, und er hatte einige attraktive Funktionen, die die Benutzerfreundlichkeit und die Anschlussmöglichkeiten verbesserten. So konnte beispielsweise der eingebaute Vorverstärker auch separat verwendet werden, um eine externe Endstufe zu speisen, aber auch als Kopfhörerverstärker über die frontseitige Kopfhörerbuchse dienen. Alle Verstärkerausgänge boten die Möglichkeit des monauralen Downmixing, eine praktische Funktion zur Überprüfung von Kanalungleichheiten oder zur Wiedergabe von monauralen Aufnahmen. Eine weitere praktische Funktion war der Schalter für die stereophone Umschaltung, mit dem die Eingänge für den linken und rechten Kanal invertiert werden konnten.

    Anstelle der üblichen +/- 6-dB-Tonregler, die sich meist negativ auf die Klangqualität auswirkten, da sie Phasenverschiebungen und Signalverluste verursachten, ermöglichte der Tonkompensator des L-10 eine Anpassung von +2 / -2,5 dB über eine passive Schaltung. Die Idee war, dass der Besitzer in der Lage sein sollte, Tonbalance-Schwankungen zwischen verschiedenen Aufnahmestudios auszugleichen, ohne die Signalintegrität zu beeinträchtigen. Die variablen Regelfrequenzen für Bässe waren 50 Hz, 200 Hz, 700 Hz und für Höhen 700 Hz, 3 kHz, 10 kHz. Um die Lautsprecher vor versehentlicher Beschädigung zu schützen, verfügte der Verstärkerausgang über eine Schutzschaltung, die den Verstärker im Falle eines Gleichstromausgangs abschalten würde.

    Als ich dem L-10 bei der Wiedergabe unserer Lieblings-Jazz-Alben zuhörte, war ich überrascht, wie nahtlos der Vollverstärker dort anknüpfen konnte, wo die Restek V1 + Becker ST-100 Kombination aufgehört hatten. In der Tat hatte der L-10 fast genau die Qualitäten, die mich schon beim Becker ST-100 angezogen hatten: Er war klanglich reichhaltig mit einer starken Präsenz in den mittleren Bässen. Mit einem milden Dämpfungsfaktor von 80 ließ er dem System Luft zum Atmen. Die Überlagerung von Bässen sorgte für einen klanglichen Reichtum, der das Zuhören von Anfang an sehr angenehm machte. Während Luigi darauf bestand, dass der Luxman einen tonal neutralen Zugang zur Musik hatte, offenbarten unsere Tannoy-Lautsprecher einen höchst musikalischen und saftigen Charakter.

    Stimmen wurden akkurat und auf Anhieb ansprechend abgebildet, ähnlich wie beim Becker-Verstärker. Bei Gesangspassagen hätte ich keinen Unterschied zwischen den beiden feststellen können, so nah waren sie sich. Trotz des leicht blumigen Mittenbasses konnte ich keine Verdickung von Stimmen feststellen. Die Höhen waren fokussiert, fein und elegant, wie man es von einem gut geschützten Signalweg erwarten würde. Höhere Klaviertöne schafften es, sich von den Lautsprechern zu lösen und im Raum präsent zu sein. Ich war in der Tat sehr zufrieden mit der Leistung, die ich von dem Vollverstärker erhielt.

    Ich muss gestehen, dass ich unter normalen Umständen keinen Vergleich zwischen einigen meiner bevorzugten Vor- Enstufenkombis und dem Luxman-Vollverstärker angestellt hätte. Aber in diesem speziellen Fall, nachdem ich die beiden so kurz hintereinander gehört habe, kann ich sagen, dass der L-10 sich dabei sehr gut behaupten konnte. Die Unterschiede waren mehr oder weniger eine Frage des persönlichen Geschmacks. Luigi z.B. bevorzugte den etwas kontrollierteren und agileren Klang der Luxman, während ich mich mehr zu der größeren räumlichen Darstellung, der Luftigkeit und dem Punch der Separaten hingezogen fühlte.

    Die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen waren bei dem bärigen Becker ST-100-Verstärker ein wenig präsenter. Auch die physische Trennung zwischen den Instrumenten war bei dem größeren Verstärker etwas eindruckvoller. Auf der anderen Seite brachte der L-10 mehr Geschwindigkeit und Agilität auf den Tisch, wodurch schnellere Musik bevorzugt wurde. Für diejenigen, die einen Vollverstärker suchen, ist der Luxman L-10 sicherlich eine Überlegung wert. Überholte Modelle, wie das hier vorgestellte, spielen in einer eigenen Klasse und können sich auch mit separaten Geräten auf höchstem audiophilem Niveau messen.

    Technische Daten

    • Typ: integrierter Stereoverstärker (doppel-mono)
    • Merkmale: Super-Class-A(/B), in Echtzeit verarbeitet
    • Leistungsaufnahme: 230 Watt, max.
    • Eingänge: Phono MM, Tuner, Tonband 1+2, AUX, Monitor
    • Ausgangsleistung: > 55 WPC @ 8 Ohm; 75 WPC @ 4 Ohm
    • Phono-Ansprechverhalten: 20 Hz bis 20.000 Hz (< 0,2 dB)
    • Filter: Unterschall (10 Hz, normal, 20 Hz)
    • Line-Ansprechverhalten: 0 Hz bis 100.000 Hz (< -1 dB)
    • Harmonische Gesamtverzerrung: < 0.015%
    • Dämpfungsfaktor: 80 (@ 8 Ohm, 1 kHz)
    • Klangregler: Bass, Höhen (+/- 2,5 dB, passive Schaltung)
    • Variable Regelfrequenz: Bässe (50 Hz, 200 Hz, 700 Hz); Höhen (700 Hz, 3 kHz, 10 kHz)
    • Eingangsempfindlichkeit: 3 mV (MM), 300 mV (Line)
    • Phono-Eingangsimpedanz: 50 kOhm
    • Signal-Rausch-Verhältnis: > 90 dB (Phono), > 100 dB (Line)
    • Kanaltrennung: > 85 dB
    • Ausgang: 300mV (Leitung), 0,3 V (Vorverstärkerausgang)
    • Abmessungen: (B) 438 mm x (T) 363 mm x (H) 78mm
    • Gewicht: 10,5 kg
    • Country of manufacture: Japan
    • Year(s): 1976-1982

    crossXculture Business Language Training
  • Musical Fidelity A1-X

    Musical Fidelity A1-X

    Veröffentlicht: 4.7.2022

    Herstellungsdatum: 1984

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Integrated Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Nach dem japanischen Luxman L-10 und dem italienischen Fase Performance 1.0 war der britische Musical Fidelity A1-X mein dritter integrierter Vollverstärker im Test. Er wurde mir von meinem Namensvetter Karsten aus Bad Vilbel, einem Wohnort im Speckgürtel nördlich von Frankfurt, zum Testen übergeben, der kürzlich auf eine ganze Reihe von Naim-Komponenten umgestiegen war, um damit seine Altec 887A Capri Lautsprecher zu betreiben. Der A1-X stand für einige Zeit bei ihm im Lager, bis Karsten vorschlug, dass ich ihn zum Testen mit nach Hause nehmen könnte.

    Angesichts einer Nennleistung von niedrigen 25 Watt pro Kanal hielt ich es für das Beste, den A1-X an unser temporäres System im ersten Hörraum anzuschließen, in dem noch die Shure 701 Pro Masters aufgestellt waren. Bei einem Wirkungsgrad von 102 dB bei nur einem Watt würden die Shures einen leichten Leistungsmangel von Seiten des Verstärkers verzeihen. Als ich jedoch versuchte, den A1-X anstelle unseres Dynaco PAS-4-Röhrenvorverstärkers und des Hafler XL280-Verstärkers aufzustellen, wurde mir klar, dass ich einen Vorverstärkerausgang benötigte, um den dazugehörigen Subwoofer mit Musik zu versorgen. Wie die meisten Vollverstärker aus den 80er Jahren bot auch der Musical Fidelity diese Anschlussmöglichkeit nicht.

    Als ich daraufhin unser zweites System auf Kompatibilität prüfte, wurde ich daran erinnert, dass dieses erst kürzlich von den empfindlicheren Tannoy XT8f-Lautsprechern auf die Epicure EPI 500 umgestellt worden war, die im Vergleich eine eher bescheidene Empfindlichkeit von nur 88 dB boten. Würde das ausreichen, um vom A1-X betrieben zu werden? Schließlich gab es nur einen Weg, das herauszufinden; und so trug ich den kleinen Musical Fidelity-Verstärker ins Dachgeschoss und schaltete unseren Restek V1-Vorverstärker ab, der hier zu meiner großen Zufriedenheit mit unserem Dynavox VR-70-Röhrenverstärker gelaufen war.

    Auf dem Papier mochte der Wechsel von einem 40-Watt- zu einem 25-Watt-Verstärker keine große Sache sein. Und doch waren 40 Watt Röhrenleistung eine ganz andere Geschichte, vor allem im Vergleich zur Transistorleistung. In der Zwischenzeit hatte ich viel Erfahrung mit der Restek & Dynavox-Kombination und genoss besonders ihre Fähigkeit, die Musik von den Bassfrequenzen an aufwärts zu entwickeln. Dies war eine Eigenschaft, die speziell Röhrenverstärker perfekt beherrschten. In HiFi-Foren und Rezensionen hatte ich gelesen, dass der A1-X einen "röhren-ähnlichen" Klang erzeugen konnte, und ich war gespannt darauf, herauszufinden, wie viel an dieser Behauptung dran war.

    Ich begann meine Erkundungen, indem ich mir das 2018 erschienene Album "Love is here to stay" von Tony Bennet & Diana Krall auflegte. Das Timbre dieses Albums war etwas dunkler als dies für Dianas andere Alben typisch war (mit der offensichtlichen Ausnahme von "Rag Doll", das sich in vielerlei Hinsicht als Ausrutscher erwies). “Love is here to stay" war zwar reich an musikalischen Informationen, hatte aber einen starken Fokus auf die Mitte der Bühne, während die Kanaltrennung hier weniger wichtig zu sein schien. Es gab viele natürliche Bassläufe von den Instrumenten, aber auch von den sich bewegenden und auf den Boden stampfenden Füßen der Interpreten.

    Auch wenn die technischen Daten des Musical Fidelity A1-X auf dem Papier nicht übermäßig beeindruckend erscheinen: 25 Watt pro Kanal, 0,5 Prozent Klirrfaktor, 80 Dezibel Rauschabstand, der A1-X klang weder schwachbrüstig noch verzerrt. Ganz im Gegenteil: Mein erster Eindruck war, dass es sich um einen absolut sauber klingenden Verstärker handelt. Er ließ sich gut kontrollieren, selbst als der Verstärker noch nicht warmgelaufen war. In den ersten paar Minuten hatte ich das Gefühl, dass die Kanalbalance etwas unausgewogen waren, und ich fragte mich, was wohl die Ursache dafür war, zumal ich besonders darauf geachtet hatte, die Lautsprecher während des Aufbaus nicht zu bewegen. Diese anfängliche Unausgewogenheit verschwand jedoch nach 3-5 Minuten und könnte damit zusammenhängen, dass der Vorverstärker dem rechten Kanal Strom entzieht, wie ich später in Mark Hennessys außergewöhnlichem Aufsatz über den A1 und seine Derivate lesen konnte. (Schauen Sie mal rein, es lohnt sich, ihn zu lesen.)

    Frisch an Phono, CD-Player und die Epicure-Lautsprecher angeschlossen, klang der A1-X zunächst etwas dünn. Nach einiger Zeit der Eingewöhnung änderte sich dieser Eindruck jedoch. Ich schätzte die Tatsache, dass der Musical Fidelity sich als tonal richtig mit viel natürlichem Timbre erwies. Wo der Dynavox-Röhrenverstärker im Grundton ziemlich dick aufgetragen und den Hörer mit Klangfarben schon fast erdrückt hatte, blieb der A1-X streng realistisch. In dieser Hinsicht war er dem ausgewogener klingenden integrierten Luxman L-10 näher als den Röhrengeräten.

    Die Abbildung war akkurat, aber die Instrumente wirkten etwas vertiefter und kleiner, mit einem üppigerem definiertem Raum um sie herum, als ich es zuvor gewohnt war. Diese Tendenz wurde noch deutlicher, als ich zum 2Cellos-Album "In2ition" aus dem Jahr 2012 wechselte. Gerade in Momenten, in denen höhere Dynamik und Autorität gefragt war, hätte eine höhere Empfindlichkeit der Lautsprecher mit diesem Vollverstärker sicher bessere Ergebnisse erzielt. In der vorhandenen Kombination fehlte es etwas an Attacke.

    Der A1-X war die europäische Version des A1 und kam Mitte der 1980er Jahre auf den Markt. Genau wie der A1 basierte der A1-X auf einem elektronischen Design, das von der Hi-Fi-Legende und dem langjährigen Musical Fidelity-Ingenieur Tim de Paravicini entwickelt wurde. Die europäische Version zeigte bereits das überarbeitete Design mit offenen Kühlöffnungen auf beiden Seiten. Gleichzeitig bestand die obere Abdeckung aus zwei großen Kühlkörpern, die leicht Temperaturen von über 60 Grad Celsius erreichen konnten. Die Bedienelemente auf der Vorderseite waren so gestaltet, dass sie ein versehentliches Berühren der sehr heißen Kühlkörper begünstigten, was nur die Tatsache unterstrich, dass es sich in der Tat um eine robuste Maschine mit hoher Leistung handelte.

    Wie Mark Hennessy anmerkte, wurde kontrovers darüber diskutiert, wie viel Leistung dieser Verstärker zu erzeugen vermag. Nach einigen Messungen und der Anwendung grundlegender mathematischer Verfahren kam Mark Hennessy zu dem Schluss, dass der A1-X im Class-A-Betrieb eine Leistung von 8 Watt erzeugte, bevor er auf A/B-Betrieb umschaltete. Einige, darunter auch der Konstrukteur Tim de Paravicini selbst, argumentierten, dass die Class-A-Ausgangsleistung anders berechnet werden sollte, und zwar so, dass sie eher der Leistung von Röhren in einem Push-Pull-Design ähnelt. Dies hätte die Class-A-Ausgangsleistung näher an 16 Watt pro Kanal positioniert und wäre eine Begründung für die Leistungsaufnahme des Verstärkers von kontinuierlichen 90 Watt erklärt. Ein weiteres Indiz für die höhere Ausgangsleistung war, dass die Temperatur des Kühlkörpers angeblich bei voller Leistung um 10 Grad Celsius sank. Aus Angst um unsere Lautsprecher beschloss ich, diese Messungen nicht selbst zu verifizieren.

    Mark hat gemessen, dass die Endstufe mit etwa 800 mA belastet wird, was ziemlich hoch ist und zeitweise zu thermischen Problemen führte, insbesondere bei den ersten Geräten, die ohne Seitenlüftung verkauft wurden. Ähnlich wie der Fase Performance 1.0 bot auch der Music Fidelity A1-X nur die nötigsten Bedienelemente: einen Eingangswahlschalter, einen Lautstärkeregler, einen Netzschalter und einen Tape-Monitor-Schalter. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass die Phonostufe des A1-X genügend saubere Verstärkung für MC-Tonabnehmer bot. Der interne Vorverstärker war in der Lage, 200mV an Verstärkung zu erzeugen. Ein zusätzlicher Schalter auf der Rückseite des Geräts ermöglichte es, zwischen MC- und MM-Betrieb umzuschalten. Die Qualität der Phonostufe und die Möglichkeit, auf MC-Betrieb umzuschalten, hätten den A1-X sofort zum Liebling audiophiler Hörer gemacht. Manchmal wurde berichtet, dass die große Verstärkung des Vorverstärkers zu unerwünschtem Rauschen führen könnte, obwohl ich selbst keine derartigen Probleme feststellen konnte.

    Ähnlich wie bei Fase Audio diente bei der A1-Serie ein Ringkerntransformator als Stromversorgung. Hinter dem Transformator war der Verstärker doppel-mono aufgebaut, wobei die Komponenten entlang der zentralen Stromschienen, die die Kühlkörper trugen, gespiegelt waren. Von 1984 bis 1990 gab es eine Reihe kleinerer Facelifts bei den Versionen dieses Verstärkers, beginnend mit dem A1 und dem A1-X, der vom MKII abgelöst wurde. Es gab auch eine Version namens "David", die speziell für Kunden in Deutschland hergestellt (und abgestimmt) wurde, und eine "Final Edition", die eine MOSFET-Ausgangsstufe enthielt. Bei den frühen Modellen waren die Netzteile in das Gehäuse des Hauptverstärkers eingebaut, während spätere Exemplare über externe Netzteile verfügten, welche die Ausgangsleistung auf fast 50 Watt pro Kanal erhöhten.

    In seiner Besprechung des A1-Verstärkers erklärt Mark, dass diese Konstruktion nicht dafür gedacht war, dass man übermäßig viel daran herumschraubte. Nicht nur, dass das Gehäuse zu klein war, um sperrige Komponenten unterzubringen (die Netzteil-Kondensatoren wurden seitlich angebracht, um der begrenzten Höhe Rechnung zu tragen), auch die großen Kühlkörper ließen sich nur schwer entfernen, so dass beim Wiederanbringen der dieser viel frische Wärmeleitpaste benötigt wurde. Es schien, dass ein Teil der hervorragenden Klangqualität des A1-X auf seine einfache Design-Philosophie "weniger ist mehr" zurückzuführen war. Obwohl der Verstärker auch einige hochwertige Teile verwendete, waren die Bauelemente der Ausgangsstufe selbst relativ standardmäßig für die damalige Zeit: ein Satz 2N3055/MJ2955. Mark schlägt vor, sie durch die haltbaren Motorola-Transistoren MJ15003 und MJ15004 zu ersetzen, falls die Transistoren doch einmal reparaturbedürftig sein sollten. Spätere Versionen der Motorola-Transistoren (z.B. MJ15022) waren auch im Fase Audio Performance 1.0 zu finden, soweit ich mich erinnere.

    Als ich den A1-X zum ersten Mal zum Testen erhielt, erzählte mir Karsten von einem Problem, das er mit dem Lautstärkeregler erlebt hatte, der unangenehm geräuschvoll wurde. Doch am Tag meiner Ankunft konnte er das Phänomen nicht reproduzieren. Das erinnerte mich an ein ähnliches Problem, das ich einmal mit unserem DB Systems DB 1 Vorverstärker hatte. Im Falle des DB1 war während des Netzbetriebs ein leichter Gleichstrom durch das hochwertige Alps-Poti geflossen. Ich glaube, dass dies von einem defekten Bauteil auf Seite des CD-Players herrührte, was zu dem Stromfluss führte. Es war durchaus möglich, dass der Grund für das Rauschen dieses Potis ein ähnliches Problem mit einem externen Gerät war, obwohl Mark darauf hinwies, dass das A1-Design konstruktionsbedingt ohnhin kleine Mengen von Gleichstrom durch den Alps-Regler fließen ließ.

    In jedem Fall wurde das Alps Blue-Potentiometer, das im A1-X verwendet wurde, auch im Fase Performance 1.0 eingebaut und hatte in audiophilen Kreisen einen guten Namen. Die Kombination aus integriertem Vorverstärker und Endstufe diente dazu, die spezifischen Klangeigenschaften des A1-X zu erzeugen. Allerdings führte die hohe Verstärkung des Vorverstärkers auch zu einem relativ niedrigen Rauschabstand von 80 dB. Da ich bei meinen Hörtests kein Rauschen feststellen konnte und die klanglichen Eigenschaften des Verstärkers zu schätzen wusste, wäre ich geneigt, den A1-X in seiner jetzigen Konfiguration zu belassen. Die relativ große Menge an Class-A-Verstärkung machte den A1-X zu einem hervorragenden Hi-Fi Begleiter, speziell für Lautsprecher mit höherer Empfindlichkeit.

    Musical Fidelity Firmengeschichte

    Musical Fidelity ist ein britischer Hersteller von High-End-Audiogeräten mit einer langen Reihe von Verstärkern, die von Endstufen über Phono- und Kopfhörerverstärker bis zu integrierten Verstärkern (wie dem A1) und Vorverstärkern reichen. Als das Unternehmen im Jahr 1982 gegründet wurde, hieß das erste Produkt "The Preamp". Es verfügte bereits über einen MC/MM-Schalter. Der Gründer, Antony Michaelson, war ein Klarinettist und Hi-Fi-Enthusiast mit einem Händchen für unkonventionelles Industriedesign.

    Das zweite Produkt von Musical Fidelity war die "Dr. Thomas"-Endstufe, die den Namen ihres Entwicklers Dr. Martin Vaughan Thomas trug. Mit einer beachtlichen Leistung von 100 Watt pro Kanal war der Dr. Thomas-Verstärker bereits ein ziemliches Ungetüm für ein erstes Design. Von den nachfolgenden Entwürfen wurden nicht wenige zu echten Hi-Fi-Meilensteinen.

    Der A1 und alle seine Varianten und Nachfolger wurden von Tim de Paravicini entworfen, der im Dezember 2020 verstarb. Tim war seit 1978 mit Antony Michaelson befreundet, schon während der Zeit, als Michaelson noch Partner bei Michaelson & Austin war. Wie so viele Start-ups hatte Tim de Paravicini den Prototyp des A1 in der privaten Werkstatt seines Hauses gebaut. Er war stolz darauf, seine Erfindung Antony Michaelson zu zeigen, der seinerseits gerade Musical Fidelity gegründet hatte. Nach einer schwierigen Zeit der Weiterentwicklung des Designs und einer Beinahe-Pleite der Firma wurde der A1 zu einem der hoch angesehenen Produkte von Musical Fidelity.

    Technische Daten

    • Typ: integrierter Stereoverstärker
    • Merkmale: hoher Class-A-Ausgang
    • Ausgangsleistung: 2x 25 Watt, 8Ω (Stereo)
    • Klasse-A-Ausgang: 8-16 Watt, 8Ω (Stereo)
    • Leistungsaufnahme: 90 Watt kontinuierlich
    • Frequenzgang: 20 Hz bis 20.000 Hz
    • Transistoren der Ausgangsstufe: 2N3055/MJ2955
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.5%
    • Lautstärkeregler: ‘Alps Blue’ Lautspärkeregler
    • Eingänge: (3x) Line, (1x) Tape Monitor, (1x) Phono
    • Empfindlichkeit (Phono): 0,2 mV (MC), 2 mV (MM),
    • Empfindlichkeit (Line): 200 mV
    • Ausgangsklemmen: 1 Satz (Bananen/Klinken)
    • Rauschspannungsabstand (Phono): 55 dB (MC), 60 dB (MM),
    • Rauschspannungsabstand (Line): 80dB
    • Oberflächentemperatur: 55-65 Grad Celsius
    • Gewicht: 5,8 kg
    • Abmessungen: (B) 408 mm; (H) 68 mm; (T) 258 mm
    • Baujahr: 1984 - 1992

  • NAD 310

    NAD 310

    Veröffentlicht: 8.8.2024

    Herstellungsdatum: 1994

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Integrated Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Im Sommer 2024 teilten mir Michael und Iris mit, dass sie ihren Urlaub an der Nordsee verbringen wollten. Ich freute mich auf die Gelegenheit, sie wiederzusehen, und konnte es kaum erwarten, Michael unser neues Studio vorzustellen. Da unsere beiden Gästezimmer zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits belegt waren, bot meine Frau Sabina an, den Beiden bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft in unserer Nähe behilflich zu sein. Michael, ein audiophiler Weggefährte, der mir zuvor schon seine wunderbaren Teufel M200-Lautsprecher zum Erkunden geliehen hatte, teilte mir mit, dass er diesmal einen kleinen NAD 310-Verstärker für unsere Hörprobe mitbringen würde. Und obwohl ich NADs viel gepriesenem ‘audiophiler-Klang-für-den-schmalen-Geldbeutel’-Anspruch immer auch ein wenig skeptisch gegenüberstand, war ich froh zu hören, dass mir Michael erneut etwas Neues vorführen wollte.

    Meinen bis zu diesem Zeitpunkt einzigen Eindruck eines NAD-Systems, hatte ich während eines Besuchs bei meinem ehemaligen Englisch-Dozenten Martin von Schilling in Bayreuth gewinnen können. Und, obwohl seitdem mehr als 25 Jahre vergangen waren, hatte ich die Spielweise des HiFi-Systems immer noch als sehr musikgetreu in Erinnerung. Selbstverständlich war die Musikauswahl, die wir damals hörten, ganz anderer Natur als die Jazz- und Klassikaufführungen, die ich heute abzuspielen pflege. So kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie Martin mit meinem Audi 80 über die A3 in Richtung Frankfurt bretterte, während G&R „Mr. Brownstone“ aus meiner Custom-Autoanlage dröhnte. Ich konnte mir deshalb nicht wirklich sicher sein, wie viel meines positiven Eindrucks von Martin von Schillings Heimstereoanlage auf meine damalige Unerfahrenheit in Sachen Klang zurückzuführen war.

    Als Michael und Iris an der Nordsee ankamen, verbrachten Sabina, unsere Kinder und ich den ersten Abend mit ihnen am Deich in Friedrichskoog bei Rock- Pop- und Schlagermusik, die von einer lokalen Coverband dargeboten wurde. Die MusikerInnen mussten dabei heftigen Windböen trotzen, und ihre PA-Anlage schien diesen Umstand durch übermäßige Lautstärke zu kompensieren. Nachdem wir also unseren Eindruck von Livemusik zur Genüge aufgefrischt hatten, verbrachten wir den Rest des Abends in einem örtlichen Restaurant und sprachen über Musik, unseren kürzlichen Umzug von Frankfurt an die Nordsee und andere Familienangelegenheiten. Das Bedürfnis nach zusätzlichem Platz für unsere Familie, unsere Sprachschule, aber auch für Explorations in Audio war ein signifikanter Faktor für unsere Entscheidung gewesen, unser Glück jenseits der bekannten Bankenmetropole zu suchen.

    In unserem neuen Studio in Marne konnte ich Michael zum ersten Mal drei permanente HiFi-Systeme in einem separaten Hörraum außerhalb des Wohnbereichs der Familie zeigen. In diesem Raum war jeder Lautsprecher so aufgestellt worden, dass eine nahezu lineare Klangwiedergabe in Bezug auf die spezifischen Eigenschaften des Raums und der Hörposition möglich war. Es gab nur wenige parallele Wände, und die Einrichtung war so gewählt worden, dass dadurch die Nachhallzeiten auf ein zuträgliches Maß reduziert wurden. Der großzügige Platz hinter jeder der Anlagen ermöglichte die bequeme Installation der Komponenten und eine einwandfreie Verkabelung. Es war die Art von Spielwiese, von der viele audiophile Hörer für ihr Hobby nur träumen können, und sie stellte gleichsam die Grundlage für meine Beurteilungen der Klangqualität von HiFi-Komponenten dar.

    Zum Zeitpunkt von Michaels Besuch bestand meine Referenzanlage aus einem Thorens TD320-Plattenspieler (mit AT VM95 ML-Tonabnehmer und linearem Audiophonics-Netzteil), einem Marantz CD-17-CD-Player (komplett mit Ken Ishiwata-optimierter Ausgangsektion), einem viel gepriesenen Symphonic Line RG9 MK3-Vollverstärker und Martin Logan SL-3-Elektrostaten. Bei den Kabeln handelte es sich um Symphonic Line Harmonie HD (an CD) und Belden 9497 Lautsprecherkabel, die in Y-Bi-Verdrahtung von einem einzigen Kontaktpunkt am Verstärker zu den separaten Hoch- und Tieftonanschlüssen der Lautsprecher geführt wurden. Ein Symphonic Line-Netzkabel und eine optimierte Stromzufuhr - eine gerade Leitung, die von der Anlage bis zum zentralen Sicherungskasten unseres Hauses hin führt - sorgten dafür, dass jederzeit genügend sauberer Strom zur Verfügung stand.

    Obwohl der NAD 310 (zumindest theoretisch) auch meine Martin Logan-Lautsprecher hätte antreiben können, verlangten sowohl die elektrostatischen Panels als auch die dynamischen Tieftöner des Logan-Hybriddesigns für einen optimalen Betrieb nach einer Endstufe mit höherer Wattzahl und hätten sich von den mageren 20 Watt RMS pro Kanal des NAD vermutlich nicht besonders beflügelt gefühlt. Meine Tannoy XT8f-Lautsprecher jedoch, die Bestandteil der HiFi-Anlage links daneben waren, ließen sich mit durchschnittlich 8 Ohm und einer hohen Empfindlichkeit von 91 Dezibel relativ leicht antreiben. An diese Kette schlossen wir den NAD 310 an.

    Hier bestand das Frontend aus einem Pioneer PD-S705 CD-Spieler, der einst durch sein revolutionäres Plattenteller-Laufwerk und die umgekehrte CD-Platzierung für Aufsehen gesorgt hatte. Da der NAD 310 nicht über eine integrierte Phonostufe verfügt, fanden wir uns mit dieser Tatsache ab und unternahmen keine Versuche, einen Plattenspieler z.B. über eine externe Phonostufe anzuschließen. Bei den Kabeln handelte es sich um Stager Silver Solid Core Interconnects von CD und Symphonic Line Harmonie HD-Kabeln in Single Wiring zu den Lautsprechern. Für die Verbindung zwischen den Hoch- und Tieftönern der Tannoy verwendeten wir massive Kupferdrahtbrücken von 4 mm Durchmesser. Die Lautsprecher wurden auf ihren aretierbaren Spikes positioniert, welche die Tannoys stabil auf unbeweglichen 38 kg schweren Steinplatten in Position hielten. Diese Infrastruktur war sicherlich nicht alltäglich für den erschwinglichen NAD 310 und versprach daher, interessant zu werden.

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    Michael und ich begannen unsere Hörsession mit einem Live-Auftritt der deutschen Tom Waits-Coverband „Bad As We“, welchen der ehemalige Tontechniker des Bayerischen Rundfunks, Andreas Sandreuther, und der Nürnberger analog-treff-Gründer Heinz-Peter Völkel direkt auf eine analoge Tonbandmaschine aufgenommen hatten. Live||Tape heißt ihr neues (rein analoges) Label, und selbst beim Remastering für CD blieb noch viel vom Dynamikumfang und Realismus der Originalaufnahme erhalten. Michael und ich hatten uns die CD zuvor auf großen Vor- und Endstufenkombinationen angehört und waren nun tatsächlich überrascht darüber, dass mit dem NAD 310 sehr viel von der ursprünglichen Dynamik, Tonalität und Dimension erhalten blieb. Diese hervorragende Performance war besonders verblüffend, wenn man die bescheidene Größe, das geringe Gewicht und die winzigen Platinen des NAD bedenkt.

    Was man mit seinen eigenen Ohren wahrnimmt, lässt sich oft nur unzulänglich in einem schriftlichen Bericht erfassen. Und ich muss gestehen, dass uns kaum etwas, was wir über den NAD zuvor hätten lesen können, auf dieses Ereignis vorbereitet hätte. Denn mit geschlossenen Augen und bei normaler Hörlautstärke hätten wir den Klang des NAD 310 ganz sicher mit dem einer Vor- und Endstufenkombination verwechselt, und dies sogar mit einer sehr guten. Im direkten Vergleich mit meinem Restek V1 und Echle LF-3519 Setup wirkte der NAD weniger kraftvoll und ließ gelegentlich etwas Biss bei den Klaviertönen vermissen. Bei zahlreichen Aufnahmen erwies sich diese Spielweise jedoch eher als Vorteil, denn als Nachteil. Trotz des Verlustes so mancher Spitze und Kante eines Musikereignisses gelang es dem NAD 310 dennoch, eine ausgezeichnete Tonalität und Homogenität zu wahren und durchweg einen nicht-ermüdenden und dabei sehr musikalischen Klang zu bieten.

    Stimmen wurden mit natürlichem Detail und erkennbarem Timbre wiedergegeben, und die Klangbühne zeigte eine ähnliche Breite und Tiefe, wie ich es von meinen separaten Komponenten gewohnt war. Im direkten Vergleich mit dem Restek V1 und Echle LF-3519-Setup bot der NAD 310 etwas weniger freien Raum um die Instrumente herum, so dass jedes klangliche Ereignis zeitlich und räumlich näher am Nächsten zu liegen schien. Dies wurde besonders deutlich, als wir zu Helge Liens Jazz-Album „No. 10“ wechselten, das auf höchst angenehme Weise mit dem Raumgefühl des Hörers spielt. Nachdem Michael nun schon eine Weile mit mir Singer-Songwriter und Jazzmusik gehört hatte, fragte er, ob ich auch etwas an elektronischer Musik zur Hand hätte.

    Ich dachte zunächst an eine Boris Blank-CD, doch dann erinnerte ich mich, dass ich gerade über ein Culture Beat-Album von 1993 gestolpert war, welches in einem der kostenlosen Mitnahmeregale in den Straßen von Husum gestanden hatte. Für uns beide war es schon Jahre her, seit wir das letzte Mal eine Torsten Fenslau-Produktion gehört hatten, und wir mussten über die Unwahrscheinlichkeit dieser Idee schmunzeln. Michael erinnerte sich daran, dass auf dem Album „serenity“ Titel Nummer drei „got to get it“ mit Vocals von Tania Evans früher sehr beliebt gewesen war. Wir erhöhten die Lautstärke und wurden in die trockenen deutschen Disco-Beats der 90er Jahre zurückversetzt. Der NAD 310 kam auch mit der erhöhten Lautstärke sehr gut zurecht und wirkte zu unserer Überraschung zu keiner Zeit angestrengt oder etwa komprimiert. Die hohe Empfindlichkeit der Tannoys und deren natürliche 6dB-Anhebung im Bass trugen sicherlich ihren Teil zu dieser soliden Leistung bei.

    Da wir mit unserem Hörtest des NAD 310 sehr zufrieden waren, beschlossen Michael und ich, unsere Sitzung abzuschließen, indem wir die Culture Beat-CD bei meinem Martin Logan-Referenzsystem (mit RG9 MK3-Verstärker) einlegten, in der Annahme, dass wir so ziemlich dieselbe Musikdarbietung erleben würden. Zu meiner Erleichterung war dies jedoch nicht der Fall. Die Martin Logans erweckten jedes Sample mit einer derartigen Breite, Tiefe und einem solchen Glanz zum Leben, dass die vorherige Aufführung im Vergleich etwas blass und leblos wirkte. Es gab so viele Details und Dimensionen, dass sogar das einfach gestrickte Culture Beat-Discoalbum für mich nun einen Sinn ergab. Ich glaube, Michael und ich waren beide ein wenig überrascht von dieser Veränderung, denn an der Anlage, die wir zuvor gehört hatten, war für uns wirklich wenig 'Falsches' erkennbar gewesen. Im Gegenteil, sie hatte eine exzellente Leistung abgeliefert, die eigentlich kaum Wünsche offen ließ.

    Nun, der NAD 310 ist ein preiswerter Verstärker, der weit oberhalb seiner Gewichtsklasse boxt und einige clevere Designentscheidungen enthält, die dieses Kunststück möglich machen. Rachel Cramond schrieb 2012 einen ausführlichen Bericht über dieses Phänomen für die Zeitschrift Gramophone. (Man kann den Artikel ein paar Mal lesen, bevor Gramophone gebührenpflichtig wird). Neben der kostensparenden Reduzierung der elektronischen Bauteile um etwa 50 % gegenüber einer herkömmlichen Endstufe verfügt der NAD 310 über eine reine Class-A-Treiberstufe und eine sorgfältig abgestimmte Kombination aus MosFET- und bipolaren Transistoren. Ein erkennbarer Unterschied zu herkömmlichen A/B-Verstärkern besteht auch in den beiden großen Kondensatoren, die rechts neben dem Kühlkörper auf der Endstufenplatine platziert sind, und zwar zusätzlich zu den Netzteilkondensatoren, die sich unmittelbar neben dem Ringkerntransformator befinden (siehe Foto).

    Über die Sekundärkondensatoren stellt der NAD sicher, dass endstufenseitig stets genügend dynamischer Headroom vorhanden ist, selbst wenn der Verstärker nahe der maximalen Lautstärke betrieben wird. Bei einem 20-Watt-Verstärker lassen sich jedoch auch die Grenzen der Anstiegsgeschwindigkeit und der Signaldämpfung nicht leugnen. Daher ist es angebracht, ihn (trotz hoher Stromfestigkeit) mit einer reaktionsschnellen Elektronik am Eingang und empfindlichen Lautsprechern am Ausgang zu kombinieren. Meine Wahl von schirmlosen Silberkabeln und den wirkungsgradstarken Tannoy-Lautsprechern hat in dieser Hinsicht sehr gute Ergebnisse geliefert.

    Obwohl sich der NAD 310 bereits seit längerem in Michaels Besitz befand, hatte er ihn noch nie in einer so dezidierten Hörumgebung und so sorgfältigen Aufstellung gehört und war daher doch ziemlich überrascht, wie sehr die gute Leistung des Geräts auch von der Peripherie abhing. Und ich hatte noch nie ein Gerät in dieser erschwinglichen Preisklasse gehört, das sich in einer solchen Umgebung so respektabel behaupten konnte. Ich jedenfalls werde NADs eher unterdimensioniert wirkende Verstärkerkonstruktionen von nun an mit mehr Respekt begegnen. Denn eines kann ich Ihnen versprechen: Unter normalen Haushaltsbedingungen werden sämtliche Einschränkungen, die Sie in Verbindung mit dem NAD 310 wahrnehmen können, höchstwahrscheinlich durch die Einbindung in die Peripherie verursacht und nicht durch diesen Verstärker selbst.

    Technische Daten

    Leistungsverstärker

    • Typ: Integrierter Transistor-Stereo-Verstärker
    • Transformator: 100 VA, Ringkern
    • Leistungsaufnahme (max.): 92 Watt
    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm): 2x 20 Watt
    • Ausgangsleistung (RMS, 4 Ohm): 2x 30 Watt
    • Ausgangsleistung (RMS, 2 Ohm): 2x 40 Watt
    • Hochstromstabilität: < 2 Ohm
    • Frequenzbereich (+0,3dB): 20 - 20.000 Hz
    • Frequenzbereich (+/-3dB): 10 - 70.000 Hz
    • Harmonische Verzerrung (@25 Watt, 8 Ohm): <0.05%
    • Signal-Rauschabstand: 100 dB
    • Eingangsempfindlichkeit (Nennleistung @ 8 Ohm): 1V
    • Signaldämpfung (50 Hz): >100
    • Anstiegsrate: >20 V/usec

    Vorverstärker

    • Phono-Sektion: nicht verfügbar
    • Line-Eingänge: CD, Video, Tuner, Tape, Auxiliary
    • Eingangsimpedanz: 80 kOhm + 220 pF
    • Eingangsempfindlichkeit: 210 mV
    • Eingangssignal (max.): >10 V
    • Signal-Rauschabstand (1 Watt): 93 dB
    • Signal-Rauschabstand (max. Leistung): 106 dB
    • Infraschallfilter: -3 dB bei 10 Hz (12 dB pro Oktave)
    • Hochtonanpassung: +/- 7 dB bei 100 Hz
    • Bassanpassung: +/-6 dB bei 10 Hz
    • Abschaltbare Tone-Controls: ja

    Allgemein

    • Herstellungsland: Taiwan R.O.C.
    • Abmessungen: (B) 435mm x (H) 65mm x (T) 250mm
    • Gewicht: 5 kg
    • Jahr(e): 1995

  • Symphonic Line RG9 MK3

    Symphonic Line RG9 MK3

    Veröffentlicht: 16.4.2024

    Herstellungsdatum: 1994

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Integrated Amplifiers

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    Zum Thema High End

    Ich möchte diese Erkundungsreise mit einer scheinbar simplen Frage beginnen: "Was ist High End?" Denn in den letzten Jahren ist der Begriff in Zusammenhang mit Audiogeräten ziemlich häufig zitiert worden, wobei private Verkäufer und Geschäfte “High End"-Produkte sowohl im preiswerten als auch im luxuriösen Segment des Audiomarktes anbieten. Vielleicht sind solche Behauptungen berechtigt, vielleicht auch nicht. Doch wer soll das entscheiden, wenn wir uns über die Definition des Begriffs noch nicht im Klaren sind. Eine Möglichkeit, die Eingangsfrage zu beantworten, besteht darin, einen Blick auf den Ursprung des Begriffs in der HiFi-Branche zu werfen und sich zu fragen, was er für diejenigen Menschen bedeutete, die ihn prägten und zuerst für ihre Produkte verwendeten.

    In Amerika war es die Audio Research Corporation (ARC), die vor allem ihre großen Röhrenendstufen als High-End-Produkte bezeichnete. In Deutschland wurde der Begriff u.a. von Rolf Gemein (damals noch Vernissage Laboratorium), Dieter Burmester, der die gleichnamige und inzwischen international bekannte Audio-Firma betrieb, und zehn weiteren Audio-Manufakturen aufgegriffen. Gemeinsam gründeten sie die “High End Society” und gehörten zu den Gründungsvätern der High End Messe in München, die heute zur größten High End Audiomesse der Welt avanciert ist. Sowohl Gemein als auch Burmester wollten Audiogeräte entwickeln, die ursprünglich nicht für den Massenmarkt bestimmt waren (ein Wettbewerbsumfeld, in dem ihre Produkte aus Rentabilitätsgründen auf ihre Versand- und Produktionskosten hin überprüft werden), sondern sich darauf konzentrierten, die hochwertigsten Schaltungen zu entwickeln und die bestmöglichen Komponenten zu kombinieren, um das Maximum an Klang herauszuholen.

    Wenn man sehr lange Entwicklungszeiten mit außergewöhnlicher Ingenieurskunst und hochwertigsten Komponenten verbindet, wird das unweigerlich teuer. Und die meisten Hersteller befürchten, dass sie in dieser hohen Preisklasse ohne entsprechendes Marketing nicht genügend Nachfrage für ihre Produkte generieren können. Folglich sind die meisten Produkte so konzipiert, dass sie eher relativ betrachtet und innerhalb ihrer bestimmten Preisklasse die erforderliche Leistung erbringen. Ich habe einmal an einer Diskussion teilgenommen, bei der das Ingenieurteam eines Fernsehgeräteherstellers gerade die Audiosektion eines neuen Fernsehmodells entwickelt hatte. Der Einkaufspreis für die Komponenten wurde damals mit 35 EUR veranschlagt. Daraufhin wurde dem Team mitgeteilt, dass es ein Budget von 7,50 EUR habe, und es wurde gebeten, das Design dahingehend nochmals zu überarbeiten und mit den Lieferanten zu sprechen. Solche Entscheidungen sind in der Tat nicht selten. In dem beschriebenen Szenario sollte die Audiosektion für einen Fernseher im höherpreisigen Premium-Segment entwickelt werden und nicht etwa für ein günstiges Mitnahmeprodukt.

    Während die meisten erfolgreichen Unternehmen ihre Entwicklungs- und Produktionsabteilungen eher auf der Kostenseite verorten und sich bemühen, diese so schlank wie möglich zu halten, haben sowohl Rolf Gemein als auch Dieter Burmester ihre Produktphilosophie über alle anderen Überlegungen gestellt und damit eine Utopie geschaffen, in der die Kräfte des Marktes - Kräfte, die für alle anderen gelten - keine Wirkung zu haben scheinen. In diesem Sinne bedeutet High End verantwortungsvolle Hingabe an die Sache seitens des Herstellers bis hin zur Fertigstellung des Produkts. Und schließlich können High-End-Produkte vor allem wegen ihres höheren Preises nur dort existieren, wo Enthusiasten den zusätzlichen Aufwand würdigen und bereit sind, den höheren Preis zu zahlen.

    Allerdings kann im Umkehrschluss nicht alles, was einen hohen Preis hat, auch als High End bezeichnet werden. Diese Tatsache macht es den Kunden schwer zu erkennen, wo genau High End anfängt (und sich die Investition tatsächlich lohnt) und wo es sich nur um einen Begriff handelt, mit dem HiFi-Geräte um der höheren Gewinnspanne Willen unangemessen teuer verkauft werden. Als mir ein Freund (und unschätzbarer Unterstützer während der Bauphase unseres Hörraums) vorschlug, Heinz-Peter Völkel zu kontaktieren und ihn zu bitten, mir einige Symphonic Line-Produkte zum Testen zu schicken, war ich deshalb unsicher, was mich erwarten würde. Immerhin hatte ich meine HiFi-Anlagen mit großer Sorgfalt und ausgewählten Klassikern der Branche eingerichtet. Den Hörraum hatte ich soeben fertiggestellt, mit Akustik-Absorbern ausgestattet und war mit dem Ergebnis tatsächlich sehr zufrieden. Was konnte ich über die Produkte von Symphonic Line sagen, außer dass auch sie großartig klangen?

    Da ich immer noch nicht überzeugt war, schlug Heinz-Peter vor, dass wir uns auf den Norddeutschen HiFi-Tagen in Hamburg treffen sollten, wo Symphonic Line einen Raum von moderater Größe in der dritten Etage gebucht hatte. Als ich eintraf, fand ich Heinz-Peter und Rolf Gemein vor, die abwechselnd die Symphonic Line Produkte mit verschiedener Musik präsentierten. Nachdem ich bereits einige Stunden auf der Messe verbracht hatte, um mir verschiedene HiFi-Anlagen anzuhören, empfand ich die Musikauswahl an diesem Stand erfrischend und den Klang der Symphonic Line-Anlage aufgeräumt und anspruchsvoll. Das war mehr, als viele der anderen Stände zu bieten hatten, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass die Produkte dieser Manufaktur für mich tatsächlich eine Entdeckungreise wert sein könnten. Ein paar Tage später sprachen Heinz-Peter und ich darüber, wo ich meine Erkundungen am besten beginnen sollte. Wir waren uns schnell einig, dass es für den Blog hilfreich und lehrreich sein könnte, die Produkte von Beginn an kennen zu lernen. Und so starten wir unsere Geschichte mit einem RG9 MK3 aus der Zeit um 1995.

    Ein schwer fassbares Biest

    Es scheint, dass verchromtes Aranja (oder Grapefruit) damals zu den angesagtesten Farben für High-End-Produkte zählte, und der RG9 erfreut sich dieser glänzenden Oberfläche auf Basis eines Chassis aus gebogenem Messing, das 2 mm stark ist und von einer 10 mm starken Frontplatte geziert wird. Mit anderen Worten: Dieser Verstärker fühlt sich extrem solide an und ist ziemlich schwer. In der häuslichen Umgebung wirkt seine Oberfläche wie ein getönter Spiegel, was dem RG9 eine chamäleonartige Präsenz verleiht, die ihn aus manchen Winkeln besser und aus anderen weniger gut sichtbar macht. Beim Fotografieren habe ich versucht, alle Reflexionen zu minimieren, um die genauen Merkmale und Abmessungen des Geräts zu zeigen. Dabei habe ich auch einige der Flecken und Wunden enttarnt, die sich im Laufe seines 30-jährigen Lebens angesammelt hatten. Im täglichen Betrieb würden diese kaum auffallen, da man nur selten über den Spiegeleffekt hinaussehen würde. Außer auf diesen Fotos ist das Gehäuse des RG9 in Aranja kaum zu enttarnen.

    Das Symphonic Line-Logo, die Modellbezeichnung RG9 MKIII und die Beschriftung der Bedienelemente sind auf der Frontplatte eingraviert. Als Erstbenutzer fand ich diese Beschriftungen manchmal schwer zu lesen, besonders wenn ich das Gerät bei schlechten Lichtverhältnissen bediente. Mir ist auch aufgefallen, dass die Position der Drehknöpfe nicht leicht zu bestimmen ist. Bei drei Drehknöpfen gleicher Größe, Farbe und Gestaltung war es vermutlich am besten, sich die Funktionen der einzelnen Regler einzuprägen, bis man sie ohne hinzuschauen bedienen konnte. Von links nach rechts gehend ist der erste Knopf eigentlich ein Drehschalter, der den RG9 ein- und ausschaltet, in meinem Aufbau ohne dass ein Schaltgeräusch auf den Lautsprechern zu hören ist. Der nächste Regler zur Rechten ist der Eingangswahlschalter, mit dem zwischen den Quellen gewechselt wird, ebenfalls ohne hörbare Geräusche. Der dritte Regler schaltet schließlich zwischen dem Tape Monitor und dem Line-Signal hin und her.

    Der Lautstärkeregler ist der vierte und letzte Drehknopf in dieser Reihe und zeichnet sich durch seine größeren Abmessungen aus. Als ich zum ersten Mal daran drehte, war ich etwas enttäuscht, dass es sich nicht um ein gerastertes Poti handelte, sondern um einen sanft angleitenden und stets leicht zu bewegenden Regler. Inzwischen habe ich gelesen, dass es sich um ein Doppelmono-Design handelt, welches von hoher Qualität ist. Ich persönlich bevorzuge jedoch gestufte Regler, weil sie mir helfen, die Hörlautstärke in Schritten zu merken. Zum Beispiel drehe ich die Lautstärke an meinem Restek V1-Vorverstärker normalerweise um zwei Stufen zurück, wenn ich von Phono auf CD umschalte. Solche hilfreichen Anhaltspunkte fehlen auf dem RG9-Drehregler. Positiv zu vermerken ist, dass die Rückseite des RG9 viel leichter zugänglich ist, als die des Restek. Alle Chinch/RCA-Buchsen sind leicht zu erreichen und haben ausreichend Platz dazwischen, um die meisten HiFi- und High-End-Kabel aufzunehmen.

    Für Phono stehen zwei Chinch/RCA-Buchsenpaare zur Verfügung, von denen ein Paar zur Erhöhung der Eingangskapazität mittels Aufsteckadaptern verwendet werden kann. Außerdem befindet sich auf der Rückseite ein Schalter für MM- und MC-Tonabnehmer. Dieser Schalter hat mich einen Moment lang Nerven gekostet, denn bei meinen ersten Versuchen wollte er die Einstellung für MM nicht aktivieren. Anscheinend wurde der RG9 über einen längeren Zeitraum ausschließlich mit MC-Tonabnehmern verwendet, und die Schaltung hatte sich in dieser Position festgeklemmt. Dies ist tatsächlich ein häufiges Problem bei Relais, die über einen längeren Zeitraum hinweg nicht benutzt werden, egal wie gut sie gebaut sind. Ich wollte jedoch nicht einfach aufgeben, und nach einigen weiteren Versuchen rastete das interne Relais deutlich hörbar in der neuen MM-Position ein.

    Die hochwertige Drehklemme zum Anschluss des Massekabels ist ausreichend groß dimensioniert und in der Nähe des Phonoeingangs platziert. Das ist in der Tat praktisch, wenn man den RG9 mit Vintage-Plattenspielern koppeln möchte, die häufig noch ein fest verbautes Tonarmkabel mit angehängtem Erdungskabel haben. Für die Verbindung des Verstärkers mit den Lautsprechern gibt es einen Stereosatz WBT-Terminals. Sie eignen sich sowohl zum Anschluss von Bananensteckern als auch für blanken Draht oder Kabelschuhe, je nach Vorliebe. Alle Ein- und Ausgänge, einschließlich der Drehklemme für das Erdungskabel, sind mit 24 Karat vergoldet. Wie auch bei unserer Restek-Vorstufe biegt sich die Rückwand des RG9 beim Aufstecken sehr eng anliegender Stecker leicht nach innen. Dieser Eindruck gefällt mir an beiden Geräten nicht wirklich gut, und ich hätte mir gewünscht, dass die ansonsten so robust anmutende Rückwand an der Oberschale des Verstärkers etwas zusätzlichen Halt findet.

    Auch, wenn er auf einem HiFi-Rack platziert nicht gleich so massiv anmutet, bemerkt man doch, dass bei der Herstellung ausschließlich hochwertigste Materialien verwendet wurden, sobald man den Verstärker bewegen möchte. Bei rund 18 kg ist es jedesmal eine kleine Herausforderung, ihn auf einen Tisch oder in ein Rack zu heben. Wie auf den Fotos zu erkennen ist, sind die Originalfüße nicht sehr hoch. Das macht es schwierig, die Finger beim Anheben unter den Verstärker zu bekommen, und auch das Abstellen ist eine Herausforderung. Ich hätte mir gewünscht, dass die Füße zumindest hoch genug wären, dass die Finger beim Umstellen der Anlage nicht unsanft gequetscht zu werden. Ich habe manchmal gehört, dass sich High-End-Produkte und Komfort gegenseitig ausschließen, und ich denke, ich habe in diesem Bericht inzwischen genügend Beweise dafür gesammelt, dass diese Beobachtung nicht unbegründet ist. Doch Sportwagen sind ja auch nicht wirklich komfortabel — aber sehr, sehr sexy.

    Von Grund auf ehrlich

    Für den Start meiner audiophilen Erkundungstour konnte ich aus vier HiFi-Ketten wählen. Ich wog die Vor- und Nachteile eines jeden HiFi- Setups ab und entschied mich, den RG9 zunächst an der am wenigsten komplexen Kette kennenzulernen. Als Musikquellen dienten ein Philips GA 212-Plattenspieler mit einem AT VM95 E-Tonabnehmer der Einstiegsklasse, sowie ein Pioneer PD-S604-CD-Player, der vor kurzem mit einer Anti-Resonanz-Matte auf der Innenseite des Gehäuses nachgerüstet worden war, um das ohnehin sehr gute Laufwerk weiter zu stabilisieren. Beide Geräte galten in ihrer Klasse als musikalisch, aber keineswegs als High End. Wie gewohnt wurden sie mit Silver Solid-Core Chinch/RCA Verbindungskabeln des hier im Forum vorgestellten HBS4-Typs an den RG9 angeschlossen.

    Als Lautsprecher dienten ein Paar Epicure EPI 500 mit 10-Zoll-Tieftönern und zwei 12-Zoll-Passivstrahlern pro Box. Auch sie galten als recht musikalisch, obwohl sie eine messbare Senke im Frequenzgang im Übergangsbereich zwischen dem Tieftöner und den Passivmembranen aufwiesen. Das Erdungspotential zwischen den Geräten war harmonisiert, und die Lautsprecher wurden im großen Studio so aufgestellt, dass sie eine möglichst lineare Wiedergabe erzielen können. Wie immer habe ich mit Hilfe der akustischen Berechnungsblätter, die mir Peter Englisch zur Verfügung gestellt hat, die Grundpositionen bestimmt und dann die restlichen Zentimeter von Hand ermittelt. Schließlich erfolgte die exakte Abstimmung der Stereokanäle mit einem Lasermessgerät. Hinter dem Rack kreuzten oder berührten sich keine Signal- oder Stromkabel gegenseitig. Die Netzspannung wurde vom Sicherungskasten direkt in das System eingespeist, um Störungen zu vermeiden.

    Meine ehemaligen Komponenten an dieser Stelle, eine kleine Rotel-Vorstufe mit verbesserter Schirmung (kein schwieriges Upgrade, wenn man bedenkt, dass die ursprüngliche Bodenplatte aus Kunststoff war) und eine handgefertigte Becker-MOSFET-Endstufe, lieferten bereits eine punktgenaue Phantommitte, eine nahtlose Abbildung von links nach rechts, tonale Plastizität und Glaubwürdigkeit. Kurz gesagt, es gab wenig an meinem ursprünglichen Setup, was meine Ohren störte, was besonders herausstach oder was offensichtlich fehlte. Die Stärken der Becker-Endstufe waren ihre riesigen Kondensatoren von je 64.000 uF und ihre vier Hitachi MOSFET J49-Transistoren. Ihre Schwächen lagen fast überall sonst, von ihrem unterdimensionierten Transformator bis hin zu ihrer eigenwilligen Verkabelung. Schließlich waren es die Ruhe und Ordnung im Klang, die mich über lange Zeit an der Becker faszinierten.

    Beim Umstieg auf den RG9 MK3 behielt ich die Peripherie, d.h. unsere Audioplan PowerCord S und die Belden 9497-Lautsprecherkabel bei. Ich wusste sicher, dass die PowerCord S ein ausgereiftes Kabel von symmetrischem und resonanzarmem Aufbau ist, und die Beldenkabel hatten sich als hervorragende Spielpartner für Vintage-Lautsprecher erwiesen. Der Grund für meine Entscheidung war, dass ich nicht mehr als eine neue Komponente auf einmal einführen wollte. Ich schaltete die Anlage ein, legte eine CD ein und verließ den Raum für die nächsten 30 Minuten. Als ich anschließend wieder eintrat, wurde ich von einem ruhigen und kultivierten Klang begrüßt. Ich setzte mich in meinen Sessel, um der Musik zu lauschen, und war tief beeindruckt von der klanglich warmen und dennoch spannenden Erzählweise dieses Systems. Besonders gefiel mir das breite Spektrum an Klangfarben, die, jede für sich, in der Lage sind, Musik mit Erinnerungen zu verbinden.

    Die letzten Spuren statischen Flirrens, der Zischlaute und des Dunstes des Rotel-Becker-Combos waren verschwunden. Stattdessen gab es reichlich Raum für die individuellen Nuancen von Klavier, Streichern und Bläsern. Zu der verbesserten Trennung von Klangereignissen kam die höhere Leistung des RG9 hinzu, welche die Bässe der EPI 500 besser im Griff hatte. In dieser Kombination zeigten sich auch hier mehr Nuancen und mehr Textur. Die musikalische Darbietung wurde dadurch stets mit souveräner Sicherheit vorgetragen. Wie ein Künstler, der zu jeder Zeit aus dem Vollen schöpft, war diese dabei gleichzeitig einfühlsam und kühn. Das soll nicht heißen, dass der RG9 seine audiophilen Qualitäten bei jeder einzelnen Platte ausspielen würde. Wo bereits die Aufnahmen ihre Grenzen hatten, zeigte auch der RG9 diese recht deutlich auf. In diesem Sinne wirkte der musikalische Charme zu keiner Zeit ‘aufgesetzt’. Vielmehr wurde jedes Musikereignis maßvoll und ehrlich präsentiert.

    Praxisnahe Eindrücke

    Till Brönners Titel "A distant Episode" zeigte die erstaunlich dreidimensionale Abbildung des Pioneer CD-Tellerlaufwerks in Kombination mit Legato Link. Patrick Kellys Live-Performance von "A Litte Faith" offenbarte eine beeindruckende Tieftonpräsenz mit schnellen Anstiegszeiten des Verstärkers. Anders sah es jedoch bei seinem Titel "Land of Bliss" aus, der nicht dieselbe positive Transformation erfuhr. Peggy Lees "Fever" zeigte großartige Attacke und Decay, gepaart mit einer formidablen Differenzierung zwischen den Materialien der Schlaginstrumente. Cristin Claas' Titel "In the Shadow Of Your Words" präsentierte die vielfältigen Klangfarben des Gesangs, der Nylon- und Stahlsaiten und des Synthesizers. Obwohl die musikalischen Ereignisse oft zeitlich zusammenfielen, gelang es dem RG9, sie während der gesamten Aufführung einzeln darzustellen und in guter Ordnung und Proportion zu halten.

    Sean Heels Album "A Dry Scary Blue" kann trotz wiederholter Momente unangenehmen Clippings sehr nah und einfühlsam wirken. Auf dem RG9 klang es jedoch etwas kompakter und weniger luftig, als ich es gewohnt war. Andererseits wirkte Jörg Hegemanns viel gelobtes Album "High End Boogie Woogie" voll und einnehmend. Auf Jörgs Album wurde der Kontrabass von Paul G. Ulrich trennscharf und wunderbar vom Klavier separiert wiedergegeben. Gurgelndtiefe Basstöne erhielten mehr Raffinesse als zuvor, diese waren begleitet von einem erkennbar metallischen Beiklang und mechanischem Raspeln. So dezidiert hatte ich den großen Steinwayflügel noch nicht erlebt, wie zum Beispiel bei dem Song "When you and I were young, Maggie". An den besonderen Klang dieses Flügels konnte ich mich noch aus der Zeit der Studioaufnahmen sehr gut erinnern.

    Auf Phono umgeschaltet, strahlte das Album "Badgers and Other Beings" des Helge Lien Trios weiträumig und offen in den Raum, tonal wirkte es gleichzeitig intim und warm. Zusätzlich zu den üblichen Schwenks von links nach rechts fühlte sich die Bühne nun nahtloser und räumlich tiefer an. In meinem Setup war die Phonosektion sehr rauscharm und klanglich aufschlussreich, was sicherlich auch von der jeweiligen Umgebung abhängt. In unserem ländlichen Raum an der Nordsee ergeben sich wenige Störfaktoren. Die Instrumententrennung wurde auch bei schnellen, lauten und überfüllten Passagen beibehalten. Nachdem ich einige Zeit mit dem Hören verbracht hatte, vermutete ich, dass die einzigen noch limitierenden Faktoren die Lautsprecher und der Einsteiger-Tonabnehmer von Audio Technika sein mochten. Ich war gespannt, wie sich der RG9 in Kombination mit transparenteren Geräten, die in der Rangordnung weiter oben angesiedelt waren, schlagen würde.

    Höher in der Nahrungskette

    Unsere zweite Testumgebung bestand aus einem Marantz CD-17 CD-Player, einem Thorens TD 320-Plattenspieler mit einem Audio-Technica VM95 ML-Tonabnehmer (beide ebenfalls über Silver-Solid Core mit dem RG9-MK3 verbunden), sowie elektrostatischen Martin Logan SL3-Lautsprechern, die über ein Y-Kabel an den Verstärker angeschlossen waren. Bei Hybrid-Lautsprechern hatte diese Art der Verkabelung den Vorteil, damit sowohl das elektrostatische Panel als auch den dynamischen Tieftontreiber der SL3 separat anzusprechen und auf diese Weise die Rückstromführung zu verbessern. Dennoch sorgte ein einziger Kontaktpunkt auf der Seite des Verstärkers für die Wahrung eines homogenen Klangbildes.

    In seiner neuen Position sollte der RG9 MK3 eine RGR Model 4 Vorstufe ersetzen, die mit einer B&K ST140 Endstufe gepaart war. Es handelte sich um eine wohlklingende Kombination, die in der Lage war, feine Melodien nachzuzeichnen und aufschlussreiche Präsentationen zu liefern. Mit seinen noch moderaten 105 Watt pro Kanal wirkte der ST140 trotz seiner hohen Strombelastbarkeit bisweilen etwas schwach auf der Brust für die SL3, um auch bei gehobener Lautstärke noch die volle Attacke zu liefern.

    Ich begann damit, über den Marantz CD-17 zu hören und bemerkte schnell, dass die Musik nahtloser und das Klangbild dadurch konsolidierter wirkten. Da elektrostatische Lautsprecher sowohl nach vorne als auch nach hinten abstrahlen, ist ein perfektes Timing erforderlich, um die Lautsprecher im Raum ‘unsichtbar’ zu machen. Bei meinem üblichen RGR/B&K-Setup fühlte sich die Bühnenabbildung im Übergangsbereich zwischen dem linken Lautsprecher und dem linken Teil der Bühne, sowie zwischen dem rechten Lautsprecher und dem rechten Teil der Bühne, oft nicht ganz korrekt an, so dass einige Instrumente oder Noten deplatziert nach vorne sprangen. Dieser Effekt verringerte sich nun erheblich, und die Musik umspielte die Lautsprecher von ganz links bis ganz rechts. Auch die Integration der Tieftöner wurde verbessert, so dass schnellere und lautere Musik mehr Spaß macht.

    Als ich auf Phono umschaltete, war ich angenehm überrascht, dass ich keinen Verlust an Dynamik erlebte, wie es allzu oft der Fall ist. In diesem Aufbau verwendete ich das originale Symphonic Line-Netzkabel und war beeindruckt von seinem Beitrag zur Performance des RG9, besonders im Vergleich zu unserem eher günstigen und mit Geflecht geschirmten Lapp-Ölflex-Kabel, das ich nach nur wenigen Minuten des Hörens bereitwillig ersetzte. Die Fähigkeit eines Netzkabels, ein System musikalisch richtig klingen zu lassen, erstaunt mich tatsächlich immer aufs Neue.

    Nachdem ich mir das Album "Guzuguzu" des Helge Lien Trios angehört hatte, das viele musikalische Einblicke und auch ausreichend Dynamik bot, wechselte ich zu Manu Katchés Album "Neighbourhood". Vor allem Katchés Titel “Rose" verblüffte mich mit der Tatsache, dass ich die beiden Saxophone, die den Refrain zwar gemeinsam, jedoch nebeneinander stehend, spielen, noch nie so deutlich als zwei Instrumente hatte identifizieren können wie mit dem RG9.

    Der Schmerz des Abschieds

    Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich an Momente aus Ihrer Jugend erinnern, in denen die Party bei Ihnen zu Hause zu Ende war, und während Sie noch Ihren Gästen beim Verlassen des Hauses zusahen, dämmerte es Ihnen allmählich, dass Ihr Haus oder Ihre Wohnung wieder leer sein würde und Sie mit den emotionalen und physischen Nachwirkungen des Events allein gelassen würden? In solchen Momenten wird einem plötzlich schmerzlich bewusst, dass die Rückkehr zum gewohnten Leben einige Zeit und Mühe erfordern würde. Der Kopf schwirrt noch von den vielen neuen Eindrücken, und ich muss an die Worte meines HiFi-Kammeraden Luigi denken: "Wenn du es einmal gehört hast, bekommst Du es nicht mehr aus dem Kopf.”

    Und tatsächlich, als ich zu unserer Rotel & Becker-Kombination zurückkehrte, war ein Großteil der tonalen Breite und Fülle, die ich inzwischen als normal akzeptiert hatte, wieder verschwunden. Der Klang wurde heller und schärfer und zeigte leicht komprimierte Mitten. Was mich überhaupt nicht gestört hatte und mir zunächst nur als Upgrade erschien, war für mich inzwischen zu einer wesentlichen Eigenschaft der Musik geworden. Meinem Eindruck nach ist über die Wichtigkeit der tonalen Breite in der Musik noch nicht genug gesagt worden. Während sich der Großteil der HiFi-Diskussion immer noch um Dynamik, Bassleistung oder hochauflösende Dateien usw. dreht, ist das eine Element, das unsere Emotionen anspricht und die Macht hat, uns in unsere Erinnerung zurück zu führen, die richtige Tonalität. Und nach meiner bisher noch kurzen Erfahrung versteht es Rolf Gemein hervorragend, diese Karte zu spielen.

    Mehr erfahren:

    < High End Society | Symphonic Line RG2 MK3 >

    Technische Daten

    • Typ:  Integrierter Halbleiter-Stereo-Verstärker
    • Transformator: 430 VA, Ringkerntransformator mit Mumetall-Gehäuse
    • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ohm):  2x 140 Watt,
    • Ausgangsleistung (RMS, 4 Ohm):  2x 250 Watt
    • Hohe Stromstabilität:  > 2 Ohm
    • Phono-Sektion:  MM/MC mit anpassbarer Kapazität
    • Anzahl der Line-Eingänge:  3 + Tape-Schleife
    • Land der Herstellung:  Deutschland
    • Abmessungen: (B) 450mm x (H) 100mm x (T) 380mm
    • Gewicht: 18kg
    • Jahr(e): 1994 - 1998

Receiver

Receiver

Receiver sind diese seltsamen und hybriden Wesen, die die Eigenschaften und Funktionen eines Tuners, eines Vorverstärkers und eines Endverstärkers in einem einzigen Gehäuse vereinen, ein Versuch, der oft zu großen Kompromissen in allen Kategorien mit verheerenden Auswirkungen auf die Klangqualität geführt hat. Zwar bieten Receiver im Allgemeinen ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und viel Komfort, aber die Aspekte der Verhältnismäßigkeit einer Ausgabe und der Bedienkomfort wurden nie wirklich als musikalische Tugenden definiert.

Während getrennte Geräte sowohl dem Techniker als auch dem Besitzer mehr Freiheiten lassen, sind kompakte Geräte nicht unbedingt ohne Vorzüge. Zum einen hat der Entwickler theoretisch die ultimative Kontrolle über alle internen Verbindungen. Dies ist ein Vorteil gegenüber dem Konstrukteur von separaten Geräten, der nicht sicher sein kann, wie die anderen Komponenten der Kette aussehen werden. Gut konzipierte Receiver sind daher auch nicht viel billiger als ihre separaten Vettern, aber sie sehen nicht annähernd so beeindruckend aus. Vielleicht erklärt dies, warum es nicht allzu viele bemerkenswerte Receiver gibt.

  • HK 730 Twin Powered

    HK 730 Twin Powered

    Veröffentlicht: 23.5.2020

    Herstellungsdatum: 1975

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Receivers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Es heißt, dass Sidney Harman und Bernard Kardon in den höheren Etagen des Telegrafen- und Kommunikationsspezialisten David Bogen & Co. zusammenarbeiteten, bevor sie beide kündigten und 1953 in Stamford, Connecticut, Harman/Kardon gründeten. Von Anfang an konzentrierte sich das Unternehmen auf die Entwicklung von integrierten Empfängern, die den Begriff "High Fidelity" verdienen würden. Der erste Harman/Kardon Receiver, namens Festival D1000, war gleichsam einer der ersten kompakten AM/FM-Receiver der Welt und wies bereits Merkmale auf, die später zu den Markenzeichen von Harman/Kardon werden sollten, wie z. B. ein verkupfertes Gehäuse und unbegrenzte Frequenzwiedergabe. Obwohl Bernard Kardon bald darauf in den Ruhestand ging, verkaufte er 1953 seine Anteile an der Firma an seinen Partner Sidney Harman, der das Unternehmen in Harman International umbenannte. Vielleicht aus Respekt vor seinem pensionierten Kollegen, vielleicht aber auch, weil er einen Markennamen, an den sich die Kunden gerade erste gewöhnt hatten, nicht noch einmal ändern wollte, trägt das Unternehmen bis heute den Doppelnamen Harman / Kardon auf allen seinen Receivern, Tunern und Verstärkern.

    Die Strategie des Unternehmens, ein Produkt von höchster Qualität in jedem Preissegment zu bauen, bedeutete zeitweise, dass man zugunsten dieser Mission und der Möglichkeit, dafür höherwertige Komponenten einsetzen zu können, auf "Nice-to-have"-Funktionen verzichtete, was einige Kunden im Ladengeschäft verprellt haben mag. Andererseits hat gerade diese Konzentration auf das Wesentliche dazu beigetragen, dass sich das Unternehmen eine starke Fangemeinde aufgebaut hat, die es über die Jahre hinweg am Leben erhielt, wohingegen viele andere versagten. Der kultige HK 330 Empfänger wurde 1968 der Öffentlichkeit vorgestellt. Er steht als Beispiel für die Harman-Philosophie und wurde sehr gut aufgenommen. Der hier gezeigte HK 730 war das leistungsstärkste Modell derselben Produktreihe und wurde von 1975 bis 1978 gebaut. Seine soliden 50 Watt pro Kanal an 8 Ohm mögen nach heutigen Maßstäben relativ unscheinbar wirken, aber man muss bedenken, dass dieses Gerät noch vor den Receiver-Kriegen gebaut wurde, also bevor hohe Wattzahlen als intrinsischer Vorteil angesehen wurden. Stattdessen wurde das Gerät nach rein klanglichen Gesichtspunkten konstruiert, und die Komponenten wurden so ausgewählt, dass sie bei normaler Hörlautstärke musikalisch und mühelos funktionieren. Auf der Grundlage der verwendeten Komponenten wären ohne weiteres höhere Leistungswerte möglich gewesen, wenn man dies beabsichtigt hätte.

    Harman/Kardon war der Meinung, dass eine Begrenzung des Frequenzgangs außerhalb des menschlichen Gehörs auch die in den Frequenzen innerhalb des menschlichen Hörbereichs negativ beeinflussen würde. Daher liefert der HK 730 eine weitgehend lineare Leistung über ein breites Spektrum von 4 Hz bis 40.000 Hz. Wie bei allen Twin Powered Receivern von Harman verfügt das Gerät über eine Enstufensektion im doppel-mono Aufbau, wobei jede Seite über eine eigene Stromversorgung verfügt, sowie über eine dritte Stromversorgung für den Vorverstärker. Sowohl die Vor- als auch die Endstufe können separat verwendet werden, indem die Brücke auf der Rückseite des Geräts entfernt wird. Alle Frontelemente sind aus massivem Metall gefertigt und wurden mit hochwertigen Schaltern und Reglern versehen. Angesichts von Harmans Liebe zum Detail ist es ein wenig überraschend, dass die Höhen- und Bassregler nicht aus dem Signalweg entfernt werden können. Ein kleiner Fehler, der leicht zu verzeihen ist, wenn man das Gerät erst einmal in Aktion hört. Der Tuner und die Phonostufe sind wirklich ausgezeichnet. Das mit Kupfer beschichtete Gehäuse hilft, Interferenzen fernzuhalten, und die Komponenten sind sowohl gut ausgewählt als auch gut platziert.

    Das hier gezeigte Gerät musste nach dem Eintreffen bei uns aufgrund des Alters etwas nachgelötet werden. Besonders die Cinch/RCA-Anschlüsse auf der Rückseite können sich mit der Zeit lösen. Das originale US-Netzkabel wurde durch ein hochwertiges Lapp-Kabel ersetzt, und die Klemmen für die beiden Lautsprechersätze wurden der Einfachheit halber durch Bananenbuchsen ersetzt, um auch größere Durchmesser von Lautsprecherkabeln anschließen zu können. Die Klangwiedergabe ist lebensecht und natürlich, und die Lautsprecher lassen sich gut kontrollieren. Seine Qualität, Ausstattung und Leistung machen den HK 730 zu einem der besten klassischen Receiver, die je gebaut wurden.

    Technische Daten

    • Typ: AM/FM-Empfänger aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg
    • Abstimmbereich: FM, MW
    • Ausgangsleistung: 50 Watt pro Kanal an 8Ω (Stereo)
    • Frequenzgang: 4 Hz bis 130 kHz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.1%
    • Dämpfungsfaktor: 30
    • 2x Phono-Eingänge: 2,5 mV, 47 kOhms
    • Hilfs- und Bandeingänge: 150 mV, 30 kOhm
    • Eingangsempfindlichkeit: 2,5 mV (MM), 150 mV (Line)
    • Signal-Rauschabstand: 72dB (MM), 77dB (Line)
    • Abmessungen: (B) 432 mm x (T) 368 mm x (H) 140 mm
    • Gewicht: 13,7 kg
    • Herstellungsland: USA
    • Baujahr(e): 1975 - 1978

  • Kenwood KR-9400

    Kenwood KR-9400

    Veröffentlicht: 7.7.2022

    Herstellungsdatum: 1974

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Receivers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Der Kenwood KR-9400 war der dritte Receiver, der in diesem Blog vorgestellt wurde. Er wurde mir von meinem Leidensgenossen Luigi zum Testen zur Verfügung gestellt, der ihn zuvor von einem Sammler in Berlin erworben hatte. Zum Zeitpunkt der Übergabe an mich war der Kenwood bereits vollständig gewartet und, wo nötig, technisch restauriert worden. Durch ein unerklärliches Ereignis hatte dieser Empfänger jedoch seine originalen Holzseiten verloren. Die Holzapplikationen hätten nicht nur schöner ausgesehen und möglicherweise verhindert, dass Kinder ins Geräteinnere greifen konnten, sondern hätten auch dazu gedient, einen Teil der mechanischen Vibrationen, z.B. des übergroßen Transformators, zu absorbieren. Die Flanken des Geräts aus amerikanischem Nussbaumholz wiederherzustellen, schien zunächst eine verlockende Idee zu sein, aber ich stellte bald fest, dass es aufgrund der schieren Größe der beiden Flächen professioneller Unterstützung bedurfte. Schließlich war der Kenwood KR-9400 ein sehr großer Receiver, eine Tatsache, die teilweise verborgen blieb, weil die Gesamtproportionen recht natürlich erschienen.

    Bei einem ersten Blick unter die Haube konnte ich sehen, dass man sich bei der Konstruktion des Netzteils einige Mühe gegeben hatte. Während Harman Kardon den Weg der separaten Netzteile (eines für jeden Kanal ihrer HK 630 und 730 Receiver) gewählt hatte, mussten sowohl der Pioneer SX 850 als auch der Kenwood KR-9400 ihre Energie aus einem einzigen Netzteil beziehen. Beim Kenwood waren der Transformator und die Filterkondensatoren von beeindruckender Größe, um einen mühelosen Musikfluss zu ermöglichen, selbst in Kombination mit anspruchsvolleren Lautsprechern. Und wie es sich für einen Leistungsverstärker gehört, wurden die beiden Verstärkerplatinen aufrecht, direkt links und rechts neben dem großen Netzteil platziert. Zwei überdimensionierte Kühlkörper hielten die vier bipolaren NEC 2SD287-Transistoren pro Kanal in allen Betriebszuständen kühl. Die Transistoren des Typs NEC 2SD287 galten als gewöhnliche Leistungstransistoren, die eine lange Leistung und Wartungsfreundlichkeit gewährleisten sollten.

    Ähnlich wie bei Hafler-Verstärkern wurden beim KR-9400 keine Koppelkondensatoren verwendet, die verhindern würden, dass Gleichstrom die Endstufe erreicht. Diese Art von Konzept könnte möglicherweise Lautsprecher zerstören, aber audiophile Hörer neigten dazu, direkt gekoppelte Verstärker als unmittelbarer und aufschlussreicher klingend zu beschreiben, was möglicherweise darauf zurückzuführen war, dass ein Bauteil weniger im Signalweg vorhanden war. In Anbetracht der Zeit, in der dieser Kenwood-Receiver hergestellt wurde, hatte er einen relativ geringen Klirrfaktor von weniger als 0,1 %. Seine Ausgangsleistung war in seiner Klasse führend und bis zum Jahr 1974 in der Welt der Receiver konkurrenzlos. Manchmal wird sogar behauptet, dass seine schiere Leistung die Receiver Wars ausgelöste. Immerhin machten 120 Watt RMS pro Kanal an einer 8-Ohm-Last und 150 WPC an 4 Ohm diesen Receiver zu einem wirklich vielseitigen Begleiter für die meisten verfügbaren Lautsprecher und zusätzlich noch zu einem Konkurrenten für separate Vor- und Endstufen-Kombis.

    Der KR-9400 war der leistungsstärkste Receiver der 400er-Serie von Kenwood. Ausgehend vom hübschen KR-1400, Kenwoods leistungs-schwächstem Receiver mit 10 WPC an 8 Ohm, zählte die Firma die ersten Ziffern ihrer Receiver-Namen hoch, um das hier vorgestellte Modell zu erreichen. Ich habe im Internet Hinweise auf alle Receiver-Modelle von eins bis neun gefunden, mit Ausnahme des KR-8400, der anscheinend nur in kleinen Stückzahlen an Kunden in Nordamerika verkauft wurde und inzwischen sehr selten geworden war. Das Nummernschema bezog sich jedoch nicht nur auf die Verstärkerleistung. Höhere Nummern standen auch für mehr Anschlussmöglichkeiten und eine Vielzahl nützlicher Funktionen. Das mag den audiophilen Hörer von heute überraschen, der es gewohnt ist, in den höheren Preisklassen nur das Nötigste zu bekommen. Die moderne Theorie besagt, dass Musikalität und Reinheit geopfert werden, wenn mehr als ein Netzschalter und ein Lautstärkeregler an Bord sind. Aber nachdem ich mir den Kenwood KR-9400 ausgiebig angehört hatte, kamen mir Zweifel an der Gültigkeit solcher allgemeinen Behauptungen.

    Ich stellte den KR-9400 in unserem Hörraum im Obergeschoss auf, wo er mit einem Duo, bestehend aus einem Restek V1 Vorverstärker und einem Dynavox VR-70 Röhrenverstärker, konkurrieren sollte. Bei den Lautsprechern handelte es sich nach wie vor um unsere formidablen Epicure EPI 500 mit einem Widerstand von 4 Ohm, die zwischen 1973 und 1981 gebaut wurden. Es war nicht unwahrscheinlich, dass sich die Wege dieser beiden Legenden schon einmal zuvor in einem Higher-Fi-Haushalt gekreuzt hatten. Mir gefiel der Gedanke, diese Begegnung noch einmal zu ermöglichen. In unserer sommerlich aufgeheizten Wohnung im Obergeschoss neigten die meisten Verstärker zur Überhitzung. - Nicht so der KR-9400. Selbst nach stundenlangem Betrieb bei höherer oder niedrigerer Lautstärke stieg die Oberflächentemperatur des Geräts nie über 40 Grad. Das war gar nicht so schlecht, vor allem für ein Kombigerät, das eine Menge sauberer Leistung zu bieten hatte. Wärme kann bei MOSFET- und Röhrenverstärkern ein Problem sein, und der KR-9400 war weder noch.

    Die offensichtlichste Stärke des Kenwood war seine Fähigkeit, natürliche Bässe zu erzeugen, und nicht den intellektuellen Bass, den wir alle als linear, wahrheitsgetreu usw. zu akzeptieren gelernt hatten. Nein, es war eher die Art von Bass, die bei allen natürlichen Ereignissen vorhanden ist, die aber von Mikrofonen und Studios nicht gut eingefangen werden konnte. Und das soll nicht heißen, dass der Bass des KR-9400 in irgendeiner Weise zu viel, übermächtig, unpräzise oder erdrückend war. Eine Tatsache, die ich kaum glauben konnte, da man mir beigebracht hatte, der erdrückenden Präsenz von Bass zu misstrauen. Angeblich war er dann nicht "linear" oder für audiophiles Hören ungeeignet. Und wenn ich diese Zeilen in dem Artikel eines anderen Bloggers lesen würde, könnte ich immer noch meine Zweifel haben. Aber beim KR-9400 war Bass eine Bereicherung und wirkte überhaupt nicht unecht oder nicht linear. Dieser Eindruck wurde durch ausreichende Staffelung und außergewöhnliche Geschwindigkeit begünstigt.

    Als ich den Kenwood zum ersten Mal Musik abspielen hörte, schrieb ich Luigi, dass ich die Geschwindigkeit, mit der er die Musik präsentierte, nicht glauben konnte. Es fühlte sich fast so an, als wolle er die ganze Geschichte erzählen, als müsse vor lauter Übermut einfach alles auf einmal herauskommen. Nach ein paar Minuten des Zuhörens wandelte sich dieser anfängliche Schock in echte Bewunderung für ein Gerät, das offensichtlich ein großes Potenzial in Bezug auf Dynamik, Rhythmus und Geschwindigkeit besaß. Obwohl ich wie üblich zunächst mit Jazz-Alben begann, erkundete ich bald verschiedene Genres, um zu sehen, wie sich die erhöhte Geschwindigkeit auf die Musik auswirken würde. Dabei war ich angenehm überrascht von der Agilität unserer EPI 500 Lautsprecher, die nun noch flinker zu sein schienen, als es bei unseren anderen Geräten üblich war. Beim Hi-Fi-Hören schlossen sich Bass-Wumms und Geschwindigkeit oft gegenseitig aus. Das war bei dem KR-9400 ganz und gar nicht der Fall, der Bass und Geschwindigkeit als natürliche und mühelose Erscheinungen spielen ließ.

    Und doch gab es noch einen weiteren Widerspruch, den das Spitzenmodell von Kenwood zu überwinden wusste. In der Welt des Hi-Fi gehen wir natürlich davon aus, dass übermäßige Bässe unsere Fähigkeit, Nuancen im Mitten- oder Höhenbereich zu erkennen, beeinträchtigen würden. Da der Mensch nur eine einzige Membran hat, um alle Frequenzen der Musik zu verarbeiten, könnte eine stärkere Erregung der unteren Frequenzen die empfindlicheren oberen Frequenzen über die einzige Membran ersticken. Doch irgendwie schien dies beim Hören des KR-9400 kein Problem zu sein. Ich gebe zu, dass dieser positive Eindruck möglicherweise durch unseren geräumigen Hörraum begünstigt wurde, in dem unsere eigentliche Abhöraufstellung weniger als ein Viertel des verfügbaren Platzes einnahm. Da es keine parallelen Wände gab, wurden die Reflexionen auf natürliche Weise auf ein Minimum reduziert. In diesem Setup standen die Bassfrequenzen in keiner Weise im Konflikt mit den vom Mittel- oder Hochtonbereich erzeugten Frequenzen. In einem kastenförmigen Raum hingegen hätte die enorme Stärke in der Basswiedergabe leicht zu einer anderen Beurteilung führen können.

    Der KR-9400 bot zwei Phono-Eingänge für MM-Tonabnehmer mit ausgezeichneter Empfindlichkeit und hochpräziser RIAA-Korrektur. Die Phono-Eingänge teilten sich einen einzigen Massepunkt, was das Umstecken eines einzelnen Plattenspielers etwas erschwehrte. Die AM/FM-Tunersektion war von hervorragender Qualität und übertraf die Marantz-Modelle jener Zeit. Es gab einen AUX-Eingang für den Anschluss eines CD-Players oder Streamers sowie eine 6,3mm Mikrofonbuchse an der Frontplatte. Der Mikrofoneingang konnte durch Einschalten der "Sound Injection"-Funktion zur Musikquelle hinzugefügt werden, und der Mikrofonpegel konnte an den allgemeinen Lautstärkepegel angepasst werden. Zwei Tape-Schleifen waren über separate Schalter verfügbar. Die Aufnahme von einem Band auf ein anderes war möglich, während gleichzeitig eine dritte Musikquelle abgespielt wurde.

    Es gab separate Anschlüsse für eine externe Dolby Rauschunterdrückungseinheit namens Kenwood KF-8011 'De-Noiser' und für eine Oszillatoreinheit namens Kenwood KC-6060 A. Ein weiteres praktisches Merkmal war die 6,3-mm-Kopfhörerbuchse. Klangregler für Bässe, Mitten und Höhen ermöglichten eine grundlegende Raumkorrektur, und eine Tone-Defeat-Taste sorgte dafür, dass der Signalweg bei Bedarf von solchen Hindernissen unberührt blieb. Zusätzliche Hoch- und Tiefpassfilter sowie eine Taste für Loudness vervollständigten die umfangreiche Ausstattung. Alle Regler und Schalter waren von sehr hoher Qualität, der Lautstärkeregler bot 40 Stufen, die bei jeder Umdrehung vernehmbar einrasteten. Alles an diesem Receiver zeigte, dass Kenwood bei der Entwicklung seines Flaggschiffs keine Rücksicht auf Kosten genommen hat.

    Die aktive Signalquelle wurde durch eine LED-Leuchte auf der linken Seite der großen Tuner-Skala angezeigt, und eine weitere LED diente zur Anzeige, ob Stereo-Empfang möglich war. Die LEDs ermöglichten es, die wichtigsten Grundeinstellungen auch aus der Ferne zu überprüfen. Nicht so gut gefallen hat mir, dass der Lautstärkeregler in gleicher Größe und Design zwischen Balance und Eingangswahlschalter angeordnet war. Diese Platzierung würde es vor allem Gelegenheitsnutzern erschweren, den Empfänger sicher zu bedienen, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Wie es bei Receivern dieser Zeit üblich war, wurde der Lautstärkeregler bei der Wiedergabe von Musik von einer (leistungsstarken) CD-Quelle sehr empfindlich. Selbst mit unseren EPI 500 Lautsprechern, die einen niedrigen Wirkungsgrad von 88 dB hatten, wurde die volle Hörlautstärke bereits erreicht, wenn der Regler auf 9 Uhr eingestellt war.

    Technische Daten:

    • Typ: AM/FM-Empfänger der Nachkriegszeit
    • Abstimmbereich: AM, FM
    • Ausgangsleistung (8 Ohm): 2x 120 Watt
    • Ausgangsleistung (4 Ohm): 2x 150 Watt
    • Frequenzgang: 5 Hz bis 40.000 Hz
    • Harmonische Gesamtverzerrung: > 0.1%
    • Dämpfungsfaktor: > 50 (8 Ohm)
    • Lautsprecher-Impedanz: 4 bis 16 Ohm
    • Eingänge: 2x Phono, 2x Tape, 1x Aux, 1x Mic, 1x Dolby NR
    • Eingangsempfindlichkeit, Line: 150mV
    • Mikrofon-Empfindlichkeit: 2,5 mV
    • Phono-Empfindlichkeit: 2.5mV für MM
    • DIN-Empfindlichkeit: 150mV
    • Signal-Rauschabstand: 65 dB (Mikrofon), 70 dB (mm), 93 dB (Leitung/DIN)
    • Klangeinstellungen (+/-10 dB): 100 Hz, 800 Hz, 10.000 Hz
    • Lautstärke (+5/+8 dB): 100 Hz, 10.000 Hz
    • Hochpassfilter (-5 dB): 10.000 Hz
    • Tiefpassfilter (-8 dB): 100 Hz
    • Klangregler-Bypass: Bypass-Defeat
    • Ausgänge: 2x Tape, FM quad radial, 6,3mm Kopfhöreranschluss
    • Line-Ausgang: 150mV (Linie), 30mV (din)
    • Leistungsaufnahme: 750 Watt (max.)
    • Abmessungen: (B) 557 x (H) 166 x (T) 395 mm
    • Gewicht: 20,6 kg
    • Land der Herstellung: Japan
    • Baujahr: 1974-1976

    Zubehör:

    • Oszillator: Kenwood KC-6060 A
    • Rauschunterdrückung: Kenwood KF-8011 (Rauschunterdrückung)

  • NAD M-10 Streamer-Verstärker

    NAD M-10 Streamer-Verstärker

    Veröffentlicht: 10.12.2022

    Herstellungsdatum: 2019

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Receivers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Wenn ich an audiophilen Hörgenuss denke, ist meine erste Assoziation eine sorgsam aufgebaute Stereo-Anlage, einschließlich mindestens einer Röhrenstufe, mit achtsam platzierten Lautsprechern in einem speziellen Hörraum. Ich stelle mir vor, dass der Hörplatz ein gleichseitiges Dreieck mit den Lautsprechern bildet und dass ein Hochfloor-Teppichboden dazwischen liegt, der das akustische Gegengewicht zu einer hohen Decke bildet. Ich sehe mich selbst in dieser Position und verstehe, dass die absolute Perfektion des Klangbildes und der Tonalität nur von einem Zuhörer gleichzeitig genossen werden kann. Und obwohl dies leicht als eine egoistische Vorstellung angesehen werden könnte, kann ich Ihnen versichern, dass es in den meisten Haushalten nur eine einzige Person gibt, die sich für dieses Thema überhaupt interessiert und die bereit ist, ein HiFi-System auf diese Weise einzurichten. Audiophile sind eine seltene Spezies, und um die richtige Klangbalance zu erreichen, braucht man jahrelange Erfahrung.

    Als ich unseren Nachbarn Alexi zum ersten mal traf, war ich überrascht, als ich erfuhr, dass er eine Reihe von HiFi-Komponenten erworben hatte, die speziell dafür entwickelt worden waren, mit diesen Regeln zu brechen. Seine Duevel Planets-Lautsprecher zum Beispiel waren von omnidirektionaler Bauweise und verwendeten zwei glatte Kugeln, um den Klang rundherum in den Raum abzustrahlen. Dieses Konzept ermöglichte es den Zuhörern, von verschiedenen Hörpositionen im Raum aus einen gleichbleibend realistischen Bühneneindruck zu erhalten. In meinem Testbericht zu den Lautsprechern bestätigte sich der Vorteil, da sich auf diese Weise das Musikerlebnis von mehr als einem Zuhörer, sozusagen als gemeinsames Event, genießen ließ. Denn auch wenn das jeweils weniger anspruchsvolle Familienmitglied vielleicht nicht so viel Wert auf die technischen Details aus Klangbühne und Tonalität legte, war die Möglichkeit, an dem Erlebnis teilzuhaben, dennoch eine deutliche Verbesserung des Status Quo.

    Die zweite Komponente, die mit etablierten audiophilen Regeln brach, war Alexis DAD M-10 Musik-Streamer und Verstärker. Der kompakte NAD-Verstärker, der erst 2019 auf den Markt kam, bot eine kontinuierliche Musikleistung von 100 Watt pro Kanal an einer 8-Ohm-Last. Er wog etwa 2,5 Kilo und war mit einem großen LCD-Display ausgestattet, welches die gesamte Vorderseite des Geräts bedeckte. Alexi hatte die Schutzfolie noch nicht abgezogen, was auf den Fotos auch leicht zu erkennen ist. Es gab keine sichtbaren Tasten oder Leuchten, außer dem beleuchteten NAD-Logo auf der Oberseite des Geräts, das den Betrieb signalisierte. Ein unaufdringlicheres und weniger prätentiös aussehendes Gerät hätte es wohl kaum geben können. Und da ich selbst große und schwere Einzelkomponenten gewohnt war, konnte ich mir nicht sicher sein, was ich von diesem modernen Design zu erwarten hatte.

    Bei meinen ersten Besuchen im Haus von Alexi klang die Kombination aus M-10 Streamer-Verstärker und Duevel-Lautsprechern eher dünn und unorganisiert. Als ich die Duevels später in unserem Hörraum und an unserer Anlage (Röhrenendstufe, etc.) testete, war diese Schwäche verschwunden. Ich hatte das Gefühl, dass der NAD-Verstärker daran Schuld gewesen sein könnte, und gab Alexi unsere Tannoy XT 8f-Lautsprecher zum Testen mit. Im Gegensatz zu den Duevels klangen die Tannoys in Alexis Haus nun basslastig und übermäßig wuchtig. Als ich mir den Hörraum ansah und über meine Erkundungen zum Thema Raummoden nachdachte, erkannte ich, dass mit großer Wahrscheinlichkeit die Raumabmessungen für den wiederholt unausgewogenen Klang verantwortlich waren. Im Gegensatz zu unserem hundert Jahre alten Gebäude mit hohen Decken und gemauerten Wänden hatten viele moderne Häuser niedrigere Decken mit offenen Küchen- und Wohnräumen, in denen unter anderem harter Beton verbaut wurde.

    Niedrige Decken in großzügigen Räumen, die mit Betonwänden gepaart waren, machten die Aufstellung einer guten Stereoanlage fast unmöglich, da sie eine unvorteilhafte Kombination aus hohen und tiefen Frequenzen im Raum hervorriefen, was einen unharmonischen, topfig-klingenden Eindruck erzeugen konnte. Wir alle kennen diesen Effekt, wenn wir uns beispiesweise ein Pfeifen, Singen oder Klatschen in einer Tiefgarage oder in einem Fußgängertunnel unter Bahngleisen vorstellen. Zusätzlich zu diesen Eigenschaften erlaubte es uns auch das notwendige Mobiliar im Raum nicht, die Duevels oder Tannoys frei an ihren akustisch idealen Plätzen aufzustellen. Ohne es zu wissen, hatten Alexi und ich den perfekten Raum gefunden, um das volle Potenzial des NAD M-10 zu erkunden, der mit einer Dirac Live-Raumkorrektur ausgestattet war. Wir beschlossen, die Sache ernst zu nehmen und vereinbarten einen Termin, um Alexis System richtig auf den Raum anzupassen.

    Am Tag unserer Erkundung packte ich mein bestes Manfrotto-Stativ ein, das es uns ermöglichen würde, das Mikrofon in den exakten Positionen aufzustellen, die von der Kalibrierungssoftware vorgegeben waren. In der Zwischenzeit hatte ich auch gelesen, dass Dirac bereits in den 1990er Jahren als ein Forschungsprojekt der Gruppe 'Signale & Systeme' an der Universität Uppsala in Schweden seinen Anfang genommen hatte. Das Ziel des damaligen Forschungsprojekts war es, die Welt des Klangs durch digitale Nachbereitung zu verbessern. Den Forschern war nämlich unlängst bekannt, dass so gut wie alle Komponenten eines Soundsystems auch zu einer Veränderung des Klangs beitragen und dass der Hörraum unweigerlich eine dieser Komponenten ist. Die vom Forschungsteam der Universität Uppsala entwickelten neuartigen Algorithmen führten schließlich mit dem nötigen Kapital zur Gründung des Unternehmens Dirac Audio im Jahr 2001. Heute findet sich die Dirac-Raumkorrekturtechnologie in Audiogeräten von zahlreichen bekannten Herstellern der Branche: Arcam, Dynaudio, Emotive, Focal, Integra, JBL & Lexicon von Harman, Marantz, Monoprice, NAD, Onkyo, Pioneer, Quadral und Rotel, um nur einige zu nennen.

    Alexi lud das letzte Update der Dirac-Software auf seinen Laptop, und wir stellten das Stativ und das Mikrofon in Alexis bevorzugten Hörposition auf dem Sofa auf. Wir begannen unsere Analyse mit Dirac, indem wir ein paar Frequenzsweeps durchführten. Die daraus resultierende Grafik zeigte einen Tieftonhöcker bei 80-90 Hz. Sie zeigte aber auch, dass alle übrigen Bassfrequenzen ungleichmäßig reagierten, mit einer Senke bei 40 Hz und einer Spitze bei 50 Hz. Am anderen Ende des Spektrums folgte einem leichten Buckel zwischen 6-10 kHz ein steiler und auch sehr früher Lautstärkeabfall ab 12 kHz. Nach unsere ersten Messungen bestückten wir acht benachbarte Mikrofonpositionen, die einen dreidimensionalen Käfig um die zentrale Hörposition bildeten, indem das Mikrofon 50 cm diagonal in jede Richtung verschoben wurde. Dirac führte an jeder Position eine Reihe von Sweeps durch. Das sehr flexible Stativ ermöglichte es uns dabei, jede erforderliche Position genau zu treffen.

    Nachdem alle neun Positionen eingemessen worden waren, führte Dirac die Werte zusammen und schlug die optimale digitale Anpassung der Frequenzkurve von 19 Hz bis 500 Hz vor. Der NAD M-10 hätte auch noch die Berechnung für das höhere Frequenzspektrum durchführen können, allerdings hätte Dirac für diesen Service 100 EUR zusätzlich verlangt. Da die Tannoys ganz offensichtlich unter einem dröhnenden Bass gelitten hatten, beschlossen wir, uns das Ergebnis der Basskorrektur erst einmal anzuhören. Alexi übertrug die neue Kurve auf den M-10 und wir hörten uns einige derselben Lieder an, die wir auch vor der Korrektur gehört hatten. Eine Verbesserung war sofort deutlich hörbar. Der zuvor wummernde Bass war einem gut definierten, kontrollierten und nuancierten Bassverlauf gewichen. Infolgedessen war Diana Kralls Stimme lauter, klarer und klanglich präziser als zuvor. Was blieb, war das Gefühl, dass der Musik einige wichtige hohe Frequenzen fehlten. Das hatte zur Folge, dass die Aura um die Instrumente herum fehlte und die Musik noch etwas schal und leblos klang.

    Obwohl wir mit dem Ergebnis durchaus zufrieden waren, hätten wir beide gerne auch die Korrektur der oberen Frequenzen ausprobiert. Dennoch beschlossen wir, dies auf einen späteren Tag zu verschieben. Selbst mit der reinen Bassfrequenz-Korrektur war der NAD M-10 schon in der Lage, den großen Nutzen der professionellen Raumkorrektur unter räumlichen Gegebenheiten zu demonstrieren, die eine akustisch ideale Aufstellung der Lautsprecher aus welchen Gründen auch immer nicht zuließen. Ich konnte die positiven Auswirkungen auf die Bass- und Stimmwiedergabe deutlich heraushören und hätte zum ersten Mal in dieser Position sitzend gerne noch länger der Musik gelauscht. Es gab eine Vielzahl neuer Qualitäten in der Musik, die ich zuvor in diesem Raum vermisst hatte. Ich genoss den tieferen und strafferen Bass, der frei von unerwünschten Resonanzen im gesamten Hörraum war.

    Algorithmen zur Raumkorrektur sind immer dort sinnvoll, wo Raum und Lautsprecher unvorteilhaft miteinander in relation stehen. Und das kommt in privaten Haushalten und Räumen mit gemischter Nutzung deutlich öfter vor als man gemeinhin annehmen sollte. Der NAD M-10 bietet im Zusammenspiel mit Dirac eine zwar nicht gerade günstige jedoch sehr effektive Methode, um das eigene HiFi-System mit dem Hörraum zu versöhnen. Insofern bieten die beiden Hersteller NAD und Dirac gemeinsam vielen musikbegeisterten Menschen einen Mehrwert, die sich ohne die Möglichkeit der Raumanpassung mit einem eher mittelmäßigen Klangergebnis zufrieden geben müssten.

    Technische Daten

    VERSTÄRKER

    - Kontinuierliche Ausgangsleistung: 100W (4-8 Ohm)

    - Frequenzbereich: 20 - 20.000 Hz (±0,6 dB)

    - Harmonische Verzerrungen:  <0,03 % (20 Hz - 20 kHz)

    - Signal-Rauschabstand: >90 dB

    - Übersteuerung (8/4 Ohm): 130/230 W (@ 1 kHz, 0,1 % THD)

    - Dynamische Leistung (8/4 Ohm): 160/300 W

    - Dämpfungsfaktor (8 Ohm): > 190:1

    - Höhenanpassung: ±6,0 dB @ 20 kHz

    - Bassanpassung: ±6,0 dB bei 60 Hz

    - Kanaltrennung: >75 dB (1 kHz)

    - Eingangsempfindlichkeit Line: 1,0 V

    - Digitaler Eingang: -6,2 %FS

    - Stromaufnahme im Standby: 0,5 W

    DAC

    - Audio-Formate: MP3, AAC, WMA, OGG, WMA-L, ALAC, OPUS

    - Hi-Res Audio: MQA, DSD, FLAC, WAV, AIFF

    - Abtastrate: 32 Bit/192 kHz PCM (max.)

    - Bittiefen: 16 - 24

    BLU-OS

    - Unterstützte Betriebssysteme: Microsoft Windows XP, 2000, Vista, 7, 8 bis zu aktuellen Windows-Betriebssystemen und macOS-Versionen

    - Mobile Betriebssysteme (BluOS): Kostenlose Android und iOS App

    - Unterstützte Cloud-Dienste: Spotify, Amazon Music, TIDAL, Deezer, Qobuz, HDTracks, HighResAudio, Murfie, JUKE, Napster, Slacker Radio, KKBox, Bugs

    - Kostenloses Internet-Radio: TuneIn Radio, iHeartRadio, Calm Radio, Radio Paradise

    - Bluetooth-Standard: Bluetooth aptX HD (integriert)

    - Bluetooth-Konnektivität: bi-direktional, Empfang und Kopfhörer

    - Netzwerk-Konnektivität: Gigabit Ethernet RJ45, 802.11 b/g/n WiFi

    WEITERES

    - Abmessungen: (B)215 mm (H)100 mm x (T)260 mm

    - Gewicht: 2,5 kg

    - Land der Herstellung: N.N.

    - Jahr(e): 2019-2020


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  • Pioneer SX 850

    Pioneer SX 850

    Veröffentlicht: 26.4.2022

    Herstellungsdatum: 1976

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Receivers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Paionia Kabushiki-gaisha, ein japanisches Unternehmen, das im Folgenden schlicht als Pioneer bezeichnet wird, hat sich zum Erben einer langen Reihe herausragender professioneller und privater Elektronik entwickelt. Und obwohl Receiver nur einen kleinen Teil der Erfolgsgeschichte des Unternehmens ausmachten, dienten sie doch dazu, die Marke Pioneer in Europa und den USA bekannt zu machen. Pioneer wird manchmal nachgesagt, die berüchtigten Receiver-Kriege" während des Goldenen Zeitalters der Audiotechnik im Jahrzehnt von 1971 bis 1981 angezettelt zu haben.

    Das "Goldene Zeitalter" der Audiotechnik wird manchmal als solches bezeichnet, weil die Verbraucher in dieser Zeit bereit waren, einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens für kleine Fortschritte in der Hifi Technik auszugeben, was den Herstellern die finanziellen Mittel gab, langlebige Qualitäts-Komponenten zu verbauen, und ihnen die Freiheit einräumte, intensive Forschung zu betreiben, um die bestmöglichen Geräte zu bauen. Damals wurde der Markt noch von privaten und forschungsorientierten Unternehmen beherrscht, die um die Spitzenposition in den neu entstehenden Hi-Fi-Magazinen kämpften.

    Pioneer war nur ein Beispiel für diese grundlegende Einstellung. Das Unternehmen, das sich im Besitz der Familie Matsumoto befand, konnte bereits auf eine dreißigjährige Erfahrung in der Herstellung von Audioelektronik zurückblicken, als es den SX 850 auf den Markt brachte. Das Konzept eines All-in-One-Geräts mit Tuner, Vorverstärker und Endstufe war ursprünglich in den 50er Jahren von der amerikanischen Harman/Kardon Corporation erfunden worden. Japanische Hersteller wie Marantz, Sansui und Pioneer zogen jedoch schon bald nach und machten Harman/Kardon in puncto Qualität, Leistung und vor allem Kosten Konkurrenz.

    Obwohl sich in Japan eine starke Produktionsbasis für Receiver etablierte, wurden diese Geräte weiterhin hauptsächlich für die USA und Europa hergestellt und auch dort verkauft, da japanische Audio-Enthusiasten den Klang und die Vielseitigkeit separater Geräte dem kombinierten Angebot vorzogen. Kunden in den westlichen Ländern hingegen genossen die Tatsache, dass sie mit weniger als der Hälfte des Aufwands bereits nahe an die Leistung der Einzelgeräte herankommen konnten. Möglicherweise war es auch verkaufsfördernd, dass die meisten Empfänger über große beleuchtete Skalen und schicke Frontplatten verfügten, die den Akzeptanzfaktor zumindest bei westlichen Frauen erhöhten.

    Die Kehrseite der Medaille war, dass Receiver in der Regel weniger Leistung boten als separate Verstärker. Zumindest war dies der Fall, bevor Pioneer, seinem Namen treu bleibend, den weltweit ersten echten 100-Watt-pro-Kanal Receiver herausbrachte. Dieser wurde sogar von der Federal Trade Commission (FTC) der Vereinigten Staaten zertifiziert, die den nationalen Audiomarkt zu regulieren begonnen hatte, weil Hersteller immer häufiger falsche Versprechungen bezüglich ihrer Geräte machten. Der 1974 auf den Markt gebrachte SX-1010 war das (damalige) Flaggschiff von Pioneer und übertraf die Leistung der Konkurrenz um fast 40 Watt pro Kanal. Leider jedoch war der Ruhm nur von sehr kurzer Dauer. Im August desselben Jahres zog das japanische Unternehmen Marantz mit seinem legendären Modell 2325 nach, das 125 Watt pro Kanal leistete. Die Receiver-Kriege hatten offiziell begonnen, und jeder Hersteller versuchte, die Konkurrenz in Sachen Klangqualität und Leistung zu übertrumpfen.

    Der SX 850 fiel zwar auch in diese Zeit, aber seine bescheidenen 65 WPC an 8 Ohm zeigten, dass er in den laufenden Kriegsanstrengungen nicht zu konkurrieren versuchte. Man könnte dies aber auch als Vorteil sehen, denn nicht alle Monster-Receiver waren für den audiophilen Einsatz gut gerüstet oder hielten dem Zahn der Zeit stand. Für den täglichen Einsatz waren 65 Watt an acht Ohm (und 85 Watt an vier Ohm) durchaus in der Lage, die große Masse an herkömmlichen 2-Wege- oder 3-Wege Lautsprechern auf dem Markt zu betreiben. Und auch wenn die Receiver-Kriege später wahre Monster hervorbrachten, die sogar elektrostatische Lautsprecher und andere widerspenstige Konstruktionen antreiben konnten, war der SX 850 am besten für dynamische Lautsprecher mit mittlerer bis hoher Empfindlichkeit von 4-8 Ohm geeignet.

    Das hier vorgestellte Exemplar wurde in den Wochen kurz vor unseren Hörtests in seinen ursprünglichen Glanz zurückversetzt. Die Schalter wurden im Ultraschallbad gereinigt, die Kondensatoren überprüft und bei Bedarf ausgetauscht. Die Relais wurden gereinigt und der Offset nach Werksnorm kalibriert. Die (ausfallgefährdeten) Originallleuchten wurden durch langlebigere LED-lämpchen ersetzt. Das Echtholzgehäuse wurde von Kratzern befreit und auf seinen ursprünglichen Glanz poliert. Um darüber hinaus die Anschlussmöglichkeiten zu verbessern, wurde eine Kaltgerätebuchse anstelle des originalen US-Kabels eingebaut und vier Bananen-/Spatenklemmen an der Position des Lautsprecherausgangs "A" hinzugefügt. Der SX 850 war in einen Zustand versetzt worden, der aktueller und klanglich besser als NOS war. Sein Aussehen und seine Haptik machten den Eindruck, als sei seit 1976 keine Zeit vergangen.

    Die beeindruckende Breite und das hohe Gewicht des SX 850 hätten ihm einen auffallend prominenten Platz in jedem HiFi-Rack oder Möbelstück verschafft. Und die Bedienung der Knöpfe und Schalter fühlte sich eher wie in der Kommandozentrale eines U-Boots an als die Elemente eines gewöhnlichen Haushaltsradios. Tatsächlich war ich vom Gewicht und der Haptik des Pioneer so überrascht, dass ich mich gezwungen sah, das Gerät zu öffnen, um herauszufinden, woher dieser massive Eindruck stammte. Bei meinen Erkundungen konnte ich jedoch weder den großen Transformator noch das Holzgehäuse oder das Chassis als alleinige Ursache für das Gewicht und die solide Haptik bestätigen. Es war die Summe aller Qualitätsentscheidungen, die letztendlich zu dem Gewicht von fast 20 Kilogramm und der hervorragenden Steifigkeit dieses Geräts führten. Der 850 war sogar sieben Kilo schwerer als der Harman Kardon 730 mit seinen zwei Netzteilen.

    Kürzlich überholte Geräte haben oft die Tendenz, etwas altbacken zu klingen, bis die neuen Komponenten ausreichend eingefahren sind, um Teil des großen Ganzen zu werden. Und es war für mich schwer zu sagen, in welcher Phase des Einlaufprozesses sich unser Exemplar tatsächlich befand und wie sehr mein Klangeindruck von diesem Zustand beeinflusst wurde. Da ich jedoch schon während der Einlaufphase zahlreicher Geräte anwesend war, fühlte ich mich ausreichend informiert, um verborgene Potenziale frühzeitig zu erkennen. Während sich manche Geräte in den ersten Wochen etwas leichtfüßig und kurzangebunden anfühlen, empfing mich dieser Receiver schon jetzt mit einer riesigen Klangbühne, die sich von ganz links bis ganz rechts erstreckte, einem soliden und verlässlichen Mittenbild und einem dichten und muskulösen Klang. Es war, als würde er mit einem breiten Pinsel malen.

    Selbst direkt von unserer Restek V1 und Becker ST-200-Kombination kommend, konnte ich nicht anders, als mich von dem farbenfrohen und einnehmenden Klang der SX 850 anstecken zu lassen. Ähnlich wie beim Becker ging es beim Pioneer mehr um das Gefühl, Musikern beim Spielen ihrer Instrumente live zuzuhören, als darum, im hochpräzisen Mastering-Raum eines Aufnahmestudios präsent zu sein, vor allem bei instrumentalen Jazz-Passagen. Besen klangen überzeugend metallisch und behielten dennoch eine angenehme Weichheit. Diese Qualität hat mir bei Tony Bennett & Diana Kralls Album "Love is here to stay" sehr gut gefallen. Ebenso hatten sowohl Nylon- als auch Stahlgitarren ein natürliches Timbre mit angenehm weichen Höhen, wie ich beim Hören von José González' Album "Local Valley" feststellen konnte.

    Der SX 850 verstand durchaus etwas von Musik und bot in Verbindung mit unseren Silver Solid-Core-Verbindungsleitungen und Belden-Lautsprecherkabeln die stampfende und dennoch luftige Basspräsenz einer Live-Veranstaltung. Auch wenn der Bass auch nicht besonders nuanciert, vielschichtig oder kontrolliert war, zog ich persönlich diese Art von "musikalischem" Bass dem sterilen Eindruck vor, den einige neuere Verstärker-Designs mit Dämpfungsfaktoren von weit über 200 hinterließen. In seinem jetzigen Zustand eignete sich der Pioneer perfekt für längere Hörsessions, selbst für Hörer, die hohe Ansprüche an ihre Audio-Unterhaltung hatten.

    Sowohl männliche als auch weibliche Stimmen klangen üppig und vollmundig, jedoch stets mit einer Aura von leichter Zurückhaltung. Es war einfach nicht so viel Luft und Raum um die Sänger herum, wie ich es von unserer Restek & Becker Kombination gewohnt war. Bei den Sängern wurde ich das Gefühl nicht los, doch noch in einem Aufnahmestudio zu sitzen. Das soll nicht heißen, dass es etwas Unangenehmes an der Darstellung der Stimmen gab, sie klangen einfach weniger live als die übrige Musik und zeigten auch weniger Ausstrahlung als es seltsamerweise die Instrumente taten. Es schien mir, dass das Mittenband noch nicht so frei atmen konnte wie ein Teil des oberen und unteren Spektrums. Das mochte an der noch andauernden Einspielphase liegen, hätte aber auch durch die Konstruktion des Gerätes bedingt sein können. Letztlich war mir das aber egal, denn wenn man bedenkt, dass mein Benchmark die von mir favorisierte Kombination aus einzelnen audiophilen Geräten war, hatte der SX 850 schon eine wirklich beachtliche Leistung erbracht.

    Für Audiophile, die auf der Suche nach einer klassischen Lösung für ihre Zweit- oder Drittanlage sind und die Kosten für eine (mittlerweile notwendige) Überarbeitung nicht scheuen, hat Pioneer sicherlich einige lohnenswerte Receiver aus dem Goldenen Zeitalter im Angebot. Und der SX 850 war sicherlich ein Exemplar, das mir persönlich ans Herz wachsen konnte. Sein farbenfroher und mitreißender Klang, seine überragende Musikalität und seine beeindruckende Bühnenbreite machten ihn zu einem liebenswerten Begleiter für lange und genussvolle Audio-Sessions. Ausgestattet mit zwei MM-Phonoeingängen mit exzellenter RIAA-Korrektur, zwei Tape-Monitoren, einem Mikrofoneingang und einem Kopfhörerausgang, war er für die meisten Anwendungen gut geeignet. Er verfügte sogar über einen sehr praktischen -20dB-Stummschalter, mit dem der Lautstärke-Bereich eingestellt werden konnte, um Geräte mit hohem Eingangspegel, hochempfindliche Lautsprecher oder beides zu bedienen.

    Pioneer Unternehmensgeschichte

    Das weltbekannte Elektronikunternehmen wurde von dem japanischen Erfinder und Unternehmer Nozomu Matsumoto gegründet. Der 1905 geborene Sohn einer Missionarsfamilie aus Kobe interessierte sich schon früh für Elektronik und gehörte zu den ersten, die das Potenzial von Musikaufnahmen erkannten, um die Emotionen der Menschen anzusprechen. Er war der Meinung, dass eine Erforschung des Themas der Förderung des christlichen Glaubens dienen könnte.

    Daher gründete er 1936 den Vorläufer von Pioneer, die "Fukui Denki Shokai Seisakusho", was auf Englisch "Gospel Electric Works" bedeutet. Sein kleines Unternehmen nahm den Betrieb in seiner Heimatstadt Osaka auf und spezialisierte sich auf die Forschung und Entwicklung dynamischer Lautsprecher.

    Matsumoto ließ sich von westlichen Unternehmen inspirieren, die immer noch führend in der Unterhaltungselektronik waren und diese nach Japan lieferten. Matsumoto hatte jedoch die Vision, diese Technologie zu einer japanischen Technologie zu machen, und 1937 kamen seine ersten Experimente mit der Einführung des A-8 zum Tragen. Es wurde zum ersten Großserien-Lautsprecher des Unternehmens und Matsumoto nannte ihn den “Pionier". Dieser Lautsprecher war der erste mit dem Omega-Zeichen und der “Stimmgabel", die später zum Markenzeichen des Unternehmens werden sollten.

    Im Jahr 1938 verlegte Fukui Denki Shokai Seisakusho seinen Betrieb von Osaka nach Tokio, wo sich das wachsende Familienunternehmen auf den Bau und die Reparatur von Lautsprechern spezialisierte. Nozomu Matsumoto achtete darauf, seine Familie in den Betrieb mit einzubeziehen, und wurde dabei von seiner Frau Chiyo und seinen beiden Söhnen Seiya und Kanya tatkräftig unterstützt. Nach seinem Universitätsstudium übernahm Seiya die Bereiche Marketing und Vertrieb und wurde 1982 Präsident von Pioneer.

    Das Unternehmen mit dem langen und schwierigen japanischen Namen änderte 1962 seine Marke in "Pioneer", um einen stärkeren internationalen Bekanntheitsgrad zu erreichen, und wurde zu einem der weltweit führenden Entwickler von zunächst Audio- und später auch Videogeräten. Pioneer leistete wichtige Beiträge zur Erforschung und Entwicklung von Lautsprechern, war die treibende Kraft bei der Entwicklung der Laserdiscs und neben Sony und Marantz eines der ersten Unternehmen, das CD-Player herstellte.

    Pioneer blieb Matsumotos ursprünglichem Leitbild treu, das darin bestand, Audioprodukte zu entwickeln und herzustellen, die die Emotionen der Menschen ansprechen und fesseln sollten. Vielleicht war es diese Fokussierung auf das wahre Wesen des Hörens, die dem Unternehmen bis heute eine treue Anhängerschaft beschert hat.

    Technische Daten

    • Typ: AM/FM-Empfänger aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
    • Abstimmbereich: FM, MW, AM
    • Ausgangsleistung an 8 Ohm: 65 WPC
    • Ausgangsleistung an 4 Ohm: 85 WPC
    • Frequenzgang: 10 Hz bis 50.000 Hz (+0 dB, -1 dB)
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0,1% @ 8 Ohm
    • Dämpfungsfaktor: 25
    • 2 Phono-Eingänge: 2,5 mV, 50 kOhms (MM)
    • Eingangsempfindlichkeit: 150mV, 100 kOhms (Line)
    • Mikrofon-Empfindlichkeit: 6,5 mV
    • Signal-Rauschabstand: 70dB (MM), 90dB (Line)
    • Signalausgang: 150mV (Line), 30mV (DIN), 1V (Pre out)
    • Bassregler (100 Hz): ±10 dB
    • Höhenregler (10 kHz): ±10 dB
    • Lastimpedanz der Lautsprecher: 4 Ohm (Minimum)
    • Halbleiter: 3 x FET, 3 x IC, 56 x Transistoren, 36 x Dioden
    • Abmessungen: (B) 52,7 cm x (H) 17,3 cm x (T) 41,15 cm
    • Gewicht: 19,1 kg
    • Zubehör: FM T-Antenne
    • Land der Herstellung: Japan
    • Jahr(e): 1976

Lautsprecher

Lautsprecher

Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die menschliche Faszination für Lautsprecher von Anfang an vorhanden war. Nicht so sehr wegen der Technologie, die dahinter steckt, sondern einfach wegen der Tatsache, dass sie Klänge von bekannten Dingen wiedergeben können, ohne selbst das Ding zu sein. So kann ein Lautsprecher zum Beispiel das Geräusch von zerbrechendem Glas wiedergeben, ohne selbst aus Glas zu bestehen oder zu zerspringen. Er kann das Klirren von hartem Metall wiedergeben, ohne selbst aus Metall zu bestehen oder gegen etwas zu klirren. Und vor allem kann er den Klang von Stimmen und Instrumenten nachahmen, eine Disziplin, in der die menschlichen Ohren besonders empfindlich und daher kritisch sind. Selbst bei Menschen mit einer beginnenden Hörbehinderung gehören die Frequenzen der Stimme in der Regel zu den letzten, die verloren gehen.

Die meisten Lautsprechertypen versuchen zwar, Musik natürlich und akkurat wiederzugeben, sind aber in erster Linie Unterhaltungsgeräte und müssen als solche auf dem Unterhaltungsmarkt bestehen können. In dem Maße, wie sich unser Verständnis dieses Marktes und unser Verhalten als Verbraucher ändert, ändern sich auch die Designentscheidungen der Hersteller. Lautsprecher sehen heute ganz anders aus als in den siebziger Jahren. Während die modernen Modelle eher hoch, schlank und kühl aussehen, waren ihre älteren Vettern oft breiter und gedrungener mit warm wirkenden Holzoberflächen. Das sind aber nur die sichtbaren Merkmale und es wäre auch in Ordnung so, wenn es nicht noch einen anderen Trend gäbe, nämlich den der berüchtigten Zielgruppenanalyse.

Sind wir mal ehrlich. Ausgereifte Lautsprecher und die dazu benötigte Elektronik sind keineswegs günstig. Hersteller haben es daher mit einer eher reifen Kundengruppe zu tun, die den Platz, die Zeit und das verfügbare Einkommen hat, um sich gehobene Lautsprecher zu leisten. Während das Einkommen mit dem Alter steigt, ist dies bei unserem Gehör leider oft nicht der Fall. Man könnte durchaus argumentieren, dass die beiden Kurven diametral entgegengesetzt verlaufen. Ein Hörverlust beeinträchtigt sowohl unsere Fähigkeit, hohe Töne wahrzunehmen, als auch unsere Empfindlichkeit gegenüber niedrigen Lautstärken. Folglich wird bei A/B-Vergleichen in den meisten Fällen der Lautsprecher mit den lautesten hohen Tönen den Heimweg antreten. Leider wird dieser Lautsprechertyp ein Leben lang ein Ungleichgewicht in Bezug auf die natürliche Wiedergabe aufweisen, eine offensichtliche Schwäche, mit der sich alle zukünftigen Besitzer abfinden müssen.

Beim Verkauf können und werden viele Dinge schief gehen. Der Lautsprecher, der im Geschäft noch großartig klang, klingt vielleicht nicht mehr so gut, wenn wir ihn in unseren eigenen Wohnräumen aufstellen und an unser HiFi System anschließen. Der Raum, die Möbel darin und die elektrische Synergie mit unseren vorhandenen Komponenten beeinflussen den Klangeindruck. Wenn möglich, sollten die Lautsprecher daher in den eigenen vier Wänden getestet und verglichen werden. Einige Händler unterstützen uns dabei und ermöglichen uns solche Tests, aber das hat natürlich seine Grenzen, und wir könnten uns davon unter Druck gesetzt fühlen, schnell eine Wahl zu treffen. Die andere Möglichkeit ist der Kauf von gebrauchten Lautsprechern. Vorausgesetzt, die Lautsprecher sind beim Kauf nicht defekt, klingen sie entweder großartig oder können wieder verkauft werden, in der Regel zu einem ähnlichen oder sogar höheren Preis.

  • ATD Pata Acustica (Auditorium 23)

    ATD Pata Acustica (Auditorium 23)

    Veröffentlicht: 10.11.2021

    Herstellungsdatum: 1995

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Musik ist ein mehrdimensionales Ereignis, dessen Wiedergabe über Lautsprecher bestenfalls als Annäherung verstanden werden kann. Die offensichtlichste Dimension ist die "Lautstärke", und die große Mehrheit der Zuhörer wird den Unterschied im Eindruck, den Töne bei geringer oder hoher Lautstärke hervorrufen, nachvollziehen können. Das Nebeneinander von leise und laut eröffnet einen Raum, in dem die Assoziationen des Hörers von sanft und freundlich bis hin zu stark und bedrohlich reichen. Das menschliche Gehör fühlt sich in der Regel am wohlsten, wenn es Musik in einer Lautstärke zwischen 50 dB und 80 dB hört.

    Die zweite Dimension ist die "Frequenz". Die meisten Menschen sind in der Lage, den Unterschied zwischen einer niedrigeren und einer höheren Frequenz zu erkennen. Dies gilt insbesondere, wenn der erzeugte Ton zwischen 500 Hz und 3.000 Hz liegt, wo unser Gehör am empfindlichsten ist. Der Raum, der durch das Frequenzspektrum zur Verfügung steht, bietet Musikern und Instrumenten ein riesiges Spielfeld, das von ultra-tiefen Bässen bis zu den höchsten Tönen der Piccoloflöte reicht. In dem Bemühen, den linearen Frequenzbereich von Lautsprechern zu erweitern, um die Aspekte natürlicher Instrumente und darüber hinaus zu erfassen, wurde eine Menge Technik eingesetzt.

    Eine dritte Dimension ist das Timing. Es beschreibt die Fähigkeit einer Musikquelle, ihre Schallwellen synchron abzustrahlen, um die Geschwindigkeit und den Rhythmus eines Ereignisses einzufangen. Ein genaues Timing wird durch die Platzierung der Musikquelle im Raum unterstützt oder behindert. Die Überlagerung von Musikfrequenzen, die von den Wänden und der Decke zurückgeworfen werden, kann vom Gehirn des Zuhörers in der Regel am besten eliminiert werden, wenn zwischen den direkten und den reflektierten Wellen eine ausreichende Zeitspanne liegt. Hersteller von Lautsprechern haben verschiedene Lösungen entwickelt, um das Problem des Timings zu lösen. Tannoy und KEF haben zum Beispiel koaxiale Konstruktionen gewählt, während andere Hersteller Konzepte mit einzelnen Treibern wie elektrostatischen und magnetostatischen Membranen verfolgen.

    Und als ich die Pata Acustica hörte, wurde ich an eine vierte Dimension erinnert, die bei Vergleichen zwischen Lautsprechern oft vergessen wird, besonders in einem Land wie Deutschland, in dem sich meine Mithörer gewöhnlich auf Fakten und Zahlen verlassen und oft sehr skeptisch sind, wenn es darum geht, ihrem Gefühl zu vertrauen: Ich spreche von Klang und Timbre. Das heißt, die Fähigkeit eines Lautsprechers, der Klangfarbe des physischen Materials eines Instruments treu zu bleiben. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig beim Hören von klassischer Musik, Jazz, Folk usw., wo das gleichzeitige Vorhandensein vieler Instrumente einen Raum erfordert, in dem jedes einzelne durch seinen individuellen Charakter erkannt werden kann.

    Für Musiker sind Instrumente oft so wiedererkennbar wie die Stimmen von Freunden und Geliebten. Sie unterscheiden und bevorzugen oft einen Hersteller gegenüber einem anderen, allein aufgrund des Gefühls, das sie beim Spielen und Hören des Instruments haben. Lautsprecher, die in der Lage sind, einen Teil dieses unterschiedlichen Charakters beizubehalten, sind somit in der Lage, einen großen (und zusätzlichen) Raum zu eröffnen, in dem eine Vielzahl von Instrumenten und Stimmen durch ihren spezifischen Klangcharakter getrennt werden können. Und wahrscheinlich war es diese klangliche Korrektheit, die die Pata Acustica von vielen anderen Lautsprechern ihrer Klasse abhob und das Interesse der Leute von Auditorium 23 weckte, sie bei ihren audiophilen Jüngern zu bewerben.

    In den 90er Jahren war Auditorium 23 seit etwa zehn Jahren im Geschäft. Die Gründer glaubten an die klangliche Integrität von Single-Ended-Röhrenverstärkern und einfachen Class-A-Designs, die ihre süßen und weichen Signale zur Verstärkung in Hornlautsprecher zur weiteren Verstärkung einspeisen würden. Die Pata Acustica war offensichtlich kein Horn und als solches eine Ausnahme in ihrer Reihe exquisiter Lautsprecher. Mit einem Preis von knapp 4.000,- DM war sie deutlich günstiger als Falthorn-Konstruktionen, und sie war auch kleiner als die meisten anderen Lautsprecher. Die von ATD in Italien gefertigte Pata Acustica spielte mit 91 dB bei 1 Watt auch an kleineren Röhrenverstärkern laut und tonal korrekt. Und das machte sie zu einem echten Juwel im speziellen Hörerkreis des Auditoriums.

    Als die Pata Acustica zum ersten Mal zum Probehören in unser Haus kam, wusste ich so gut wie nichts über sie. Wie üblich zog ich es vor, meine Hörbeurteilung vorzunehmen, bevor ich mich in die Materie vertiefte, einfach weil ich meine Erkundung nicht auf ein bestimmtes Ergebnis hin ausrichten möchte. Alles, was ich von Luigi gehört hatte, war, dass sie an Röhrenverstärkern gut funktionierte. Wenn ich voreingenommen war, dann deshalb, weil ich befürchtete, dass die kleinen Lautsprecher in unseren geräumigen Hörräumen hoffnungslos verloren klingen würden. Ich kramte unsere beiden Ständer hervor, die wir für die KEF iQ30 gebaut hatten, entstaubte sie und befestigte sie auf Spikes in Richtung Hartholzboden. Dann klebte ich 5 mm dicke Filzpads auf die vier Ecken der Ständeroberseiten und stellte die Patas darauf. Bei meinen früheren Erkundungen hatten sich Filzpads immer als vorteilhaft erwiesen, um einem kalten elektronisch klingenden Top-End die Schärfe zu nehmen.

    Unser Testsystem bestand aus einem Technics SL1310-Plattenspieler mit AT VM540 ML-Tonabnehmer, der an eine Dynaco PAS-4 tube Röhrenvorstufe angeschlossen war, die wiederum einen Hafler XL280 Endverstärker speiste. Alle Verbindungskabel waren aus massivem Silber, wie das HBS4 unter Verwendung von Kupfergeflechtschirmung. Die verwendeten Lautsprecherkabel waren ein Paar Belden 9497, die ich mit Beryllium-Hohlbananas terminiert hatte. Zum Zeitpunkt des Abhörens waren alle Steckverbinder ausreichend eingespielt, um klangliche Reife zu erlangen und hatten sich über viele Monate hinweg bewährt. Ich war mit der Leistung dieses Systems im Zusammenspiel mit unseren relativ modernen Tannoy XT8F-Turmlautsprechern bestens vertraut.

    Als ich auf die Pata Acustica umschaltete, bemerkte ich, dass ich die Lautstärke ein wenig zurückdrehen musste. Das war für mich überraschend, denn ich hätte erwartet, dass die größeren Tannoys lauter spielen. Später habe ich nachgesehen und festgestellt, dass beide Lautsprecher den gleichen Wert von 91 dB an 8 Ohm haben. Meine einzige Erklärung dafür, dass die Patas lauter spielten, war, dass sie nicht so tief reichten wie die Tannoys und dadurch weniger Energie am Rande des hörbaren Spektrums verloren. Und das bringt mich zu meiner zweiten unmittelbaren Beobachtung: der mangelnde Tiefbass. Da die Tieftöner der Pata in das geschlossene Gehäuse eines Regallautsprechers eingebaut waren, konnten sie in der Disziplin Bass verständlicherweise nicht mit einem fast dreimal so großen Standlautsprecher mit Bassreflexöffnung mithalten. Seltsamerweise fiel dieser Mangel nur im unmittelbaren Vergleich auf, denn schon bald darauf gewannen andere Aspekte an Bedeutung.

    Statt des ultratiefen Wummerns der Bässe erzeugten die Patas das trockene Knurren, das man von manchen Holzinstrumenten kennt. Das Ergebnis war eine eher körnige und hölzerne Textur, die für klassische Musik, Jazz und Folk prädestiniert ist. Katie Meluas "Album No. 8" wurde mit einem wunderbar großen und soliden Phantomzentrum präsentiert. Ihre Stimme war üppig mit nur einem Hauch des ursprünglichen metallischen Klingelns der Aufnahme. Die Höhen waren zwar nicht übermäßig detailliert, aber wunderbar nuanciert und mit großartigem Timbre. Es war die angenehmste Wiedergabe dieses Albums, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gehört hatte. Die Kanaltrennung war großartig, und die Bühne reichte weit in den Raum hinein. Die Bühnentiefe hingegen war weniger beeindruckend. Sie litt unter der Notwendigkeit, die Lautsprecher nahe an der Wand aufzustellen. Diese Notwendigkeit kann sowohl ein Segen als auch ein Nachteil sein. Ich beschloss jedoch, mich nicht daran zu stören und bewunderte vielmehr die warmen Holztöne von Konzertgitarre und Klavier. Die Patas schafften es, die der Musik innewohnende Süße hervorzuheben, die vielleicht durch einen liebenswerten Mittbass-Buckel etwas verdickt wurde.

    Ich beschloss, noch einen Gang höher zu schalten und legte Ted Poor's "You already know" auf. Das Saxophon klang in meinen Ohren noch nie so süß. Das Schlagzeug, insbesondere die Kesselpauke, wurde mit großem Realismus hinsichtlich der jeweiligen Materialzusammensetzung wiedergegeben. Ich bemerkte hervorragende Transienten und eine große Trennung zwischen den Klangfarben der einzelnen Instrumente. Wenn ich den Effekt beschreiben sollte, dann wäre es: "Totales Eintauchen in die Musik". Obwohl es Momente gab, in denen die geringen Abmessungen der Pata Acustica deutlich wurden, war ich wirklich verblüfft, wozu diese Lautsprecher fähig waren. Besonders gut gefiel mir die Tatsache, dass ich ihnen zuhören und dabei völlig vergessen konnte, dass ich zuhörte. Als ich durch den Raum ging, stellte ich erfreut fest, dass ein Großteil der musikalischen Anziehungskraft des Pata erhalten blieb. Gut gemacht!

    Siehe auch: ATD Pata Acoustica (Auditorium 23, 1995) Audio-Demo

    Technische Daten:

    • Ausführung: 2-Wege-Regallautsprecher, geschlossenes Gehäuse
    • Treiber: (1x) 20 mm Soft-Dome-Hochtöner, (1x) 200 mm Papiermembran
    • Nennimpedanz: 8 Ohm
    • Empfindlichkeit: 91 dB
    • Belastbarkeit: 6-60 Watt RMS
    • Anschluss: ursprünglich Speakon (hier: modifiziert zu Bananenbuchsen)
    • Abmessungen: (H) 470 mm x (B) 270 mm x (T) 250 mm
    • Baujahr: 1995

  • Canton GLX 100

    Canton GLX 100

    Veröffentlicht: 27.3.2023

    Herstellungsdatum: 1983

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Im Jahr 2013, kurz vor der Geburt unserer Tochter, machten meine Frau Sabina und ich uns auf die Suche nach einem Paar Lautsprecher, mit denen wir unsere Reise in die Welt der Musik neu beginnen konnten. Was audiophile Genüsse anbelangt, waren wir beide etwas aus der Übung und wussten nicht, was wir anstreben sollten. Wir besuchten einige HiFi-Showrooms in der Umgebung von Frankfurt und kamen zu dem Schluss, dass wir nicht genug über Lautsprecher wussten, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Allerdings fühlten wir uns zu Canton-Lautsprechern hingezogen, die die Konkurrenz in puncto Klarheit übertrafen. Wir entschieden uns schließlich für ein Paar gebrauchte Canton Vento 890 DC, die wir bei einem Privatmann in Günsburg, Bayern, kauften, ohne zu wissen, dass die weltweit verbreitete Firma Canton eigentlich ganz in der Nähe unseres Wohnorts Frankfurt am Main ansässig war.

    Canton war unsere Eintrittskarte zum audiophilen Hören, noch bevor wir richtig begriffen hatten, was das bedeuten könnte. Die 890 DC waren aufschlussreiche Lautsprecher, die die Vorzüge und Schwächen eines Systems auf Anhieb aufzeigen konnten. Sie führten dazu, dass wir nach und nach unser Front-End von der Musikquelle über den Vorverstärker und die Endstufe bis hin zu den Kabeln, die die Geräte miteinander verbinden, verbesserten, bis wir einen kleinen Fehler an den Ventos selbst bemerkten: Egal, wie sehr wir uns bemühten, wir konnten diese Lautsprecher nicht dazu bringen, tonal ausgewogen zu klingen. Die Höhen, und vielleicht auch die oberen Mitten, klangen schlichtweg zu grell, um natürlich zu sein, und passten nicht zur ansonsten lobenswerten Raffinesse der Lautsprecher. Das Hören der Ventos konnte durch diesen Effekt schnell ermüdend werden, so dass wir sie schließlich wieder verkauften.

    Genau zehn Jahre waren seit dem ursprünglichen Kauf vergangen, und ich hörte wieder einmal Musik auf einem Paar Canton-Lautsprecher. Bei den GLX 100 handelte es sich jedoch nicht um große Standlautsprecher, sondern um kleine, unauffällige Regalboxen. Sie waren in schlichtem Anthrazit gehalten und nicht wie unsere Vento in glänzendem Silber, und die weichen Gewebekalotten-Hochtöner ließen mich hoffen, dass der Klang weniger harsch sein würde, als es noch bei den 890 DC der Fall gewesen war. Ich stellte sicher, dass ich die GLX 100 Regallautsprecher königlich behandelte, indem ich sie auf unsere MDF-Lautsprecherständer stellte und bei der Positionierung im Raum sorgfältig darauf achtete, dass die tonale Balance stimmte. Die GLX 100 hatte meine Tochter von ihrer mittlerweile verstorbenen Großtante geschenkt bekommen, und ich war froh, dass ich sie hier zum ersten Mal ausprobieren konnte.

    Wie üblich eröffneten die Cantons mit einer breiten Klangbühne und vermittelten sogar den Eindruck einer ordentlichen Bühnenstaffelung, wenn man sie etwas tiefer im Raum aufstellte. Ihre Darstellung weiblicher Stimmen war durchdringend transparent und schuf so ein sofortiges, einnehmendes Erlebnis, das die Ohren in höchster Alarmbereitschaft hielt. Ich bemerkte auch eine gewisse Rauheit im oberen Mitteltonbereich, die ich nur schwer identifizieren konnte. Es könnte sein, dass diese durch eine kleine Überlappung zwischen dem Mitteltöner und dem Hochtöner verursacht wurde. Um sicher zu gehen, entfernte ich das vordere Metallgitter, was den Effekt in meinen Ohren jedoch eher schlimmer machte. Diese Lautsprecher wurden offensichtlich so konstruiert, dass das Gitter nicht entfernt werden musste. Um eine größere klangliche Ausgewogenheit zu erreichen, rückte ich die GLX 100 näher an die vordere Wand des Raumes heran. Dadurch erhielten sie ein besseres Bassfundament, doch die Energie der Höhen wurde dadurch nicht verringert, was sich für meine Ohren als deutlich zu viel erwies.

    Widerwillig schaltete ich also die Klangregler an unserem Vorverstärker ein und drehte die Höhen um zwei bis drei Dezibel zurück. Das war gewöhnlich mein letzter Ausweg, wenn die Lautsprecher offensichtlich aus dem Gleichgewicht geraten waren. Die silbrigen und überakzentuierten Höhen ließen nach und offenbarten einen ziemlich anständigen Lautsprecher. Ohne diese Maßnahme wären die GLX 100 erstklassige Kandidaten für die vorzeitige Ermüdung des Gehörs, zumal, wenn sie mit einem halbwegs hochauflösenden Front-End betrieben wurden. Entwickelt für den Point-of-Sale, vermochten die Cantons in den 1980er Jahren zahlreiche Käufer überraschen und sind wohl öfter nach Hause gefahren, als sie es eigentlich verdient hatten. Es stand außer Frage, dass Canton wusste, wie man großartige Lautsprecher für diejenigen baute, die das Geld und Interesse hatten, diese kennen zu lernen. Doch ich konnte ebenfalls leicht erkennen, dass Canton auch wusste, wie man Lautsprecher an all diejenigen verkaufte, die noch neu auf diesem Gebiet waren.

    Technische Daten

    • Typ: 3-Wege Regallautsprecher
    • Prinzip: geschlossen, mit dynamischen Treibern
    • Übertragungsbereich: 28 - 30.000 Hz
    • Übergangsfrequenzen: 800 / 5000 Hz
    • Flankensteilheit Tiefton: 12 dB pro Oktave 
    • Flankensteilheit Mitten: 6 dB pro Oktave
    • Hochtöner: 20 mm, Gewebekalotte
    • Mitteltöner: 28 mm, Gewebekalotte
    • Tieftöner: 220 mm, Papierkonus
    • Nominale Impedanz: 8 Ohm
    • Belastbarkeit (RMS): 65 Watt
    • Resonanzfrequenz: 69 Hz
    • Terminal: Federklemmen für 2mm Kabel
    • Anzahl der Anschlüsse: Single Wire
    • Abmessungen: (B) 245mm x (H) 370mm x (T) 215 mm
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Gewicht: 5,5 kg
    • Jahr(e): 1983

  • Dahlquist DQ10

    Dahlquist DQ10

    Veröffentlicht: 12.8.2021

    Herstellungsdatum: 1973

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Verheiratete Hörer werden bestätigen, dass man etwas Besonderem auf der Spur ist, wenn die Ehefrau beim Nachhausekommen - ohne jemals vorher darüber gesprochen zu haben - einen aufrichtigen Glückwunsch zu den neuen Lautsprechern ausspricht. Ich kann mich nicht mehr an die genauen Worte erinnern, aber sie lauteten in etwa so: "Übrigens, ich habe die neuen Lautsprecher gesehen. Sie sehen absolut fabelhaft aus! Dürfen sie bleiben?" Bei uns ist Letzteres eine berechtigte Frage. Denn meistens sind die Lautsprecher nur zum Testen hier, bevor sie dann an ihre Besitzer zurückgegeben werden.

    Bei den ausgestellten Lautsprechern handelte es sich um ein Paar Dahlquist DQ10, die mir von meinem Freund und audiophilen Kollegen Luigi zum Testen zur Verfügung gestellt wurden. Das ist nichts Ungewöhnliches, und wer meine Rezensionen verfolgt hat, weiß, dass ich in den letzten Monaten viele von Luigis HiFi-Geräten getestet habe. Und - zu meiner Überraschung - war meine Frau nicht die einzige, die sofort ihre Zuneigung zu den Dahlquists zeigte. Meine Schwägerin, die zwar von meinem Hobby weiß, aber nicht regelmäßig bei uns vorbeikommt, war von den neuen Lautsprechern begeistert, als sie sie im Raum bemerkte. Ich denke, Sie werden mir zustimmen, dass Frauen so etwas normalerweise nicht tun, unabhängig davon, wie viel Geld man ausgegeben hat. Es ist in etwa so, als würde ein Mann die Schönheit des Make-ups oder der Schuhe einer Frau kommentieren. Normalerweise passiert so etwas nicht, oder? Und doch ist es bei den Dahlquists innerhalb kürzester Zeit zweimal passiert.

    Die Dahlquist DQ10 war der erste Lautsprecher, der von der Firma Dahlquist hergestellt wurde, die damals in Hauppauge New York ansässig war. Zu den Gründern des Unternehmens gehörten einige berühmte Namen der Audiobranche, wie Jon Dahlquist und Saul Marantz, Irving M. Fried und Werner Eymann. Das Design des DQ10 wurde erstmals 1972 auf einer New Yorker Audio-Show vorgestellt. Er war revolutionär, denn es verabschiedete sich von der traditionellen Kastenform konventioneller Lautsprecher. Dahlquist hatte stattdessen ein Gehäuse konstruiert, in dem die Treiber frei und phasenrichtig aufgehängt waren. Ab dem DQ10 wurde der Begriff 'Phased Array' zum Markenzeichen von Dahlquist.

    Die Design-Idee basierte lose auf den beliebten elektrostatischen Quad-Lautsprechern der 60er Jahre, und unter Dahlquist-Enthusiasten heißt es, dass es gelungen sei, den kraftvollen Bass dynamischer Konustreiber mit der geringen Brechung, der hohen Transparenz und der Phasengenauigkeit, die man von elektrostatischen Lautsprechern erwartet, zu verbinden. Der daraus resultierende Lautsprecher hatte eine quadratische und konvexe Frontfläche, die mit dunklem Stoff bespannt war und von schlanken Seiten aus Naturholz flankiert wurde. Für die Wiedergabe in Ohrhöhe wurden die Lautsprecher dann auf schlanke Ständer gestellt, die an ihrer Basis mit der Holzfarbe der Lautsprecherseiten übereinstimmten und jeden Lautsprecher auf drei schwarzen Säulen oder Pfeilern stützten.

    In Kombination mit den Lautsprecherständern sah die DQ10 von vorne leicht und untechnisch und von der Seite schlank aus. Sie hatte wohl mehr Ähnlichkeit mit einem Radiator als mit einem Lautsprecher, ein Aspekt, der sie sowohl als Designelement als auch als technisches Understatement auszeichnete. Seltsamerweise passte ihr Aussehen heute genauso gut in einen modernen Haushalt wie damals in den siebziger Jahren. So ist es nicht verwunderlich, dass zwischen 1973 und dem Ende der Produktion im Jahr 1988 fast 60.000 Paar Dahlquist DG10 verkauft wurden. Und bis heute ist die Dahlquist bei Audio-Enthusiasten beliebt und erreicht 4,8 von 5,0 Sternen auf audio-review. Da immer mehr Geräte aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters ausgemustert werden, sind die Gebrauchtpreise für diesen Lautsprecher in den letzten 15 Jahren wieder deutlich gestiegen.

    Die DQ10 verfügte über ein geschlossenes Bassgehäuse mit abgewinkelten Seiten und einem asymmetrisch angeordneten 10-Zoll-Konustreiber. Ein spezieller 5-Zoll-Mitteltieftöner unterstützte den Tieftöner und sorgte für den legendären Tiefmittelton der Dahlquist. Der Mitteltonbereich wurde von einem 1,75-Zoll-Softdome-Treiber erzeugt, genau wie der Hochtöner, der eine 0,75-Zoll-Kalotte besaß. Zur Erweiterung des oberen Frequenzbandes diente ein Superhochtöner in Piezotechnik. Mit Ausnahme des Tieftöners waren alle Chassis an Metallbügeln frei aufgehängt und strahlten sowohl nach vorne als auch auf die offene Rückseite des Lautsprechers ab. Eine 5-Wege-Weiche sorgte dafür, dass jeder Treiber nur ein begrenztes Frequenzband wiedergab und vom Tiefmitteltöner bis zum Superhochtöner bei 400, 1000, 6000 bzw. 12000 Hz abschaltete. Die Frequenzweichen-Komponenten spielten eine so wichtige Rolle für die Gesamtleistung der Dahlquist, dass es viele Spezialisten auf dem Markt gab, die Upgrades anboten.

    Die Dahlquist war für 8 Ohm ausgelegt und schien leicht anzusteuern zu sein, und dennoch erforderte das Phased-Array-Design viel saubere Leistung vom Verstärker, um optimal zu klingen. 150-200 Watt, gepaart mit einer hohen Strombelastbarkeit, kamen bei der DQ10 gut an. In vielerlei Hinsicht ähnelten ihr Leistungsbedarf und ihre Gesamtleistung den Lautsprechern von Martin Logan, Magnepan usw., die elektrostatisch oder magnetostatisch aufgebaut waren. Der positive Aspekt war, dass die DQ10 auch in diesem Bereich mithalten konnte und dass sich die Investition in einen anständigen Verstärker lohnen würde. Ich schloss die Dahlquist an unseren Hafler XL-280 Endverstärker an - mit zufriedenstellendem Ergebnis. Luigi versicherte mir jedoch schnell, dass der große Audio Research D-115 Röhrenverstärker (den ich bereits an ihn zurückgeschickt hatte) in der Lage gewesen wäre, noch mehr Leichtigkeit und Transparenz aus der DQ10 herauszuholen. Das war auch gut möglich, denn die Dahlquist mochte es, etwas härter angetrieben zu werden, um eine größere musikalische Kohärenz zu erreichen.

    Obwohl der Lautsprecher für viele Sitzpositionen relativ niedrig positioniert war, wurde seine Höhe weniger zum Problem, wenn man weiter davon entfernt saß. Ein großzügiger Abstand zu den Lautsprechern war wichtig, um die aus dem großzügigen Array-Design resultierenden Phasenunterschiede zu minimieren. In unserem nicht ganz perfekten Hörraum unter dem Dach saß ich nur zwei Meter von den Lautsprechern entfernt und hatte einen riesigen Freiraum hinter mir. Ich war positiv überrascht, wie voll und gleichmäßig üppig sie klangen, sowohl in meiner Hörposition als auch beim Durchschreiten des Raums. Die DQ10 erzeugten ein weiträumiges, intensives und volles Klangbild, das in vielerlei Hinsicht einer Live-Veranstaltung glich. Der volle mittlere Bass, der Raum zwischen den Instrumenten und das Timbre bei Jazz und Vocal Jazz erweckten den Eindruck, als wäre man bei einem schummrigen Konzert in einem kleinen Club. Die Lautsprecher erzeugten das realistischste Publikumsklatschen, das ich je aus einem Zwei-Wege-System gehört habe. Die Höhen waren detailliert und breit gefächert, wie man es von einem elektrostatischen Lautsprecher erwarten würde, und sie waren zu jeder Zeit nicht aggressiv. Die Stimmen waren liebevoll und satt mit einer leichten Tendenz zum Kehligen.

    Siehe auch: Dahlquist DQ10 Audio-Demo

    Wenn Sie es mögen, dass Ihre Musik üppig und harmonisch klingt, wenn Sie vollmundige Stimmen und ein Live-Gefühl bei der Wiedergabe von Musik mit akustischen Instrumenten mögen, wie sie in den Genren Jazz, Folk, Singer-Songwriter usw. zu finden sind, und wenn Sie einen kräftigen Hochstrom-Verstärker besitzen, mit dem Sie diese Lautsprecher kombinieren können, dann könnten die Dahlquist DQ10 genau die richtigen Lautsprecher für Sie sein. Geben Sie ihnen etwas Zeit, um sich einzuleben, und etwas Raum zum Atmen auf allen Seiten, und sie werden für Sie Musik machen wie nur wenige andere Lautsprecher heutzutage. Nicht zu vergessen ist natürlich auch der Faktor der Akzeptanz durch die Ehefrau.

    Technische Daten

    • Typ: 5-Wege-Phased-Array, offene Schallwand
    • Frequenzgang: 35 Hz - 27.000 Hz
    • Empfohlene Verstärkung: 150 bis 200 Watt
    • Crossover-Frequenzen: 400, 1000, 6000, 12000 Hz
    • Nennimpedanz: 8 Ohm
    • Bässe: 1 x 25,4 cm (Konus)
    • Tiefmitteltöner: 1 x 12,7 cm (Konus)
    • Mitteltonbereich: 1 x 4,45 cm (weiche Kalotte)
    • Hochtöner: 1 x 1,9 cm-Kalotte
    • Superhochtöner: 1 x piezoelektrisch
    • Abmessungen: (H) 99 cm x (B) 77 cm x (T) 33 cm
    • Gewicht: 22,7 kg
    • Jahre: 1973-1988

    crossXculture Business Language Training
  • Duevel Bella Luna

    Duevel Bella Luna

    Veröffentlicht: 8.5.2023

    Herstellungsdatum: 1999

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Als Menschen sind wir von Natur aus Sammler von Informationen und werden schließlich zu dem Medium, durch das diese Informationen verdaut und weitergegeben werden. Dies gilt vor allem für diejenigen unter uns, die sich, trotz aller Widrigkeiten, ihren Kindheitsdrang zum Forschen erhalten haben. Die Belohnung ist oft nicht viel mehr als ein kurzer und flüchtiger Moment der Erleuchtung, eine Geschichte, die man erzählen kann, und vielleicht ein paar blaue Flecken, die heilen. Und die Erkundung ist immer zufällig. Gerade wenn wir denken, dass wir es alles durchblickt haben, entsteht eine Wendung, öffnen sich neue Perspektiven. Denn wer weiß schon, was als Nächstes kommt.

    Mein Hintergrund in der Erforschung von HiFi-Klang hatte mich mit Alexi in Kontakt gebracht, der mir gerne seine omnidirektionalen Duevel Planet-Lautsprecher für einen Hörtest lassen wollte. Alexis Kollege Michael, dem mein Artikel gefiel, bat mich daraufhin, seine Teufel M200-Lautsprecher zu testen. An dem Tag, an dem ich die Teufels an Michael zurückgab, wurde ich Matthias vorgestellt, der seinen Devialet-Verstärker für einen Hörtest mitgebracht hatte. Als ich sah, wie Matthias den Verstärker mit seinen MIT-Lautsprecherkabeln anschloss und die klangliche Verbesserung erlebte, die der Devialet in die Gleichung der Musik einbrachte, war ich neugierig, was Matthias wohl noch so auf Lager hatte. Es stellte sich heraus, dass er ein Paar Duevel Bella Luna Diamante-Lautsprecher besaß. Nun... Alexi hatte mir bereits von ihnen erzählt.

    Wir vier machten einen Termin aus, um Matthias Anlage ein paar Wochen später bei ihm zu Hause zu testen. Wie sich herausstellte, waren die Duevels die meiste Zeit in einem privaten Zimmer untergebracht und mussten für unseren Anlass ins Wohnzimmer gebracht werden. Da das richtige Aufstellen von Lautsprechern ziemlich knifflig sein kann, bat Matthias um etwas Zeit, um das Projekt abzuschließen. In der Zwischenzeit freute ich mich darauf, die Kombination aus dem großen und üppig klingenden Devialet-Verstärker und den majestätischen Bella Lunas zu erleben. Ich war also bereit zu akzeptieren, dass gute Dinge vorwiegend denen vorbehalten sind, die sich die Zeit dafür nehmen zu warten. Warten ist übrigens eine wichtige Fähigkeit für jeden Entdecker.

    An dem Tag, an dem wir zur Hörprobe gerufen wurden, fanden wir die Bella Lunas an den langen Wänden eines tiefen und schmalen Wohnzimmers aufgestellt. Drei Stühle standen in der Mitte des Raumes, und die Lautsprecher bildeten ein gleichseitiges Dreieck mit dem Hörplatz, etwa im unteren Drittel des Raumes. Das bedeutete, dass hinter den Lautsprechern noch jede Menge Platz war, um den Eindruck einer Tiefen Bühne zu erzeugen. Das HiFi-Rack und die Anlage waren an einer Seite hinter den Lautsprechern aufgestellt, wobei die 3,60 m langen MIT Terminator 5-Kabel problemlos beide Kanäle erreichten und eine lang geschwungene Kurve in Richtung des entfernteren der beiden Lautsprecher bildeten. Ich konnte sehen, dass Matthias sich einige Gedanken über die Entkopplung seiner Bella Lunas gemacht hatte und sich für eine Kombination aus 3cm dicken, 40x40cm großen Granitplatten in Verbindung mit speziellen Lautsprecheruntersetzern aus Edelstahl und Akustiksicken für einen soliden Stand und eine effektive Schwingungsdämpfung entschieden hatte.

    Letzteres hatte natürlich auch bei der Wahl des Audio-Racks eine Rolle gespielt. Die Firma Finite Elemente aus Brilon hatte ihr legendäres "Spider" entwickelt, ein vielseitiges Racksystem, das sich an viele Größen von HiFi-Geräten anpassen ließ und mechanische Schwingungen, sowohl vom Boden des Raumes als auch von den anderen Geräten im Rack, hervorragend dämpfte. Das Spider-Rack beherbergte (von oben nach unten) einen Thorens TD 320 MK II-Plattenspieler mit Ortofon Vero MC-Tonabnehmer und einem verbesserten linearen Netzteil sowie ein Pro-Ject CD Box RS-Laufwerk mit einem Power Box RS Uni 1-Wege-Netzteil. Als DAC, Vor- und Endverstärker diente ein Devialet D-Premier. Der erste Verstärker, den Devialet je gebaut hat. Dieser war später technisch auf die Spezifikationen eines Expert 250 aufgerüstet worden, wie Matthias erklärte.

    Alle präsentierten Kabel waren von sorgfältig ausgewählter Audioqualität. So wurde zum Beispiel ein Mogami Neglex 2549 Mikrofonkabel zwischen dem Plattenspieler und dem Devialet verwendet, und ein 110 Ohm Inakustik Exzellenz XLR Kabel wurde für den CD-Transport verwendet. Matthias verwendete außerdem ein MacBook Air M1 mit Audirvana und Qobuz, um gestreamte Musik an den Verstärker zu übertragen. Es war offensichtlich, dass dieses System mit großer Sorgfalt eingerichtet worden war, und während der folgenden Hörtests kam es mir nie in den Sinn, dass irgendetwas musikalisch nicht in Ordnung sein könnte, was durch die Verwendung eines anderen Kabels oder eines leistungsfähigeren Racks hätte behoben werden können.

    Als wir mit unserer Hörerforschung begannen, waren Alexi und Michael so freundlich, mir den Stuhl anzubieten, der sich in der Mitte des Raums und im musikalischen Sweet Spot befand. Michael saß auf der gegenüberliegenden Seite des Raums, hinter den Lautsprechern und uns zugewandt. Ich schloss meine Augen, um mich besser auf die Musik konzentrieren zu können. Von Anfang an konnte ich hören, dass in dem Raum tatsächlich große Lautsprecher spielten. Sie bestätigten die klangliche Ausgewogenheit, die ich schon bei Alexi's Planets genossen hatte. Duevel-Lautsprecher deuten den Bass nicht nur an, sondern führen ihn voll aus, mit Attack und Decay, wie es auch ein Instrument tun würde. Der Devialet Expert 250 fügte der Musik eine zusätzliche Ebene der Kontrolle hinzu, die bei weniger guten Lautsprechern und in kleineren Räumen bisweilen als zu viel des Guten beschrieben wurde. In den wenigen Setups jedoch, in denen ich den Devialet gehört habe, habe ich ihn stets als einen der besten Verstärker empfunden, die ich je gehört habe.

    Nach etwa zwei Minuten des Hörens bemerkte ich eine leichte hornartige Kompression im Mitteltonbereich, die mich überraschte. Konnte das offene Horndesign der Duevels eine charakteristische Kompression des Mitteltonbereichs erzeugen, oder war es vielleicht der besondere Abstand zu den Wänden, der diesen Effekt hervorrief? Als meine Augen den Raum abtasteten, fiel mir auf, dass das MIT-Lautsprecherkabel des näher zum Verstärker liegenden Kanals so verlegt war, dass es sich mit sich selbst und mit einem der Netzkabel kreuzte. Auch hinter dem Rack kreuzten sich zwei Stromkabel. Ich bat Matthias, mir zu helfen, die Kabel zu befreien, und stellte erleichtert fest, dass die anfängliche Kompression verschwunden war und für den Rest unserer Sitzung auch nicht wieder auftauchte. Dies war ein weiterer Hinweis auf die absolute Empfindlichkeit der Musiksignale, die zwischen den Komponenten eines Systems übertragen werden.

    Vor die Wahl gestellt zwischen dem Pro-Ject CD-Transporter und dem MacBook M1 zu entscheiden, zog ich überraschenderweise das MacBook mit Audirvana und Qobuz vor. Der Pro-Ject spielte viel schärfere Höhen und wirkte insgesamt weniger ausgewogen und musikalisch. Es ist möglich, dass dieses Urteil auf das Zusammenspiel zweier leistungsstarker und analytischer Komponenten zurückzuführen war. Der genaue Grund für die Schärfe war für mich in der zur Verfügung stehenden Zeit jedoch schwer zu beurteilen. Für meine Ohren klang der Thorens TD 320 MK II mit dem Ortofon Vero MC-Tonabnehmer angenehmer und musikalischer und war für einen Plattenspieler extrem akurat in der Wiedergabe. Ich hätte auch nichts anderes von Matthias erwartet. Andererseits bot Vinyl nicht die beeindruckende Dynamik des M1-Laptops. Daher beschlossen wir, an diesem Nachmittag hauptsächlich Musik vom Mac abzuspielen.

    In Verbindung mit einem fähigen Verstärker, wie dem Devialet Expert 250, hatten die Duevel Bella Luna das Potenzial, uns zu begeistern. Obwohl die Raumaufteilung und das Mobiliar sicher nicht ganz ideal waren und jeweils nur einer von uns im Sweet Spot sitzen konnte, boten die Lautsprecher ein hohes Maß an naturgetreuer Abbildung und ausgewogener Tonalität. Der Pegel der Bässe, Mitten und Höhen schien genau richtig für den Anlass zu sein. Ihre Fähigkeit, viele musikalische Details gleichzeitig zu präsentieren, machte auch die digitale SAM-Lautsprecheroptimierungssoftware des Devialet-Verstärkers deutlich sichtbar. Obwohl SAM angeblich die Bassleistung bis zu 150 Hz korrigiert, beschnitt die Korrektur auch den Realismus der Stimmfrequenzen, so dass wir uns eher nach der ungeschminkten Wahrheit sehnten als nach der künstlich optimierten Kurve. Das Timbre der Instrumente und die gelegentlichen Spuren des Zögerns bei Stimmen wurden von den Duevels auf natürliche Weise bewahrt, was den ganzen Nachmittag über für ein unterhaltsames und fesselndes Hörerlebnis sorgte.

    Mit der möglichen Ausnahme unserer elektrostatischen Martin Logan-Lautsprecher und der schwer fassbaren Snell C4 spielten die Duevels vielleicht makelloser als die meisten Lautsprecher, die ich gehört hatte, und sie waren in der Lage, dies zu tun, ohne dabei an Homogenität zugunsten von Details zu verlieren, sofern es das Quellmaterial zuließ. Wie alle guten Lautsprecher profitierten auch die Bella Luna von einer sorgfältigen Aufstellung im Raum und von tadellosem Quellmaterial und optimaler Verstärkung. Wenn sie mit aggressiv klingenden Geräten oder Material gepaart wurden, waren sie nur zu gerne bereit, dieses deutlich zu zeigen. Aufgrund ihrer Größe profitierten sie von größeren Räumen und gerößerem Abstand zu den Wänden. Und obwohl omnidirektionale Lautsprecher in Bezug auf die Aufstellungsposition sicherlich nachsichtiger sind, blieb die Spitze des Stereodreiecks bei weitem der beste Platz zum Hören.

    Um die Erkundung des Nachmittags für die Nachwelt zu erhalten, erlaubten mir Alexi, Michael und Matthias, eine Aufnahme des Setups zu machen. Als Material für die Aufnahme wurde Seals CD-Album Best 1991 - 2004 und die akustische Version von 'Killer' gewählt.

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    Technische Daten

    • Typ: Standlautsprecher, 2-Wege
    • Konstruktion: omnidirektionales, Bassreflex-Gehäuse
    • Frequenzgang (±3dB): 40 Hz - 23.000 Hz
    • Belastbarkeit (RMS): 150 Watt
    • Hochtontreiber: 4,4-cm-Titankalotte, horngeladen
    • Mittel-Tieftöner: 22 cm dynamisch, Kevlar-Membran
    • Tieftöner: Druckgusschassis, M-Roll-Sicke
    • Durchmesser der Horndiffusoren: 280mm
    • Abstand zwischen den Diffusoren: 47mm
    • Trennfrequenz: N.N.
    • Frequenzweiche: phasenlinear
    • Leistungsempfindlichkeit (SPL): 91 dB
    • Nennimpedanz: 6 Ohm
    • Abmessungen: (H) 1050mm x (B) 325mm x (T) 325mm
    • Gewicht: 30 kg
    • Herstellungsland: Deutschland
    • Jahr(e): 1999 - 2023

  • Duevel Jupiter, Serie-1

    Duevel Jupiter, Serie-1

    Veröffentlicht: 12.5.2024

    Herstellungsdatum: 1998

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Matthias war in Sachen HiFi ganz sicher kein Freund von leichtfertigen Entscheidungen. Sein technisches Verständnis als Elektronikingenieur, gepaart mit seiner umfangreichen Lektüre und langjährigen Erfahrung in der Einrichtung von HiFi-Anlagen, hatten ihm ein ausgereiftes HiFi-System beschert, und seine Erkundungen neuer Geräte schienen vorerst abgeschlossen zu sein. Stattdessen war sein Fokus wieder auf die Musik selbst gerichtet, und er genoss mit Freude die Darbietung seines Devialet Expert 250 Verstärkers mit Duevel Bella Luna Lautsprechern. Der Devialet war ein modernes und hybrides Gerät mit internem DAC, eingebauter Raumkorrektur, vielseitigen Anschlussmöglichkeiten und einer ausgeklügelten 250-Watt-Ausgangsstufe pro Kanal, die von einem digitalen Netzteil gespeist wurde, welches in der Lage war, Impulsspitzen von bis zu 4000 Watt zur Verfügung zu stellen, und dies alles bei einem allgemein sehr niedrigen Rauschpegel. Dieser Verstärker ließ die Bella Lunas alle Arten von Musik mit großer Leichtigkeit präsentieren. Und so lautete schließlich auch mein sehr positives Urteil nach meinem Besuch bei Matthias im Mai 2023.

    Im Frühjahr 2024, weniger als ein Jahr nach meinem Besuch, teilte mir Matthias überraschend mit, dass er darüber nachdenke, von seinen lieb gewonnenen Bella Luna-Lautsprechern auf das damalige Flaggschiff von Duevel, die Jupiter, umzusteigen. Er erklärte mir, dass diese Lautsprecher früher völlig unerschwinglich gewesen seien, doch dass sie im Laufe von nunmehr 25 Jahren im Preis gesunken und dadurch recht attraktiv wurden. Und obwohl sie nur selten gebraucht zu finden waren, wurde gerade ein Paar Jupiter in erreichbarer Nähe zum Verkauf angeboten. Matthias stand vor einem Dilemma, denn einerseits war er mit seinen Bella Lunas wirklich zufrieden, andererseits versprachen die größeren und aufwändigeren Jupiter in vielerlei Hinsicht noch besser zu sein. Als ich Matthias zuhörte, wie er darüber nachdachte, ob er diesen Sprung ins Ungewisse wagen sollte, spürte ich das Kribbeln, das mich vor jeder neuen Erkundung in den Bann zieht und letztendlich auch zur Entstehung dieses Blogs geführt hat. Und so sagte ich ihm, dass, wenn er den Sprung wagte, ich bei ihm vorbeischauen und darüber schreiben würde.

    Matthias hörte sich die Jupiter zunächst zweimal im Haus des Verkäufers an, bevor er seine Entscheidung traf. Zum zweiten Termin brachte er sogar seinen Devialet-Verstärker und seine bevorzugten Lautsprecherkabel mit, um zu testen, ob die Jupiter dadurch zum Leben erweckt würden. Als er mit dem Ergebnis zufrieden war, wickelte er sie in Decken ein und fuhr mit ihnen voller Vorfreude zu seinem Haus zurück. Nebeneinander aufgestellt, überragten die Jupiter die ohnehin schon beeindruckenden Bella Lunas in einem unerwarteten Ausmaß. Dass sie 22 cm höher und 10 cm breiter waren, schien auf dem Papier weniger ins Gewicht zu fallen, als es im direkten Vergleich der Fall war. Der einzige Aspekt, der diesen doch beträchtlichen Unterschied hätte verraten können, war die Gewichtszunahme: von den immer noch moderaten 30 kg der Bella Luna auf die beeindruckenden 70 kg einer Jupiter. Ein Vorteil des größeren Gehäusevolumens war die Senkung der unteren Grenzfrequenz um 10 Hertz auf 30 Hz. Und während sich Matthias langsam an die Abmessungen der Jupiter in seinem Wohnzimmer gewöhnte, lauschte er seinen neuen Lautsprechern kritisch, bis auch der letzte Zweifel verflogen war und er seine Bella Lunas zum Verkauf anbot.

    Duevel-Lautsprecher sind Nischenprodukte und daher nicht unbedingt immer leicht zu verkaufen. Wir entschlossen uns jedoch, die Begriffe “omnidirektional" und "High End" mit in die Überschrift der Anzeige zu setzen, und so gelang es ihm bald darauf, ein neues Zuhause für sie zu finden. Es gibt richtige Fangemeinden für Rundstrahler, da einige audiophile Hörer der Meinung sind, dass Dipole und Rundstrahler die beste Möglichkeit bieten, eine möglichst natürliche Klangbühne im Hörraum zu erzeugen. Sowohl die Bella Lunas als auch die Jupiter sind omnidirektionale 2-Wege-Lautsprecher, deren Treiber auf horizontaler Ebene platziert sind und die hölzerne Horndiffusoren verwenden, um den Klang in einem 365-Grad-Radius im Hörraum zu verteilen. Während beide Lautsprecher einen nach oben abstrahlenden dynamischen Tieftöner mit Druckgusschassis und M-Roll-Sicken verwenden, kommt bei den Jupitern ein Hochleistungs-Treiber aus dem PA-Bereich mit Papiermembran zum Einsatz, der einen 10 cm größeren Durchmesser hat als der Treiber der Bella Lunas.

    Um zu dem größeren Tieftöner zu passen, muss der Hochtöner der Jupiter um einiges größer sein (10 cm statt 4,4 cm) und auch deutlich tiefere Frequenzen erreichen. Das hat zur Folge, dass der Hochtonbereich der Jupiter bereits 3.000 Hz früher, nämlich bei 20.000 Hz, abzufallen beginnt. Und obwohl dies bereits weit außerhalb des Hörbereichs der meisten Menschen liegt, reagiert der Hochtonbereich der Jupiter vielleicht auch dadurch empfindlicher auf geringe Veränderungen im Front-End, z.B. auf die Wahl der Interconnects und der Lautsprecherkabel. Die Gehäuse beider Lautsprecher, die der Bella Lunas und der Jupiter, sind nach dem Prinzip eines Helmholtz-Resonators konstruiert, wobei jede der vier Gehäuseecken eine auf die unterste Grenzfrequenz berechnete Bassreflex-Öffnung besitzt. Stabile interne Verstrebungen sorgen dafür, dass die Bässe trocken und weitgehend ohne interne Resonanzen wiedergegeben werden, selbst wenn man die Lautsprecher auf hoher Lautstärke betreibt. Allein die Hoch- und Tieftonchassis der Jupiter bringen zusammen fast 20 kg pro Lautsprecher auf die Waage.

    Matthias und ich organisierten unser Hörtreffen für Mitte Mai, ziemlich genau zu der Zeit, als ich die Bella Lunas ein Jahr zuvor zum ersten Mal gehört hatte. Wir luden auch Michael und Alexi ein, die beim ersten Mal dabei gewesen waren, doch nur Michael konnte sich für die Veranstaltung freinehmen. Anstelle von zwei Studiomikrofonen für die Erstellung eines YouTube-Clips brachte ich diesmal ein kalibriertes UMIK-1-Mikrofon mit R.E.W.-Raumanalyse-Software auf meinem MacBook mit, um Matthias bei der Aufstellung und Positionierung der Lautsprecher zu unterstützen. Als ich am frühen Abend dort eintraf, fand ich die Jupiter in gleichem Abstand zur linken und rechten Wand eines relativ schmalen und dennoch ziemlich tiefen Wohnzimmers stehen. In dieser Position befand sich etwa 1/5 des Hörraums hinter den Lautsprechern und etwa 4/5 davor. Die gewählte Vorzugsposition hatte ich anhand meiner Berechnungsblätter zur Verteilung von Raummoden ermittelt, die mir Peter English zur Verfügung gestellt hatte, und Matthias im Vorfeld mitgeteilt.

    Seit meinem letzten Besuch in dem Haus hatte sich einiges verändert: Matthias hatte die großen Terrassenfenster hinter den Jupitern mit Vorhängen abgedeckt. Der Parkettboden zwischen den Lautsprechern und dem Hörplatz war nun mit zwei Teppichen ausgelegt. Der Devialet-Verstärker war in einer zentralen Position zwischen den Lautsprechern aufgestellt worden, und sein MacBook M1 (mit Audirvana und Qobuz) war mittlerweile die einzige verfügbare Musikquelle. Zwei Typen von Lautsprecherkabeln verliefen entlang der Wände bis zum Verstärker: Eines der Kabel war eine aufwendige Eigenkonstruktion, bei der drei solid-core CAT7-Netzwerkkabel (AWG23) mit zwei CAT7-Multilitzen (AWG26) verflochten wurden. Das Zweite war ein fertig konfektioniertes "White Bird - Reference"-Kabel von Colours of Sound, eine Leihgabe des Herstellers selbst. Um den Umfang unseres Tests zu erweitern, standen uns außerdem ein MIT "Terminator" (zuvor an den Bella Lunas verwendet) und ein Sommer Cable "Elephant" zur Verfügung.

    Drei Stühle wurden nebeneinander aufgestellt, wobei die bevorzugte Hörposition der Stuhl in der Mitte war, und wir hörten abwechselnd von allen drei Positionen aus und probierten auch, vor dem mittleren Stuhl zu knien oder hinter ihm zu stehen, um einen umfassenderen Eindruck von der Akustik des Hörraums zu bekommen. Ich persönlich hätte es vorgezogen, den zentralen Stuhl ein paar Zentimeter weiter nach vorne zu rücken, was bei meinen Versuchen im Raum zu höherer Geschwindigkeit und mehr Details führte, während Matthias es vorzog, die Stühle in ihrer derzeitigen Position zu belassen, um eine noch größere musikalische Kohärenz zu erreichen. Wir begannen unsere Hörsitzung mit den installierten CAT7-Netzwerkkabeln und spielten Halie Lorens Titel "Whiter Shade of Pale", der live im Cotton Club aufgenommen worden war, und es wurde schnell klar, dass die Jupiter wirklich etwas bewegen konnten und auch wollten.

    Immerhin sind diese Lautsprecher für eine Verstärkerleistung von bis zu 200 Watt ausgelegt, und ihre Chassis sind, obwohl sie schon bei einem Watt einen hohen Wirkungsgrad von 92 dB haben, von Natur aus robust gebaut. Um eine möglichst lineare Wiedergabe zu ermöglichen, braucht vor allem der dynamische Tieftöner etwas Schwung. Je mehr wir uns der realen Konzert-Lautstärke näherten, desto mehr begannen die Lautsprecher, auch das Gefühl von Live-Musik zu vermitteln. Ihre Fähigkeit, Frequenzen bis runter auf 30 Hz originalgetreu wiederzugeben, hat diesen Effekt sicherlich noch verstärkt. Die omnidirektionalen Hörner der Jupiter erzeugten eine in ihrer Tiefe beeindruckende Klangbühne, die weit über die Lautsprecher hinausging und bis hin zur vorderen Wand des Raumes reichte. In unserem Setup mussten die Jupiter recht nah an den Seitenwänden aufgestellt werden, was zu einer leichten Unschärfe der Phantommitte führte. Die musikalische Detailwiedergabe war ausreichend, wenn auch nicht überwältigend. Es war gerade genug Information vorhanden, um die Musik natürlich klingen zu lassen.

    Von den Planets bis zu den Bella Lunas habe ich eine volle und natürliche Klangbalance als eine typische Charaktereigenschaft von Duevel-Lautsprechern kennengelernt, und auch die Jupiter glänzten in dieser Disziplin. Dadurch war es möglich, auch bei gehobenen Lautstärken ohne Ermüdung zu hören. Weitere Titel waren "Another Night" von Cody High und "Smoke on the water" Live in Osaka, 1972, von Deep Purple. Ich empfand, dass die Jupiter die Qualität der einzelnen Aufnahmen gut präsentierten und auch deren Grenzen aufzeigten. Sie förderten jedoch auch ein paar ungelöste Probleme in der Aufstellung und dem Raum zu Tage. Zum einen versetzte der Auf- und Abtrieb des Tieftöners den Bodenbelag unter den Lautsprechern trotz ihres enormen Eigengewichts in Schwingung. Dies führte bei manchen Liedern zu einer unangenehmen Resonanz. Matthias hatte zuvor stabile Steinplatten als Gegenmaßnahme unter die Bella Luna gelegt. Diese Platten erwiesen sich jedoch als im Durchmesser zu klein für die Jupiter.

    Zum anderen stellten wir fest, dass die Jupiter noch nicht so aufgestellt waren, dass sie ihre Leistung im Raum möglichst linear entfalten konnten. Messungen mit dem UMIK-1-Mikrofon in der Nähe des Hörplatzes bestätigten schließlich den wahrgenommenen Abfall des Schalldruckpegels um 6 dB zwischen 80 und 180 Hz. Dieser Effekt mochte zwar zur Verbesserung der akustischen Klarheit beigetragen haben, doch führte er auch dazu, dass diese großen Lautsprecher langsamer und weniger dynamisch klangen, als es sonst der Fall gewesen wäre. In der Tat habe ich die Erfahrung gemacht, dass größere Treiber Raummoden und Resonanzen noch verstärken und dadurch von ihren Besitzern mehr Aufmerksamkeit in Bezug auf die richtige Aufstellung verlangen. Matthias war natürlich noch im Prozess, seine neuen Lautsprecher zu erkunden, und er lernte bei jeder neuen Hörsitzung dazu, wie er am besten mit ihnen umzugehen hatte.

    Ein darauffolgender Wechsel von den geflochtenen CAT7-Netzwerkkabeln auf White Bird - Reference führte zu einem homogeneren Hörerlebnis mit einem volleren Bass, doch leider auf Kosten des musikalischen Detailreichtums. Obwohl unsere UMIK-1-Frequenzsweep-Messungen auch weiterhin die Senke zwischen 80 und 180 Hz zeigten, ist Musik nunmal ein komplexes Geschehen, das schwer zu analysieren ist, wenn man die Reaktion des Systems auf eine einzelne Frequenz aufzeichnet. Mir gefiel der Zuwachs an Kohärenz, doch ich konnte auch sehen, dass Matthias noch nicht bereit war, die aufschlussreicheren Höhen zu opfern. Micheal stimmte zu, dass der Unterschied zwischen diesen Kabeln tatsächlich so enorm war, dass jedes von ihnen einen Kompromiss darstellte, und so beschlossen wir, unseren Test auf weitere Kabel auszuweiten.

    Das "Elephant" von Sommer Cable erwies sich in vielerlei Hinsicht als Rückschritt. Es war weniger ausdrucksstark als das CAT7 und das White Bird, gab die Klangfarben nicht plastisch genug wieder und ließ Transienten vermissen, obwohl es Tiefbassläufe auf ähnlichem Niveau wie das White Bird wiedergab. In der Summe seiner Charaktereigenschaften könnte das Elephant-Kabel von Sommer vielleicht zu HiFi-Anlagen mit aggressiven Höhen passen, bei den Jupitern jedoch wirkte es fehl am Platz. Das MIT "Terminator" klang solider als all seine Konkurrenten. Es präsentierte die Musik in warmen Klangfarben und stets mit einer gewissen aristokratischen Zurückhaltung. Es herrschte ein Ordnungssinn vor, der gut zu einem entspannten Galaabend oder in die entspannte Atmosphäre einer Zigarrenlounge passen würde. Im Vergleich zum White Bird fehlte etwas an Ausdrucksstärke und Spannung, und im Vergleich zum CAT7 wirkte die Musik weniger nach vorne gerichtet und weniger aufschlussreich bei geringerer Bühnentiefe und -breite.

    Unter den weiteren Titeln, die wir in unserer Session hörten, waren auch "Nite Mist Blues", live aufgenommen beim Montreux Festival und dargeboten vom Monty Alexander Trio; eine weitere Live-Aufnahme "Empire State Express" von Richard Bargel; "Friday Smile" von Yello; "King of a Land" von Cat Stevens; und "Acoustic" von Billy Raffoul. Jeder Song diente dazu, verschiedene Stärken und Schwächen der aktuellen Anlage hervorzuheben, und in Gedanken verglichen wir den Klang der Songs mit den verschiedenen HiFi-Systemen, die wir gehört hatten. Zum Beispiel hatte ich "Empire State Express" erst ein paar Tage zuvor auf einer Symphonic Line-Kette mit Görlich-Chassis genießen dürfen und erinnerte mich lebhaft an die vielen Ebenen der Bassdynamik und die enorme Attacke in diesem Lied. Dieser Effekt kam bei den Jupitern in ihrer jetzigen Position nicht so stark zum Tragen. Ich erinnerte mich auch daran, wie ich "King of a Land" über unsere elektrostatischen Martin Logan SL3-Lautsprecher hörte, wobei Cat Stevens fast "visuell" genau in der Mitte der Bühne zum Leben erwachte, seine Stimme fühlte sich so intim an, dass man meinen könnte, der Künstler sei physisch im Raum anwesend. Es ist klar, dass jeder Lautsprecher sein eigenes Spezialgebiet hat, doch bei den Jupitern konnte ich spüren, dass es noch viel Potenzial gibt, das darauf wartet, entfesselt zu werden.

    Wir waren uns alle einig, dass die Aufstellung der Lautsprecher auf Steinplatten ihre Abbildung verbessern und die Schwingungen des Unterbodens reduzieren würde. Diese Platten müssten eine beträchtliche Größe haben, um das immense Gewicht der Duevels zu tragen. Filzpunkte unter den Steinplatten könnten von Vorteil sein, um die bestehende Ankopplung an den Boden weiter zu reduzieren. Die Lautsprecher mussten noch ihre bevorzugten Positionen im Raum finden, und Matthias und ich kamen überein, dass es am besten wäre, die genauen Abstände aller Positionen neu zu berechnen, wobei diesmal auch einige der Möbel im Raum berücksichtigt werden sollten. Matthias wollte außerdem herausfinden, ob er sein DIY-Kabeldesign verbessern konnte, indem er die Anzahl der Solid-Core- und Multilitze-Kabel optimierte. Uns allen gefielen die CAT7-Kabel, und wir waren gespannt, wie sie sich noch verbessern ließen. Indem er die Kabel selbst entwarf, würde Matthias noch mehr über den Verstärker, seine neuen Lautsprecher und über den Hörraum lernen.

    Der Devialet-Verstärker bot auch eine eingebaute SAM-Raumkompensation, doch wir hatten aus früheren Erfahrungen gelernt, dass der beste Klang zu erreichen war, wenn die Lautsprecher von vornherein richtig aufgestellt sind. Wie alle großartigen Lautsprecher zwingen auch die Jupiter ihre Besitzer dazu, mehr über Raumakustik und Elektronik zu lernen, um die hohe Perfektion zu erreichen, zu der sie fähig sind. Und nur ein echter Entdecker versteht es, diese Herausforderung zu schätzen.

    Ich bedanke mich für die Gelegenheit, von dieser spannenden Hörsession berichten zu können und wünsche weiterhin viel Spaß beim Erkunden.

    Technische Daten

    • Typ: Standlautsprecher, 2-Wege
    • Konstruktion: omnidirektional mit Bassreflex-Gehäuse
    • Frequenzgang (±3dB): 30 Hz - 20.000 Hz
    • Belastbarkeit (RMS): 200 Watt (300 Watt, Serie-2)
    • Hoch-Mitteltontreiber: 10-cm-Titankalotte, horngeladen
    • Tieftontreiber: 32 cm dynamisch, Papier-Membran
    • PA-Tieftöner: Druckgusschassis, M-Roll-Sicke
    • Durchmesser der Horndiffusoren: 385mm
    • Abstand zwischen den Diffusoren: 85mm
    • Trennfrequenz: 700 Hz
    • Frequenzweiche: phasenlinear
    • Leistungsempfindlichkeit (SPL): 92 dB (93 dB, Serie-2)
    • Nennimpedanz: 6 Ohm
    • Abmessungen Lautsprecher: (H) 1270mm x (B) 380mm x (T) 380mm
    • Abmessungen Sockel: (B) 420mm x (T) 420mm
    • Gewicht: 70 kg
    • Herstellungsland: Deutschland
    • Jahr(e): 1998 - 2008 (MK-1 und MK-2)

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  • Duevel Planets

    Duevel Planets

    Veröffentlicht: 17.11.2022

    Herstellungsdatum: 2012

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Als ich Alexi zum ersten Mal begegnete, war dies in unserer Rolle als Väter von Grundschulkindern. Es dauerte jedoch nicht lange, bis wir unser gemeinsames Interesse an Audiogeräten entdeckten. Ich war fasziniert von der Tatsache, dass er ein erfahrener Techniker im Bereich der Elektronik war, der das Herz eines Entdeckers bewahrt hatte und die Bedeutung von Kabeln dabei nicht grundsätzlich ablehnte. Ja, er besaß sogar ein Paar Lautsprecherkabel von Kimber mit denen er seine Lautsprecher mit seinem NAD Streamer/Verstärker verband. Aufgrund dieser Kombination von Tatsachen ging ich einfach davon aus, dass daraus sinnvolle Gespräche entstehen würden.

    Wie sich herausstellte, handelte es sich bei seinen Lautsprechern um ein Paar unauffällig anmutende und omnidirektionale 2-Wege-Türme mit nach unten gerichteter Bassreflex-Öffnung. Auf dem Gehäuse selbst war der Schriftzug “Duevel Planets" zu lesen, und über den nach oben gerichteten Treibern hingen jeweils zwei glänzende Kugeln. Der Tief-Mitteltöner hatte eine Kevlarmembran, während der Weichkalotten-Hochtöner unter einer Hornkonstruktion montiert war. Das ansonsten schnörkellose Gehäuse hatte eine saubere anthrazitfarbene Lackierung und stand auf vier Gummiabsorbern, die den belüfteten Gehäuseboden um 40 mm anhoben und als Koppelelement in Richtung Fußboden dienten.

    Egal, wie lange ich mir das Design auch ansah und darüber reflektierte, hatte ich nicht die leiseste Ahnung, was ich von diesen Lautsprechern erwarten konnte, vor allem, weil sie von einem kleinen deutschen Hersteller stammten, von dem ich bislang noch nichts gehört hatte. Alexi klärte mich auf, dass Duevel der Familienname der Firmengründer sei und dass sich das niedersächsische Unternehmen auf den Bau von Rundumstrahlern spezialisiert habe, die jedoch meist größer und auch schwerer seien als die Planets. Er erzählte mir, dass die Duevel Planets als konkurrenzlos in der 'unter 1.000EUR' Kategorie angepriesen wurden und eine Leistung erbrachten, die den weitaus teureren Modellen des Herstellers in nichts nachstand. Es fiel mir schwer, dieser Behauptung Glauben zu schenken, denn ich hätte erwartet, dass das Klangbild ihrem Äußeren entsprechen würde: klein, luftig, leicht metallisch und tonal dünn.

    Als Alexi seinen praktischen NAD-Streamer-Verstärker zum ersten Mal in Betrieb nahm, hatte ich dann auch tatsächlich den Eindruck, dass die Musik ein wenig dünn und ungeordnet klang. Ich hatte Mühe, eine genaue Stereomitte auszumachen, konnte aber auch sehen, dass die Abstände der Lautsprecher zur Vorderwand, aber auch der Abstand zwischen den Lautsprechern und dem Hörplatz ungleich waren. Die Lautsprecher waren auch noch nicht unter Berücksichtigung der spezifischen Resonanzfrequenzen, die sich aus den Raumabmessungen ergaben, aufgestellt worden. Obwohl der NAD-Verstärker über eine integrierte Software zur Raumanpassung und über ein Mikrofon zur Kalibrierung verfügte, wurde auch diese Funktion noch nicht genutzt. Die zufällige Überlappung von Frequenzen und die starke Verwischung der Laufzeiten hätte ich leicht als Bestätigung meines Verdachts gegenüber dem Lautsprecherdesign auffassen können.

    Ich sprach mit Alexi über meine Bedenken bezüglich der Positionierung der Lautsprecher im Raum und bot ihm auch an, ihm eine Endstufe aus meinem Bestand zu leihen, um seine Lautsprecher damit zu testen. Wir vereinbarten jedoch, zunächst für einige Tage unsere Lautsprecher zu tauschen: Er sollte meine Tannoy XT8F bekommen, während ich seine Duevel Planets testen durfte. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass er dabei mit Sicherheit das bessere Geschäft machen würde. Dennoch waren wir beide gespannt darauf, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Erfahrungen mit verschiedenen Lautsprecherkonstruktionen zu sammeln. Wie sich herausstellte, wurde es eine Herausforderung, die großen und schweren Tannoys mit dem Bollerwagen unserer Kinder zu Alexis Haus zu schaffen, während seine elf Kilo schweren Duevels problemlos zu unserem Haus getragen und gezogen werden konnten. Erster Punkt für die Duevels.

    Wir beschlossen, seine Planets in unserem Hörraum im Obergeschoss aufzustellen, der sehr großflächig war und schräge Wände hatte, die einen Teil des Nachhalls ablenkten. Die Duevels würden dabei ein Paar Epicure EPI 500 ersetzen, die aufgrund ihres natürlichen Basses und ihrer angenehmen Tonalität bereits seit einiger Zeit zu meinen Lieblingslautsprechern gehörten. Wir gaben den Epicure eine letzte Hörprobe, indem wir Titel von 2Cellos, Diana Krall und Norah Jones abspielten. Dann stellten wir Alexi's Planets genau an der gleichen Stelle auf. Wir spielten dieselben Stücke noch einmal und waren beide sichtlich überrascht, wie ähnlich die Planets den Epicure klangen. Alexi bemerkte gleich, dass die Duevels eine etwas schärfere Abbildung als die Epicure hatten, und ich spürte eine leichte Neigung zu analytischem und technischem Klang auf Seiten der Duevels.

    Bei dieser ersten Aufstellung standen die Planets direkt auf unserem Parkettboden, wobei ein Meter Abstand zwischen der Mittelachse der Treiber und der vorderen Wand des Raumes eingehalten wurde. Zufrieden mit unseren Ergebnissen der ersten Sitzung verabschiedeten wir uns voneinander. In den nächsten Tagen kehrte ich zu den Lautsprechern zurück, um verschiedene Aufstellungsoptionen zu testen. Ich stellte fest, dass die Basswiedergabe und die Tiefe der Klangbühne stark von der Dreiecksbeziehung zwischen den Lautsprechern, der vorderen Wand des Raums und der Hörposition abhingen. Und obwohl mir klar war, dass dies bei allen Lautsprechern der Fall war, schienen die Auswirkungen aufgrund der Rundstrahlcharakteristik noch deutlich ausgeprägter zu sein. Die vordere Wand wurde mehr als sonst zu einem Bestandteil des Hörerlebnisses, und Unterschiede in Form, Textur und Festigkeit dieser Wand wirkten sich auf den Klang der Musik aus.

    Der Bass wurde stärker, je näher ich die Duevels an die vordere Wand stellte. Ich stellte fest, dass die Abbildung bis zu einem Abstand von etwa 50 cm dabei bemerkenswert scharf blieb. Während mir bei einem Meter Wandabstand die Bässe und die unteren Frequenzen von Stimmen fehlten, klangen die Lautsprecher bei näherem Abstand zur Wand deutlich voller. Mir war auch bewusst dass sich der Wandabstand auf die Raumresonanzen und die Bassmoden im Verhältnis zur Sitzposition auswirkte, und ich war froh zu hören, dass der Bass wieder zunahm, wenn die Lautsprecher um mehr als einen Meter von der Vorderwand entfernt standen. In einem Fall stellte ich die Planets auf eine Position auf halber Strecke zwischen mir und dem Vorderwand und erfreute mich an der immensen Tiefe der Bühne, die ich erleben durfte.

    Allein aufgrund des Aussehens hätte ich gedacht, dass die nach oben gerichteten Chassis in Verbindung mit den beiden Kugeln die Planets anfällig für raumbedingte Ungleichheiten machen würden. In unserem Hörraum im Obergeschoss mit schrägen Wänden hatte der linke Lautsprecher nur etwa 50 cm Luft über sich, während der rechte Lautsprecher etwa drei Meter leeren Raum über sich hatte und auch nach rechts hin deutlich mehr Platz. Meine Bedenken waren jedoch unbegründet, denn die Kugeln dienten als definierte Punkte der ersten Reflexion und strahlten den Schall rund um den Lautsprecher herum und deutlich weniger nach oben ab. Infolgedessen klangen die Duevels ähnlich symmetrisch in ihrer Bühnendarstellung wie die Lautsprecher, die ich vor ihnen an derselben Stelle gehört hatte. Wenn überhaupt, dann wirkte das Phantom-Zentrum noch etwas natürlicher.

    Da mich der präzise und technische Klang der Planets immer noch ein wenig störte, experimentierte ich mit Polstern und Teppichen, die ich unter die Lautsprecher legte. Diese Veränderungen trugen dazu bei, dass ich nicht mehr den Charakter eines Mikrofons, sondern die Stimme eines singenden Menschen hörte. Ich könnte mir vorstellen, dass es am besten gewesen wäre, ein schweres Brett unter die Lautsprecher zu legen und dieses mit Filzpads und Spikes zu entkoppeln. Da die Planets jedoch nicht mir gehörten, wollte ich diese Investition nicht tätigen. Stattdessen habe ich gute Ergebnisse erzielt, indem ich Filzpads oder Fußmatten unter die vier Füße legte. In beiden Fällen profitierten die Lautsprecher von einer zusätzlichen Entkopplung vom Parkettboden. Die Bodenmatten hatten zudem den akustischen Vorteil, dass sie den Bassreflex auf dem vorgeschriebenen Bodenabstand hielten.

    Ich erlebte, dass Duevels in der Lage waren, einen natürlich klingenden Bühneneindruck zu erzeugen, der sowohl tief als auch breit war. Dieser Eindruck verstärkte sich mit zunehmendem Abstand zur Raumwand. In Anbetracht ihrer relativ geringen Größe und schmalen Form würden die Lautsprecher jedoch bei einer Aufstellung in der Mitte des Hörplatzes in den meisten Hörräumen zu Stolpersteinen werden, da die Gefahr bestünde, dass die Lautsprecher auf eine Seite kippen. Ihre monumentalen Brüder und Schwestern stellten dagegen ein deutlich sichtbares Hindernis dar und würden auch gelegentliche Zusammenstöße ohne unmittelbare Gefahr von Schäden überstehen. Dies könnte bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielen, sofern das Budget es zulässt.

    Mit dem richtigen Abstand zur Wand und der passenden Sitzposition erzeugten die Duevels ein tonal korrektes Klangbild, das weder dünn noch dröhnend war. Stimmen klangen sauber, offen und realistisch, sobald die richtige Ankopplung an den Boden erreicht war. Die Abbildung war überraschend scharf für ein omnidirektionales Lautsprechersystem, und die Entwickler Annette und Markus Duevel hatten offensichtlich die relevanten akustischen Dimensionen im Griff, als sie diese Lautsprecher entwarfen. Ich war überrascht von der akkuraten Phantom-Mitte trotz der ungleichmäßigen Bauweise des Raums. Und noch mehr erstaunt war ich über den wahrgenommenen Effekt, während ich durch den Raum schlenderte. Ähnlich wie bei einem Wohnzimmerkonzert, und davon hatten wir schon einige, veränderte die Bühne ihre Position dabei nicht. Es schien, als ob die Jazz-Combo immer noch an der exakten Position spielte, egal von wo aus ich in dem 70 qm großen Raum der Musik zuhörte.

    Allein vom Höreindruck her war es schwer zu glauben, dass es sich bei den Planets um ein Einstiegsmodell handelte, das für unter 1.000 Euro verkauft wurde. Mit geschlossenen Augen hätte ich angenommen, dass ich weitaus größere Lautsprechern mit einem höheren Preis lauschte. Mit offenen Augen gab es einige Hinweise darauf, dass der Preis vielleicht dennoch gerechtfertigt war. Als ich die Planets vom Boden aus untersuchte, stolperte ich zuerst über die günstig aussehenden Gummifüße, die die Lautsprecher in der Schwebe hielten, ohne dass eine definierte Bodenplatte mit Spikes zum Boden hin integriert worden war. Auch die Polklemmen waren nur für einen Satz Bananas oder Spades ausgelegt, ohne die Möglichkeit des Bi-Wiring. In Anbetracht der geringen Masse des Tieftöners hatte ich zwar nicht das Gefühl, dass ein Bi-Wiring erforderlich war, aber das Fehlen dieser Option erschien mir auch nicht als zeitgemäß.

    Das Gehäuse selbst befand aus einem einfachen Kasten aus mitteldichten Faserplatten, der feinsauber farbig lackiert worden war. Meiner Frau gefiel das Aussehen, doch ich selbst hätte ein beruhigenderes Aussehen des Lautsprechers mit Echtholzfurnier vorgezogen. Auch die Schriftart und der Stil der Beschriftung schrieen nicht gerade nach High-End-Design. Stattdessen sahen diese Lautsprecher jung und cool aus, gut durchdacht und technisch anspruchsvoll. Dieser Coolness-Faktor wurde durch die beiden kalt wirkenden Kugeln, die über den Treibern hingen, noch verstärkt. Da beide Treiber nach oben gerichtet waren, könnte es eine Herausforderung werden, sie von Staub zu befreien. Die Öffnung des Hochtönerhorns war mit einem Metallgitter versehen, um sie vor Kinderfingern zu schützen, aber Staub und Reinigungsflüssigkeiten, die das Gitter passieren konnten, würden außerhalb der Reichweite bleiben. Bei meinen Testexemplaren, die immer noch sauber und in gutem Zustand waren, schien dies jedoch kein Problem zu sein. Vielleicht ein Beweis für die gute Pflege durch Alexi.

    Bei meinen Hörtests gefiel mir, wie die Planets die Bühnengröße und die Position der Instrumente beibehielten. Die Tatsache, dass ein Teil der Musik nach oben reflektiert wurde, verlieh besonders Streichinstrumenten eine lebensechte Erscheinung. Die Lautsprecher verrieten weder ihre Position noch die für das Gehäuse oder die Kugeln verwendeten Materialien. Sie klangen weder hölzern, kastenförmig noch metallisch. Selbst in unserem großen Hörraum war die Wiedergabe von Musik bei Lautstärken zwischen 60 und 85 dB auch ohne hörbare Kompression möglich. Duevel bewertete die Planets mit 50 Watt RMS pro Kanal, und unsere Dynavox VR-70 Röhrenendstufe hatte keine Schwierigkeiten, sie anzutreiben. Die Tieftonwiedergabe war ausreichend und angesichts ihrer Größe sogar überraschend. Bei korrekter Aufstellung konnte ich keine Phasenprobleme feststellen, und das Timing war ausgezeichnet. Mit einer Nennleistung von 85 dB würden die Planets trotz ihrer relativ geringen Leistungstoleranz von kräftigen Verstärkern profitieren. 

    Obwohl ich auch online keine Informationen zum Frequenzgang finden konnte, kam mir beim Hören nicht ein einziges Mal der Gedanke, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte. Klanglich standen die Planets einigen angesehenen Klassikern der HiFi-Geschichte in nichts nach und folgen somit bewusst nicht dem Weg so vieler moderner Showroom-Schreihälse. Erstaunlicherweise blieb der ausgewogene Charakter weitgehend erhalten, auch wenn man durch den Raum lief. Nur selten vermisste ich die durchdringende Kraft und den harten Anschlag von Klaviertasten, vor allem, wenn die Planets weiter von der Wand entfernt standen. Ich stellte fest, dass für die volle tonale Ausgewogenheit jedoch mindestens 60 dB Schalldruck erforderlich waren. (An der Hörposition gemessen.) Darunter schienen die Höhen leicht dominant zu sein. Das spielte mindestens einmal eine Rolle, als wir Gäste zu bewirten hatten und ich für leise Hintergrundunterhaltung sorgte. In diesem Szenario hätte ich mir mehr Bassfundament gewünscht.

    Nachdem ich Jazz-Alben von Diana Krall, Helge Lien Trio und Jamie Saft gehört hatte, war ich angenehm überrascht, wie gut die Duevels Jörg Hegemanns schnelles und dynamisches CD-Album "High End Boogie Woogie" mit wunderbaren Kontrabassläufen wiedergeben konnten. Und dank der Rundstrahlcharakteristik war es auch möglich, die Musik mit Freunden zu erleben und gleichzeitig eine ähnliche Erfahrung zu teilen. Audiophile werden mir zustimmen, dass es häufig eine Herausforderung ist, das Vergnügen zu teilen, wenn man außerhalb der optimalen Position nur noch erahnen kann, was die andere Person gerade hört.

    Obwohl ich anfangs skeptisch war, konnte ich schnell erkennen, dass omnidirektionale Lautsprecher wie die Duevel Planets von Alexi einen verdienten Platz im Herzen von HiFi-Enthusiasten haben. Angesichts der Beherrschung dieser Technologie durch Annette und Markus Duevel konnte ich berichten, dass die Planets einige sehr audiophile Eigenschaften aufwiesen und es Spaß machte, ihnen auch über längere Zeiträume zuzuhören. Omnidirektionale Lautsprecher hatten das Potenzial, eine natürliche Bühne zu schaffen, die ihren Realismus in vielen Positionen des Raums beibehielt. Für diejenigen unter uns, die es vorziehen, akustischen Instrumenten zu lauschen, welche in kleinen Combos gespielt werden, boten diese Lautsprecher einen gelungenen Rahmen. Wie alle audiophilen Lautsprecher wurden auch die Planets so konzipiert, dass sie bei Zimmerlautstärke am besten klangen. Abweichungen davon führte zu weniger idealen Ergebnissen.

    Ich für meinen Teil durfte die Planets noch ein paar Tage behalten und die Musik genießen, bevor ich sie an Alexi zurückschickte. Ich freute mich auch schon darauf, Alexi selbst bei der Kalibrierung seines NAD-Systems auf seinen Hörraum zu helfen, zuerst mit meinen Tannoys und anschließend mit seinen Duevels. Das konnte ja nur interessant werden.


    Testsystem: 

    Marantz CD-17 über * HiViLux Reference SP/DIF Kabel an * Cambridge DAC Magic 100 über * HBS Silver Solid-Core Interconnect an * Dynavox VR-70 über * Belden 9497 in Y-Verkabelung an * den Lautsprechern

    Technische Daten

    • Typ: 2-Wege Standlautsprecher
    • Konstruktion: omnidirektional, bass-refelx Gehäuse
    • Frequenzgang: N.N.
    • Belastbarkeit (RMS): 50 Watt
    • Hochtontreiber: Gewebekalotte, horngeladen
    • Mittel-/Tieftöner: dynamisch, Kevlarmembran
    • Durchmesser der Kugeln: 98mm und 58mm
    • Abstand zwischen den Kugeln: 48 mm
    • Trennfrequenz: 4.100 Hz
    • Leistungsempfindlichkeit: 85 dB
    • Nennimpedanz: 4 Ohm
    • Abmessungen: (H) 840mm x (B) 260mm x (T) 156 mm
    • Gewicht pro Lautsprecher: 11 kg
    • Herstellungsland: Deutschland
    • Jahr(e): 2012

  • Echle RR25-16

    Echle RR25-16

    Veröffentlicht: 2.6.2023

    Herstellungsdatum: 2002

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Kurz nach der Jahrtausendwende, vor etwa zwanzig Jahren, stieß der Audio-Techniker und Car-Hifi-shopbesitzer Winfried Echle beim Durchblättern einer der letzten Druckausgaben der deutschen Elektronikzeitschrift “Funkschau" auf die Besprechung eines dynamischen 16cm Tief-/Mitteltöners mit Kevlar-Membran. Das Chassis wurde in Thailand hergestellt und es war, wie sich herausstellte, von in Deutschland ansässigen Lieferanten nur schwer zu bekommen. Dieser Umstand veranlasste Herrn Echle, sich an die thailändische Botschaft in Frankfurt zu wenden, um Kontakt mit dem Hersteller in Thailand aufzunehmen. Als er schließlich eine Antwort erhielt, wurde ihm mitgeteilt, dass die Mindestbestellmenge bei 100 Stück lag. Winfried holte tief Luft und bestätigte den Kauf. "Ich habe mich unter Druck gesetzt gefühlt, doch ich hätte stattdessen einfach 200 Stück bestellen sollen", erzählt er schmunzelnd. “Aber wie hätte ich ahnen können, wie erfolgreich diese kleinen Lautsprecher werden würden."

    Sein erster ernstzunehmender Regallautsprecher war ein Zwei-Wege-Design mit einer Bassreflex-Öffnung an der Vorderwand, die in einer der beiden Ecken direkt neben dem Hochtöner platziert war. Die passive Frequenzweiche trennte den Hochtöner bei 1.500 Hz mit einer Flankensteilheit von 6 dB pro Oktave ab. Die ersten Modelle des Lautsprechers waren noch mit einem 2,5cm-Weichkalotten-Hochtöner von Peerless ausgestattet, den Winfried bei den späteren Modellen jedoch durch einen Vifa XT-300/K4-Ringstrahler ersetzte. Der Ringradiator spielte nicht so laut wie der Kalottenhochtöner, aber er brachte eine neue Samtigkeit in den Klang und bot einen angenehmeren Abfall der Höhen. Die Bauteile der Frequenzweiche, die interne Verdrahtung und die Terminals waren von hoher Qualität. Die Bassreflex-Öffnung wurde fein abgestimmt, um so linear wie möglich zu wirken, wobei eine straffe Kontrolle dem üblichen 60-Hz-Buckel vorgezogen wurde. Winfried verbrachte einige Zeit damit, zu hören, zu messen und die Weichenbauteile und die Bassöffnung anzupassen, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war.

    Als Winfried seinen neuen Prototyp Freunden und Besuchern in seinem Geschäft vorstellte, von denen einige selbst Fachleute waren, erhielt er hervorragendes Feedback zu seinem Design und verkaufte schließlich über hundert dieser Regallautsprecher. In der Tat setzte er in der gleichen Preiskategorie mehr Lautsprecher um, als der örtliche HiFi-Laden zur gleichen Zeit. Für den Besitzer des HiFi-Ladens war das keine große Überraschung, denn Winfrieds vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis beeindruckte sogar seine Freunde vom Hessischen Rundfunk, die gleich zwei Paar Lautsprecher für den Einbau in ihre Übertragungswagen erwarben. Doch war das ein einzigartiger Glückstreffer oder ein reproduzierbarer Beweis für sein Können? Als ich die Geschichte hörte, wurde ich zumindest neugierig, und ich musste es einfach selbst herausfinden.

    Seitdem ich zum ersten Mal von seinen Monitorlautsprechern gehört hatte, war ich versucht, sie für einen Probelauf mit nach Hause zu nehmen. Doch erst als unser Umzug von Frankfurt am Main nach Marne in Schleswig-Holstein bevorstand und sich unsere wöchentlichen Treffen in Aschaffenburg langsam dem Ende zuneigten, ließ er mich wissen, dass er sich tatsächlich geehrt fühlen würde, wenn ich noch die Zeit fände, eine Rezension zu schreiben. Da musste ich natürlich nicht lange überlegen und brachte eine große Eurobox zum Transport mit, in die das Paar perfekt hineinpasste. Auf der Heimfahrt überlegte ich, mit welchem Verstärker ich sie testen würde. Ich entschied mich für unsere Dynavox VR-70 Röhrenendstufe, sofern sich diese nicht aufgrund einer unvorhergesehenen Fehlanpassung der Kapazität oder des Innenwiderstands als problematisch herausstellte.

    Ich hörte mir unsere EPI 500-Standlautsprecher nochmals gut an und stellte dann die Echle-Lautsprecher an deren Stelle auf. Unsere selbstgebauten Ständer, die ich verwendete, waren ursprünglich für unsere KEF-Lautsprecher der iQ-Serie gebaut worden und bestanden aus stabilen PDF-Platten, die auf Spikes mit Untersetzern standen, die wiederum auf Filzkissen zur Entkopplung zum Boden hin platziert wurden. Die fertigen Ständer wogen etwa so viel wie die Lautsprecher selbst und gaben ihnen einen festen Stand, ohne ihnen die Fähigkeit zu nehmen, sich von grässlichen Resonanzen in Richtung Boden abzukoppeln. Da der Vifa-Hochtöner außermittig montiert war, rätselte ich eine Weile, ob ich die Hochtöner innen (zum Hörplatz hin) oder lieber außen (vom Hörplatz weg) mit der Bassreflex-Öffnung auf der Innenseite anbringen sollte. Ich entschied mich, das Set zuerst mit den Hochtönern auf der Innenseite zu hören.

    Das daraus resultierende musikalische Bild war akkurat, klang aber etwas dünn. Die Phantommitte war superscharf, und Stimmen wirkten leicht verdickt und kehlig mit einem verführerischen Touch. Es gab jede Menge Bass-Struktur, auch wenn der Tiefbassbereich nicht so großartig war. Die Lautsprecher spielten brav mit einem ausreichend aufschlussreichen Top-End. Der Mitteltonbereich war detailreich und dennoch homogen. Klaviertasten klangen warm genug, doch es fehlte ihnen etwas an Biss in den Höhen und an Anschlagdynamik in den Tiefen. Gelegentlich bemerkte ich einen leichten Zeitversatz und konnte mehr als die üblichen Zischlaute in der Musik wahrnehmen. Bei der Betrachtung meiner Aufstellung, bei der die vertikale Abstrahlachse der Lautsprecher etwa 50 cm hinter meinem Kopf zusammenlief, konnte ich feststellen, dass ich die Hochtonspulen relativ näher an meine Ohren gebracht hatte als die der Tieftöner.

    Da die Tieftonspulen in der Regel tiefer in den Lautsprechern saßen als die Hochtonspulen, würde ein Vertauschen der linken und rechten Lautsprecher, um die Hochtonspulen nach außen zu positionieren, helfen, dieses Problem zu beheben, indem der Abstand zwischen dem Hochtöner und den Ohren vergrößert wurde. Das Ergebnis war ein besseres Timing und weniger Zischlaute sowie eine eindrucksvollere Bühnenbreite. Im Mitteltonbereich lag die klare Stärke der Lautsprecher mit präziser Tonalität. Die anfängliche Leichtigkeit des Klangs war verschwunden. Das Resultat war stimmliche Glaubwürdigkeit und eine unaufgeregte Wiedergabe des musikalischen Geschehens. Der Begriff ‘Understatement’ drängte sich auf, ein Eindruck, der durch die großzügige Verwendung von Bautiefe anstelle von Höhe oder Breite noch verstärkt wurde.

    Von Nick Caves Live-Album 'Idiot Prayer' wechselte ich zu Boris Blanks Studioalbum 'Convergence'. Ich drehte die Lautstärke von Caves natürlich klingender Stimme auf moderate Discolautstärke hoch. Boris Blank war seit langem ein Favorit unter eher technisch versierten Menschen, und auf dieser Grundlage konnten die Lautsprecher ihre Fähigkeit unter Beweis stellen, die einzelnen Samples auseinanderzuhalten. Und tatsächlich war ich beeindruckt von der klaren Positionierung der Bass-Samples von links nach rechts und von oben nach unten sowie von dem Fehlen jeglicher Aggressivität des Hochtöners, die ich ansonsten von kleinen Lautsprechern bei lauter Musik erwartet hätte. Allerdings fiel mir auf, dass die enorme Auslenkung des Tieftöners von +/- 8 mm zu einer bisweilen unruhigen Luftigkeit in den Höhen führte. Ich konnte mir vorstellen, dass der Dopplereffekt so ausgeprägt gewesen wäre, wenn die Bassöffnung nicht auch zwischen dem Hochtöner und dem Hörplatz positioniert gewesen wäre.

    Dennoch genoss ich es, diese Lautsprecher laut zu hören, auch, weil ihre Höhen ein wenig nachsichtiger waren als bei unseren sonstigen Modellen. Michael Patrick Kellys Live-Album "ID" kam mir als nächstes in den Sinn, und die Lautsprecher enttäuschten auch hier nicht, was Geschwindigkeit, Agilität und in gewissem Maße sogar Dynamik anging. Die Kick-Drum klang straff und fest. Diese Lautsprecher eigneten sich gleichermaßen für Rockmusik und Jazz, und diese Kombination war nicht allzu häufig. Für Rockmusik war es wichtig, dass das musikalische Geschehen zusammenhielt und nicht regelrecht seziert wurde, und das war hier ganz klar geboten.

    Um meine Erkundung abzurunden, legte ich noch ein Album von Norah Jones auf. "Feels like home" wurde mit samtigem Gesang und bernsteinfarbenen Keyboardtönen präsentiert. Das Album klang sowohl aufregend und weiträumig als auch raffiniert und wohlproportioniert. Die weichen Höhen, die beim lauteren Abspielen der Lautsprecher so gut funktioniert hatten, führten hier zu einem leichten Mangel an Knackigkeit bei den Klaviertönen. Am Ende schien es mir, als könnten wir nicht alles haben, zumindest nicht in den gerade noch erschwinglichen Preisklassen. Ich frage mich, wie viele von uns tatsächlich aufstehen würden, um den Klang einer echten Live-Veranstaltung zu optimieren, wenn wir die Möglichkeit dazu hätten. Als Wohnraumlautsprecher und auch für ernsthaftes Hören waren Winfrieds Lautsprecher sicherlich fähige und angenehme Werkzeuge. Für die Musikproduktion und beim anspruchsvollen Hören hingegen konnte die etwas entspannte Höhenwiedergabe dazu führen, dass etwaige Probleme in diesem Bereich eventuell weniger dramatisch erschienen, als sie auf anderen Geräten geklungen hätten. Für das Abhören von Vocals waren diese Lautsprecher wirklich hervorragend.

    Technische Daten

    • Typ: 2-Wege-Regallautsprecher
    • Lautsprecherprinzip: belüftetes Gehäuse
    • Übergangsfrequenz 1.500 Hz (@6dB pro Oktave)
    • Anwendung: Unterhaltung, Monitoring
    • Hochtöner: 25mm Vifa XT-300/K4 (Tymphany)
    • Hochtöner-Prinzip: Ringradiator
    • Tieftöner: 16cm dynamisch, Kevlar-Membran 
    • Abmessungen: (H) 320mm, (T) 350mm, (B) 210mm
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Designer: Winfried Echle
    • Jahr: 2002

    Musik by Cara live music
  • Epicure 3.0

    Epicure 3.0

    Veröffentlicht: 15.10.2022

    Herstellungsdatum: 1978

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Als mich mein audiophiler Leidensgenosse Luigi anrief, um mir mitzuteilen, dass er in Berlin auf ein Paar Epicure 3.0-Lautsprecher gestoßen war, war ich zunächst etwas verwundert, warum er mir das erzählte. Die deutsche Hauptstadt lag fünf Autostunden von meinem Standort in Frankfurt entfernt, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich zwei 30 kg schwere Standlautsprecher über eine Entfernung von 550 km anders transportieren konnte als mit dem eigenen Auto nach Berlin zu fahren. Dennoch bedankte ich mich bei Luigi dafür, dass er mich stets über neue Gelegenheiten auf dem Laufenden hielt, und bestätigte, dass ich diese Lautsprecher eines Tages für einen Test in Betracht ziehen würde. In den darauffolgenden Tagen recherchierte ich einige Informationen über das Modell 3.0 und so wuchs auch meine Neugierde, sie zu hören. Außerdem erinnerte ich mich daran, dass wir gute Freunde in Berlin hatten, die vielleicht spontan genug wären, sie für uns abzuholen, bis wir eine Möglichkeit fänden, die Lautsprecher nach Frankfurt zu transportieren.

    Spontan setzte ich mich mit dem Verkäufer in Berlin in Verbindung und erwarb die Lautsprecher. Noch am selben Abend schrieb ich eine Nachricht an unseren Freund Enrico in Berlin und erzählte ihm von meinem Kauf und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Glücklicherweise erklärte sich Enrico bereit, mich und das eiaudio-Projekt zu unterstützen, indem er die Lautsprecher abholte. Ich war erleichtert, als ich das hörte, denn ich wusste, dass die Epicure bei ihm in guten Händen waren. Wie sich herausstellte, musste Enrico von Berlin Bernau im Norden quer durch die Stadt nach Steglitz fahren, um sie dort abzuholen. Zu unserer beider Überraschung wurden die Epicure aus erster Hand angeboten, zusammen mit allen Unterlagen über den Kauf. Der Besitzer selbst teilte Enrico mit, dass er diese Lautsprecher zu einer Zeit gekauft hatte, als er noch Student war, lange bevor er seinen Beruf und später sein eigenes Unternehmen gründete. Er habe sie einfach 40 Jahre lang mit Freude angehört. Na, das war in der Tat ein gutes Zeichen.

    Nachdem die Epicure 3.0 sicher bei Enrico angekommen waren, brauchte ich noch etwa einen Monat, bis ich einen professionellen Spediteur fand, der die Lautsprecher bei ihm abholte und sie als Beiladung klassifiziert, d.h. als zusätzliche Fracht im Rahmen einer größeren Lieferung, zu uns nach Hause lieferte. Ich hatte gelesen, dass die Berliner Spedition 'KLTransporte' regelmäßige Transporte zwischen Berlin und Frankfurt organisierte, die in den meisten Wochen des Jahres solche Beiladungen ermöglichten. Um einen sicheren Transport zu gewährleisten, wickelte Enrico jeden Lautsprecher in mehrere Lagen Luftpolsterfolie ein und kennzeichnete die Stellen, an denen die Lautsprecher ohne Gefahr angefasst und getragen werden konnten. Dank seiner aufmerksamen Vorbereitung war das Umzugsunternehmen in der Lage, alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und die Epicure 3.0 in einem Stück an uns auszuliefern. Ich war allen Beteiligten sehr dankbar dafür, dass sie diese neue Entdeckungsreise möglich machten.

    Auf den Bildern, die ich im Internet gefunden hatte, aber auch auf den Fotos, die Enrico mir geschickt hatte, sah es meist so aus, als ob eine Seite des Epicure Pyramidenstumpfs irgendwie aus dem Gleichgewicht geraten war. Ich bin mir gar nicht sicher, was diesen ersten Eindruck verursacht haben könnte, aber das Auspacken bei uns zu Hause bestätigte mir, dass sie in der Tat perfekt symmetrisch waren. Und obwohl ich einen Zollstock benutzt hatte, um die ungefähre Größe und Position der Lautsprecher in unserem Raum abzuschätzen, war ich dennoch überrascht, wie monumental und vollendet sie in Wirklichkeit wirkten. Die abgerundeten Kanten, die unkonventionelle Pyramidenform, aber auch die hochwertige und gewachste Oberfläche aus amerikanischem Walnussholz an allen Seiten ließen erahnen, dass diese Lautsprecher nicht leichtfertig konstruiert wurden.

    Ähnlich unseren EPI 500 wurden die 3.0 durch einen Holzsockel vom Boden entkoppelt. Aber anders als bei der EPI 500 wurde der Sockel selbst mit Hilfe von vier Kanthölzern vom Fußboden entkoppelt, wobei in jeder Ecke ein Kantholz verbaut war. Bei meinen Versuchen, die EPI 500 zum Klingen zu bringen, hatte ich dieselbe Methode zur Erhöhung des Sockels mit großem Erfolg angewandt und war froh, diese hier bestätigt zu sehen. Da die Lautsprecher dieser Ära meist für die Aufstellung auf amerikanischen Wohnzimmerteppichen konzipiert waren, erreichte ich den natürlichsten Klang, indem ich sie auf 5mm hohe 40mm breite Filzunterlagen stellte, manchmal in Kombination mit 8 mm dicken Stahlrondellen. Der Sockel selbst diente dazu, die Unterseite des Gehäuses vom Boden abzuheben und ermöglichte es auch, die Anschlussklemmen unter den Lautsprechern zu verbergen, was dazu beitrug, dass die Epicures von allen Seiten gleichsam elegant aussahen.

    Für diejenigen unter uns, die sehr viel mit Lautsprechern experimentierten, konnte die versteckte Position der Klemmen zum Ärgernis werden, und ich war außerdem überrascht, dass die vermeintlich originalen G.R.-Stecker wahrscheinlich von der Firma selbst zu bequemeren Drahtklemmen umgerüstet worden waren, die jedoch leider zu klein ausgeführt waren, um die hohlen Beryllium-Gold-Bananenstecker meiner fertig konfektionierten Belden-Lautsprecherkabel aufzunehmen. Auf der Suche nach einer geeigneten Lösung schnappte ich mir ein altes Stück Belden 9497-Kabel und schnitt die Bananenstecker kurzer Hand an einem Ende ab. Dann steckte ich die von Natur aus verzinnten Belden-Kupferdrähte direkt in die Klemmen. Auf diese Weise wurden die Lautsprecher mit unserer Hafler XL280-Endstufe verbunden, und wie üblich war der anfängliche Klang, der aus den Lautsprechern kam, ziemlich mickrig. Da die Kabel und die Lautsprecher vor meinem Kauf viele Monate lang inaktiv waren und das eine Ende der Kabel frisch geklemmt worden war, bestand offensichtlich Bedarf an einer Homogenisierung der Materialien und vielleicht auch der träge gewordenen Ferrofluide. 

    Ein weiterer Aspekt, der zu dem noch mäßigen Klangeindruck führte, war die Positionierung der Lautsprecher im Hörraum. Zunächst hatte ich sie einfach an den Markierungen platziert, die bei unseren elektrostatischen Martin Logan-Lautsprechern gut funktioniert hatten. Dies war offenbar nicht die perfekte Position für die Epicure 3.0. In dieser Position standen die Lautsprecher zu weit auseinander, weit von der vorderen Wand des Raumes entfernt und waren zum Hörplatz hin ausgerichtet. Bei den Epicure führte diese Aufstellung zu einer Überbetonung der Höhen und des Tiefbasses bei völligem Fehlen von Bassdruck. Es wurde mir klar, dass der Raum ungünstig mit den Lautsprechern interagierte. Ich erinnerte mich an eine Excel-Tabelle, die ich von einem audiophilen Kollegen namens Peter Englisch erhalten hatte. Diese Tabelle ermöglichte es, durch Eingabe der Raummaße die Vorzugspositionen für Lautsprecher zu berechnen. Die Aufstellung der Epicures schien mir eine gute Gelegenheit zu sein, mit diesem neuen Werkzeug zu arbeiten. Ausgehend von den spezifischen Werten unseres Hörraums erhielt ich folgende Werte:


    Abstand der Lautsprecher zur Wand in Zentimetern:

    - Vordere Wand: 70 / 112 / 252

    - Seitenwand: 59 / 94 / 212

    - Boden zum Lautsprecher: 35 / 56 / 126


    Der Abstand zur vorderen Wand wurde von der vorderen Raumewand bis zur Tieftöner-Ebene (in der Nähe der Schwingspule) gemessen; die Seitenwand-Abstände wurden von der linken und rechten Seitenwand zur Mittelachse der Tieftöner gemessen und der Boden-zu-Woofer-Abstand wurde vom Fußboden des Raumes bis zur Mittelachse des Tieftöners gemessen. Als ich mit Peter Englisch darüber sprach, wie man am besten mit den Werten arbeitete, wurde ich daran erinnert, dass der Abstand zur Vorderwand zwischen dem linken und dem rechten Kanal identisch sein sollte, die Abstände zu den Seitenwänden jedoch nicht. Die Notwendigkeit unterschiedlicher Abstände zwischen den Lautsprechen und Seitenwänden ergab sich daraus, dass sich der Hörplatz normalerweise in der Mitte zwischen den Lautsprechern befand. Würden die Lautsprecher ebenfalls symmetrisch in den Wänden des Raums positioniert, käme es zu einer Auslöschung der Frequenzen an der Hörposition.

    Am Ende hatte ich einen Abstand von 70cm zur Vorderwand (10-30cm weniger als bei der üblichen Aufstellung unserer Lautsprecher) und einen Abstand des rechten Kanals zur Wand von 94 cm. Der Abstand zwischen Boden und Tieftöner lag bei den Epicure 3.0 auf natürliche Weise bei etwa 56 Zentimetern. Beim linken Kanal konnte ich den vorgeschriebenen Wert nicht einhalten, weil mir eine Tür im Weg war. Ich fügte runde, 5 mm hohe und 40 mm breite Filzpads unter den vier Kanthölzern hinzu, um die Lautsprecher von unserem Hartholzboden zu entkoppeln und so die Tonalität zu verbessern. Die Lautsprecher wurden parallel zur Vorderwand aufgestellt, um die Kanaltrennung und Bassagilität zu verbessern. Der freistehende Inverskalotten-Hochtöner der Epicure 3.0 bot einen linearen Frequenzgang über einen sehr breiten Abstrahlwinkel von 180° bei einer Abweichung von nur 3 dB. Dies führte dazu, dass die Lautsprecher überall im Raum und sogar außerhalb des Hörraums relativ ausgewogen klangen. Selbst wenn man direkt neben den Lautsprechern stand oder sich in der Küche eine Tasse Kaffee holte, blieb der Klang natürlich und ausgewogen, deutlich mehr als wir es sonst gewohnt waren.

    Der ungewöhnlich breite Abstrahlwinkel der Epicure 3.0 und ihr ausgeglichener Frequenzgang über eine große Bandbreite wurden durch eine hervorragende Phasenlinearität ergänzt, die sich aus der zur Pyramidenspitze hin geneigten Frontplatte ergab. Frühere Modelle der Hersteller Cabasse, KEF, B&W usw. benutzten zusätzliche Gehäuseplatten unter den Tief- und Mitteltönern, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen, doch Epicures Ansatz der weichen Kanten und sanften Neigung vermochte es auch die akustischen Schwierigkeiten zu verringern, die entstanden wenn Schallwellen auf scharfe Kanten trafen. Die Pyramidenstruktur hatte zudem den Vorteil, dass die reflektierende Fläche um jeden Treiber proportional zur Größe des Treibers abnahm, wodurch unnatürliche Brechungen minimiert wurden. Der Hochtöner und der Mitteltöner befanden sich in separaten Gehäusen, und zwischen den Chassis gab es kaum Interferenzen, die die akustische Integrität gefährdet hätten. Dies führte zu geringen Verzerrungen, geringem Zeitrauschen, exzellentem Einschwingverhalten und vor allem zu einer natürlichen Tonalität.

    Beim Modell 3.0 kam ein relativ großer, mit Ferrofluid gedämpfter 140mm-Mitteltöner zum Einsatz, der ab 75 Hz mechanisch mit 6 dB pro Oktave zum Tieftöner hin abfallen durfte. Sein Hochtonpotenzial wurde durch die Frequenzweiche bei 2.600 Hz und einer Flanke von 18 dB pro Oktave vom Hochtöner ferngehalten. Der Tieftöner wiederum wurde durch eine Absenkung von 12 dB pro Oktave vom Mitteltöner abgetrennt. Neben der aktiven Ferrofluid-Dämpfung der Hoch- und Mitteltöner eliminierte die 3.0 interne Resonanzen durch eine Kombination aus Verstrebungen und Anti-Resonanzmatten. Der daraus resultierende Effekt war ein linearer Frequenzgang von sehr niedrigen 32 Hz bis 10.000 Hz über einen breiten Winkel von 180°. Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass es heute schwierig sein dürfte, Lautsprecher zu finden, die eine ähnliche Leistung erbringen. Vom Sweet Spot aus wurde der Frequenzgang über das gesamte Spektrum des menschlichen Gehörs auf 32 bis 20.000 Hz mit einer Abweichung von 3 dB angegeben.

    Durch ihr hohes Maß an Resonanzabsorption waren die Epicure 3.0 sehr leistungshungrig. Die Empfindlichkeit wurde mit niedrigen 83 dB ausgewiesen, was sie zu einem Begleiter für kräftige Verstärker machte. Mit einem Dynavox VR-70 Röhrenverstärker (40 WPC) und einem Hafler XL-280 Solid-State-Verstärker (145 WPC) habe ich gute Ergebnisse erzielt. Epicure empfahl Verstärker von 30 bis 500 Watt, und ich konnte bestätigen, dass diese Angabe realistisch war. Dank der Ferrofluid-Kühlung konnten die Lautsprecher auch hohe Dauerleistungen ohne unmittelbare Gefahr der Überhitzung überstehen. Ihre unkritische Impedanzkurve von 4 Ohm machte die Wahl des Verstärkers dabei relativ einfach. Mit den Schaumstoffabdeckungen, insbesondere für die Hochtöner, erwies sich das Hören bei leicht erhöhter Lautstärke als lohnender. Um noch mehr musikalische Details und Nuancen zu erfahren, mussten die Schaumstoffabdeckungen entfernt werden. Leider war dies bei meinen Exemplaren aufgrund des Alters schon eine Herausforderung geworden wenn man sie nicht dabei zerstören wollte. Um den breiten Abstrahlwinkel des Hochtöners zu kompensieren, konnte seine Leistung in -3dB Schritten abgeschwächt werden. Das konnte praktisch sein, z.B. wenn reflektierende Seitenwände das Ausgangssignal in unerwünschter Weise verstärkten. 

    In meinen umfangreichen Hörtests spielten die Epicure 3.0 alle Arten von Musikmaterial, Filmmusik und auch Filmeffekte mit derselben Leichtigkeit. Obwohl der spezifische Klangcharakter der Epicure 3.0 nicht sofort herausstach und für den unbedarften Hörer deshalb auch nur schwer zu erkennen sein mochte, hatten diese Lautsprecher durchaus das Potenzial, zu überraschen. Ihre lineare Spielweise ließ sie eher unauffällig klingen, bis die Tonspur selbst nach Aufmerksamkeit verlangte. Relativ schnell war ich verblüfft und eingenommen von der Basswiedergabe und dem Tiefgang der Epicure 3.0, zumal es für diese Eigenschaft keine Vorwarnung gab. Während man bei anderen Lautsprechern deren Fähigkeiten an der Klangsignatur erahnen konnte, waren die Epicure in der Lage, Bassattacken in den Raum zu stellen, ohne zuvor auch nur den leisesten Hinweis auf diese Fähigkeit zu liefern. Diese Bassmomente konnten, je nach Musikmaterial, entweder überraschend tief oder erstaunlich laut sein; Eigenschaften die ich eher von einem Subwoofer erwartet hätte. Andererseits hatte ich noch nie zuvor einen Subwoofer gehört, der so linear schlüssig mit in die Musik integriert war und dabei niemals fehl am Platz wirkte.

    In unserem Setup zeigten die Epicure 3.0 eine durchweg gute Leistung in Bezug auf Spielfreude, klangliche Ausgewogenheit und natürliche Tonalität. Sie gehörten sicher nicht zu den am aufregendsten klingenden Lautsprechern, waren aber immer bereit, die Musik zu akzentuieren, wenn dies erforderlich war. Mir gefielen der natürliche Klang und der Kick von Schlaginstrumenten sowie die vielen tonalen Ebenen, mit denen die Musik präsentiert wurde. Im Bereich der tonalen Auffächerung war das Modell 3.0 der EPI 500-Serie ähnlich, wenn nicht sogar überlegen. Die Stereowiedergabe war nicht so breit und klar wie bei der EPI 500, solange man direkt im ‘Sweet Spot’ saß, aber sie war der EPI 500 in fast allen anderen Positionen im Raum deutlich überlegen und dadurch ein Zugeständnis an die Mithörenden. Bei meinen nächtlichen Hörsitzungen stellte ich fest, dass das Modell 3.0 den gesamten Raum in die akustische Gleichung mit einbezog, was zum Erhalt vieler musikalischer Nuancen von Vorteil war. Einige Hörer hatten den freistehenden Hochtönern der Epicure einen Ambient-Effekt nachgesagt, der mir jedoch in unserem Hörraum nicht so sehr auffiel oder mich gar störte. Wenn ich über die enorme Leistung der Epicure 3.0 nachdachte, fiel es mir schwer, mir vorzustellen, dass es sich dabei einst um durchaus erschwingliche Lautsprecher gehandelt hatte, die auch ein Universitätsstudent erwerben konnte. - Diese Zeiten sind wohl lange vorbei.

    Technische Daten

    • Typ: 3-Wege-Turmlautsprecher
    • Prinzip: akustisch gedämpftes geschlossenes Gehäuse
    • Tieftöner: 320mm Papierkonus, dynamisch
    • Mitteltöner: 140mm Papierkonus, dynamisch
    • Hochtontreiber: 25mm, Papier-Inverskalotte
    • Ferrofluid-Dämpfung: Hochtöner und Mitteltöner
    • Übergangsfrequenzen: 475 Hz und 2.600 Hz
    • Frequenzgang: 32 Hz - 20.000 Hz (+/- 3 dB)
    • Hochtöner-Pegelabschwächung: -6 dB, -3 dB, 0 dB
    • System-Eigenresonanz: 32 Hz (-3 dB)
    • Nominaler Wirkungsgrad: 83 dB (1 Watt, 1 m)
    • Praktische Betriebsleistung: 3,6 Watt (91 dB, 1 m)
    • Nominale Impedanz: 4-Ohm
    • Anforderungen an den Verstärker: 30 - 500 Watt (max)
    • Empfohlene Transistor-Verstärkerleistung: 100 WPC (min)
    • Lautsprecheranschluss: G.R.-Stecker, auf Bodenplatte
    • Abdeckungsmaterial: Akustikschaum, rahmenlos
    • Gehäuseoberfläche: handgeriebene amerikanische Walnuss
    • Abmessungen: (H) 105,2cm; (B) 2x42cm; (T) 2x21,6cm
    • Gewicht: 30,00 kg, pro Stück
    • Herstellungsland: Vereinigte Staaten von Amerika
    • Baujahr(e): 1978-1986

  • Epicure EPI 500

    Epicure EPI 500

    Veröffentlicht: 11.5.2022

    Herstellungsdatum: 1973

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Obwohl die Marke unter heutigen Hi-Fi-Enthusiasten weitgehend in Vergessenheit geraten ist, gibt es nur wenige Namen im Bereich des Vintage-Hi-Fi, die das audiophile Herz höher schlagen lassen als der von Epicure. Das Unternehmen konzentrierte sich bei der Entwicklung von Lautsprechern auf natürliche Tonalität und Abbildung und ging bei der Verfolgung dieses Ziels oft sehr eigene Wege. Ihr Gründer, Winslow Burhoe (ein ehemaliger Lehrling bei Audio Research), begann mit einem 2-Wege-Konzept, das er schlich “Modul” (eng. module) nannte, und entwarf eine ganze Reihe von Lautsprechern auf dieser Grundlage. Das Epicure "Model 20" zum Beispiel verwendete zwei Sätze des Moduls, die umgekehrt angeordnet waren, um eine Art Dipol zu bilden und den Eigenschaften einer Live-Bühne näher zu kommen. Die Idee war, die vordere Wand des Hörraums als akustische Ebene mit einzubeziehen. Ein ähnliches Design wurde auch bei den EPI-Lautsprechern "M 201" verwendet. Diese frühen Exemplare fanden in der Audiowelt großen Anklang und zielten eher auf das gehobene Marktsegment ab.

    Die EPI 500 gehörten zu den ersten Epicure-Lautsprechern, die mit dem traditionellen Moduldesign brachen. Anstatt auf dem bewährten 2-Wege-Prinzip von Epicure zu basieren, waren die EPI 500 klassische 3-Wege-Turmlautsprecher mit spezialisierten Treibern, für die hohen Töne, die kritische Mitten und die Bassfrequenzen. Obwohl die EPI 500 im Grunde ein geschlossenes Gehäuse haben, erweiterten sie ihr Gehäusevolumen mit Hilfe von zwei passiven Radiatoren, von denen jeweils einer an jeder Seitenwand der Lautsprecher angebracht war. Diese dienten zur Absorption der nach innen gerichteten Energie des Tieftöners und unterstützten ihn im Bereich der Tiefton-Erweiterung. Passivradiatoren sind in der heutigen Zeit wieder bekannt geworden, da sie den Bluetooth-Geräten von JBL, Bose usw. eine beträchtliche Basserfülle verleihen. Während bei anderen Hochtönern die Kalotten nach außen gewölbt sind, machte sich Winslow Burhoe einen Namen, indem er invertierte Frontplatten verwendete, die dem Hochtöner hornähnliche Druck- und Richtcharakteristiken verliehen. Der Hochtöner unseres Exemplars gehörte zur zweiten Generation der luftgepolsterten, ölgedämpften Konstruktion, was das wahrscheinliche Baujahr unseres Paares in die Mitte bis Ende der 1970er Jahre datierte.

    Ich erwarb unsere EPI 500 von einem privaten Verkäufer in Nürnberg, der sie wiederum einige Jahre zuvor gekauft hatte, um damit seine umfangreiche Vinylsammlung zu genießen. Nachdem wir aber auf dem Weg nach Nürnberg Probleme mit dem Motor unseres Autos hatten, kam ich dort ziemlich verwirrt an, dachte ständig über meine riskante Heimreise nach und konnte mich daher nur schwer auf die Musik und Lautsprecher konzentrieren. Wir hörten uns zwei oder drei Lieder an, ich hielt mein Ohr kurz an die Treiber, um nach möglichen Nebengeräuschen zu suchen, die dort nicht hin gehörten, und stellte fest, dass sie noch gut funktionierten. Ich bemerkte, dass einer der Mitteltöner einen leichten Geruch nach verbranntem Spulenharz aufwies, aber da ich keine kratzenden Geräusche feststellen konnte, beschloss ich, dem Urteil des Verkäufers zu vertrauen, dass er selbst keine Mängel an den Lautsprechern festgestellt hatte. Epicure-Lautsprecher waren bekannt dafür, dass sie lange durchhalten, es sei denn, sie wurden über längere Zeiträume hinweg übermäßig gefordert. Die etwa 40 Jahre alten Tieftöner sahen aus, als wären sie mindestens einmal neu konfektioniert worden, und ich war erleichtert zu sehen, dass diese Arbeit mit Sorgfalt ausgeführt worden war.

    Als ich sie für die Rückfahrt nach Frankfurt ins Auto hievte, stellte ich fest, dass sie trotz ihrer für Tower-Lautsprecher bescheidenen Größe erstaunlich schwer waren, und ich war dankbar für die helfende Hand ihres Vorbesitzers. 250 Kilometer Entfernung können aus der Perspektive eines defekten Autos, das schwarze Dieselabgase aus dem Heck bläst, sehr lang erscheinen. Wie man sich vorstellen kann, nutzte ich die Zeit, um verschiedene Szenarien durchzuspielen, wie ich das Fahrzeug mit den Lautsprechern noch an diesem Tag in Richtung Heimat abschleppen lassen könnte. Doch trotz allem gelang es mir, die Rückfahrt in den letzten Zuckungen des Motors zu beenden und die Lautsprecher zu entladen, bevor ich unser Fahrzeug schließlich zur Reparatur bringen konnte. Das war der klare Beweis für mein andauerndes Bekenntnis zur Sache. Aber ich war auch überzeugt, dass die Epicures nicht weniger verdient hatten.

    Als ich schließlich nach Hause zurückkehrte, um die EPI 500 zu untersuchen, stellte ich fest, dass sie über ein zusätzliches Merkmal verfügten, das mir schon zu Beginn meiner Nachforschungen aufgefallen war und das ich dann aber irgendwie vergessen hatte: Es gab einen fest verschraubten Holzsockel, der einen geschlossenen akustischen Rahmen unter dem Gehäuse bildete. Dadurch wurden die Lautsprecher um etwa 8,6 cm vom Boden angehoben. Der Sockel war notwendig, um den Hochtöner auf Ohrhöhe zu bringen, aber er verhinderte auch, dass die Lautsprecheranschlüsse den Boden berührten. Es mag eine Reihe von Gründen für die Positionierung der Klemmen unter dem Lautsprecher gegeben haben, z. B. um die Rückseite der Lautsprecher sauberer aussehen zu lassen, um die Anbringung einer unsichtbaren Unterflurverkabelung zu ermöglichen oder einfach, um die Resonanzen des Gehäuses ungehindert nutzen zu können. Als ich meine Hand an die Seiten- und Rückwände der EPI 500 hielt, konnte ich spüren, dass deren Gehäuse so konstruiert waren, dass sie Resonanzen auf natürliche Weise in ihre Klangsignatur miteinbezogen, anstatt sich gegen interne und externe Schwingungen zu stemmen, wie es bei modernen Konstruktionen der Fall ist.

    Zu verstehen, wie die EPI 500 mit Eigenresonanzen umging, war für die richtige Aufstellung und Integration in den Raum entscheidend. Da jedoch das gesamte Gehäuse und die Radiatoren auf einmal in Bewegung gesetzt wurden, war mir auch klar, dass der Erfolg nicht einfach sein würde. Ich musste mich in die Lage der Konstrukteure versetzen und mir die wahrscheinlichste Umgebung vorstellen, die sie sich für ihre Lautsprecher vorgestellt hatten. Diese klang wahrscheinlich anders als unser schickes Büro mit weißen Hochglanzmöbeln und spärlichem Teppichboden. Glücklicherweise unterschied sich die Architektur unseres Gebäudes nicht allzu sehr von der eines typischen amerikanischen Hauses der 1970er und 80er Jahre, denn unser Raum befand sich unter dem Dach des Gebäudes und bestand aus schlecht isolierten Holzbalken, die mit Gips- und Sperrholzplatten beplankt waren. Dies würde höchstwahrscheinlich dazu beitragen, einen Teil der überschüssigen Bassenergie zu absorbieren. Ich besprach die Angelegenheit auch mit meinem audiophilen Freund Luigi, der mich daran erinnerte, dass der Sockel wahrscheinlich mit Blick auf amerikanische Hochflorteppiche entworfen worden war.

    Der Sockel der EPI 500 hatte ein kleines Loch and der Rückseite, das einen Halbkreis zum Boden hin beschrieb, und durch das man das Lautsprecherkabel führen sollte. Um zu verhindern, dass der Sockel den Boden berührte, hatten einige Vorbesitzer kleine Gummipuffer von 1 mm Dicke und 20 mm Breite in alle vier Ecken geklebt. Ich wusste nicht, ob dies nun eine gute Idee gewesen war oder nicht und beschloss, die Lautsprecher zunächst in diesem Zustand anzuhören. Unser Testsystem bestand aus dem Vorverstärker Restek V1 mit aufgerüstetem Kassel Netzteil und der Endstufe B&K ST-140. Als Quellen verwendete ich unseren Technics 1310 Plattenspieler und den Marantz CD-17 Player mit Cambridge DAC. Die Verbindungskabel waren aus massivem Silber, und das Lautsprecherkabel war unser preiswertes, aber effektives Belden 9497. Dies war eine HiFi-Anlage, der ich in Bezug auf die klangliche Integrität vertrauen konnte, nachdem ich jede der Komponenten in vielen verschiedenen Konstellationen gehört hatte. Natürlich war ich neugierig darauf, was die EPI 500 zur klanglichen Ausgewogenheit beitragen oder von ihr wegnehmen würden.

    Auf dem Hartholzboden mit den 1 mm dicken Gummiplättchen klangen die Lautsprecher dumpf und leblos. Ich fühlte mich gezwungen, die Hochtöner einer Sichtprüfung zu unterziehen, um zu sehen, ob sie vielleicht doch beim Transport beschädigt worden waren. Sie sahen in Ordnung aus. Ich stellte auch fest, dass der Boden in unserem Büro nicht ganz eben war, so dass der Sockel nicht auf allen Seiten fest genug auflag. Wie ich erwartet hatte, konnten die kleinen Pads weder eine definierte Ankopplung noch eine Entkopplung vom Boden garantieren. Irgendwie taten sie beides, und diese Verwirrung war deutlich hörbar. Um mehr über die Situation zu erfahren, kratzte ich die Pads ab und stellte die Lautsprecher direkt auf den Boden. Da sich nun Holz auf Holz stapelte, wurde der gesamte Boden zu einem Resonanzkörper, und der resultierende Klang war übermäßig hölzern und matschig. Um mit der umgekehrten Richtung zu experimentieren, stellte ich dann unsere ultra-harten Metallkugel-Absorber von Aucharm unter den Sockel. Dadurch wurden zwar die Höhen akzentuiert, dafür aber klangen die EPI 500 jetzt zu analytisch und es fehlte ihnen an Bass.

    In diesem Stadium konnte ich bereits hören, dass die Lautsprecher ein gewisses Potenzial hatten und dass die optimale Lösung die richtige Mischung aus Dämpfung und Stabilität bieten musste. Um dies zu ermöglichen, kleidete ich die Unterseite des Sockels zum Boden hin mit Filz aus. Das verbesserte zwar die Tonalität, aber ich hatte immer noch Probleme mit der Abbildung, was möglicherweise auf den leicht unebenen Boden zurückzuführen war. In meinen Versuchen, wie sich dieses Problem beheben ließ, fügte ich drei 5 mm dicke und 40 mm breite Filzkissen hinzu: zwei auf jeder Vorderseite und eines auf der Rückseite. Das Loch für das Lautsprecherkabel war für eine Mittige Anbringung im Weg, aber ich beschloss, dass ein paar Zentimeter außerhalb der Achse für die hintere Stütze keine Rolle spielen würden. Dann setzte ich mich hin und stellte erleichtert fest, dass sich Klangbild und Tonalität deutlich verbessert hatten. Die EPI 500 produzierten einen vollen und offenen Klang, der auch tonal sehr reichhaltig war. Der Kontrabass auf dem Album "Turn up the quiet" von Diana Krall hatte jetzt viel Schwung und Dimension. Noch nicht zufrieden war ich mit der Darstellung von Dianas Stimme, die weicher und weniger durchsetzungsfähig dargestellt wurde, als ich es sonst gewohnt war. Das Anbringen eines zweiten Filzkissens auf der gegenüberliegenden Seite des Kabellochs auf der Rückseite brachte etwas Abhilfe. Möglicherweise war der verbesserte Klang auf die optimierte Balance zwischen Vorder- und Rückseite der Lautsprecher zurückzuführen.

    Bei der Positionierung der Lautsprecher stellte ich fest, dass sie gut funktionieren, wenn sich die Mündung der Treiber in einem Abstand von 109 cm zur Vorderwand des Hörraums befand. Diese Platzierung sollte auch in den meisten anderen Hörsituationen möglich sein. Der Abstand zwischen den Lautsprechern betrug knapp zwei Meter, gemessen von Achse zu Achse, und mein Hörplatz befand sich ebenfalls in etwa zwei Metern Entfernung, gemessen in der Diagonale. Ich fand, dass die Hoch- und Mitteltöner am besten funktionieren, wenn die Ausgangsachse des Hochtöners mindestens ein Drittel hinter der Hörposition lag, anstatt direkt auf den Hörer gerichtet zu sein. Ich stellte fest, dass diese Aufstellung bei vielen Lautsprechern am angenehmsten ist, aber das kann auch nur an meinem eigenen Hörgeschmack liegen.

    Bei dieser Aufstellung fand ich, dass die EPI 500 sehr natürliche und informative Mitten boten. Ihre Fähigkeit, viele Nuancen und Schichtungen in diesem Klangsegment zu enthüllen, hätte sie sofort zu einem Liebling audiophiler Hörer gemacht. Allgemeiner ausgedrückt: Die Fähigkeit der Epicure, die Resonanzen ihres Gehäuses und die passiven Strahler in die Musikwiedergabe einzubeziehen, machte sie zu einem ausgezeichneten Begleiter für natürliche Instrumente, wie sie in Jazz, Folk, Country Music usw. vorkommen. Ich bemerkte jedoch auch, dass die offensichtlichen Stärken der Mitten sich nicht automatisch in einer hervorragenden Darstellung von Stimmen niederschlugen. Aus meiner Sicht konnte unsere moderne Tannoy XT8F im Mitteltonbereich noch einen Tick mehr an Glaubwürdigkeit bieten. Ich hätte noch weitere Tests durchführen müssen, um herauszufinden, ob die Stimmen durch den Einbau von massiven Stahlplatten zwischen Sockel und den Filzpolstern verbessert werden könnten, um die Stabilität zu erhöhen. Ich hatte das starke Gefühl, dass eine verbleibende strukturelle Instabilität zum Boden hin hier die Schuld tragen könnte.

    In Foren hatte ich gelesen, dass Hörer, die an Tinitus leiden, über Ermüdung im Zusammenhang mit Epicure-Lautsprechern klagten. Dieses Phänomen mag mit einer fehlerhaften Ankopplung an den Boden, mit hochfrequenten Einstreuungen, aber auch mit der Form des Inverted-Dome-Hochtöners selbst zu tun haben. Mir ist aufgefallen, dass dieser einen leichten Kompressionseffekt erzeugt und dadurch die Musik in den Höhen recht dicht erscheinen lässt. Ich habe auch festgestellt, dass ich dazu neigte, Musik lauter zu hören, als ich es mit unseren anderen Lautsprechern getan hätte. Es war leicht, sich beim Hören mit diesen Lautsprechern mitreißen zu lassen, wie ich z.B. feststellte, als ich unsere 2009er Pressung von Fleetwood Macs 1977er Album Rumours" auflegte. Ich genoss es einfach, die intensive tonale Fülle zu hören, die ich vorher manchmal vermisst hatte.

    Im Vergleich zu meinen ersten Experimenten mit der EPI 500 hatte sich die Basswiedergabe jetzt verdreifacht, so dass damit ich den realistisch vollen Klang und den befriedigenden Punch eines exzellenten Tower-Lautsprechers erleben konnte. Die Abbildung war exzellent, mit einem natürlich breiten und unangestrengten Centerbild. Die Musik war gut verteilt: von vorne nach hinten und von links nach rechts. Stimmen waren immer noch ein wenig süß und weich, aber die Bedeutung dieses Aspekts wird sich erst auf lange Sicht zeigen. Meiner Erfahrung nach sollten die EPI 500 sowohl von einem 20-Watt-Röhrenverstärker als auch von kräftigen Transistorverstärkern problemlos angetrieben werden können. Das richtige Einstellen hatte etwas Zeit in Anspruch genommen, aber der zusätzliche Aufwand war durchaus lohnenswert. Der Aspekt, der mir vielleicht am besten gefiel, war ihre Fähigkeit, eine Jazz-Club-Atmosphäre mit frei atmenden, natürlichen Bässen zu schaffen - aber ohne den Geruch von kalten Zigaretten und abgestandenem Bier.

    Klangbeispiel auf Youtube

    Technische Daten

    • Typ: Dynamischer 3-Wege-Lautsprecher
    • Konstruktion: geschlossenes Gehäuse mit Passivradiatoren
    • Impedanz: 4 Ohm
    • Belastbarkeit: 250 Watt (max.)
    • Wirkungsgrad: 88 dB (1 Watt, 1 Meter)
    • Frequenzbereich: 45 Hz - 20.000 Hz (+/-3dB)
    • Hochtöner: EPI-Goldring (2. Generation)
    • Hochtönerprinzip: 2,6 cm Inverskalotte, luftgepolstert, ölgedämpft
    • Mitteltöner: 10,5 cm, Papierkonus (1. Generation)
    • Tieftöner: 25,4 cm, Papiermembran
    • Passive Strahler: 30,4 cm
    • Frequenzweiche: 750 Hz / 3.000 Hz
    • Gehäuseoberfläche: Walnuss
    • Abmessungen: (H) 91,44 cm, (B) 30,48 cm, (T) 35,56 cm
    • Gewicht: 28,12 kg (pro Stück)
    • Land der Herstellung: U.S.A.
    • Jahr(e): 1973 - 1981

    crossXculture Business Language Training
  • JBL Xtreme 2

    JBL Xtreme 2

    Veröffentlicht: 17.7.2022

    Herstellungsdatum: 2018

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Von den 1950ern bis in die 1990er Jahre ging es bei Hifi-Neuentwicklungen hauptsächlich darum, die Grenzen des technisch Machbaren in Hinblick auf eine originalgetreue Musikwiedergabe auszuloten. Größe, Aussehen und Kosten schienen für die Hifi-Hersteller und für die stolzen Besitzer der Geräte am oberen Ende des Marktes von geringerer Bedeutung zu sein. Monströse Receiver wie der Kenwood KR-9400 aus den Jahren 1974 bis 1976 und schrankgroße Lautsprecher wie die Electro Voice Patrician 800 aus der Mitte der 70er bis Anfang der 80er Jahre waren Zeugen dieser Zeit. Die wichtigste Musikquelle war die Schallplatte, von der Hifi-Enthusiasten oft beeindruckende Sammlungen besaßen.

    Mit dem Aufkommen kompakterer Musikformate wie der CD (Sony 1982 und Philips 1983), dem DAT (Sony 1987) und schließlich dem MP3-Player (Saehan 1997) wurde der Audiomarkt wie besessen darauf, herauszufinden was man sonst noch kleiner und praktischer bauen konnte. Nach Jahren größerer und besserer Geräte ging es im neuen Jahrtausend um die Frage, wie viel Größe, Gewicht und Kosten geopfert werden konnten, bevor der Zauber dessen, was einmal Musik war, komplett verloren ging. Die mainstream Hifi-Technik begann daher, kleinere und leichtere Geräte zu entwickeln. Die Lautsprecher wurden hoch und schlank, um sich in den Wohnräumen zu verstecken, anstatt diese zu dominieren. Die Verbraucher fühlten sich zu kleineren Lautsprechern hingezogen, die dennoch einen Großteil des Klangs ihrer größeren Vettern bieten sollten.

    Lautsprecherkabel wurden zunächst in die Wände verlegt, bevor sie schließlich von WiFi oder Bluetooth abgelöst wurden und komplett verschwanden. Die KEF- Modelle LS-50 und LS-50 'wireless', von 2012 bis 2022, sind ein gutes Beispiel für die Richtung der Industrie. Bei den LS-50 handelt es sich um kompakte Regallautsprecher, die ihre klanglichen Vorzüge am besten entfalten können, wenn sie auf geeigneten Lautsprecher-Ständern aufgestellt werden, wobei die Abmessungen des Raums usw. zu berücksichtigen sind. Die kabellose Version, die etwas teurer ist, bietet dem Hifi-Neuling den zusätzlichen Vorteil, dass in Bezug auf Erdung, Verbindungsleitungen und Lautsprecherkabel nicht viel schief gehen kann. Es ist nicht verwunderlich, dass die vielseitigen und unauffälligen KEF LS-50 zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels bereits seit mehr als 10 Jahren produziert werden. Und dennoch ist die LS-50 immer noch ein konservativer Heimlautsprecher. Andere Hersteller haben die Vielseitigkeit auf die nächste Stufe gehoben.

    Die JBL “Xtreme 2" war die zweite Generation der Xtreme-Bluetooth-Lautsprecher von JBL. Das hier gezeigte Paar gehörte meinem langjährigen Freund Thomas Kubalsky, der mich auch schon früher bei der Lösung von Hifi-Problemen unterstützt hatte. Die Lautsprecher wurden mir von Thomas für den Hörtest überlassen. Er hatte sie ursprünglich erworben, um auf seinen excessiven e-Bike-Radtouren Musik hören zu können. Thomas sah die Vorteile darin, dass die kanisterförmigen Gehäuse der JBL leicht an seinem Lastenrad befestigt werden konnten, dass sie wasserdicht waren und über schnell aufladbare Batterien verfügten, die eine Wiedergabezeit von bis zu 15 Stunden ermöglichten. Auch Bluetooth war für ihn ein Pluspunkt, aber kein absolutes Muss, da der Abstand zwischen Handy und Lautsprechern beim Anbringen am Fahrrad eher gering war. Zum Zeitpunkt der Aufnahme dieser Fotos hatten seine JBLs Thomas und sein Fahrrad bereits auf zahlreichen Fahrten über mindestens 10.000 Kilometer durch extreme Hitze, Staub und Regen begleitet.

    An dem Tag, an dem ich beschloss, die JBL Xtreme 2 mit nach Hause zu nehmen, hatten sie bereits einige Stunden auf dem Sommerfest unserer Kinder im Kindergarten Musik gespielt. Thomas hatte mir gezeigt, wie ich zwei Xtreme 2-Lautsprecher mit nur einem einzigen Smartphone koppeln konnte, um daraus ein Lautsprecher-Array zu erstellen. Obwohl die JBLs aus jeweils zwei Sätzen von Lautsprechern pro Gerät bestanden, um auch einzeln die Stereo-Wiedergabe zu ermöglichen, erlaubten die neuen intelligenten Bluetooth-Profile die getrennte Zuweisung eines linken und rechten Kanals auf jeden Lautsprecher, sofern zwei Xtreme 2 vorhanden waren. Maximal ermöglichten die Profile die Zuweisung von 100 Lautsprechern in ein einziges Array. Diese Anzahl von Lautsprechern sollte in jedem Fall ausreichen, um eine große Cocktail- oder Strandparty zu beschallen. Was mich jedoch wirklich brennend interessierte, war die Möglichkeit, die Klangqualität eines so vielseitigen Systems mit Bluetooth-Konnektivität kennenzulernen. Wie würden sie sich in einem direkten Hörvergleich mit echten Hifi-Lautsprechern schlagen?

    Ähnlich wie bei anderen kleinen Gehäusekonstruktionen wurden bei der JBL Xtreme 2 passive Membranen eingesetzt, um ein größeres Gehäusevolumen zu suggerieren und die Basswiedergabe der beiden kleinen dynamischen Treiber zu verbessern. Dieses Prinzip war nicht neu, sondern wurde bereits bei vielen berühmten Lautsprechern verwendet, z.B. bei der KEF Calinda, die von 1975 bis 1976 gebaut wurde, und bei der Epicure EPI 500, die von 1973 bis 1981 gebaut wurde. Und während die Calinda einen einzigen passiven Radiator an der Vorderseite hatte, verwendete die EPI 500 einen Radiator auf jeder Seite des Gehäuses, ähnlich wie die JBL Xtreme-Modelle. Und da ich die EPI 500 zu diesem Zeitpunkt noch in unserem zweiten Hörraum aufgestellt hatte und mit ihrem Klang wirklich sehr zufrieden war, gab es eigentlich keinen besseren Ort, um die kleinen JBLs aufzustellen. Für einen schnellen A-B-Vergleich, stellte ich die Xtremes direkt auf die EPI-Lautsprecher, so dass ihre Treiber mit denen der EPIs bündig waren.

    Bei der Aufstellung der EPI 500-Lautsprecher hatte ich besonders darauf geachtet, eine perfekte Balance aus Dämpfung und Stabilität zu erreichen. Indem ich also die Xtreme 2 direkt auf die Epicures stellte, konnte ich sicher sein, dass ich von diesem Vorteil profitieren würde. Während meiner Hörtests achtete ich darauf, meine Ohren auf der Ebene der Hochtöner zu positionieren und wieder zu senken, wenn ich zwischen den Lautsprechern wechselte. Zum Zeitpunkt des Tests wurden die EPI 500 noch von unserem Kenwood KR-9400-Receiver angetrieben, einer Kombination, die einen agilen und nach vorne gerichteten Klang mit viel natürlichem Bassdruck bot. Gleichzeitig wurde das natürliche Timbre der Epicures deutlich, was diese Kombination vor allem bei der Wiedergabe von realen Musikereignissen zu einem besonderen Erlebnis machte. Es war spannend zu erkunden, wie viel von dem ursprünglichen Musikereignis durch die kleinen JBL Bluetooth Lautsprecher transportiert werden würde. Ich war fest davon überzeugt, dass es sich bei ihnen nur um eine weitere Spielerei handelte, die außer ihrer geringen Größe und Tragbarkeit keine weiteren Vorzüge aufwies.

    Beim Vergleich von Geräten neigte ich dazu, mir dieselben Alben immer wieder anzuhören. Tonalität, Agilität, Transienten und natürliche Bässe waren nur einige der Eigenschaften, die mich interessierten. Die Epicure-Lautsprecher konnten von matschig bis scharf klingen, je nachdem, wo sie aufgestellt, wie stabil sie standen und wodurch sie vom Boden entkoppelt waren. Wenn diese Aspekte miteinander harmonierten, waren sie in der Lage, durchaus eine hervorragende tonale Ausgewogenheit und einen natürlichen Bass zu liefern. Obwohl der Bass der Epicure nicht extrem strukturiert war, gefiel es mir, dass er weder zu dick noch zu dünn auftrat, wenn er mit einem Verstärker wie unserem Becker ST-200, Dynavox VR 70, oder sogar dem Kenwood KR-9400 Receiver kombiniert wurde. Ich legte das Album "Turn Up The Quiet" von Diana Krall auf und hörte es mir zuerst über die EPI 500 an.

    Als ich anschließend auf die JBL Xtreme 2s umschaltete, musste ich die Bluetooth-Verbindung wieder aus dem Ruhezustand erwecken und bemerkte, dass das Gerät, das ich als Slave gekoppelt hatte, erst fünf Sekunden später aufwachte. Es gab auch eine kleine Verzögerung und ein leichtes Knacksen, bevor die Verbindung perfekt hergestellt war. Gleichzeitig war ich beeindruckt von dem greifbaren Bild, das die JBLs in der Mitte zwischen den Lautsprechern erzeugten. Dieser Effekt war mir von gut durchdachten kabelgebundenen Verbindungen sofort vertraut. Der nächste Aspekt, der mir auffiel, war die große Ähnlichkeit in der Tonalität zwischen den EPI 500 und den Xtreme 2. Beide Lautsprecher gaben Dianas Stimme sehr glaubwürdig und mit sehr ähnlichem Timbre wieder. Die Epicure-Lautsprecher schafften es allerdings, die Stimme etwas besser vom oberen Bass zu trennen und klangen daher in diesem Bereich weniger unscharf. Dieser Unterschied war jedoch geringer als ich erwartet hätte.

    Die JBL-Lautsprecher blieben dem Quellmaterial vor allem bei langsameren und geordneten Musikpassagen treu. Je lauter und schneller die Musik wurde, desto mehr begannen die Lautsprecher ihre natürlichen Grenzen aufzuzeigen. Das soll nicht heißen, dass sie schlecht klangen oder schlecht konstruiert waren, es war nur so, dass Aspekte der Attacke und der Ordnung der Epicures-Lautsprecher nicht vorhanden waren, wenn man denselben Titel über die JBL-Lautsprecher hörte. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass tragbare Bluetooth-Lautsprecher einen solchen Vergleich überhaupt verdienen würden, aber bei den JBL-Lautsprechern erschien es mir nicht allzu weit hergeholt zu sein. Dieser Eindruck wurde mir auch von meinem Kollegen Landon zurückgespiegelt, der lächelnd ins Büro kam und sagte: "Karsten, ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas in diesem Büro sehen würde", während er auf die Xtreme 2 zeigte. Als ich ihm die Xtreme 2 dann vorführte, war Landon jedoch perplex und musste wie auch ich gestehen, dass er den Unterschied zwischen den Lautsprechern für viel größer gehalten hätte. "Sie sind also wirklich nicht schlecht, was?" sagte Landon, während er wieder zu seinem Schreibtisch hinüberging.

    Als ich die beiden Xtreme 2 zum ersten Mal koppelte, wurden sie automatisch auf 'Party Mode' eingestellt, was bedeutete, dass jeder Lautsprecher das volle Stereobild wiedergab. Dies hatte den Vorteil, dass die Lautsprecher weit voneinander entfernt aufgestellt werden konnten, ohne dass die Musikinformationen des anderen Kanals am Hörplatz verloren gingen. Um sie in den Stereomodus zu versetzen, musste ich zunächst die App “JBL Connect" oder “JBL Portable" aus dem App Store herunterladen. Das Umschalten der Geräte in den Stereomodus dauerte nur ein paar Sekunden. Bei genauerem Hinhören jedoch erkannte ich das Problem, dass ich nicht darauf vertrauen konnte, dass die Musikinformationen intakt waren. Dieser Eindruck mag von plötzlichen Änderungen der Kanallautstärke herrühren, die ich bei einigen Gelegenheiten bewusst wahrnahm. Das Stereobild schien auch manchmal übermäßig betont zu sein, mit einem starken, aber eher unvorhersehbaren dreidimensionalen Effekt und einem leicht hohlen Klang. Möglicherweise war dies auf ein Timing-Problem zwischen den beiden Kanälen, den so genannten 'Hass-Effekt', zurückzuführen. Diese Phänomen hatte zur Folge, dass sich meine Ohren schnell überlastet fühlten, was ich mit den Lautsprechern im 'Party Mode' nicht erlebt hatte.

    Daher schaltete ich die Lautsprecher wieder zurück in den Party-Modus (oder in diesem Fall in den Mono-Modus) und war sofort viel zufriedener mit ihrer Darbietung. Zusammenfassend konnte ich feststellen, dass die Xtreme 2 akustisch ausgereifte Lautsprecher mit hervorragender Tonalität sind, deren Vorzüge leider durch eine etwas instabile Bluetooth-Verbindung verdeckt wurden. Im Party-Modus, bei dem jeder Lautsprecher das volle Stereosignal wiedergibt, waren einige Aspekte der Gesangs- und Instrumentenwiedergabe ähnlich wie bei den besseren Lautsprechern dieser Welt. Im Stereo-Modus jedoch verloren die Lautsprecher durch die Bluetooth-Verbindung jegliches Gefühl für Proportionen und schleuderten einzelne Töne wahllos in den Raum. Das gelegentliche Absacken der Lautstärke oder gar das völlige Verschwinden eines Kanals belastete mich und nahm mir den entspannenden und beruhigenden Aspekt der Musik. Kurzum: Eine bessere Verbindung als Bluetooth hätte aus diesen Lautsprechern weitaus bessere Performer gemacht, denn physisch hatten sie wirklich viel zu bieten.

    Technische Daten

    • Typ: tragbarer Stereo-Lautsprecher
    • Konnektivität: Bluetooth Version: 4.2
    • Merkmale: Integration von Lautsprecher-Arrays
    • Profile: A2DP V1.3, AVRCP V1.6, HFP V1.6, HSP V1.2
    • Hochtöner: 2,0 cm x2
    • Tieftöner: 6,99 cm x2
    • Passiv-Radiatoren: 8,0 cm x2
    • Nennleistung: 2 x 20 W RMS; bi-amped
    • Frequenzgang: 55 Hz - 20.000 Hz
    • Signal-Rauschabstand: > 80 dB
    • Spannungsversorgung: 19V, 3A
    • Akku-Typ: Lithium-Ionen-Polymer 36Wh
    • Akku-Ladezeit: 3,5 Stunden
    • Musikwiedergabe: bis zu 15 Stunden
    • Eingänge: 3,5-mm-Kopfhörerbuchse
    • USB-Ausgang: 5V, 2A (maximal)
    • Sendeleistung: 0-12,5 dB/m
    • Sendebereich: 2,402 - 2,480 GHz
    • Abmessungen: (H) 136 mm x (B) 288 mm x (T) 132 mm
    • Land der Herstellung: China
    • Gewicht: ca. 2,4 kg
    • Jahr(e): 2018 - 2022

  • KEF iQ30

    KEF iQ30

    Veröffentlicht: 23.8.2020

    Herstellungsdatum: 2008

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Wo soll ich anfangen? Vielleicht am besten mit einer Entschuldigung. Denn bis zum Verfassen dieses Artikels hatte kein anderer Lautsprecher meine Aufmerksamkeit und Fantasie mehr in den Bann gezogen als diese kleinen Regalboxen. Und wie es leicht passieren kann, war ich in meiner Unwissenheit bei der Zuweisung von positiven und negativen Attributen zu diesen Lautsprechern nicht immer fair gewesen. Es dauerte tatsächlich eine ganze Weile, bis ich das herausfand, wie ich mit den iQ30 umgehen musste, um ihnen einen positiven Klang zu entlocken. Frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

    Zu Anfang hatten wir die KEFs wegen ihrer Form als unauffällige Regallautsprecher gekauft, um in unserem Arbeitszimmer Hintergrundmusik zu hören. Das war lange bevor ich darüber nachdachte, ein zweites audiophiles System einzurichten, das wir nutzen konnten, falls z.B. die Kinder unseren Haupthörraum blockierten. Wie üblich hatte ich Testberichte über Regallautsprecher gelesen, die klanglich etwas mehr als ihr Eigengewicht auf die Waage brachten, und die kleinen KEFs wurden in diesem Zusammenhang wiederholt erwähnt.

    In unserem Büro angekommen mussten sie einige in die Jahre gekommene Denon-Regalboxen ersetzen, die von einer F-07 Midi-Anlage übrig geblieben waren. Angetrieben wurden sie von einer Einsteiger-Kombination aus Rotel Vor- und Endstufe mit einer Leistung von 2x 60 Watt RMS. Im Nachhinein betrachtet war die Kombination sogar recht gut, denn die japanische Combo war mit Blick auf die Schwesterfirma Bowers & Wilkins entwickelt worden und soll der Philosophie des "British Sound" folgen. Dieser zeichnet sich nach meinem Verständnis durch Präzision, tonale Ausgewogenheit und einen warmen Mitteltonbereich aus.

    Während die Denons mit ihren Soft-Dome-Hochtönern Fehler verziehen und leicht zu integrieren waren, offenbarten die iQ30 die klanglichen Schwächen unserer günstigen Glas- und Aluminium Lautsprecherständer. Daher ersetzten wir die Ständer durch eine einfache DIY-Konstruktion (bestehend aus 32 mm starken MDF-Platten) und bemerkten sofort die Verschiebung von einem rauen und technischen Klang hin zu einer etwas angenehmeren und tonal ausgewogeneren Darbietung.

    Ein weiterer Aspekt, den die KEFs aufzeigten, war die mangelnde Basswiedergabe im Hörraum. Unser Büro befand sich unter dem Dach des Gebäudes und hatte mehrere akustische Nachteile: schräge Gipswände rundherum, die einen Großteil der tiefen Frequenzen absorbieren, viele harte Möbeloberflächen, die höhere Frequenzen reflektieren, und eine große Raumtiefe von 13 Metern, wobei sich die Hörposition nur 2,5 Meter von den Lautsprechern entfernt befand.

    Bei meinem Versuch, die iQ30 ausgewogen klingen zu lassen, setzte ich eine Reihe von Vor- und Endstufen ein, von Rotel über Hafler bis hin zu Harman Kardon. Doch die KEFs klangen mal mehr und mal weniger hart und grell. Skeptisch betrachtete ich die scharf gezeichneten Waveguides der Uni-Q-Treiber und fragte mich, ob KEF sie irgendwie falsch berechnet hatte, ähnlich wie ich meine früheren Canton Ventos als unangenehem höhenbetont empfunden hatte, was mir später von mehreren Tests auch bestätigt wurde. Für die Firma KEF jedoch, die sich längst den Ruf der Lautsprecher-Universität Englands erarbeitet hatte, wäre eine bewusste Betonung einzelner Frequenzen jedoch eher untypisch gewesen.

    Da ich die iQ30 in unserem Büro nicht in tonale Balance bekam, gab ich sie meinem Bruder zum Testen mit und stellte unsere Anlage auf Tannoy DC 6t Tower-Lautsprecher um. Mit ihrem zusätzlichen Tieftontreiber boten die Tannoys von Beginn an mehr Bassfundament und klangen zumindest auf die kurze Distanz zu meiner Hörposition ausgewogener. Als ich mir die neuen Lautsprecher jedoch längere Zeit anhörte, stellte ich fest, dass auch sie im Bassbereich mit der Größe und Struktur des Raums zu kämpfen hatten. Das Fundament wurde von den Wänden und Decken geschluckt.

    Einige Wochen später erhielt ich dann die KEFs von meinem Bruder zurück. Und da ich mich in der Zeit ihrer Abwesenheit gefragt hatte, ob ich bei der Aufstellung nicht doch etwas übersehen hatte, beschloss ich, sie diesmal nicht im Büro im Obergeschoss aufzustellen, sondern sie stattdessen in unserem Haupthörraum zu testen. Um ehrlich zu sein, waren meine Erwartungen nicht allzu hoch, denn ihre Konkurrenten im Erdgeschoss waren keine alten Denon Regallautsprecher, sondern die wirklich beeindruckenden elektrostatischen Martin Logan SL3.

    Ich spielte zunächst ein paar Lieder auf den Martin Logans aus Jazz und Folk, die ich gut kannte und gerne hörte. Dann wechselte ich zu den iQ30, halb in der Erwartung, laut loslachen zu müssen. Überraschenderweise war das aber ganz und gar nicht der Fall. Die KEFs setzten bei ähnlicher Lautstärke und fast identischer Klangcharakteristik ein, so dass ich zunächst ungläubig zu den Martin Logans hinüberblickte. Mit dem Hochtöner auf derselben Achse wie der Tief-Mitteltöner und im Zusammenspiel mit den Waveguides, die die Höhen tief in den Raum zu werfen vermochten, legten die KEFs eine durchaus vergleichbare Energie und Autorität an den Tag.

    Die Stärken der SL3 lagen in ihrer Genauigkeit und in der Subtilität von Stimmen. Die iQ30 spielten Stimmen ebenfalls gut, erreichten aber nicht dasselbe Niveau an Subtilität und Intimität. Und doch kamen sie dem Ganzen sehr nahe. Während die Tannoys oben Klaviertasten liebten, bevorzugten die KEFs die Gitarre. Nils Lofgrens Spiel wurde in den Raum hineingestrahlt, so wie ich es von den Martin Logans gewohnt war. Die KEFs klangen dabei im Nachhall etwas kürzer nach als die SL3s, was angesichts der außergewöhnlichen Leichtigkeit der Mylar-Membran der Martin Logan kein Wunder war.

    Die KEFs klangen in unserem Haupthörraum deutlich ausgewogener. Von der früheren Härte war nichts mehr zu spüren, so dass auch stundenlanges Hören leicht möglich war. Der Bass war voll und präsent und manchmal sogar druckvoller als bei den SL3. Wenn es jedoch darum ging, sehr tiefe Töne zu spielen, waren diese bei den Martin Logans noch vernehmbar und fehlten bei den KEFs einfach. Auch das war nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die SL3 einen 30cm Tieftöner und die iQ30 nur über einen kleinen 16cm Breitbandlautsprecher verfügten.

    Die iQ30 boten eine wunderbare Bühne und konnten - wie die Martin Logans - auch laut spielen, was eine schöne Live-Atmosphäre schaffte. Die Martin Logans wären selbstverständlich in der Lage gewesen noch lauter zu spielen, aber ich persönlich hörte Musik nie in einer Lautstärke, bei der dieser Unterschied eine Rolle spielen würde. In Anbetracht der geringen Größe der KEFs war ihre Fähigkeit, den Raum zu füllen, beachtlich. Ihre Präzision und Autorität, die es auch mit größeren und teureren Lautsprechern aufnehmen konnte, war bei passendem Raum und richtiger Aufstellung verblüffend. Daher auch meine Entschuldigung. Als die KEFs anfangs nicht gut abschnitten, lag das nicht an einem Konstruktionsfehler der Lautsprecher, sondern am Raum. Dennoch konnte man als Kritikpunkt anführen, dass diese Lautsprecher für ihren anzunehmenden Verwendungszweck als eher willkürlich platzierte Regallautsprecher an einem kleinen Verstärker in den Höhen zu scharf geschaltet waren. Es bedurfte einiges an Geschick und Erfahrung, diese zu besänftigen.

    Technische Daten

    • Frequenzgang: 45 - 40000 Hz
    • Empfindlichkeit: 89 dB
    • Impedanz, durchschnittlich: 8 Ohm
    • Übergangsfrequenz: 2500 Hz
    • Empfohlene Leistung: +15 Watt RMS
    • Gewicht: 6,45 kg
    • Abmessungen: 36,5 cm x 22,0 cm x 32,7 cm
    • Land der Herstellung: China
    • Baujahr(e): 2008

  • Martin Logan SL3

    Martin Logan SL3

    Veröffentlicht: 8.6.2020

    Herstellungsdatum: 1995

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Gayle Martin Sanders und Ron Logan Sutherland, die Namensgeber der Firma, hatten sich für die Entwicklung elektrostatischer Lautsprecher interessiert, seit sie in den späten 1970er Jahren in einem High-End-Musikgeschäft in Lawrence, Kansas, zusammen arbeiteten. Sanders arbeitete als Filialleiter und hatte einen Hintergrund in Architektur und Werbung, und Sutherland war Elektroingenieur. Beide Männer waren davon überzeugt, dass elektrostatische Lautsprecher das größte Potenzial für High-End Audiowiedergabe hatten, selbst wenn die damals existierenden elektrostatischen Lautsprecher in Bezug auf Frequenzgang und Abstrahlwinkel noch sehr eingeschränkt waren. Viele von ihnen wurden als Verstärkerkiller berühmt, da ihre Impedanzkurven einem Kurzschluss nahe kamen. Zusätzlich zu ihrer mangelnden Höhen- und Basswiedergabe und der Schwierigkeit, einen ausreichend starken Verstärker zu finden, erzeugten elektrostatische Lautsprecher einen sehr engen Sweet Spot beim Hören und klangen an den meisten Stellen im Raum falsch oder unausgewogen. Zu den wenigen erfolgreichen Modellen jener Zeit gehörten die “Quad ELS", die das Design eines elektrischen Heizkörpers nachahmte, und die riesige KLH Modell 9". Während die Quad in der Lage war, Kammermusik in ihren feinen und zarten Tönen wiederzugeben, wurden die Grenzen ihrer Konstruktion bei lauteren Darbietungen wie Rock oder klassischer Musik deutlich. Die KLH hingegen war sehr wohl in der Lage, alle Arten von Musik wiederzugeben, aber ihre schiere Größe führte zu einem sehr geringen Absatz.

    Sanders und Sutherland begannen mit dem Bau von Prototypen, von denen einige bei höheren Lautstärken in Flammen aufgingen, bis sie die Materialzusammensetzung gefunden hatten, die es ihnen ermöglichte, ihre Lautsprecher zu spielen, ohne Angst zu haben, sie zu zerstören. Zu den Verbesserungen gehörten die Entwicklung einer ultraleichten Mylnar-Membran und zwei horizontal gekrümmte Statoren aus perforiertem Stahl, die Ladungen von bis zu 10.000 Volt zuließen. Laut der Website des Unternehmens stellten Sanders und Sutherland ihr Lautsprecherkonzept 1982 auf der Consumer Electronics Show in Chicago nur auf Basis einer Attrappe und einigen Fotos vor. Das Design war so radikal neu, dass es in der Branche sofort zum Hit wurde und mit einer CES Design und Engineering Award ausgezeichnet wurde. Während sich die auf der Messe vorgestellten Ideen noch in der Entwurfsphase befanden, hatten Sanders und Sutherland bereits ihren ersten funktionierenden elektrostatischen Lautsprecher entwickelt, der auf konventionelleren Designs basierte. Er wurde "Monolith" genannt, und Händler, die ihn bei Produktvorführungen hörten, waren mehr als erpicht darauf, ihn der ihren Kunden anzubieten. Angesichts der frühen Akzeptanz ihrer Ideen fühlten sich die beiden Männer bereit, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Da sie sich einen Markennamen ausdenken mussten, beschlossen sie 1983, ihre zweiten Vornamen zu MartinLogan zu kombinieren.

    Trotz vieler anfänglicher Rückschläge, einschließlich des Ausscheidens von Ron Logan Sutherland aus dem Unternehmen, gelang es dem Hersteller, sich auf dem Markt für High-End-Lautsprecher zu etablieren. In den 1990er Jahren schuf MartinLogan viele inzwischen berühmte Klassiker, wie die SL3, die kleineren Aerius und die Quest. Die hier vorgestellte SL3 gilt als der "rockigste" Lautsprecher der 1990er Jahre. Er zeichnet sich durch ein hohes und schlankes Statorpaneel aus, das von hellen Eichenholzschienen flankiert wird. Die Mylar-Membran ist fast vollständig lichtdurchlässig und lädt dazu ein, die Vorderwand für einen optischen Effekt sanft von hinten zu beleuchten. Der SL3 ist ein Hybrid-Lautsprecher in der Tradition der MartinLogan 'Sequel'-Serie und verfügt über einen 10-Zoll Papiermembran Tieftöner für die Basswiedergabe. Der Tieftöner ist in einem geschlossenen Gehäuse untergebracht, das auch die 250-Hz / 12-dB-Frequenzweiche und den Hochspannungstransformator enthält, der zur Erzeugung der statischen Elektrizität für den Antrieb der Mylar-Membran benötigt wird. Das Gehäuse ist nach vorne und hinten offen und im MartinLogan-typischen 30-Grad-Winkel gewölbt, um eine optimale Hochtonabstrahlung zu gewährleisten. Der SL3 verfügt über zwei Anschlussklemmen für Bi-Wiring sowie einen Bass Control Switch, mit dem die Basswiedergabe um -3 dB abgesenkt werden kann. Dies kann sehr praktisch sein, wenn die Lautsprecher in kleineren Räumen aufgestellt werden sollen, in denen die Basswiedergabe akzentuiert ist. Obwohl jeder Lautsprecher zur Hochspannungserzeugung an eine Stromquelle angeschlossen werden muss, ist der Energieverbrauch sehr gering, und der Lautsprecher schaltet in den Standby-Modus, wenn an den Klemmen kein Signalstrom erkannt wird. Ein kleines rotes Licht an der Vorderseite des Lautsprechers zeigt an, wenn der Lautsprecher eingeschaltet ist.

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    Die MartinLogan SL3s wird am besten mit einem starken Verstärker betrieben, der für hohe Rückkopplungsströme ausgelegt ist, da die Impedanzkurve des Lautsprechers einige sehr niedrige Einbrüche bis hinunter zu nur 1,5 Ohm bei 20.000 Hz aufweist. Aufgrund des bipolaren Panel-Designs kann die Platzierung der Lautsprecher etwas schwieriger sein, als dies bei herkömmlichen Designs der Fall wäre. Bei guter Platzierung ist die SL3 durchaus in der Lage, ein erstaunliches Schauspiel zu vollführen, bei dem der genaue Standort des Lautsprechers nur schwer auszumachen ist und die Musik dreidimensional im Raum erscheint. Der Klang ist klanglich ausgewogen, und die Bass-Integration funktioniert bei dem Hybriddesign sehr gut. Mit einer Fläche von 0,37 m² sind die SL3 in der Lage, eine große Klangbühne zu präsentieren, sowohl bei niedrigen als auch bei hohen Lautstärken. Bi-Wiring ist von entscheidender Bedeutung, da die Kontrolle über den Tieftöner bei Brückenschaltung unpräzise wird. Dies könnte mit dem Hybrid-Design und den elektrischen Eigenschaften der Treiber zusammenhängen. Bei korrektem Anschluss ist die SL3 in der Lage, viel Punch zu liefern und bei Bedarf schnell abzufallen. Da die Panels selbst schon eine beachtliche Größe haben, kann das Hören von Musik aus geringer Entfernung als zu überwältigend empfunden werden. Einige Leute haben angegeben, dass sie das Gefühl haben, von ihnen gegrillt zu werden. Um diesen Effekt zu verringern, aber auch um die Lautsprecher besser in den Raum zu integrieren, können die Panels nach hinten gekippt werden. Insgesamt bietet die SL3 eine hervorragende Grundlage für ein hochwertiges Klangerlebnis und viel Raum für Experimente.

    Siehe auch: Martin Logan SL3 Audio Demo

    Technische Daten

    • Frequenzgang: 30-22.000 Hz +/3 dB
    • Abstrahlwinkel: 30 Grad
    • Empfindlichkeit: 89 dB
    • Impedanz, Durchschnitt: 4 Ohm
    • Trennfrequenz: 250 Hz (12 dB)
    • Impedanz, minimal: 1,5 Ohm bei 20kHz
    • Belastbarkeit: 200 Watt RMS
    • Gewicht: 29,5 kg, pro Lautsprecher
    • Abmessungen: (H) 163 cm x (B) 33 cm x (T) 36 cm
    • Herstellungsland: USA
    • Jahr(e): 1995 - 2000

  • Orbid Sound Pluto (Bausatz)

    Orbid Sound Pluto (Bausatz)

    Veröffentlicht: 30.5.2022

    Herstellungsdatum: 1992

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Unsere Familie war gerade aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt und war damit beschäftigt, sich an das Leben in Deutschland zu gewöhnen, als ein Jugendfreund mich mit der berüchtigten Lautsprecher-Manufaktur Orbid Sound von Herrn Beyersdorffer bekannt machte. Da ich mich für Audiogeräte interessierte, drückte er mir eine Broschüre in die Hand, die dem neugierigen Leser viele Geheimnisse über die Herstellung und den Vertrieb von Lautsprechern preiszugeben schien. Darin gab Herr Beyersdorffer an, dass etablierte Audiounternehmen ihre Kunden abzockten, indem sie billige Treiber in schick aussehende Boxen verpacken, in der Hoffnung, dass genügend zahlende Kunden durch ihre bezahlten und daher immer positiven Rezensionen in der Fachpresse angelockt würden.

    Herr Beyersdorffer erklärte weiter, dass Orbid Sound zu einem niedrigeren Preis als das Audio-Establishment bereits mit hochwertigen Treibern arbeiten könne, da sein Unternehmen nicht in teuren Zeitschriften werbe und stattdessen seinen Ruf allein durch die Mundpropaganda seiner zufriedenen Kunden aufgebaut habe. Seine Behauptungen waren natürlich nicht ganz unwahr, denn HiFi-Geschäfte verkauften ihre Lautsprecher aufgrund ihrer hohen Wattangaben, zunehmend fragwürdigen Frequenzkurven und einer überzeichnung der Höhenwiedergabe - letztere richtete sich an wohlhabende Rentner, die sich freuten, dass sie endlich wieder die verloren geglaubten oberen Bereiche des Frequenzspektrums hören konnten. Das waren noch Zeiten, als die Hersteller von Low-Budget-Lautsprechern große, glänzende Ringe um ihre kleinen Chassis malten, um ihre schmählichen Lautsprecher durch den Stoff hindurch eindrucksvoller aussehen zu lassen.

    Diese Marken, zumeist aus dem Versandhandel und aus Kaufhäusern, waren jedoch nicht das primäre Ziel von Herrn Beyersdorffers Kampagne. Seine Tiraden richteten sich an die etablierten HiFi-Geschäfte, und in seinem Publikum befanden sich aufstrebende audiophile Hörer mit einem knappen Budget. Wenn es ihm nur gelänge, die damalige Jugend davon zu überzeugen, dass sie für kleines Geld mit den großen Jungs mitspielen könnte, weil sie mit seinen Lautsprechern cleverer waren als das Audio-Establishment, könnte er mit Orbid Sound genug Geld verdienen, um seinen eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, und vielleicht sogar noch mehr. Wie sich herausstellte, kauften mein Freund, mein jüngerer Bruder und ich schließlich unsere ersten "erwachsenen" Lautsprecher von Orbid Sound.

    Um Geld zu sparen, entschieden mein Bruder und ich uns für Bausätze des Unternehmens. Der Pluto-Bausatz meines Bruders enthielt vorgefertigte Gehäuseteile und ließ sich dadurch leicht zusammenbauen. Ich beschloss, noch einen Schritt weiter zu gehen und das Lautsprechergehäuse von Grund auf selbst zu bauen. Seitdem sind mehr als 30 Jahre vergangen, und ich weiß nicht mehr, wie meine Lautsprecher hießen, ich weiß nur noch, dass sie jeweils vier kleine Tieftöner statt eines großen hatten. Und diese Tieftöner waren mit dem Mitteltöner und dem Hochtöner des Pluto gepaart. Obwohl mir zunächst die Idee gefiel, von der geringeren Zeitverzögerung von vier kleineren Tieftönern zu profitieren, und ich sogar Herrn Beyersdorffers Gedanken dazu folgen konnte, stellte ich fest, dass das Konzept mit den verwendeten Chassis nicht gut funktionierte - vielleicht aufgrund von kleinen Unterschieden im Timing zwischen den Chassis - und so verkaufte ich meine Lautsprecher wieder, nur wenige Wochen nachdem ich sie fertiggestellt hatte.

    Mein Bruder hingegen behielt seine Orbid Sound Pluto Kit-Lautsprecher und ließ sie schließlich im Haus meiner Eltern zurück, als er 2006 auszog. Genau dort habe ich sie neulich gefunden. Ich rief meinen Bruder an, um ihn zu fragen, ob ich sie für einen Hörtest an unserer Anlage mit nach Hause nehmen könnte. Er stimmte zu, und es gab einen Moment des Innehaltens, in dem wir beide über die irre Idee kichern mussten, Orbid Sound-Lautsprecher an einer "erwachsenen" Stereoanlage zu betreiben. Wie würden diese Lautsprecher im Vergleich zu den hohen musikalischen Standards unserer Vintage-Klassiker abschneiden, ganz zu schweigen von den modernen Tannoy XT8f Dual-Concentric-Towern, den Epicure EPI 500 oder sogar den elektrostatischen Lautsprechern Martin Logan SL-3? Wir beschlossen, dass wir es nicht wissen konnten, bis wir es ausprobiert hatten, und ich nahm die Plutos später am Abend zu uns mit nach Hause.

    Bei näherer Betrachtung konnte ich feststellen, dass die Gehäuse und Treiber immer noch in erstaunlich gutem Zustand waren, auch wenn der Leim der Furniereinfassung in einigen Ecken etwas brüchig geworden war und die darunter liegenden Lagen des Mehrschichtmaterials zum Vorschein kamen. Das überraschte mich, denn ich hatte sie fälschlicherweise für billiges Pressspan gehalten. Mehrlagige Platten hatten den zusätzlichen Vorteil, dass sie nicht so klanglos waren wie die heute üblicherweise verwendeten MDF-Platten. Also holte ich eine Flasche Ponal-Holzleim hervor, um das Problem zu lösen. Die Chassis selbst waren klanglich immer noch einwandfrei, und ich konnte kein Kratzen feststellen, als ich sie mit der Hand bewegte.

    Einige Leute hatten berichtet, dass Orbid Sound seine Frequenzweichen ohne Spulen konstruiert hat, sondern einfach Widerstände kombinierte. Da die Frequenzweichen jedoch in gehärtetem Harz gegossen waren, war es für mich schwierig, herauszufinden, wie viel Wahrheit an dieser Behauptung dran war, ohne die Weichen zu zerstören. In meiner frühen Jugend hatte ich auch schon Lautsprecher ohne Spulen in ihren Frequenzweichen gebaut und gelernt, dass solche Konstruktionen in manchen Fällen für die Phasenkorrektheit sogar von Vorteil sein können. Ohne die Tiefpassfunktion einer Spulendrossel durften die Tieftöner einfach tiefere Mitteltonfrequenzen wiedergeben. Und während dies bei einem Zwei-Wege-System eine Option gewesen sein mag, war ich bei einer 3-Wege-Konstruktion wie den Pluto ein wenig misstrauisch. Ein anderer skeptischer Hörer hatte die Frequenzweichen sogar geröntgt und in einem Online-Forum behauptet, dass sie tatsächlich recht konventionell seien. Wie dem auch sei, am Ende beschloss ich, dass es sich lohnte, herauszufinden, was Orbid Sound vor dreißig Jahren ausgeheckt hatte.

    Nachdem ich einige Zeit in unsere Epicure EPI 500-Lautsprecher hineingehört hatte, schloss ich die Plutos an unseren Dynavox VR-70-Röhrenendstufe an, die zu diesem Zeitpunkt bereits gut eingelaufen war. Als Musikquelle diente unser Marantz CD-17 gepaart mit einem Cambridge DAC. Ich stellte die Plutos genau dort auf, wo unsere EPI 500 gestanden hatte, mit den Chassis in etwa 105 cm Abstand von der vorderen Wand des Raumes, nur um festzustellen, dass dadurch praktisch alle Bassfrequenzen von den rückwärtigen Lautsprechern eliminiert wurden. Da die Orbid Sounds als Regallautsprecher gedacht waren, sollte die vordere Wand des Raumes als Bassunterstützung dienen. Das war in der Praxis nicht unbedingt ein Manko, und so begann ich, die Ständer langsam näher an die vordere Wand des Raumes zu rücken. Als sich die Chassis dem Abstand von 62 cm näherten, begannen die Bässe endlich richtig zu klingen.

    Und doch gab es noch eine zweite Eigenart, die mir gleich in der ersten Minute des Betriebs der Lautsprecher auffiel. Im Mitteltonbereich der Plutos war etwas unausgewogen. Weibliche Stimmen klangen quietschiger und komprimierter, als ich es bisher von unseren anderen Lautsprechern (und aus dem wirklichen Leben) gewohnt war. Zuerst dachte ich, dass dieser Effekt nachlassen würde, sobald sich der Bass an den Raum angepasst hätte, aber leider war das nicht der Fall, und ich begann mich zu fragen, wofür die Pegeldämpfungsplatte an der Rückwand des Pluto-Gehäuses eigentlich verwendet wurde: für den Hochtöner oder den Mitteltöner? Als ich die Lautsprecher vor vielen Jahren zum ersten Mal aufstellte, hatten mein Bruder und ich beschlossen, eine einfache Drahtbrücke zu installieren, anstatt einen der mitgelieferten Dämpfungswiderstände zu verwenden. Ich glaube, es waren ursprünglich zwei, aber wer weiß, wo die jetzt waren. Wenn ich mir die Plutos jetzt anhörte, stellte sich diese Einstellung als Fehler heraus. Ich gebe zu, dass wir in den 90er Jahren Equalizer verwendeten, um die Frequenzkurve von Lautsprechern gefügig zu machen, eine Praxis, die mir heute in der Welt des audiophilen Hörens als unsäglicher Fehler erschien.

    Ein weiteres Phänomen, das mir beim ersten Anhören der Plutos auffiel, war ihr Eifer, Frequenzen tief in den Raum zu werfen. Das hätte sogar als positiver Effekt gewertet werden können, wenn es auch dazu gedient hätte, einen Bühneneindruck mit erkennbarer Breite und Tiefe zu erzeugen. Aus irgendeinem Grund taten die Orbid Sounds dies jedoch willkürlich und ohne erkennbare Kohärenz. So waren nur drei Grundpositionen auf der Bühne zu erkennen: links, mitte, rechts. Snare Drum, High Hats, Gitarren und Klaviertöne schwebten lose im Hörraum, seltsamerweise ohne jegliche Form und Position. Von den drei Schwierigkeiten der Plutos wäre die letzte wahrscheinlich am schwierigsten zu beheben, da sie aus Timing-Problemen zwischen den drei Chassis zu resultieren schien.

    Sofern die Tonalität durch die richtige Dämpfung des Mitteltöners verbessert werden konnte, wäre dies zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung. Um das herauszufinden, musste ich zunächst bestätigen, dass das Dämpfungsglied tatsächlich am Mitteltöner angebracht war. Wenn es stattdessen an den Hochtönern angebracht war, hätte dies weitere Bemühungen ohnehin zwecklos gemacht. Für den Fall, dass sich die Lautstärke des Mitteltöners reduzieren ließ, würde das den gepressten im Mitteltonbereich verbessern und eventuell brauchbare Lautsprecher erzeugen. Der hintere Anschluss sah groß genug aus, um ein Standard-Visaton-Dämpfungsglied anstelle der Drahtbrücke unterzubringen. Am nächsten Morgen baute ich den Tieftöner aus, um einen Blick ins Innere zu werfen. Meine Erkenntnisse waren zweifach: Der Mitteltöner war tatsächlich mit den Klemmen des Dämpfungsterminals verbunden, und, was noch interessanter war, er befand sich in einem separaten Gehäuse. Ich fühlte mich durch die Ergebnisse meiner Erkundung beruhigt und bestellte zwei Visaton-Dämpfungsglieder.

    Die Visaton LC57-Dämpfungsglieder trafen nur drei Tage später ein und ließen sich problemlos in die vorhandenen Gehäuselöcher der bestehenden Dämpfungsterminals einsetzen. Ich verband die Pins zwei und drei des L-Pads und erreichte so den maximalen Widerstand (minimale Lautstärke im Mitteltonbereich), wenn die Dämpfungsglieder nach links gedreht waren, wie es auf dem Typenschild beschrieben war. Und doch erinnerte mich ein erstes Anhören der Orbid Sounds mit den neuen L-Pads an ein Problem, das ich vor dreißig Jahren beim ersten Einsetzen der Festwiderstände hatte: Die Veränderung hatte kaum eine Auswirkung auf den Klang. - Aber wie war das überhaupt möglich? Normalerweise würde man denken, dass die weitgehende Beseitigung der Mitteltöner aus der klanglichen Gleichung auch die Leistungsfähigkeit der Lautsprecher in diesem Bereich beeinträchtigen müsste. Durften die Tieftöner der Plutos am Ende vielleicht doch bis in den Mitteltonbereich hinspielen? Und was wäre der Sinn von dedizierten Mitteltönern, wenn deren Anwesenheit kaum wahrnehmbar war?

    Im Laufe der nächsten Tage experimentierte ich mit verschiedenen Abständen zur vorderen Wand des Hörraums und probierte auch verschiedene Einstellungen des Dämpfungsreglers aus. Selbst in der günstigsten Position - 75/70 cm Abstand zur Vorderwand, 2/3-Stellung des Mitteltonreglers, aufgestellt in 2 m Entfernung, um ein gleichseitiges Dreieck mit dem Hörplatz zu bilden - klangen die Pluto-Lautsprecher (Bausatz) im Mitteltonbereich immer noch komprimiert. Und obwohl die angewandte Dämpfung einen leicht positiven Effekt in Bezug auf die tonale Ausgewogenheit hatte, erwies sich dieser als weniger signifikant als erwartet. Zugegeben, die Plutos waren in der Lage, übermäßige Mengen an Klanginformationen zu produzieren. Allerdings präsentierten sie diese auch weiterhin auf eine gewöhnungsbedürftige, übereifrige und direkte Art. In Anbetracht der preisgünstigen Konkurrenz der 1990er Jahre war die Fähigkeit der Plutos, einen großen Reichtum an musikalischen Details zu präsentieren, vielleicht sogar eine willkommene Eigenschaft. Ihre Fähigkeit, Töne tief in den Raum zu strahlen, war sicherlich verblüffend, bis sich dann herausstellte, dass dies meist auf Kosten der präzisen musikalischen Dimension ging. Beyersdorffers Orbid Sound hat von Anfang an darauf gesetzt, sich vom HiFi-Mainstream abzuheben, und diese Lautsprecher erfüllten zumindest diese Erwartung.

    Anmerkung: Martin Beyersdorffer starb am 1. November 2020, nur wenige Tage vor seinem 87. Geburtstag, und das Unternehmen wird derzeit in zweiter Generation von seinem Sohn Daniel Beyersdorffer und Thomas Feil weitergeführt.

    Technische Daten

    • Typ: 3-Wege-Lautsprecher mit dynamischer Öffnung
    • Merkmale: Mitteltoneinstellung über Widerstand
    • Frequenzbereich: 33 Hz - 20.000 Hz
    • Impedanz: 4 Ohm
    • Belastbarkeit: 60 Watt (RMS)
    • Hochtöner: 3,0 cm, Weichkalotte
    • Hochtöner-Modell: Peerless aus Dänemark, SKO10 DT
    • Mitteltöner: 10 cm, beschichtetes Papier
    • Modell des Mitteltöners: WDH aus Deutschland, BMT 130/19-120
    • Tieftöner: 15 cm, Poly-Compound
    • Tieftöner Modell: Peerless, 830228 (Doppelschwingspule)
    • Gehäuse: Laminiertes Mehrschichtholz
    • Volumen des Gehäuses: 27 Liter
    • Abmessungen: (B) 23,5 cm; (T) 24,5 cm; (H) 52,5 cm
    • Herkunftsland: Deutschland (Bausatz)
    • Gewicht: 11 kg
    • Jahr: 1992

    crossXculture Business Language Training
  • Shure 701 Pro Master

    Shure 701 Pro Master

    Veröffentlicht: 21.6.2022

    Herstellungsdatum: 1979

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    "Was um Himmels willen...?", werden Sie vielleicht denken, wenn Sie über diesen Artikel stolpern, und noch mehr, wenn Sie den Blog schon länger verfolgen und mich für einen unkomplizierten Audiophilen hielten, der sich zufällig auch für Vintage-Geräte interessierte. Was um alles in der Welt hat ein Paar Shure 701 Pro Master (das offensichtlich für die öffentliche Beschallung gebaut wurde) in einem Audio-Blog zu suchen, der sich der Verbesserung des häuslichen Hörvergnügens widmet? Nun, um ganz ehrlich zu sein, war ich von dieser Anschaffung selbst ein wenig überrascht. Ich schätze jedoch, eine kleine Stimme hatte mir geflüstert, dass diese PA-Lautsprecher von anno 1979 die Mühe einer Erkundung wert sein würden, einfach weil sie auf vielen Ebenen neue Erfahrungen mit sich bringen würden.

    Zum einen verfügten die Pro Masters über einen 15-Zoll-Papierkonus-Tieftöner, der einigen hochinteressanten Tannoy- und Altec-Klassikern ähnlich war. Aus Erfahrung hatte ich gelernt, dass Papier ein vorzügliches Konstruktionsmaterial ist, um natürlich klingende dynamische Lautsprecher zu bauen. Andererseits wurde ich von meinen audiophilen Freunden immer wieder gewarnt, dass 15-Zoll-Lautsprecher sehr viel schwieriger in den Raum zu integrieren seien als schlanke Säulen, da ihre größeren Abmessungen auch leichter Raummoden hervorrufen könnten, die wiederum die Aufstellungsmöglichkeiten unnötig einschränken würden. Daher hielt ich es für das Beste, zunächst mit der Lautsprecheraufstellung auf dem erschwinglichen Niveau der Shure Pro Masters zu experimentieren, bevor ich mich schließlich an ihre teureren heimischen Vettern wagte.

    Zusätzlich zu dem mir noch unbekannten Basserlebnis verfügten die Shure-Lautsprecher über einen radialen Horntreiber mit einstellbarem Winkel, der ganz neue Einblicke in horngeladene Konstruktionen bot, wie sie in vielen renommierten HiFi- und Studiolautsprechern von Altec Lansing, JBL, TAD, Electro Voice, Fostex und anderen zu finden sind. Horndesigns boten den Vorteil eines hohen Wirkungsgrades, und dies selbst bei den niedrigen Spannungen, die von kleinen Röhrenverstärkern erzeugt werden. Der beeindruckende Schalldruck der Pro Masters von 102 dB (gemessen bei einer Eingangsleistung von einem Watt und in einem Meter Entfernung von den Lautsprechern) war hauptsächlich auf die Hörner der Hochtontreiber zurückzuführen. Auch wenn das Hornprinzip der Shures in den 1970er Jahren vielleicht nicht das empfindlichste auf dem Markt war, ermöglichte es mir, mehr über die klanglichen Eigenschaften von Hörnern in Bezug auf Mindestabstand, Sweet Spot, Raummoden und Reflexionen sowie andere Parameter zu erfahren, die ohne Erfahrungen aus erster Hand nur schwer zu beurteilen waren.

    Für die beiden hier vorgestellten 1979er Pro Masters fuhr ich schließlich bis ins berüchtigte Marburger “Hinterland". Ihr Vorbesitzer Michael war selbst ein alternder Audiophiler und Lautsprechersammler und hatte diese Lautsprecher in der Anzeige als ‘voll funktionsfähig’ beschrieben. Daher war ich recht optimistisch, als ich dort ankam. Ich fand die Lautsprecher in einer möblierten Gartenhütte vor, in der Michael seine dritte oder vierte Anlage zusammengestellt hatte. Ein kurzer Hörtest zeigte, dass sie Musik spielten. Doch weder die Aufstellung auf einem Tisch noch der Raum ließen eine tiefere Klanganalyse zu. Es fehlte so ziemlich an allem, und so beschloss ich, seinem Urteil zu vertrauen, dass sie noch intakt waren. Wir trugen die Pro Masters zu meinem Auto und verbrachten die nächsten Minuten damit, seine aktuelle Hornanlage anzuhören.

    Zu Hause half mir Sabina, die schweren Lautsprecher unsere lange Treppe hinaufzutragen. Ich fand schnell einen Abstellplatz für sie, und wir lagerten sie schließlich für ein paar Wochen dort, um zunächst andere Projekte zu beenden. Als ich endlich zu den Shures zurückkam, stellte ich sie flink auf zwei niedrige Trittleitern auf. Dann schloss ich sie an unseren Dynavox VR-70 Röhrenverstärker an, der von einem Marantz CD-17 mit Cambridge DAC auf einem Restek V1 eingespeist wurde. Der Dynavox VR-70 (noch mit originalen chinesischen Röhren bestückt) war nach dem Einspielen in der Lage, ein klanglich und räumlich akkurates Musikbild zu erzeugen. Die große Frage war, ob der Verstärker auch mit den Shure Pro Masters, die anstelle unserer wohlklingenden EPI 500 Lautsprecher angeschlossen waren, dieselbe Geschicklichkeit bieten würde. Da ich selbst nur wenig Erfahrung mit PA-Lautsprechern hatte, wusste ich nicht, was mich erwartete, aber ich war fest entschlossen, für alles offen zu sein.

    Unser Hörraum im Obergeschoss war von den Abmessungen her eher speziell: fast 13 Meter tief, 10 Meter breit und in der Mitte über 4 Meter hoch. Es gab keine zwei parallel verlaufenden Wände. Bei so viel Platz mag es überraschen, dass der Bereich, der für Hörtests reserviert war, ein gleichseitiges Dreieck von etwa 2 Metern Länge war, in dessen Mitte ein dickes Stück Teppich ausgelegt war. Aus irgendeinem Grund machte es das Zusammentreffen von geringem Hörabstand und langer Verzögerung des Halls dem Gehirn relativ leicht, Reflexionen von der Musikquelle herauszufiltern. Daher war gerade dieser Raum normalerweise keine schlechte Wahl für den Test von Lautsprechern. Als ich jedoch die Shure PA-Lautsprecher mit Horn zum ersten Mal in Bewegung setzte, wurde mir klar, dass das Abhören auf diese kurze Distanz eine echte Herausforderung sein würde.

    Das Konstruktionsprinzip des Horns verursachte auf natürliche Weise eine hohe Kompression im Nahbereich, die die Ohren leicht überfordern konnte. Glücklicherweise hatte ein Vorbesitzer Visaton LC57-Regler eingebaut, um die Hörner zu dämpfen. Das funktionierte in der Tat recht gut. Dann begann ich mit den Abstrahlwinkeln der Hörner zu experimentieren und stellte sie von zuvor 120 auf 60 Grad ein. Im Nahbereich klangen die Höhen dadurch weniger aufgebläht und musikalisch müheloser. Möglicherweise wäre diese Beobachtung bei größerem Abstand zu den Lautsprechern oder anderen Raumabmessungen anders ausgefallen. Zu meiner großen Überraschung und Freude klangen die Horntreiber der Shures nicht nur groß und beeindruckend, sondern auch klanglich sensibel und präzise. Die Pro Masters waren zu natürlichen Transienten und gleichmäßigen klanglichen Nuancen fähig, obwohl sie die Leistung erbringen konnten, um eine kleinere Veranstaltung zu beschallen.

    Es wurde schon viel über die Diskrepanz zwischen kleinen Hochton-Hörnern im Verhältnis zu 15-Zoll Tieftönern gesagt und geschrieben, so wie sie bei vielen professionellen Audio- und Hifi Anlagen zu finden waren. Dies führte mich unweigerlich zum Thema Bassleistung. Es schien, dass bei PA-Lautsprechern 15-Zoll-Treiber mit geriffelten Sicken noch als "Mittelton"-Chassis verwendet wurden, die auch in der Lage waren, in den oberen Bassbereich vorzustoßen. Das war eine wichtige Erkenntnis, wenn es um die Erwartungen ging, die man an solche Konstruktionen stellen durfte. Von Hifi Lautsprechern kommend, hätte ich tatsächlich vermutet, dass ein 15-Zoll-Treiber als Subwoofer fungierte, der nur mit großer Mühe die höheren Übergangsfrequenzen erreichte, wo er an das Horn angekoppelt wurde. Als ich jedoch den Pro Masters zuhörte, wurde mir schnell klar, dass ich meine Erwartungen in Bezug auf die Basswiedergabe zurückschrauben musste.

    Die Shures spielten saubere Höhen und erzeugten sogar einen glaubwürdigen Mitteltonbereich, wie man es vielleicht von einem Heimkonzert erwarten würde, aber der Bass war mehr angedeutet als vollständig ausgeführt. Das war auch der Moment, in dem ich anfing, mich von meiner zu nahen Hörposition eingeengt zu fühlen. Ich wünschte mir eine solide Rückwand im Rücken, um das Schwappen der großen Bässe durch Dopplung verstärkt wahrnehmen zu können. Um also mehr über die klanglichen Eigenschaften der Shures zu erfahren, musste ich sie im nächsten Schritt in unserem Haupthörraum spielen lassen, in dem mein Hörabstand fünf Meter betrug und sich die Rückwand ca. 90 cm hinter mir befand. Um dies zu ermöglichen, ohne aus ästhetischen Gründen Ärger mit meiner Frau zu bekommen, mussten zunächst spezielle Ständer gebaut werden. Ich zeichnete einen schnellen Entwurf und fuhr los, um in einem örtlichen Baumarkt Holz und Farbe zu kaufen. Auf dem Nachhauseweg mit meinem Bündel von Tischlerplatten und Massivholzbalken tat sich eine weitere Frage auf: Weshalb klangen eigentlich diese Hörner so gut, und wie war die Frequenzweiche für den Tieftöner aufgebaut?

    Zu Hause angekommen, beschloss ich, die Lautsprecher zunächst zu öffnen, um herauszufinden, was in ihnen steckte. Die großen Tieftöner wurden von acht Schrauben gehalten, die von innen mit Einschlagmuttern professionell gekontert waren. Dies machte den Austausch der Tieftöner zu einer einfachen Aufgabe, und ich konnte schon sehen, warum. Wie sich herausstellte, hatte einer der Tieftöner einen Riss in der Membran und war bereits noch relativ frisch von innen abgeklebt worden. Von außen war der Riss kaum zu sehen, und ich hatte das starke Gefühl, dass Michael, der Rentner und Lautsprechersammler aus dem Marburger Hinterland, mir einen beschädigten Lautsprecher verkauft hatte, ohne mich darüber zu informieren. In meinen Unternehmungen in Sachen Hi-Fi- habe ich gelernt, dass es eine ganze Generation von Menschen gibt, die gelernt haben, sich die Wahrheit so zu verdrehen, wie es ihnen gefällt, bis zu dem Punkt, an dem sie anfangen, diese selbst zu glauben.

    Zu meinem Glück hat der Schaden den Tieftöner nicht unbrauchbar gemacht. Mit einem neuen Streifen schwarzem Klebeband konnte ich darauf vertrauen, dass der Lautsprecher noch einige Jahre lang funktionieren würde. Und zu meiner Überraschung sah ich, dass der Tieftöner direkt an das Terminal angeschlossen war, ohne irgendeine Frequenzweiche zu passieren. Dies überließ es zwar der Membran des Treibers und der Masse und Spannung seiner Spinne, unerwünscht hohe Frequenzen zu reduzieren, es verringert aber auch die Wahrscheinlichkeit von Phasenproblemen, sofern die Treiber von Anfang an richtig positioniert waren. Ich fühlte mich auf seltsame Weise an das Design der Orbid Sound Pluto (Bausatz) erinnert, die nach der gleichen Methode zu arbeiten schien, obwohl ihre viel kleineren Tieftöner große Schwierigkeiten hatten, die hohen Frequenzen zu loszuwerden und daher zu einem quietschenden Mitteltonbereich beitrugen.

    Nach der Inspektion des Tieftöners (anscheinend ein 15" Eminence mit dem quadratischem Magneten und drei Magnetschrauben) baute ich den Shure-Horntreiber aus und stellte fest, dass eine Reihe von audiophilen Verbesserungen an der Frequenzweiche und der Montage im Vergleich zum ursprünglichen Design vorgenommen worden waren. Die Kondensatoren waren durch moderne audiophile Folienkondensatoren ersetzt worden. Außerdem war ein variabler Monacor DSP-1-Widerstand eingebaut worden, um das Horn vor Schäden bei unbeabsichtigten Stromspitzen zu schützen. Das Horn wurde nicht mehr an die Rückwand des Gehäuses geschraubt. Stattdessen wurde es auf eine Holzunterlage mit Schaumstoffpolsterung gestellt. Dies würde einen Teil der Rückwandresonanzen minimieren und somit verhindern, dass diese die Membran des Horns beeinträchtigen.

    Ein Vorbesitzer hatte außerdem selbstklebende Bitumenmatten an den Innenwänden angebracht, die sich jedoch bereits an vielen Stellen gelockert hatten und an den Seiten herunterzurutschen begannen. Ich beschloss, sie komplett zu entfernen, um wieder den warmen, klassischen Klang eines resonierenden Holzkastens zu erreichen. Wenn die ursprüngliche Absicht darin bestand, die Resonanzen des Gehäuses zu reduzieren, hätten ein paar einfache interne Verstrebungen wahrscheinlich sowieso einen besseren Job gemacht. Ich beschloss, die Bitumenmatten zu behalten, nur für den Fall, dass ich meine Meinung nach dem Hören der Lautsprecher änderte.

    Der Bau der Ständer für die Shures war eine einfache Aufgabe. Wir begannen mit zwei 16-mm-Zimmermannsplatten, welche die Bodenplatten der Ständer bilden sollten (insgesamt 32 mm stark), und befestigten darauf drei 360-mm-Balken mit einer Stärke von 80 x 55 mm in einer dreieckigen Anordnung. Auf die Balken wurde dann die Deckplatte geschraubt, die ebenfalls aus zwei 16-mm-Zimmermannsplatten bestand. Ich erhoffte mir von dieser Konstruktion mehr Freiheit auf der Seite der Lautsprecher, was wiederum zu einer angenehmeren klanglichen Darstellung führen sollte. Drei Spikes würden die Ständer gegen den Boden stemmen und isolieren. Und auf der Seite der Lautsprecher würde ich die vier ursprünglichen Plastikfüße durch drei Gummifüße für professionelle Musikgeräte ersetzen. Ich hatte bereits festgestellt, dass drei Auflagepunkte oft eine besser definierte Kopplung zwischen den Materialien ergab und daher einfacher auszuführen war als vier Spikes oder Absorber, bei denen die Gewichtsverteilung nicht optimal sein könnte.

    Als ich die Lautsprecher ein paar Tage später in unserem Haupthörraum aufstellte, hatte ich eigentlich die Hoffnung, dass die Kombination aus größerem Hörabstand und besseren Ständern auch zu einer besseren Abbildung führte, und dass die kastenförmige Form des Raums die Basswiedergabe gut zur Geltung brächte. Zu meiner Überraschung klangen die Shures jedoch nicht basslastiger als zuvor. Sofern sie nicht für Beschallungszwecke eingesetzt wurden, bei denen sie Stimmen über eine große Entfernung transportieren mussten, benötigten diese Lautsprecher einen Subwoofer, um alle Aspekte natürlicher Instrumente zu erfassen. Meine nächste Aufgabe bestand darin, einen vernünftigen Subwoofer zu finden, der zu den Lautsprechern passte. Und so kroch ich tiefer und tiefer in den Kaninchenbau. Um mich unterwegs nicht zu verirren, beschloss ich, einen Experten für professionelle Audiolösungen aufzusuchen, in der Hoffnung, dass er mir bei meinen Schwierigkeiten helfen würde.

    Wie ich durch Internetrecherch herausfand, gab es einen Audio-Enthusiasten namens Rainer Weimann, der südöstlich von Darmstadt ein Teilzeit-Verkaufsbüro betrieb, in dem er erschwingliches Audio-Equipment an lokale Musiker, Entertainer und Eventveranstalter verkaufte. Im Laufe der Jahre hatte er sich einen Namen als Distributor für die chinesische Marke Dragon Audio gemacht. Dragon Audio wurde 2004 in Shenzhen gegründet und hatte sich zu einem großen OEM-Hersteller von Audiogeräten mit über 1.400 Mitarbeitern in 14 Fabriken entwickelt. Ich interessierte mich speziell für einen aktiven Hi-Fi-Subwoofer von DA, den Rainer auf einer Auktionsseite angeboten hatte. Das andere Produkt, das ich in Reiners Laden zum Verkauf gesehen hatte, war ein aktiver 15-Zoll-PA-Subwoofer von Vonyx. Vonyx war eine weitere Audio-Firma, die sich einen Namen für das preislich untere Ende des Marktes gemacht hatte. Im Idealfall hätte ich die Möglichkeit, die beiden Subwoofer im direkten Vergleich zu hören.

    Als ich bei 'ProSchall', wie Rainers Laden hieß, ankam, wurde ich herzlich empfangen und ins Innere gebeten. Ich erkannte sofort einige der Produkte, die ich im Internet gesehen hatte. Die beiden Subwoofer standen Seite an Seite, direkt neben einigen noch größeren Exemplaren. Rainer erklärte mir, dass der 15-Zoll-Vonyx-PA-Subwoofer für die Beschallung von öffentlichen Veranstaltungsorten entwickelt wurde und am besten klang, wenn er mit hohem Schalldruck betrieben wurde. Er hatte eine starre Aufhängung, die zwar mit lautem Musikprogramm zurecht kam, jedoch bei Zimmerlautstärke zu flach und zu trocken klang. Der Dragon Audio-Tieftöner hingegen wurde für den Einsatz in Haushalten entwickelt. Er hatte eine weichere Aufhängung, die es dem Treiber ermöglichte, auch bei geringer Lautstärke noch präzise zu arbeiten.

    Da er sah, dass ich noch nicht ganz überzeugt war, schloss er mir schnell den 12-Zoll-DA-Tieftöner an. Der erzeugte Klang war mir vom Hören von Hi-Fi-Geräten her sofort vertraut. Ich konnte mir vorstellen, dass er mit vielen Arten von Lautsprechern gut zusammenspielen würde. Rainer schloss dann den 15-Zoll-Vonyx-Tieftöner an, und sofort klang der Raum zu klein für den harten und trockenen Bass des Tieftöners. Die Musik war im Raum eher zu spüren als zu hören, und es war vorstellbar, dass die Nachbarn mehr von der Leistung dieses Tieftöners profitieren würden als wir im Hörraum. In diesem Moment konnte ich den Unterschied zwischen HiFi- und PA-Lautsprechern förmlich spüren. Beide mussten sich wie ein Fisch auf dem Trockenen verhalten, wenn sie außerhalb ihres vorgesehenen Einsatzortes verwendet wurden. Ich bedankte mich bei Reiner für die wunderbare Erfahrung und machte mich mit einem tieferen Verständnis der Materie und einem Dragon Audio Subwoofer namens “The Art of Sound" im Kofferraum auf den Rückweg nach Frankfurt.

    Von Reiner hatte ich auch erfahren, dass Profis es oft vorzogen, die Gesangssektion von den Tieftönern zu trennen, da dies die Belastung der Verstärker reduzierte, die Wahrscheinlichkeit einer Beschädigung des empfindlichen Hochtonbereichs verringerte und die perfekte Anzahl von Tieftönern im Verhältnis zur Größe und den klanglichen Eigenschaften des Veranstaltungsortes ermöglichte. Das ergab natürlich Sinn, wenn man bedenkt, wie lange ich brauchte, um einfache 3-Wege-Lautsprechersysteme in unsere Hörräume zu integrieren. PA-Lautsprecher konnten für eine ganze Reihe von Veranstaltungsorten verwendet werden, von Gigs im Freien, bei denen massive Bässe benötigt wurden, bis hin zu engen Kellern, in denen sich tiefe Frequenzen durch die Reflexion an den Wänden stauten. In unserem Wohnzimmer erwies sich der 12-Zoll-DA-Tieftöner als mehr als ausreichend, um den fehlenden Bass der Shures zu ersetzen. Zum ersten Mal war die tonale Ausgewogenheit so, wie man es von Lautsprechern dieser Größe erwarten würde. Wie Sie sich vorstellen können, wurde der anschließende Filmabend zu einem echten Vergnügen für die ganze Familie, da die Pro Masters mühelos auf atemberaubende Lautstärke anstiegen und der Subwoofer den Soundeffekten eine spürbare Bass-Dimension verlieh.

    < Watts, Schalldruck, Dezibel | Shure 701 in PA Nutzung >

    Technische Daten

    • Typ: Vollbereichs-Beschallungslautsprecher
    • Prinzip: 2-Wege-Bassreflex mit frontaler Öffnung
    • Hochtonbereich: radialer Horntreiber
    • Tieftonbereich: dynamischer 15-Zoll-Tieftöner
    • Besondere Merkmale: 60° / 120° verstellbares Horn
    • Belastbarkeit: 150 Watt RMS / 55V Spitze
    • Schalldruckpegel: 102 dB (bei 1W / 1m)
    • Frequenzgang: 50 Hz bis 15.000 Hz
    • Übergangsfrequenz: 2.000 Hz, 18 dB
    • Nennimpedanz: 8 Ohm
    • Horizontale Schallverteilung: 60° oder 120°
    • Vertikale Schallverteilung: 90°
    • Betriebstemperatur: -7°C bis 43°C
    • Gehäuse: 15,9 mm Mehrschichtholz, vinylbeschichtet
    • Originalgewicht: 26,4 kg pro Lautsprecher
    • Abmessungen: (H) 700 mm; (B) 585 mm; (T) 405 mm
    • Land der Herstellung: USA
    • Baujahr: 1979

    Erneuerungen:

    • Klemmen für Bananen und Piks
    • Visaton Horn-Lautstärkedämpfer
    • Audiophile Horn-Weiche
    • Monacor DSP-1-Widerstand

  • Snell Acoustics Type C IV

    Snell Acoustics Type C IV

    Veröffentlicht: 30.8.2021

    Herstellungsdatum: 1983

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ich hörte die C IV-Lautsprecher von Peter Snell zum ersten Mal im Esszimmer eines Wiesbadener Stadthauses spielen und war sofort von der realistischen Wiedergabe der Club-Atmosphäre von Christian McBrides Album "Live at the Village Vanguard" angetan. Der große Raum hatte eine Deckenhöhe von fast 5 Metern und war spärlich möbliert, wobei ein massiver Esstisch mit Stühlen die Mitte des Raumes dominierte. Die Lautsprecher wurden weit von den Wänden entfernt aufgestellt, etwa zwei Meter von der Vorderwand und 1,5 Meter von jeder Seite. Angetrieben wurden die Lautsprecher von einer Dynaco ST70 Röhrenendstufe. Alles in ihrem Klangbild - Tiefe, Breite, Resonanzen - deutete darauf hin, dass wir dem tatsächlichen Ereignis lauschten und nicht einer Aufzeichnung davon. Ich konnte förmlich den Geruch von schalem Bier und kalten Zigaretten riechen.

    An diesem Tag lernte ich zwei Dinge: Das ultimative Ziel von HiFi lag nicht in tieferen Bässen oder höheren Höhen, auch nicht in klarerem Klang oder größerer Dynamik, sondern in der Summe aller musikalischen Bestandteile, um das wahrhaftige Ereignis wiederzugeben. Und zweitens: Der Raum und die Aufstellung der Lautsprecher spielten eine sehr große Rolle dabei, die Illusion einer echten Darbietung Wirklichkeit werden zu lassen. Und wenn wir sie erst einmal erlebt hatten, wenn sich diese Vision in unserem Kopf festgesetzt hatte, war es sehr schwierig, noch etwas anderes zu akzeptieren. HiFi-Neulinge und Hifi Anlagen für Einsteiger legten nahe, Musik zu sezieren, statt auf Homogenität über das gesamte Spektrum zu achten. Daten statt Gefühle - das war auch die Botschaft, die von der Fachpresse vermittelt wurde. Daher suchten Neuankömmlinge der Szene auch eher nach den technischen Daten ihrer Geräte, als auf den richtigen Klang zu achten. Man konnte sich ein Leben lang mit HiFi beschäftigen und trotzdem nur wenig Ahnung davon haben, worum es dabei eigentlich ging.

    Man konnte wohl mit Fug und Recht behaupten, dass der Dynaco ST70 Röhrenverstärker eine wichtige Rolle bei der Nachbildung des authentischen Ereignisses spielte. Jedoch weder die Wattzahl dieses Verstärkers noch die Kanaltrennung, der Dämpfungsfaktor, der Rauschabstand usw. gaben Aufschluss über die Realitätsnähe, zu der dieser Verstärker fähig war. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass ich in einer Welt, die sich auf Zahlen und Fakten stützt, fast 50 Jahre und einige wiederholte Anstöße von audiophilen Kollegen brauchte, um endlich in der Lage zu sein, eine Aufführung zu hören und zu verstehen, die den Begriff "High Fidelity" verdient, d. h. so nah wie möglich am Original zu sein. An diesem Tag fühlte sich "Live at the Village Vanguard" wirklich live an. Das veranlasste mich dazu, die Schallplatte auch selbst zu kaufen und eine Rezension darüber zu schreiben. Und es weckte auch mein Interesse an den C IV-Lautsprechern.

    Snell Acoustics wurde 1976 in Haverhill, Massachusetts, gegründet und machte sich schnell einen Namen mit dem Verkauf von audiophilen Lautsprechern zu vernünftigen Preisen. Der Kundendienst war außergewöhnlich, denn Peter Snell war ein Perfektionist und sorgte dafür, dass jeder seiner Lautsprecher mit einer Abweichung von weniger als 0,5 dB pro Chassis den Spezifikationen entsprach. Dasselbe galt für alle Ersatzteile, die das Unternehmen verschickte, oft noch viele Jahre nach dem ursprünglichen Kaufdatum. Audiophile Hörer sind ein kleiner und intimer Kreis, und gerade Hersteller von preiswerten Lautsprechern profitierten oft von der Mundpropaganda und schaffen es, eine langjährige Beziehung zu ihren dankbaren Kunden aufzubauen.

    Die 1983 auf dem Markt erschienene Type C-Serie war einer der letzten Lautsprecher, die vom Firmengründer selbst entworfen wurden. Peter Snell starb im folgenden Jahr an einem Herzinfarkt in seiner Fabrik. Trotz der Abwesenheit des ursprünglichen Eigentümers entwickelte sich das Unternehmen weiter und schloss sich 1990 mit Lucasfilm zusammen, um seine erste Serie von THX-Lautsprechern zu entwickeln. Im Jahr 2003 stieß der damals schon bekannte Joe D'Appolito als Chefingenieur zu Snell hinzu. Im Jahr 2005 wurden Snell und Boston Acoustics dann von D&M Holdings aufgekauft, zu denen auch Denon, Marantz und McIntosh gehörten, und Snell baute bis 2010 weiterhin Lautsprecher. Während seines Bestehens stand der Lautsprecherhersteller für einen hervorragenden Kundenservice, klanglich akkurate akustische Designs und große Aufmerksamkeit für technische Details.

    Die Typ C IV-Serie soll damals stark von den Methoden und Messphilosophien des National Research Council (NRC) mit Sitz in Ottawa, Kanada, beeinflusst worden sein. Typische Merkmale von Lautsprechern, die in Zusammenarbeit mit dem NRC entwickelt wurden, sind steile Flanken der Weichen, ein breites Abstrahlverhalten, ein sanftes Off-Axis-Verhalten und ein besonderes Augenmerk auf die Interaktion eines Lautsprechers mit natürlichen Hörräumen. Die C IV hatte eine Flankensteilheit vierter Ordnung und einen äußerst geradlinigen Frequenzgang, der auch außerhalb des 90-Grad Abstrahlwinkels nur wenig variierte. So wurde z.B. ein hinterer Hochtöner hinzugefügt, um den zunehmend schmalen Abstrahlwinkel des vorderen Hochtöners bei hohen Frequenzen zu kompensieren. Dieser konnte bei Bedarf mit einem Kippschalter abgeschaltet werden, um kleineren Hörräumen gerecht zu werden. Die C IV sind mit einem Abdeckstoffrahmen ausgestattet, den das Unternehmen "Zero Diffraction" nannte. Die Idee war, den Holzrahmen des abnehmbaren Grills flach um die Vorderseite des Lautsprechers zu ziehen, um den Abstand zwischen Stoff und Treibern zu minimieren und Brechungen zu verringern.

    Der zusätzliche Hochtöner auf der Rückseite kam bei etwa 6.000 Hz mit einer Flanke erster Ordnung zum Einsatz. Er trug zur Energie des vorderen Hochtöners bei sowie dazu, dass der Bühneneindruck sowohl breit als auch tief war. Je nach Abstand und Material der vorderen Wand des Raums konnte der zusätzliche Hochtöner jedoch eine gewisse Schärfe verursachen. Um die Lautsprecher noch besser auf den Raum auszurichten, konnte auch der vordere Hochtöner der C IV reguliert werden. Alternativ ließ sich der hintere Hochtöner mit einem Schalter auf der Rückseite komplett abschalten. Um die Fähigkeiten der C IV voll auszunutzen, sollte sie in einem großen Raum mit ca. 1,20 m Abstand zur Vorderwand und etwas Abstand zu den Seiten aufgestellt werden. So aufgestellt, unterstützte der hintere Hochtöner die Illusion, dass sich die Musik von der Quelle löste und die Lautsprecher selbst unsichtbar wurden. Eine leichte Eindrehung in Richtung Hörplatz half, den Bühneneindruck zu korrigieren. Ich muss gestehen, dass ich es angesichts der besonderen Form unseres Raumes als schwierig empfand, die Bühne so perfekt hinzubekommen, wie ich sie bei der Aufstellung der Lautsprecher im Wiesbadener Stadthaus gehört hatte, aber ich kann sagen, dass ich dem Ergebnis ziemlich nahe kam.

    Bei eingeschaltetem hinterem Hochtöner und richtigen Abstand zu den Wänden erzeugte die C IV eine breite und offene Bühne. Mit aufgesetzter Abdeckung erzeugten sie im Nahbereich angenehm weiche Höhen. Das war für meine Hörposition wichtig. Wer jedoch in einem Abstand von 3 Metern oder mehr zu den Lautsprechern saß, musste mit einem gewissen Höhenabfall rechnen und sollte lieber ohne das Tuch hören. Trotz des Versprechens von Snell "Zero Diffraction" zu produzieren war der Unterschied zwischen offenem und geschlossenem Grill deutlich hörbar. In unserem Hörraum produzierten die C IV offene und weiträumige Höhen und einen natürlichen und voll integrierten Bass. Die Lautsprecher klangen tonal akkurat und gaben die Musik angenehm und voll wieder, mit großartigem Timbre der unteren Klaviertasten. Auch die höheren Klaviertasten waren ausreichend präsent, allerdings fehlte ihnen im direkten Vergleich etwas die Attacke unserer elektrostatischen Lautsprecher oder sogar unserer neueren Tannoys. Männliche Stimmen klangen natürlich mit einer leichten Tendenz zur Ausdünnung, wenn der hintere Hochtöner eingeschaltet war (z.B. Nick Cave). Bei weiblichen Stimmen trat derselbe Effekt auf (Nora Jones, Come Away with Me), vor allem bei der Wiedergabe von Musik aus digitalen Quellen.

    Siehe auch: Snell Acoustics Type C IV Audio Demo

    Die Snells zeigten eine überzeugende Gesamtdynamik und waren aufgrund ihres großen Basstreibers und der Bassreflex-Konstruktion in der Lage, die Lautstärke schnell ansteigen zu lassen. Bereits bei einer Lautstärke von 75 dB berichtete meine Frau, dass sie sich von der Musik ziemlich überwältigt fühlte und lieber weiter weg von den Lautsprechern gesessen hätte. Es war das erste Mal, dass sie sich auf diese Weise über einen Lautsprecher äußerte. Ich denke, dass der Effekt durch eine Kombination aus dem Klangeindruck und dem doch ziemlich imposanten Design des Lautsprechers verursacht wurde. Weit im inneren des Raum aufgestellt, 120 cm hoch und 40 cm breit, mit schwarzem Korpus und dunkler Bespannung war das physische Erscheinungsbild schon ziemlich intensiv.

    Technische Daten

    • Typ: Dynamischer Vier-Treiber-Lautsprecher
    • Chassis: 10"-Tieftöner; 5"-Mitteltöner; 1"-Hochtöner vorne; ¾"-Hochtöner hinten
    • Übergangsfrequenzen: 275Hz; 2,7kHz (@24dB/Oktave)
    • Nennimpedanz: 8 Ohm
    • Empfindlichkeit: 88,5 dB
    • Abmessungen: (B) 37 cm; (H) 117 cm; (T) 30 cm
    • Gewicht: 39 kg
    • Baujahr: 1983-1991

  • TEAC LS H255-MA

    TEAC LS H255-MA

    Veröffentlicht: 16.12.2021

    Herstellungsdatum: 2007

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Meine Erkundung der TEAC LS H255-MA Regallautsprecher entstand rein zufällig. Ein Freund von uns hatte sie bei uns zu Hause vorbeigebracht, nachdem er von meinem Interesse an Audiogeräten gehört hatte. Da ich zunächst nicht wusste, was ich mit ihnen anfangen sollte, beschloss ich, sie an einen Arbeitskollegen weiterzugeben, der sich mit dem Aufbau einer eigenen Anlage befasste. Der Gedanke, sie weiterzugeben, fiel mir leicht, denn ich hatte sie nie als Kandidaten für eine audiophile Hörsitzung betrachtet. Als sie bei uns zu Hause ankamen, hatte ich kurz recherchiert und erfahren, dass sie ursprünglich zusammen mit einem TEAC CR-H240 DAB-Kompakt-HiFi-System verkauft wurden, das für seine gute Leistung im Einstiegssegment bekannt war. Ich konnte keinen Hinweis darauf finden, dass die H255 auch separat verkauft wurden - normalerweise kein Indiz für seriöse Lautsprecher.

    Das CR-H240 DAB System war ein kombiniertes Gerät mit CD-Laufwerk und Receiver in einem einzigen kompakten Empfänger. Das Problem bei solchen All-in-One-Geräten, insbesondere in dieser Preisklasse, war, dass sehr viele Zugeständnisse an die Klangqualität auf mehreren Ebenen gemacht werden mussten: von den Vibrationen des CD-Laufwerks über die Leistung des DAC, dem Platinenlayout und dem einzigen Netzteil bis hin zum kleinen Verstärker für die Lautsprecher. In einem solchen Szenario würden selbst die besten Lautsprecher schlecht abschneiden, und folglich konnten nur kostengünstige Lösungen für das Design der Lautsprecher gewählt werden. Dennoch boten die H225 eine robuste Frontplatte aus resonanzarmen Materialien, ein echtes Holzgehäuse mit Herstellung und Montage in China, einen für ihre Größe relativ großen 2,5cm Hochtöner mit weicher Kalotte und etwas, das wie ein Kevlar-Mittel-/Tieftöner aussah. Nach kleineren Anpassungen konnten die stabilen Schraubklemmen auf der Rückseite sogar Bananenstecker oder große Kabelschuhe aufnehmen, so wie ich es von weitaus teureren Modellen gewohnt war.

    Ein Klopfen auf das Gehäuse zeigte, dass dieses noch zu warmen und holzigen Resonanzen fähig war, ähnlich wie der Korpus einer Gitarre. Die Tatsache, dass die H225 ihre Bassreflexöffnungen auf der Rückseite trugen, unterstrich diese Eigenschaft noch und ließ mich fragen, ob diese Art von Gehäuse ein Vorteil oder eine Belastung für den Klang sein würde. Die meisten modernen Hersteller versuchten, sämtliche Gehäuseresonanzen durch MDF oder HDF und starke innere Verstrebungen zu eliminieren. Dennoch, nichts an den gewählten Materialien verriet, dass diese Lautsprecher nachlässig konstruiert worden waren. Ich beschloss daher, sie an unsere Anlage im Obergeschoss anzuschließen, die ich gerade mit einem brandneuen Audioplan PowerCord S ausgestattet hatte - mit sehr gutem Ergebnis. Ich wollte, dass mein Kollege die Lautsprecher von ihrer besten Seite hört, bevor ich sie ihm übergab, und natürlich war ich auch neugierig, was aus meinem positiven optischen Eindruck von den H225 übrig blieb wenn ich sie hörte.

    Im Vergleich zu unseren Lautsprecherlegenden aus der Vergangenheit, wie den Pata Acustica von ATD’s Pata Acustica oder den Tannoy XT8F-Türmen, mussten sie den Kürzeren ziehen. Die einzige Frage war nur: Wie genau? Ich hatte schon halb damit gerechnet, mich über ihre miserable Leistung kaputtlachen zu können. Aber wir können uns der Leistung von HiFi-Geräten nie sicher sein, wenn wir sie nicht selbst ausprobiert und mit eigenen Ohren erlebt haben, wie sie unser Lieblingsstück wiedergeben. In meinem Testaufbau liefen die H225 mit Belden 9497 Kabeln und waren an unsere Hafler XL280 Endstufe angeschlossen. Diese wiederum wurde von unserem Dynaco PAS-4 Röhrenvorverstärker gespeist, der über das PowerCord S von Audioplan gespeist wurde. Alle verwendeten Cinchkabel waren aus massivem Silber. Das Audioplan-Kabel hatte unserem System kürzlich ein Gefühl von Dimension und Dringlichkeit verliehen, das sich als unschätzbare Verbesserung gegenüber dem erwies, was wir zuvor erlebt hatten. Ich war daher sehr gespannt, wie viel von dieser Qualität erhalten bleiben würde.

    Ich testete die H225 mit drei CD-Alben: Diana Krall's “Turn up the quiet”, Jörg Hegemann’s “Foot Tappin’ Boogie” und Helge Lien's "10". Alle drei Alben boten durchweg hervorragende Aufnahmen mit ausgezeichnetem Timbre, Rhythmus und Dynamik. Ich begann mit Helge Liens Album und war überrascht von der Breite, Tiefe und Dimension, zu der die H225 fähig waren. Auf unseren selbstgebauten MDF-Ständern und auf Filzpolstern in etwa 60 cm Entfernung von der Vorderwand platziert, klangen sie sofort viel mächtiger als ihre tatsächliche Größe zuließ. Es gab Bass in Hülle und Fülle, viel mehr als ich bei den geschlossenen Pata Acustica gehört hatte. Bei den H225 waren die Basslinien natürlich nicht so gut konturiert, dennoch wirkte der Bass natürlich und fügte sich hervorragend in die Musik ein. Metallische Klänge des Schlagzeugs wurden real und lebensecht wiedergegeben. Die Trennung der Instrumente und die Bühnentiefe blieben erhalten, mehr als bei der Pata, was die Wirkung des Audioplan-Kabels auch bei diesen Einstiegslautsprechern zeigte.

    Auf Diana Kralls Album blieb der Eindruck von natürlichen Instrumentenfarben und Raum ebenso weitgehend erhalten. Die Zugeständnisse an Preis und Größe machten sich jedoch in der kritischen Mittelton-Disziplin der weiblichen Stimmen bemerkbar. Dianas Stimme war nicht ganz ausgewogen und zeigte im oberen Bereich eine gewisse knackige Härte, an die ich mich erst einmal gewöhnen musste, vor allem, wo ich von teureren Lautsprechern kam. Die Zischlaute waren etwas kraftvoll und das natürliche Timbre litt ein wenig. Wieder einmal war ich von der Dimension und der Präsenz, die diese kleinen Regallautsprecher zu bieten hatten, begeistert. Wenn ich bedachte, dass dies alles wunderbare Eigenschaften waren, die den H225 offensichtlich nie zugestanden wurden, einfach weil ihre üblichen Spielfreunde nicht in der Lage waren, ihr volles Potenzial hervorzuheben oder auch nur zu begreifen. Es war die traurige alte Geschichte eines großen Talents, das sich einfch mit den falschen Leuten abgab.

    Die TEAC LS H255-MA sind solide Einsteigerlautsprecher, die mit leistungsstarker und präziser Elektronik nahezu audiophile Leistungen erbringen. Mit ihrem Bassreflexrohr auf der Rückseite brauchen sie Platz zum Atmen und klingen überzeugend, wenn sie auf Ständern stehen dürfen und ihre Frontplatten mindestens 50 cm von der Wand entfernt sind. Den TEAC-Ingenieuren gebührt Anerkennung dafür, dass sie mit der richtigen Verstärkung und dem richtigen Quellensignal alle Sonos- und ähnlichen Komfortprodukte bei weitem übertrafen. Meinem Kollegen empfahl ich, einen schönen Röhrenverstärker für sie zu kaufen, da sie dann weiterhin mit großem Fluss und Musikalität klingen würden.

    Und das bringt mich zu der vielleicht wichtigsten Lektion, die man von den H255 lernen kann: die Rolle der Quelle in der Gleichung, die man Musik nennt. Von nun an werde ich, wann immer es eine Debatte darüber gibt, was wichtiger ist - die Quelle oder die Lautsprecher - antworten: "Die Quelle." Schließlich sind viele der heutigen Lautsprecher in der Lage, das Quellensignal ziemlich linear wiederzugeben, so dass Unterschiede in der Leistung oft zweitrangig und eine Frage des persönlichen Geschmacks sind. Es wurde schon oft gesagt, dass Lautsprecher nicht richtig wiedergeben können, was die Quelle von vornherein falsch macht, und als ich die TEACs auf unserer Anlage hörte, wurde mir dies klarer als je zuvor.

    TEAC Firmengeschichte

    Das japanische Unternehmen, das unter dem Namen TEAC bekannt wurde, hatte zwei Ursprünge mit unterschiedlichen Gründungsdaten: Zum einen gab es die Tokyo Television Acoustic Company, die im August 1953 gegründet wurde, und zum anderen die Tokyo Electro-Acoustic Company, die 1956 gegründet wurde und nach der Fusion ihren Namen erhielt. TEAC ist auch die Geschichte zweier Brüder: Katsuma Tani, der als Ingenieur für Luft- und Raumfahrt bei der ersten Firma angestellt war, und Tomoma Tani, der zusammen mit seinem Bruder die zweite Firma gründete, um Tonbandgeräte und Kassettenrekorder zu verbessern. Der Erfindungsreichtum der beiden Brüder verhalf dem Unternehmen in den 1970er und 80er Jahren zu einem soliden Ruf für HighEnd-Tonbandgeräte, Kassettendecks, Plattenspieler und CD-Player. Im Jahr 2013 übernahm Gibson das Unternehmen, musste es aber während seiner Insolvenz 2018 wieder verkaufen. Das Unternehmen TEAC stellt weiterhin Produkte in drei Kategorien her: Computer-Peripheriegeräte, professionelle Audioprodukte (mit den Marken TEAC und TASCAM) und Informationsprodukte, die für die Unterhaltung während des Fluges, die Überwachung usw. verwendet werden.

    Siehe auch: TEAC LS-H255-MA audio demo

    Technische Daten

    • Lautsprechertyp: 2-Wege, rückseitig angeschlossen
    • Frequenzgang: 60 Hz - 22.000 kHz
    • Belastbarkeit: 50 W RMS
    • Impedanz: 6 Ω
    • Empfindlichkeit: 86 dB
    • Mitteltöner / Tieftöner: 1x 130 mm Maschenmembran
    • Hochtöner: 1x 25 mm, Weichkalotte
    • Oberfläche: Ahorn
    • Abmessungen: (B) 170 mm x (H) 270 mm x (T) 235 mm
    • Gewicht: 3,7 kg
    • Baujahr: 2007

  • Tannoy DC6T

    Tannoy DC6T

    Veröffentlicht: 5.6.2020

    Herstellungsdatum: 2010

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Es ist vielleicht nicht sofort ersichtlich, wenn man sich die Fotos ansieht, aber ich musste lange darüber nachdenken, wie und ob ich Lautsprecher auf dieser Plattform präsentieren sollte. Zum einen handelt es sich bei Lautsprechern um vertikale Objekte, während ich bei meinen optischen Präsentationen auf ein horizontales 16:9 Bildformat achtete. Zum anderen war mir von vornherein klar, dass ich keinen Blick in das Innere der Lautsprecher gewähren konnte, aus dem einfachen Grund, dass dies unweigerlich zu Schäden am Gehäuse oder an den Treibern führte und damit den Wiederverkaufswert mindern konnte - ein wichtiger Aspekt, wenn ich unsere Explorations in Audio mit einem erträglichen Budget fortsetzen wollte. Und schließlich hing die Leistung von Lautsprechern in hohem Maße von der Umgebung ab, in der sie aufgestellt wurden.

    Da die Lautsprecher in unseren Systemen jedoch eine wichtige Rolle spielten, beschloss ich letztlich, meine Fotos auf der Grundlage der aktuellen Hörumgebung, in der sich die Lautsprecher befanden, aufzunehmen und Details der Raummerkmale durch Maskierung auszublenden. Ziel war es, den Raum dadurch weniger hervorheben und dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich die gleichen Lautsprecher in seiner eigenen häuslichen Umgebung vorzustellen. Der Vorteil eines Fotos war, dass meine Leser die Lautsprecher im richtigen Winkel und in einer Entfernung sahen, die der Realität am nächsten kam.

    Tannoy wurde 1926 von Guy Fountain als Tulsemere Manufacturing Company in England gegründet und gehört heute zu den ältesten Lautsprecherherstellern der Welt. Der Name entstand aus der englischen Abkürzung für "Tantal-Legierung", ein Material, das in den von der Firma entwickelten elektrolytischen Gleichrichtern verwendet wurde. Die Marke Tannoy wurde 1932 registriert. Tannoy, dessen ursprünglicher Sitz sich in London befand, wurde bald als Hersteller von Lautsprechern und professionellen Lautsprechern für das Militär im Zweiten Weltkrieg bekannt. Da der Name in fetten Buchstaben auf den Lautsprechergittern prangte und somit für die breite Öffentlichkeit sichtbar war, wurde "Tannoy" schnell zum Synonym für die Beschallung eines Ereignisses. Ältere Engländer bezeichnen Beschallungsanlagen auch heute noch als Tannoys, obwohl diese Anlagen heute meist von verschiedenen anderen Herstellern stammen.

    Aufgrund des wirtschaftlichen Drucks zog Tannoy in den 1970er Jahren nach Coatbridge in Schottland, wo es immer noch ansässig ist. Heute gehört das Unternehmen zur Uli Behringer MUSIC Group, die sich verpflichtet hat, die Marke und den schottischen Standort beizubehalten. In den letzten Jahren, als sich die Käufer von High Fidelity zugunsten billiger USB- und kabelloser Geräte abwandten, kämpfte Tannoy darum, seine Position zu halten. Tannoy hat das Design von Koaxialtreibern zwar nicht erfunden, aber sie waren sicherlich unter den Pionieren dieser Technologie. Der charakteristische Dual Concentric-Treiber von Tannoy wurde im Jahr 1948 entwickelt. Er zeichnete sich durch ein Design aus, bei dem der Hochtöner tief in der Mitte des Tieftöners sitzt. Die Position auf einer gemeinsamen Achse hatte den Vorteil einer verbesserten Zeit- und Phasenausrichtung und war ursprünglich für Mikrofonmessungen gedacht. Das ursprüngliche Paar Lautsprecher wurde schließlich in den FFRR-Studios von Decca eingesetzt. Dann jedoch bestellte auch EMI einige davon für Abbey Road (Quelle: whathifi.com), ein Studio, das unter anderem durch die Beatles berühmt wurde. Von dort aus war es nur noch ein kurzer Weg zum Ruhm.

    Die Tannoy DC6t aus dem Jahr 2010 haben ein schlankes, modernes Design mit einer exzellenten Holzoberfläche. Trotz ihrer trapezförmigen Form ist der Gesamteindruck immer noch der einer Box, wenn auch einer relativ hübschen. Für zusätzliche Stabilität wurden die Lautsprecher auf eine zusätzliche, breitere Bodenplatte montiert. Das war recht effektiv und ermöglichte es mir, Filzpads unter die Spike-Untersetzer zu legen, ohne dass die schmalen Lautsprecher dabei zu kippelig wurde. Der Anschluss erfolgte über Bi-Wiring Terminals, die recht solide ausgeführt waren und bequem in Bodennähe lagen. Etwas ungewöhnlich war vielleicht die Polaritätsanordnung, bei der die beiden Plus- und Minuspole nebeneinander auf einer horizontalen Linie lagen.

    Als Hochtöner diente eine Titankalotte, und wie alle harten Oberflächen konnte auch diese ziemlich unnachgiebig sein, wenn in der Ansteuerung etwas nicht ganz passte. Saubere Energie war daher für diesen Lautsprechertyp von größter Bedeutung. Direkt unter dem 6-Zoll-Dual-Concentric-Treiber befand sich ein zusätzlicher Tieftöner, der die Basswiedergabe des Lautsprechers um drei dB erhöhte. Das Gehäuse war nach hinten durch Bassreflex ventiliert, konnte aber trotzdem relativ nah an der vorderen Wand des Raumes aufgestellt werden. Der Klang war sehr präzise und die Bühne sowohl breit als auch tief. Die Instrumente reichten tief in den Raum hinein und das Klavier hatte schönes Timbre und die richtige Attacke, um realistisch zu sein.

    Am 35 Watt Harman/Kardon 730 Receiver funktionierten die Lautsprecher schon recht gut, doch erst die 60 Watt Harman/Kardon Citation Twelve Deluxe sorgt für den nötigen Schub, damit das Klavier richtig loslegen konnte. Da es sich bei den DC6t um 8-Ohm-Lautsprecher handelt, entsprach dies der Leistungsangabe der meisten Verstärker. Die Lautsprecher waren ideal für kleine bis mittelgroße Wohnzimmer geeignet und würden auch gelegentliche Parties überstehen. 6-Zoll Tieftöner haben natürlich ihre physikalischen Grenzen, besonders wenn es um Klangfülle und Punch ging. Für größere Räume und Budgets, würde ich vorschlagen, dass Sie die nächst größeren Versionen DC8 und DC10 ausprobieren.

    Technische Daten

    • Gehäusedesign: Standlautsprecher, mit Reflexöffnung
    • Hochtöner: 1x 1-Zoll Titankalotten
    • Mitteltöner: 1x 6-Zoll-Papiermembran (dual-konzentrisch)
    • Tieftöner: 1x 6 Papiermembran
    • Frequenzgang: 34 Hz - 35.000 Hz, (- 6 dB)
    • Nennimpedanz: 8 Ohm
    • Wirkungsgrad: 89 dB
    • Übergangsfrequenz: 1,7 kHz
    • Belastbarkeit: 87 Watt RMS
    • Abmessungen: (H) 950 mm x (B) 226 mm x 225 mm
    • Gewicht: 14,9 kg (pro Stück)
    • Land der Herstellung: China
    • Jahr 2010

  • Tannoy XT8f

    Tannoy XT8f

    Veröffentlicht: 20.10.2020

    Herstellungsdatum: 2016

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Eigentlich hatte ich vor, ein Paar Lautsprecher zu verkaufen und nicht dabei ein neues zu kaufen. Aber als sich ein Anrufer für mein Paar KEF iQ30-Regallautsprecher interessierte, konnte ich nicht anders, als mich nach dem Grund für sein Interesse zu erkundigen. Es stellte sich heraus, dass er einen kleinen Hörraum hatte und seine derzeitigen Lautsprecher einfach zu groß für den Raum waren. Zu meiner Überraschung handelte es sich dabei um genau die Marke und um das Modell, nach denen ich schon seit einiger Zeit im Internet gesucht hatte. Wir vereinbarten daraufhin, dass er seine derzeitigen Lautsprecher mitbringen würde, wenn er zum Anhören meiner Lautsprecher vorbeikam. — Was für ein merkwürdiger Zufall das war.

    Als Ersatz für unsere KEF iQ30-Regalboxen hatte ich ursprünglich ein schlankes Paar Tannoy DC6t-Standlautsprecher erworben. Und obwohl diese voller klangen als die KEFs, wurde ich das Gefühl nicht los, dass auch ihnen die Kraft fehlte, um unser 70 m² großes Büro mit Musik zu füllen. Sie waren zwar artikuliert und angenehm in ihrer Präsentation, aber ihre Leistung füllte den Raum nur bis hin zur Hörposition aus (bei etwa einem Viertel der Raumtiefe), als dass sie ihn vollständig eroberten. Zugegeben, das Paar Tannoy DC6t war für diesen Ort schon deutlich besser geeignet als die KEFs, aber das Gesamtbild schien immer noch etwas bassarm zu sein, nicht unbedingt auf den ersten Eindruck, aber bei längerem Hören schon.

    Es war nicht einfach, die DT6t durch noch größere Lautsprecher zu ersetzen. Das Problem dabei war, dass der Hörraum ein elegantes und modernes Büro war, was der Auswahl an Lautsprechern in Bezug auf Farben, Formen und Größen gewisse Grenzen setzte. Da die DC6t von den Mitarbeitern und Hausbewohnern bereits für stimmig befunden worden war, hatte ich meine Websuche nach dem nächstgrößeren (und neueren) Modell, der Tannoy XT8f, ausgerichtet. Umso größer war meine Freude, als ich am Telefon hörte, dass nun ein Paar XT8f im Angebot war - und dass dieses sogar zu uns nach Hause gebracht werden würde, anstatt dass wir die Reise selbst antreten mussten.

    Wie Sie sich sicher vorstellen können, führte unser gegenseitiges Interesse an den Lautsprechern des jeweils anderen zu einem seltsamen Szenario, bei dem beide Seiten etwas zu gewinnen und etwas zu verlieren hatten. Ich hatte sogar Sorge, dass es für uns eine echte Herausforderung würde, diesen Umstand nicht dem Hörvergnügen in die Quere kommen zu lassen. Doch ich war bereit, es auf mich zukommen zu lassen und daraus zu lernen. Bei seiner Ankunft half ich unserem Gast, einen seiner Tannoy XT8f-Lautsprecher hochzutragen, und mir fiel sofort auf, wie groß und schwer diese im Vergleich zu unseren derzeitigen DC6t waren. Obwohl sie nur in dünne Decken eingewickelt waren und nicht in sperrigen Kartons steckten, musste ich besonders gut aufpassen, sie nicht an den Innenwänden oder dem Geländer unseres Treppenhauses entlang zu schrammen.

    Da der ursprüngliche Grund für seinen Besuch die KEF iQ30 waren, beschlossen wir, dass wir sie zuerst anhören sollten. Ich hatte sie an unser DB Systems DB1 + B&K ST140 System in unserem Haupthörraum angeschlossen. Wir hatten die Wahl zwischen Vinyl, CD und der Möglichkeit, über Amazon Music zu streamen, aber am Ende spielten wir nur CDs, von denen er einige als seine Referenz mitgebracht hatte. Es machte mir immer Spaß, die Musik anderer Leute zu hören, und so saß ich einfach nur da und hörte mir neue Klänge an oder genoss es, einige meiner bevorzugten Stücke vorzuspielen. Die KEFs passten gut in unseren Haupthörraum, und es gab Momente, in denen ich den ursprünglichen Zweck unseres Treffens vergaß und einfach die Musik genoss.

    Ohne eine endgültige Entscheidung zu treffen, ob er meine KEFs kaufen würde, gingen wir in unser Büro im Obergeschoss. Hier waren unsere Tannoy DC6Ts immer noch mit dem Restek V1 + Hafler XL280 Combo verbunden. Da zuvor in stundenlangen Hörsessions alles perfekt eingestellt war, bat ich ihn, sich erst einmal hinzusetzen und diese Lautsprecher zu hören. Ich wusste ja, wie unser System klang, also stellte ich mich einfach zur Seite und ließ die Musik wirken. Mein Eindruck war, dass ihm gefiel, was er hörte. Aber der zweite Grund für seinen Besuch in Frankfurt war ja, dass ich entscheiden sollte, ob ich an den größeren Tannoys interessiert war, die er für mich mitgebracht hatte. Wir nahmen also schnell die Schutzhüllen ab und schlossen die XT8Fs an unsere Anlage an.

    Mein erster Eindruck war, dass der Klang verworren und massiv war und in dem großen Büroraum viel zu chaotisch klang. Würde ich es schaffen, dass sie sich in den Raum einfügten, und was war es mir wert, das herauszufinden? Schließlich wirkten die größeren Lautsprecher, während die DC6T artikuliert und kultiviert waren, nun ungeordnet und kolossal. Da dieses Forum jedoch 'Explorations in Audio' hieß, können Sie sich meine endgültige Entscheidung wahrscheinlich schon denken, auch wenn sie nicht auf einem positiven ersten Eindruck beruhte. Dass die Lautsprecher bereits einige Beulen und Kratzer auf der Oberfläche hatten, trug nur noch mehr zu diesem Gefühl bei. Was mich jedoch tröstete, war die Tatsache, dass der ganze Raum von diesen neuen Lautsprechern mit Energie versorgt wurde. Und genau dies war das Element, das den kleineren Tannoys gefehlt hatte. Wir tätigten beide unsere Käufe, sichtlich zufrieden mit dem Angebot des anderen, und der Käufer machte sich auf den Heimweg.

    Ich habe gelernt, neue Geräte nicht zu schnell zu beurteilen. Für einige der besten Hifi Geräte, die ich je besaß, habe ich Wochen, wenn nicht sogar Monate gebraucht, um sie richtig einzustellen. Bei neuen Lautsprechern war dies besonders schwierig, weil viele Faktoren eine Rolle spielen: der Abstand zu den Vorder- und Seitenwänden, die Breite der Aufstellung und der Eindrehwinkel, die Hörposition und die Abstimmung des Systems, um nur einige zu nennen. Diese Faktoren waren kaum an einem Tag optimal einzustellen, denn schon ein halber Zentimeter Unterschied wirkt sich deutlich auf die Leistungsfähigkeit des Lautsprechers aus. Das gilt zwar für alle Lautsprecher, aber größere Lautsprecher waren in der Regel noch schwieriger zu platzieren, vor allem, wenn man auch die optische Raumgestaltung berücksichtigte.

    Nach einiger Zeit des Experimentierens fand ich eine Aufstellung, die es mir ermöglichte, meine gewohnte Hörposition bei etwa einem Viertel der Raumtiefe mit nur geringfügigen Anpassungen beizubehalten. Die XT8F standen nun etwa 20 cm weiter von der Vorderwand des Raums entfernt als die DC6T zuvor taten, und mein Hörplatz musste um 10 cm nach hinten verschoben werden. Auf diese Weise konnte ich den Eindrehwinkel beibehalten werden, wobei beide Lautsprecher direkt an meinen Ohren vorbeigeführt wurden, anstatt direkt auf sie gerichtet zu sein. Das wirkt sich positiv auf die Klangbühne aus und zügelt die Höhen, die bei der Wiedergabe auf Achse etwas zu stark ausgeprägt waren. Während der Aufstellung hörte ich mir Bruce Springsteens Song "Tougher than the Rest" von seinem Live-Auftritt am Broadway an. Auf diese Weise konnte ich sicher sein, dass eine echte Bühne nachgebildet werden sollte. Tatsächlich habe ich mir den Song so oft in einer Endlosschleife angehört, dass ich ihn seitdem immer wieder vor mich hin summe.

    Die XT8f hatten einen vollen und satten Klang, im direkten Vergleich zu den DC6t, aber auch allgemeiner gesprochen. Aus der Nähe hatte ich das Gefühl, in der Musik zu baden. Es gab reichlich Bass in guter Qualität, und dank ihres 91 dB Wirkungsgrads bei nur einem Watt wurden sie mit Leichtigkeit laut. Obwohl sie relativ klobig aussahen und viel klangliche Tiefe boten, spielten sie Stimmen so intim, als ob man einem gemütlichen Living Room Concert lauschte. Dieser Kontrast aus mächtigem Bassanteil und zerbrechlicher Zartheit in den Höhen machte in meinen Ohren geradezu süchtig. Aufgrund ihrer konzentrischen Bauweise waren die XT8f sehr präzise, wenn es um die Ortung von Instrumenten ging. Vielleicht nicht ganz so analytisch wie die kleineren Treiber der DC6t, aber immer noch branchenführend in dieser Preisklasse. Wenn die DC6t eher so klang, als würde man an einer Studiosession auf seiten des Abhörraums teilnehmen, luden die XT8f in den Jazzclub ein. Beide Lautsprecher waren einfühlsam genug, um jederzeit unterhaltsam zu sein, aber wenn der Raum stimmte, wirken die Achter ein wenig runder, besonders im Bassfundamtn. Ich verstand jetzt auch, dass in einem kleineren Raum diese Menge an Bass überwältigend sein konnte.

    Siehe auch: Tannoy XT8f Audio Demo

    Wenn die Musik subtil war, spielte die XT8f diese mit Umsicht und aufschlussreichen Details, und wenn das Orchester laut wurde, preschte ihre ausgezeichnete Dynamik, die von einem 50 Liter Korpus mit nach unten gerichteter Bassöffnung getragen wurde, mit Nachdruck nach vorne. Ich konnte keine dynamischen Kompression feststellen, wenn die Musik laut wurde, was für mich neu und wunderbar erfreulich war. Es wurde schnell klar, dass diese Lautsprecher eine ganz andere Spezies waren als ich es gewohnt war. Wer die XT8f in der Hoffnung auf ein Upgrade seiner in den Raum passenden DC6t kaufte, würde sicherlich enttäuscht sein, dass dieser Raum einfach zu knapp bemessen war um den XT8f ein Zuhause zu bieten. Aber all diejenigen, die wie ich irrtümlich bei den DC6t gelandet waren, hatten hier eine echte Chance, sehr glücklich zu werden.

    Technische Daten

    • Gehäusekonstruktion: Standlautsprecher, Bassreflex (down-fire)
    • Hochtöner: 1x 1 Zoll Titankalotten
    • Mitteltöner: 1x 8 Zoll Papiermembran (dual-konzentrisch)
    • Tieftöner: 1x 6 Zoll Papiermembran
    • Frequenzgang: 34 Hz - 32.000 kHz (-6 dB)
    • Nennimpedanz: 8 Ohm
    • Wirkungsgrad: 91 dB
    • Übergangsfrequenzen: 250 Hz und 1,8 kHz
    • Belastbarkeit: 100 Watt RMS
    • Abmessungen: (H) 108 cm x (B) 32 cm x (T) 35 cm
    • Land der Herstellung: China
    • Baujahr 2016

  • Teufel M200 (Grundmodul)

    Teufel M200 (Grundmodul)

    Veröffentlicht: 12.3.2023

    Herstellungsdatum: 1988

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Im November 2022 testete ich ein Paar Duevel Planets-Lautsprecher. Sie waren omnidirektional ausgelegt und überraschten mich mit klanglicher Präzision und hervorragender Bühnenabbildung. Als ihr Besitzer Alexi seinem audiophilen Arbeitskollegen von meinem Test erzählte, fragte Michael, ob ich nicht Lust hätte, eine weitere deutsche HiFi-Legende zu testen, nämlich die ersten Lautsprecher, die der Lautsprecherhersteller Teufel jemals verkauft hat. Da ich die Marke Teufel nur aus den Mid-Fi-Geräten der Kaufhäuser kannte, war ich zunächst etwas skeptisch. Dies änderte sich jedoch, als Michael mir einen Test des deutschen HiFi Visionmagazines aus August 1988 schickte, in dem die kleinen Teufels gegen massive Standlautsprecher von HiFi-Legenden antraten: Cabasse (Modell: Brigantin VI), MB Quart (3200 S), und Pilot (Concorde MK IV). Es mag dem Test ein wenig geholfen haben, dass die M200 in Verbindung mit ihrem 56 Kilo schweren M6000-Compound-Bassmodul betrieben wurden. Dennoch war es für einen Newcomer mehr als beeindruckend, unter diesen Lautsprecherherstellern Spitzenwerte zu erreichen.

    Das 1979 von Peter Tschimmel gegründete Berliner Unternehmen Teufel machte sich zunächst als Hersteller von Lautsprecher-Bausätzen einen Namen und bot seinen Kunden selektierte Kombinationen von Frequenzweichen, Chassis und Gehäusen an. Das M200 Basismodul und das M6000 Bassmodul waren die ersten spielfertigen Lautsprecher des noch jungen Unternehmens. In ihnen kombinierte Peter Tschimmel das Beste, was er über Frequenzweichen wusste, mit der neuesten Treibertechnologie. Tschimmel wusste, dass Phasenabgleich und natürliche Tonalität wichtige Kriterien für den Lautsprecherbau sind. Er war ein relativer Pionier mit seiner Idee, den Subwoofer vom Basismodul getrennt zu halten, um eine einfachere Platzierung aller Geräte im Wohnraum zu ermöglichen. Der M6000-Subwoofer selbst opferte einen Teil seines Wirkungsgrades einem neuen isobarischen Design, bei dem der Basstreiber des einen Kanals hinter dem des anderen Kanals positioniert wurde, um einen pneumatischen Puffer zwischen ihnen zu erzeugen, der unter anderem dazu diente, die Ausgangsfrequenz zu halbieren. Aufgrund dieses Effekts setzte der M6000 auf natürliche Weise knapp unter 50 Hz ein, der Drop-Off-Frequenz des kleineren M200-Basismoduls, und erweiterte so den Wirkungsbereich der Kombi bis runter auf 20 Hz.

    Die M200 wurden mit Bedacht konstruiert, indem sie durch interne Verstrebungen zwar Gehäuseresonanzen reduzierten aber dennoch nicht durch die Verwendung von MDF rundherum Resonanzen komplett erstickten. Während die Frontplatte aus MDF gefertigt wurde, bestand der Rest des Gehäuses aus 22mm-Spanplatten, um die natürliche Tonalität zu unterstützen. Die Mittel/Tief- und Subbass-Treiber wurden vom deutschen Komponenten-Spezialisten Isophon, der kurz zuvor von Bosch/Blaupunkt übernommen worden war, aus Papier gefertigt. Isophon gehörte zu den innovativsten Treiberherstellern seiner Zeit, und die Chassis der M200 / M6000 haben in der HiFi-Branche bis heute einen guten Ruf. Tschimmels Verständnis von Frequenzweichen war hervorragend, und die M200 wiesen einige für ernsthafte Kompaktlautsprecher der damaligen Zeit willkommene Merkmale auf: 1. vernünftige Polklemmen, die wahlweise Bananenstecker oder Spaten aufnehmen konnten, 2. einen Einheitsdurchmesser von Inbusschrauben zur Befestigung aller Chassis und des Gitters, und vernünftige Lautsprecherständer, um den High-End-Anspruch von Teufel zu untermauern, vor allem für jene Kunden, die bereit waren, nach der idealen Raumaufstellung zu suchen und damit auch zu experimentieren.

    Die rahmenlosen Lautsprechergitter waren aus stabilem Lochblech gefertigt und ermöglichten ein extrem breites Abstrahlverhalten. Je nach Hörgeschmack, konnte man zu dem Ergebnis kommen, dass die Lautsprecher mit abgenommenen Gittern präziser klangen. Das Abnehmen der Gitter konnte sich jedoch als etwas schwierig erweisen, da vier kleine schwarze Distanzhülsen verhinderten, dass das Gitter die Lautsprecherfront berührte. Man musste aufpassen, dass man sie nicht verlor, während man die Gitter abnahm und verstaute. Schließlich sahen die Distanzhülsen nicht so aus, als ob sie aufbewahrt werden sollten, vor allem, wenn sie von einem anderen Mitglied des Haushalts aus dem Zusammenhang gerissen gefunden wurden.

    Als Michael und ich die M200-Basismodule zum ersten Mal in meinem Hörraum aufstellten, war ich etwas verwirrt darüber, dass der gewohnte Bühneneindruck mit dem Sänger in der Mitte und den herumstehenden Instrumenten nicht zustande kommen wollte. Stattdessen klang es so, als würden zwei Sänger gleichzeitig das selbe Lied singen. Die Umpolung eines Kanals änderte den Eindruck nur geringfügig. Erst als Michael nach Hause gegangen war, öffnete ich beide Lautsprecher, um einen Blick ins Innere zu werfen. Während einer von ihnen im Originalzustand zu sein schien, war der andere offenbar an der Zentrierspinne repariert worden. Die Polarität war von Tuned Systems in Frankfurt am Main handschriftlich auf dem Magneten vermerkt worden. Dabei schien der Servicetechniker die Pole verwechselt zu haben. Kann passieren. Und da er nur einen der beiden Lautsprecher zur Reparatur bekommen hatte, war ihm der Fehler nicht aufgefallen.

    Ich korrigierte die Polarität und stellte fest, dass sich die Klangbühne deutlich verbesserte. Als ich Michael anrief, um ihm meine Ergebnisse mitzuteilen, erinnerte er sich an die Geschichte der Reparatur, und wir schmunzelten beide über die Unwahrscheinlichkeit eines solchen Missgeschicks bei einem professionellen Lautsprecherreparaturdienst. Da Michael die Lautsprecher nach deren Rückgabe ausschließlich als hintere Kanäle in seiner Surround-Anlage betrieben hatte, war ihm die Verpolung nicht aufgefallen, und er glaubte, dass der resultierende Klang Teil der Effekte der hinteren Surroundkanäle war. Es versteht sich von selbst, dass die Polaritätsumkehrung eines Mittelton-/Basskonus zu einer Auslöschung von Bassfrequenzen und einer Überrepräsentation von Höhen beitrug, eine Tatsache, die bei den meisten Surround-Systemen, die für die Wiedergabe von Bässen einen zusätzlichen Subwoofer verwendeten und die Tieftonausgabe auf den hinteren Lautsprechern reduzierten, ohnehin verborgen geblieben wäre.

    Zunächst schloss ich die M200-Basismodul-Lautsprecher an unsere Anlage im Obergeschoss an, die aus einer CD-Quelle, einem DAC, einer Transistorvorstufe und einer Röhrenendstufe bestand (siehe Details unten). Die 2-Wege-Regallautsprecher von Teufel hatte ich zum Testen ohne den M6000-Subwoofer erhalten, da dieser für den Transport zu schwer war und sich der Aufwand nicht lohnte. Die ursprünglichen HiFi-Vision-Tester des Teufel-Systems waren nämlich ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass schon die Basismodule allein eine hervorragende Leistung erbrachten, auch wenn sie ohne Bass spielten. Ich erhielt stattdessen die originalen Teufel-Ständer, die auf die Eigenschaften der Lautsprecher abgestimmt sein sollten. Mein erster Eindruck war, dass die Ständer ein wenig zerbrechlich aussahen, um 14 kg schwere Lautsprecher mit starken Tieftönern richtig zu tragen. Ihre Mittelsäule bestand aus vier MDF-Platten mit gebogenen Metallgittern dazwischen, jeweils auf der Vorder- und Rückseite, die auch als Kabelkanal für die Lautsprecherkabel dienen sollten.

    Die Resonanzen der Lautsprecher waren entlang des vorderen Gitters und über den gesamten Schaft der Ständer zu spüren, selbst wenn die Lautsprecher mit mäßiger Lautstärke spielten. Michael hatte vier dünne Gummipuffer unter den Ständern angebracht, die ich lieber durch Spikes und Untersetzer ersetzt hätte. Ich musste jedoch feststellen, dass die M200 nur allzu leicht analytisch klingen konnte, wenn die richtige Ankopplung an den Boden nicht gewährleistet war. Das Aufstellen der M200 auf unseren selbstgebauten MDF-Ständern führte nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis, was höchstwahrscheinlich an den Filzunterlagen lag, die ich auf den Ständern befestigt hatte. Die Oberflächen der M200 waren ein wenig zu rutschig, um durch Filz vollständig stabilisiert zu werden. Michael hatte auf seinen Originalständern Gummipuffer angebracht, die in dieser Position besser funktionierten. Doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass bessere Ständer und eine stärkere Ankopplung an den Boden auch besser klingende Lautsprecher hervorgebracht hätten.

    Die M200 hatten ein geschlossenes Gehäuse und mussten relativ nah an der vorderen Wand des Hörraums aufgestellt werden, um eine natürliche Tonalität zu gewährleisten (ohne die Hilfe eines Subwoofers). Als ich mit der ursprünglichen Position unserer EPI 500-Lautsprecher begann, klangen die M200 zu luftig. Wenn ich sie näher an die Wand stellte, verbesserte sich das Bassfundament. Am Ende war ich mit einem Abstand von 70 cm zwischen den Lautsprechern und der Vorderwand zufrieden, so dass sie mit der Hörposition ein gleichseitiges Dreieck von 200 cm bildeten. Obwohl sie mit 87 dB nur mäßigen Wirkungsgrad boten, waren diese Lautsprecher durchaus in der Lage, einen großen Raum zu beschallen. Unser Hörraum im Obergeschoss war mit 9 x 11 Metern ein solch großer Raum, und die M200 klangen im gesamten Raum und sogar in den angrenzenden Räumen im Erdgeschoss kontrolliert und präsent. Ich war schon immer in der Lage, die Qualität eines Systems von außerhalb des Hörraums zu beurteilen und habe in meinen Artikeln viele Beispiele für dieses Phänomen vorgestellt. Die M200 waren ein weiteres Beispiel dafür, dass Musik ähnlich wie ein Live-Ereignis klingen konnte, gerade wenn ich mich nicht im selben Raum befand.

    Nachdem ich mich einige Jahre lang kritisch mit Lautsprechern auseinandergesetzt hatte, war ich dazu übergegangen, Vocal Jazz für die grundlegende Analyse zu bevorzugen. Die menschliche Stimme ist ein wichtiger Bestandteil der Musik, und Lautsprecher, die in dieser Disziplin brillieren, sind in audiophilen Kreisen in der Regel sofort beliebt, auch wenn andere Disziplinen nicht so überzeugend sind. Die M200 gaben Stimmen originalgetreu wieder, wenn auch mit einem Hauch von teutonischer Nüchternheit, die manchmal ans Analytische grenzte. Die Teufels waren in der Lage, eine Fülle von akustischen Informationen zu präsentieren, wenn es die Tonspur und die Lautsprecherausrichtung zuließen. Allerdings hatte ich nie den Eindruck, dass dies zu Lasten des musikalischen Zusammenhalts ging. Obwohl sie in etwas kühleren Tönen malten als unsere Epicure-Lautsprecher, wirkte die Musik dennoch ausreichend farbenreich.

    Schlagzeug- und Blechbläserklänge stellten die Teufels in natürlichen Farben dar. Bei Kontrabass und Streichinstrumenten zog ich den subtileren, etwas weniger frontalen Klang unserer Epicure- und Martin Logan-Lautsprecher vor. Live-Musik zu hören, funktionierte mit den M200 hervorragend. In schnelleren Passagen konnten sie die kontrollierte Agilität der Papiermembran in einer geschlossenen Box zeigen. Der Bass war kraftvoll und druckvoll, wenn die Musik es erforderte. Bei einigen Passagen hätte das Bassmodul für mehr Realismus gesorgt. In dieser Hinsicht standen die Teufels anderen Regallautsprechern jedoch in nichts nach. In der Tat klangen sie überhaupt nicht wie Regallautsprecher. Mit geschlossenen Augen hätte ich sie mir viel größer und aufwendiger vorgestellt. Es war eine echte Überraschung, so viel Kraft aus einem relativ kleinen und simplen 2-Wege Lautsprechersystem zu schöpfen.

    Für meine Ohren klangen die M200 aus größerer Entfernung besser als aus dem Nahbereich. Die Höhen schienen am natürlichsten zu sein, wenn die Hochtönerachse auf einen Punkt gerichtet war, der etwa 1/3 hinter dem Kopf des Zuhörers lag. Die M200 profitierten nicht von einer parallelen Aufstellung zu den vorderen Wänden des Raumes und klangen in meiner Aufstellung am ausgewogensten bei einer leichten Eindrehung in Richtung Hörposition. Was die Klangbühne betraf, so fand ich, dass die Teufels breiter spielten, als ich es von unseren bisherigen Lautsprechern gewohnt war. Während dies in den Augen und Ohren einiger Hörer für eine außergewöhnliche Kanaltrennung unseres Systems sprechen mochte, war ich ein wenig besorgt über den offensichtlichen Mangel an Bühnentiefe, der daraus resultierte. Obwohl ich die Lautsprecher im Raum verschob, um verschiedene Positionen auszuprobieren, konnte ich dieses Phänomen nicht beseitigen. Manchmal schien es, als ob der Sänger zu beiden Seiten hin entglitt, als ob es eine kurzzeitige Phasenverschiebung gäbe.

    Ich hörte mir die Lautsprecher nicht ohne die Metallgitter an, und es war durchaus möglich, dass der Mangel an Bühnentiefe durch die Interaktion der Gitter mit den direkten Schallwellen der Treiber verursacht wurde. Es war auch möglich, dass die Kunststoffblende des Hochtöners ungünstig mit der direkten seiner Energie interagierte, oder dass der resultierende Versatz im Timing ein Ergebnis beider Faktoren war. Da die Hochtöner mit Ferrofluid gekühlt wurden, könnte gehärtetes Ferrofluid die Bewegung der Kalotte auf unerwünschte Weise blockiert haben. Und schließlich war es auch möglich, dass die Ständer selbst eine stabilere Abstützung benötigt hätten, damit die Lautsprecher ruhig stehen blieben.

    Ich beschloss, die Teufels in anderen Kombinationen zu testen und werde hier darüber berichten. Michael schlug vor, es mit einer kräftigen Transistorendstufe zu versuchen, anstelle unserer 2x 40 Watt Röhrenendstufe. Nun, wir werden sehen...

    Testsystem (1): Marantz CD-17 CD-Player über HiViLux Reference SP/DIF Kabel an Cambridge DAC Magic 100 über HBS Silver Solid-Core Interconnect an Restek V1 Vorverstärker über HBS Silver Solid-Core Interconnect an Dynavox VR-70 Röhrenendstufe über Belden 9497 Lautsprecherkabel in Single-Wiring an den Lautsprechern.

    Unser zweites System im Obergeschoss bestand aus ähnlichen Komponenten wie das erste, wobei abermals ein CD-Spieler als Quelle diente und in eine Vor- und Endstufenkombination eingespeist wurde. Nur waren dieses Mal die einzelnen Geräte sowie deren Verbindungen von einer einfacheren Qualität. Es wurde auch kein externes DAC verwendet. Die einzig positive Ausnahme bildete die Endstufe, die speziell für eiaudio und audiophiles Hören entwickelt worden war. Sie bot eine ausgezeichnete Signaldämpfung, war niederohmig und konnte mit einem 500-VA-Netzteil 150 Transistorwatt pro Kanal an 8-Ohm-Lasten abgeben. Ich wollte herausfinden, wie sich die Veränderung der elektronischen und physikalischen Umgebung auf die musikalische Leistung der M200 auswirken würde.

    Die Rotel-Vorstufe wie auch die Lautsprecherkabel waren eher nachsichtige Komponenten, was dem analytischeren Echle-Transistorverstärker LF-3519 zugute kam, der unbarmherzig sein konnte, wenn es darum ging, Fehler im System aufzudecken. Die sich daraus ergebende Mischung von Eigenschaften hatte bei unseren Epicure 3.0-Lautsprechern, die zuvor an der gleichen Stelle gespielt hatten, gut funktioniert. Am vorderen Ende dieses Raums befand sich eine schräge Wand hinter den Lautsprechern, die für einen leichten Horn-Effekt sorgte. Dies war wohl nicht die bestmögliche Aufstellung, aber dennoch die beste, die ich zum Vergleich bieten konnte.

    In dieser neuen Position konnten die M200 zeigen, dass sie mehr waren als gewöhnliche Regallautsprecher. Zu meiner Freude stellte ich fest, dass sie vor einer schrägen Wand fast genauso gut funktionierten wie vor einer geraden. Die Echle-Transistorendstufe bot fast viermal so viel Leistungsreserven wie der Dynavox-Röhrenverstärker, und doch klangen die Lautsprecher immer noch sehr ähnlich mit hohem Wiedererkennungswert. Die Röhren hatten die Musik mit etwas mehr Ernsthaftigkeit präsentiert, während die Echle LF-3519-Endstufe etwas straffer im Bass klang und generell mehr Basskontrolle bot. Die Höhen schienen bei der Echle-Endstufe etwas sauberer und knackiger zu klingen, aber die Klangfarben waren bei der Röhren-Endstufe nochmals bezaubernder. Beide Verstärker sorgten für ein musikalisches Erlebnis mit den M200-Lautsprechern.

    Ein Aspekt, der mich jedoch immer noch störte, war der Eindruck, dass die Monosignale manchmal zu den Seiten hin abwanderten, was zu einem leichten Stereo-Artefakt um die Stimme des Sängers führte. Da ich dieses Phänomen nicht gewohnt war, drehte ich jedes Mal automatisch meinen Kopf in Richtung des jeweiligen Lautsprechers, wenn es passierte. Man könnte sich sicher daran gewöhnen, und weniger anspruchsvolle Hörer hätten es vielleicht gar nicht bemerkt. Allerdings beeinträchtigte es die Bühnentiefe, und es wäre interessant gewesen, herauszufinden, was die Ursache für dieses Phänomen war. Unabhängig davon hätte ich mir auch an dieser Stelle mehr Hörabstand zu den Lautsprechern gewünscht, um ein weniger scharf-klingendes Klangbild zu erhalten. So richtig interessant wurden die M200 in meinen Hörproben ab einer Diagonale von 3,00 Metern.

    Testsystem (2): Denon DCD-1420 CD-Player über Wireworld Luna 7 an Rotel RC-960BX Vorverstärker über HBS Silver Solid-Core Interconnect an Echel LF-3519 Endverstärker über Oehlbach Standard 4mm Kupfer-Lautsprecherkabel an den Lautsprechern

    Technische Daten

    • Typ: 2-Wege Regal-Lautsprecher (MK-I, 1988)
    • Prinzip: dynamische Treiber in geschlossenem Gehäuse
    • Gehäuse: 22mm Feinspan-/MDF-Konstruktion, intern verstrebt
    • Nennwiderstand: 8 Ohm, ohne M6000 Subwoofer
    • Belastbarkeit: 200 Watt (RMS), 500 Watt (Peak)
    • Wirkungsgrad: 87 dB
    • Frequenzgang: 50 Hz - 22,000 Hz (-6 dB)
    • Empf. Transistorleistung (min): 60 Watt an 8 Ohm
    • Trennfrequenz der Weiche: 1,600 Hz
    • Flankensteilheit: 12 dB / Oktave (phasenkorrigiert)
    • Hochtontreiber: 25mm LPG Kalotte, Titan (Ferrofluid gekühlt)
    • Mittelton-/Basstreiber: 20cm Isophon-Treiber, Papier
    • Anschlussfeld: einfach, für Banana oder Spaten
    • Abmessungen: (B) 270mm; (H) 460mm; (T) 280mm
    • Gewicht (2-wege Grundmodul): 14 kg
    • Geschichte: erster Fertiglautsprecher von Teufel
    • Entwicklung und Konstruktion: Peter Tschimmel
    • Land der Herstellung: Deutschland, Berlin
    • Baujahr(e): August 1988 - 1996

    M6000 (Bassmodul)

    • Typ: Stereo-Subwoofer in Bass-Reflex Gehäuse (MK-I, 1988)
    • Prinzip: 2 dynamische Treiber in isobarischer Anordnung
    • Gehäuse: 22mm Feinspanplatte und MDF, innen verstrebt
    • Nennimpedanz: 8 Ohm (4 Ohm, mit M200 Basis)
    • Belastbarkeit: > 200 Watt (RMS), 500 Watt (Peak)
    • Wirkungsgrad: N.N.
    • Frequenzgang: 20 Hz - 50 Hz
    • Empfohlener Transistorverstärker (min): 80 Watt an 8 Ohm
    • Obere Trennfrequenz: 50 Hz
    • Flankensteilheit: 12 dB pro Oktave (phasenrichtig)
    • Subbass-Treiber: 2x Isophon PSL 320/400, Papierzellstoff
    • Anschlussfeld: einfach, für Bananen oder Spaten
    • Abmessungen: (B) 410mm; (H) 630mm; (T) 520mm
    • Gewicht: 56 kg (70 kg mit einem Grundmodul)
    • Zubehör: M200 Grundmodul (ab 50 Hz)
    • Historie: erster Fertigsubwoofer von Teufel
    • Entwicklung und Konstruktion: Peter Tschimmel
    • Herstellungsland: Deutschland, Berlin
    • Herstellungsjahr(e): MK-I 1988-1992 (MK-II 1992-1996)

    M200 (Speaker Stands)

    • Type: loudspeaker stands
    • Dimensions: (W) 275mm; (H) 500mm; (D) 300mm
    • Base plate: (W) 275mm; (H) 500mm; (D) 30mm (MDF)
    • Top plate: (W) 220mm; (H) 2mm; (D) 220mm (metal)
    • Column, hollow: (W) 100mm; (H) 46mm; (D) 100mm
    • Weight (each stand): 4,4 kg
    • Country of manufacture: Germany, Berlin
    • Year(s) of manufacture: 1988 - 1992

    Musik by Cara live music

Subwoofer

Subwoofer

Subwoofer sind spezialisierte Lautsprecher, die das untere Ende des Frequenzspektrums abbilden. Der Name Subwoofer deutete ursprünglich darauf hin, dass dieses Spektrum unterhalb der Tieftöner der Hauptlautsprecher liegt. Seit dem Aufkommen von 4.1 und 5.1 Hifi-Systemen ist jedoch nicht mehr sichergestellt, dass die Hauptlautsprecher selbst überhaupt einen Tieftöner besitzen. In diesen Fällen liefert der Subwoofer dann alle Bassfrequenzen - sozusagen vom Sub bis hin zum Woofer. Ein erster berühmter Vertreter dieser neueren Designphilosophie war z.B. die Bose Acoustimass-Serie von 1987.

Subwoofer sind in vielen Formen, Farben und Größen zu finden. Sie werden entweder aktiv über einen eingebauten Verstärker oder passiv über den Hauptverstärker der HiFi-Anlage oder auch über einen weiteren externen Verstärker betrieben. Die zum Einsatz kommenden Treiber sind überwiegend vom dynamischen Typ und haben Durchmesser zwischen 20 bis 50 cm. Für die verlustlose Abbildung von Stereosignalen können entweder zwei getrennte Basschassis oder ein einzelner Treiber mit Doppel-Schwingspule aber auch elektronische Formen der Signal-Zusammenführung zum Einsatz kommen. Passive Subwoofer dienen häufig auch als elektronisches Bindeglied, um z.B. Musiksignale mit hohen Pegeln an die Hauptlautsprecher durchzuleiten. Aktive Subwoofer können oft wahlweise mit hohem Pegel vom Systemverstärker oder über Cinch-Verbindungen mit niedrigpegeligem Musiksignal vom Vorverstärker gespeist werden. Mit beiden Varianten lassen sich passable Ergebnisse erzielen.

Bei frontal abstrahlenden Subwoofern sind die dynamischen Treiber nach vorne gerichtet, während bei Down-Firing Subwoofern die Energie der Treiber auf den Boden oder eine Bodenplatte gerichtet ist. Dipol- und Open Baffle Subwoofer strahlen in mehr als eine Richtung ab. Bei Bandpässen sind die Basstreiber auf einer inneren Ebene montiert und strahlen ihre Energie durch sorgfältig berechnete Bassöffnungen nach außen ab. Bei Subwoofern mit Bassreflex-Öffnung kann diese sowohl an der Vorderseite als auch an der Rückseite und am Boden angebracht sein. Andere Konzepte verwenden speziell gedämpfte Variovents mit passiver Dämpfung . Einige Subwoofer kompensieren größere Gehäusevolumen durch den Einsatz von Passivstrahlern.

Der Einsatz von Subwoofern ist wegen der Schwierigkeiten bei der richtigen Platzierung umstritten. Auch wenn die perfekte Platzierung bei der Wiedergabe von Filmeffekten nicht so wichtig ist, spielt sie bei audiophilen Musikanlagen sicherlich eine wichtige Rolle. Manche Systeme können nicht ohne Subwoofer auskommen, und in manchen Systemen können sie sich als störend oder zu viel des Guten erweisen. - Wie das genau ist wollen wir herausfinden.

  • Dragon Audio Dream 2 Sub

    Dragon Audio Dream 2 Sub

    Veröffentlicht: 29.9.2022

    Herstellungsdatum: 2012

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Subwoofers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ich wurde in den frühen 1970er Jahren geboren und wuchs mit Mono- und Stereo Mid-Fi-Anlagen auf. Unser Grundig-Fernseher war noch schwarz-weiß mit einem ovalen Breitbandlautsprecher, der rechts neben der Röhre angebracht war. Und obwohl ich mich darauf freute, dass mein Vater einen Farbfernseher kaufte, waren Verbesserungen beim Klang das Letzte, woran ich dachte. Wir hörten Schallplatten über einen Dual-Plattenspieler und ein einfaches Grundig RF240-System, bei dem einer der Lautsprecher für einen besseren Stereoeffekt abgenommen werden konnte. Diese Anlage hatte auch einen eingebauten Radiotuner, aber ich bevorzugte den warmen und schmeichelhaften, auf die Mitten fokussierten Klang unseres Saba-Röhrenradios. Es kam mir nicht ein einziges Mal in den Sinn, dass wir mehr 'Bass-Slam' brauchten oder dass es unseren Filmen in irgendeiner Weise an akustischen Effekten mangelte. Da ich selbst visuell und akustisch höchst sensibel war, empfand ich, dass viele Filme schon realistisch genug waren, auch wenn sie in Schwarz-Weiß und in Mono dargeboten wurden.

    Die ersten HiFi-Anlagen, die ich mir in den 1980er und 90er Jahren kaufte und auch selbst baute, waren einfache Stereoanlagen mit Plattenspieler, Kassettendeck und einem CD-Player als Quelle. Damals war es üblich, den Klang mit Multiband-Equalizern zu optimieren, was in der Regel eine Anhebung der Bass- und Höhenwiedergabe der Lautsprecher bedeutete. Die resultierende Klangkurve war entweder V-förmig oder ähnelte einer Badewanne. 1987 führte Bose die Acoustimass-Serie ein, die ich bei einem Freund spielen hörte. Sie verfügte über eine separate Basseinheit und einige klein aussehende Satellitenlautsprecher. Das System war lächerlich teuer, und die Familie meines Freundes war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich jedoch konnte den Vorteil dieses Designs nicht hören und hatte das Gefühl, dass es eher zur Verbesserung des optischen Erscheinungsbildes als der Klangbühne entwickelt worden war.

    Ich erforschte weiterhin das Potenzial des Stereohörens, auch als die Kosten für Mehrkanalsysteme mit Subwoofern zu sinken begannen. Immer, wenn ich Mehrkanalsysteme hörte, hatte ich das Gefühl, dass mit der Integration des Subwoofers etwas nicht stimmte, es sei denn, dieser diente zum Hören von Filmmusik oder zur Verstärkung von Soundeffekten in Filmen. Zu meiner Überraschung stellte ich später fest, dass dies sogar auf einige professionelle Systeme mit großen B&W-Lautsprechern und einem nach vorne abstrahlenden Subwoofer zutraf. Vielleicht lag es an diesen frühen und kontinuierlich eher negativen Erfahrungen, dass ich nicht in Erwägung zog, mich eingehender mit dem Thema zu befassen, bis ich ein Paar Shure '701 Pro Master' PA-Lautsprecher kaufte und später entdeckte, dass sie als reine Top-Teile für den Betrieb mit einem Subwoofer konzipiert worden waren. Das bedeutete, dass ich plötzlich eine akustische Lücke zu füllen hatte und dass ein Subwoofer die einzige Möglichkeit war, diese zu füllen.

    Ich erinnerte mich zurück an die Leistung der nicht gerade beeindruckenden B&W-Anlage und beschloss, zunächst eine Liste mit Anforderungen zu erstellen und dann einfach den Subwoofer auszuwählen, der meiner Liste entsprach und dabei möglichst günstig war. Er musste aktiv betrieben werden und mit einem Low-Level Chinch/RCA-Eingang ausgestattet sein. Außerdem suchte ich nach einem ventilierten frontal abstrahlenden Subwoofer mit Lautstärkeregelung, justierbarer Trennfrequenz und einfacher 180°-Phasenkorrektur. All diese Eigenschaften fand ich schließlich bei einem Anbieter in Darmstadt, der sich als Distributor für die chinesische Marke "Dragon Audio" einen Namen gemacht hatte. Dragon Audio wurde 2004 in Shenzhen gegründet und hat sich zu einem bedeutenden OEM-Hersteller von Audiogeräten entwickelt, der in seinen 14 Fabriken in China über 1.400 Mitarbeiter beschäftigt.

    Das Modell "Dream 2 Sub" war in glänzendem Klavierlack gehalten und verfügte über einen 30-cm-Tieftöner mit weicher Aufhängung, der nach vorne abstrahlte. Zwei große rückwärtige Öffnungen dienten der Minimierung von Luftgeräuschen, erforderten dadurch jedoch einen größeren Abstand zu den Wänden des Hörraums. Mit rund 40 Kubikzentimetern waren die Außenmaße des Dream 2 in der Welt der Subwoofer immer noch als durchschnittlich zu bezeichnen. Bei genauerer Betrachtung des Dream 2 fiel auf, dass der Lack vielleicht etwas gleichmäßiger und dicker hätte aufgetragen werden können und dass der eingebaute Verstärker sicher auch eine stabilere Sockelplatte und einen besseren Kühlkörper vertragen hätte. Wenn ich jedoch den niedrigen Preis in Betracht zog, war ich dennnoch beeindruckt von dem, was Dragon Audio visuell erreicht hatte. Was den Klang und die Gesamtleistung betraf, war ich mir noch nicht so sicher, was ich zu erwarten hatte.

    Als ich dann den Dream 2 Sub zum ersten Mal einschaltete, hörte ich ein leichtes Brummen aus dem Tieftöner. Dieses Geräusch blieb so lange bestehen, wie der interne Verstärker in Betrieb war. Das Geräusch war gerade so erträglich, dass ich nicht meinem ersten Impuls folgte, den Woofer an den Verkäufer zurückzuschicken. Ein weiteres Problem, das mir auffiel, war, dass der interne Verstärker bei bestimmten Filmszenen in den Standby-Modus schaltete. Während dieser Effekt bei der Musikwiedergabe in der Regel nicht auftrat, konnte er beim Anschauen von Filmen zu später Stunde störend sein, vor allem, weil es bei jedem Ein- und Ausschalten ein hörbares Knacken gab. Außerdem fiel mir auf, dass der kleine Kühlkörper bei längeren Hörsitzungen ziemlich heiß wurde. Da ich jedoch ansonsten mit dem Subwoofer zufrieden war, beschloss ich, den Servicetechniker meines Vertrauens zu bitten, mit mir gemeinsam einen Blick ins Innere zu werfen.

    Als wir den Dream 2 Sub öffneten, indem wir die Verstärkerplatine herausnahmen, war ich erfreut, ein geschlossenes Holzgehäuse um den Verstärker herum vorzufinden, das ihn vor Vibrationen schützen sollte. Das Gehäuse war auch insgesamt von solider Qualität. Vom Verstärker selbst war ich allerdings ein wenig enttäuscht. Er verfügte zwar über einen konventionellen Lineartransformator, aber dieser war mit etwa 30 Watt relativ klein geraten und zudem in der Nähe der Hauptplatine platziert. Das hörbare 50-Hz-Brummen war sicher eine natürliche Folge dieser engen Platzierung. Außerdem waren die Kondensatoren des Netzteils relativ klein, um das Rauschen effektiv zu eliminieren. Der hohe Wirkungsgrad des Dream 2 Sub, von ca. 90 dB bei 1 Watt, bedeutete, dass die Leistung des Verstärkers immer noch ausreichend war, um Musik in haushaltsüblicher Lautstärke zu genießen. Die Klangausgabe war im Allgemeinen nicht so schlecht, obwohl wir einen leichten Versatz zwischen der oberen und der unteren Sinuswelle feststellen konnten, vor allem, wenn das Gerät mit geringer Eingangslautstärke betrieben wurde.

    Technische Daten

    • Modell: Dream 2 Sub
    • Typ: aktiver Subwoofer
    • Prinzip: frontal abstrahlend, mit zwei rückwärtigen Öffnungen
    • Treiber: dynamisch, 12-Zoll
    • Frequenzbereich: 20-200 Hz
    • Belastbarkeit: 100 Watt RMS
    • Phasenanpassung: 180° Umkehrung
    • Lautstärkeregler: Vollbereich am Eingang
    • Low-Level-Eingang: Cinch, Stereo
    • Hochpegel-Eingang: Lautsprecherkabel, Stereo
    • Verstärkungsart: Klasse A/B
    • Empfindlichkeit: >90 dB
    • Merkmale: automatischer Standby-Modus
    • Ausführung: Klavierlack schwarz, abnehmbares Stoffgitter
    • Abmessungen: (H) 370mm, (B) 370mm, (T) 400mm
    • Gewicht: 11 kg
    • Jahr: 2012

Mehrkanal-Systeme

Mehrkanal-Systeme
  • Philips HTB-7590-D

    Philips HTB-7590-D

    Veröffentlicht: 9.10.2022

    Herstellungsdatum: 2012

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Multi-Channel Systems

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Als mein Freund Thomas Kubalsky mir vorschlug, ein 5.1-Lautsprecherset mit Receiver zu testen, das er kurz zuvor von seinem Schwager geschenkt bekommen hatte, war ich zunächst etwas zögerlich. Als Kind der 70er Jahre musste ich unweigerlich an die ersten Surround-Sound-Anlagen von JVC und Co. denken, die alle ziemlich schrecklich klangen, unabhängig davon, ob die Mehrkanal-Funktion aktiviert war oder nicht. Irgendwie hatte ich es geschafft, ein halbes Jahrhundert lang keine richtige Surround-Anlage zu hören. Andererseits hatte ich auch das Gefühl, dass mein Zögern im Widerspruch zum Geist meines Blogs stand, der die Bedeutung des Aufbruchs ins Unbekannte in seinem Titel trägt. ‘Explorations in Audio’ verlangt von uns, unsere eigenen Ohren wichtiger zu nehmen, als das was wir zu wissen glauben, um die Gültigkeit unserer Überzeugungen zu prüfen. For the times they are a changing.

    Wenn ich einen Beitrag über ein 5.1-Setup schreiben sollte, wollte ich auf diese Aufgabe vorbereitet sein. Zumal mir die Erfahrung mit der Aufstellung von Subwoofern fehlte. Daher bat ich Thomas, das Set für mich noch aufzubewahren und mir etwas Zeit für die Vorbereitung zu geben. Daraufhin öffnete ich die Kategorie Subwoofer und schrieb meinen Beitrag über die Subwooferaufstellung. Als ich mich ausreichend vorbereitet fühlte, setzte ich mich mit Thomas in Verbindung, und wir bepackten den Bollerwagen unserer Kinder mit seiner Ausrüstung und zogen diese die zwei Blocks von Thomas' Wohnung zu unserer Wohnung. Das Set bestand größtenteils aus Kunststoff und wog, obwohl es recht sperrig war, wohl um die 10 kg. Im Vergleich zu vielen der hier getesteten Geräten schrie das geringe Gewicht nicht gerade nach Qualität. Ich wollte jedoch keine voreiligen Schlüsse ziehen und war bereit, mich überraschen zu lassen.

    Schon der Name HTB-7590-D deutete darauf hin, dass Philips nicht vorhatte, dieses Gerät zum Vorreiter seines AV-Zweigs zu machen. Der Name war viel zu lang und unhandlich, als dass man ihn bei einer Dinner-Party beiläufig und bedeutungsschwanger erwähnen könnte. Man könnte annehmen, dass das "H" für Home und das "D" für Digital stand, aber diese Buchstaben konnten auch ein interner Code für einen völlig anderen Zweck sein. Tatsächlich war der Name so unauffällig, dass ich noch lange nach ihm suchte, nachdem ich ihn bereits gefunden hatte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es sich dabei um den Namen handelte. Bei einer Suche im Internet stellte ich fest, dass es eine Reihe ähnlich benannter Philips-Geräte mit höheren und niedrigeren Nummern gab, von denen keines in der Presse viel Beachtung gefunden hatte. Auf der Rückseite dieser HTB-7590-D-Geräte war zu lesen, dass sie von Philips in Europa entworfen und entwickelt worden waren, ein Herstellungsland wurde jedoch nicht genannt.

    Ich stellte das System mit meinem vierjährigen Sohn Max auf, der keine Mühe hatte, die Tower-Lautsprecher mit mir hineinzutragen. Das Lautsprecherkabel war fest an der Seite der Lautsprecher angebracht und hatte einen außergewöhnlich dünnen Durchmesser. Es war jedoch ausreichend lang für unseren 5,60 m x 4,70 m großen Raum. An den hinteren Lautsprechern waren längere Kabel angebracht, damit sie weiter vom Gerät entfernt aufgestellt werden konnten. Jedes Kabel war mit einem Farbcode gekennzeichnet, um das richtige Klemmenpaar auf der Rückseite des Receivers anzuzeigen. Die Lautsprecher selbst waren schlanke Kunststoffsatelliten, die auf hohlen Kunststoffrohren saßen. Die Rohre verengten sich zu den Bodenplatten hin, und vier Moosgummi-Gleiter dienten dazu, die Lautsprecher mit dem Boden zu verbinden. Die Satelliten bestanden aus je zwei Vollbereichstreibern. Dazwischen befand sich die Bassöffnung, die dem Design nach einem Hochtöner nachempfunden war.

    Der Subwoofer war seitlich abstrahlend und nach hinten ventiliert, und das Gehäusematerial schien aus einfachem Sperrholz gefertigt zu sein. Der 4 kg schwere Philips-Subwoofer sah im Vergleich zum Dragon Audio wie ein Spielzeug aus. Von den vier angebrachten Moosgummi-Gleitern war bereits einer verloren gegangen. Der 6,5-Zoll-Treiber steckte hinter einer nicht abnehmbaren Lautsprecherbespannung. Ich hatte noch nie einen billiger aussehenden Woofer gesehen, doch ich beschloss, offen zu bleiben. Unsere Ohren sehen ja auch nicht besonders schick aus, und doch sind sie Präzisionsinstrumente, die enorme Leistungen erbringen können. Der Philips-Receiver enthielt die gesamte Elektronik, die für die Verarbeitung der Audio-Video-Informationen und für die Weiterleitung des verstärkten Signals an die einzelnen Lautsprecher erforderlich war, in einem einzigen Gehäuse. Seine Leistungsaufnahme von 105 Watt wirkte angesichts der Tatsache, dass er fünf plus einen Lautsprecher ansteuern musste, eher bescheiden. Umso mehr war ich überrascht, dass die Gesamt-Ausgangsleistung mit 800 Watt RMS angegeben war, wenn alle Kanäle mit <10% Verzerrung betrieben wurden.

    Max und ich schalteten den HTB-7590-D zum ersten Mal ein, und ich legte Mark Knopflers remasterte Version des Dire-Straits-Albums “Money for Nothing" ein. Der Raum klang sofort, als wären wir in einem Unterwasseraquarium gefangen, und mir wurde schnell klar, dass gleichzeitig viele Parameter verstellt sein mussten, damit die Leistung so miserabel war. Ein Blick in die Bedienungsanleitung verriet mir, dass die Frontlautsprecher so konzipiert waren, dass sie relativ nah am Fernsehgerät aufgestellt werden konnten. Als ich sie näher heranbrachte, stellte ich fest, dass von den vier Moosgummi-Gleitern grundsätzlich einer in der Luft hing. Um allen Lautsprechern einen stabileren Stand und eine klar definierte Ankopplung an den Boden zu geben, stellte ich sie jeweils auf drei 5 mm dicke Gummipyramiden. Dadurch wurde die letzte Unsicherheit aus der klanglichen Gleichung genommen und der Klang wurde sofort voller und vertrauter.

    Da der HTB-7590-D-Receiver nicht über ein geeignet helles oder großes Display verfügte, schloss ich einen alten Computermonitor über HDMI an. In den Audioeinstellungen stellte ich fest, dass die Lautstärke aller Lautsprecher auf +6 dB angehoben worden war. Meine erste Aufgabe war es, diese erneut auf neutral zu stellen. Außerdem stellte ich fest, dass über den internen Equalizer zahlreiche Anpassungen vorgenommen worden waren, und stellte diesen ebenfalls erneut auf neutral. Erst später fand ich dann heraus, wo ich die Funktion “Klangverbesserung” komplett abschalten konnte. Ein Hörtest zeigte, dass das System jetzt schon klanglich realistischer zu werden begann. Mit ausgeschalteter Betonung waren auch die noch vorhandenen Probleme bei der zeitlichen Abstimmung besser zu hören. Glücklicherweise bot der interne Soundprozessor (DSP) sechs Schieberegler zur Einstellung des Abstands der einzelnen Lautsprecher zum Hörplatz.

    Um den Abstand zu den einzelnen Lautsprechern zu bestimmen, verwendete ich ein einfaches Laser-Messgerät, das für Raummessungen hergestellt wurde. Dazu hielt ich das Gerät über meinen Kopf und richtete es auf den Treiber jedes Lautsprechers, stellte den entsprechenden Schieberegler auf den nächstmöglichen Wert ein und bewegte dann den Lautsprecher entsprechend dem eingestellten Wert. Auf diese Weise konnte ich auch den Subwoofer perfekt ausrichten. Damit der Subwoofer die Raummoden an meiner Hörposition nicht übermäßig anregte, hatte ich ihn zuerst aufgestellt. Obwohl seitlich abstrahlende Subwoofer einfacher zu platzieren waren, zog ich einen direkteren Klang vor und drehte den Woofer so, dass der Treiber in Richtung des Hörplatzes zeigte. Auf diese Weise konnte ich sicher sein, dass ich von der Impulskraft und Agilität des Tieftöners profitieren und eine bessere Bass-Staffelung erzielen würde. Die Satelliten hatte ich dann so eingestellt, dass sie mit dem Tieftöner phasengleich waren. Die hinteren Lautsprecher wurden so weit hinten und so weit wie möglich entfernt vom Hörplatz aufgestellt.

    Nach der Phasenausrichtung klang die HTB-7590-D Anlage ziemlich erwachsen. Besonders erfreut war ich über die Bassleistung, die nicht nur voll und befriedigend, sondern auch sauber, trocken und differenziert war. Zu meiner Überraschung funktionierte diese Woofer-Satelliten-Kombination besser als unser vorheriges Setup mit dem Dragon Audio-Subwoofer. Das lag wahrscheinlich daran, dass wir mit den kleineren Lautsprechern mehr Raum für eine genauere Aufstellungsmöglichkeiten hatten. Die Shure-DA-Kombination hätte hingegen von einem größeren Raum profitiert.

    Wir beschlossen, die HTB-7590-D mit dem 2019er Blu-ray-Album "Western Stars" von Bruce Springsteen zu testen. Ich hatte viel Lob über die Tonspur gehört und dachte, dies könnte ein guter Ausgangspunkt sein. Als ich hörte, wie Bruce Springsteen die alte Geschichte von Angst, Leidenschaft und Vergebung in Dolby Surround (ursprünglich für Dolby Atmos aufgenommen) erzählte, hatte ich das Gefühl, dass Mehrkanalton der ideale Begleiter für Konzerte auf Blu-ray ist. Vor allem das Jubeln und Klatschen des Publikums wirkte wunderbar im Raum. Dennoch gab es Momente, in denen ich mir nicht sicher war, was ich von dem Feature halten sollte. Hätten die Streicher wirklich über die hinteren Kanäle spielen sollen? Kleinigkeiten wie diese bewirkten, dass ich aus dem Gefühl, live bei der Veranstaltung zu sein, unsanft herausgerissen wurde.

    Auf den kleinen Full-Range-Satelliten hatte Bruce Springsteens Stimme nicht die volle Tiefe, die ich vom Hören seiner Songs auf unserer üblichen Anlage gewohnt war. Es fehlte generell ein wenig an tonaler Fülle, die man gemeinhin mit hölzernem Material verbindet. Als Springsteens Stimme tiefer wurde, zeigten die Satelliten in einigen Passagen des Auftritts Eigenresonanzen, die durch ihre Gehäuse aus eher dünnem Kunststoff verursacht wurden. Dieser Effekt war nicht während der gesamten Aufführung zu beobachten und fiel nur bei 2-3 Liedern auf. Wenn ich in diesen Passagen die Lautsprecher mit der Hand berührte, konnte ich die Resonanz, die sich fast den ganzen Schacht hinunter in Richtung Boden erstreckte, deutlich spüren. Verbesserte interne Verstrebungen und eine bessere Isolierung hätten diesen Effekt vermindern können, hätten aber sicherlich auch den Verkaufspreis des Geräts erhöht.

    Ich hätte mir ordentliche Knöpfe und Tasten auf der Vorderseite des Empfängers gewünscht. Die kapazitiven Taster waren schlecht beleuchtet und sehr klein, so dass man sie bei schlechten Lichtverhältnissen leicht verwechseln konnte. Oftmals reagierten sie nicht sofort auf Berührungsbefehle, was manchmal dazu führte, dass sich das Laufwerkfach öffnete und dann wieder schloss oder sich das Gerät erst ein- und dann gleich wieder ausschaltete. Das eingebaute LDC-Display war weder hell noch groß genug, um die Informationen im Sitzen ablesen zu können. Und die Tatsache, dass es nach oben geneigt war verstärkte diesen Effekt noch. Die Fernbedienung verfügte über viele wichtige und leicht zu erreichende Funktionen. Leider führten die Tasten häufig weder beim ersten oder zweiten Druck den Befehl aus. Bei stärkerem Druck auf die Tasten kam es zu Knickgeräuschen aus dem Kunststoffgehäuse der Fernbedienung. Das fühlte sich dann weder ausgereift noch besonders zuverlässig an.

    Für Auxiliary-Geräte waren keine Up-Mixing-Optionen vorhanden, so dass 5.1-Funktionen ausschließlich über die Onboard-Features, HDMI oder SPDIF-Geräte möglich waren. Der 2-Kanal-Betrieb des HTB-7590-D ging im Allgemeinen in Ordnung, war aber nicht so voll und tonal reichhaltig, wie wir es von unseren vorherigen Geräten gewohnt waren. Kanaltrennung und die Klangbühne waren einigermaßen gut ausgebaut. Die Basswiedergabe war durchweg ausgezeichnet, insbesondere in Anbetracht der geringen Größe des Subwoofers und der verwendeten Materialien. Die Full-Range-Treiber der Satelliten hatten ihre Grenzen in Bezug auf die Tonalität aber auch bei Frequenzen über 20.000 Hz. Bei tiefen männlichen Stimmen traten gelegentlich Resonanzen auf, was auf die kostenbewusste Bauweise der Boxen hindeutete.

    Alles in allem kann man sagen, dass das Philips HTB-7590-D ein lohnenswertes 5.1-System ist, das auch nach 10 Jahren noch zuverlässig läuft. Es macht zwar keinen Hehl aus seinen Zugeständnissen an den preisbewussten Verbraucher, liefert aber eine solide Leistung, vor allem beim Hören von 5.1-Aufnahmen. Es ist musikalisch genug, um den meisten Haushalten Freude zu bereiten, sofern es von jemandem aufgestellt wird, der genau weiß, was er tut. Leider kann man sich nur allzu leicht in den Funktionen und Einstellungen verlieren, was dazu führt, dass dieses und leider auch die viele andere 5.1-Systeme zuhause ziemlich nutzlos klingen. Ich habe die Gelegenheit sehr genossen, meinen Horizont mit einer für mich noch neuen Technologie zu erweitern, und freue mich auf unser nächstes Projekt.

    Bearbeitet, 10. Okt. 2022 Wie mir Landon nach seiner Lektüre dieses Artikels zu Recht mitteilte, gibt es auf toenegel.net einen Blogeintrag vom 31. August 2012, der das in demselben Jahr eingeführte neue Namensschema bei Philips beschreibt. Demnach war das HTB-7590-D System die beste Version des 5.1-Heimkino-Blu-ray-Systems im mittleren bis höheren Preissegment und besaß eine Dockingstation für die Verwendung mit iPod. - Nun gut, wir leben und lernen.

    • HTS = Heimkino-System
    • HTD = Heimkino-DVD-System
    • HTB = Heimkino-Blu-ray-System
    • HTL = Heimkino Lautsprecher (nur Lautsprecher)
    • HTM = Heimkino-Lautsprecher (mit Mediaplayer)

    • HT?3xxx = Serie 3 (Einstiegsmodell)
    • HT?5xxx = Serie 5 (mittlerer Einstieg)
    • HT?7xxx = Serie 7 (mittleres bis oberes Preissegment)
    • HT?9xxx = Serie 9 (Flaggschiffmodelle)

    • HT?x1xx = 1.1-System
    • HT?x2xx = 2.1-System
    • HT?x5xx = 5.1-System

    • HT?xx1x bis HT?xx3x = "gut" (der Serie)
    • HT?xx4x bis HT?xx6x = "besser" (aus der Serie)
    • HT?xx7x bis HT?xx9x = "am besten" (der Serie)

    • D = Docking Station
    • K = Karaoke-Version

    < Aufstellung des Subwoofers | Dragon Audio Dream 2 >

    Technische Daten

    Receiver

    • Typ: 5.1 DVD-Blu-ray-Disc-Receiver
    • Ausgangsleistung (RMS): ca. 130 Watt pro Kanal
    • Frequenzbereich: 20 - 20.000 Hz (+/- 3dB)
    • Signal-Rauschabstand (Line): > 65 dB
    • Analoger Audio-Eingang: Cinch
    • Digitale Audioeingänge: S/PDIF (koaxial, TOSLINK)
    • Radio-Tuner: 87,5-108 MHz (analog)
    • Signal-Rauschabstand (Tuner): < 50 dB
    • Radio-Frequenzbereich: 180 - 12.500 Hz (+/- 3dB)
    • USB-Eingang: Hochgeschwindigkeits-2.0
    • USB-Dateisysteme: FAT16/32, NTFS
    • Spannungsversorgung: 110-127 Volt / 220-240 Volt
    • Leistungsaufnahme: 105 Watt
    • Stromverbrauch im Standby-Modus: 0,25 Watt
    • Abmessungen: (B) 435mm, (H) 56mm, (T)344mm
    • Gewicht der Receiver-Einheit: 3,3 kg

    Front- und Rücklautsprecher

    • Typ: front-ventilierte Standlautsprecher
    • Treiber: (2x) 3-Zoll Breitbandchassis (7,63cm)
    • Abmessungen: (B) 96mm, (H) 1110mm, (T) 75mm
    • Bodenplatte: (B) 240mm, (H) 24mm, (T) 240mm
    • Impedanz: 5 Ohm
    • Gewicht: 3,5 kg

    Center-Lautsprecher

    • Typ: Front-ventilierter Lautsprecher
    • Treiber: (2x) 2,5-Zoll Breitbandchassis (6,35cm)
    • Abmessungen: (B) 266mm, (H) 87mm, (T) 99mm
    • Impedanz: 3 Ohm
    • Gewicht: 1 kg

    Subwoofer

    • Typ: seitlich montiert, rück-ventilierter Subwoofer
    • Treiber: 6,5-Zoll-Tieftöner (16,5 cm)
    • Impedanz: 3 Ohm
    • (B) 178mm, (H) 302mm, (T) 353mm
    • Gewicht des Subwoofers: 3,9 kg

    Video

    • Ausgangsformate: PAL/NTSC, HDMI 480i/576i, 480p-1080p24
    • Ausgangsauflösung: 1920 x 1080 Pixel, HD (max.)
    • Bitrate: 30 Bilder pro Sekunde (max.)
    • Formate: AVI, DivX, MP4/M4V, MKV, ASF/WMV, MPG/MPEG, VLF, 3GP
    • Land der Herstellung: China
    • Jahr: 2012-2013

Kophörer

Kophörer

Bevor mich der Hifi-Bazillus packte und lange bevor ich in der Lage war, eine Hifi-Anlage richtig aufzustellen, glaubte ich, dass die Panasonic-Monitor-Kopfhörer meines Vaters aus dem Jahr 1987 klanglich jeder Hifi-Anlage überlegen wären. Ich verbrachte natürlich nicht viel Zeit damit darüber nachzudenken, doch wenn mich jemand danach gefragt hätte, so hätte ich dies damals zur Antwort gegeben. Bei den Panasonics handelte es sich um geschlossene Kopfhörer mit einer lederartigen Außenhülle und einem weicheren Innenpolster, das meine Ohren sanft an den Kopf presste. Diese Kopfhörer vermittelten das Gefühl, die absolute Kontrolle über den Klang zu haben. - Zumindest hatte ich sie so in Erinnerung.

Der Vorteil von Kopfhörern bestand darin, dass sie bequem als tragbare "Pop-up"-HiFi-Anlage fungieren konnten, egal wo wir uns gerade aufhielten. Alles, was man brauchte, war eine Quelle, wie z.B. einen CD-Player, ein Kassettendeck, einen Recorder oder Streamer mit Kopfhörerbuchse, an die man sie anschließen konnte, und schon hatte man ein Hifi-System. Und tragbare Geräte hatten den zusätzlichen Vorteil, dass sie frei von Erdungsproblemen, HF-Einstreuungen, schlecht gewählten Verbindungsleitungen, Netzkabel-Vibrationen usw. waren, die allesamt in der Lage waren, unserem HiFi-System den Zauber zu nehmen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, boten Kopfhörer den schnellen Einstieg in die "High-Fidelity" im klassischen Sinne des Wortes.

Auf der anderen Seite hatten Kopfhörer aber auch einige Schwächen, wenn es darum ging, ein echtes Musikereignis nachzubilden. Da war zum einen die offensichtliche Nähe zum Ohr, die immer den Eindruck eines "Flüsterns aus nächster Nähe" erweckte und dem Klang etwas von seinem Realismus nahm. Ein weiterer Aspekt war das Fehlen von Rauminteraktion. Während geschlossene Kopfhörer durch ihre geschlossene Rückseite einen Raum simulierten, war dieser Raum viel kleiner als der ursprüngliche Raum, in dem die Musik stattgefunden hatte. Die Isolierung der Klänge von Raumeffekten hatte oft den Nachteil, dass sie unnatürlich ausgewogener klangen, als wenn man dieselben Klänge in einem Wohnbereich gehört hätte. Nur sehr wenige Kopfhörer waren in der Lage, eine realistische Bühne zu erzeugen, wie sie normalerweise vor der Hörposition zu erwarten wäre. Stattdessen vermittelten sie ein gemischtes Gefühl, als ob die Musik unmittelbar innerhalb oder außerhalb des Kopfes des Hörers stattfände. Ein weiterer Aspekt, der beim Hören über Kopfhörer fehlte, war die Wirkung von Bassläufen auf den menschlichen Körper, eine starke Kombination aus physio- und psychoakustischen Effekten.

Kopfhörer waren jedoch längst zum Mittel der Wahl geworden, wenn Lautsprecher und aufwendige Hifi-Anlagen nicht aufgestellt werden konnten oder wenn Außengeräusche übertönt werden sollten. Kopfhörer waren ideal in Situationen, in denen eine genaue Beobachtung von Klängen notwendig war, und - gelegentlich - auch zum Genuss, als Alternative zum Lautsprecherklang. Zwar hatten sich Kopfhörer im Laufe der Jahre verbessert, aber einige der besten Kopfhörer, die je hergestellt wurden, stammten noch aus den Pioniertagen der Hifi-Technik und sind nach wie vor sehr begehrt. Mit dem Aufkommen der MP3-Komforttechnologie und dem allgemeinen Eindruck, dass sich Investitionen aufgrund des scheinbar allgegenwärtigen technologischen Fortschritts immer weniger lohnten, verlagerte sich auch der Fokus der Hifi-Kunden vom Soliden und Dauerhaften zum Kleinen und Verbrauchbaren.

Aussagen wie "Nicht schlecht für Bluetooth" oder "Erstaunlich für die Größe" oder "Killer für den Preis" bedeuteten vor allem eines: "Nicht wirklich Hifi-Qualität" und führten zum ersten Mal seit der Entstehung des Genres zu einem allgemeinen Niedergang der Hifi-Soundtechnik, wobei sich viele der ursprünglich hochwertigen Unternehmen gezwungen sahen, dem fallenden Niveau zu folgen, und schließlich das Geschäft aufgaben oder direkt ausgeweidet und an asiatische Konglomerate verkauft wurden.

  • AKG K702

    AKG K702

    Veröffentlicht: 18.12.2021

    Herstellungsdatum: 2008

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ähnlich wie der fast doppelt so teure K712 Pro wurde auch der K702 in Österreich entwickelt und gebaut. Anstatt jedoch beide Modelle einheitlich in der Slowakei zu fertigen, wurden die K702 in China produziert, was den Niedrigpreis-Fokus dieses Kopfhörers unterstrich. Beide Kopfhörer wurden mit der von AKG patentierten Flachdraht-Schwingspule ausgestattet, die für eine lineare Leistung und eine erhöhte Reaktionsfähigkeit von 10 bis 39.800 Hertz sorgte. Mit einem Gewicht von nur 290 Gramm war der K702 um 10 Gramm leichter als der K712 Pro - und keines der beiden Modelle wog die 235 Gramm, die auf der Verpackung und in den Produktbewertungen im Internet versprochen wurden. Ich schätze, niemand hatte sich die Zeit genommen, sie nach der Produktion einmal zu wiegen. Die Bilder zum Artikel zeigen die K702 noch mit Schutzfolie an den Rändern, da ich mich zum Zeitpunkt der Aufnahmen bereits entschlossen hatte, sie an den Händler zurückzusenden.

    Beide Kopfhörer waren gleichermaßen offen gestaltet und boten durch die von AKG patentierte Zweischichtmembran einen erweiterten Frequenzbereich und einen räumlichen und luftigen Klang. Während der K712 mit einem spiralförmigen und einem geraden orangefarbenen Kabel geliefert wurde, war der K702 mit einem einzigen geraden, schwarzen Kabel ausgestattet. Die Mini-XLR-Anschlüsse waren bei beiden Geräten identisch. Das erleichterte mir den Wechsel zwischen den Modellen während meiner Hörtests. Auch das Farbschema war unterschiedlich: Der K702 kam in (Retro-)Silber und Schwarz, der K712 Pro hingegen in Orange und Schwarz. Auf den ersten Blick gefiel mir das retro-silberne Design besser, da es solider aussah, aber als ich sie in den Händen hielt und feststellte, dass fast alle Teile aus lackiertem Kunststoff bestanden, fand ich das orangefarbene Design aufrichtiger.

    Ich empfand es auch als interessant zu erfahren, dass beide Geräte mit vorselektierten und aufeinander abgestimmten Schallwandlern geliefert werden, um eine gleichbleibende Leistung zu gewährleisten, und dass jedes Paar Kopfhörer einzeln getestet und nummeriert wurde, um nach der Produktion eine hohe Qualität zu gewährleisten. Es erschien mir jedoch, dass das Wiegen des Produkts, nur um sicherzustellen, dass auch alle Teile enthalten waren, in beiden Werken nicht Teil dieses Prozesses war. Es schien auch, dass der K712 Pro bereits zu einem anderen Kunden zum Testen geliefert worden war, bevor er zu mir kam, denn die Garantieanweisungen waren nicht mehr in ihrem ursprünglichen Plastikbeutel verpackt, und die Schutzsiegel um die Ohrstücke waren bereits entfernt worden. Keiner der beiden Kopfhörer schien für eine lange Lebensdauer konzipiert worden zu sein, da die verwendeten Materialien relativ dünn und daher anscheinend zerbrechlich waren. AKG unterschied sich in dieser Hinsicht nicht von anderen Unternehmen, und dennoch fiel es mir nie leicht, diesen Trend anzuerkennen. Um meinen Standpunkt zu untermauern, hatten einige Kundenrezensionen im Internet bereits angedeutet, dass es Probleme geben könnte, wenn einzelne Kanäle ihre elektrische Verbindung zur Quelle verloren. Eine weitere Beschwerde bezog sich auf die klanglichen Auswirkungen des abnehmbaren Kopfhörersteckers und des Kabels, das über die Kleidung streifte. Es stimmte zwar, dass das Berühren und Reiben des Kabels ein unangenehmes Geräusch erzeugten, aber ich hatte keine Probleme damit, meine Kleidung und meine Schultern zu schonen.

    Als die K702 Ende 2008 auf den Markt kamen, erhielten sie in der Presse hervorragende Kritiken für ihren hochauflösenden, transparenten Klang und ihre hervorragende Dynamik. In Anbetracht des niedrigen Einstiegspreises konnte ich AKG leicht zustimmen, dass es sich um ein Paar exzellente Kopfhörer handelt, die sich für präzises Hören, Mischen und Mastern eigneten. Ihr Klang war leicht und agil, sie fingen viele Transienten und Umgebungsgeräusche ein. Vielleicht geschah dies um den Preis, dass etwas von den unteren Frequenzen der Musik verloren ging. Ich hatte oft die Erfahrung gemacht, dass es für Geräte relativ einfach war, besonders aufschlussreich zu klingen, solange die unteren Bereiche des Frequenzbands aus der tonalen Gleichung herausgenommen wurden. Wenn das Trommelfell nicht all zu sehr mit der Verfolgung der Bassläufe beschäftigt war, hatte es mehr Raum, um die Details im oberen Bereich zu erfassen. Das war ein Zaubertrick, denn schließlich hatte jeder von uns nur ein einziges Paar Trommelfelle.

    Und das war auch der Hauptgrund für meine Entscheidung, den ausgewogeneren K712 Pro Kopfhörer zu behalten und den günstigen K702 an den Händler zurückzuschicken. Und ja, ich konnte auch hören, dass der K712 Pro durch den zusätzlichen Bass etwas weniger offenherzig klang und die Stimmen von Sängern ein wenig aufdickte. Allerdings empfand ich gerade diesen gewichtigeren Klang als ausgewogener und runder. Er ähnelte auf jeden Fall mehr den Klängen, die von allen unseren Lautsprecheraufnahmen eingefangen wurden, und kam meinem Verständnis von Live-Musik näher. Das soll nicht heißen, dass der K702 Stimmen falsch wiedergab. Sängerinnen und Sänger klangen einfach so, als hätten sie über Nacht ein paar Pfunde abgenommen. Und für Hörer, die große Freude an einer detailreichen und durchdringenden Darstellung haben, war der K702 sicher die bessere Wahl.

    AKG Firmengeschichte

    Die Akustische und Kino-Geräte Gesellschaft m.b.H. wurde im Jahr 1947 von Rudolf Hörige und Ernest Pless in Wien, Österreich, gegründet. Rudolf Hörige war Physiker und Ernst Pless war Ingenieur. Die beiden Männer bündelten ihr Wissen über Materialien und Mechanik, um Lautsprecher, Filmprojektoren und Belichtungsmesser zu entwickeln. Mit der wachsenden Nachfrage nach medialen Anwendungen wurde das erste Mikrofon von AKG von österreichischen Radiosendern, Theatern und Jazzclubs verwendet.

    Mit der Markteinführung des D12 im Jahr 1953 erlangte AKG einen internationalen Ruf für den Bau exzellenter Mikrofone. Dieses besondere Mikrofon war seiner Zeit weit voraus, und spätere Aktualisierungen des Produkts dienten dazu, seine Position zu erhalten. In den 1970er und 80er Jahren stellte AKG auch Tonabnehmer für Plattenspieler her.

    Das Unternehmen gründete 1985 eine amerikanische Niederlassung in Los Angeles und wurde 1994 von der Harman-Gruppe übernommen, die auch Crown Audio betreibt. Im Jahr 2017 wurde der Firmensitz in Wien (Zentrale, Produktion und Technik) geschlossen und die meisten Produktionsstätten von Harman wurden in Niedriglohnländer verlagert. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels ist Harman mit seinen vielen Marken im Besitz des koreanischen Mischkonzerns Samsung.

    Technische Daten

    • Treiber: patentierte 2-Schicht-Membran, dynamisch
    • Bauform: offen, ohrumschließend
    • Frequenzbereich: 10 - 39.800 Hz
    • Nennimpedanz: 62 Ohm
    • Wirkungsgrad: 105 dB (1 mWatt, 1.000 Hz)
    • Leistungsaufnahme: 200 mWatt, max.
    • Kabel: 1x gerade
    • Stecker: abnehmbar über Mini-XLR
    • Kabellänge(n): 3m
    • Stecker: 3,5 mm + 6,3 mm Klinke
    • Land der Herstellung: China
    • Gewicht: 290g (ohne Kabel)
    • Jahr(e): 2008 - 2021

  • AKG K712 Pro

    AKG K712 Pro

    Veröffentlicht: 18.12.2021

    Herstellungsdatum: 2021

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Mein Interesse an Kopfhörern rührte nicht von dem Wunsch her, zum Vergnügen zu hören oder auf Reisen eine bessere Klangqualität zu erleben. Ich hatte auch nicht das Bedürfnis, besonders leise zu sein, wenn unsere Kinder schliefen. Sie waren mit Musik aufgewachsen, die weit über ihre Schlafenszeit hinaus gespielt wurde, und hatten so gut wie nie Schlafprobleme - zumindest nicht wegen Musik. Nein, mein Interesse resultierte vielmehr aus der Notwendigkeit, die Tonaufnahmen von Interviews, digitalisierten Schallplatten und - seit kurzem - Lautsprechern zu überwachen. Mein Ziel war es, einen Kopfhörer zu finden, der die Musik nicht verfärbte und dem Originalereignis aus dem Weg ging, damit es durchscheinen konnte. Das Audio-Setup unserer beiden HiFi-Anlagen war inzwischen so hochwertig, dass es immer schwieriger wurde, einen Kopfhörer zu finden, der diese Leistung präzise wiedergab. Die Unterschiede in der Leistung von Lautsprechern konnten natürlich sehr subtil sein.

    Aus verschiedenen Gründen hätte ich gute Lautsprecher jederzeit einem Kopfhörer vorgezogen. Die Fähigkeit von Lautsprechern, den gesamten menschlichen Körper einzubeziehen und mit den Dimensionen des Raums zu interagieren, aber auch ihre Fähigkeit, eine echte Bühne zu schaffen, zusammen mit physischer Tiefe und Proportion, all diese Aspekte fehlten den meisten Kopfhörern bis heute. Luigi schlug vor, dass ich die K1000 Elektrostaten von AKG ausprobieren sollte, die nach außen geklappt werden konnten, um einen besseren Bühneneindruck zu erzeugen. Ich beschloss jedoch, dass einfachere und vielseitigere Kopfhörer für meinen beabsichtigten Einsatz als Studiomonitore besser geeignet waren. Ob dies vielleicht wieder der Punkt war, an dem ich den Rat des Experten mutwillig ignorierte und dies in den nächsten Tagen bereuen sollte? Möglicherweise. Aber zumindest hatte ich jetzt die Wahl zwischen Experten.

    Denn als ich einige Wochen zuvor die Beyerdynamic DT 990 Pro Kopfhörer kaufte, hatte ich Jens Rat, stattdessen AKG-Monitore zu kaufen, ignoriert. Die DT 990 erwiesen sich für meine Zwecke als ungeeignet, und ich habe sie inzwischen wieder online versteigert. Bei meinem zweiten Versuch, gute Studiomonitore zu finden, beschloss ich nun, Jens Rat zu folgen und AKG zu kaufen. Da das ursprüngliche Modell, das er vorgeschlagen hatte, schon sehr lange auf dem Markt war, beschloss ich, zwei der neueren Modelle auszuprobieren: den AKG K702 und den K712. Denn anhand der Testberichte, die ich im Internet zu beiden Modellen fand, konnte ich keine eindeutige Entscheidung zwischen ihnen treffen. Bei beiden handelt es sich um offene Kopfhörer, die Umgebungsgeräusche zuließen und einen etwas unangestrengten Klang boten. Der K712 Pro verfügte jedoch über eine stärkere Basswiedergabe (+3 dB) als der K702.

    Einige Rezensenten empfanden den K702 als linearer und damit realistischer im Klang, während andere Rezensenten den gegenteiligen Eindruck hatten. Da die meisten offenen Modelle im Vergleich zu ihren geschlossenen Pendants einen natürlichen Bassabfall aufweisen, hatte ich den starken Verdacht, dass die Urteile der Rezensenten von ihren bisherigen Hörgewohnheiten abhingen. Da ich auf der Suche nach Kopfhörern war, die den Klang aus unseren Lautsprechertests akkurat wiedergaben, wollte ich die Lautsprecher als Referenz verwenden und dann entscheiden, welchen der Beiden ich behalten wollte, je nachdem, wie nah er dem Original klanglich kam. Da mein Eindruck auch von der Peripherie abhing, die den Kopfhörer antrieb, beschloss ich, drei Quellen zu verwenden: Den Douk Audio T-3 Plus Röhrenverstärker, unseren Zoom H4n Pro Recorder, mit dem wir die Sounddateien erstellt hatten, und unser MacBook mit seiner internen Soundkarte. Beide Kopfhörer hatten eine Impedanz von ca. 60 Ohm, so dass sie auch von der internen Soundkarte eines Computers ausreichend gut angesteuert werden konnten.

    Der K712 Pro traf zuerst auf dem Postweg ein, und ich war überrascht, dass er fast vollständig aus Kunststoff gefertigt war. Eine Ausnahme bildeten die Treiber und der Kopfbügel aus Leder. Dies führte dazu, dass der Kopfhörer sehr leicht anmutete. Das selbsteinstellende Kopfband von AKG verstärkte dieses Gefühl noch, indem es automatisch einen minimalen Druck auf den Kopf ausübte. Andererseits wirkte der Kopfhörer durch den Kunststoff anfangs etwas überteuert. Die Ohrpolster waren groß, bequem und geräumig. Das Gefühl der Offenheit steigerte sich noch während des ersten Soundchecks. Wo unser Sennheiser HD 580 Precision Kopfhörer die Musik eng und intim klingen ließ (mit einem Gefühl von Resonanzen, die nicht vollständig unterdrückt wurden), gab der K712 Pro den Instrumenten eine gewisse Dimension und ausreichend Raum zum Atmen. Die Dunkelheit dazwischen wirkte nicht so künstlich wie beim DT 990 Pro, sondern eher natürlich und sogar elegant. Die Musik wirkte sehr entspannt, was höchstwahrscheinlich auf das Fehlen von Gehäuse-Resonanzen und den dadurch entstehenden besseren Eindruck von Ordnung zurückzuführen war.

    An der Douk Audio T-3 Plus mit GE-Röhren produzierte der K712 einen vollen und ausgewogenen Klang. Transienten und Bässe waren etwas kürzer als ich es von unseren Lautsprechern gewohnt war. Gut möglich, dass dies an unserem chinesischen Kopfhörerverstärker, dem Denon-CD-Player oder der nicht vorhandenen Einspielzeit der Membranen, Kopfhörerkabel, Lötstellen und der neuen Stecker lag. Ich gebe zu, dass ich zunächst etwas skeptisch war, als ich sah, dass der K712 mit einem abnehmbaren Signalkabel (eigentlich zwei) ausgestattet ist, was mehr Masse in den Signalweg brachte. Aber als ich den Vorteil sah, dass man zwischen den Kabeln wechseln konnte, war ich geneigt, dies auch als Vorteil zu akzeptieren. Nachdem ich mir den Sennheiser DH 580 und den Beyerdynamic DT 990 Pro angehört hatte, war der K712 eindeutig überlegen in Bezug auf Klarheit, Klangfeld, Abmessungen, tonale Ausgewogenheit usw.

    Diana Kralls Lied "No moon at all" zeigte weniger Zischlaute als ich es bei anderen Gelegenheiten gehört hatte. Die Klangfarben des Klaviers waren jedoch eher akkurat und entspannt als aufregend. Der zu Beginn des Liedes gezupfte Kontrabass wurde gut präsentiert, hätte aber vielleicht noch etwas eindrucksvoller sein können. Ich hatte diese Passage schon viele Male auf Lautsprechern gehört, oft mit atemberaubendem Effekt. Der K712 blieb akkurat und unter Kontrolle, ohne dass ein Aspekt der Musik aus dem Rahmen fiel. Die Streicherklänge kamen sowohl süß als auch vielfältig und nuanciert rüber. Über die Soundkarte des MacBook Air hatte ich den Eindruck, dass männliche Stimmen künstlich aus ihren hohen und tiefen Aspekten zusammengesetzt waren. Über den dedizierten Kopfhörerverstärker konnte ich diesen Effekt jedoch nicht reproduzieren. Es ist kein Geheimnis, dass man Computern bei der Audiowiedergabe nur selten trauen konnte, es sei denn, es handelte sich um speziell für den Zweck der Musik entwickelte Geräte.

    Jörg Hegemanns "Rock Me Mama", bei dem Thomas Aufermann den Text sang, zeigte etwas weniger Bass-Slam, als ich es bisher von unseren Lautsprechern gewohnt war, dennoch gab der AKG den Gesang voll und präzise wieder. Die metallischen Klänge des Schlagzeugs hätten vielleicht noch ein wenig glänzender und aggressiver klingen können. Mir fiel auf, dass die K712 selbst bei schnelleren Sequenzen mit vielen Stimmen und mehreren gleichzeitig spielenden Instrumenten diese separiert halten konnten, ohne dass sie sich gegenseitig übertönten oder überlagerten. Dieser überragende Ordnungssinn war vielleicht der wichtigste Charakterzug des K712 Pro. Wenn man mich fragte, würde ich weder für mich selbst noch für andere einen Kopfhörer mit weniger Basskraft als diesen wünschen, da uns dies zu weit vom eigentlichen akustischen Ereignis der Live-Musik entfernt hätte. Sowohl physisch als auch klanglich konnten diese modernen AKG-Kopfhörer über längere Zeiträume hinweg bequem getragen werden, ohne dass es zu Ermüdungserscheinungen beim Hören kam. AKG bezeichnete sie als "Reference Studio Headphones", und ich konnte verstehen, dass diese Beschreibung zutreffend war, da sie die Elemente der Ordnung und Kontrolle über Sensation und Aufregung stellten. Dies waren nüchterne Kopfhörer für einen nüchternen Job, und ich beschloss, dass sie mir sehr gut gefielen.

    AKG Firmengeschichte

    Die Akustische und Kino-Geräte Gesellschaft m.b.H. wurde im Jahr 1947 von Rudolf Hörige und Ernest Pless in Wien, Österreich, gegründet. Rudolf Hörige war Physiker und Ernst Pless war Ingenieur. Die beiden Männer bündelten ihr Wissen über Materialien und Mechanik, um Lautsprecher, Filmprojektoren und Belichtungsmesser zu entwickeln. Mit der wachsenden Nachfrage nach medialen Anwendungen wurde das erste Mikrofon von AKG von österreichischen Radiosendern, Theatern und Jazzclubs verwendet.

    Mit der Markteinführung des D12 im Jahr 1953 erlangte AKG einen internationalen Ruf für den Bau exzellenter Mikrofone. Dieses besondere Mikrofon war seiner Zeit weit voraus, und spätere Aktualisierungen dienten dazu, seine Position zu halten. In den 1970er und 80er Jahren stellte AKG auch Tonabnehmer für Plattenspieler her.

    Das Unternehmen gründete 1985 eine amerikanische Niederlassung in Los Angeles und wurde im Jahr 1994 von der Harman-Gruppe übernommen, die auch Crown Audio betreibt. Im Jahr 2017 wurde der Firmensitz in Wien (Zentrale, Produktion und Technik) geschlossen und die meisten Produktionsstätten von Harman wurden in Niedriglohnländer verlagert. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels ist Harman mit seinen vielen Marken im Besitz des Koreanischen Technologie-Konglomerats Samsung.

    Technische Daten

    • Treiber: patentierte 2-Schicht-Membran, dynamisch
    • Bauform: offen, ohrumschließend
    • Frequenzbereich: 10 - 39.800 Hz
    • Nennimpedanz: 62 Ohm
    • Wirkungsgrad: 105 dB (1 mWatt, 1.000 Hz)
    • Belastbarkeit: 200 mWatt, max.
    • Kabel: 1x gerade und 1x spiralförmig
    • Stecker: abnehmbar über Mini-XLR
    • Kabellänge(n): 3m
    • Stecker: 3,5 mm + 6,3 mm Klinke
    • Ort der Herstellung: Slowakei
    • Gewicht: 300g (ohne Kabel)
    • Jahr(e): 2021

  • Beyerdynamic DT 770 PRO

    Beyerdynamic DT 770 PRO

    Veröffentlicht: 9.2.2023

    Herstellungsdatum: 1985

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ich muss gestehen, dass ich mich erst relativ spät in meinem Leben intensiver mit dem Thema Kopfhörer auseinandergesetzt habe. Vielleicht weil ich sie beruflich nur selten getragen habe, mich mit Kopfhörern in der Öffentlichkeit nie richtig wohl gefühlt und auch zu Hause eher die Klangkulisse unserer Lautsprecher bevorzugt habe. Das soll jedoch nicht heißen, dass ich nie den Versuch unternommen hätte, mich mit Kopfhörern zu beschäftigen. Der erste richtige Kopfhörer, an den ich mich erinnere, waren die Panasonic-Studiomonitore meines Vaters. Sie hatten geschlossene Ohrmuscheln und verfügten über ein zweites, weicheres Innenohrpolster im Inneren, das sich sehr angenehm an das Ohr anschmiegte. Sie kosteten in den 1980er Jahren etwa 300,00 Dollar bei einem bekannten Händler in Manhattan, was damals eine Menge Geld war, und - zumindest in meiner Erinnerung - klangen sie großartig. Mein erster eigener Kopfhörer war der Sennheiser HD 580 Precision mit offenen Ohrmuscheln, und ich erinnere mich, dass ich enttäuscht war, wie wenig dieser Kopfhörer in Sachen Basswiedergabe für mich tun konnte. Die Panasonics hatten im Vergleich dazu eine so starke Bassleistung, dass sie regelrecht vom Schädel abheben konnten. Zugegeben, das war wahrscheinlich eine eher ungesunde Erfahrung.

    Der HD 580 Precision überzeugte mich nie so wirklich und verbrachte wohl auch deshalb die meiste Zeit seines Lebens im Regal. Erst im Herbst 2021 wurde ich wieder neugierig auf Kopfhörer. Ein Freund hatte mich gebeten, seine Schllplatten für ihn zu digitalisieren, und ich brauchte einen guten Kopfhörer für das Monitoring und Mastering. Unter den fachkundigen Beratern, die ich vor meiner Kaufentscheidung befragte, war Jens, ein Musikproduzent in Teilzeit, der mir prompt einen lange bewährten AGK-Kopfhörer empfahl. Doch nachdem ich mir die Bewertungen im Internet durchgelesen hatte, entschied ich mich für den Beyerdynamic DT 990 PRO mit 250 Ohm. Eine mittlere Impedanz von 250 Ohm galt als professioneller Studio- und auch als audiophiler Standard. Ich hatte gelesen, dass ein guter Kopfhörer für einen soliden Klang viel saubere Leistung benötigte. Also erwarb ich einen Douk Audio T-3 Plus Röhren-Kopfhörerverstärker für den Beyerdynamic und rüstete diesen bald mit einem wunderbaren Satz GE-Röhren und einem anständigen linearen Netzteil aus.

    Leider entpuppte sich der Beyerdynamic DT 990 PRO für meine Ohren als Enttäuschung. Es gab viel Bass, Breite und Dimension, und die Höhen waren ausreichend artikuliert, doch ich konnte mich nicht über die Tatsache hinwegtrösten, dass die Höhen und Tiefen nicht harmonisch mit den Mitten verbunden waren, die eher dumpf und übermäßig gedämpft klangen. Der DT 990 PRO klang bei keiner meiner Musikquellen linear und selbst im Vergleich zu den höherwertigen Geräten des Unternehmens, wie z. B. dem Flaggschiff T-1, fehlte es ihm an Präzision. Letzteres war auch der Grund, warum ich mich entschloss, den DT 990 PRO in den Laden zurückzubringen. Ein paar Wochen später schickte ich ein Paar AKGs K702-Kopfhörer zurück, denen es so offensichtlich an Bass fehlte, dass ich nach nur zwei Stunden des Hörens erneut die Rückgabebedingungen durchlas.

    Schließlich fand ich mein Glück mit einem Paar AGK 712 Pro, die einen leichten Bass-Boost hatten, um ihre offene Ohrmuschel-Konstruktion zu kompensieren. Dadurch klangen sie tonal korrekt und waren in der Tat sehr ähnlich zu dem tonal ausgewogenen Klang, den ich mit unseren audiophilen Stereoanlagen erreicht hatte. Die AGK 712 Pro waren ein echter Meilenstein in ihrer Preisklasse und unlängst mein Maßstab beim Vergleich der klanglichen Vorzüge anderer Kopfhörer geworden. Tonale Korrektheit bezog sich auf die Fähigkeit des Hörers, den spezifischen Klangcharakter eines Instruments oder Materials zu erkennen, und sie ermöglichte die Differenzierung von Musik auf einer Skala jenseits von Lautstärke, Frequenz und rhythmischem Anschlag. Für ein anspruchsvolles Hören spielte die korrekte Tonalität eine ebenso wichtige Rolle wie die anderen drei Dimensionen, und dies war auch der Grund, weshalb ich den AGK 712 Pro auch Freunden empfahl, die einen preisbewussten audiophilen Kopfhörer suchten.

    Umso überraschter war ich deshalb, als mein Bruder mir mitteilte, dass er für das Mastering von Videos in seinen Ausbildungsprogrammen eine Reihe von Beyerdynamic-Kopfhörern recherchiert und gekauft hatte. Jörg erklärte, dass sein Team geschlossene Kopfhörer benötigte, die sie einfach an ihre Laptops und Tablets anschließen konnten, ohne zusätzliche Verstärker zu benötigen, und dass der Beyerdynamic DT 770 Pro in der 16- oder 32-Ohm-Version für diese Aufgabe gut geeignet war. Ohne den Kopfhörer selbst gehört zu haben, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das, was mich vom DT 990 PRO abgeschreckt hatte, einfach der "Studio"-Kopfhörerklang von Beyerdynamic gewesen sein könnte. War mein Bruder in die gleiche Falle getappt, in die ich so bereitwillig hineingetappt war, als ich zum ersten Mal einen Kopfhörer für meine Mastering-Abenteuer kaufen wollte? Ich hoffte es nicht, und wir vereinbarten, dass er mir in naher Zukunft ein Paar zum Testen leihen würde.

    16- und 32-Ohm-Kopfhörer sind zwar perfekt für eine Computer-Soundkarte mit geringer Ausgangsleistung geeignet, aber nicht gerade ideal für einen Röhren-Kopfhörerverstärker mit hoher Ausgangsleistung. Und während ich noch überlegte, wie ich meinen Test aufbauen sollte, um den Beyerdynamics gerecht zu werden, erwähnte ein Freund aus unserer Straße, dass er seit einigen Jahren ein Paar DT 770 Pro mit 80 Ohm besitze, mit denen er immer noch zufrieden sei. Er sagte, dass es ihm eine Ehre wäre, sie mir für einen Test zu leihen. Ich fühlte mich geschmeichelt von Eriks Bereitschaft, das eiaudio-Projekt zu unterstützen und nahm sein Angebot gerne an. Und ich fühlte mich noch mehr geschmeichelt, als ich später erfuhr, dass Erik sie zu diesem Anlass mit brandneuen silberfarbenen Ohrpolstern ausgestattet hatte. Erik hatte seine DT 770 Pro so viele Stunden lang getragen, dass sich die ursprüngliche silberne Veloursfarbe an seinem Set komplett in Richtung goldbraun verfärbt hatte. — Immerhin waren Beyerdynamic Kopfhörer dafür bekannt, dass sich die Komponenten leicht austauschen ließen.

    Der DT 770 war Anfang 1981 auf den Markt gekommen und gehörte seitdem zur Standardausrüstung in vielen professionellen Tonstudios und bei zahlreichen Musikern. Der DT 770 PRO folgte 1985, löste den DT 770 aber nicht vollständig ab. Hörer, die sowohl die 81er als auch die 85er Version des Kopfhörers besaßen, berichteten, dass es außer dem Namen kaum einen Unterschied zwischen den Modellen gab. Musikprofis schätzten die Tatsache, dass Beyerdynamic-Kopfhörer nicht so leicht kaputt gehen und - falls sie es doch einmal taten - kostengünstig und ohne großen Aufwand repariert werden können. Die Kopfhörer mit der Aufschrift "Handmade in Germany" bestanden aus einer Kombination von Federstahlbügeln und -gabeln mit Ohrmuscheln aus robustem Kunststoff. Ein einfaches Stufenraster ermöglichte es dem Benutzer, die Länge des Kopfbügels durch Ziehen an den Ohrmuscheln nach unten einzustellen. Der Druck auf den Kopf wurde als genau richtig für lange Hörsitzungen empfunden. Obwohl bei meinem schon stark beanspruchten Kopfhörer der Verstellmechanismus etwas locker geworden war, wirkte der Druck auf den Kopf immer noch genau richtig.

    Wie beim DT 990 PRO gefielen mir auch hier die großzügigen Ohrmuscheln. Aus Erfahrung wusste ich, dass sich dieses spezielle Veloursmaterial an heißen Sommertagen schnell warm und schweißtreibend anfühlen konnte, doch für den eher geringen Preis des DT 770 PRO ging das immer noch mehr als in Ordnung. Die Ohrmuschelgabeln waren ebenfalls aus Federstahl gefertigt und sicher einer der Gründe, weshalb diese Beyer-Kopfhörer den Test der Zeit bestanden haben. Die stabilen Gabeln ermöglichten es, die Ohrmuscheln sicher sowohl horizontal als auch vertikal zu schwenken, um diese bequem an jede Kopfform anzupassen. Obwohl ich während des Tests eine Brille trug, empfand ich diesen Umstand bei diesen Kopfhörern nie als störend.

    Die 80-Ohm-Version des DT 770 PRO wurde mit einem großzügigen Kabel von etwas mehr als drei Metern Länge geliefert. Während dies für die meisten Studioanwendungen ausreicht, könnte es bei der Verwendung dieses Kopfhörers unterwegs zum Hindernis werden. Was nicht-abnehmbare Kabel betrifft, so zog ich das lange und gerade Kabel des DT 770 PRO dem Spiralkabel des DT 990 PRO vor. Mir gefiel auch die Tatsache, dass sich das Kabel sehr robust anfühlte, da es mit dickem Schutzgummi ummantelt war. Es wurde mit dem typischen geraden 3,5-mm-Klinkenstecker ausgestattet und bot ein Gewinde für einen aufschraubbaren 1/4-Zoll-Adapter. Wenn ich es mir aussuchen kann, bevorzuge ich persönlich allerdings abnehmbare Kabel, wie sie bei den meisten der in diesem Blog getesteten Kopfhörer zu finden sind.

    Als ich begann, den DT 770 PRO an unserem Röhren-Kopfhörerverstärker zu hören, wurde mir schnell klar, dass er sich völlig von dem DT 990 PRO unterschied, den ich ein Jahr zuvor frustriert zurückgeschickt hatte. Der DT 770 PRO litt nicht unter dumpfen und scheinbar unverbundenen Mitten, sondern klang kompakter und hielt die Musik gut zusammen. Unsere GE-Röhren produzierten süße und harmonische Höhen, und ich fand, dass die Beyerdynamics diese gut wiedergaben. Es war gut möglich, dass das Hören dieser Kopfhörer mit einem Transistor oder einem weniger leistungsstarken Verstärker zu einem härteren Ergebnis geführt hätte. Die Basswiedergabe wirkte leicht akzentuiert, vor allem wenn man von einem offenen Kopfhörer wie meinen AKGs kommt, und dennoch war der Bass weder dröhnend noch übermäßig resonant in den Ohrmuscheln.

    Die Mitten waren nicht besonders kräftig, doch auch nicht scharf oder kantig. Ich hatte das Gefühl einer subtilen Süße, als ich sowohl männliche als auch weibliche Stimmen über diese Kopfhörer hörte. Die räumliche Trennung zwischen den Instrumenten war für geschlossene Kopfhörer gut, aber für Kopfhörer allgemein nicht herausragend. Als ich zu unserem 250-Ohm-Kopfhörer AGK 712 Pro wechselte, war ich überrascht, dass es nur einen minimalen Unterschied in der Lautstärke zwischen den beiden gab. Mein Bruder war wahrscheinlich gut beraten, sich für die Version mit weniger als 80 Ohm zu entscheiden, um am Computer zu mischen, denn ich konnte mir vorstellen, dass die Computer-Soundkarten Mühe hatten, genug Leben in den Beyerdynamics zu pumpen. Der DT 770 PRO drückte nicht so stark auf die Ohren und den Kopf wie der Sony MDR-7506, den ich zuvor getestet hatte, doch er erreichte auch nicht das Niveau der tonalen Korrektheit und Nuancierung, das ich von Sony und anderen höherwertigen Modellen gewohnt war.

    Aktuelles Kopfhörer-Ranking

    1. AKG K712 Pro (am ausgewogensten und klanglich korrektesten)
    2. Beyerdynamic T1 (nichts zu beanstanden, außer dem Preis)
    3. Stax New SR-3 (schwierig einzurichten und zu bedienen, aber klasse)
    4. Sony MDR-7506 (gute Monitorfunktionen und natürliche Tonalität)
    5. Beyerdynamic DT 770 PRO (gute Abhörfunktionen und guter Zusammenhalt)
    6. HiFiMAN HE-400i (ausgewogen, aber ein wenig fad)
    7. AKG K702 (allgemein in Ordnung, aber unausgewogen, eher hell)
    8. Sennheiser HD 580 (angenehme Mitten, fehlende Präzision und Bässe)
    9. Beyerdynamic DT 990 (Pop-Sound mit dumpfen Mitten)

    Obwohl der DT 770 PRO ausreichend ausgewogen und aufschlussreich ist, um den richtigen Mix zu finden und ein angenehmes Hörerlebnis zu bieten, blieb das Klangbild etwas geschlossen und die tonale Signatur konnte nicht ganz mit den teureren Modellen mithalten. Die daraus resultierende Verschiebung könnte man vielleicht als vorübergehend bezeichnen. Wenn man bedenkt, wie stimmig der DT 770 PRO insgesamt auftritt, könnte ich diese Einschränkung leicht als individuellen Charme sehen und würde den Beyerdynamics aus audiophiler Sicht knapp unter dem Sony MDR-7506 platzieren. Wenn allerdings auch der Langzeittragekomfort oder die allgemeine Studiotauglichkeit eine Rolle in meiner Bewertung spielen würden, müssten sie höher eingestuft werden.

    Weitere Lektüre: < Douk Audio T-3 Plus & GE-Röhren | Infos zu linearen Stromversorgungen >

    Technische Daten:

    • Typ: Stereo-Kopfhörer
    • Bauart: Geschlossene Ohrmuschel mit Bassreflex
    • Ohrankopplung: Over-Ear
    • Frequenzgang (Kopfhörer): 5 - 35.000 Hz
    • Nennimpedanz: 80 Ohm (getestetes Modell)
    • Verfügbare Impedanzen: 16 - 250 Ohm
    • Schalldruck: 96,39 dB
    • Belastbarkeit: 100 mW
    • Belastbarkeit: 100 mW
    • Harmonische Verzerrung: < 0,2 dB
    • Mittlerer Anpressdruck: 780 g
    • Gewicht mit Kabel: 350g
    • Kopfhörer ohne Kabel: 287 g
    • Kabeltyp: einfach (gerade), fest
    • Kabellänge: 315 cm
    • Steckertyp: Stereoklinke, vergoldet
    • Steckergröße(n): 3,5 mm + 6,3 mm Klinke
    • Ort der Herstellung: Deutschland
    • Vorgängermodell: DT 770 (1981)
    • Neuentwicklung: DT 770 PRO X (2020)
    • Jahr(e): 1985 - 2023

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  • Beyerdynamic DT 990 PRO

    Beyerdynamic DT 990 PRO

    Veröffentlicht: 29.11.2021

    Herstellungsdatum: 2021

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Als mein Freund Charles mich bat, seine Plattensammlung für ihn zu digitalisieren - die restlichen Stücke, die er vor der Überschwemmung in seinem Keller gerettet hatte - brauchte ich einen guten Kopfhörer, mit dem ich den Prozess überwachen konnte. Mein letzter Einsatz von Kopfhörern war so lange her, dass ich mich nicht erinnern konnte, wem ich meine Sennheiser HD580 geliehen hatte. Ich konnte auch nicht sicher sein, dass ich sie überhaupt noch besaß, da sie noch aus dem Jahr 1995 stammten.

    Ich wandte mich an Jens, der selbst Komponist und Musikproduzent war und sich normalerweise gut mit dem Angebot auf dem professionellen Studiomarkt auskannte, um ihn um Rat zu fragen, welche Kopfhörer für meine Aufgabe geeignet waren. Er erwähnte, dass er mit seinen AKG K271 MK2 Kopfhörern sehr zufrieden sei. Jens bezeichnete sie als "ehrlich und aufschlussreich". Wenn ich noch mehr Ehrlichkeit wolle, schlug er vor, könnte ich auch den offenen K702 in Betracht ziehen. Ich bedankte mich bei ihm für seine prompte und sachkundige Unterstützung und kaufte stattdessen den Beyerdynamic DT 990 PRO.

    Kennen Sie solche Momente, in denen Sie wissen, dass Sie hervorragend beraten wurden, und dann genau das Gegenteil davon tun? Im Nachhinein denke ich, dass es das sperrige Aussehen der AKG-Kopfhörer war, das mich vom Kauf abhielt. Die beiden massiven gebogenen Stangen, die die beiden Ohrmuscheln miteinander verbanden und die fixiert blieben, während nur der Kopfbügel abgesenkt wurde. Diese Teile war beim Beyerdynamics so viel eleganter gestaltet und machten mich blind für einige offensichtliche Nachteile, die mir eigentlich hätten zu denken geben sollen, vor allem mit meinem Vorwissen in audiophilen Angelegenheiten.

    Zum einen hatte der Beyerdynamic DT 990 PRO nur ein einziges, nicht abnehmbares Signalkabel. Ein einzelnes Kabel hatte einige Nachteile, wenn es um die Signalintegrität ging, da die beiden Kanäle über eine längere Strecke sehr nahe beieinander lagen. Dadurch konnte es zu Induktivitäten kommen, die das Signal negativ beeinflussten. Das wie ein altes Telefonkabel gebogene Kabel trug zu diesem Phänomen nur bei. In der HiFi-Branche waren Kabel, die sich berührten, ja generell keine gute Idee und sollten vermieden werden.

    Ich konnte auch nicht umhin, mich zu fragen, ob die Kabel der beiden Kanäle exakt gleich lang waren, da eines von ihnen auf die andere Seite des Kopfhörers geführt werden musste, um den anderen Treiber zu erreichen. Die relativ schlechte Mittenabbildung des 990 PRO, vor allem im Vergleich zum T1 derselben Firma, ließ mich daran zweifeln, dass dies der Fall war. Man könnte argumentieren, dass dies bei einem kurzen Kabel wie dem eines Kopfhörers keine Rolle spielen sollte. Aber wenn dies wirklich der Fall wäre, warum hatte Beyerdynamic dann nicht einfach das ungleiche Kabeldesign auch bei seinem Flaggschiff T1-Kopfhörer verwendet? Die Antwort war einfach: Weil im Hifi-Bereich einfach alles zählte.

    Die Tatsache, dass das Kabel nicht abnehmbar war, kann in zweierlei Hinsicht gesehen werden: Positiv ist, dass eine gelötete Verbindung nicht so viel Masse in den Signalweg brachte wie ein Stecker. Auf der anderen Seite bedeutete dies auch, dass ich auf das mitgelieferte Kabel angewiesen war, auch wenn ich es nicht besonders mochte. Ein Upgrade war in diesem Fall nicht möglich, es sei denn, ich war bereit, meinen Lötkolben zu zücken und eine neue Verbindungen zu löten.

    Die DT 990 PRO waren leicht und drückten nicht zu fest auf die Schläfen. Ich konnte mir vorstellen, dass es kein Problem sein würde, sie viele Stunden lang zu tragen. Ich fand allerdings, dass sie mit der Zeit warm werden konnten und würde sie nicht in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit oder hohen Temperaturen empfehlen. Mit all dem hätte ich jedoch leicht leben können, wenn sie eine größere Klangbalance geboten hätte. Dies war der offensichtlichste Schwachpunkt des DT 990 PRO Kopfhörers und machte ihn für audiophile Hörer eher ungeeignet. Es wurde manchmal gesagt, dass sie nicht linear oder "Hifi" klangen - was auch immer das bedeutet - aber ich hielt das nun für eine deutliche Untertreibung.

    Einige Frequenzen des Mittenbands schienen seltsame unterdrückt zu sein, entweder durch das Design der Treiber oder des Gehäuses oder durch die dicke akustische Schaumstoffpolsterung über den Treibern, so dass Stimmen gleichzeitig dünner und schärfer klangen. Ich testete dies mit drei verschiedenen Arten von Ausgängen: meiner Computer-Soundkarte (nur beim Digitalisieren von Schallplatten), dem internen Kopfhörerverstärker unseres Denon CD-Players (zum Vergleich) und unserem Douk Audio T-3 Plus Röhren-Kopfhörerverstärker (während einer Hörprobe). Der Verlust an Frequenzen blieb ähnlich ausgeprägt, und dies, obwohl die Höhen bei unserem T-3 am schärfsten waren. Da dieser keine Schwierigkeiten hatte, hochohmige Kopfhörer anzutreiben und im Zusammenspiel mit dem Beyerdynamic T1 sehr gut funktionierte, nahm ich an, dass der Effekt eines abgesenkten Mittenbandes im Kopfhörer selbst eingebaut war.

    In Anbetracht meiner begrenzten Auswahl an Kopfhörerverstärkern war es gut möglich, dass der DT 990 PRO in Kombination mit anderen Geräten besser abgeschnitten hätte. Allerdings fiel es mir sehr schwer zu glauben, dass irgendwelche Unterschiede im Quellendesign die generelle Tendenz des DT 990 PRO, unausgewogen zu klingen, überdecken könnten, insbesondere bei Stimmen, zumal ich ja den T1 als Referenz genommen hatte.

    Technische Daten:

    • Treiber Typ: einzeln, dynamisch
    • Bauform: Über-Ohr, offen
    • Frequenzbereich: 5 - 35.000 Hz
    • Nennimpedanz: 250 Ohm
    • Wirkungsgrad: 96 dB (1 mWatt, 500 Hz)
    • Harmonische Verzerrung: 0,2% (1 mWatt, 500 Hz)
    • Nennleistung: 100 mWatt, max.
    • Kabel: Einfach (spiralförmig), fest
    • Stecker: 3,5 mm + 6,3 mm Klinke
    • Ort der Herstellung: Deutschland
    • Jahr: 2021

  • Beyerdynamic T1

    Beyerdynamic T1

    Veröffentlicht: 25.11.2021

    Herstellungsdatum: 2016

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Nachdem ich kürzlich den preisgünstigen Kopfhörerverstärker T-3 Plus der chinesischen Marke Douk Audio getestet hatte, war ich gespannt, wie gut dieser kleine Verstärker tatsächlich war. Zum Zeitpunkt meines Tests fehlte mir ein Kopfhörer, der aufschlussreich und ausgewogen genug war, um mir ein eindeutiges Urteil aus audiophiler Sicht zu ermöglichen. Unzufrieden mit dem offenen Ende meiner Erkundung, überlegte ich, wie ich weiter vorgehen sollte, bis ich mich daran erinnerte, dass mein Freund Michael ein Paar T1 Kopfhörer der Spitzenklasse vom deutschen Hersteller Beyerdynamic besaß. Ich lud Michael zu uns nach Hause ein und bat ihn, auch seine Kopfhörer mitzubringen. An diesem Abend machten wir einen Test, um die Vorzüge beider Geräte zu prüfen: seines Kopfhörers und des T-3 Plus-Vorverstärkers von Douk Audio.

    Als Referenz dienten Luigis Pata Acustica-Lautsprecher, die von unserer Hafler XL-280-Endstufe und unserer Dynaco PAS-4-Röhrenvorstufe angetrieben wurden. Letztere legte ihren Schwerpunkt auf Vinyl und verfügte über eine großartige Phonostufe. Als Signalquelle diente bei diesem System ein Technics SL1310 Plattenspieler mit AT-VM 540 ML Tonabnehmer. Ich wusste, dass dieses System eine exzellente tonale Ausgewogenheit und Dynamik bot und gleichzeitig aufschlussreich genug war, um sehr ansprechend zu sein. Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gab, dann war es die Basswiedergabe. Die Pata Acustica-Regallautsprecher hatten eine natürliche Grenze, wenn es um den Bass ging, die mich im Allgemeinen nicht störte, aber einige Hardcore-Bass-Liebhaber könnten sehrwohl etwas dagegen haben.

    Das Testsystem bestand aus unserem Philips GA212 Plattenspieler mit Shure M 75 ED Tonabnehmer, der über ein Fastaudio-Kabel mit dem T-3 Plus Vorverstärker von Douk Audio verbunden war. Dieser erhielt seine rauschfreie Energie von einem neuen linearen Netzteil. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits entschieden, dass ich die Fähigkeiten der Douk-Phonostufe dem Line-Eingang vorzog. Ich hatte es nicht gesondert verifiziert, aber es war gut möglich, dass die Line-Stufe des T-3 rein passiv aufgebaut war. Am Abend unseres Tests konzentrierten wir uns auf drei Titel auf Vinyl: Seasick Steves minimalistisches "Hard Knocks" mit männlichem Gesang, Helge Liens Trios jazziges "Gorogoro" und Katie Melua's unerbittlich anschwellender Gesang bei "Heading Home". Wir begannen mit "Seasick Steve" über die Pata-Lautsprecher und wechselten dann zum T-3 Plus mit meinem eigenen Beyerdynamic DT 990 PRO Kopfhörern zum Vergleich. Schließlich schlossen wir den Beyerdynamic T1 an. Wir hielten inne, um unsere Ergebnisse nach jedem Schritt zu vergleichen, und obwohl wir nicht in allen Aspekten übereinstimmten, waren unsere grundlegenden Einschätzungen dieselben.

    Die Stimme des Sängers klang über die Pata Acustica-Lautsprecher tonal am richtigsten, und über den Beyerdynamic T1-Kopfhörer war sie dem sehr ähnlich. Während die Lautsprecher eine breitere und sehr präzise Bühne aufbauten und etwas voller klangen, war der T1 intimer und reichte im Bass etwas tiefer. Bei den Lautsprechern war etwas mehr Detailreichtum zu hören und einzelne Töne klangen länger nach. Das lag aber vor allem an unserem neuen Audio Technica Tonabnehmer, dem besonderen Schliff seiner ML-Nadel und der größeren Leistungsfähigkeit des Technics Plattenspielers. Unser eigener Kopfhörer Beyerdynamic DT 990 PRO zeigte im Vergleich dazu einen Einbruch im Mitteltonbereich und schaffte es nicht, die Musik so gut zusammenzuhalten wie die beiden anderen Kandidaten. Dadurch klangen die Bässe wummernder und die Höhen ausgeprägter. Außerdem schien es, als ob einige Frequenzen von einem Mantel umhüllt wären, vielleicht eine Überdämpfung der Kopfhörermuscheln. Vor allem einzelne hohe Töne wurden tief und scheinbar losgelöst in den Mantel der Dunkelheit geschleudert, der ansonsten vorherrschte. Eine interessante Interpretation, aber irgendwie auch unbrauchbar für Stimmen und akustische Gitarren.

    Bei Helge Liens Jazz-Stück starteten wir mit unseren Referenzlautsprechern, die einen formidablen Eindruck vom Geschehen vermittelten. Danach hörten wir zuerst den DT 990 PRO. Der Grund für die Änderung der ursprünglichen Reihenfolge war, dass wir nicht in die Falle tappen wollten, unsere eigenen Vorannahmen zu erfüllen. Ohne Gesang klang der DT 990 PRO schon natürlicher und aufregender, ohne jedoch die Fülle der Instrumente auf den Pata-Lautsprechern zu erreichen. Die Wiedergabe war zwar ansprechend und unterhaltsam, aber aufmerksame Zuhörer konnten einen Mangel an Substanz feststellen. Die Beyerdynamic T1 schließlich brachten die Substanz zurück und hielten die Aufführung zusammen. Hier schien die Bühne breiter zu sein, und es war einfacher, die Instrumente auf der Bühne zu lokalisieren, obwohl die Lautsprecher in letzterem Punkt die Oberhand hatten. Alle drei Kandidaten boten genügend musikalische Details, aber der T1 und die Pata's klangen am vollendetsten.

    Wir schlossen unseren Test mit Katie Meluas "Heading Home" ab. Die Aufnahme zeigte ein leichtes metallisches Klingeln in Katies Mikrofon, ein Phänomen, das auf einem Autoradio vielleicht einen interessanten Effekt erzeugt hätte, aber beim audiophilen Hören eher deplatziert wirkte. Daher war jede Charaktereigenschaft während der Wiedergabe, die diesen Effekt hervorhob, unerwünscht. Es überrascht nicht, dass die offenherzige Natur des Audio Technica Tonabnehmers die metallische Qualität der Aufnahme sofort aufspürte und hervorhob. Die Patas kam dennoch recht gut klar, indem sie den Effekt klanglich integrierten, ohne ihn musikalisch ausbrechen zu lassen. Dadurch blieb der Zuhörer beschäftigt, wenn auch nur, um sich zu fragen, wann die Höhen die Kontrolle über den Moment verlieren würden. Der DT 990 PRO brachte eine eher ungewohnte Katie Melua hervor und betonte einige der raueren Aspekte ihrer Stimme. Katie wirkte etwas rockiger, eher wie eine jüngere Pat Benatar. Ich genoss es, dieser Wiedergabe ihrer Stimme zuzuhören, bis ich anfing, mich nach der vertrauten Katie zurückzusehnen. Die Unterdrückung bestimmter Frequenzen durch den DT 990 PRO war natürlich nicht ohne Risiko. Zum Abschluss unserer Serie kam der T1 mit Katies Stimme sehr gut zurecht, auch weil er nicht mit der offenherzigen Wiedergabe einer ML-Nadel zu kämpfen hatte. Der elliptische Diamant des Shure fügte weniger Zischlaute hinzu. Folglich wirkte die Leistung klar und solide, wenn auch nicht ganz so spannend wie beim Pata-System.

    Ich war Michael dankbar für diese Erfahrung. Der T1 von Beyerdynamic war ein tonal akkurat klingender Kopfhörer mit einer soliden Klangbühne, der die Musik gekonnt als ein homogenes Ganzes präsentierte. Die exzellenten Materialien, die für seine Konstruktion verwendet wurden, machten sich bezahlt und sorgten für ein angenehmes und unterhaltsames Musikerlebnis. Diese Kopfhörer verdienten einen guten Verstärker, der mit einer hohen Ausgangskapazität von 300-700 Ohm umgehen konnte. Zu unserer beider Überraschung konnte sich der kleine chinesische T-3 Vorverstärker während unseres Tests behaupten, wenn auch erst nach der Aufrüstung von Röhren, Netzteil und Verbindungsleitungen auf ein audiophiles Niveau. Nach diesen signifikanten Upgrades kann ich beide Komponenten empfehlen, sogar in dieser Kombination.

    Firmengeschichte

    Beyerdynamic hat eine lange Geschichte in der Audioelektronik. Die Elektrotechnische Fabrik Eugen Beyer", wie das Unternehmen zunächst genannt wurde, hatte ihren Ursprung in den 1920er Jahren in Berlin, Deutschland. Ihre ersten Produkte waren Lautsprecher für den Einsatz in den gerade erst entstehenden Filmpalästen. Der erste dynamische Kopfhörer, das Modell DT 48, folgte in den 1930er Jahren. Nachdem Berlin während des Zweiten Weltkriegs schwer bombardiert worden war, verließen viele deutsche Unternehmen die Ruinen der Stadt, um an anderen Orten neue Chancen zu suchen. Eugen Beyer fand schließlich in Heilbronn, einer Stadt etwa 600 km südwestlich von Berlin, eine neue Heimat für seinen Betrieb.

    Berühmte Produkte von Beyerdynamic waren der tragbare Kopfhörer DT 49 (1950er Jahre), der in Plattenläden und beliebten Schallplattenbars verwendet wurde, das Bändchenmikrofon M 160 (1957) und das Mikrofon E-1000 (1965). Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels hat Beyerdynamic noch immer seinen Sitz in Heilbronn und betreibt eine amerikanische Tochtergesellschaft Beyerdynamic, Inc. in Farmingdale, NY. Das Unternehmen bietet eine Reihe von Produkten an, die von Kopfhörern und Mikrofonen bis hin zu Konferenz- und Dolmetscher-Anlagen reichen.

    Technische Daten

    • Treibertyp: einzeln, frontal abgewinkelt, dynamisch
    • Bauform: Over-Ear, halboffen
    • Frequenzbereich: 5 - 50.000 Hz
    • Nominale Impedanz: 560 Ohm
    • Wirkungsgrad: 102 dB (1 mWatt, 500 Hz)
    • Harmonische Verzerrung: 0,05% (1 mWatt, 500 Hz)
    • Nennleistung: 300 mWatt, max.
    • Maximale Ausgangsleistung: 126 dB (300 mWatt, 500 Hz)
    • Kabel: 2x stoffummanteltes OCC 7N Kupfer
    • Stecker: 3,5 mm + 6,3 mm Klinke / XLR, Mikrofonbuchse (optional)
    • Gewicht: 356g / 437g mit Kabel
    • Ort der Herstellung: Deutschland
    • Jahr: 2016, 2. Generation

  • HiFiMAN HE-400i

    HiFiMAN HE-400i

    Veröffentlicht: 14.1.2022

    Herstellungsdatum: 2013

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Die beliebte chinesische Marke "HiFiMAN" wurde von Fang Bian in New York gegründet. Sie ging aus einer früheren Firma namens "Head-Direct" hervor, die als Webshop und Head-Fi-Sponsor fungierte. Zu den ersten Produkten von HiFiMAN gehörte der HE-5 Planar-Kopfhörer, der bereits im Gründungsjahr 2007 auf den Markt kam. Innerhalb relativ kurzer Zeit wurde die neue Marke HiFiMAN für Produkte bekannt, die eine hervorragende Klangqualität und fortschrittliche Technologie zu erschwinglichen Preisen boten. Im Jahr 2014 wurden die sehr erfolgreichen Kopfhörer HM-802, HE-560 und HE-400i veröffentlicht. Die Design-Philosophie von Fang Bian, die sich auch in seinem HE-400i Planar-Magnet-Kopfhörer wiederfand, basierte lose auf den sehr viel teureren und bis dahin schon legendären elektrostatischen Stax-Kopfhörern. Allerdings stand das planar-magnetische Prinzip nie in einem echten Wettbewerb mit den bekannten klanglichen Vorzügen von Stax.

    Um die Produktionskosten zu senken, errichtete HiFiMAN zwei kleine Fabriken in China und verlegte 2011 seinen Hauptsitz nach Tianjin. Frühe HiFiMAN-Kopfhörer, wie der HE-5, hatten Ohrmuscheln aus Holz, die zwei Vorteile hatten: Sie sahen exquisit aus und halfen dem jungen Unternehmen, die Werkzeugkosten niedrig zu halten. Obwohl die Verwendung von Holz dem Unternehmen bei der Etablierung seines Rufs als Hersteller hochwertiger Kopfhörer gute Dienste leistete, neigte das Material mit zunehmendem Alter und Grad der Trocknung zur Rissbildung. Einige der frühen HiFiMAN-Kunden beschwerten sich über ihre rissigen Holz-Ohrmuscheln. Die überarbeitete LE-Version des HE-5 war deshalb schon mit den neuen Ohrmuscheln aus Kunststoff ausgestattet und wies bereits einige typische Merkmale der späteren Planar-Magnet-Kopfhörer des Unternehmens auf.

    Mit einer Empfindlichkeit von 93 Dezibel und einer niedrigen Impedanz von 35 Ohm benötigte der HE-400i Kopfhörer nur eine moderate Verstärkung. In der Praxis bedeutete dies, dass auch dann noch ein gewisser Hörgenuss möglich war, wenn der Kopfhörer mit einem Smartphone oder Computer verbunden war. Dies stand in Gegensatz zu den früheren Magneplanar-Designs des Unternehmens, die sehr viel saubere Leistung für ihren Betrieb benötigten und auch dadurch eine gewisse Ähnlichkeit mit elektrostatischen Treibern aufwiesen. Und sa erschwingliche Kopfhörerverstärker mit viel Leistung damals noch rar waren, begann HiFiMAN schon bald damit, eigene Kopfhörerverstärker zu bauen, wie die Modelle EF-5 und HE-6, um damit ihre Flotte zu betreiben.

    Ich begann meine Erkundung des HE-400i mit unserem günstigen Douk Audio T-3 Kopfhörer-Amp, den wir erst kürzlich mit neuen General Electric JAN 5654W Röhren und einem ultra-linearen Netzteil aufgerüstet hatten. Die für den Hörtest verwendeten Verbindungskabel bestanden aus massivem Silber mit Abschirmung aus Kupfergeflecht. Sie waren unempfindlich gegenüber Fehlern beim Anschließen und der Auswahl des Songmaterials. Ich begann mit dem Album "Local Valley" von José González, das eine Mischung aus männlichem Gesang, schönen Gitarrenklängen und einigen minimalen und delikaten Klangeffekten wie Vogelgezwitscher und gelegentlicher Synthesizer-Unterstützung bot. Das Album lebte von klanglicher Ausgewogenheit sowie subtilen Bassläufen in Gesang und Gitarren. Dabei stellte “Local Valley" das Nahe und Unmittelbare gekonnt dem Weiten und Fernen gegenüber und erzielte so eine akustisch angenehme und höchst unterhaltsame Wirkung. Bisweilen jedoch war die Aufnahme bemitleidenswert übersteuert.

    Der HiFiMAN-Kopfhörer kam in einer edel aussehenden schwarzen, mit Kunstleder überzogenen Schachtel zu uns. In dieser Schachtel waren die HE-400i so fest gepresst und das Kabel so straff aufgerollt, dass ich mich fragte, ob die Schachtelkonstruktion dem Schutz des Inhalts diente oder eher das Kabel und die Ohrpolster auf Dauer beschädigte. Außerdem fiel mir auf, dass der Vorbesitzer den zusätzlichen 6,35-mm-Adapter verloren oder verlegt hatte, denn dieser lag der Box nicht bei. Da der 3,5-mm-Stecker abgewinkelt war, schien die Suche nach einem entsprechenden Ersatz eine Herausforderung zu werden. Ich setzte den Kopfhörer auf, lehnte mich zum Hören zurück und bemerkte sofort, dass das Originalkabel für meine Sitzposition zu kurz war. Ich konnte mir vorstellen, dass das steife und stoffummantelte Kopfhörerkabel mit einer Länge von nur 1,5 m für eine ganze Reihe von Anwendungen zu kurz sein würde. Natürlich konnte man im Internet auch Ersatzkabel finden. Allerdings würde die Anschaffung neuer Kabel von ähnlicher Qualität den Preis dieses ansonsten erschwinglichen Kopfhörers unnötig in die Höhe treiben.

    Ich hielt es für das Beste, den HiFiMAN HE-400i mit unserem ähnlich teuren Kopfhörer AKG K712 Pro zu vergleichen. Meinen Recherchen zufolge wurde der HE-400i in Deutschland zunächst für ca. 400,00 EUR verkauft und fiel dann im Preis auf 200,00 EUR, bevor er 2018/2019 ausverkauft war. Unser AKG K712 Pro kam in Deutschland zunächst für ca. 300,00 EUR auf den Markt und fiel dann nach dem Weihnachtsgeschäft 2021 auf knapp 200,00 EUR. Da sie preislich ähnlich und technisch völlig unterschiedlich waren, schienen sie mir würdige Gegner zu sein. Um mich nicht von meinen bisherigen Hörgewohnheiten beeinflussen zu lassen, hörte ich mir das komplette Album von José González zuerst auf dem HE-400i an. So konnten sich die Planar-Kopfhörer von Fang Bian und ich uns erst einmal aneinander gewöhnen, auch da ich nicht sicher sein konnte, wie lange sie schon im Regal gestanden hatten, bevor ich bei ihrem Besitzer vorbeikam, um sie von ihrem Schicksal auf der Reservebank zu befreien.

    Eines der ersten Dinge, die mir auffielen, war, dass der HE-400i Planar-Magnet-Kopfhörer ein kompaktes und fokussiertes Bild erzeugte. Die Musik wirkte nah und intim, allerdings hatte ich weniger den Eindruck, dass ein Liebhaber mir zärtliche Worte ins Ohr flüstert, sondern eher den Eindruck, dass die Musik etwas direkt war. Die einzige Ausnahme bildeten die Vögel auf dem Album von José González, die durch die aufgenommenen Effekte zart und distanziert wirkten. Es gab eine gewisse Robustheit in der Präsentation, die mich überraschte und an die ich mich erst einmal gewöhnen musste. Und obwohl die Ohrmuscheln mit einem dichten Metallgitter abgedichtet waren, welches die darunter liegenden Planar-Magnet-Treiber optisch verdeckte, boten diese Kopfhörer nur wenig Schutz vor Umgebungsgeräuschen. Das machte sie ideal für kritisches Hören in geräuscharmen Umgebungen zu Hause oder im Studio. Die Tatsache, dass auch die Musik in erheblichem Maße nach außen abgestrahlt wurde, wie es bei den meisten halboffenen Modellen der Fall war, könnte den Einsatz beim Abhören von Live-Aufnahmen durch das Entstehen von Feedback-Schleifen erschweren.

    Der HE-400i hatte viel Drive und einen tonal präzisen Mitteltonbereich, wobei sowohl männliche als auch weibliche Stimmen natürlich und vollmundig klangen. Allerdings war die räumliche Trennung zwischen der Stimme des Sängers und den Instrumenten im Raum nur begrenzt wahrnehmbar. Überraschenderweise ähnelte der HE-400i in dieser Hinsicht eher unserem Sennheiser HD 580, einem Kopfhörer mit dynamischem Magnetsystem. Was die räumliche und klangliche Trennung anging, waren die konventionell betriebenen AKG K712 Pro weit überlegen. Vielleicht hätte ich von planar-magnetischen Kopfhörern etwas mehr Nuance und Agilität erwartet, allein schon wegen der massearmen Folienkonstruktion des Treibers. Während das Mittelband solide und verführerisch blieb, zeigte sich die fehlende Agilität auch in den Höhen, die früher als beim AKG abfielen. Der HE-400i begann bei 35.000 Hz abzufallen, also fast 5.000 Hz früher als das AKG. Und obwohl eine Höhenerweiterung oberhalb von 22.000 Hz zumindest von denjenigen Höreren, die auf die Grenzen des menschlichen Gehörs hinweisen, als "nice-to-have" angesehen wird, beeinträchtigte dieser große Unterschied in der Höhenleistung die Fähigkeit des Treibers, den Eindruck von Raum und Dimension in der Musik vollständig zu erzeugen. Positiv zu vermerken war, dass weder der AKG noch der HIFIMAN unter einer unangenehmen Akzentuierung von einzelnen Frequenzen litten.

    Der HE-400i klang weniger kantig, wenn er mit Zischlauten im Musikmaterial konfrontiert wurde, was zum Teil daran lag, dass er im Hochtonbereich weniger ausdrucksstark war. Er war gut geeignet, um Probleme im mittleren Frequenzbereich hervorzuheben, wo er eine ziemlich genaue Abbildung schaffte. Die Basswiedergabe war sanft und natürlich, mit einem leichten Buckel im unteren mittleren Bassbereich, der durch Resonanzen der Ohrmuscheln mit dem Planar-Treiber verursacht worden sein könnte. Dies trug zu einem wärmeren und volleren Klang bei und war nicht unbedingt ein negativer Aspekt für den Musikgenuss, da es auch als eher liebenswert empfunden werden konnte. Der Bassabfall lag bei 20 Hz, d. h. 10 Hz höher als beim AKG K712 Pro. Das war zwar kein großer Unterschied, aber AKG gab in seinem Verkaufsmaterial an, dass der K712 Pro mit einer um +3 dB erhöhten Basswiedergabe entwickelt wurde. Diese Anhebung diente gut dazu, die weiträumigen Höhen des AKG auszugleichen, ohne vom Hörer als Basseffekt wahrnehmbar zu sein. Der HE-400i schien auch in dieser Disziplin kompakter zu sein. Insgesamt empfand ich den HE-400i als präzisen und geschmeidig klingenden Kopfhörer, dem es aber bisweilen an klanglicher und räumlicher Raffinesse fehlte, vor allem im direkten Vergleich mit unserem sehr ansprechenden AKG K712 Pro Kopfhörer.

    Ursprünglich hatte ich meine Erkundungstour mit dem Ziel begonnen, die Vorzüge Planar-Magnetischer Konstruktionen gegenüber Kopfhörern mit herkömmlichen Treibern kennenzulernen. Der HE-400i zeigte mir jedoch, dass mit beiden Konzepten eine anständige Klangleistung erzielt werden konnte. HiFiMAN war noch ein relativ neuer Mitbewerber auf dem Markt, dessen größter Beitrag zur HiFi-Branche darin bestand, planare Magnetsysteme für den Durchschnittsverbraucher zugänglich zu machen. Das bedeutete jedoch nicht, dass herkömmliche Lautsprecherkonzepte befürchten mussten, überholt zu sein. AKG, Beyerdynamic und andere erfahrene Kopfhörerhersteller waren durchaus in der Lage, klanglich mitzuhalten und hatten in einigen Disziplinen sogar die Oberhand. Um mit Planar-Magnetischen Kopfhörern an die akustische Leistung der elektrostatischen Konzepte von AKG und Stax heranzukommen, bedurfte es weitaus besserer Treiber und Verstärker, als wir mit dem HE-400i Kopfhörer und unserem bescheidenen Douk Audio Kopfhörerverstärker zur Verfügung hatten.

    Technische Daten

    • Treiber-Typ: planar-magnetisch, single-ended
    • Bauform: über dem Ohr, halboffen
    • Frequenzbereich: 20 - 35.000 Hz
    • Nominale Impedanz: 35 Ohm
    • Wirkungsgrad: 93 dB (1mWatt, 1.000 Hz)
    • Belastbarkeit: 200 mWatt, max.
    • Kabel: stoffummantelt, Y-förmig
    • Anschluss: abnehmbar (Miniklinke)
    • Kabellänge(n): 1,5 m
    • Stecker: 3,5 mm + 6,35 mm Klinke
    • Ort der Herstellung: China
    • Gewicht: 370g (ohne Kabel)
    • Jahr(e): 2013 - 2018

  • Sennheiser HD 580 Precision

    Sennheiser HD 580 Precision

    Veröffentlicht: 30.11.2021

    Herstellungsdatum: 1993

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    In einem vorangegangenen Artikel über den Beyerdynamic DT 990 PRO hatte ich berichtet, dass mein Grund für den Kauf eines neuen Kopfhörers darin bestanden hatte, dass ich mich nicht mehr erinnern konnte, wem ich meinen alten Sennheiser geliehen hatte. Einige Wochen später fand ich ihn im Haus meiner Eltern, neben einem unbenutzten Zoom Field-Recorder. Es stellte sich heraus, dass der Sennheiser viel älter war, als von mir angenommen. Ein verblichener und zerknitterter Kassenzettel zeigte, dass ich diesen Kopfhörer im Jahr 1996 bei Galeria Kaufhof in Frankfurt erworben hatte. Umso mehr war ich überrascht, dass er auch nach 25 Jahren noch in so gutem Zustand war. Und noch etwas überraschte mich: Noch bevor ich ihn erneut hörte, hatte ich eine Erinnerung an ihren Klang.

    Bevor ich damals meinen Sennheiser HD 580 erwarb, war ich es gewohnt meine Musik mit einem geschlossenen Panasonic-Studiomonitor zu hören, den mein Vater in den 1980er Jahren in New York für den stolzen Preis von 250,00 USD erworben hatte. Ich erinnerte mich, dass dieser einen beeindruckenden Bass hatte und einem buchstäblich die Ohrpolster vom Kopf heben konnten. Aber auch sonst hatte er einen anständigen Klang. Ich trug den Panasonic so lange mit mir herum, bis sich seine Polster in ihre Bestandteile auflösten und schwarze und schuppige Rückstände für den Rest des Tages in meinen Haaren zurückblieben. Damals wollte ich ihn nur ungern aufgeben. Und der Umstieg auf den offenen Sennheiser HD 580 schien mir klanglich eher ein Rückschritt zu sein. Alles, was ich an dem Panasonic-Kopfhörer geliebt hatte, war verschwunden. Stattdessen gab es diese karge neue Klarheit, eine Qualität, mit der ich mich damals nur schwer anfreunden konnte.

    Vielleicht lag das zum Teil daran, dass die relativ hohe Impedanz von 300 Ohm den Betrieb mit den Hifi-Geräten, die ich in den 90er Jahren besaß, erschwerte. Es schien mir, dass diese Kopfhörer für den professionellen Markt bestimmt waren, wo eine hohe Impedanz weniger ein Problem darstellte. Und da der Pioneer-Kopfhörer geschlossen gebaut war, schienen mir die halboffenen Sennheiser weit weniger imposant im Bass zu sein. Dadurch vermisste ich die gewohnte Fülle in den unteren Frequenzen. Doch als ich sie nach so vielen Jahren wieder entstaubte und anhörte, war auch mein Klang- und Musikgeschmack gereift, und die Sennheiser hinterließen einen viel ausgewogeneren Eindruck als früher. Ich konnte die Vorteile eines solchen offenen Designs erkennen. Es kam ganz auf die Anwendung an.

    An professionellen Aufnahmegeräten, wie z.B. unserem Zoom H4n, konnte der HD 580 Stimmen und Bühnendimensionen ganz wunderbar abbilden. Das fiel mir zum ersten Mal auf, als ich eine Aufnahme meines Vaters beim Spielen seiner Gitarre abspielte. Sowohl die Gitarre als auch mein Vater klangen so realistisch, dass ich vom Monitor aufblicken musste, um zu prüfen, ob er wieder angefangen hatte von vorn zu spielen. Zu meinem Erstaunen saß er mit den Händen an der Seite und wartete geduldig darauf, dass ich meinen Hörtest beendete. Ein ähnlicher Effekt trat ein, als ich meine Aufnahme von Luigis Snell C-IV-Lautsprechern anhörte, die den ersten Song von Jörg Hegemanns “Foot Tappin’ Boogie”-Album spielten. Ich hatte zwei Großmembran-Studiomikrofone aufgestellt, drückte auf den Aufnahmeknopf und lief dann quer durch den Raum, um den CD-Player einzuschalten. Als ich mir diese Sequenz ein paar Tage später während der Videoproduktion wieder anhörte, schaute ich immer wieder auf und war überzeugt, dass sich mir jemand von hinten näherte. Der Eindruck war fabelhaft real.

    Bei Stimmen verdiente der Sennheiser HD 580 das Prädikat "Präzision". Tonale Genauigkeit wäre eine noch bessere Bezeichnung gewesen. Und diese Charaktereigenschaft hing auch nicht so sehr von den Geräten ab, die ihn antrieben. Andererseits war er in Bezug auf die Basswiedergabe nicht gerade stark. Für optimale Bässe brauchte er einen starken Kopfhörerverstärker. An unserem T-3 Plus mit GE-Röhren zeigten der HD 580 zwar druckvollen Mittenbass, aber tiefe Bassfrequenzen waren noch immer so unterrepräsentiert, dass dies etwas gewöhnungsbedürftig war. Am oberen Ende des Spektrums neigte der Sennheiser dazu, sich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren. Leider bedeutete dies auch, dass einige der Nuancen und subtilen Transienten der Musik verloren gingen. Das machte ihn zu einem ausgezeichneten Begleiter für kleinere Aufnahmestudios, z.B. um die tonale Balance von Stimmen und Gitarren zu überwachen, aber auch ziemlich unbrauchbar für echtes audiophiles Hören, was angesichts seines relativ niedrigen Neupreises vielleicht nicht verwunderlich war.

    Wie ich bei meinen Recherchen zu den technischen Daten feststellte, gab es eine echte HD 580-Fangemeinde. Und zu meiner Freude konnte ich online sogar ein neues Ersatz-Kopfpolster für meinen Sennheiser finden (noch nicht auf den Fotos zu sehen). Er war es sicher wert, behalten zu bleiben, und sei es nur, um zukünftige Studio-Sitzungen mit unserem Zoom-Recorder zu begleiten. In diesem Szenario konnte ich mir nichts Nützlicheres vorstellen.

    Firmengeschichte

    Fritz Sennheiser gründete 1945 im Nachkriegsdeutschland einen Betrieb in einem Bauernhaus bei Hannover. Sein junges Start-up Laboratorium Wennebostel, kurz "Labor W" genannt, wurde bald zu einem Lieferanten von Messgeräten für Siemens. Im Jahr 1958 änderte das Unternehmen seinen Namen in Sennheiser electronic. Das Mikrofon MD 1 von Sennheiser lehnte sich zwar noch stark an bestehende Mikrofondesigns an, doch das Mikrofon MD 2 war schon eine Eigenentwicklung. Bald folgten weitere Mikrofone, und im Jahr 1957 kam das erste drahtlose Mikrofonsystem von Sennheiser auf den Markt. Im Jahr 1960 stellte das Unternehmen sein berühmtes Mikrofon MD 421 vor, das auch heute noch im Handel erhältlich ist.

    Das Unternehmen produzierte eine Reihe erfolgreicher Geräte und gründete Tochtergesellschaften in über 20 Ländern. Zu Sennheisers bekanntesten Kopfhörern gehören der ‘HD 25’ (1988), der elektrostatische Kopfhörer ‘Orpheus’ (1991), der High-End-Kopfhörer ‘HD 800’ (2009) und der elektrostatische Orpheus-Nachfolger ‘HE 1’ (2015). Sowohl der Orpheus als auch der HD 800 galten zu jederzeit als Spitzenprodukte ihrer Klasse. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels wird das Unternehmen in der 3. Generation von der Familie Sennheiser geführt.

    Technische Daten:

    • Treibertyp: einfach, dynamisch
    • Bauform: Over-Ear, halboffen
    • Frequenzbereich: 16 - 30.000 Hz (-3 dB)
    • Impedanz: 300 Ohm
    • Empfindlichkeit: 97 dB (1.000 Hz)
    • Harmonische Verzerrung: < 0,1 dB
    • Stecker: 3,5 mm + 6,3 mm Klinke
    • Gewicht: 260 Gramm
    • Ort der Herstellung: Irland
    • Kabellänge: 3m
    • Jahr(e): 1993 - 1997

    Musik by Cara live music
  • Sony MDR-7506 Professional

    Sony MDR-7506 Professional

    Veröffentlicht: 28.1.2023

    Herstellungsdatum: 1991

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ich muss gestehen, als mein Kollege von einem Familienausflug in die USA zurückkehrte und freudig berichtete, dass er einen Sony MDR-7506 Studiokopfhörer geschenkt bekommen hatte, war ich nicht direk voller Entzückung. Für meine Unwissenheit gab es zwei Hauptgründe: Ich hatte erst vor kurzem überhaupt mein Interesse an Kopfhörern entdeckt, und meine bisherigen Eindrücke von Sony-Geräten waren bestenfalls mittelmäßig. Sony war in den 80er und 90er Jahren im unteren bis mittleren Preissegment recht beliebt, was der Marke das Etikett "OK für den Preis" einbrachte und für einen Audiophilen fast schon ein Todesurteil ist. Was auch das deutsche Wortspiel zum Markennamen ausdrückte: "So nie."

    Als Landon und ich dann die Kopfhörer in unserem Frankfurter Büro genauer unter die Lupe nahmen, stellten wir fest, dass sich die weichen schwarzen Kunstleder-Ohrpolster aus Altersgründen aufzulösen begannen. Ich schlug vor, dass es sie vielleicht noch als Ersatzteile irgendwo im Internet geben könnte, und Landon gelang es tatsächlich, ein preisgünstiges Paar rote Polster aufzuspüren. Erst später erfuhr ich dann, dass alle Teile des MDR-7506-Kopfhörers auch heute noch problemlos gewartet werden können und bei einer Vielzahl von Anbietern erhältlich sind. Die Wartungsfreundlichkeit spielte seit jeher eine große Rolle bei der Instandhaltung von Vintage-Geräten, und die Sony-Studiokopfhörer waren in dieser Hinsicht sicherlich nicht unzureichend.

    Wartungsfreundlichkeit und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen waren auch für professionelle Nutzer dieser Kopfhörer ein wichtiger Aspekt. Die größeren Studios der 90er Jahre besaßen häufig eine große Anzahl von Kopfhörern, die von unvorsichtigen Studiogästen und Amateuren benutzt wurden. Die Möglichkeit, einen defekten Treiber oder ein Ohrpolster direkt im Studio auszutauschen, ohne den Kopfhörer zur Reparatur an Sony einschicken zu müssen, hätte dem Studio Zeit und Geld gespart. Das erklärte dann auch, weshalb es noch so viele MDR-7506 gab.

    Der MDR-7506 wurde für professionelles Studio-Monitoring entwickelt und hatte geschlossene Ohrmuscheln. Dies hatte zwei Vorteile: Im Mischraum dämpfte die geschlossene Muschel Umgebungsgeräusche, und die vom Kopfhörer ausgehenden Geräusche konnten auch nicht versehentlich in die Aufnahme eindringen. Bei längerem Tragen des Kopfhörers war ich überrascht, wie gut es die leichten Ohrmuscheln vermochten, mich von der Außenwelt abzuschirmen.

    Mit 230 Gramm war der MDR-7506 der bisher leichteste Kopfhörer, den ich getestet hatte. Das bedeutete jedoch nicht, dass er sich in der Handhabung oder beim Tragen auf dem Kopf leicht oder zerbrechlich anfühlte. Der alleinige Kopfbügel war in der Größe verstellbar und hielt die Ohrmuscheln fest in Position. Anfangs war ich überrascht, dass die Polster meine Ohren flach an den Kopf drückten, doch dieses Gefühl war schon bald vergessen. Ja, ich sah mich sogar an die alten Panasonic Studio-Kopfhörer meines Vaters erinnert, die weichere Innenpolster hatten, um den Druck aufs Ohr zu minimieren. Das Tragen einer Brille mit dicken Bügeln könnte eventuell eine kleine Herausforderung darstellen, aber ich hatte keine Probleme, meine Brille mit flachen Bügeln zu tragen.

    Dem Mechanismus, mit dem die Ohrmuscheln nach oben in das Kopfband geklappt werden können, stand ich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits konnte ich den Vorteil erkennen, die Kopfhörer auf kleinerem Raum unterzubringen. Andererseits klappten die Ohrmuscheln in Situationen in denen dies weder nötig noch erwünscht war ständig nach oben. Es war gut möglich, dass diese Funktion im Neuzustand etwas fester gewesen war. Ein weiterer Aspekt, der mir nicht so gut gefiel, war dass sich das spiralförmige Kabel nicht abnehmen ließ. Nachdem ich einige Tage zuvor das Kabel meiner AKG-Kopfhörer versehentlich mit unserem Bürostuhl überrollt hatte, konnte ich den offensichtlichen Vorteil eines Kabels, das sich selbst kurz hält, schon verstehen. Da ich jedoch meist recht weit von unseren Geräten entfernt saß, hätte ich lieber die Wahl gehabt. Aus diesem Grund bot AKG Kabel mit Steckern sowohl an der Seite des Kopfhörers wie an der Quelle an.

    Ich begann meine Hörexpeditionen mit "Album 10" des Helge Lien Trios. Dieses beginnt leise und steigert sich mit jedem neuen Lied langsam in Lautstärke und Geschwindigkeit. Als Musikquelle diente unser Marantz CD-17 CD-Player in Verbindung mit einem Cambridge DAC Magic. Ich konnte den leichten Druck auf den Ohren spüren und hörte das leichte Klingeln meiner Ohren vom langen Tag am PC. Ich vernahm sehr wenig von der Umgebung, was eine völlig andere Ausgangssituation war als bei meinen AKG K712 Pro Kopfhörern, die im Grunde den Raum in das Hörerlebnis mit einbeziehen und über große, offene Ohrmuscheln verfügen, in denen die Ohren ihre natürliche Position beibehalten können.

    Ich bemerkte, dass der MDR-7506 weniger luftig und kompakter klang, was die Nähe zum Zuhörer und auch die Staffelung der Klangbühne betraf. Er spielte auch etwas lauter als der AKG und bote einen volleren Klang mit einem leicht verdickten Bass. Dieses robustere Bassfundament würde sich beim Hören von Rock-, Pop- oder Metall-Musik gut machen, würde aber bei Jazz oder klassischer Musik vermutlich eher als Betonung wirken. Ich konnte keine störenden Resonanzen der Muscheln feststellen, wie man sie bei günstigeren und weniger gut verarbeiteten Kopfhörern findet.

    Im Zusammenspiel mit unserem Douk Audio T-1 Kopfhörerverstärker mit GE-Röhren klangen die Höhen süß und gefällig. Ich muss sagen, dass die JAN 5654W nicht nur für diesen Verstärker eine sehr gute Röhrenwahl sind, und die Sony-Kopfhörer haben ihnen nichts von ihrem Zauber genommen. Bei niedrigen Lautstärken klang der MDR-7506 etwas zu robust mit schnell abklingenden Transienten, aber bei höheren Hörlautstärken konnte sich die PET-Membran besser befreien, und die Musik wurde räumlicher und präziser. Selbst bei höheren Lautstärken dominierten die Bassfrequenzen die Musik nicht, wie ich zunächst befürchtet hatte.

    Im direkten Vergleich empfand ich den AKG als klanglich präziser und aufschlussreicher, vor allem bei geringerer Lautstärke. Es gab einfach ein bisschen mehr Einblick in die Musik, was gut dazu diente, die Tiefe und Breite jeder Aufnahme zu beurteilen. Das soll aber nicht heißen, dass der Sony weit davon entfernt war, was angesichts der über 30 Jahre langen Materialalterung und des wissenschaftlichen Fortschritts eine Überraschung darstellte. Ich emfand den MDR-7506 dabei sogar als besser für Studios geeignet als den modernen Beyerdynamic DT990 Pro und den dünn klingenden AKG K702, die ich beide hier zum Testen hatte und die ich auch in verschiedenen Studios im Einsatz gesehen habe. Wenn ich eine Ad-hoc-Rangliste von Kopfhörern aufstellen müsste, würde meine Liste für audiophiles Hören folgendermaßen aussehen:

    Aktuelles Kopfhörer-Ranking

    1. AKG K712 Pro (der ausgewogenste und klanglich genaueste)
    2. Beyerdynamic T1 (nichts zu beanstanden, bis auf den Preis)
    3. Stax New SR-3 (schwierig einzurichten und zu bedienen, aber seeeehr schön)
    4. Sony MDR-7506 (gute Abhörfunktionen und natürliche Tonalität)
    5. HiFiMAN HE-400i (ausgewogen, aber ein wenig fade)
    6. AKG K702 (allgemein in Ordnung, aber unausgewogen, eher hell)
    7. Sennheiser HD 580 (süße Mitten, fehlende Präzision und Bass)
    8. Beyerdynamic DT 990 (Pop-Sound mit dumpfen Mitten)

    Nachdem ich Helge Lien auf CD gehört hatte, startete ich unseren Technics SL-1310 mit Audio Technica VM 540 ML Tonabnehmer, um das Album "Rumours" von Fleetwood Mac abzuspielen. Das war eine angenehme Erfahrung. Als ich zu unserem AKG zurückkehrte, um ihn kurz gegenzuprüfen, war ich überrascht, wie viel dünner er nun klang. Der MDR-7506 bot hier einen kräftigen und druckvollen Mittenbass mit einem soliden rhythmischen Vorwärtsdrang. Nach wie vor war er im Ausklang etwas kurz angebunden und bot etwas weniger klanglichen Tiefgang. So fühlte ich mich an den Sound der 80er und 90er Jahre erinnert, in denen klangliches Finesse ausschließlich dem Ultra-High-End vorbehalten war. Und dennoch fand ich, dass gerade diese Präsentation sehr gut mit dem Musikmaterial aus dieser Zeit harmonierte.

    Ich könnte mir vorstellen, dass weniger anspruchsvolle Hörer den robusteren Klang des Sony MDR-7506 dem AKG vorziehen würden, weil er die feinen Unterschiede in den Aufnahmen besser verzieh. Während der AKG den Hörer dazu einlud, über jede Aufnahme hinweg auf die Bereiche zu schauen, die vom Musikmaterial nicht ausreichend abgedeckt oder übermäßig erdrückt wurden, nahm der MDR-7506 die Musik mehr für bare Münze, hinterfragte weniger, und förderte so eine allgemeinere Wertschätzung des Klangs. Das funktionierte sehr gut und stellte den Sony über einige bekannte Konkurrenten seiner Zeit und auch darüber hinaus.

    Technische Daten

    • Typ: dynamischer Studio-Kopfhörer
    • Besondere Merkmale: faltbares Kopfband
    • Ohrmuschel: ohraufliegend, geschlossene Rückseite
    • Treiber-Typ: 40mm dynamisch, Neodym-Magnete
    • Membran: Polyethylenterephthalat (PET)
    • Nennimpedanz: 63 Ohm
    • Frequenzgang: 10 Hz bis 20,000 Hz
    • Leistungsempfindlichkeit: 106 dB/mW
    • Maximale Belastbarkeit:  1.000 mW
    • Steckertyp: 3,5 mm Klinke, TRS
    • Stecker: vergoldet
    • Kabelausführung: fest, gewickelt
    • Kabellänge: 1m bis 3m (max.)
    • Verfügbare Farbe(n): schwarz
    • Gewicht: 230 g
    • Herstellungsland: Japan
    • Jahr(e): ab 1991
    • Vorgängermodell: MDR-V6 (1985)

  • Stax New SR-3

    Stax New SR-3

    Veröffentlicht: 10.3.2022

    Herstellungsdatum: 1971

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphones

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Alles begann damit, dass Luigi ein Paar Stax-Kopfhörer aus den Jahren 1971 bis 1975 erhielt und zum Testen in unser Büro brachte. Ich war gerade dabei, einen Artikel über Jörg Hegemanns "High End Boogie Woogie"-Aufnahmesessions in den Hansahaus Studios fertigzustellen, und es war abzusehen, dass dies noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Luigi meinte jedoch, dass er die Kopfhörer nicht so bald wieder brauchte und bestand darauf, dass ich sie ausprobierte. Ein Grund für seine Neugier war sicher, dass ich gerade eine Reihe von Testberichten über viel konventionellere Kopfhörer abgeschlossen hatte. Die Stax waren elektrostatisch aufgebaut, und wurden auch als "Ear Speakers" bezeichnet, wie sie von Stax liebevoll getauft worden waren.

    Das ausgefallenste Kopfhörerdesign, das ich zuvor getestet hatte, war der planar-magnetische HE-400i von HiFiMAN, und das planare Design war oft mit elektrostatischen Designs verglichen worden. Ich schätze mal, Luigi und ich waren beide begierig darauf, zu erfahren, was es mit solchen Behauptungen auf sich hatte. Sicher war auch ich kein Neuling auf dem Gebiet der Elektrostaten, da ich schon seit einigen Jahren ein Paar Martin Logan SL-3-Lautsprecher in unserem Hauptsystem in Betrieb hatte. Vieles deutete darauf hin, dass - trotz ihres biblischen Alters - das Probehören der ‘New SR-3’-Serie für uns eine angenehme und lohnende Erfahrung sein würde.

    Nach einem dazwischen geschobenen Artikel über einen Thorens TD 320-Plattenspieler hatte ich wieder etwas Zeit und schloss den Stax-Wandler Modell SRD-6/SB an die Lautsprecherklemmen unseres Hafler XL280-Verstärkers an. So wie das Stax-Eingangskabel konstruiert war, brauchte es eine Endstufe, deren Polklemmen für beide Kanäle in unmittelbarer Nähe zueinander plaziert waren. Da dies bei unseren anderen Verstärkern nicht der Fall war, bot sich die Hafler an. Unsere Eingangsquellen waren ein Technics SL1310-Plattenspieler mit AT VM540 ML-Tonabnehmer und ein Marantz CD17 CD-CD-Player, der mit einem Cambridge DACMagic mit verbessertem ZeroZone Netzteil gekoppelt war. Alle Peripheriekomponenten sorgten dafür, dass wir eine exzellente Signalqualität an die Hafler lieferten, wobei die Hafler Endstufe selbst ein echtes ultra-lineares MOSFET-Leistungspaket war.

    Es schien zunächst seltsam, einen kleinen Kopfhörer mit einem 145-Watt-RMS-Verstärker pro Kanal zu betreiben, aber das war die bevorzugte Spielwiese des elektrostatischen Designs. Die beiden Statoren in den Kopfhörern mussten mittels statischer Elektrizität einen Abstand von 300 Mikrometern überbrücken, und das konnte einige Zeit und Energie in Anspruch nehmen, um sich aufzubauen. Ich stellte fest, dass der Stax ‘New SR-3’ in den ersten 20-30 Minuten nach dem Einschalten noch dumpf und leblos klang. Das waren charaktereigenschaften, die man gemeinhin nicht mit flinken Folientreibern in Verbindung brachte. Sobald er jedoch voll aufgeladen war, wurde der Klang agiler. Anfängliche Kanal-Ungleichheiten waren schon bald vergessen. Es war jedoch möglich, dass sich ein Haar im Stator verfing, was zu einer sprunghaften Entladung der Stator-Bias führte. Dies konnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass die betroffene Seite für einige Minuten an Lautstärke verlor, bis die volle Vorspannung wiederhergestellt war. Unsere elektrostatischen Martin Logan-Lautsprecher hingegen konnten sich nicht auf die bloße Signalladung verlassen, um ihre Statoren auf Potential zu bringen, sondern waren an das Stromnetz angeschlossen, um eine stabile Vorspannung an den Statoren zu gewährleisten. Den Vorteil dessen konnte ich nun leicht erkennen.

    Da ich noch unseren AKG K712 Pro Kopfhörer gewöhnt war, brauchte ich bei dem ausgewogenen Klang des Stax einen Moment, um mich daran zu gewöhnen Schon nach kurzer Zeit jedoch kamen seine wahren Vorzüge zum Vorschein, so dass ich mich fragte, wie ich es geschafft hatte, ihn nicht von Anfang an zu bemerken. Lassen Sie mich das ganz klar sagen: Bei den Stax handelte es sich um einen ernstzunehmenden Kopfhörer, nicht um irgendwelche halbgaren Bluetooth-Modeartikel mit moderner Geräuschunterdrückung, die auch noch die Hälfte der Musik auslöschte, wie ich es von Sony- und JBL-Kopfhörern zur Genüge gehört hatte. Nein, der Stax SR-3 war, wie auch der AKG K712 Pro, ein ernsthaftes Hörwerkzeug für diejenigen, die sensibel auf den Klang ihrer Musik zu achten vermochten.

    Trotz seines fortgeschrittenen Alters bot der Stax SR-3 eine hervorragende Klangpräzision, die es ermöglichte, eine Vielzahl von Naturinstrumenten und Spielweisen zu differenzieren. Dies wurde besonders deutlich, wenn viele Musiker ihre Instrumente gleichzeitig spielten, z. B. bei klassischer Musik oder komplexeren Jazz-Arrangements. Die Instrumenten-Trennung war die beste, die ich je gehört hatte, und übertraf - vielleicht aufgrund der Nähe der Treiber zum Ohr - sogar unsere Martin Logan SL-3 Lautsprecher. Der Gesamteindruck war eine Kombination aus Unmittelbarkeit und Attacke, wobei die Musik manchmal mit voller Wucht aus dem Kopfhörer brach. Und dennoch blieb die Bühne nah und intim, definitiv nicht so weitläufig, wie ich es von unserem K712 Pro gewohnt war. Ähnlich wie unser AKG zeichnete sich der Stax durch eine hohe Auflösung und Nuancierung aus. Seine besondere Stärke lag in einem überragenden Ordnungssinn bei sehr niedrigen Geräuschpegeln. Naturinstrumente, Klaviertasten und metallische Klänge profitierten von den ausgezeichneten Klangfarben des SR-3. Wenn die Statoren voll aufgeladen waren, gab es auch einen guten Sinn für mittleren Bass-Punch, der mittelgroße Percussions wirklich lebendig werden ließ.

    Auf der anderen Seite hätte die Tiefbass-Wiedergabe besser sein können, vor allem im direkten Vergleich mit unserem AKG-Kopfhörer. Bei dem Modell, das ich getestet habe, musste ich Ken Rockwell widersprechen, dass dies einfach das Ergebnis ihrer überlegenen Linearität war. Einige Aspekte des unteren Bass-Spektrums fehlten einfach in der Musik. Auch die Bass-Dynamik hätte bei meinem Testmuster ausgeprägter sein können. Dieser Eindruck könnte natürlich auch am Alter des Kopfhörers gelegen haben. Ein halbes Jahrhundert muss sich auf die Materialien ausgewirkt haben, auch wenn die Elektronik der Antriebseinheit erst kürzlich gewartet und ggf. restauriert wurde. Ein weiterer Faktor, der berücksichtigt werden musste, war der Bedarf des Stax an sauberer Verstärkerleistung, die mindestens 30 Minuten vor jeder Hör-Session zur Verfügung stehen musste, damit die Statoren ordnungsgemäß geladen waren. Nicht viele Leute waren in der Lage, einen so gewaltigen Verstärker für die Stromversorgung ihrer Kopfhörer beiseite zu stellen. Und obwohl die Stax-Antriebseinheit SRD-6/SB so konstruiert wurde, dass sie das Verstärkersignal an die Hauptlautsprecher durchleiten konnte, wäre es wahrscheinlich keine gute Idee, den kleinen schwarzen Kasten mit seinen veralteten Klemmen dauerhaft in den Signalweg der alltäglichen Anlage einzubinden.

    Der Stax bot das, was ich als klangliche Robustheit bezeichnen würde, d.h. er erzeugte natürliche Klangfarben, die roher, unbearbeiteter und realistischer wirkten als bei unserem angenehmer und feiner klingenden AKG-Kopfhörer. Bei weiblichen Stimmen konnte manchmal eine Spur von Enge und Quietschigkeit auftreten, als ob der Gesang über eine Sprecheranlage übertragen würde. Ich hörte mir diesen Effekt mehrmals an, einmal schlief ich sogar während der Analyse ein, und am Ende hatte ich immer den Eindruck, dass die Komprimierung auf die geschlossene Rückseite der Ohrmuscheln zurückzuführen war, die den Klang zurück reflektiert. Da ich jedoch keine Messungen durchgeführt habe, könnte dieses Phänomen auch eine Reihe anderer Ursachen haben. Spätere Stax-Kopfhörer hatten offene Ohrmuscheln, die es den nach außen gerichteten Frequenzen erlaubten, sich zu verteilen und natürlicher in die Umgebung zu fließen, anstatt durch die Membran zurückgefaltet zu werden. In unserem Hörraum hatten unsere Martin Logan-Lautsprecher einen Abstand von mindestens einem Meter zur Vorderwand, um den reflektierten Schall ausreichend zu verzögern und zu synchronosieren.

    Der neue SR-3-Kopfhörer bot mir eine wunderbare Gelegenheit, das elektrostatische Design aus erster Hand zu erleben. Für diejenigen unter uns, denen es nichts ausmacht, einen zusätzlichen Leistungsverstärker in Bereitschaft zu halten, lieferte der SR-3 mindestens 80 % dessen, was man von elektrostatischen Kopfhörern erwarten konnte, und das zu einem kleinen Bruchteil des üblichen Preises. Man musste bedenken, dass die Elektronik nach einem halben Jahrhundert vielleicht etwas in die Jahre gekommen war, und man sollte sie sich vor dem Kauf unbedingt anhören. Aber auch ohne den direkten Vergleich mit modernen Kopfhörern wie dem AKG 712 Pro bot der SR-3 alles, was man brauchte, um große Freude am Musikhören zu haben. Nur im direkten Vergleich konnte unser AKG mit seinem großartigen Design von allem ein bisschen mehr zeigen, vielleicht mit Ausnahme der umwerfend ehrlichen Klangfarben des Stax, eine Disziplin, in der der SR-3 nur schwer zu schlagen war.

    Technische Daten

    • Membran: ultradünn, ca. 5 Mikrometer dick*
    • Stator-Elektrodenabstand: ca. 300 Mikrometer*
    • Eingang: Stax-Standard (230 V Vorspannung) 6-poliger Adapter-Energizer
    • Impedanz: ca. 130.000 Ohm* bei 10.000 Hz
    • Kapazität: ca. 120 pF*
    • Wirkungsgrad: 95-100 dB @ 100V RMS*
    • Frequenzbereich: ca. 30 - 25.000 Hz*
    • Kabelausführung: gerade, geschmeidiger Stoffüberzug
    • Kabellänge: 2,5 Meter, 6 mm
    • Gewicht: 290g ohne Kabel; 373g mit Kabel
    • Antriebseinheit: Modell SRD-6/SB
    • Polarität des Laufwerks: (R) +rot -schwarz / (L) +weiß -grün
    • Land der Herstellung: Japan
    • Jahr(e): 1971 - 1975

    * Messungen und Schätzungen von Ken Rockwell, 2011


    crossXculture Business Language Training

Kopfhörer-Verstärker

  • Douk Audio T-3 Plus

    Douk Audio T-3 Plus

    Veröffentlicht: 16.11.2021

    Herstellungsdatum: 2021

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Headphone Amps

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    “Ist denn nichts mehr heilig?", so lautete der Titel von Salman Rushdies berühmtem Essay, den er zur Verteidigung seines 1988 erschienenen Romans "Die satanischen Verse" verfasste. Sein Roman hatte den iranischen Ajatollah Khomeini dazu veranlasst, eine weltweite Fatwa gegen Rushdie zu verhängen, die ganz offensichtlich den Befehl enthielt, den Autor zu töten. Mit seinem Essay hoffte Rushdie, Sympathie für seinen Gedankengang zu mobilisieren, doch leider ohne großen Erfolg. Der Autor musste noch jahrelang untertauchen. Wie Rushdie in seinem Essay feststellte, ist die Frage "Ist denn nichts mehr heilig?" in der Regel von rhetorischer Natur und wird in der Hoffnung gestellt, Einigkeit zu mobilisieren oder gegenseitige Empörung hervorzurufen, wann immer ein etabliertes Glaubenssystem durch einen unvorsichtigen Ungläubigen bedroht ist: Eine Kirche, die in ein Restaurant oder eine Diskothek verwandelt wird. - Ja, ist denn nichts mehr heilig?

    Diese Frage musste sich auch mein Freund und Kollege Luigi gestellt haben, als er erfuhr, dass ich einen Artikel über einen billigen, aus China importierten Vorverstärker der "eBay-Marke" Douk Audio vorbereitete. In Anbetracht der Reihe seriöser Audiogeräte, die schon auf dieser Website vorgestellt wurden, mussten meine Überlegungen über den preissensiblen T-3 dem erfahrenen HiFi-Kenner wie ein vorsätzlicher Versuch erschienen sein, meine eigene Glaubwürdigkeit zu unterwandern. "Ja, ich kenne niemanden, der sich ernsthaft mit dem Thema Hifi beschäftigt und einen solchen Kauf in Erwägung ziehen würde", lautete seine spontane Meinung auf die Frage nach seiner Meinung.

    Ich konnte seinen Einwand natürlich verstehen. Beim Kauf von Audio-Legenden der Vergangenheit hatten wir den klaren Vorteil des Zurückblickens aus sicherer Distanz. In den manchmal mehr als 40 Jahren ihres Bestehens hatten sich die wahren Juwelen der historischen Tontechnik wie Leuchtfeuer von dem unwürdigen Rest herausgebildet. Und beim Verkauf von einem Kenner zum anderen waren die wahren Vorzüge jedes Geräts meist gut dokumentiert, und das Risiko, einen finanziellen Verlust zu erleiden, war gering. Die klanglichen Entdeckungen waren glorreich. Unter dem Radar und weit weg vom üblichen Verbrauchergeschwätz befanden wir uns geschützt in der Welt der Informierten. Warum sollte ich deshalb die Büchse der Pandora für einen neuen und so weit entfernten Konkurrenten öffnen, wenn es noch so viel wertvolle Geschichte gab, die darauf wartete, wiederentdeckt zu werden?

    Auf der anderen Seite hatten viele der heutigen Legenden selbst als unorthodoxe Preisbrecher ihren Anfang genommen. Denken Sie zum Beispiel an David Hafler und seine erschwinglichen Heathkit Audio-Perlen, die ebenfalls in krassem Gegensatz zu den etablierten (und deutlich teureren) Harman / Kardon-Designs standen und von den etablierten Marken oft missbilligt wurden. Haflers Designs verdienten sich ihren Ruf und ihren ewigen Platz in unseren Herzen vor allem aufgrund ihrer klanglichen Tugenden. In diesem Zusammenhang wäre es interessant, mal einen Vergleich zwischen preisgünstigen technischen Erfolgen und ihren teureren Pendants anzustellen. Dabei würde es einige Überraschungen geben, denn die Vorzüge eines Produkts lassen sich am besten daran ablesen, wie zufrieden der Besitzer im Laufe der Zeit mit ihm ist. Und in diesem Punkt hatten die verbleibenden Vintage-Modelle eindeutig die Oberhand.

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    Ich stieß auf den T-3 Plus Kopfhörerverstärker, während ich mich darauf vorbereitete, Schallplatten für einen Freund zu digitalisieren. Charles hatte zusehen müssen, wie seine Plattensammlung bei den letzten schweren Regenfällen mit überflutet wurde, und hatte daraufhin beschlossen, mir das, was er davon zu retten vermochte, zur Restaurierung und sicheren Aufbewahrung zu überlassen. Im Gegenzug bat er mich, für ihn daraus Musikdateien in CD-Qualität zu erstellen, die er auf seinem Computer speichern und abspielen konnte. Plötzlich also stand ich vor dieser neuen Aufgabe und musste feststellen, dass ich noch keinen geeigneten Kopfhörerverstärker besaß, mit dem ich unsere 250-Ohm Kopfhörer an die Soundkarte meines Computers hätte anschließen können. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch wenig Erfahrung mit Kopfhörern, speziellen Kopfhörerverstärkern oder der Digitalisierung von Schallplatten. Dies war eigentlich keine gute Ausgangsbasis, außer für all diejenigen, die das Herz eines wahren Entdeckers haben. Und so machte ich mich im Internet auf die Suche nach einem preisgünstigen Kopfhörerverstärker, wobei ich sowohl neue als auch gebrauchte Geräte in Betracht zog.

    Der T-3 Plus erregte meine Aufmerksamkeit, weil er einen modischen Steampunk-Look an sich hatte. Er stand aufrecht und kombinierte sowohl dunkelbraune Metall- als auch Holzelemente. Der industrielle Look wurde noch dadurch unterstrichen, dass die Röhrenfassungen bequem an der Oberseite angebracht waren. Außerdem verfügte er über eine eingebaute RIAA-Korrektur für MM- und MC-Plattenspieler, eine Kombination, die unter den kleineren Röhrenvorverstärkern selten war. Ich war angenehm überrascht, dass er auch über ein Mäuseklavier verfügte, mit denen ich seinen Eingang an die genauen Spezifikationen des verwendeten Tonabnehmers anpassen konnte. OK, und wahrscheinlich hat es mir bei meiner Entscheidung geholfen, dass mir der T-3 Plus, nachdem ich ihn mir nur einmal angesehen hatte, bei meinen folgenden Suchen weiterhin angezeigt wurde. Ich hätte meine Cookies löschen können, aber ich beschloss, dass es mir nichts ausmachte auf diese Weise erinnert zu werden. Als ich schließlich den Kauf tätigte, war ich mir völlig im Klaren darüber, dass dies von hartgesottenen Gläubigen als Blasphemie angesehen werden könnte. Für mich war es allenfalls ein Akt der spielerischen Neugier.

    Der T-3 Plus kam hier gut verpackt in einer geschäumten Schachtel aus organisch grauer Pappe an, auf der die vielversprechenden Worte "Transmit nature music" standen. Mal abgesehen von dem schlechten Glückskeks-Englisch deutete nichts an der Verpackung darauf hin, dass sie nachlässig gestaltet worden war. Der Karton enthielt den Vorverstärker, einen einfachen Satz chinesischer 6A2 825M-Vakuumröhren, ein billiges 1,5 Ampere Schaltnetzteil und ein 3,5-mm-auf-Cinch Linekabel. Leider waren sowohl die Verbindungskabel als auch das Netzteil von so schlechter klanglicher Integrität, dass sie dem Leitbild von Douk Audio, natürliche Musik zu übertragen, zuwiderliefen. - Ich hatte natürlich einen ähnlichen Verdacht bezüglich der Qualität der Röhren, aber ich war bereit, sie auszuprobieren, bevor ich eine Entscheidung traf.

    Obwohl die Verarbeitungsqualität des T-3 Plus zufriedenstellend war, fiel mir auf, dass er ohne Gummifüße geliefert wurde, die dem Gerät dabei helfen würden, an seinem Platz zu bleiben, wenn man beispielsweise versehentlich am Kopfhörerkabel zog. Glücklicherweise hatte ich noch verschiedene Antirutschfüße zur Hand und brachte ein Set an der Basis an. Auf der Vorderseite des Geräts befanden sich der 3,5-mm-Kopfhöreranschluss und ein integrierter Schalter und Regler für die Bedienung. Obwohl mir die Idee gefiel, dass der Netzschalter Teil des Lautstärkereglers war, empfand ich den Regler selbst als verdächtig leichtgängig. Ein bisschen mehr Widerstand wäre hier durchaus wünschenswert gewesen. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, wären mir auch die größeren Kopfhörerbuchsen lieber gewesen. Auf der Rückseite des T-3 Plus befinden sich RCA/Cinch Buchsen für Phono mit einem massiven vergoldeten Erdungsstift mit Federspannung. Ich hätte mir gewünscht, dass derselbe Cinch-Standard auch für den Aux-Eingang zur Verfügung stünde. Stattdessen musste ich mir ein spezielles Verbindungkabel für eine 3,5mm-Buchse kaufen. Zudem wäre eine manuelle Umschaltung zwischen den Eingängen wünschenswert gewesen, anstatt dem Aux-Signal automatisch Vorrang zu geben, sobald es angeschlossen war. In dieser Preisklasse durfte man offensichtlich nicht zu viel Komfort erwarten.

    Ich begann mein Hörabenteuer mit unserem bewährten Denon DCD-1420-Player als Musikquelle. Der T-3 Plus wurde über sein Originalzubehör angeschlossen: das billige Verbindungskabel, die Röhren und das Netzteil. Es überrascht nicht, dass die Musik flach und fade klang, ohne Rhythmus, Spannung usw. Ich verglich den Klang mit dem integrierten Kopfhörerverstärker unseres Denon und stellte fest, dass der Denon dem Chinesen weit überlegen war. Da wurde mir klar, dass einige größere Veränderungen notwendig sein würden, um diesen kleinen Kopfhörerverstärker zum Strahlen zu bringen - wenn es überhaupt möglich war. Mit echtem Forschergeist durchforstete ich also das Internet nach einem linearen Netzteil. Viele der Netzteile, die ich fand, hatten Displays, die die Netzspannung und ähnliche nutzlose Informationen zeigten. Für audiophiles Hören musste ich sicherstellen, dass unser Netzteil frei von Störfaktoren war. Ich setzte mich auch mit Herrn Becker in Verbindung und bat ihn, ein 3,5mm-auf-Cinch Kabel für mich herzustellen. Ich wollte ganz sicherstellen, dass ich den Kopfhörerverstärker höre und nicht das Kabel. Wir entschieden uns für ein massives Silberkabel mit versilberten Tellurium-Kupfer-Steckern von Elecaudio auf der Seite der Quelle und einem versilberten Rhodium-Stecker P-3.5SR von Oyaide auf der Seite des Verstärkers.

    Das Netzteil und das Verbindungskabel kamen etwa drei Wochen später an. Ich beschloss, allen Teilen eine Einspielzeit von mindestens 80 Stunden zu geben. Dazu ließ ich unseren DCD-1420 jeden Tag ein paar Stunden spielen, meist während der Arbeitszeit, um die klangliche Entwicklung in einem bestimmten Intervall zu beobachten. Während das lineare Netzteil die Basswiedergabe von Beginn an verbesserte, legten die neuen silbernen Kabelverbindungen ein seltsames metallisches Zischen in den Höhen frei, das mich, einmal als solches identifiziert, beim Hören störte. Und während der T-3 Plus in Sachen Bass und Rhythmus schon deutlich gereift war, hatte der interne Kopfhörerverstärker des Denon immer noch die Nase vorn, wenn es um räumliche und klangliche Genauigkeit ging. Ich war mittlerweile ein wenig frustriert und vermutete, dass Röhren die Schuld an dem unausgereiften Klang trugen. Einige Nachforschungen zu diesem Thema brachten ans Licht, dass chinesische 6A2 825M Vakuumröhren für 3,00 EUR pro Paar im Netz erhältlich waren, während audiophile Vakuumröhren selten unter dem Zehnfachen dieses Betrags für ein zusammenpassendes Paar angeboten wurden. Ich war gewillt, meine Erfahrung In Sachen "Röhrentauschen" zu erweitern, und wandte mich an Douk Audio um Rat. Sie schrieben mir am nächsten Tag zurück und gaben mir eine Liste mit möglichen Ersatzröhren: 6J1, 6J2, 6J5, 6K4, 6*1N, und 5654.

    Da ich immer noch ein relativer Neuling auf dem Gebiet der Vakuumröhren war, führte ich eine weitere Internetrecherche durch und stieß auf einen Artikel von Rainer Uhlmann auf der Website audionist.de, in dem Rainer, ein Musiker, beschrieb, wie sich verschiedene Röhren auf die Musik in seinem Hörsystem ausgewirkt hatten. Er beschrieb seine Ergebnisse dabei so anschaulich, dass auch ich einen guten Eindruck von den möglichen Unterschieden zwischen den Röhren gewinnen konnte. Die in seinen Experimenten verwendeten Röhren waren

    • Western Electric WE 403B
    • RCA 5654 Command
    • Mullard CV4010
    • Raytheon JAN-CRP-5654
    • General Electric JAN 5654W
    • Voskhod 6Ж1П-EB (= 6ZH1P-EV o. 6J1P-EV)
    • Ericsson 5591

    Entsprechend Rainers Beschreibung zog ich drei Röhren in die engere Wahl: Mullard CV4010, General Electric JAN 5654W, und Ericsson 5591. Auf der Suche nach dem vielseitigsten Typ entschied ich mich für ein Paar JAN 5654W. Leider bedeutete dies auch, dass die Mullard- und Ericsson-Röhren auf ein späteres Projekt warten mussten. Bei meiner Bestellung war ich mir nicht sicher, was ich von der Bezeichnung der JAN 5654W-Röhren als "General Electric" halten sollte. Der Verkäufer war der chinesische HiFi-Verkäufer “Nobsound", der auf einer ähnlichen Basis wie Douk Audio arbeitete und seine Produkte hauptsächlich auf AliExpress, eBay und Amazon anbot. Ich bezweifelte, dass General Electric noch Röhren herstellte. Und die Röhren sahen auch nicht so aus, als wären sie tatsächlich aus 'New Old Stock' (NOS)-Beständen. Ich nehme an, dass sie stattdessen in China hergestellt wurden (wie auch alles andere heutzutage), unter Verwendung alter General Electric-Röhrenpatente und -Designs. Falls Sie mehr zu diesem Thema wissen, wäre ich Ihnen für einen Kommentar sehr dankbar.

    Als die neuen Röhren bei mir eintrafen, hörte ich sie sofort mit großer Besorgnis an und war zutiefst enttäuscht, als ich feststellte, dass das metallische Zischen im Hochtonbereich immer noch vorhanden war. Es schien, als gäbe es eine tonale Aufwärts-Verschiebung, die das gesamte Spektrum betraf und den Klang unnatürlich hell erscheinen ließ. Da das 80-stündige Einbrennen der Röhren bei meinem vorherigen Setup keine Wirkung gezeigt hatte, war ich nicht sehr hoffnungsvoll, dass ich dieses Mal eine große Verbesserung sehen würde. Dennoch beschloss ich, dem Kopfhörerverstärker eine letzte Chance zu geben, zu glänzen. Ich ließ ihn fünf Tage lang jeden Tag fünf Stunden lang Musik abspielen und achtete darauf, während dieser Zeit nicht zu hören. Als ich schließlich zum Probehören zurückkehrte, stellte ich fest, dass sich die JAN 5654W-Röhren als weniger widerstandsfähig gegen Einbrennen erwiesen und eine deutlich verbesserte Leistung zeigten. Das Top-End war inzwischen weicher geworden und entwickelte eine neckische Wärme und Zuneigung. In Passagen, in denen ich früher befürchten musste, von den harten Zischlauten weiblicher Stimmen attackiert zu werden, konnte ich nun eine spielerische Anziehungskraft spüren. Der Raum zwischen den einzelnen Instrumenten hatte sich vergrößert, und es gab nun genügend klangliche Breite und Tiefe. Ich konnte mir vorstellen, dass ich mit dieser Anlage zum Vergnügen und zur Entspannung hören würde, ohne dass ich unter ihrer Härte leiden müsste.

    Bevor ich also an die technischen Grenzen des T-3 Plus Kopfhörerverstärkers stieß, konnte ich nun die Unzulänglichkeiten meines Monitor-Kopfhörers hören. Es handelte sich um den schon älteren Sennheiser HD580 mit 300 Ohm aus dem Jahr 1996 und den neueren Beyerdynamic DT 990 PRO mit 250 Ohm aus dem Jahr 2021. Beide waren als Einsteigerkopfhörer zu bezeichnen, wobei der DT 990 PRO auch in professionellen Studioanwendungen zu finden war. Während es dem Sennheiser gelang, die mittleren Frequenzen zusammenzuhalten und eine solidere Leistung zu erbringen, fehlte es ihm an Basswiedergabe und er verlor einen Großteil der zarten Transienten. Der Beyerdynamic hingegen hatte eine wunderbare Tiefenstaffelung, aber es fehlte ihm an Durchsetzungskraft in den Mitten und mittleren Bässen. Er gab Transienten viel Raum und erzeugte eine gute Trennung von Instrumenten, jedoch geschah dies auf Kosten der Performance als homogenes Ganzes. Es schien, als ob einige Frequenzen absichtlich gedämpft wurden, um anderen den Vorrang zu geben, was zu einem insgesamt dumpfen Klang führte, bei dem wichtige Raumaspekte fehlten.

    Ich beendete meine Erkundung des T-3 Plus von Douk Audio mit gemischten Gefühlen. Während die Basisausstattung zwar zum Einstiegspreis erhältlich war, musste ich feststellen, dass ernsthafte audiophile Hörer mindestens das Doppelte dieses Betrags in die Peripherie investieren mussten, um dessen Leistung auf ein akzeptables Niveau zu heben. Auch bei der Konnektivität musste man einige Kompromisse eingehen, was dieses Gerät zu einem Nischenprodukt für eingeschränkte Verwendungszwecke machte. Um die volle Leistungsfähigkeit des T-3 beurteilen zu können, hätte ich in einen ebenso leistungsfähigen Kopfhörer investieren müssen - ein Manko, das mir bisher nicht bewusst war. Daher sollten Sie diese Faktoren vor dem Kauf berücksichtigen und dann selbst entscheiden, wie tief Sie bereits sind in den Kaninchenbau hinein zu kriechen. Ich habe die Reise in jedem Fall genossen, vielleicht weil sie unorthodox und fast verboten war. Und während Doktrin uns zwingt, eine Entscheidung zwischen Gut und Böse, Loyalität oder Blasphemie zu treffen, schlängelt die offene Straße der Erkundung frei umher und führt schließlich zu einer Verschmelzung der beiden Extreme.

    Hinweis: Weitere Informationen zum T-3 Plus von Douk Audio finden Sie in meinem Artikel über den Beyerdynamic T1-Kopfhörer, der schließlich mehr Licht in das Thema brachte.

    Technische Daten

    • Typ: Röhren-Kopfhörerverstärker / Vorverstärker
    • Audio-Eingänge: RCA Phono / 3.5mm Aux
    • Audio-Ausgänge: 3,5mm Kopfhörer / RCA Stereo

    Auxiliary Eingang

    • AUX-Eingangspegel: 1 V
    • RCA-Ausgangspegel: 2 V (max.)
    • Frequenzgang: 20 - 20.000 Hz, -1dB
    • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.01%
    • Signal-Rauschabstand: 100 dB

    Phono-Eingang

    • Phono-Eingang: 0.005 V
    • RCA-Ausgang: MM = 530 mW (max.) / MC = 5V

    RIAA-Korrektur

    • Gesamte harmonische Verzerrung: 0.2%
    • Signal-Rausch-Verhältnis: 89 dB

    Kopfhörer

    • Kopfhörer-Ausgang: 130 mW @32 Ω
    • Impedanz des Kopfhörers: 32-300 Ω
    • Betriebsspannung: DC 12V
    • Abmessungen: (B) 50mm; (T) 120mm; (H) 138mm
    • Gewicht: 540g / 1.19lb
    • Jahr: 2021

Kabel

Kabel

Wenn man über die Komponenten von HiFi-Anlagen spricht, kommt man kaum um das Thema Kabel herum. Sie sind das wesentliche Bindeglied zwischen den einzelnen Geräten und spielen eine wichtige Rolle bei der Feinabstimmung und Anpassung von HiFi-Ketten. Es gibt sie in vielen verschiedenen Ausführungen und unterschiedlichen Stärken, von gerade bis geflochten, mit und ohne Abschirmung und bestehend aus allen möglichen Drahtmaterialien von Aluminium über Kupfer bis hin zu Silber und Gold in verschiedenen Güten und Beschichtungen. Allein bei Kupfer gibt es viele verschiedene Qualitäten und Herstellungsmethoden, die sich auf die kristalline Struktur auswirken. Bei der Einrichtung einer HiFi-Anlage sollten die dazugehörigen vKabel mit der gleichen Sorgfalt ausgewählt werden wie die anderen Komponenten.

Die Auswahl eines passenden Kabels erfordert ein gutes Gehör, einen hilfsbereiten HiFi-Händler oder einen Freund mit viel Equipment und etwas Erfahrung. Leider ist es nahezu unmöglich, das beste Kabel für eine bestimmte Position im System allein durch das Lesen der technischen Daten oder das Studium des Designs zu finden. Forschung und persönliche Überzeugungen können zwar die generelle Richtung vorgeben, aber letztendlich muss das Kabel im Vergleich zu anderen gehört werden, und zwar in der Anlage und dem Raum, in dem es spielen soll. Ein Verbindungskabel, das zum Beispiel zwischen unserem CD-Player und dem Vorverstärker gut funktioniert, kann zwischen Vorverstärker und Endverstärker schlecht abschneiden. Da es schwierig ist, zwei gleich klingende Kabeltypen zu finden, gibt es unter HiFi-Enthusiasten viel Skepsis über die Notwendigkeit, Geld und Zeit für dieses Thema auszugeben.

Analoge Verbindingsleitungen

  • Audiocrast OCC und Silver

    Audiocrast OCC und Silver

    Veröffentlicht: 15.2.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ist es generell eine gute Idee, Audiokabel für unsere HiFi-Anlage bei Billiganbietern in China zu kaufen? Die Antwort lautet: Nein. Ist es eine gute Idee, dieses spezielle Audiokabel aus China zu kaufen? Die Antwort lautet: Auf jeden Fall! Denn es gibt Ausnahmen von jeder Regel, wie wir sehen werden. Das Problem ist, dass wir nie sicher sein können, ob der Artikel, den wir betrachten, die seltene und aufregende Ausnahme ist oder nur eine weitere Wiederholung der langweiligen alten Regel.

    Schon im ersten Absatz dieses Artikels lässt sich die traurige Kehrseite der chinesischen Billigimporte spüren: Der allgegenwärtige Mangel an Glaubwürdigkeit, Gewissheit und Verantwortung gegenüber dem Kunden. Wie Marktbeobachtern bekannt sein dürfte, wurde das hier gezeigte Kabel auf eBay angeboten. Diese spezielle Variante stammte von einem chinesischen Verkäufer namens “audiophileseller". Aber handelte es sich dabei überhaupt um einen richtiges Geschäft oder nur um eine behelfsmäßige eBay-Adresse, die eilig eingerichtet wurde, um Produkte zu verkloppen, die vom Lastwagen gefallen waren? Und auf wen - oder was - bezog sich der Begriff "audiophil" im Namen des Verkäufers? Auf das Geschäft? Auf die verkauften Produkte? Oder beschrieb er lediglich den Ehrgeiz des Verkäufers, wie der Name vermuten ließ? Dies waren wichtige und durchaus berechtigte Fragen, wenn man das Risiko eines Einkaufs bei einem noch unbekannten Verkäufer im fernen China abschätzen wollte. Die wenigen Bewertungen von internationalen Käufern halfen da selten, sich ein klares Bild zu machen.

    Erschwerend kam noch hinzu, dass sehr ähnlich aussehende Kabel fast immer auch bei anderen Internetanbietern zu finden waren, oft sogar zu noch günstigeren Preisen. Und so gerieten wir stetig tiefer in den Kaninchenbau: Handelt es sich dabei um die gleichen Produkte? Waren sie besser oder schlechter? Und schließlich: Waren diese Produkte tatsächlich aus den Materialien hergestellt, für die sie angegeben wurden? Mit anderen Worten: Wie viele Käufer ließen sich die Produkte liefern, nahmen sie auseinander, führen einen Materialtest durch und berichteten öffentlich darüber, eine Enttäuschung erlebt zu haben, wenn ihr Anreiz nichts weiter war als der kleinliche Impuls, ein paar Euro zu sparen? Tests dieser Art waren naturgemäß selten. Und wenn es sie gab, blieb immer noch die Sorge um die gleichbleibende Qualität bei der Herstellung. Konnten wir uns darauf verlassen, dass die handwerkliche Verarbeitung immer auf dem gleichen hohen Niveau blieb? Oder unterschieden sich Produkte, die aus ähnlichen Komponenten hergestellt wurden, vielleicht aufgrund von Veränderungen in der Fertigungsqualität?

    In unserem westlichen Geschäftsgebaren half uns das ‘Branding’ dabei, einem Produkt eine vollendete Form und einen unverwechselbaren Charakter zu geben und - zusammen mit einer Kontaktadresse für den Fall von Problemen - ein Gefühl der Legitimität zu vermitteln. Die chinesische markenlose Kultur hingegen sah keine andere Verpflichtung, als den attraktivsten Klunker zum erschwinglichsten Preis direkt am Verkaufsort zu präsentieren. Ähnlich wie ein Strandverkäufer, der über den Handtuchrand gefälschte Markenuhren vertickte. Schließlich war die "30-Tage-Test-und-Rückgabe-Politik" kaum mehr als ein Witz. Wenn man bedachte, dass viele Kabel eine Einlaufzeit von mehr als 30 Tagen hatten, konnte man innerhalb dieses Zeitraums nur mit Sicherheit sagen, ob das Produkt eingetroffen war. Und manchmal hatte ich sogar festgestellt, dass die Verkäufer ihr Geschäft in der Zwischenzeit wieder geschlossen hatten und deshalb keine Rücksendungen annehmen konnten oder wollten. Genau aus diesen Gründen habe ich im Laufe der Jahre viel Geld für Kabel ausgegeben, die den Begriff "audiophil" nicht erfüllten.

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    Letztendlich führten uns diese Erkenntnisse zurück zu unserer Eingangs gestellten Frage. War es unter den gegebenen Umständen eine gute Idee, sensible Audiokabel direkt aus China zu beziehen? Nun, ich war überraschend erleichtert, dass das hier vorgestellte Cinch/RCA-Verbindungskabel eine willkommene Ausnahme von der Norm darstellen sollte. Die Stecker stammten tatsächlich von der chinesischen HiFi-Marke Audiocrast, und nach allem, was ich bei meinen Hörtests hören konnte, war ich auch bereit zu glauben, dass sie aus massivem Kupfer bestanden und mit 24-karätigem Gold überzogen waren, genau wie beschrieben. In der Tat waren die Stecker so schwer und glitten so gut auf die Buchsen, dass sie ein kleines Highlight für sich darstellten. Die Kabel waren laut Beschreibung aus OCC-Kupfer mit einer 8N-Silberbeschichtung. Auch das konnte ich glauben.

    Es hatte schließlich etwas Befriedigendes, scheinbar zufällig über ein tolles Kabel zu stolpern. In der Regel war es nicht eine bestimmte Sache, die ein Kabel gut machte, sondern die Summe seiner Eigenschaften, die zu einem musikalischen Resultat führte. Man könnte meinen, dass dies eine einfache Schlussfolgerung war, denn alle Kabel, die Audiokomponenten verbinden, konnten nicht anders, als die Musik wiederzugeben, die durch sie geleitet wurde. Doch leider stimmte das nur zum Teil, denn in den meisten Fällen ging ein erheblicher Teil des Inhalts der Originalmusik verloren, was Geschwindigkeit, Dimension, Dynamik und Tonalität betraf. Dieser kumulierte Verlust war der Grund dafür, dass Menschen, die Ihre Anlage aus dem Nachbarzimmer spielen hörten, nicht gleich dachten, dass jemand die Musiker selbst eingeladen hätte, an dem Tag zu spielen. Je besser unser System aber wurde, desto schwieriger wurde auch diese Unterscheidung.

    Das Audiocrast OCC- und Silberkabel, das von einem chinesischen eBay-Verkäufer verkauft wird, mit seinen goldenen Cinch/RCA-Steckern, der geflochtenen Konstruktion mit Teflon-Dielektrikum, den versilberten OCC-Kupferdrähten und seinem markenlosen Hersteller in wer-weiß-wo, vollbrachte den Zauberakt, der es mit bekannten Herstellern wie Kimber, Fadel Art usw. aufnehmen konnte. Vielleicht war es nur ein Glückstreffer, aber die Kombination der Materialien funktionierte hervorragend, wobei der OCC-Kupferkern für ausreichende klangliche Harmonie sorgte und die Silberbeschichtung die Geschwindigkeit beibehielt. Wenn Ihr System Musik in sich trug, würde dieses Kabel Ihnen helfen, diese an die Oberfläche zu bringen. Es machte mir nicht viel aus, dass von den drei Kabeln, die ich über einen Zeitraum von 4 Monaten bestellte, nicht auch nur zwei wirklich gleich aussahen: zwei Kabel hatten Richtungsanzeigen, die beim dritten fehlten. Und eines der beiden Kabel die mit Richtungs-Indikatoren ausgeliefert wurden hob sich von dem anderen ab, indem es die rote und schwarze Farbbeschichtung der Stecker vertauscht hatte.

    Technische Daten

    • Kabellänge: 100 cm
    • Material: OCC-Kupfer, silberbeschichtet
    • Stecker: Audiocrast, vergoldet
    • Elektrische Eigenschaften: N.N.
    • Handhabung: weich, dünn, prellend (schwer zu platzieren)
    • Abschluss: vergoldet, Teflon-Isolator
    • Getestete Position: CD-Spieler zu Vorverstärker

    Anmerkung: Ich habe den eBay-Shop "audiophileseller" nach den technischen Daten des Kabels gefragt (mit oder ohne Stecker). Die Antwort war, dass sie nur wussten, dass es aus OCC-Kupfer und Silber bestand und mit vergoldeten Audiocrast-Steckern ausgestattet war. Nun, ich hatte auch nichts anderes erwartet.


  • HBPS - Reinsilber Solid-Core

    HBPS - Reinsilber Solid-Core

    Veröffentlicht: 12.4.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Als ich mit meinen Erkundungen im Bereich der Verbindungskabel antrat, hatte ich nur eine schwache Vorstellung von den Auswirkungen verschiedener Materialien auf Kabel und Stecker. Das meiste, was ich wusste, basierte auf dem, was ich von anderen Benutzern, von Herstellern von Audioprodukten und von Tests in Zeitschriften gelesen hatte. Dabei fragte ich mich, wie zuverlässig diese Quellen waren. Hersteller und Zeitschriften hatten natürlich ein Interesse daran, für bestimmte Produkte zu werben, und die "Benutzer" konnten Jedermann sein, vom absoluten Anfänger bis zum erfahrenen Audiophilen. Wenn es darum ging, die Vorzüge von Kabeln zu erörtern, war es deshalb sinnvoll, mit einem Experten zu sprechen, da man sonst allzu oft eher über die Schwächen einer bestimmten HiFi-Anlage als über allgemeine Kabeleigenschaften sprach.

    Es ist sicher kein Geheimnis mehr, dass ich den klanglichen Fähigkeiten von Silber verfallen bin, seit ich Holger Beckers Silber-Solid-Core-Kabel kennengelernte. Das Kabel selbst bestand aus einer 4N-Massivsilberlitze, die mit einem reinen Kupfergeflecht abgeschirmt war, eine Kombination, die sich mittlerweile sehr gut bewährt hatte. Herr Becker vertrieb dieses Kabel mit zwei verschiedenen Steckeranschlüssen: HBS1, mit einem vergoldeten Kupferstecker von RAMM Audio, und HBS2, mit einem versilberten Messingstecker von WM Audio. Es zeigte sich, dass die Wahl der Stecker einen deutlichen Unterschied in der klanglichen Leistung des Kabels über alle Frequenzen hinweg ausmachte, und ich kam zu dem Schluss, dass audiophile Hörer, die einen dunkleren und volleren Klang suchten, die Kupfer-Gold-Kombination bevorzugten, während diejenigen, die einen agileren und offeneren Klang suchten, mit der Messing-Silber-Version besser bedient waren.

    Im Zusammenhang mit unserem eigenen System-Setup hatte ich gerne beide Kabel zur Verfügung, um ein Gegengewicht zu dunkler oder heller klingenden HiFi-Kombinationen zu schaffen. In Anbetracht der Vorzüge von Silber als Leiter konnte ich jedoch nicht umhin, mich über die Wahl mancher Steckermaterialien zu wundern. Gold und Messing schienen einer optimalen Verbindung eher entgegenzuwirken, was ein kurzer Blick auf Wikipedia bestätigte:

    International Annealed Copper Standard

    • Silber........ ..... > 105%
    • Kupfer............ > 100% (Standard)
    • Gold................ 65% - 75%
    • Aluminium...... 60% - 65%
    • Bronze............ 15% - 48%
    • Beryllium........ 17% - 43%
    • Rhodium......... 35% - 38%
    • Messing.......... 25% - 37%
    • Wolfram.......... 31%
    • Nickel.............. 24%
    • Palladium........ 16%
    • Platin............... 16%
    • Zinn................. 15%

    Ich beschloss, Holger Becker meine Bedenken bezüglich der Kombination von Gold und Messing mit Silber mitzuteilen und schlug ihm vor, eine Verbindung mit der Silberausführung der RAMM Audio-Stecker zu bauen. Er war jedoch nicht sehr erfreut über diese Idee und wies zu Recht darauf hin, dass diese rhodiniert waren und ebenfalls Verunreinigungen einbringen würden. Er schlug vor, dass wir lieber einen Stecker aus reinem Silber von Keith Louis Eichmann Innovations (KLEI) mit dem Namen 'KLEI Absolute Harmony' verwenden sollten, der ein spezielles Silberamalgam mit einer Leitfähigkeit von >106% auf der IACS-Skala verwendete. Mir gefiel die Idee, und ich schlug vor, diese neue Verbindung "HBPS" für "Pure Silver" zu nennen. Der Name gefiel ihm, und ich gab meine Bestellung auf.

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    Das australische Ehepaar Keith und Patricia Eichmann machte sich einen Namen, indem sie ihren mittlerweile berühmten "Bullet Plug"-Stecker der Weltöffentlichkeit vorstellten. Der Bullet Plug war eine radikale Überarbeitung des klassischen Cinch-Steckers, der ursprünglich von der Radio Corporation of America rund 60 Jahre zuvor entwickelt worden war. Das KLEI-Design verbesserte die Leitfähigkeit, erhöhte die Signalintegrität, brachte eine höhere Auflösung und verbesserte die mechanische Verbindung. Tatsächlich wurden Eichmanns patentierte Bullet Plugs von vielen HighEnd-Marken mit großem kommerziellen Erfolg eingesetzt. Der Kabelhersteller WSS verwendete diese Stecker beispielsweise für seine "Gold"- und "Platinum"-Linien.

    Der KLEI Absolute Harmony Plug war eine verbesserte Version des ursprünglichen Bullet Plug-Designs, das Verbesserungen in Bezug auf Geometrie, Massenverhältnis, Haltbarkeit und Metallurgie aufwies. Er war gleichzeitig das edelste Exemplar der Harmony-Reihe, über die KLE folgendes sagte: "Im Vergleich zu einem typischen vergoldeten Messingstecker, der in der überwiegenden Mehrheit der Luxus-Phono/RCA-Stecker verwendet wird, erreichen die Harmony-Cinchstecker unter Verwendung unserer proprietären Legierungen eine Verbesserung der Leitfähigkeit von mehr als 320%." - Das war in der Tat eine beachtliche Aussage und erklärte vielleicht, weshalb unsere Silberkabel im Allgemeinen lauter und dynamischer spielten als die Kupfer-Versionen. Der Hersteller beschrieb weiter, dass viel Sorgfalt darauf verwendet wurde, Turbulenzen im Elektronenfluss (Wirbelströme) zu minimieren und den kapazitiven Blindwiderstand und das Mikroarcing zu verbessern. Und obwohl all dies zunächst nur Theorie war und für uns Hörer möglicherweise keinen praktischen Nutzen hatte, gefiel mir das Konzept, dass nun ein einziger Silberstrang von einem Ende zum anderen verlief. Endlich keine Materialübergänge mehr.

    Als das neue Kabel eintraf, richtete ich alles so ein, dass ein schneller Wechsel zwischen den Verbindungen möglich war, und beschloss, den ersten Test nicht allein durchzuführen. Die Signalquelle war unser Rega Planet 2000 und der Vorverstärker war unser DB Systems DB1. Ich beschloss, unser HBS2-Kabel als Benchmark zu verwenden. Dieses war zu diesem Zeitpunkt bereits seit etwa einem Monat in Betrieb und klanglich ausreichend gereift. Zwar waren die tiefen Frequenzen noch nicht voll präsent, aber Zuhörer, die mit unserem System oder mit Silberkabeln im Allgemeinen nicht vertraut waren, hätten nichts zu beanstanden gehabt. Als meine Frau ins Zimmer kam, nachdem sie unsere Kinder ins Bett gebracht hatte, fragte ich sie, ob sie einen Moment Zeit hätte, um mit mir ein Kabel auszuprobieren. Sabina wusste nicht, dass ich ein neues Kabel gekauft hatte, und kannte die Unterschiede bei den Materialien usw. nicht. Sie wusste jedoch, dass die meisten Kabel, die wir jetzt benutzten, aus Silber bestanden. Ich glaube nicht, dass dies einen Unterschied in ihrem Urteil machte. Ich spielte etwa 1 Minute lang Vocal Jazz auf dem HBS2 und dann die gleiche Passage nochmals auf dem HBPS. - "Krass! Das ist ja deutlich besser." - war ihre unmittelbare Reaktion. Und als ich gerade zu meinem Platz zurückkehrte, dachte ich ziemlich genau dasselbe.

    Obwohl Holger Becker mir berichtet hatte, dass er die HBPS 1-2 Stunden lang gespielt hatte, um auch selbst einen Eindruck mit seinem eigenen System zu bekommen, denke ich dennoch, dass man mit Sicherheit sagen konnte, dass diese Verbindung die beste Out-of-the-Box-Performance der drei Varianten darstellte. Verglichen mit dem HBS2 war sie von Anfang an voller im Bass, wenn auch etwas weniger agil im Klang. Es gab jedoch eine ganz neue Dimension der Ordnung und der Details. Die Bühne wirkte im Vergleich zur HBS2 dreidimensionaler und konkreter mit viel Raum zwischen den einzelnen Klängen. Bei dem allseits bekannten Diana Krall-Album "All For You" war der Hintergrund des Aufnahmestudios nun zum ersten Mal in unserer Hörgeschichte elektrisch und physisch jederzeit präsent. Winzige Bewegungen auf dem Klavierhocker, das Klopfen eines Fußes, Klicks, Knackser und statisches Rauschen von Kabeln und Mikrofon - all das war zu hören, selbst bei relativ geringer Lautstärke.

    Das speziell für eiaudio gefertigte HBPS war sowohl das aufwändigste als auch das leichteste Verbindungskabel in unserem Sortiment, einfach weil die Eichmann Absolute Harmony Plugs von extrem geringer Masse waren. Allein von der Haptik her wäre es schwierig, den klanglichen oder materiellen Wert dieser Verbindung zu erahnen. Nur diejenigen, die mit der Branche vertraut sind, würden verstehen, dass dies in vielerlei Hinsicht ein besonderes Kabel war. Aber es zu hören, war schon ein außergewöhnliches Erlebnis. Die Verbindung war sehr musikalisch aufschlussreich und für diejenigen gemacht, die gerne sehr tief in eine Aufnahme hineinhörten. Für Gelegenheitshörer könnte das manchmal etwas zu viel sein, und ich kannte sogar erfahrene Hörer, die vor einem solch detaillierten Erlebnis zurückschreckten, einfach weil sie es für unrealistisch hielten. Es war daher sinnvoll, eine Auswahl an Kabeln zur Hand zu haben und von Zeit zu Zeit zwischen ihnen zu wechseln. Aber war das HBPS mit Abstand das beste Verbindungskabel, das wir derzeit besaßen? Ja. Das war es mit Sicherheit.

    Technische Daten

    • Kabellänge: 100 cm
    • Material: 4N Silber Colid-Core, Kupferabschirmung
    • DC-Schleifenwiderstand: 0,48 Ohm
    • Parallelkapazität: 50 pF (55 pF, terminiert)
    • Handhabung: ungerichtet, flexibel
    • Abschluss: KLE Innovations, Absolute Harmony Stecker, silber
    • Position getestet: Rega Planet 2000 auf DB1

  • HBS-QS1 - Silbernes Solid-Core (Quasi-Symmetrisch)

    HBS-QS1 - Silbernes Solid-Core (Quasi-Symmetrisch)

    Veröffentlicht: 22.6.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Natürlich erinnere ich mich noch gut daran, dass ich bei meiner Präsentation des HBS4 geschrieben hatte, dass dies meine letzte Präsentation eines Silber-Solid-Core-Kabels sein würde. Aber manchmal werden Vorhersagen gemacht, und dann passiert das Leben und lässt es absurd erscheinen, daran festzuhalten. Kurz nachdem ich meinen Bericht über das HBS4 geschrieben hatte, meldete sich Holger Becker bei mir, um mir mitzuteilen, dass er an einem neuen Kabeldesign arbeite, das er gerade auf seiner eigenen Anlage teste und mir danach zum Probehören schicken würde. Wie konnte ich der Versuchung widerstehen, es mir anzuhören oder darüber zu schreiben, nachdem ich es mir angehört hatte?

    Bei Herrn Beckers neuestem Entwurf handelte es sich um ein quasi-symmetrisches Cinch/RCA-Kabel-Konzept, das aus demselben Typ von 4N-Silber-Solid-Core-Leiter bestand, den ich zuvor gründlich getestet und besprochen hatte. Der Begriff quasi-symmetrisch bezog sich auf die Verwendung von zwei identischen Leitern für den Hin- und Rückstrom. Das bedeutete, dass für den Stromtransport von der Quelle zum Vorverstärker und zurück die gleichen Kabelquerschnitte und Materialien verwendet wurden. Um die Rauschunterdrückung zu verbessern, wurden der Hin- und Rückleiter in der Regel miteinander verdrillt, um auf diese Weise ein so genanntes "Twisted Pair" zu bilden. Eine externe Abschirmung wurde dann um das verdrillte Paar gezogen, um etwa externe Strahlungen zu blockieren. Bei den Kabeln von Herrn Becker bestand diese Abschirmung aus einem hochreinen Kupfergeflecht, das nur auf einer Seite des Kabels mit dem Erdungsstift verbunden war.

    Es gab viele Begriffe, die solche quasi-symmetrischen Cinch/RCA-Konstruktionen beschrieben. Die bekanntesten Varianten waren, pseudo-balanced und quasi-symmetrisch. Ich selbst bevorzugte den Begriff quasi-symmetrisch, da das Beiwort “pseudo" oft im Sinne von “unecht" verwendet wurde und daher einen negativen Beigeschmack hatte; und Nicht-Symmetrie bezog sich oft auf Unterschiede in der Länge, was bei einem quasi-symmetrischen Kabel ja nicht der Fall war. Die Symmetrie entstand vielmehr aus dem nicht-koaxialen Aufbau. Bei einem Standard-Koaxialkabel befand sich der signalführende Leider in der Regel in der Mitte des Kabels, wobei die aus Sicht der Massenverteilung größere Abschirmung sowohl als Signalrückleitung als auch als Absorber für elektromagnetische Störungen diente. Wenn sich Störungen über den Signalrückweg ausbreiteten, waren die negativen Auswirkungen auf die Musik oft in Form eines Verlusts an Dynamik oder einer Anhebung des oberen Frequenzspektrums hörbar.

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    Quasi-symmetrische Kabel konnten dabei helfen, einige Auswirkungen von Interferenzen auf die Musiksignale zu eliminieren, während sie wiederum andere begünstigten. Sie waren insofern richtungsgebunden, als dass ihre Schirmung auf der Seite eines gut geerdeten Geräts, z. B. eines Vorverstärkers oder eines Verstärkers, angebracht werden musste, damit sie wirksam war. Ihr spezifisches Layout eignete sich für die Verwendung mit Plattenspielern, da Phono-Tonabnehmer an sich symmetrisch waren. Was die Benutzerfreundlichkeit und die Handhabung anging, so machte der zusätzliche Innenleiter das fertig konfektionierte Kabel dicker und etwas weniger flexibel. Eigenschaften, die ich an einem Solid-Core-Verbindungskabel vermisste, da diese Kabel dazu neigten, eher unscheinbar auszusehen und sich auch so anfühlen. Die wenigsten Menschen würden die klanglichen Fähigkeiten der HBS Serien 1-4 allein aufgrund ihres Aussehens erahnen. Das war bei der neuen quasi-balancierten Konstruktion erfreulich anders.

    Da ich einen Prototyp und nicht das fertige Produkt getestete, hatte das Kabel noch keinen Namen. Ich taufte es daher HBS-QS1 (kurz für Holger Becker Silver Solid Core - Quasi Symmetrical), wohl wissend, dass dies nur ein Arbeitstitel war. Und ich begann mit meinen Erkundungen, indem ich die Verbindung zwischen unserem Sansui SR-525 Plattenspieler und der DB Systems DB1 Vorstufe herstellte. Dies war die einzige verbliebene Stelle an beiden Systemen, an der es mir bisher noch nicht gelungen war, die HBS-Vollkernkabel zum Laufen zu bringen. Irgendwie erwartete unser DB Systems-Vorverstärker eine höhere Kapazität, als die Kabel- und Tonabnehmer-Kombinationen mir bieten konnten. Am Ende kehrte ich zu unserem bewährten FastAudio ‘Black Science’-Kabel zurück, das an dieser Stelle zwar sehr gut funktionierte, aber nicht die volle Tiefe, klangliche Genauigkeit und Autorität unserer silbernen Verbindungskabel hatte.

    Als Tonabnehmer für meinen Versuchsaufbau wurde unser Audio-Technica VM95 ML mit Micro-Linear-Nadel verwendet. Das VM95 ML hielt treu die Spur und reichte tief in die Plattenrille hin, um viele musikalische Details herauszuholen. Auf der anderen Seite bot er bei Stimmen einen leicht seidigen Oberton, was darauf hindeutet, dass es sich immer noch um ein preisgünstiges Gerät handelt, auch wenn die Abtastnadel schon recht anspruchsvoll war. Beim Wechsel vom FastAudio zum ‘HBS-QS1’ bemerkte ich den schlanken, sachlichen Klang der Massivdrähte. Da das FastAudio bereits recht lobenswert spielte, war ich mir nicht sofort sicher, ob ich die Musik nach dem Wechsel auch wirklich vorziehen würde.

    Bei längerem Hören begann das wunderbare Timbre des HBS-QS1 durchzuscheinen. Ich liebte einfach den aufgeräumten Klang von Solid-Core-Kabeln und bevorzuge diese gegenüber multilitz Konstruktionen, und ich hatte eine Schwäche für die Autorität und die Basserweiterung von Silber. Dennoch war ich nach dem Wechsel überrascht, wie gut das Fast Audio in dieser Position mithalten konnte, denn normalerweise hätte ich erwartet, dass das Silberkabel das BlackScience bei Weitem übertraf. Doch das geschah nicht. Die Veränderung war eher subtil, spürbar in Nuancen und kein Quantensprung.

    Das HBS-QS1 wirkte sauberer und schlanker, und bei Abwesenheit von Musik herrschte etwas mehr Ruhe. Das FastAudio hingegen zeigte etwas mehr Details und schien auch tiefer in die Aufnahmen einzudringen. Für mich war beides völlig in Ordnung. Die gute Nachricht für mich war, dass ich endlich die Möglichkeit hatte, meinen Plattenspieler über dieselben großartigen silbernen Kabel zu betreiben, die mir in allen anderen Positionen als unersetzlich erschienen. Zufrieden mit meiner Erkenntniss beschloss ich, das HBS-QS1 an unserem Shure-Tonabnehmer zu testen, den ich auf einer separaten Headshell montiert hatte. Dieser wurde zuvor mit einer neuen Diamantnadel ausgestattet und befand sich in einem allgemein gutem Zustand. Ich liebte die Basswiedergabe und die hohe Lautstärke des Shure. Allerdings konnte die relativ billige sphärische Diamantnadel N75-6CS nicht mit der unseres Audio-Technica mithalten, vor allem, was die Abtastung und die musikalischen Details anging. Das HBS-QS1 spielte auch in dieser Kombination mit der gleichen Autorität auf.

    HBS-Serie - Silberne Massivkern-Verbindungsstücke

    • HBS2 WM Audio (Messing/Silber) - agil, reaktionsschnell, einnehmend
    • HBPS KLE Innovations (Silber) - sehr aufschlussreich, sehr einnehmend
    • HBS4 Elecaudio (Kupfer/Silber) - Ausgewogen, informativ
    • HBS1 RAMM Audio (Kupfer/Gold) - reichhaltig, dunkel und beruhigend
    • HBS-QS1 Elecaudio (Kupfer/Silber) - sehr ausgewogen, für Plattenspieler

    Abschließend konnte ich Herrn Becker nur zustimmen, dass das quasi-symmetrische HBS-QS1 ein hervorragender Begleiter für den Anschluss von Plattenspielern an Vorverstärker oder Verstärker war, die einerseits von Kabeln mit höherer Kapazität profitieren, andererseits aber nicht auf die musikalischen Vorteile von Solid-Core Silberkabeln verzichten wollten. Zuvor glaubte ich, die Alternative wäre, den Durchmesser des Solid-Core-Kabels selbst zu erhöhen. Für künftige Untersuchungen würde ich auch gerne eine Konstruktion sehen, bei der die Abschirmung noch weiter vom verdrillten Leiterpaar entfernt war, aber wollen wir nicht zu weit vorgreifen. Solche Erkundungen in Sachen Audio können warten.

    Technische Daten

    • Kabellänge: 100cm
    • Material: 2x 4N silberner Vollkern in Doppelleitung
    • Typ: Quasi-symmetrisch mit Kupferabschirmung
    • DC-Schleifenwiderstand: 0,48 Ohm
    • Parallelkapazität: 50 pF (55 pF, terminiert)
    • Handhabung: Richtungsabhängig, fest bis flexibel
    • Terminierung: Elecaudio, Tellurium-Kupfer, versilbert
    • Position: Sansui SR-525 Plattenspieler an DB1 Vorverstärker

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  • HBS1 - Silber Solid-Core

    HBS1 - Silber Solid-Core

    Veröffentlicht: 28.2.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Als ich jünger war und gelegentlich noch Bier trank, fühlte ich mich eher zu Pils als zu Export- oder Weißbier hingezogen, weil mich einfach das Konzept faszinierte, sieben Minuten lang warten zu müssen, während sich der Schaum im Glas setzte. Sieben Minuten schienen dem Herzen eines jungen Mannes eine lange Zeit zu sein, und die Belohnung war ein sanftes, erfrischendes Getränk, das eine gewisse Reife mit sich zu bringen schien, die es auch dem jugendlichen Trinker verlieh.

    Als ich älter wurde, begann ich, Wein dem Bier vorzuziehen. Und beim Wein bevorzugte ich reife Rotweine mit einer dunklen und fruchtigen Nase. Auch irische und schottische Whiskys haben mich zeitweise in ihren Bann gezogen. Ein solcher Höhepunkt in Sachen Whisky war die Entdeckung eines alten Haig-Whiskys aus den 1950er Jahren, der auch nach über sechzig Jahren noch weich und vollmundig schmeckte. Erstaunlich!

    Es war schließlich kein Geheimnis, dass manche Dinge mit zunehmendem Alter besser wurden, während andere schnell verblassten. Und der Unterschied zwischen den Beiden würde sich nicht dem hastigen Verbraucher erschließen. Langfristige Qualität war mehr als nur ein Zufall. Vielmehr war sie ein geheimes Band zwischen mündigen Kunden auf der einen und erfahrenem Handwerk auf der anderen Seite. Mit anderen Worten: ein heiliger Pakt zwischen der ruhigen Hand und dem ruhigen Geist, der sich nicht von Kleinigkeiten beirren ließ.

    Wo sich Qualität durchsetzte, folgten Kunden und Anbieter dem Grundgedanken, dass Perfektion ihren Preis hatte. Leider kehrte sich das Verhältnis zwischen Qualität und Preis nur allzu oft um, und die Kunden stellten traurig fest, dass ihre teuren Produkte bald nach dem Kauf kaputt gingen. Wir konnten daher mit Sicherheit sagen, dass ein hoher Preis unbedingt mit Qualität einherging. Kunden auf der Suche nach einem sicheren Kauf waren daher am besten beraten, wenn sie auf eine gut etablierte Beziehung vertrauten oder bei einer bekannten Marke kauften.

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    Das Problem mit bekannten Marken war in den letzten Jahren, dass auch sie von Aktionären gesteuert wurden, die kaum Interesse an den Produkten des Unternehmens hatten. Ihr ganzes Augenmerk, so schien es, zielte auf die Kurzfristigkeit von Gewinnen und vor allem auf ihnen eigenen Vorteil. So entstand ein Szenario, in dem etablierte Marken, die eigentlich einen Namen zu verlieren hatten, gezwungen waren, an Materialien und Arbeitskräften zu sparen und ihre Produkte zum höchstmöglichen Preis zu verkaufen. So kam es, dass die Zahlung eines höheren Preises zunehmend nicht mehr mit ausreichender Qualität verbunden war. Es würde interessant sein zu sehen, welche Marken es schafften, zu überleben, wenn das Vertrauensverhältnis zu ihren Kunden erst zerbrochen war.

    Letztlich führte dies zu der Frage, wem man konnte, wenn man sich auf völlig fremdes Terrain begab. Solid-Core-Silver-Kabel waren in der Tat ein exotisches Pflänzchen, das in der Regel High-End-Audio-Enthusiasten vorbehalten war, die viel Geld ausgeben konnten. Der Kauf eines solchen Kabels von einem etablierten Hersteller durfte leicht ein paar hundert Euro kosten, obwohl die Grundmaterialien eigentlich gar nicht so teuer waren. Sonst könnte man sich ja auch kein Silberbesteck etc. leisten, das deutlich mehr Masse auf die Waage brachte. Hersteller von Silberkabeln waren zwar rar gesät, was die Preise sicherlich in die Höhe trieb, aber selbst Massenware war nicht zu relativ erschwinglichen Preisen zu haben. Traurigerweise waren Kabel mit Solid-Core-Design aufgrund des Markenimages, verschiedenen Patenten und einer ganzen Menge Marketing meist teuer.

    Daher war auch mir von Anfang an klar, dass ich mir kein Marken-Verbindungskabel dieses Typs würde leisten können. Ja, selbst gebraucht waren diese Kabel für mich unerschwinglich. Und da ich noch keine gefestigte Beziehung zu einem Spezialisten hatte, musste ich eine Quelle finden, die bereit war, mit mir auf dem finanziellen Niveau zusammenzuarbeiten, auf dem ich mich zu diesem Zeitpunkt befand. Unter den vielen angebotenen gebrauchten Kabeln fiel mir ein Anbieter namens Holger Becker auf, ein Tüftler, der eine Vorliebe für einfache, aber wirkungsvolle Silberverbindungen gefunden hat und diese gerne für sich und andere baute.

    Das HBS1 war Holger Beckers Nummer eins unter den Silberkabeln. Es trug die Initialen seines Namens, gefolgt von dem Buchstaben für Silber und der Zahl eins für sein hochwertigstes Produkt. Holger Becker hatte das Kabel speziell für den Einsatz mit kritischen Tonabnehmern konzipiert. Mit eingesteckten Steckern gemessen, wies das Produkt einen Gesamtwiderstand von nur 56pF auf. Das Kabel bestand aus einem massiven Silberkern, der durch ein Kupfergeflecht abgeschirmt war. Es wurde mit vergoldeten Cinch-Steckern aus reinem Kupfer von RAMM Audio abgeschlossen, die sich fest verschrauben ließen. Das Kabel war relativ dünn und dabei doch erstaunlich flexibel, hatte keine eigene Steifigkeit und musste frei hinter dem Rack durchhängen können.

    Silber war natürlich ein ganz anderes Kaliber als Kupfer. Und obwohl ich bereits Erfahrung mit dem Einlaufen von Kabeln hatte und im Vorfeld auch gelesen hatte, dass silberne Massivleiter eine Einlaufzeit von ca. 2 Monaten hatten, musste ich sagen, dass mich die ersten drei Wochen schier zweifeln ließen, ob dieses Interconnect jemals gut klingen würde. Denn von ‘großartig’ oder zumindest ‘besser’ war in meinen Augen gar nicht mehr zu träumen. Als das Kabel bei mir eintraf, konnte ich an seiner Darbietung absolut nichts hören, was mich an die geschätzten Freuden des Hörens erinnerte.

    Das HBS1 produzierte vor allem Mitten und enttäuschende, übermäßig straffe Bässe. Die Musik klebte an den Lautsprechern, und es gab kaum nennenswerte Transienten. Einzelne Töne schienen zu kurz geschnitten zu sein und hinterließen traurige Flecken im Klangbild. Hätten echte Musiker gespielt und nicht die Lautsprecher, wären sie entsetzt gewesen über das, was von ihren Instrumenten übrig blieb. Sämtliche Farbe war aus dem Hörraum verschwunden. Und ich muss gestehen, dass ich nur aufgrund meiner Erfahrung mit unseren Belden 9497-Lautsprecherkabeln noch einen Funken Hoffnung hegte, der es mir erlaubte, durchzuhalten. Um mir dabei zu helfen, markierte ich die Daten in meinem Kalender: “HBS1 einen Monat alt” und “HBS1 zwei Monate alt (...erneut testen?)”.

    Ich beschloss, diesem Kabel die Zeit zu geben, voll zu reifen, so wie ein guter Wein oder Whisky, bevor ich eine Rezension darüber schreiben würde. Und zum Glück war ich inzwischen selbst erfahren genug, um keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Herr Becker selbst zögerte, als ich ihn nach der Klangqualität und der Einspielzeit fragte, und meinte, dies sei eine persönliche Angelegenheit, zu der er sich lieber nicht äußern wolle. Ich muss gestehen, dass ich ein wenig enttäuscht von seiner Aussage war, denn ich hätte in der Zeit meiner betrübten Erwartung etwas Beruhigung gebrauchen können.

    Von Woche zu Woche bereitete mir das Kabel weniger Sorgen. Ich schloss es in verschiedenen Positionen ang, in denen mehr Strom floss, als unser Plattenspieler erzeugen konnte, und fand, dass es bei allen Quellen großartig klang. Aus irgendeinem Grund konnte ich es jedoch nicht dazu bringen, zwischen Vorverstärker und Endverstärker gut zu funktionieren. Vielleicht lag es daran, dass ich einen höheren Widerstand an einem der Geräte brauchte? Abgesehen davon konnte ich nach 6 Wochen der Erkundung berichten, dass diese Verbindung auf unserem Sansui SR-525 Plattenspieler fabelhaft funktionierte. Ich hatte nie zuvor einen so mühelos knurrenden Bass von einem Plattenspieler gehört, während ich gleichzeitig eindrucksvolle Transienten in den Höhen und einen wunderbar warmen Mitteltonbereich genoss.

    Neulich schaute mein Bruder bei uns vorbei, und wir verbrachten eine ausgedehnte Hörsession zusammen. Ursprünglich wollte ich ihm unseren Rega Planet CD-Player zeigen, den ich kürzlich von einem Audio-Enthusiasten in Remscheid bei Wuppertal gekauft hatte, aber stattdessen schalteten wir immer wieder auf den Sansui SR-525 Plattenspieler mit dem HBS1-Kabel zurück und staunten, wie positiv einnehmend, ausdrucksstark und kraftvoll diese Kombination klang. Manu Katchés “Neighbourhood" hatte so viel Drive und die Energie, wie man es sich nur wünschen konnte. Das Vintage Shure M75-6S war ein hoch-musikalischer Tonabnehmer mit hohem Output und exzellentem Bassdruck, der unterhalten wollte. In Verbindung mit dem HBS1 wurden diese positiven Eigenschaften zu einer wahren Freude.

    Silberkabel brauchten ihre Zeit, um zu reifen, denn das zugrundeliegende Material war sehr hart und brach leicht. Mikrobrüche brauchen lange, um zu heilen. Wenn das Kabel bewegt wurde, entstanden neue Risse, die zu neuen Einlaufzeiten führen. Silberkabel waren nur dort sinnvoll, wo sie über einen längeren Zeitraum in ihrer Position verbleiben durften. Ähnlich wie bei einem guten Wein und Whiskey waren sie für den Einsteiger eher ungeeignet. Aufgrund ihrer hervorragenden Leitfähigkeit hatten sie das Potenzial, unangenehme Fehler in einer HiFi-Anlage zu offenbaren, die bei normalen Kupferleitern unbemerkt blieben. Aber für erfahrene Hörer, die wussten, wie man ein einwandfreies System aufbaut, würde diese Art von Kabel dazu beitragen, dem eigenen System mehr Agilität und Realismus zu verleihen. Mühelos, raumgreifend, subtil und gnadenlos sind nur einige der Adjektive, die mir dabei in den Sinn kamen.

    Anmerkung: Ich konnte nicht umhin, mich über die Materialübergänge von der silbernen Massivkabelkonstruktion zu den vergoldeten Steckern aus reinem Kupfer zu wundern. RAMM-Audio stellte zwar auch versilberte Stecker her, aber Holger Becker verwendete bei seinen HBS2-Verbindungen stattdessen die preiswerteren versilberten WM-Audio-Stecker mit Messingkern, eine Entscheidung, die ein drittes Material in die Gleichung einbrachte. Ich würde mir die HBS2 anhören müssen, um herauszufinden, ob die Wahl der Materialien in diesem Fall einen erkennbaren Unterschied machte.

    Technische Daten

    • Kabellänge: 100cm
    • DC-Schleifenwiderstand: 0,48 Ohm/m
    • Parallelkapazität: 58 Pikofarad/m
    • Handhabung: ungerichtet, flexibel
    • Abschlusswiderstand: RAMM Audio, reines Kupfer, vergoldet
    • Position getestet: Plattenspieler, Shure M75-6S (Originalnadel)

  • HBS2 - Silber Solid-Core

    HBS2 - Silber Solid-Core

    Veröffentlicht: 21.3.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Wer meine letzten Beiträge über HiFi-Kabel mitverfolgt hat, weiß, dass ich eine Vorliebe für die Verwendung von Silber im Signalweg entwickelt habe. Dies gilt insbesondere für 4N-Silberkabel mit massivem Leiter, seit ich Holger Beckers HBS1-Verbindungskabel kennengelernt habe. Obwohl noch recht erschwinglich, war das HBS1 mit vergoldeten Kupfersteckern des amerikanischen Herstellers RAMM Audio terminiert, was dazu beitrug, dass dieses Kabel das teuerste seiner aktuellen Baureihe war. Was mich am HBS1 überraschte, waren die scheinbar unnötigen Materialübergänge: Gold+Kupfer zu Silber+Kupfer und - am anderen Ende - die gleichen Übergänge in umgekehrter Richtung.

    Als ich meine Bedenken über diese Mischung äußerte, meinte Herr Becker, dass die Verwendung von Gold weniger bedenklich sei, weil die Cinch-Buchsen, die man an Qualitätsgeräten vorfand, zumeist ebenfalls vergoldet waren, um Oxidation zu vermeiden. In diesem Szenario stimmte dann die Vergoldung der Kabelstecker mit der Vergoldung der Gerätebuchsen überein, so dass eine korrosionsfreie Verbindung entstand. Die Alternative wäre eine Versilberung oder, noch besser, reines Silber gewesen, das mit dem Material der Kabel übereinstimmte.

    Bei reinem Silber gab es verständliche Bedenken in Hinsicht der Oxidation. Und während solche Bedenken in tropischen Klimazonen eine gewisse Berechtigung hatten, war der Bereich des Vintage-Audio insofern etwas Besonderes, als die Originalbuchsen von Vintage-Geräten nur selten selbst vergoldet waren. In einer Vintage-Umgebung war Gold oft nur ein zusätzliches Metall in der Signalkette. Die Idee, dass die Vergoldung das Mittel der Wahl sein sollte, wurde erst viel später an die breite Öffentlichkeit verkauft. Die Tatsache, dass Gold besser war als poliertes Metall, ließ sich auch leicht verkaufen, denn Gold war kostbar und musste daher gut sein.

    Das HBS2 basierte zwar auf demselben massiven Silberkabel, war aber mit versilberten Messing-Steckern von WM Audio statt mit Gold+Kupfer terminiert. Messing hat durchaus seine Berechtigung im Zusammenhang mit Steckern, Buchsen und anderen Audioanwendungen, aber ich war enttäuscht, dass diese Stecker erneut ein drittes Metall in die Gleichung einbrachten: 1. Silber, 2. Kupfer und 3. Messing. Grundsätzlich waren die WM-Audio-Stecker gut verarbeitet, mit einem sorgfältig gefertigten Ring aus Außenkontakten und einem zweifach geteilten Mittelstab, der oval geformt war, um den inneren Kontaktdruck zu erhöhen. Die Konstruktion sorgt für eine hervorragende Passform, auch wenn es beim späteren Herausziehen der Stecker etwas stramm werden konnte. Messing hatte übrigens eine Leitfähigkeit von weniger als 40% im Vergleich zu reinem Kupfer. Meines Erachtens bedeutete dies, dass der größte Teil des Signals von der dünnen Silberschicht geleitet wurde.

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    Direkt nach dem Auspacken überraschte mich das HBS2 mit einem transparenten Top-End. Die Höhen stachen noch etwas hervor und Hallfahnen waren noch nicht ausreichend ausgedehnt. Andererseits hatte es bei der HBS1 einige Wochen gedauert, bis es diese Leistung vorweisen konnte. Ich habe sogar Holger Becker angeschrieben und ihn gefragt, ob dieses Kabel schon etwas Zeit hatte einzulaufen, bevor es an uns verschickt wurde. Er verneinte dies und sagte, er habe es für mich neu gebaut und sofort verschickt. Da das HBS1 und das HBS2 in vergleichbarem Zustand bei uns ankamen, vermutete ich, dass die auf Anhieb bessere Leistung des HSB2 darauf zurückzuführen war, dass dessen Stecker versilbert statt vergoldet wurden. Wenn das stimmte, bedeutete dies, dass der anfängliche Mangel an oberen Frequenzen während des Einspielens des HSB1 eher auf Materialübergänge als auf Mikrobrüche zurückzuführen war. Das Ergebnis war, dass das HBS2 die Einspielphase deutlich schneller und angenehmer gestaltet.

    Ähnlich wie das HSB1 in der Anfangsphase des Einspielens, begann auch das HBS2 mit einem soliden Mittelton und einer leichten Betonung des oberen Stimmbereichs. Diese Verschiebung in Richtung Höhen war möglicherweise auf den noch deutlichen Mangel an Tiefbass und Grundton während der Einspielphase zurückzuführen.

    Fall Solid-Core Silberkabel eine eigene musikalische Handschrift hatten, dann war es die schnörkellose, durchsetzungsfähige Art, mit der sie die Musik wiedergaben. Schon nach den ersten Sekunden der Wiedergabe war mir klar, dass dieses Kabel die Zügel fest in der Hand hielt und das Ensemble mit Schwung vorantrieb. Ich hatte niemals eine so geballte Entschlossenheit von einem Multilitze-Kabel gehört. Das HBS2 trieb Klaviertöne mit Wucht und knochentrockenem Timbre nach vorne, dass es mir schwer fiel, beim Schreiben dieses Textes nicht ständig aufzublicken und dabei zufrieden zu lächeln. Mit ihrem 2-Volt-Line-Ausgang waren digitale Quellen (CD-Player, Streamer usw.) nützliche Begleiter für das Einspielen von Kabeln, da sie ausreichend Energie boten, um den Prozess zu beschleunigen. Und unser Rega Planet 2000 hat mit der CD “Phantom Limb" von Naim Audio aus dem Jahr 2009 einen gefühlvollen Auftritt hingelegt. Die Aufnahme selbst war auf unseren CD-Playern zuvor eher komprimiert und hell wiedergegeben worden, aber Stimmen und Instrumente waren wild und laut, und das war genau das Richtige, um den Caveman aus Bristol zu vertreiben.

    Nach ein paar Tagen des Einspielens wurde der Bass vielschichtiger und umfangreicher. Das half den weiblichen Stimmen, ihr natürliches Timbre zu finden. Klaviertöne waren immer noch eher verblüffend, und dennoch waren sie nicht mehr ganz so durchdringend wie zu Beginn. Was die Einbrenn-Eigenschaften anging, so brauchten die unteren Frequenzen ihre Zeit, um sich zu entfalten, ähnlich wie bei meiner Erfahrung mit dem vergoldeten HBS1. Ich liebte den schnörkellosen Klang dieser beiden Kabeltypen. Wenn es einen hörbaren Unterschied zwischen den beiden Kabeln gab, dann war es der, dass das HBS1 in den Bässen tragender klang, etwas voller, dunkler und weicher spielt. Das HBS2 hingegen wirkte agiler und reaktionsschneller. Es ließ die Musik näher, greifbarer, dreidimensionaler und sehr einnehmend erscheinen. Was war besser? Nun, in einem Doppelblindtest zwischen den beiden Kabeln meinte meine Frau Sabina, dass das HBS1 das Gefühl eines dunklen, gewölbten Jazzclubs vermittelte, während das HBS2 eher einer offenen Konzertbühne ähnelte. Eine treffendere Beschreibung hätte ich nicht finden können.

    Zu diesem Zeitpunkt konnte ein Teil des wahrgenommenen Unterschieds zwischen den Kabeln noch durch den zweimonatigen Vorsprung des HBS1 in Bezug auf die Einspielzeit verursacht gewesen sein. Ich bezweifle jedoch, dass sich der grundsätzliche Unterschied im Charakter vollständig auflösen würde. Um ganz sicher zu sein, werde ich die beiden Kabel in ein paar Monaten erneut vergleichen. Sollte sich mein Eindruck dann ändern, werde ich meine Erkenntnisse gerne revidieren.

    Technische Daten

    • Kabellänge: 100cm
    • Material: 4N Silber Vollkern, Kupferabschirmung
    • DC-Schleifenwiderstand: 0,48 Ohm
    • Parallelkapazität: 50 pF (58 pF, terminiert)
    • Handhabung: ungerichtet, flexibel
    • Abschlusswiderstand: WM Audio, Messing, versilbert
    • Position getestet: Rega Planet 2000 an DB1

  • HBS4 - Silber Solid-Core

    HBS4 - Silber Solid-Core

    Veröffentlicht: 25.5.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Das HBS4 war der letzte Kandidat in unserer Reihe der Solid-Core-Silberkabel. Diese Verbindungen basierten alle auf demselben Basiskabel, das einen massiven 4N-Silberleiter verwendete, der von einem hochreinen Kupfergeflecht umgeben war. Und da dies der Punkt sein dürfte, an dem die meisten Leser ungläubig grunzen und sich auf dem Absatz umdrehen, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Skeptiker zu bitten, leise zu gehen und den nächsten Abschnitt ohne sie zu beginnen.

    Für diejenigen, die weiterlesen möchten, wird es wichtig sein zu wissen, dass Materialübergänge, unterschiedliche Massenverhältnisse im Signalweg und die generelle Anordnung der Stecker einen deutlichen Einfluss auf den Stromfluss haben und somit eine für diese Kabel-/Steckerkombination spezifische Signatur erzeugen. Wenn Sie Ihre HiFi-Anlage gut eingerichtet haben, d.h. einige der im Abschnitt ‘High Fidelity’ dieses Blogs aufgeführten Punkte beachten, sollte Ihr System in der Lage sein, Ihnen die Unterschiede zwischen den Kabeln in einem schnellen A-B-Vergleich aufzuzeigen. Trauen Sie sich ruhig, dies zu prüfen.

    Das HSB4 wurde zu einem relative späten Zeitpunkt in die Liste aufgenommen und hatte daher eine höhere Nummer, obwohl es wahrscheinlich eine höhere Priorität verdient hätte. Die Stecker wurden von Elecaudio auf Tellurium-Kupfer Basis hergestellt und waren versilbert. Da das Kabel selbst aus Silber und Kupfer bestand, waren diese Stecker in Kombination mit dem Kabel im Hinblick auf die Minimierung von Materialübergängen sehr sinnvoll. Bei meinen Vintage-Geräten saßen die Elecaudio Stecker etwas zu fest und mussten auch bei zurückgedrehter Außentrommel recht fest aufgedrückt werden. Später, beim Abziehen, musste ich dann sogar eine Messerklinge als Hebel benutzen. Abgesehen von diesen kleinen mechanischen Problemen hatte ich keine Beschwerden hinsichtlich dieser Verbindung.

    Da ich hauptsächlich nicht-vergoldete Vintage-Geräte betrieb, gefiel mir die Tatsache, dass die Stecker nicht vergoldet, sondern versilbert waren. Das hatte den keinen Vorteil, dass es weniger Materialübergänge gab. Obwohl das HSB4 alle klanglichen Vorzüge eines silbernen Solid-Core Kabels mitbrachte, wie z.B. kristallklare Höhen, hervorragende Transienten, einen süßen und überzeugenden Mitteltonbereich, musikalische Autorität und donnernd tiefe Bässe, wo sie benötigt wurden, betonte es kein bestimmtes Spektrum, wie es einige der anderen Konkurrenten in dieser Reihe taten. Je nach der Konfiguration Ihres Systems könnte dies ein Vorteil sein oder auch nicht, aber es war auf jeden Fall gut zu wissen.

    HBS-Serie - Silber Solid-Core Interconnects

    • HBS2 WM Audio (Messing/Silber) - agil, reaktionsschnell, einnehmend
    • HBPS KLE Innovations (Silber) - sehr aufschlussreich, sehr einnehmend
    • HBS4 Elecaudio (Kupfer/Silber) - Ausgewogen, informativ
    • HBS1 RAMM Audio (Kupfer/Gold) - reichhaltig, dunkel und beruhigend

    Die Wahl Ihres eigenen Kabels würde höchstwahrscheinlich von den Anforderungen Ihres aktuellen Systems und Ihrem Budget abhängen. Das HBPS kostete zum Beispiel mehr als doppelt so viel wie das HBS2, aber wenn Ihr System das Potenzial dafür hat und Sie sich gerne unterhalten lassen, machen die KLEI Absolute Harmony-Stecker das HBPS auf einem Niveau ansprechend, das die übrigen Konfigurationen einfach nicht erreichen. Bei weniger aufschlussreichen Systemen konnte das HBS2 zusätzlichen Schwung in die Musik bringen, vielleicht auf Kosten einer Abschwächung im unteren Bereich des Frequenzspektrums.

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    Der HBS1 hingegen wird dort gute Dienste leisten, wo Ihre Musik ein wenig dünn klingt und wo eine leichte Dämpfung der Höhen erwünscht ist. Alles in allem ist das HBS4 vielleicht das neutralste Kabel der Reihe. Es spielte alle Frequenzen ausgewogen ab und lieferte genügend Details in der Musik, horchte dabei jedoch nicht so tief in jede Aufnahme hinein. Im direkten Vergleich mit dem HBPS würde man den Unterschied bemerken und vielleicht das Gefühl haben, dass man etwas vermisst, aber bei längeren Hörsitzungen könnte der HBS4 angenehmer zu hören sein, weil zu viele Details auch anstrengend sein können.

    In unserer eigenen Anlage betreiben wir das HBS4 zwischen unserem Vorverstärker und unserer Endstufe zu sehr positiven Ergebnissen. Im selben System betreiben wir einen HBPS zwischen dem CD-Player und dem Vorverstärker. Diese Kombination ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich und hat schon so manchen Hörer in ungläubiges Staunen versetzt. In Verbindung mit einem Plattenspieler kann die geringe Kapazität aller Kabel als Tiefpassfilter dienen. Dies könnte mit einem zusätzlichen Kondensator behoben werden, aber es ist etwas, das man im Hinterkopf behalten sollte und der Grund, warum wir ein FastAudio ‘Black Science’ Kabel mit höherer Kapazität vom Plattenspieler zu unserem Vorverstärker verlegten, anstatt ein weiteres silbernes Kabel mit niedriger Kapazität zu verwenden.

    Technische Daten

    • Kabellänge: 100cm
    • Material: 4N Silber Vollkern, Kupferabschirmung
    • DC-Schleifenwiderstand: 0,48 Ohm
    • Parallelkapazität: 50 pF (56-58 pF, terminiert)
    • Handhabung: ungerichtet, flexibel
    • Terminierung: Elecaudio, Tellur-Kupfer, versilbert
    • Position getestet: DB1 Vorverstärker - ST140 Endverstärker

  • Kimber Kable Timbre

    Kimber Kable Timbre

    Veröffentlicht: 9.1.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    "Bist du neugierig?" fragte mich mein Großvater, als er sah, dass ich aufgestanden war und aus dem Fenster zu schaute, um zu sehen, welcher Automotor im Vorbeifahren so vollmundig klang. "Nein", antwortete ich, als ich mich wieder hinsetzte. Aber ich wusste, dass es eine Lüge war. In den Reihen ehemaliger deutscher Soldaten, die unlängst zu Fabrikarbeitern geworden waren, galt Neugier als ein Ärgernis, das es zu zähmen galt, ein Fleckchen Kindlichkeit auf dem bitteren Weg zum Mann. Und ich fühlte mich natürlich schuldig, weil ich wusste, dass ich weit über meine eigene Kontrolle hinaus neugierig war.

    In der heutigen Welt, die eher ein Spielfeld konkurrierender Ideen als ein Feld des Kampfes und des Gehorsams ist, wird Neugierde eher als Vorteil denn als Belastung angesehen. Was erwünscht ist, ändert sich im Laufe der Zeit, und ich habe das Glück, zu einer Zeit geboren worden zu sein, als sich die Türen zu öffnen begannen und der Forschderdrang des Einzelnen wieder möglich war. Welche Charaktereigenschaft außer unbändiger Neugier würde mich schließlich dazu bringen, nach einem Kabel zu suchen, welches das Kimber Tonik übertraf, vor allem zu einer Zeit, in der ich mit dem Klang unserer Hifi-Anlage sehr zufrieden war. Während ich diese Zeilen schrieb, hörte ich mir gerade das Tonik an und konnte nur staunen, wie gut es die hohen Frequenzen wiedergab. Dennoch war es höchste Zeit, zum Testkandidaten zu wechseln.

    Ähnlich wie das Tonik war auch das Timbre mit Kimbers Tri-Braid-Feldgeometrie und VariStrand Technologie ausgestattet. Allerdings waren alle Features etwas aufwändiger gestaltet. Die geflochtenen Kabel bestanden aus einzelnen Litzen aus sieben verschiedenen Stärken, nicht nur aus vieren. Obwohl Kimber dies nicht direkt angab, handelte es sich bei dem "hyperreinen" Kupfer höchstwahrscheinlich um OCC und nicht um "ultrareines" OFC. Das Dielektrikum des Timbre bestand aus verlustarmem Fluorkohlenstoff, und die Anschlüsse wurden in einem mit Stickstoff unterstützten Handlötverfahren angebracht. Anstelle der einfacheren Ultratike-Stecker war das Timbre mit den anspruchsvolleren Ultraplate-RCA-Steckern ausgestattet, die aus einem massiven Stück Metall präzisionsgefertigt wurden und einen geteilten Mittelstift für besseren Kontakt aufwiesen.

    Wenn Sie vom Tonik zum Timbre wechselten, würden einige haptische Unterschiede deutlich. Das Timbre fühlte sich dünner und geschmeidiger an und war im Allgemeinen weniger widerspenstig in der Handhabung hinter dem Rack. Die Ultraplate-Stecker waren zwar besser verarbeitet, aber sie waren auch härter und weniger flexibel. Das machte sie etwas zu fest, um sie ganz auf unseren Restek V1 Vorverstärker mit seinen leicht überdimensionierten Buchsen aus den 1980er Jahren zu schieben. Wenn das Tonik einem Installationskabel glich, fühlt sich der Timbre eher an, als würde man ein Schmuckstück in den Händen halten. Auch klanglich hob sich die Timbre von der Tonik ab, was als vorteilhaft angesehen werden konnte, in anderen Szenarien jedoch auch hinderlich sein konnte. Es hing alles davon ab, wie wir den Rest unseres Systems eingerichtet hatten.

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    Während die Stärken des Tonik in der Wahrung des tonalen Gleichgewichts lagen, war das Timbre schon weitaus informativer. Die Stimme von Diana Krall erhielt einen stärkeren Sinn von Heiserkeit und Realismus, da mehr vom ursprünglichen Timbre ihrer Stimme erhalten blieb. Dasselbe ließ sich über die Instrumente sagen. Bei "I Have Changed My Address" köchelten die Becken viel länger, und der Klang des Metalls war realistischer als bei dem Tonik. Während es beim Simmern vor allem um eine größere Breite in den Höhen ging, gab es dunkle Bassläufe, die das Timbre ganz subtil dazu schichtete, während sie beim Tonik unbemerkt bleiben. Der nächste Song auf Dianas Album war "Love Me Like a Man", der das Tempo anzog, und das lange Simmern der Becken überschnitt sich leicht mit der nachfolgenden Musik. Das führte zu einer leichten Überlagerung in den Höhen und lenkte dadurch die Aufmerksamkeit des Hörers darauf, so dass es leicht unausgewogen erschien, was es aber nicht unbedingt war. Eine Überlastung der Höhen war etwas, das ich bei dem Tonik nicht erlebt hatte und das, abhängig von der übrigen Anlage, zu einem Grund für Hörer-Ermüdung werden konnte.*

    Das Timbre erschaffte eine wunderbare Bühne, die gleichzeitig breit und tief war. Zwischen den Instrumenten war reichlich Platz, und einzelne Töne wurden oft tief in den Raum oder über die linke oder rechte Lautsprecherposition hinaus geschleudert. Diana Krall, die auf ihren Alben in der Regel die einzige Sängerin war und meist auch in der Mitte der Bühne stand, wirkte vor mir mit den um sie herum angeordneten Instrumenten lebensecht und plastisch. Die Musikinstrumente waren in ihrem individuellen Charakter - oder Timbre - erkennbar und erhielten ihren eigenen Raum. Die Fähigkeit des Timbre, zu spielen und zu unterhalten, macht es zu einem interessanten Anwärter für die Stufe oberhalb der Einstiegsklasse. Seine offenherzige Art würde sicher die Messlatte für Ihre vorhandenen Komponenten höher legen und Ihnen bei der weiteren Optimierung Ihres Systems helfen. Auf unserer kleineren Anlage, die ich hauptsächlich zum nächtlichen Hören verwendete, würde ich vielleicht eines Tage wieder auf den Tonik umsteigen, das weit weniger aufregend zu hören ist. Aber würde ich das tun können, ohne das Gefühl zu haben, dabei etwas zu verpassen? Es würde sicher schwierig werden, denn ich war immer noch viel zu neugierig.

    Getestet mit folgendem Setup: CD-Player: Denon DCD 1420 (an Digital Coax HiVilux Reference); DAC: Cambridge DacMagic 100 (an Kimber Kable Timbre); Vorverstärker: Restek V1 (an Wireworld Luna 7); Endstufe: Hafler XL-280; und Tannoy XT8F (bi-wired, an Belden 9497)

    Technische Daten

    • Kabellängen: 100cm
    • DC-Schleifenwiderstand: 0,057 Ohm/m
    • Parallele Kapazität: 62,1 Pikofarad/m
    • Serielle Induktivität: 0,493 Mikrohenry/m
    • Charakteristische Impedanz: N.N.
    • Handhabung: gerichtet, glatt flexibel
    • Anschluss: rhodiniert, Teflon-Isolator
    • Getestete Position: CD-Player + DAC zum Vorverstärker

    * Anmerkung: 4 Apr 2021 - Ich habe inzwischen herausgefunden, dass die oben beschriebene Sättigung in den Höhen dadurch verursacht wurde, dass eine Timbre-Litze ein anderes Audiokabel hinter dem Rack berührte. Bei freier Aufhängung blieb das Kabel auch in schnelleren Passagen gut geordnet. Kabel ohne Netzabschirmung scheinen dabei noch empfindlicher auf Berührungen zu reagieren als ihre geschirmten Pendants.


    Musik by Cara live music
  • Kimber Kable Tonik

    Kimber Kable Tonik

    Veröffentlicht: 7.1.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Dieses erschwingliche Einstiegskabel von Kimber war auch meine Eintrittskarte in den audiophilen Hörgenuss. Angesichts des rückläufigen Marktes für Hifi-Produkte und der wachsenden Nachfrage nach Heimkino-Installationen, die deutlich längere Kabel benötigen, mussten die Hersteller von hochwertigen Audiokabeln ebenfalls erschwingliche Lösungen entwickeln, um im Geschäft zu bleiben. Vor diesem Hintergrund wurde das Tonik-Kabel von Kimber speziell mit einer glatten und strapazierfähigen Außenhaut ummantelt, die es leicht machte, es durch Löcher zu ziehen und in Wänden zu installieren. Während andere Kimber-Kabel aus Litzen mit sieben verschiedenen Stärken bestanden, wurde diese Zahl beim Tonik auf nur vier verschiedene Durchmesser reduziert, um die Kosten zu senken. Andere Zugeständnisse wurden bei der Wahl der Stecker gemacht, z.B. hat der Ultratike Cinch/RCA-Stecker des Tonik nicht den geteilten Mittelstift, den wir normalerweise bei den teureren Kimber-Produkten wie dem Timbre oder PBJ vorfanden.

    Das Tonik hatte mich durch sein geflochtenes Design und seinen günstigen Preis überzeugt. Den hervorragenden Kundenrezensionen zufolge, die damals vorlagen, bot es eine außergewöhnliche Leistung für ein Einsteiger-Kabel. Als Neuling auf dem Gebiet der Hifi-Audiokabel war ich von der sofortigen Klangverbesserung absolut überwältigt, vor allem im direkten Hörvergleich mit den konventionell geschirmten Kabeln, die ich bis dahin kannte, wie z. B. die Einsteiger-Kabeln von Sommer oder Fadel Art. Inzwischen habe ich auch erfahren, dass sich der Name ‘Tonik’ auf den Grundton in der musikalischen Tonleiter bezog. Aber für mich klang es eher wie “Gin und Tonic", reich an Geschmack und voller prickelnder, sprudelnder Lebensfreude.

    In echter Kimber-Manier spielte das Tonik schnell, hochdynamisch und informativ. Obwohl es in der Lage war, viele musikalische Details darzustellen, blieb es dabei kohärent und tonal ausgewogen, mehr noch als seine hauseigene Konkurrenz. Die rhodinierten Kontakte des Ultratike schienen den inneren Schwung des Toniks dabei sehr zu unterstützen. Die Drähte selbst waren aus hochreinem Kupfer. Kimber gab nicht an, ob es sich um OFC oder OCC handelte, und das war wahrscheinlich auch nicht wichtig, denn der Zaubertrick des Kabels liegt vielmehr in seiner dreifach geflochtenen Feldgeometrie und seiner Konstruktion aus Drähten unterschiedlicher Dicke - oder VariStrand, wie Kimber es nannte. Das PE-Dielektrikum war dabei etwas weniger flexibel als das von Kimbers Timbre- oder PBJ-Kabeln, was die Handhabung hinter einem HiFi-Rack etwas widerspenstiger machte. Seine geflochtene Konstruktion schirmte es gut gegen Einstreuungen von außen ab. An einen DAC, CD-Player oder Streamer angeschlossen, war es fast unmöglich, es aus der Ruhe zu bringen.

    Die Flechttechnik von Kimber hatte eine lange Geschichte. In den 1970er Jahren arbeitete Ray Kimber für eine Firma, die Licht- und Tonanlagen in einigen der ersten Diskotheken installierte. Als er feststellte, dass lange, nebeneinander verlegte Licht- und Tonkabel den Klang von Anlagen durch Interferenzen negativ beeinflussten, fand er heraus, dass das Verdrillen und Flechten dieser Kabel auf eine bestimmte Art und Weise nicht nur vor Interferenzen schützte, sondern sogar den Klang verbesserte. Auf der Grundlage dieser Entdeckung gründete er Kimber Kable, einen Hersteller, der sich auf die Anwendung von Flechttechniken spezialisierte. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels beschäftigt das in Utah ansässige Unternehmen Kimber Kable 12 Mitarbeiter und liefert audiophile Verbindungs- und Lautsprecherkabel an Musikliebhaber in aller Welt.

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    Das Tonik von Kimber ließ die Musik frei fließen, mit Schwung, und war zugleich reich an Grundton. Klaviertöne und Stimmen klangen voll und auf Anhieb sympathisch. Es setzte sich gut in Szene, ließ aber im Vergleich zum Timbre etwas an Breite und Tiefe vermissen. Die Darstellung der Musik war ausgewogen, doch - im direkten Vergleich mit dem Timbre - waren die höheren Frequenzen nicht ganz so offen, und einzelne Töne klangen nicht so lange nach. Bei "Black Crow" von Diana Krall stellte das Tonik die Musik akkurat und mit solidem Fundament im Raum dar, aber das Timbre platzierte die Becken weiter von den Lautsprechern entfernt und staffelte viel tiefer im Raum. Das Gleiche galt für die Basswiedergabe. Während das Tonik einen vollen und kompakten Bass spielte, war der Bass des Timbre leichter, flinker und zu mehr Nuancen fähig. Mit diesen Eigenschaften im Hinterkopf wäre das Tonik vermutlich ein besserer Begleiter für Rock, Pop, Hip-Hop usw., während Jazz- und Klassikliebhaber wohl gut beraten wären, ein wenig mehr für die nächsthöhere Stufe auszugeben. Letztendlich blieb es natürlich eine Frage des Geschmacks, des Budgets und hing auch davon ab, wie gut es sich mit den anderen Komponenten eines Systems vertrug. Das Tonik war ein hervorragendes Einsteiger-Kabel, das es uns ermöglichte, anspruchsvollen Kimber-Sound zu erleben, oder zumindest 90 Prozent davon, ohne dass wir dafür viel Geld ausgeben mussten. Falls Sie noch keine Erfahrung mit geflochtenen Kabeln haben, wäre das Tonik definitiv ein guter Ausgangspunkt. Und nachdem ich es mir beim Schreiben dieses Artikels heute noch einmal angehört habe, werde ich es auf jeden Fall noch eine Weile in meiner Sammlung behalten.

    Getestet mit der folgenden Konfiguration: CD-Spieler: Denon DCD 1420 (an Digital Coax HiVilux Reference); DAC: Cambridge DacMagic 100 (an Kimber Kable Tonik); Vorverstärker: Restek V1 (an Wireworld Luna 7); Endstufe: Hafler XL-280; und Tannoy XT8F (bi-wired, an Belden 9497)

    Technische Daten

    • Kabellängen: 100cm
    • DC-Schleifenwiderstand: 0,055 Ohm/m
    • Parallele Kapazität: 52 Pikofarad/m
    • Serielle Induktivität: 0,772 Mikrohenry/m
    • Charakteristische Impedanz: N.N.
    • Handhabung: richtungsgebunden, hartflexibel
    • Anschluss: rhodiniert, Teflon-Isolator
    • Getestete Position: CD-Spieler + DAC zum Vorverstärker

  • Stager Silver Solids

    Stager Silver Solids

    Veröffentlicht: 27.5.2024

    Herstellungsdatum: 1996

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Analog Interconnects

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Marc Stager hegt seit vielen Jahren eine tiefe Leidenschaft für das Thema Audio. Sein Unternehmen, Stager Sound Systems, befindet sich in Manhattan, New York, und ist auf die Vermietung von professioneller Audio- und Videoausstattung spezialisiert. Marcs Bestreben, sowohl intime als auch große Musikveranstaltungen mit verzerrungsfreiem und möglichst natürlichem Klang zu versorgen, brachte ihn unter anderem dazu, sich mit dem Thema der Verkabelung zwischen den einzelnen Komponenten zu befassen, was ihn schließlich zur Entwicklung einer eigenen Produktlinie von Audiokabeln führte. In diesem Zusammenhang wandte sich Marc auch an mich, um zu erfragen, ob ich Interesse daran hätte, einen Testbericht über eines seiner Kabel zu schreiben.

    Marcs Anfrage erreichte mich zu einem Zeitpunkt, als wir gerade den Umzug unseres Unternehmens und unserer Familie aus dem geschäftigen Frankfurt am Main in das kleine Städtchen Marne vollendet hatten. Der neue Standort bot eiaudio einen eigenen 70 Quadratmeter großen Hörraum, sowie einen zusätzlichen Regieraum für Aufnahmen. Und zum ersten Mal in der Geschichte dieses Blogs konnte ich meine Systeme komplett außerhalb des Wohnbereichs der Familie aufstellen, meine Lautsprecher so positionieren, dass sie Raumresonanzen vollständig berücksichtigen, die Böden und Wände für kürzere Nachhallzeiten behandeln und sicherstellen, dass jede meiner drei HiFi-Ketten (die ich zum Testen der Geräte benutzte) direkt vom zentralen Sicherungskasten unseres Hauses mit sauberem Strom versorgt wird. Hinter jedem Regal gab es genügend Platz, um eine sorgfältig durchdachte Verkabelung zu ermöglichen und sicherzustellen, dass es zu keinen versehentlichen Kreuzinduktionen zwischen den Kabeln kam, die den Klang oder die Transienten hätten beeinträchtigen können.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehr als 180 Artikel und Testberichte über HiFi-Geräte verfasst und erst kürzlich eine Verbindung zu Symphonic Line, dem deutschen Hersteller von High-End-Audiogeräten, hergestellt. Das Erkunden dieser Komponenten hatte meinen Horizont in Bezug auf tonale Genauigkeit in der Musikwiedergabe auf unerwartete Weise erweitert. Obwohl mir dieses Thema auch zuvor bekannt war, hatte ich diesen Aspekt noch nie auf so wundersame Weise ausgeführt erlebt, dass ich seinen enormen Wert zu schätzen wusste. Kurz gesagt, ich hatte mir eine professionelle Testumgebung geschaffen und war nun mit einer ganz neuen Dimension des Hörgenusses vertraut. Ich fühlte mich bereit für die nächste Phase meiner Erkundungen und schrieb deshalb an Marc zurück, dass es mir eine Ehre sei, seine Kabel zu testen und einen Bericht über meine Eindrücke zu schreiben.

    Die Stager Silver Solids trafen nur wenige Tage später in einem schlichten Pappumschlag bei mir ein. Ich überprüfte die Kabel und stellte fest, dass sie ihre Reise in ausgezeichnetem Zustand überstanden hatten. Meine Exemplare waren mit klassischen Canare F10 Cinch-Steckern terminiert, die aus gefrästem Messing bestanden und über einen Teflon-Isolator und 24K-vergoldete Kontakte verfügten. Laut der Spezifikation können die Zugentlastungen der Canare-Stecker selbst dicke Kabel mit einem Durchmesser von bis zu 6,0 mm aufnehmen. Diese Tatsache ließ sie in Kombination mit dem 2 mm-Durchmesser der beiden verdrillten Stager-Drähte ein wenig überproportioniert aussehen. Die Canare F10 haben einen massiven Mittelstift (anstelle eines hohlen oder geteilten Stifts) und verwenden einen nicht verstellbaren Massering, anstelle eines einzelnen Kontaktpunkts, wie es heutzutage in High-End-Anwendungen üblicher ist, um Wirbelströme zu verhindern.

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    Stagers Kabelleiter werden aus einem verdrillten Paar 24 AWG Solid-Core-Draht hergestellt, der aus 99,9% reinem, weichem Silber besteht. Laut Marc wird jeder Draht vor der Montage nochmals von Hand poliert, um eine körnungsfreie Oberfläche zu gewährleisten, und anschließend in einen transparenten Teflonisolator gezogen. Die Kabelenden sind jeweils mit Polyolefin-Schrumpfschläuchen in den Farben Rot und Schwarz beschichtet. Durch die Abwesenheit einer zusätzlichen Schirmung sind die Kabel nicht richtungsgebunden. Aus den technischen Daten entnehme ich, dass diese “ungeschirmte" symmetrische Bauweise eine niedrige Kapazität von 9 pF/ft gewährleistet. Der Schutz vor störenden Außeneinflüssen wird demnach allein durch den Twisted-Pair-Aufbau des Kabels gewährleistet. Eine halbe Wicklung erreicht dabei eine Länge von ca. einem Zentimeter.

    Die Idee, Kabel zu verdrillen, um deren Schutz vor Störungen zu verbessern, ist dabei nicht neu. Zum ersten Mal habe ich den Begriff im Zusammenhang mit Telefon- und LAN-Verbindungen gehört, bei denen verdrillte Drahtpaare in Kombination mit Geflechtschirm und/oder Aluminiummantel verwendet werden, um eine höhere Signalintegrität zu gewährleisten. Bei Cinch/RCA-Audioverbindungen haben Twisted-Pair-Konstruktionen ebenfalls eine lange Tradition. So hatte ich einst ein 22 AWG Western Electric-Kabel zum Testen erhalten, welches mit Seide überzogene Solid-Core-Kupferdrähte verwendete, um auf diese Weise in erster Linie schön-klingende Stimmen zu erzeugen.

    Mein bevorzugtes Allround-Lautsprecherkabel (in Verbindung mit Vintage-Lautsprechern) ist das Belden 9497, bei dem zwei Drähte aus verzinnten Kupferlitzen mit einem Wicklungsverhältnis von etwa 5 mm pro Halbwindung verdrillt werden. Eine ähnlich abschirmende Wirkung wird durch geflochtene Feldgeometrie erreicht, wie sie u.a. von Kimber Kable propagiert wird. Ich hatte eine Zeit lang unter anderem das Kimber Timbre in meiner Sammlung und erinnere mich, dass auch dieses seinen Zweck recht gut erfüllte.

    Silberne Massivdrähte spielen ohne Zweifel auf einem anderen Level. Wenn es um Audioverbindungen geht, liefern Solid-Core-Konstruktionen größtmögliche musikalische Homogenität, während Silber eine überlegene Konnektivität bietet. Während sich Musiksignale durch Kupfer "bewegen”, "krachen” sie regelrecht durch Silber. Beim Wechsel von Kupfer zu Silber habe ich jedesmal erneut den Eindruck, dass sich die Bremsen lösen, die Musik endlich frei atmen kann, die Dynamik sich entfaltet und ich förmlich bis auf den Boden der Aufnahme hindurch hören kann. Dieses Phänomen habe ich zum ersten Mal mit den Silberkabeln entdeckt, die Holger Becker für mich fertigte. Ich erinnere mich, dass wir viel Spaß an unseren Neuentdeckungen hatten und mit jedem neuen Kabel mutiger wurden, bis schließlich Abschirmung und Stecker dazu dienten, sämtliche Vorteile von Silber zu enthüllen. Zumindest glaubten wir das.

    Ich war sehr neugierig, wie sich die Silver Solids von Marc Stager vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen schlagen würden und verband seine Kabel zunächst mit meinem Cambridge DAC Magic und dem Symphonic Line RG2-MK3 Vorverstärker. Ich gab der Anlage etwa eine Woche Zeit, um sich einzuspielen und verfasste dann zunächst meinen überfälligen Testbericht über die RG2-Vorstufe. Die Silver Solids blieben für die Dauer meines Tests im System und trugen positiv zu einigen meiner Beobachtungen hinsichtlich des Klangs der HiFi-Kette bei. Mein eigenes Solid-Core-Silberkabel (erster Generation), das vom Vorverstärker zur Dynavox VR70E-II Röhrenendstufe führte, musste seinen angestammten Platz räumen, da das Symphonic Line-eigene Harmony HD-Kabel an dieser Stelle eine noch eindrucksvollere Dynamik erzeugte, vor allem in Verbindung mit den Lautsprecherkabeln von Symphonic Line. - Nun, so spielt das Leben.

    Als ich schließlich meinen Fokus vollständig auf Marcs Kabel richtete, hatte es bereits ca. 80 Stunden Musik gespielt. Silberdrähte brauchen in der Regel bis zu 200 Stunden, um vollständig eingespielt zu klingen. Es ist daher gut möglich, dass mir während meines Tests ein paar Aspekte verborgen blieben. Ich begann meine Session mit der Wiedergabe einiger lokaler deutscher Musik-Highlights wie Bad As We, dem Senior Jazz Trio, Anna Boulic, dem Sunday Morning Orchestra und Alexander Möckl von CD, welche Heinz-Peter Völkel und Andreas Sandreuter in ihren Live||Tape-Sessions aufgenommen hatten. Ihre Idee war es, alle Songs live mit einer professionellen Bandmaschine aufzunehmen, um darauf hinzuweisen, wie gut analoge Aufnahmen wirklich funktionieren. Es war ein interessantes Projekt, und der einzige Nachteil war, dass sie ihre Master für mich auf CD überspielen mussten, weil ich noch keine eigene Bandmaschine hatte. Die Aufnahmen transportierten das Flair kleiner Bühnen, auf denen alles passieren konnte, und es machte mir sehr viel Spaß, den Stücken zuzuhören.

    Die Stager Silver Solids trugen zu einem angenehmen und einnehmenden Klang bei. Sie ließen den Tiefbass ohne unnatürliche Zurückhaltung durchrollen. Etwas ungewöhnlich im Zusammenhang mit silbernen End-to-End-Kabeln war die Tatsache, dass die Höhen stets weich und seidig blieben, anstatt grell und knackig zu klingen. Diese angenehme Anpassung der Höhen war vermutlich auf den Materialwechsel von Silber zu vergoldeten Messingsteckern zurückzuführen. Dennoch war die Detailwiedergabe jederzeit ausreichend, um eine spannende Präsentation zu gewährleisten. Erfreut stellte ich fest, dass die für Symphonic Line typische Tonalität intakt blieb. Dadurch war es möglich, eine Vielzahl von Sängern und Instrumenten voneinander zu unterscheiden, wenn es in der Session gedrängt zuging. Die richtige Tonalität vermittelt übrigens auch die Gefühle und sorgt so dafür, dass wir der Musik auch aus einer emotionalen Perspektive heraus aufmerksam folgen.

    Wie bei den meisten Twisted Pair und geflochtenen Kabeln empfand ich die Bühne als riesig und manchmal etwas willkürlich proportioniert, wobei sich einzelne Klangereignisse allzu leicht von den Lautsprechern lösten. Unter anderen Umständen wäre mir diese "Nachlässigkeit" vielleicht nicht so sehr aufgefallen, wenn nicht gerade Symphonic Line den Ruf hätte, in der Musik eine strenge Ordnung und Proportion zu wahren. Um diesen Effekt weiter zu untersuchen, schloss ich das Stager-Kabel an meiner zweiten Anlage zwischen meinem Symphonic Line RG9-MK3 Vollverstärker und einer geborgten RG11 Endstufe an. In diesem Szenario trieb der RG11 die elektrostatischen Panels unserer Martin Logan SL3-Lautsprecher an, während der RG9 im Bi-Amping den Antrieb der dynamischen Tieftöner übernahm. Die Silver Solids leisteten hervorragende Arbeit in Bezug auf Dynamik, Klang- und Detailtreue. Dennoch blieb das Gefühl unbändiger Proportionen bestehen.

    Als ich auf Adam LaBarge's Testbericht über die Stager Silver Solids auf 'The Audio Beatnik' stieß, erfuhr ich dort, dass er Stagers Kabel mit sehr positivem Resultat zwischen seinem Plattenspieler und Vorverstärker eingesetzt hatte. Verdrillte oder geflochtene Kabel in dieser heiklen Position zu nutzen hatte bei mir stets für störende Außeneinflüsse gesorgt, und so entschied ich mich dafür, es nochmals zu probieren. Ich schloss die Stager Kabel zwischen meinem Dual CS-505-3 und dem RGR Model 4 Vorverstärker an. Das prompte Ergebnis war ein unangenehmes 50-Hz-Brummen, gepaart mit einem leisen hochfrequenten Zischen. Als ich die Silver Solids durch die Black Science von Fast Audio oder "Das Schnelle" von Symphonic Line ersetzte, war jegliches Hintergrundrauschen auf einen Schlag verschwunden. Um sicherzugehen, dass die Stager-Kabel nicht defekt waren, holte ich ein älteres, geflochtenes und silberbeschichtetes Audiocrast OCC-Kupferkabel hervor und stellte fest, dass dieses noch lautere Nebengeräusche produzierte als Marcs Kabel. Es ist gut zu wissen, dass Stager Audio auch geschirmte Phonokabel anbietet, doch für unseren Test ist es erstmal wichtig festzustellen, dass es Unterschiede in der Güte von Schirmung gibt, was wiederum einen Einfluss auf das Signal hat.

    Bei meiner dritten HiFi-Kette angekommen, wechselte ich schließlich zwischen dem silberummantelten OCC-Kupferkabel von Audiocrast, den Silver Solids von Stager und dem "Das Schnelle" von Symphonic Line hin und her. Die Lautsprecher waren meine Epicure EPI 500, angetrieben von einer eher seltenen RG9-basierten Endstufe mit RGR Model-4 Vorverstärker. Der CD-Spieler war der aufschlussreich klingende Pioneer PS-S604 mit Pioneers patentiertem Plattenlaufwerk. Ich spielte ein paar Jazz-Titel von Helge Liens Doppelalbum "10" und Youth Lagoons Album "Heaven is a Junkyard" ab und war von den Silver Solids sehr angetan. Sie boten einen klanglichen Vorteil gegenüber den silberbeschichteten Audiocrasts und präsentierten die Musik sogar lebendiger als die Symphonic Line-Kabel. Bei der Wahrung von Ordnung und Proportionen erwies sich jedoch die bessere Abschirmung der Symphonic Lines als überlegen.

    Der ebenfalls von Adam LaBarge bemerkte und beschriebene Effekt einer riesigen Klangbühne, könnte nach meiner Einschätzung zum Teil auf hochfrequente Störungen zurückzuführen sein. Obwohl die Interferenzen bei Line-Anwendungen, wie z. B. CD-Playern mit Leistungspegeln von 2 Volt Spitze-zu-Spitze (oder 316 mV @-10dBV), unhörbar waren, wurden sie in empfindlicheren Umgebungen direkt hörbar. Phono-Tonabnehmer haben einen maximalen Ausgangspegel von 2 bis 7 mV, je nach Tonabnehmer, und die RIAA-entzerrte Verstärkung von Phono-Signalen ist daher um ein Vielfaches größer. Auch wenn wir Interferenzen in Line-Setups nicht ohne Weiteres wahrnehmen, so sind ihre Auswirkungen auf die Musik doch an den von hohen Frequenzen übermittelten Richtungssignalen zu hören, die dadurch beeinflusst werden können.

    In ihrer Preisklasse sind die Stager Silver Solids eine lohnende Investition. In vielerlei Hinsicht können sie mit Audiokabeln mithalten, die ein Vielfaches ihres moderaten Preises kosten. Aufgrund ihrer dünnen und starren Beschaffenheit sind sie hinter dem Rack nicht immer leicht zu handhaben. Ihre ungeschirmte Konstruktion macht sie zu guten Begleitern für Line-Anschlüsse. Hörer, die Wert auf tonale Korrektheit, Dynamik und Detailtreue legen, werden an diesen Kabeln ihre Freude haben. Durch ihre weichen und seidigen Höhen wirken sie keinesfalls ermüdend. Hörer, die besonderen Wert auf Genauigkeit in der räumlichen Abbildung legen, sind mit anderen Kabeln vermutlich besser bedient. Ich für meinen Teil habe beschlossen, mein Stager-Kabel immer griffbereit zu haben, um Systemen, denen es an Dynamik, Details und Tonalität mangelt, neues Leben einzuhauchen. Sie kitzeln auf jeden Fall die Sinne und sorgen für einen insgesamt angenehmen Klangeindruck.

    18 Juli 2024: Dieses Kabel macht mir seither beim Hören so viel Freude, dass ich mich entschlossen habe, es in den eiaudio-Shop aufzunehmen. Eine echte Empfehlung von mir.

    Stager Silver Solids sind jetzt im eiaudio-Shop verfügbar >

    Technische Daten

    • Kabeltyp: Rein-Silber Solid-Core-Verbindungskabel
    • Anwendung: Cinch/RCA, Line-Signale (XLR optional)
    • Konstruktion: Twisted-Pair, nicht richtungsgebunden
    • Leiter: 99,9% reines, weiches, 24 AWG-Silber (handpoliert)
    • Dialektikum: transparentes Teflon (PTFE)
    • Abschluss: Canare F10, Messingkern, 24K-Vergoldet (Neutrik XLR)
    • Gemessene mittlere Kapazität (Kabel): 9 pF/ft
    • Gemessene Kapazität (Stecker): 1.5 pF, Stück
    • Getestete Position(en): DAC—CD / Vor—Endstufe / Phono—Pre / CD—Pre
    • Herstellungsland: USA
    • Jahr(e): 1996 - heute

    Photographic images: Stefan Bluhm, 2024


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  • Western Electric Silk Solid Core

    Western Electric Silk Solid Core

    Veröffentlicht: 27.12.2020

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Wenn es um historische Kabel geht, gibt es nur wenige Namen, die so viel Gewicht haben oder unsere Phantasie derart anregen wie der Name ‘Western Electric’. Das Unternehmen trägt seinen typisch amerikanischen Namen bereits seit 1872 und entwickelte sich zur Zeit der goldenen Jahre AT&Ts zu einem wahren Giganten. Vom frühen Telegrafennetz des vereinigten Staatenbundes bis hin zur modernen Telekommunikation entwickelte Western Electric Kabel und Elektronik für jeden nur erdenklichen Zweck. Dem Firmengründer Elisha Gray wurde sogar die Erfindung des Telefons zugeschrieben, gleichzeitig mit Alexander Graham Bell, bis er im Jahr 1879 einen Rechtsstreit zu den Patentrechten gegen Bell verlor.

    Signalverarbeitung und Signalweiterleitung gehörten zu den Hauptanliegen von Western Electric, und das Unternehmen experimentierte mit verschiedenen Materialien von Drähten, Dialektika und Konstruktionsmethoden. Je nach Verwendungszweck mussten die Kabel entweder flexibel, haltbar, temperaturbeständig, feuchtigkeits- und formbeständig usw. sein. Manchmal sollten Kabel Geräte über große Entfernungen miteinander verbinden und manchmal auf kleinstem Raum. Manchmal sollen sie für immer an einem festen Ort verlegt werden, und manchmal mussten sie ständige Bewegung aushalten. Bei der Gestaltung von Kabeln mussten zahlreiche Aspekte berücksichtigt werden, und diese waren meistens auch ein Kompromiss, der den Standort, die Verwendung und die Kosten berücksichtigte.

    Bei Audiokabeln, die hinter einem heimischen Hifi-Rack verlegt wurden, schränkte dies zwar den Bedarf an Verschleißfestigkeit ein, stellte jedoch gleichzeitig hohe Anforderungen in Bezug auf die Signale-Homogenität über ein breites Frequenzspektrum, ein optimales Verhältnis von Widerstand und Kapazität usw. Obwohl niemand ernsthaft bezweifelte, dass alle Kabel in der Lage waren, eine elektrische Verbindung zwischen zwei Geräten herzustellen, indem sie auf irgendeine Weise Strom fließen ließen, bedeutete dies aber nicht, dass sie in Bezug auf Timing und Amplitude über alle für die Akustik relevanten Frequenzen hinweg gleich gut funktionierten.

    Das hier vorgestellte historische Western Electric-Kabel bestand aus zwei solid-core Litzen aus hochwertigem Kupfer pro Kanal. Jede Kupferlitze war mit Seidenstoff umwickelt, und die Litzen waren gegeneinander verdrillt, um einen einzigen Kabelstrang zu bilden. Seide hat gegenüber vielen anderen Ummantelungen den Vorteil, dass sie die tonale Ausgewogenheit von Musiksignalen, die durch sie gesendet wurden, nicht beeinträchtigte. Aufgrund der paarweise verdrillten Konstruktion wurden äußere Störeinflüsse ausreichend reduziert, so dass keine zusätzliche Folie bzw. kein Netz zum Schutz erforderlich war. Konventionelle Abschirmungen wirkten sich negativ auf die Agilität und Dynamik aus, und bessere Abschirmungen hatten oft einen höheren Preis.

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    Dieses spezielle Western Electric wurde mit XLO Electric XLO HT PRO Cinchsteckern gebaut. Deren Qualität war zwar nicht schlecht, aber es gab eine Zeit, in der diese Stecker billig im Netz zu finden waren. Die Stecker waren mit 24K vergoldet und von geringem Gewicht. Das Gesamtergebnis war in vielerlei Hinsicht sehr erfreulich. Bei der Verwendung zwischen CD-Player und Verstärker gab es keine klangliche Konkurrenz von herkömmlichen geschirmten Multicore-Kabeln. Das Western Electric spielte einfach in einer anderen Liga. Und selbst in der Kategorie der geflochtenen oder verdrillten Paare konnte das Seidenkabel leicht mithalten.

    Nachdem ich das Western Electric Silk fast ein Jahr lang zwischen unserem Marantz CD-17 und dem DB1-Vorverstärker verwendet hatte, war ich an seine Fähigkeiten gewöhnt, und die Suche nach einem Upgrade erwies sich in der Tat als echte Herausforderung. Das Western Electric erzeugte einen naturgetreuen, natürlichen Klang, der mich vom ersten Moment an gefesselt hatte. Wie die meisten Massivkabel klang es direkt und nach vorne gerichtet, aber dennoch kam es nie aggressiv beim Hörer an. Es bot eine großartige Geschwindigkeit und Klarheit bei leichter Überzeichnung der Stimmen. Aufgrund der vielen musikalischen Details, die es jederzeit hervorbrachte, empfand ich seinen tonalen Einfluss am realistischsten, wenn ich Musik bei moderater Lautstärke hörte. Das Western Electric war nach meinem Verständnis auch ein großartiger Partner für Röhrenverstärker.

    An einigen Stellen las ich, dass das Western Electric keine eigene Signatur aufwies. Nach meinen eigenen Vergleichen zwischen Kabeln war ich mir jedoch nicht so sicher, ob ich dem zustimmen wollte. Ohne seine Leistung zu kritisieren, die in vielerlei Hinsicht phänomenal war, ergaben meine Hörproben die folgenden Eigenschaften: Es war eine leichte und angenehme Abschwächung im Hochtonbereich erkennbar, die zum Beispiel beim Hören von Becken deutlich wurde. Auf der positiven Seite trug dies zu einem angenehmeren Klang bei. Stimmen dominierten das Klangbild durch eine dezente Anhebung in diesem Bereich. Bässe wurden akkurat wiedergegeben, allerdings war Tiefbass nicht die besondere Stärke dieses Kabels. Daher eignete sich das Western Electric hervorragend zum Hören von natürlicher und akustischer Musik bei realistischer Lautstärke. Jazz, Blues, Folk und Klassik funktionierten hier alle hervorragend. Falls Sie tatsächlich ein NOS-Kabel ergattern können, sollten Sie ihm eine Einspielzeit von 80-100 Stunden geben. Wenn Sie bereits Erfahrungen im Umgang mit diesem Kabel haben und diese mit anderen teilen möchten, hinterlassen Sie sehr gerne einen Kommentar.

    Technische Daten

    • Kabellänge: 100cm
    • Kabelaufbau: Verdrilltes Paar
    • Drahtdurchmesser: 22AWG (0,644mm)
    • Draht-Material: Massivkern-Kupfer
    • Dialektikum: Seidengeflecht
    • Handhabung: bi-direktional, flexibel-elastisch
    • Abschluss: XLO HT-PRO RCA-Stecker
    • Getestete Position: Quelle zu Vorstufe (nicht Phono)

  • Wireworld Luna 7

    Wireworld Luna 7

    Veröffentlicht: 4.1.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Das Luna 7 von Wireworld war ein echtes Leichtgewicht unter den audiophilen Verbindungskabeln für Einsteiger. Doch trotz seiner eher zerbrechlich anmutenden Beschaffenheit hat dieses Kabel es in sich. Es verfügte über Wireworlds patentierte DNA-Dual-Helix-Konstruktion, die im Inneren aus zwei Adern eines Flachkabels mit zwei separaten und gleichmäßig verteilten Litzen aus jeweils 20 OFC-Kupferdrähten bestand. Die silberbeschichteten Aluminiumstecker verfügten über vergoldete Kontakte von geringer Masse und einen ausgehöhlten, vergoldeten Mittelstift. Die Stereo-Kanäle waren in der Mitte durch die äußere Kunststoffhaut physisch miteinander verbunden, wie es bei Lautsprecherkabeln häufiger der Fall war. Da dies jedoch gegen alle meine Ratschläge auf dieser Website verstieß, war ich versucht, die Kanäle mit einem Messer voneinander zu trennen, um die Eigenschaften zu verbessern, entschied mich aber schließlich dagegen, um den Verkaufswert zu erhalten. Auch wenn der Preis durchaus moderat war, wäre eine von mir selbst vorgenommene Umgestaltung dem zukünftigen Käufer nur schwer zu erklären gewesen.

    Ursprünglich hatte ich dieses Kabel gekauft, um es zwischen unserem Denon-CD-Player und dem Vorverstärker einzusetzen. In dieser Position lieferte es jedoch nur eine mittelmäßige Leistung und wurde bald durch teurere geflochtene Verbindungskabel von Kimber ersetzt. Zwischen CD-Player und Vorverstärker klang das Luna 7 eher weich, erzeugte einen angenehmen, aber unrealistischen Heiligenschein um die Höhen und ließ sowohl Bassattacke als auch Basskontrolle vermissen. Wegen seiner zarten Haptik war es mir einfach nicht in den Sinn gekommen, es in einer anderen Position zu testen. Damals war ich davon ausgegangen, dass es einfach so klang und hatte es mit einiger Enttäuschung in unsere Kabelbox gelegt.

    Als ich mich für meine eiaudio.de Website nochmals mit dem Thema Kabel beschäftigte, stieß ich erneut auf das Luna 7. Und obwohl es schon zwei Jahre her war, dass ich es das letzte Mal gehört hatte, war ich überrascht, dass ich es klanglich noch gut in Erinnerung hatte. Mein erster Impuls war, es zu verkaufen, ohne es noch einmal auszuprobieren oder hier gar zu erwähnen, aber dann rief ich meinen Freund und Co-Audiophilen Luigi an, um mit ihm einige Ideen zum Positionieren von Kabeln zu besprechen. Wir waren uns beide einig, dass es nur wenige allgemeine Regeln dafür gab, wie sich ein Kabel in einer bestimmten Position verhielt, und dass man, abgesehen von ein paar Ausnahmen vielleicht, jedes Kabel in so vielen Positionen wie möglich testen sollte, um absolut sicher zu sein, dass man seine Fähigkeiten in Kombination mit dem jeweiligen Gerät vollständig verstand.

    Bevor ich das Luna 7 nun zum zweiten Mal testete, verwendete ich an dieser Stelle Audio-Kabel von Georg Neumann die mit HiCon-Steckern konfektioniert waren zwischen Vor- und Endstufe unseres Restek / Hafler / Tannoy-Systems. Die Neumann-Kabel waren klanglich schnell und druckvoll mit einer leichten Schärfe im Hochtonbereich. Sie verleihen dem Gesamtbild etwas an Dramatik, was ich im Allgemeinen auch mochte. Ich ersetzte die Neumanns durch die Wireworld Luna 7 und war überrascht, dass der Glanz, an den ich mich aus meinem vorherigen Test erinnerte, dieses Mal nicht erschien. Die Luna 7 produzierten immer noch einen weichen Klang, aber in dieser neuen Position war die Veränderung keineswegs unangenehm oder unrealistisch. Während die Klaviertöne über Timbre verfügten, gab es auch eine neue Zartheit bei den Becken. Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Luna 7 einen wummernden Bass produzierten, ein Phänomen, das ich in beiden Test-Positionen nicht bestätigen konnte. Der Bass war nicht besonders nuanciert, das stimmte vielleicht, doch er fügte sich sehr gut in das Gesamtbild ein.

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    Stimmen waren eine Nuance heller und wirkten leicht zurückgesetzt, waren aber nie unangenehm. Kari Bremnes Titel "A Lover in Berlin" war ein gutes Beispiel für eine Aufnahme, bei dem die Stimme leicht zu schrill klingen konnte. Das war beim Luna 7 jedoch nicht der Fall. Andere Aspekte der Aufnahme rückten nach vorne und reichten weiter in den Raum hinein, als dies mit den Neumann Kabeln der Fall war. Das Luna 7 wäre gut für die Wiedergabe elektronischer Musik geeignet, da hinzu gemischte Effekte etwas ausgeprägter schienen. Die Klangbühne hätte klarer und vielleicht auch durchsetzungsfähiger sein können. Die Neumanns hatten eine natürlichere Bühne mit viel Abstand zwischen den Instrumenten erzeugt. Das war nicht unbedingt die Stärke das Luna 7 (was nicht wirklich überraschte). Dennoch war die Bühne, die sie erzeugte, ziemlich angenehm und entspannt.

    Die größte Stärke neben den angenehmen Höhen war wohl der Preis, zu dem es damals (und auch heute noch) kaum Konkurrenz gab. Für Interessenten, die gedachten ein neues Luna 7 zu erwerben, hatte Wireworld längst überarbeitete Versionen des Kabels herausgebracht, wie z.B. das Luna 8 mit einem leicht verbesserten DNA-Doppelhelix-Design und sehr ähnlichen klanglichen Eigenschaften. Gebrauchte Versionen des Luna 7 waren bisweilen zu sehr günstigen Konditionen erhältlich. Beide Versionen des Kabels wurden von Kritikern und Verbrauchern gleichermaßen positiv bewertet.

    Wenn es das Ziel dieser Website war, erschwingliche HiFi-Lösungen aufzuzeigen, die den Begriff 'fidelity' verdienten, sollte dieses Kabel unter den möglichen Optionen mit aufgeführt werden. Ich werde das Luna 7 noch ein paar Tage lang laufen lassen, da ich von seiner Leistung zwischen Vorverstärker und Endstufe positiv überrascht bin. Nicht 'High End', aber dennoch sehr angenehm. Im Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich die Tatsache überwinden kann, dass die beiden Kanäle parallel laufen, mit dem winzigen Stück Plastik dazwischen, und schließlich gibt es noch weitere Kabel zu erforschen. Wenn Sie das Luna 7 oder Luna 8 bereits kennen, sind Sie herzlich eingeladen, Ihre Erfahrungen in einem Kommentar mitzuteilen.

    Getestet mit der folgenden Konfiguration: CD-Player: Denon DCD 1420 (an Digital Coax HiVilux Reference); DAC: Cambridge DacMagic 100 (an Kimber Kable Timbre); Vorverstärker: Restek V1 (an Wireworld Luna 7); Endstufe: Hafler XL-280; und Tannoy XT8F (bi-wired, an Belden 9497)

    Technische Daten

    • Kabellängen: 100cm
    • Widerstand in Längsrichtung: N.N.
    • Parallele Kapazität: 300 Pikofarad/m
    • Serielle Induktivität: 0,34 Mikrohenry/m
    • Charakteristische Impedanz: N.N.
    • Handhabung: gerichtet, weich flexibel
    • Terminierung: Aluminium (versilbert und vergoldet)
    • Getestete Position: Vorstufe zu Verstärker

  • fastaudio Black Science MK II

    fastaudio Black Science MK II

    Veröffentlicht: 14.12.2020

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Thomas Fast eröffnete im Jahr 1998 sein erstes HiFi-Studio in Stuttgart und entwickelte sich schnell zu einer vertrauensvollen Anlaufstelle für audiophile Musikliebhaber im ganzen Land. Fastaudio bot eine Reihe von hochwertigen Dienstleistungen an, die vom Verkauf von HiFi- und High-End-Komponenten bis hin zur Aufstellung und Feinabstimmung dieser Komponenten in Haushalten, Büros oder in professionellen Studios reichten. Heute ist fastaudio auch ein renommierter Hersteller von Kabeln und Lösungen zur akustischen Raumbehandlung.

    Das fastaudio Black Science MK II Cinch-Verbindungskabel stammte aus eigener Fertigung und hatte sich, nun bereits in der vierten Generation, einen Namen als leistungsfähige Schnittstelle gemacht. Es war in vielen verschiedenen Längen erhältlich, und konfektionierte Versionen boten eine Auswahl an Steckern: die günstigere Version war mit Neutrik NF2 CB-2 bestückt, und die teurere Ausführung mit WBT Nextgen Steckern. Sowohl Neutrik als auch WBT stellten zweifelsohne hervorragende Stecker her. Persönlich war ich ein Fan des Neutrik NF2 CB-2, vor allem wegen seiner massiven Haptik und des praktischen Federmechanismus, einer Konstruktion, bei der die Masse beim Einstecken in die Außenhülle gedrückt wurde, wodurch ein leicht zu platzierender, aber sehr fester Halt in der Buchse entstand. Es war wirklich ein unglaublich gut durchdachter Stecker.

    Die hier gezeigte Version des fastaudio Black Science MK II wurde mit den Nextgen-Steckern von WBT konfektioniert. Schon beim Anblick des Designs wurde klar, dass fastaudio es ernst meinte. Der hohle Mittelstift des WBT war leicht aufgespalten, um einen maximalen Kontakt mit der Buchse zu gewährleisten. Anstelle eines kreisförmigen Außenkontakts griff das WBT kontrolliert an den äußeren Teil der Buchse. Das Kabel selbst wurde so dabei konzipiert, dass Skin-Effekte durch die Verwendung eines Blindgeflechts reduziert werden. Sowohl der Schirm als auch der hohle Innenleiter verliefen parallel zur Längsachse, um ein günstigeres Verhältnis von Induktivität und Kapazität zu erreichen. Ein in vielerlei Hinsicht war dies vielversprechendes Design.

    Der Name Black Science selbst war eine Anspielung auf das Thema der "schwarzen Magie” (oder Voodoo, wie es Kabelkritiker nennen würden), die auf das Konzept des Kabels als unerklärliche "Black Box" sowie auf "Wissenschaft" und Forschung einging, Disziplinen, die dabei halfen, Licht in die vielen unentdeckten Geheimnisse des Universums zu bringen. Ich konnte mir nicht sicher sein, dass dies Thomas Absicht war, als er das Kabel so benannte, doch als Sprachwissenschaftler kann ich nicht umhin, den Namen des Kabels in den Kontext des Diskurses unserer Zeit zu stellen.

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    Mit seiner abgeschirmten Konstruktion würde das Black Science MK II höchstwahrscheinlich gut zwischen Vor- und Endstufe funktionieren. (fastaudio stellt auch eine separate Version für den Anschluss an Phono her, die entweder mit dem traditionellen 5-poligen DIN-Anschluss oder einfach als Cinch-auf-Cinch ausgeführt war und ein separates Erdungskabel mit Kabelschuhen enthielt. Das Kabel, das ich bis zu diesem Zeitpunkt anstelle des fastaudio verwendet hatte, war das EPIC 1 von Haegermann audiolabs. Ich hatte mich für dieses Kabel entschieden, weil es schnell, akkurat und vorwärtsgerichtet mit großer Dynamik klang. Über diese Verbindung konnte unsere Hifi-Anlage jedoch bisweilen etwas schroff wirken. In Kombination mit den elektrostatischen Lautsprechern schien es mir genügend Details zu liefern.Jedenfalls vermisste ich beim Musikhören nicht viel, war andererseits aber auch nicht sonderlich begeistert vom Klang.

    Als ich den Black Science MK II zwischen Vorverstärker und Verstärker anschloss, bemerkte ich zunächst, dass sich die Bühne nur schwer formte, der Klang etwas verwaschen war und ich ein leichtes 50-Hz-Brummen auf dem rechten Kanal wahrnahm, während der linke Kanal, wie bei der DB1 Vorstufe und ST140 Endstufe in Kombination üblich, völlig still war. Ich überprüfte die Position der Kabel und stellte sicher, dass sie sich weder kreuzten noch berührten. Ich überprüfte den Klang erneut, und da ich eine gewisse Verbesserung sah, verstärkte ich meine Bemühungen, die Kabel zu verlegen, bis beide Kanäle absolut stumm waren. Während ich neben unserem Hifi-System und den bidirektionalen elektrostatischen Lautsprechern stand, war es schwierig, die Auswirkungen einer Veränderung zu beurteilen, mal abgesehen von ganz offensichtlichen Mängeln wie dem Brummen. Aber als ich mich wieder auf die Couch setzte, merkte ich sofort, dass sich meine Bemühungen auszuzahlen begannen.

    Richtig aufgestellt und angeschlossen, war das Black Science in der Lage, eine überzeugende Bühne mit viel natürlicher Breite und Tiefe aufzubauen. Es tat dies viel besser als das EPIC 1, bei dem die Musik stärker an den Lautsprechern haftete. Das MK II spielte bei Schwenks von links nach rechts nahtloser und reicht auch weiter in die hinteren linken und rechten Ecken des Raumes. Das Kabel bot scheinbar ein größeres Klangspektrum und vermochte es mehr Nuancen aufzudecken. Einzelne Töne bleiben deutlich länger erhalten. Dies wurde besonders deutlich, wenn natürliche Instrumente gespielt wurden. Jamie Safts "Loneliness Road" erstrahlte in seiner ganzen natürlichen Schönheit und bot einen voll konturierten, natürlichen Bass. Instrumente und Stimmen wurden ohne größere Klangverfärbungen wiedergegeben. Verglich man unsere beiden aktuellen HiFi-Anlagen, die Restek / Hafler / Tannoy und die DB1 / ST140 / MartinLogan Kombis, so konnte man sagen, dass letztere bei ähnlicher Dynamik und Detailtreue nun etwas wärmere und somit angenehmere Farben malte. Wenn dies zumindest teilweise auf das Fastaudio-Kabel zurückzuführen war, so würde ich dies eher als Vorteil sehen und war mit der Leistung sehr zufrieden.

    Getestet mit folgendem Setup: CD-Player: Marantz CD-17 (an WesternElectric); Vorverstärker: DB Systems DB1 (an fastaudio Black Science MK II); Endstufe: B&K ST-140; MartinLogan SL3 (doppelt verkabelt, mit Belden 9497)

    Technische Daten

    • Kabellängen: 100cm
    • Längswiderstand: 100 Milliohm/m
    • Parallele Kapazität: 53 Pikofarad/m
    • Serielle Induktivität: 0,3 Mikrohenry/m
    • Charakteristische Impedanz: 60 Ohm
    • Handhabung: gerichtet, weich flexibel
    • Terminierung: WBT Nextgen
    • Getestete Position: Vorverstärker zu Verstärker

Digitale Verbindingskabel

  • Digital Coax - HiViLux Referenz

    Digital Coax - HiViLux Referenz

    Veröffentlicht: 21.11.2020

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Es war einer dieser Momente, in denen alles möglich zu sein schien und die Zeit auf irritierende Weise angehalten wurde, während wir versuchten festzustellen, ob unser letzter Schachzug entweder völlig lächerlich oder absolut brillant war. Kennen Sie solche Momente? Sie scheinen immer dann aufzutreten, wenn man unbekanntes Terrain betrat. Vor allem, wenn man sich dabei auch noch der landläufigen Meinung widersetzte. Aber, wer würde so etwas schon tun?

    Nun, raten Sie nicht weiter, denn mit diesem Blog, der ja den schönen Titel "Erkundungen" trägt, wollte ich genau dieses Neuland betreten, und wenn ich dabei ein noch paar etablierte Mythen aus dem Weg räumen konnte: umso besser. Und wie wir noch sehen werden, war speziell dieses Thema besonders knifflig, da es zum HiViLux Reference Digital Coax Cable eine ganze Reihe von handfesten und sehr lautstarken Überzeugungen gab, gegen die es anzugehen galt. Zum einen gab es die "Kabel-sind-völlig-egal"-Typen, die sich aus Audio-Enthusiasten zusammensetzten, die zwar persönlich noch nie einen Test zwischen zwei Kabeln gemacht hatten, aber trotzdem nicht müde wurden zu prophezeien, dass sie keinen Unterschied hören würden, wenn sie es denn versuchten.

    Zum anderen gab es die "Digital-ist-digital"-Typen, die größtenteils aus technisch versierten Leuten bestand, die aufgrund von logischen Erwägungen behaupteten, dass die Reduzierung auf Nullen und Einsen das Thema Signalverlust der Vergangenheit angehören ließ, oder dass es zumindest keinen Einfluss auf die Audioleistung haben konnte. Dann gab es noch die "Wenn-ich-es-nicht-kenne-kann-es-nicht-gut-sein" und die "Wenn-es-billig-ist-taugt-es-nichts”-Typen, die sich aus kaufkräftigen HighEnd-Käufern zusammensetzten und sich längst aus der Reichweite normaler Menschen herausgekauft hatten und seither alles fürchteten, was ihren monetären Vorsprung vor dem Rest der Gesellschaft verringern konnte, frei nach dem fragwürdigen Motto: “Ich habe mehr Geld ausgegeben, also klingt es besser.” Diese Behauptung stimmte jedoch oft nur bis zum Komma.

    Vielleicht können Sie sich jetzt vorstellen, welche impliziten Kräfte gegen mich waren, als ich das Mittelklasse-Koaxialkabel eines neuen Herstellers auspackte, um damit ein anderes Digital-Kabel zu ersetzen, eines das ich bereits besaß (und das auch einwandfrei zu funktionieren schien), in der Hoffnung, eine Offenbarung zu erleben. Meine Überlegung war die folgende: Wenn dieses Kabel genauso gut funktionierte wie das, was ich bereits besaß, hätte ich zwei Kabel, um damit z.B. zwei Geräte an unseren DAC anzuschließen. Auf diese Weise wäre das Geld wäre nicht verschwendet. Doch wenn es besser wäre, auch nur ein kleines bisschen besser, dann hätte ich schon gewonnen, denn Qualität in der Musikwiedergabe geschah ja so oft in kleinen Schritten, die aber in Summe zu wahrer Magie wurden.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits viel über OCC-Kupfer gelesen, und irgendwie erfüllte diese Art von poren-freiem Kupferleiter einen Sinn. Wie ich nachlesen konnte, stand OCC für "Ohno Continuous Cast" und trug den Namen des Erfinders dieses Herstellungsverfahrens. Es handelte sich um ein Verfahren, bei dem Kupferdrähte nicht nur sauerstofffrei hergestellt wurden, wie es bei Oxygen Free Copper oder OFC üblich war, sondern auch frei von Korngrenzen, so als ob der gesamte Strang aus nur einem einzigen durchgehenden Kupferkristall bestünde, wodurch eine Reinheit von 99,9997 % erreicht wurde. Soweit jedenfalls die Theorie.

    Mit dieser neuen Erkenntnis hatte ich im Internet immer wieder nach OCC-Kabeln gesucht, aber nur überteuerte oder verdächtig billige Angebote gefunden, als nichts, dem ich wirklich vertrauen konnte, qualitativ hochwertige Ergebnisse zu liefern. Bis ich schließlich auf HiViLux-Kabel mit ihrem in chinesischer Hand befindlichen Heimkinogeschäft in Deutschland gestoßen war. Neugierig auf das Angebot, hatte ich den Aufbau des Kabels überprüft. Das Referenz-Digital-Koaxialkabel war mir dabei als besonders gut verarbeitet und preislich realistisch aufgefallen, so dass ich einen Kauf wagte. Ich hatte den Eindruck, dass das Kabelsortiment des Geschäfts eher dazu diente, den Verkauf der übrigen Geräte zu fördern, eine Tatsache, die mich beruhigte.

    Ein paar Tage später hielt meine robust aussehende Kabelbox mit dem HiViLux-Logo in der Hand und war mir noch nicht sicher, welchem der vier oben beschriebenen Skeptiker ich zuerst zum Opfer fallen würde. Das Kabel selbst hatte einen beeindruckenden Durchmesser von 1,4 cm, und die Qualität der Verarbeitung schien hervorragend zu sein. Aufgrund des Durchmessers, erwies es sich schwieriger als sonst, es hinter dem Rack zu verlegen, und die Drehverschlussstecker waren zudem etwas eng, als ich sie auf die Cinch/RCA-Buchsen schob. Ich musste dabei besonders gut aufpassen, dass ich nichts beschädigte. Das HiViLux Reference Kabel schloss ich zwischen unserem Denon DCD 1420 CD-Player und Cambridge Magic DAC 100 an. Auch schon das zu ersetzende Kabel war ein vierfach geschirmtes Koax, das für hochwertige SPDIF-Verbindungen ausgelegt war. Als Verwendungszweck war unter anderem "Musikwiedergabe" angegeben. Auch schon in dieser Kombination aus CD-Player und Kabel hatte unser externer Cambridge DAC den internen DAC des CD-Players an Musikalität überflügelt und dabei einen Zuwachs an Bühne und Dynamik geboten.

    Das Anschließen des HiViLux Reference brachte einige überraschende Offenbarungen, die unser Verständnis des Setups veränderten. Zum einen gab es eine plötzliche und signifikante Steigerung der Musikalität, der Dynamik, des Raums zwischen den Instrumenten und der allgemeinen Fähigkeit des Systems zu atmen. Der Unterschied war so intensiv, und die Farben der Instrumente waren so real, dass es mir schwer fiel zu glauben, dass dies alles auf das Kabeldesign zurückzuführen sein könnte. Irgendetwas anderes musste sich zusammen mit dem Kabel geändert haben, und ich fand bald heraus, was das war: nämlich das Vorhandensein eines zweiten Kabels an den beiden koaxialen SPDIF-Eingängen des DAC. Da ich das ursprüngliche Kabel noch nicht abgezogen hatte und der Einfachheit halber einfach den zweiten Eingang benutzte, waren nun beide Eingänge verkabelt und somit abgeschottet. Und genau das schien der Cambridge DAC zu benötigen, um ohne Störung zu funktionieren. Damit der DAC gut funktionierte, hätten wir einen 75-Ohm-Stecker verwenden müssen, um den offenen Eingang zu verschießen. Das bedeutete, dass wir den DAC noch nie zuvor richtig arbeiten gehört hatten und uns nicht bewusst waren, wozu er wirklich fähig war. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, wie viele Besitzer dieses DACs sich in der gleichen Situation befanden.

    Doch die anderen 50 % der hörbaren Verbesserungen waren eindeutig dem HiViLux-Koaxialkabel zuzuschreiben, das die Klangfarben, insbesondere die von Metallinstrumenten und Schlagzeug, korrigierte und so lebendige Darbietungen in den Raum stellte, wie wir sie nie zuvor gehört hatten. Auf dem Album "In2ition" von 2Cellos erschienen mir die Instrumente viel größer, als ich dies gewohnt war, und ich hörte Nuancen, die mir vorher einfach gefehlt hatten. Bekannte Lieder, die für mich schon lange ihren Glanz verloren hatten, waren wieder höchst unterhaltsam. Jamie Safts Album "Loneliness Road" wirkte lebendiger und bot nun eine tiefere und breitere Klangbühne. Das Schlagzeug hatte ein Timbre, das ich bisher nur bei Live-Auftritten gehört hatte. Auf Boris Blanks Album "Convergence" wurden einzelne Samples als solche hörbar, und man konnte bis in die Tiefen der Aufnahme hineinhören.

    Es dauerte mehrere Stunden, bis das frisch aus der Schachtel geholte Kabel vollständig zum Leben erwachte. Zu Beginn wirkte es leicht analytisch mit einem übermäßig straffen Bass. Dies legte sich jedoch schnell und führte zu einem vollen und satten Klang, den ich in den nächsten Tagen immer wieder hören wollte. Was mich überraschte, war die Tatsache, dass der Zuwachs an Durchsetzungsvermögen und Musikalität noch ausgeprägter war, als wir es beim Wechsel von den Tannoy 6 zu den größeren Tannoy 8 Lautsprechern empfunden hatten. Es war einfach mehr von allem da, und zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, ein echtes High-End-System zu hören, bei dem jede Komponente, vom CD-Laufwerk bis hin zu den Lautsprechern, beweisen konnte, dass ein großartiges System so viel mehr war als die Summe seiner Teile. Zu seinem aktuellen Marktpreis bot dieses Kabel mehr als die übliche Leistung und würde ein guter Bezugspunkt bei der Entscheidung für andere Komponenten sein.

    Hinweis: Nicht alle HiViLux 'Referenz'-Kabel waren auf dem gleichen Qualitätsniveau wie ihre Digitalkabel. Zufrieden mit meinem ersten Kauf, testete ich ein Paar Cinch/RCA-Verbindungen derselben Bauart, die nur eine unterdurchschnittliche Leistung erbrachten. Die goldenen Stecker zeigten Anzeichen von Anlaufen, vielleicht durch plötzliche Temperaturschwankungen während des Transports (ich verwendete Backpulver, um den Glanz wiederherzustellen), eines der Kabel war tatsächlich 1 cm kürzer als das andere, und die Ferritringe waren willkürlich angebracht worden. Letztere waren wahrscheinlich auch für den mäßigen Klang verantwortlich. Ich schickte die Cinch/RCA-Kabel zurück, nachdem ich sie zwei Tage lang in verschiedenen Positionen ausprobiert hatte. Leider schnitten sie in allen möglichen Positionen und Kombinationen schlechter ab als unsere vorhandenen Verbindungen.


Netzkabel

  • Audioplan Musicable PowerCord S

    Audioplan Musicable PowerCord S

    Veröffentlicht: 11.12.2021

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Es ist kein Geheimnis, dass sich die Entscheidungen, die wir beim audiophilen Hören treffen, mit jeder neuen klanglichen Entdeckung weiterentwickelten, und einige davon sind nur für diejenigen nachvollziehbar, die die Dimensionen dessen, was möglich ist, vollständig erfasst haben, indem sie diesen Weg selbst gegangen sind. Dies gilt insbesondere für das Thema Kabel. Während für den durchschnittlichen Hörer der Zweck eines Kabels einfach darin bestand, irgendeine Verbindung herzustellen, würden die meisten Audiophilen aus Erfahrung berichten, dass selbst mikroskopisch kleine Abweichungen im Kabeldesign über den Erfolg oder Misserfolg eines Systems entscheiden konnten, unabhängig davon, wie viel Geld dafür ausgegeben wurde. Diese Erkenntnis galt insbesondere für Verbindungskabel, die der Musikquelle am nächsten waren, und für die Netzkabel, die die Quelle verbanden.

    Zu dem Zeitpunkt als wir unsere erste Audioplan PowerCord S erwarben, hatten wir bereits seit mehreren Jahren Martin Logan SL3-Lautsprecher in unserem Haupthörraum in Betrieb. Diese Lautsprecher waren faszinierend, weil ihre großen elektrostatischen Treiber aus derart leichtem Material bestanden, dass sie für sich selbst genommen kaum Resonanz- oder Laufzeitprobleme aufwiesen. Theoretisch bedeutete dies, dass der von ihnen erzeugte Klang identisch oder zumindest doch sehr nahe an dem von der Musikquelle unseres Systems erzeugten Signal war.

    Im Bereich Musikwiedergabe war es schwierig, Komponenten zu finden, die sich selbst unsichtbar machen konnten - eine lobenswerte Eigenschaft der Martin Logan - und dennoch gab es Momente, in denen ich dachte, dass ich sie durchschaut hätte und einen charakteristischen Klang ausmachen konnte, der diesen Lautsprechern zu eigen war. Ich beschrieb solche Charakterzüge sogar in früheren Artikeln dieses Blogs, als ich - wie ich jetzt weiß - vielmehr die Gesamtsynergie unseres Systems in seinen vielen Entwicklungsstadien beschrieb. Das sollte jedoch nicht bedeuten, dass meine Beschreibungen ungenau waren, sie waren vielmehr eine Aufzeichnung unseres Systems zu einer bestimmten Zeit.

    Tatsächlich durchlief der Martin Logan-Sound bei uns viele Phasen der Entwicklung. Von Anfang an war mir klar, dass unsere 60-Watt-Endstufe, eine Hafler DH-120 für die Aufgabe schlichweg zu schwach ausgelegt war. Die Hybridkonstruktion der Lautsprecher benötigte Hochstrom in Hülle und Fülle, was die Fähigkeiten der Hafler bei weitem überstieg. Damals hoffte ich, dass ein Bi-Amping mit unserem gleichstarken 60-Watt-Rotel-Verstärker eine Lösung wäre. Ich merkte jedoch bald, dass wir damit echte Homogenität verhinderten und die Lautsprecher nicht ihr volles Potenzial entfalten konnten. Erst als wir auf die 2x 105 Watt B&K ST140 Endstufe umstiegen, begann die Musik wirklich kohärent zu klingen. Nach der Installation der neuen Endstufe vergingen dann einige Monate, in denen unser System weitere Veränderungen erfuhr.

    Zum Beispiel brachte die Aufrüstung unserer Musikquellen auf einen Sansui SR-525 Plattenspieler und einen Rega Planet 2000 CD-Spieler hörbare Verbesserungen in Bezug auf Dynamik und Transienten. Diese Veränderungen wurden noch deutlicher, als wir unsere Verbindungskabel von verdrillten oder geflochtenen OFC- und OCC-Kupferkabeln auf Silber-Solid-Core umstellten. Plötzlich gab es eine neue Robustheit und Aufrichtigkeit in der Musik, die ich vorher kaum irgendwo anders gehört hatte. Und natürlich hatte auch die Umstellung auf Belden 9497-Lautsprecherkabel das Gesamtergebnis noch verbessert. Nach einer Einspielzeit von einigen Monaten für alle Kabel und Komponenten war ich in der Tat sehr zufrieden mit unserem Setup und der klanglichen Ausgewogenheit, zu der es in der Lage war.

    Die Martin Logan schien sich bei einer Vielzahl von Songmaterial wohlzufühlen. Vor allem Stimmen hatten diese süße Ehrlichkeit, die man nur mit einem tonal ausgewogenen Setup erreichen konnte. Unsere Silberkabel sorgten für einen wunderbaren Tiefbass, der durchaus in der Lage war, richtige Schockwellen durch das Treppenhaus unseres 100 Jahre alten Hauses zu schicken, und dies, zur großen Freude unserer Nachbarn, auf so anmutige und vielschichtige Weise. Ich musste zugeben, dass der Bassdruck vielleicht noch etwas kräftiger hätte ausfallen können, doch führte ich dies auf das Alter und das Design der Martin Logan Panels zurück. Umso überraschter war ich, als ich die bestehende Vorstufe gegen unseren Thorens Restek V1 austauschte (komplett überholt mit neuen Kondensatoren und Ops von Restek und mit einem maßgeschneiderten Netzteil von Herrn Kassel), den zuvor geringen Bassdruck nun kräftig zu spüren. Bevor der Restek V1 wieder in unser Hauptsystem eingebaut wurde, hatte er tatsächlich einige Monate in unserem Regal gerschlummert und darauf gewartet, verkauft zu werden. Ich hatte ihn einfach noch nie an unserem Martin Logan-System getestet und entschied mich kurzerhand, den V1-Vorverstärker doch zu behalten. Er war einfach zu gut, um verkauft zu werden.

    Bis dahin war es die typische Geschichte des audiophilen Hörens. Eine Veränderung folgte auf die nächste, und dazwischen lagen viele Wochen, in denen kein Fortschritt zu verzeichnen war. Die Verbesserungen kamen schrittweise und oft aus der Erkenntnis heraus, dass ein bestimmter Aspekt der Musik noch nicht ganz richtig klang. Für solche Entdeckungen brauchte man viel Zeit und Erfahrung. Cleveres Produktmarketing hatte den Leuten (mich eingeschlossen) vorgegaukelt, man könne einfach ein audiophiles System kaufen, aber das hatte sich längst als falsch erwiesen. Da jedes Gerät (Lautsprecher oder andere Ausrüstung), jeder Raum und jedes Haus anders waren, dauerte die Einrichtung audiophiler Systeme oft Monate, wenn nicht sogar Jahre. Das galt vor allem dann, wenn auch der Hörer dabei noch lernen musste, worauf er dabei achten musste. Doch mit der Thorens Restek V1, die auf den Martin Logans spielte, war ich schließlich überzeugt, die Perfektion innerhalb meines verfügbaren Budgets und möglicherweise darüber hinaus erreicht zu haben. - Bis folgendes geschah:

    Während der Installation der V1 stellte ich fest, dass ich ein audiophiles Netzkabel zu wenig besaß, um unsere Geräte anzuschließen. Dieser Engpass war entstanden, weil unser DB Systems Vorverstärker mit einem eigenen fest verbauten Netzkabel ausgestattet war, während die V1 dafür ein separates Kabel benötigte. Als ich mich in unserem Haus umsah, bemerkte ich, dass alle unsere bestehenden Lapp Oelflex-Kabel bereits in Gebrauch waren. Also beschloss ich, mich mit einem Standardkabel zu behelfen, bis ich ein gutes Angebot für ein besseres Kabel fand. Stromkabel waren natürlich wichtig. Ich hatte durchweg Verbesserungen in Bezug auf Timing und Rhythmus festgestellt, wenn ich von einem Standardkabel auf eines unserer Lapp-Kabel wechselte. Die zu erwartenden Verbesserungen waren jedoch in der Regel das eher das Sahnehäubchen auf dem Kuchen und nicht zwingend notwendig, um sich musikalisch genährt zu fühlen.

    Ich gab eine Suche nach audiophilen Kabeln in den üblichen Kanälen auf und vergaß diese dann wieder, bis ich eine Benachrichtigung über eine bestimmte "PowerCord S" des deutschen HighEnd-Herstellers 'Audioplan' erhielt. Das Angebot zeigte das Kabel für weniger als die Hälfte des üblichen Angebotspreises für gebrauchte Artikel an - was zu dieser Zeit bei Audio-Netzkabeln nicht so häufig vorkam - und so beschloss ich, es auszuprobieren. Audioplan war mir bereits ein Begriff, da ich ihren klassischen, für den Ausgleich von Erdpotenzialen optimierten Verteiler "PowerStar" benutzte und auch schon zuvor ihre berüchtigten "AntiSpikes" aus Sicomin zur akustischen Entkopplung verwendet hatte.

    Als die PowerCord S bei mir eintraf, war ich von ihrer groben Steifigkeit überrascht, was durch den Umstand, dass sie gerade erst aus der Kälte ins Haus getragen worden war, noch verstärkt wurde. Auch das Außenmaterial fühlte sich im Vergleich zu anderen Kabeln ein wenig rau an. Ich beschloss, mich nicht daran zu stören und ließ ihr Zeit, sich auf Raumtemperatur zu erwärmen, hörte unser System ein letztes Mal mit dem Standardkabel am V1 und tauschte dann das alte Standardkabel gegen die neue PowerCord S. Es ist keine Übertreibung, dass nichts, was mir irgendjemand über dieses Kabel im Vorfeld hätte sagen können, mich auf die Veränderungen vorbereitet hätte die ich nun hörte — und dies trotz meiner vorangegangenen Erfahrungen des positiven Effekts von Silber Solid-Core Signalkabeln zwischen den Geräten.

    Beim Wechsel von einem Cinchkabel zum anderen mag der Unterschied im der Klangbild zwar auch zunächst verblüffend gewesen sein, doch war dieser für mich eher erklärlich, da das lineare Musiksignal tatsächlich durch diese Kabel hindurch geleitet werden musste. Bei Netzkabeln hingegen lag die Verbesserung ja "nur" in dem Zustand der Netzspannung, die in unseren Breitengraden bei einfachen 230 Volt und 50 Hz lag. Es war deshalb nicht leicht nachvollziehbar, wie der Wechsel des Kabels, schließlich nur des letzten Meters einer Netzverbindung, zu klanglichen Verbesserungen in signifikantem Umfang führen sollte, zumal es an einen Vorverstärker angeschlossen war, der selbst nur sehr wenig Strom benötigte und bei dem einige Aspekte der inneren Signalverarbeitung sogar passiv waren.

    Ich war von der gesteigerten Musikalität unseres Systems tatsächlich so überrascht, dass ich meine Frau bat, das Backen von Weihnachtsplätzchen für einen Moment zu unterbrechen und mit mir einen kurzen Soundcheck zu machen. In unseren Anfängen des audiophilen Hörens hatte ich meine Frau häufig gebeten, vermeintliche Verbesserungen gemeinsam mit mir zu verifizieren, aber solche Momente waren im Laufe der Jahre seltener geworden, da der Fortschritt immer berechenbarer wurde. Und doch saßen wir an diesem besonderen Tag wieder einmal zusammen und versuchten zu verstehen, was sich an unserer Hifi-Anlage klanglich verändert hatte.

    Der offensichtlichste Unterschied war, dass die Bühne solider und tiefer erschien. Es gab deutlich mehr Nuancen zwischen links und rechts, und die Abstände zwischen den einzelnen Instrumenten schienen größer zu sein. Die Basswiedergabe war schon vorher beeindruckend, aber jetzt schien sie noch besser integriert und auf natürliche Weise durchscheinender zu sein. Die Position der Lautsprecher war dadurch weniger offensichtlich, und der Klang konnte sich besser lösen und im Raum entfalten. Die Martin Logans zeigten eine neue Schnelligkeit und Agilität, wie ich dies z.B. als Resultat einer Überarbeitung ihrer Mylarmembranen erwartet hätte. Unsere Weihnachts-CD "The White Christmas Album" war plötzlich zu einem äußerst intimen Ereignis geworden, bei dem jedes Instrument einen starken und eigenen Klangcharakter hatte.

    Die letzten Stunden des Tages verbrachte ich damit, diesen Artikel zu schreiben, Musik zu hören und einen Film zu schauen. Dabei fielen mir drei Dinge auf: Bei gleicher Lautstärkeeinstellung schien die Musik lauter zu sein als zuvor. Das mochte an der gesteigerten Dynamik gelegen haben, doch ich musste aufstehen und den Regler leiser stellen, um meine Ohren nicht zu überanstrengen. Zweitens wirkten die Soundeffekte beim Anschauen des Films dreidimensionaler als zuvor, da die Geräusche von Actionsequenzen stärker als sonst an den Seiten- und Rückwänden unseres Hörraums abprallten. Und schließlich wirkten die Stimmen der Schauspieler lebensechter, so dass ich während des (eher außergewöhnlichen) Films "Motherless Brooklyn" ein paar Mal das Gefühl hatte der Sprecher sei wirklich im Raum. Und obwohl ich mir bewusst war, dass man sich auch an die anspruchsvollsten Klänge gewöhnte, war es eine Offenbarung, die ich als einen der Meilensteine bei der Einrichtung unseres Systems in guter Erinnerung behalten würde.

    Anmerkung: Während der Betrieb der PowerCord S an unserem Vorverstärker für die Darbietung unseres Systems sehr vorteilhaft war, stellte sich heraus, dass der Anschluss einer zweiten PowerCord S am Verstärker fast zu viele musikalische Details präsentierte und uns von unserem bequemen Sitzplatz im Publikum zu den intimeren Vorgängen links und rechts der Zunge der Sängerin brachte. Norah Jones Album "Come away with me" schien überladen mit unnötigen (weil normalerweise versteckten) Detailinformationen. Letztlich war das natürlich alles Geschmackssache, und eher technisch versierte Hörer mochten an dieser mikroskopischen Darstellung Gefallen finden. Für unsere eigenen Hörvorlieben schien es jedoch, als ob die zweite PowerCord S anderswo bessere Dienste leisten würde.

    Audioplan Firmengeschichte

    Audioplan wurde 1980 von dem deutschen Ehepaar Volker und Renate Kühn als High-End-Studio gegründet. Sie begannen mit der Zusammenstellung eines Katalogs von Audioprodukten auf der Grundlage des reinen Hörens dieser Produkte. Schon bald, im Jahr 1982, begann das Unternehmen mit der Entwicklung einer eigenen Lautsprecherserie, die zu der Erkenntnis führte, dass die Integrität des Quellensignals bereits durch das schlechte Design von Stromkabeln beeinträchtigt wurde. Audioplan gehörte zu den ersten Unternehmen, die die Bedeutung von Verbindungskabeln erkannten, aber bei der Entwicklung von Netzkabeln waren sie echte Pioniere. Bis 1986 hatte Audioplan eine ganze Reihe einzigartiger und patentierter Audio-Lösungen entwickelt und wurde offizieller Vertriebspartner von Jadis. Renate Kühn starb 1993 und Volker übergab die Leitung von Audioplan an seinen Sohn Thomas Kühn, der das Familienunternehmen in zweiter Generation führt.

    Technische Daten

    • Wechselspannung: 230 V
    • Belastbarkeit: 25 A
    • Aufbau: (4x) 1,25 mm, (1x) 2,5 mm
    • Leiter: Hochreines Kupfer
    • Dämpfung: Sicomin, CRC- und CDC-Ausführung
    • Länge: 1,5 m

    Von der Audioplan-Website

    "PowerCord ist ein symmetrisches Stromkabel mit vier (statt der üblichen drei) Adern. Die vierte Ader ist ein zweiter Erdungsleiter, der gegenüber des ersten liegt. Dadurch entsteht eine quasi-symmetrische Anordnung. PowerCord verwendet hochreine, dick versilberte Kupferlitzen mit erhöhter Leitfähigkeit. Der Aufbau der Litze und des Kabels entspricht den Anforderungen des VDE. Die einzelnen Leiter sind mit verlustarmen Materialien und Akkumulationseffekt isoliert. Dieser einzigartige Aufbau sorgt für geringe Streuung, hohe Rauschunterdrückung und bestmögliches dynamisches Verhalten des Leiters und macht eine Schirmung überflüssig. Diese würde ansonsten zu einem Verlust an Dynamik aufgrund von Wirbelstrom- und dielektrischen Effekten führen. Schließlich sorgt der Einsatz von Sicomin dafür, dass mechanische Schwingungen nicht durch Induktionseffekte zu elektrischem Rauschen werden."


  • Netzkabel - LAPP Ölflex

    Netzkabel - LAPP Ölflex

    Veröffentlicht: 18.6.2020

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Die wohl günstigste Möglichkeit, Ihre vorhandenen Stromkabel aufzurüsten, ist die Verwendung des mittlerweile berühmten Lapp Ölflex Classic Kabels, das für den industriellen Einsatz entwickelt wurde. Sein speziell geschirmter Aufbau bietet eine gute Grundlage für die Stromintegrität, und der Innendurchmesser von 3 mal 2,5 Millimetern sollte für die meisten HiFi-Anwendungen mehr als ausreichend sein, selbst wenn Sie einen sehr leistungsstarken Verstärker daran betreiben. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch für unsere weit weniger leistungshungrigen Komponenten eine Bereicherung sein kann.

    Das hier gezeigte handkonfektionierte Kabel basierte auf dem preiswerten Ölflex CY 110 von Lapp und wurde mit einer hübschen Viablue-Hülle versehen, um den Glanzeffekt der sichtbaren Abschirmung zu mindern. Die verwendeten Stecker waren von hoher Qualität und wurden von einem Audio-Spezialisten in Japan hergestellt. Viablue-Schrumpfschlauch wurde verwendet, um die Hülsen in Position zu halten, und eine Ferrit-IMF-Abschirmung der gleichen Marke wurde für zusätzlichen Schutz vor Einstreuung hinzugefügt.

    Ich war ein wenig enttäuscht von Viablues Ansatz bezüglich der Ferritklemme, und zwar aus zwei Gründen: Erstens handelte es sich um eine nicht-klappbare Konstruktion, die sich nur schwer über ein gerade eingepasstes Kabel schieben ließ. Zweitens bestand sie aus einer sehr dünnen inneren Ferritauskleidung und einem äußeren Aluminiumrohr. Während das äußere Rohr beeindruckend aussah, wurde die gesamte Arbeit allen vom inneren Ferritkern verrichtet, der eigentlich zu dünn zu sein scheint. Ich hatte dieses Kabel nicht mit einem verglichen, das mit einem richtigen Würth 74271151, 15mm Ferritring ausgestattet war, doch es hätte mich nicht gewundert, wenn es diesem unterlegen gewesen wäre. Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich mich wahrscheinlich für das teurere Würth-Ferrit entscheiden.


Lautsprecherkabel

  • Belden 9497

    Belden 9497

    Veröffentlicht: 16.1.2021

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Wenn in Hifi-Foren das Thema Kabelqualität auftauchte, war es am besten, den Beitrag komplett zu ignorieren und sich stattdessen das tausendste Bild einer Endstufe, eines CD- oder Plattenspielers anzusehen. Es war völlig in Ordnung, einen Kommentar zu einem Verstärker zu schreiben, wie z.B. 'nett' oder 'cool'. Man konnte sogar etwas behaupten wie "ein Freund von mir hat einen" oder, noch kühner, "ich habe ihn einmal gehört, aber ein Anderer hat mir besser gefallen". Denn es hat sich längst herumgesprochen, dass CD-Spieler unterschiedlich klangen, weil sie aus verschiedenen Materialien bestanden, unterschiedlich aufgebaut waren, usw. Manche waren etwas besser gegen Störungen von außen abgeschirmt, andere hatten eine aufwändigere Elektronik. Das Gleiche galt für Vorstufen, Endstufen, Streamer, Lautsprecher und andere Audiogeräte. Die Antwort auf die Frage, ob das alles wichtig sei, lautet in der Regel: "Natürlich, denn es beeinflusst ja den Klang unserer HiFi-Anlage." Hersteller machen oft viel Aufhebens davon, dass sie ein neues Feature entwickelt hatten, und gerade im High End hatte das meist wenig mit der Benutzerfreundlichkeit zu tun. Es ging fast immer um den Klang.

    Beim Thema Kabel jedoch war alles anders. Hier wurden wir aufgefordert, an einen Zaubertrick zu glauben. Aus unerfindlichen Gründen wurde sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Fachwelt die Meinung vertreten, dass zwei Kabel aus unterschiedlichen Materialien in unterschiedlichen Stärken und mit völlig unterschiedlichen Konstruktionskonzepten exakt die gleiche Klangwirkung hatten und sich über alle Frequenzen gleich verhielten. Nach dieser weit verbreiteten Ansicht hatte ein Lautsprecherkabel aus geradem kupferummanteltem Aluminium (CCA) mit 12 AWG über alle Frequenzen die gleiche Leistung wie ein verdrilltes Kabel mit 10 AWG aus verzinntem Kupfer (OFC oder OCC). Die implizite Logik war, dass, obwohl sich das Medium änderte, der Klang derselbe blieb, weil Kabel lediglich Wandler ohne eigene elektronische oder klangliche Bedeutung waren. Seltsamerweise schienen die Verfechter dieses Arguments den Widerspruch nicht zu bemerken oder zu beachten, der darin bestand, dass 100 % des Musiksignals durch ein verändertes Medium geleitet wurde, ohne dass die Qualität dieses Signals durch den Wechsel beeinträchtigt wurde.

    Dies mochte vielleicht für Kabel gelten, die zum Betrieb eines Motors oder einer Glühbirne verlegt wurden, aber Audioanlagen waren da in Bezug auf die Signalintegrität weitaus empfindlicher. Das bloße Vorhandensein von Strom war bei weitem nicht ausreichend. Kabel beeinflussten dabei viele Aspekte von Musiksignalen, die aus einer Kombination sich überschneidender Wellenlängen und Amplituden bestanden, die nur allzu leicht durch Hochfrequenzeinflüsse beeinflusst wurden und sogar auf Berührungen von außen reagierten. Die sich daraus ergebenden Unterschiede waren hörbar in der Wiedergabe von Tiefbass, in entstehenden Bassnuancen und in der sauberen trennung von Bassfrequenzen, in der tonalen Genauigkeit des Mitteltonbereichs, in den Klangfarben von Stimmen und Instrumenten, im Timing und der Agilität, in der Bühnendarstellung, in der Fähigkeit höhere Frequenzen sauber und separiert darzustellen und auch hier Nuancen abzubilden, in der Kohärenz des Klangbildes und ganz allgemein in der Musikalität. Es überraschte daher nicht, dass ich im A/B-Vergleich bislang keine zwei Kabel gehört hatte, die den gleichen Einfluss auf den Klang hatten.

    In diesem Zusammenhang war das Belden 9497 keine Ausnahme. Es wurde in audiophilen Kreisen als High-End-Lautsprecherkabel der Einstiegsklasse gepriesen, das sich beispielsweise gut für Röhrengeräte mit geringer Leistung eignete, und war leicht an seiner orange-schwarzen Ummantelung und seinem engen Twisted-Pair-Design zu erkennen. Dieser Lollypop-Look hob es schon von der schlicht einfarbigen Konkurrenz ab, noch bevor man das Vergnügen hatte, es zu hören. Die beiden hochleitfähigen, verzinnten Kupferleiter hatten einen relativ geringen Durchmesser von 16 AWG und waren mit einer strapazierfähigen PVC-Isolierung versehen. Es wurde keine äußere Abschirmung verwendet, aber - ähnlich wie bei Western Electric und vergleichbaren Herstellern - hatte Belden die Leiter des Kabels eng verdrillt, um hochfrequente Strahlung (HF) auszulöschen. Der Nachteil dieser Konstruktion war, dass das einzelne Kabel dabei länger wurde. In Anbetracht des geringen Widerstands des 9497 von nur 4,27 Ohm über 1.000 Fuß hatte ein Meter mehr oder weniger wahrscheinlich nur eine relativ geringe Auswirkung im Vergleich zu den Vorteilen, die sich aus der Unterdrückung der Hochfrequenzstrahlung des Signals in der Luft ergaben. Herkömmliche Abschirmungen hingegen brachten zusätzliche Masse in den Signalweg, verschoben die Balance der Leiter und beeinträchtigen die Beweglichkeit und damit die Musikalität eines Kabels. Die Möglichkeit ganz auf eine Abschirmung zu verzichten, wurde jedoch in Zeiten von störenden Kommunikationssignalen wie WiFi, DECT und Mobilfunk immer unmöglicher.

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    Wie klang es eigentlich? Nun, in meinen Ohren klang es großartig, aber es dauerte lange, bis es dazu kam. Das Kabel wurde mir von Luigi empfohlen, der sein Leben der Suche nach audiophilen Perlen gewidmet hatte, vor allem im Zusammenhang mit Vintage-Audio. Seine Empfehlung erreichte mich zu einer Zeit, als ich nur mit gewöhnlichen mehradrigen Lautsprecherkabeln vertraut war, die aus verschiedenen Durchmessern bestanden und von kupferkaschiertem Aluminium (CCA) bis zu sauerstofffreiem Kupfer (OFC) reichten. Keines dieser Kabel war klanglich besonders, obwohl ich festgestellt hatte, dass der Wechsel von 2,5 mm auf 4 mm Durchmesser zu einer Verbesserung der Basswiedergabe führte. Und ich hatte die Lautsprecherkabel oft genug gewechselt, um zu wissen, dass sie lange einlaufen mussten. Denn jedes Mal, wenn ich ein Kabel wechselte, war ich zunächst enttäuscht und dachte, ich hätte einen Fehlkauf getätigt. Doch nach einer Weile hatte ich mich an den neuen Klang gewöhnt, bis ich wieder glücklich war, oft glücklicher als zuvor. Ich vermutete einfach, dass ich mich in der Zwischenzeit an das Kabel gewöhnt hatte, bis ich anfing, zwischen gebrauchten Kabeln hin und her zu wechseln und feststellte, dass sie zwar zu einem anderen Klang führten, aber nie zu dem, der mich anfangs gestört hatte, als sie noch frisch aus der Verpackung kamen. Die Kabel waren irgendwie gereift, aber ich machte mir keine großen Gedanken darüber, bis ich das Belden 9497 anschloss.

    Nachdem ich die Belden zuvor in Luigis Haus gehört hatte, beschloss ich, mir ein Paar davon zuzulegen. Die 9497 waren in Deutschland nicht so verbreitet, und die wenigen Importeure erhoben oft einen großen Aufschlag. Ich fand also einen Lieferanten in Japan und bestellte 10 Meter für Bi-Wiring mit 2x 2,5m auf jeder Seite. Außerdem kaufte ich 5 Meter Viablue-Kabelmantel, etwas Schrumpfschlauch und Silberlot, eine bessere Lötstation und einige vergoldete Rhodium-Kupfer Bananenstecker - die hohle Version für massearme Verbindungen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits gelernt, dass eine geringe Masse wichtig war, um die Musikalität zu erhalten, und dass ein einziger Kontaktpunkt auf der Verstärkerseite eine bessere Homogenität erzeugte. Das bedeutete, dass ich bei der Anpassung der Kabel zwei Bananenstecker auf der Seite des Verstärkers verwendete, wobei ich die Pole der gleichen Farbe miteinander verband; und ich vier Bananas auf der Seite jedes Lautsprechers verwendete, mit separaten Anschlüssen für die Hoch- und Tieftonlautsprecher. Meiner Erfahrung nach bot diese Methode eine bessere Basskontrolle als die Verwendung von Kabelbrücken oder den Standard-Bügeln der Lautsprecherhersteller.

    Mein erster klanglicher Eindruck vom Einsatz des maßgeschneiderten Kabels in unserem Hauptsystem war alles andere als angenehm. Die Musik klang übermäßig straff und blechern, es gab keine nennenswerten Transienten, und unterhalb der mittleren Bässe war schluss. Die Bühne wirkte zentriert und beladen, und die Musik klebte an den Lautsprechern. Was mich am meisten irritierte, war eine tonale Unausgewogenheit bei den Stimmen. Hätte ich das Kabel nicht schon vorher gehört und hätte ich nichts über das Einbrennen von Kabeln gelernt, wäre ich an diesem Tag oder eigentlich an jedem Tag in den nächsten Wochen zu meinem OFC-Kupferkabel zurückgekehrt. Da es keinen Spaß machte, zuzuhören, schaltete ich unser System vor dem Schlafengehen ein und stand frühmorgens auf, um nach Veränderungen zu lauschen. Nach der ersten Woche begannen die Stimmen natürlicher zu klingen und sie kamen denen auf unserem ausgereiften System näher. Einige Zeit später begann die Musik, sich von den Lautsprechern zu lösen, und einzelne Töne hielten länger an. Nach etwa einem Monat war der Bass breiter und natürlicher. Nach etwa zwei Monaten war die Bühne vollständig ausgebreitet, mit viel Raum zwischen den Instrumenten, natürlichen Stimmen sowie einem vollen und konturierten Bass.

    Später kehrte ich gelegentlich für einen kurzen Zeitraum zu meinen OFC-Kabeln zurück. Dies war z.B. der Fall wenn ich Längen ändern musste oder es andere Änderungen an den Belden gab die sie für ein paar Tage außer Gefecht setzten. Immer, wenn ich dies tat, hatte ich das Gefühl, die Musik durch einen Schleier zu hören. Das Belden übertraf das OFC in allen Belangen, am deutlichsten in Bezug auf Beweglichkeit, tonale Ausgewogenheit und Transparenz. Zur weiteren Erkundung der Möglichkeiten würde ich natürlich auch andere Lautsprecherkabel ausprobieren. Doch angesichts des Engagements und der Freude, die ich beim Hören mit dem Belden empfand, wusste ich, dass ich einen Standard gesetzt hatte, der nur schwer zu übertreffen war. Aufgrund der erheblichen Klangverbesserung sind Varianten dieses Kabel inzwischen an unseren beiden Hifi-Ketten fest installiert. Die Einlaufzeit war in beiden Fällen die gleiche.

    Getestet mit der folgenden Konfiguration: CD-Spieler: Marantz CD-17 (an WesternElectric); Vorverstärker: DB Systems DB1 (Haegermann audiolabs Epic 1); Endstufe: B&K ST-140 (an Belden 9497); MartinLogan SL3

    Technische Daten

    • Kabellängen: 2,5m
    • Kabelaufbau: Verdrilltes Paar
    • Drahtdurchmesser: 16AWG (5,3mm)
    • DC-Widerstand: 4.27Ohms / 1000ft
    • Induktivität: 0,19 uH / ft
    • Drahtmaterial: verzinntes Kupfer, mehrdrähtig
    • Dielektrikum: Polyvinylchlorid
    • Handhabung: bi-direktional, flexibel-elastisch
    • Anschluss: vergoldetes Rhodium-Kupfer
    • Getestete Position: Verstärker zu Lautsprechern

  • HMS Gran Finale

    HMS Gran Finale

    Veröffentlicht: 30.1.2022

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Speaker Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    HMS sind die Namensinitialen eines der Pioniere der audiophilen Musikwiedergabe. Die von Hans Martin Strassner entworfenen Verbindungs-, Netz- und Lautsprecherkabel waren oft der Höhepunkt einer langen Reise durch die Welt des Hifi. Die Hans M. Strassner GmbH mit Sitz in Leverkusen, Deutschland, begann als spezialisiertes Elektroniklabor, das Prüfgeräte für die deutsche Industrie entwickelte, bevor es 1993 seine eigenen Audiokabel produzierte. Die Herkunft aus Forschung und Entwicklung zeigte sich schon im Firmenclaim "Messtechnik für Forschung und Industrie", bevor dieser in den international eher verständlichen Namen "Kompetenz in Kabeln" geändert wurde.

    Strassner glaubte an die Bedeutung der perfekten Abstimmung der Eigenschaften von Verstärkern mit ihre angeschlossenen Lautsprechern, um die best-mögliche Klangqualität zu erreichen. Und da Lautsprecherkabel mit der internen Verkabelung und der Frequenzweiche des Lautsprechers eine elektrische Einheit bildeten, konnte die Elektronik zur Anpassung am einfachsten dort platziert werden. Daher enthielten HMS-Lautsprecherkabel seit den Anfängen des Unternehmens im Jahr 1993 eine kleine Box mit Elektronik für die Anpassung zwischen Verstärker und Lautsprechern. Strassner machte nie ein Geheimnis aus den in seinen Produkten verwendeten Komponenten und lud die Fachpresse ein, Blicke ins Innere zu werfen. Und doch sind einige seiner Entwürfe unübertroffen und haben zu einer Reihe von gefeierten Nachfolgern in jeder HMS-Produktlinie geführt.

    Das HMS Gran Finale wurde Mitte der 1990er Jahre auf den Markt gebracht und zeichnete sich durch Strassners “TOP-Match"-Technologie aus. Das hier vorgestellte Kabel gehörte zu den ersten jemals produzierten Gran Finales und wurde später von den Versionen "MKII" und "Jubilee" (2010) abgelöst, bei denen die verwendeten Materialien und Komponenten weiterentwickelt und optimiert wurden, sowohl in der Single- als auch in der Bi-Wiring-Version. Kürzlich wurde der Spitzenstatus des Gran Finale durch die Veröffentlichung des "HMS Suprema LS" geschmälert. Das sollte jedoch nicht heißen, dass es dem ursprünglichen Gran Finale-Version an Qualität oder Leistung mangelte. Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung war das Kabel das Spitzenprodukt des Unternehmens und wies alles auf, was HMS von Kabeldesign verstand.

    Zu den augenfälligsten Merkmalen des Kabels gehörten zwei Network-Boxen mit lackierten Kirschbaum-Flanken, hochwertige WBT-Kabelschuhe und Bananenstecker sowie eng anliegende, schwarz lackierte Ferritperlen, die perfekt auf dem Kabeln angeordnet waren. Die Kabelschuhe wurden mit den Klemmschrauben des Verstärkers verbunden, und die Bananas waren geteilt ausgeführt und konnten mit einer Mittelschraube gespannt und fixiert werden. Das Ergebnis war eine dauerhaft fest sitzende Verbindung, die auch gelegentlichem Ziehen standhielt. Jedes Kabel wurde zur Aufbewahrung in einem eigenen mit Schaumstoff ausgekleideten Koffer geliefert, was zur hochwertigen Haptik des HMS Gran Finale beitrug.

    Ich installierte die HMS-Kabel in unserem Hauptsystem mit unserem Restek V1-Vorverstärker und einer H&S Exceptional-Endstufe an elektrostatischen Martin Logan SL3-Lautsprechern. Als Musikquellen dienten ein Sansui SR-525 Plattenspieler (mit AT-VM95 ML Tonabnehmer) und ein Rega Planet 2000 CD-Spieler. Alle Geräte wurden mit unseren Solid-Core Silberkabeln mit Kupfergeflecht-Schirmung und Silbersteckern verbunden. Bei dem HMS Gran Finale wurde die schaltbare TOP-Match-Box auf Seiten der Lautsprecher positioniert und die Bananas festgeschraubt. Da die Anpassung der Kabel-Charakteristik über zwei Schalter in der TOP-Match Box erfolgte, von denen wiederum jeder drei mögliche Schaltpositionen hatte, begann ich mein Hörerlebnis in der empfohlenen Startposition, in der beide Schalter auf Position 1 nach innen gestellt wurden.

    Die Ferritperlen-Konstruktion des Gran Finale war ein Beweis für Strassners Überzeugung, dass alle Kabel, unabhängig von ihrer Länge, wie Antennen wirkten und neben den gewünschten Musiksignalen auch externe Störgeräusche übertrugen. Diese Beobachtung war besonders bedeutsam für die heutige Zeit, in der sich lokale Wi-Fi-Netzwerke mit allerlei digitaler und mobiler Kommunikation überlappen und auf diese Weise ein immer komplexeres Geflecht von Störungen auf vielen Ebenen und zu jeder Tageszeit erzeugten. Je hochfrequenter ein Rauschsignal war, desto wahrscheinlicher war es auch, dass es die Anstiegsrate eines Verstärkers überstieg und somit zu einer hörbaren Verstärkung des Musiksignals führte. Doch Ferritperlen verhinderten nicht nur hochfrequente Störungen von fernen Quellen, sondern schützten auch vor lokalen induktiven Einflüssen, wie sie von sich kreuzenden oder parallel verlaufenden Kabeln verursacht wurden. Und sie verringerten auch den Streustrom der Lautsprecherkabel selbst, um Signalverluste zu minimieren. Zur Verbesserung des Signalflusses im Inneren jedes Kabels verwendete Strassner Teflonperlen, die dazu dienten, Lufttaschen um den zentralen Leiter zu erzeugen und gleichzeitig die strukturelle Stabilität und Dämpfung zu erhöhen.

    Mit beiden Schaltern auf die in der Bedienungsanleitung als “Position 1" benannte Einstellung gekippt, war mein erster Eindruck insgesamt positiv, aber noch nicht ideal. Der Klang war von Anfang an geschmeidig und keineswegs kantig oder unausgegoren. Die tonale Balance verschob sich in Richtung dunkel mit einem leichten Gefühl von Aufblähung in den Bassfrequenzen. Bei schnelleren Passagen, z.B. in Tony Bennetts und Diana Kralls Album "Love is Here to Stay", wechselten die Bässe zwischen aufgedickt und hölzern. Auch Stimmen klangen schwerer, als hätten die Sängerinnen und Sänger ein ganzes Leben lang exzessives Vaping betrieben. Klangfarben wirkten unnatürlich dicht und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass Hallfahnen unnötig kurz gehalten wurden. In dieser ersten Einstellung verspürte ich den ständigen Drang, die Lautstärke zu erhöhen, um mehr Nuancen zu hören. Ich schaute in der Bedienungsanleitung des Kabels und stellte fest, dass die “Position 1" für leicht anzusteuernde 2-Wege-Lautsprecher mit einer flachen Impedanzkurve und Verstärkern mit einem Dämpfungsfaktor von etwa 30:1 bis 100:1 konzipiert wurde.

    Bei unserem System war nichts von alledem der Fall. Die elektrostatischen Treiber verhielten sich stattdessen wie Kondensatoren und hatten bei hohen Frequenzen eine Impedanz von unter 2 Ohm. Darüber hinaus lag der Dämpfungsfaktor der H&S Exceptional Endstufe bei beachtlichen 800:1. Ich begann, die Einstellungen der TOP-Match-Box zu erforschen, indem ich den Hebel A in die mittlere Position (Position 3 in der Bedienungsanleitung) schob und mich erneut zum Hören hinsetzte. Ich konnte eine leichte Verringerung der Schwülstigkeit im Bass feststellen. Stimmen klangen jedoch noch nicht so glaubwürdig, wie ich es gewohnt war. Nachdem ich alle möglichen Kombinationen getestet hatte, indem ich mich dabei ausschließlich auf die Stimmen von Tony Bennett und Diana Krall konzentrierte, stellte ich schließlich beide Schalter nach außen (“Position 2” in der Anleitung). Dann lehnte ich mich zurück und hörte mir das Ergebnis an.

    Das HMS Gran Finale hatte zwar etwas von seinem (zunächst) beeindruckenden Tiefbass verloren, aber dafür spielte es jetzt einen schönen und äußerst präzisen Mitteltonbereich. Auch der Bass wirkte weit weniger akzentuiert als elegant. Transienten waren natürlich und es gab ausreichend sauberen Raum zwischen den Instrumenten. Die Musik malte natürliche Farben, und ich hatte nicht mehr das Bedürfnis, sie lauter einzustellen. Je länger ich zuhörte, desto mehr fiel mir auf, wie musikalisch diese Kabel geworden waren und dem tatsächlichen Musikereignis zunehmend aus dem Weg gingen. Die Bühne zeigte ein ausgezeichnetes Banorama von links nach rechts mit einem fokussierten, aber dennoch breiten Mittenbild. Während es der Bühne anfangs an Tiefe gefehlt hatte, entstand nun eine angenehme Interaktion mit dem Hörraum, die Tony Bennetts und Diana Kralls Jazz-Performance wirklich lebendig erscheinen ließ. Ich genoss es sehr, mit diesen Kabeln zu hören und sah mit Wehmut dem Tag entgegen, an dem ich sie an ihren Besitzer zurückgeben musste.

    Dieses Gefühl von Wehmut war mir noch aus meinem Tests der Madrigal-Flachkabel (Mark Levinson) bekannt, die ein ähnliches Ergebnis erzielten, indem sie einer völlig anderen Philosophie folgten. Das Madrigal entstand aus der Idee, die Lautsprecher mit proportionalen Leiterbahnen auf der Verstärkerplatine zu integrieren. Zu diesem Zweck rollte es eine 50 mm breite und flache Kupferplatte aus. Das HMS Gran Finale ging stattdessen den Weg, die Kabel so abzuschirmen, als wären sie in das Metallgehäuse des Verstärkers integriert. Und trotz dass ich normalerweise ein großer Fan von Solid-Core-Kabeln war, führte die 1.000+ Litzen- und Geflechtkonstruktion des Gran Finale zu einem verblüffend ähnlichen Ergebnis. Obwohl die beiden Kabel zu den besten ihrer Art gehörten, würde ich wahrscheinlich das HMS gran Finale aufgrund seiner TOP-Match Anpassung, seinem unauffälligen Aussehen und der relativ einfachen Installation vorziehen.

    Technische Daten

    • Widerstand (R): 10,4 mOhms pro Meter
    • Kapazität (C): 2 nF pro Meter
    • Induktivität (L): 84,6 nHenry pro Meter
    • Leitermaterial: sauerstofffreies Kupfer (OFC)
    • Leiter-Layout: 1.000+ Litzen pro Draht
    • Drahtdurchmesser: 4,14 qmm
    • Anschluss: WBT-Bananenstecker und Kabelschuhe
    • Länge: 2,50 m
    • Gewicht: 850 gr pro Kabel
    • Jahr: 1995 (ca.)
    • PDF: Betriebanleitung (original version)

  • Konstanter Wellenwiderstand

    Konstanter Wellenwiderstand

    Veröffentlicht: 27.1.2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Speaker Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Das erste Mal hörte ich den Begriff “Wellenwiderstand” bei einem meiner Routinebesuche bei Winfried Echle. Der erfahrene Techniker und Entwickler von Audiogeräten erklärte mir, dass unangepasste Impedanzen zu unerwünschten Reflexionen führen könnten, die sich negativ auf die Verstärkerleistung und die Signalintegrität auswirken würden, was wiederum auch die Tonalität beeinträchtigen könne. Als ich später zuhause eintraf und mich über die Impedanz von Lautsprecherkabeln informierte, stellte ich fest, dass sämtliche Angaben, die ich im Netz auffinden konnte, wesentlich niedriger waren, als die Nennimpedanzen von Lautsprechern. Auf diese Weise ließ sich das Problem für mich also nicht erkennen. Schon bald wurde mir klar, dass ich wahrscheinlich nicht nach den richtigen technischen Daten suchte, und ich vermutete, dass es einen Unterschied zwischen Impedanz und dem Wellenwiderstand geben musste.

    Da ich mehr über dieses Phänomen erfahren wollte, verwies mich Winfried an Roland Kuhn, der sich mit dem Thema Wellenwiderstand von Lautsprecherkabeln befasst und auch einige Kabel für die Verwendung mit bestimmten Audiogeräten konstruiert hatte. Roland setzte sich mit mir zusammen und holte einige Veröffentlichungen zu diesem Thema hervor. Er fragte mich, ob ich vielleicht auch schon die eine oder andere von ihnen gelesen hätte. Ich sagte ihm, dass dies nicht der Fall sei und dass er seine Erläuterung von Grund auf neu beginnen müsse. Roland erklärte, dass die Anpassung des Wellenwiderstand ursprünglich eine besondere Rolle in der Telekommunikation gespielt habe, wo Signale verlustfrei (ohne Reflexionen) über große Entfernungen übertragen werden müssen. Dieses Prinzip träfe auch für das System aus Verstärker, Kabeln und Lautsprecher zu, und Fehlanpassungen würden in diesem Bereich besonders dann spürbar, wenn die Güte der einzelnen Komponenten, die richtige Aufstellung der Lautsprecher und die individualle Hörerfahrung es erlaubten.

    Roland erläuterte weiter, dass sich die charakteristische Impedanz von Kabeln mit der Frequenz des durch sie fließenden elektrischen Signals ändere. Bei einer Fehlanpassung zwischen dem Wellenwiderstand und der angeschlossenen Last (bzw. dem Lautsprecher) käme es an der Übergangsstelle zu Reflexionen. Die Amplitude und Polarität der reflektierten Welle hingen vom Grad der Fehlanpassung ab. Diagramme aus den Forschungsunterlagen, die Roland mir zeigte, veranschaulichten diesen Pralleffekt durch sich überschneidende Linien oder zusätzliche Welligkeit. Aus diesen Beobachtungen ergab sich, dass der Wellenwiderstand eines Lautsprecherkabels im Bereich der Audiofrequenzen möglichst gut mit dem des Lautsprechers übereinstimmen sollte.

    Ich lernte, dass die Unterschiede im Wellenwiderstand von nichtangepassten Kabeln um den Faktor 5-20 variieren konnten. Bei niedrigen Frequenzen ist der Wellenwiderstand laut Forschung sehr hoch und fällt dann asymptotisch auf einen niedrigeren Wert ab. Es hieß, dass der Wellenwiderstand bei Frequenzen über 500.000 Hz in der Regel konstant sei. Es wurde auch veranschaulicht, dass die reflektierten Wellen, die beim Übergang zum Lautsprecher entstehen, zum Verstärker an der Endstufe zurücklaufen, wo sie die Verstärkerleistung, die Signalintegrität und letztlich auch die Tonalität und das Abbild beeinträchtigen konnten.

    Das hier gezeigte Kabel verwendet eine Auswahl von Kondensatoren und Widerständen, um die charakteristische Impedanz ungefähr auf den 8-Ohm-Wert des Lautsprechers einzustellen. Vor dem Aufbau meiner Ausrüstung für den Hörtest wurde ich gewarnt, dass nicht alle Verstärker mit dieser Art von Kabeln zurechtkämen und dass tatsächlich die Gefahr bestünde, dass die Endstufe bis zur Zerstörung überhitzte. Als Vorsichtsmaßnahme wurde ich gebeten, nach dem Einschalten der Endstufe noch einige Minuten bei ihr zu verweilen, um ganz sicherzustellen, dass sie nicht auf diese Weise reagiert.

    [Testbericht in Arbeit. Bericht folgt in Kürze.]

    Technische Daten

    • Typ: konstanter Wellenwiderstand
    • Material: mehrsträngiges Kupfer
    • Widerstand: 8 Ohm durchgehend
    • Kabelaufbau: doppelt geflochten
    • Anschluss: Bananenstecker
    • Stecker-Typ: Nexmex 8-16 AWG, 24K gold
    • Längen: 2 Meter (x2)
    • Gewicht: 672 gr (mono)
    • Herstellungsland: Deutschland
    • Jahr(e): 2010

    crossXculture Business Language Training
  • MIT Terminator 5

    MIT Terminator 5

    Veröffentlicht: 6.6.2024

    Herstellungsdatum: 1995

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Speaker Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Das innovative MIT-Kabelunternehmen hat seinen Sitz in Reno, Nevada. Und obwohl die Abkürzung dieselbe ist, besteht keine Verwandtschaft mit dem berühmten Massachusetts Institute of Technology. Vielmehr stehen die Buchstaben des Kabelunternehmens für "Music Interface Technology". Bruce Brisson, der Leiter und Kopf des MIT, ist vor allem für seine Forschungen bekannt, wie man die bekannten Kammfiltereffekte bei Signalkabeln beseitigen kann. Die Terminator 5-Lautsprecherkabel wurden Mitte der 1990er Jahre auf den Markt gebracht und nutzen bereits MITs patentierte Multi-Pole Zobelglied-Technologie.

    Die Terminator 5 bieten ein einadriges Kabeldesign mit einem beeindruckenden Durchmesser von 12 mm. Die mir zum Test zur Verfügung gestellten Exemplare waren 3,60 m lang, wobei das Zobelglied (14 cm lang) in 2,60 m Entfernung vom Verstärker bzw. 2,46 m von den Lautsprechern angebracht ist. Da die Signalrichtung durch kleine Pfeile an den Seiten der Kabel angezeigt wird, muss das kleine Kästchen näher an den Lautsprechern als am Verstärker platziert werden. In den meisten Fällen wird die Netzwerkbox mit dem Logo irgendwo im freien Raum zwischen den Lautsprechern und dem HiFi-System, welches sie antreibt, zu sehen sein.

    Ich habe die Terminator 5-Kabel zum ersten Mal bei Matthias zu Hause gehört, als er seine Duevel Bella Luna-Lautsprecher vorführte. Er trieb seine omnidirektionalen Hornlautsprecher mit einer Devialet Expert Endstufe an, und unter meinen ersten Impressionen war eine leichte Kompression im Mitteltonbereich, die ich zunächst auf die Horntreiber der Lautsprecher zurückführte. Erst bei näherer Betrachtung des Systems fiel mir auf, dass sich an einem der MIT-Kabel eine Schleife gebildet hatte, die wahrscheinlich durch einen unachtsamen Moment bei der Installation entstanden war. Wir entfernten die Schleife, und der Kompressionseffekt störte mich nicht mehr so sehr, obwohl kleine Spuren davon immer noch vorhanden waren.

    Als Mattias sein HiFi-System von den Duevel “Bella Lunas” auf deren Flaggschiffmodell “Jupiter” aufrüstete, tauschte er auch seine MIT Terminator 5-Kabel gegen leistungsfähigere Konkurrenten aus. Da ich mich für die MITs interessierte, schlug Mattias mir vor, sie in unser neues Studio in Marne mitzunehmen, um sie dort gründlich zu testen. Ich freute mich sehr über diese Gelegenheit und sagte schnell zu. Schließlich war inzwischen ein Jahr vergangen, seit ich die Bella Lunas zum ersten Mal gehört hatte, und ich war in der Zwischenzeit auch in meinen eigenen Erkundungen weit vorangekommen. Vor allem das neue Studio hatte mir die Möglichkeit gegeben, mich intensiver als je zuvor mit dem Thema Klang zu beschäftigen.

    In dem folgenden Kabeltest verglich ich das MIT Terminator 5 mit drei weiteren beliebten Vintage-Marken: da gab es Mark Levinsons HF-10 C, ein in der Schweiz hergestelltes, ultrareines multilitze Kupferkabel mit 10 AWG Durchmesser; Symphonic Lines Harmonie HD; und Sommer Cables Elephant in der Einstiegsklasse. Alle Kabel waren zuvor mit vergoldeten Bananensteckern nachkonfektioniert worden, um die Verwendbarkeit gegenüber den ursprünglichen Kabelschuhen zu verbessern. Zur Qualität der Stecker (aus überwiegend solidem Material gefertigt) kann ich nicht viel sagen, außer dass sie alle frei von sichtbarem Verschleiß und Korrosion waren. Die Sommerkabel waren als einzige mit hohlen Bananensteckern konfektioniert worden, die ich persönlich in diesem Zusammenhang bevorzuge.

    Mein Testaufbau bestand aus einem Restek V1 Vorverstärker mit externem "Kassel"-Netzteil. Dieser war ein paar Jahre zuvor von Restek mit neuen Elkos und Ops aufgerüstet worden und hatte seitdem sehr gute Dienste geleistet. Als Endstufe diente eine RG11 MK5 S von Symphonic Line. Zwischen meinem Cambridge DAC Magic und dem Vorverstärker verwendete ich "Das Schnelle" von Symphonic Line, sowie ein älteres Symphonic Line Harmony HD-Kabel zwischen Vorverstärker und Endstufe. Der Sansui SR-525 Plattenspieler mit Direktantrieb wurde über meine eigenen silbernen Solid-Core-Kabel angeschlossen, die an dieser Stelle generell gute Dienste leisteten.

    Als ich die Terminator 5 an meine Tannoy XT8f-Standlautsprecher anschloss, fiel mir auf, wie solide sich diese Kabel dank ihrer einadrigen Konstruktion anfühlen. Die Materialien sind sehr haltbar und sahen auch nach mehr als 30 Jahren noch gut aus. Da keines der Kabel in meinem Test für Bi-Wiring-Anwendungen ausgelegt war, bestückte ich die beiden Anschlussklemmen der Tannoy-Lautsprecher mit Brücken aus 4 mm dicken, massiven Kupferdrähten, die ich von Installationskabeln abgeschnitten und frisch abisoliert hatte. Ich schloss die Kabel in der für Single-Wiring typischen Weise an, indem ich die Tannoy-Dual-Concentric-Treiber direkt ansteuerte und dann die Brücke von dort zu den Tieftönern hinunterführte.

    Von meiner Hörposition aus gefiel mir der edle Look der MIT-Kabel recht gut. Das kleine Kästchen wurde auf dem Teppichboden direkt neben den Lautsprechern platziert, wobei das Terminator-Branding deutlich sichtbar blieb. Dies war mein “modern” klingendes Setup, da die Tannoys viele musikalische Details bieten konnten, und auch der Restek V1-Vorverstärker zu einem offenen und transparenten Klangbild beitrug. Die RG11 MK5 S Endstufe ist ein hochmusikalischer und exakter Leistungsverstärker, der sowohl in Sachen Dynamik als auch durch seine natürliche Tonalität überzeugt. Nach meinem ersten Eindruck klang er tonal nicht so dunkel und satt wie der ältere RG9 Vollverstärker aus gleichem Hause, was ebenfalls das moderne Publikum ansprechen würde. Die von mir verwendeten Symphonic Line-Verbindungskabel können ziemlich unverzeihlich gegenüber Fehlern sein, und es war ein Glück, dass keine der Komponenten die Tendenz hatte, hart oder schroff zu klingen.

    Ich wählte primär Musikstücke von zwei CD Alben aus: Den Sampler "Die Hörtest-CD Volume IX" der Zeitschrift "Stereo", die mir von Arndt Voss zur Verfügung gestellt wurde, und Diana Kralls "Only trust your heart". Die CD der Zeitschrift Stereo bot die bessere Aufnahmequalität und auch mehr Abwechslung in den Liedern, allerdings kannte ich Diana Krall’s Album besser, so dass ich auch deren Tonalität besser beurteilen konnte. Auf meinem Sansui-Plattenspieler spielte ich Jazz-Alben von Helge Lien ab, um einen alternativen Maßstab zum CD-Player und DAC zu haben. Die MIT-Kabel waren die ersten Exemplare, die ich mir in meinem Test vornahm. Ich schaltete die RG11 MK5 S ein und spürte für eine Millisekunde das solide Beben des brandneuen Super-Transformators “S”, der magnetisiert wurde, noch lange bevor die Relais einrasten würden, um die Lautsprecher freizugeben. Ich vermute, es gibt kaum ein erhabeneres Gefühl als das kraftvolle Anlaufen dieser Endstufe.

    Eduard Strauss' "Bahn frei Polka" ist ein klassisches Musikstück, das von einem großen Orchester dargeboten wird, und ich wurde schnell daran erinnert, wie wichtig eine korrekte Tonalität für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Zusammenhang mit vielschichtiger Musik ist. Die MIT Terminator 5 unterstützten eine saubere Präsentation, indem sie einen dunklen Hintergrund wahrten. Dies sorgte für einen geordneten und kultivierten Klang. Bei Scotty Wrights "Sound of Silence" bemerkte ich den enormen Fokus und und die Klarheit der MIT im Mitteltonbereich, die durch weiche und seidige Höhen auf angenehme Weise ergänzt wurde. Der Sänger wirkte jedoch etwas kleiner, als sonst in dieser Kette üblich, und auch die Kompression der Mitten, die ich zuvor bei Matthias erlebt hatte, war erneut zu hören. Diese machte sich besonders bei weiblichen Stimmen bemerkbar, wie ich es bei Tokunbos Song "New June", aber auch bei Diana Krall feststellen konnte. Ich untersuchte mein HiFi-System, um mich zu versichern, ob sich vielleicht eines der Kabel versehentlich hinter dem Rack verheddert hatte, doch ich konnte keinen solchen Fehler finden.

    Zu der bekannten Kompression des Mitteltonbereichs gesellte sich ein Basshöcker im Bereich von 100 - 150 Hz, auf den ich erstmals im Zusammenhang mit Matthias Duevel Jupiter aufmerksam geworden war. Und während er bei Matthias' damaliger Positionierung der Jupiter-Lautsprecher eine positive und ausgleichende Wirkung hatte, führte er bei meiner Abhöranlage zu gelegentlichen Resonanzen. Der Song "Wouldn't it be nice" von California Project beginnt mit einem ultra-lauten Schlagzeug-Auftakt. In Kombination mit den Terminator 5 Kabeln muss ich gestehen, dass ich vor Schreck fast vom Hörstuhl gefallen wäre. Die Dynamik im Kick-Bass-Frequenzbereich war wirklich überragend, und keines der anderen Kabel hatte in dieser Kategorie einen solchen Punch. Das MIT bot einen superbreiten Bühneneindruck und eine hervorragende räumliche Trennung der Instrumente vor einer ansonsten schwarzen Bühne. Diese Eigenschaft wurde durch das ultraschnelle Abklingen des Nachhalls unterstützt. Ich bemerkte auch eine gewisse Akzentuierung warmer und hölzerner Töne. Die Tonalität war daher etwas eingeschränkter und nicht ganz auf Augenhöhe mit einigen der besten (aber auch teureren) Kabeln, die ich bisher gehört hatte.

    Obwohl das MIT Terminator 5 zum Zeitpunkt meines Tests mehr als 30 Jahre alt war, bot es ein angenehmes und spannendes Hörerlebnis mit einer durchaus anspruchsvollen Präsentation. Die vorhandene Tendenz zu tonalem Tuning ist leicht zu verzeihen, wenn man die zahlreichen Vorteile bedenkt, die dieses Kabel zu bieten hat. Dazu gehören: Hervorragende Dynamik, eine großzügige Bühnenbreite, die physische Trennung der Instrumente von links nach rechts (nicht so sehr tonal), eine Neigung zur Hervorhebung angenehm warmer Holztöne. Das MIT war auch in der Lage, überraschend tiefe Bässe wiederzugeben, wenn das Quellmaterial dies zuließ. Das Kabel passt zu Musikgenres, die schnell und druckvoll wiedergegeben werden müssen, wie elektronische Musik, Pop, Rock, etc. Aufgrund seiner besonderen Tonalität wäre es wahrscheinlich nicht die erste Wahl für Hörer mit einer Vorliebe für klassische Musik, Vocal Jazz oder Singer Songwriter, es sei denn, es wird dazu benötigt, bereits vorhandene Systemschwächen auszugleichen, falls z.B. eine klanglich ausgewogenere Platzierung der Lautsprecher aus baulichen Gründen nicht möglich ist.

    Technische Daten

    • Typ: Einadriges Lautsprecherkabel
    • Richtungsabhängig: Ja. Durch Pfeil gekennzeichnet
    • Länge des Testexemplars: 3,60 m (pro Kanal)
    • Getestete Steckverbinder: Nakamichi-Bananenstecker
    • Kabeldurchmesser: 12mm
    • Kabelkompensation: über Zobelglied

  • Madrigal Massivkupferband

    Madrigal Massivkupferband

    Veröffentlicht: 19.1.2022

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Speaker Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Madrigal Audio Laboratories wurde Mitte der 1980er Jahre von Sanford Berlin gegründet und übernahm im selben Jahr den Hersteller von High-End-Audioprodukten Mark Levinson. In den fast 20 Jahren seines Bestehens besaß Madrigal eine Reihe berühmter Audiomarken wie Audioaccess, Proceed und Imaging, die einige herausragende Hi-Fi-Produkte entwickelten und herstellten, bevor Madrigal schließlich 2003 von der Harman International Group übernommen wurde und seinen Hauptsitz noch im selben Jahr schließen musste.

    Die hier gezeigten Lautsprecherkabel wurden von Madrigal Mark Levinson in den späten 1980er Jahren hergestellt, wahrscheinlich um die Frage zu beantworten, wie große Lautsprecher klingen würden, wenn sie direkt in die Verstärkerplatine integriert werden könnten, anstatt über klanglich zweifelhafte Lautsprecherkabel angeschlossen zu werden. Dieser Gedanke mochte einem Tontechniker durchaus verständlich erscheinen, doch er bedurfte vielleicht einer Erklärungen, um auch von Branchenfremden vollständig verstanden zu werden.

    Bei den ersten Grammophonen ging die Audiowiedergabe von einer einzigen Signalquelle aus, die ihr Impulse direkt an den Schallwandler übertrug. Auch die ersten Rundfunkempfänger waren noch Mono-Geräte, bei denen die Lautsprecher unmittelbar in die Elektronik integriert waren. Erst mit dem Aufkommen des Stereohörens mussten Lautsprecher ihren separaten Aufstellungsort finden, oftmals weit entfernt von der Elektronik, die sie antrieb. Wer in den frühen 60er Jahren seine Breitbandlautsprecher an seine Stereoanlage anschloss, bemerkte den Verlust der Signalintegrität vielleicht noch nicht so deutlich, doch als während den 70er und 80er Jahren Lautsprechergehäuse, bessere Frequenzweichen und Treiber entwickelt wurden, traten dadurch die Konstruktionsmängel von Lautsprecherkabeln nach und nach zutage.

    Hersteller von Audiogeräten wie Madrigal Mark Levinson hatten ein Interesse daran, ihren Kunden die Vorteile ihrer verbesserten Technologie zu demonstrieren, und stellten bald fest, dass ein Teil ihrer Forschungsarbeit verloren ging, noch bevor die Musiksignale die Lautsprecher erreichten, einfach aufgrund der Tatsache, dass die verwendeten Kabel, die unweigerlich jeden Schritt der Signalkette miteinander verbanden, in sich selbst nur ein Kompromiss waren. Das standard Lautsprecherkabel der 80er Jahre bestand, ganz ähnlich wie noch heute, aus zwei mehrdrähtigen Kupferdrähten von kleinerem Durchmesser. Mit solch einem Kabel war zwar die Grundverbindung für den Stromfluss hergestellt, aber die Frage war, ob dies die bestmögliche Lösung für den Klang darstellte. Madrigal ging zurück ans Zeichenbrett und entwickelte ein Lautsprecherkabel, das allein nach seinen klanglichen Vorzügen konzipiert wurde, wobei alle anderen Aspekte beiseite gelassen wurden, getreu dem Bauhaus-Motto: "Form follows function".

    In den 1980er Jahren war bereits bekannt, dass Massivdrähte durch die Begrenzung der Wirbelströme innerhalb des Kabels eine größere musikalische Homogenität über alle Frequenzen boten. Es war auch bekannt, dass der elektrische Strom größtenteils an der Oberfläche des Kabels entlang floss. Madrigals Ziel war es daher, ein Lautsprecherkabel zu entwickeln, das aus einer einzigen Ader bestand und dennoch die große Oberfläche eines dicken, mehrlitzigen Kabels bot. Das Ergebnis war ein flaches, hochreines, einadriges Kupferkabel mit einer Breite von 50 mm pro Litze. Bei der ursprünglichen Konstruktion waren sowohl eine positive als auch eine negative Litze übereinander gestapelt, was zu einer finalen Breite von 10cm führte. Da dieser Umstand das Kabel im täglichen Gebrauch ziemlich unhandlich machte, hatte der ursprüngliche Besitzer des Madrigal beschlossen, die beiden Litzen voneinander zu trennen.

    Ich entschied mich dafür, die Lautsprecherkabel an unserem Hauptsystem zu installieren. Dieses bestand aus unserem Restek V1-Vorverstärker mit einem H&S Exceptional-Verstärker, der unsere elektrostatischen Martin Logan SL3-Lautsprecher ansteuerte. Als Musikquellen dienten unser Sansui SR-525 Plattenspieler mit AT-VM95 ML Tonabnehmer und ein Rega Planet 2000 CD-Player. Alle Geräte wurden mit Solid-Core Silberkabeln mit Kupfergeflechtabschirmung miteinander verbunden. Ich hatte kurz zuvor einen Testbericht über den H&S Exceptional-Verstärker geschrieben und war gespannt, ob der Wechsel der Kabel zu einem anderen Eindruck des Verstärkers führen würde. Und während ich unser System normalerweise im Bi-Wiring mit unseren Belden 9497-Lautsprecherkabeln aufstellte, die mit einem einzigen Kontaktpunkt an der Seite des Verstärkers verbunden waren, verwendete ich die Madrigal-Kabeln mit Brücken, halb in der Erwartung, dass ich deshalb auch keine Verbesserung hören würde.

    Nun, ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Die massiven Mark Levinson-Kupferkabel von Madrigal erwiesen sich in jeder Hinsicht als Wendepunkt. OK, es war schwierig gewesen, sie anzuschließen und hinter unserem Rack zu platzieren, und ja, sie sahen hässlich aus und hatten den WAF-Faktor eines Raumschiffs, das in unserem Garten geparkt war, aber diese einzigartigen Kabel waren in der Lage, unsere großen Martin Logan-Lautsprecher anzusteuern, als wären sie kleine Kopfhörer. José González' Album 'Local Valley' gab selbst die kleinsten Details in der Aufnahme preis, von denen ich einige noch nicht gehört hatte, selbst während ich das Album mit unseren AKG K712-Kopfhörern gehört hatte. Der H&S Exceptional war ein sehr leistungsfähiger Verstärker, der unsere Martin Logan-Lautsprecher kontrolliert ansteuerte (auch in Bezug auf die Dämpfung des Gegenstroms), und diese Eigenschaften funktionierten sehr gut in Kombination mit den Madrigal-Kabeln.

    Ich fand, dass die Madrigal Mark Levinson-Flachkabel eine klanglich reiche und sehr musikalische Präsentation auf unserem System ermöglichten. Obwohl sie sehr viele Details der Aufnahme darstellten, blieb ihre Abbildung stets fokussiert und ließ viel natürlichen Raum um jedes klangliche Ereignis herum. Homogenität, Ordnung und intimer stimmlicher Charme waren ihre Stärken. Sie unterstützten eine natürliche Dynamik und waren durchweg rhythmisch und einnehmend. Es schien, dass die Madrigal-Kabel in der Lage waren, die Musik von allen unnötigen Zwängen zu befreien. Sowohl der Verstärker als auch die Lautsprecher verschwanden in der Musik. Konnten dies vielleicht die perfekten Lautsprecherkabel sein? Nun, bis zum Verfassen dieses Artikels hatte ich jedenfalls nichts Besseres gehört. Nicht im Entferntesten.

    Technische Daten

    • Konstruktion: Vollkern
    • Material: hochreines Kupfer
    • Anschlussart(en): Spaten und Banane
    • Länge: 230 cm pro Kanal
    • Breite: 2x 50 mm pro Kanal
    • Gewicht: 537 g pro Kanal
    • Land: USA
    • Baujahr: 1988

    Sollten Sie weitere oder abweichende Informationen zu diesen Lautsprecherkabeln hinsichtlich der Originalbezeichnung, des genauen Herstellungsdatums und der Herkunft haben, kontaktieren Sie mich bitte unter karsten@eiaudio.de


  • Mark Levinson HF-10c

    Mark Levinson HF-10c

    Veröffentlicht: 15.7.2024

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Speaker Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    "Don’t know how you’d find me, I don’t look much like the photos. Whatever man you'd come to look for, I'm not him", singt Sean Keel, in der breiten Stereomitte und wunderbar umgeben von akustischer und elektrischer Slide-Gitarre, welche auf wundersame Weise in unserem Studio zu schweben scheinen. Ich spüre, dass mein betagter Denon DCD-1420 bisweilen Mühe hat, seine abgenutzte Laseroptik auf Spur zu halten, was Seans ohnehin schon krächzende Stimme noch gefährdeter und schützenswerter wirken lässt. Die Endstufe des Abends ist meine dreißig Jahre alte Uher UMA-1000, welche in Kombination mit Luigis Mark Levinson HF-10c-Lautsprecherkabeln den spärlich gesetzten Klaviernoten von Gabriel Rhodes die nötige Klangfülle und Substanz verleiht.

    Keels Stimme klingt kratzend nach Alter und Weisheit: "You sang blessed assurance. And then it was my favourite song." Die Bestimmtheit und die Klangfülle, mit denen unsere Tannoy XT8f-Lautsprecher jeden Tastenanschlag wiedergeben, transportieren eine gewisse Zuversicht, trotz des stimmlichen Risikos, diese in der nächsten Sekunde schon wieder zu verlieren. Es ist ein guter Abend, um langsame Musik zu hören, bei der jeder Ton so getragen wie möglich ist. Vielleicht ist es ja der Beginn der Ferienzeit, der diese eindrucksvolle Menge an sauberer Energie aus dem Netz zaubert, vielleicht ist es anteilig auch meine gute Laune angesichts der Rückkehr des Sommers nach einer scheinbar endlosen Wintersaison, die sich in diesem Jahr bis weit in den Juli hineinzog.

    Die großen und schweren Kupferkabel von Mark Levinson waren schon lange nicht mehr in Betrieb gewesen und ließen sich nur schwer wiederbeleben. Luigi hatte sie mir ohne ordentliche Stecker übergeben und mir ganz nebenbei geraten, ich solle mir ein paar Stecker besorgen, die auf den 6-mm-Kabeldurchmesser passten. Es war typisch für Luigis Vorschläge, dass sie zumindest eine gewisse Anstrengung meinerseits erforderten. Und ich war in der Regel nur zu gern bereit, dem Folge zu leisten. Ich mochte die verspannbaren, pistolenförmigen WBT-0610 CU-Bananenstecker, die ich zuerst bei den HMS Gran Finale-Kabeln gesehen hatte, doch ich wollte nicht so viel Geld für ein Kabelpaar ausgeben, das nicht mein eigenes war. Daher entschied ich mich für einen erschwinglichen Nachbau der WBTs, in der Hoffnung, dass ich (aus audiophiler Sicht) damit durchkommen würde.

    Es war ganz offensichtlich, dass die Kabelenden im Laufe der Jahre etwas oxidiert waren, obwohl ihr Bündel von Einzellitzen—jede nicht dicker als ein menschliches Haar—an den Stellen, an denen sich die Originalanschlüsse befunden hatten, zu einem einzigen Stück verlötet worden waren. Ich versenkte die Sechskantschrauben fest im Lötzinn, wohl wissend, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis sich diese Kabel eingespielt hatten. Nebenbei bemerkt habe ich manchmal die Erfahrung gemacht, dass es für die Einlaufzeit nicht zwingend erforderlich ist, dass das Gerät die ganze Zeit läuft, solange die Komponenten angeschlossen bleiben. Allein die Tatsache, dass Kupfer, Blei, Messing und Gold in direkten Kontakt miteinander gebracht werden, führt bereits zu einer langsamen Homogenisierung der elektrischen Eigenschaften an den Übergangspunkten und minimiert den Widerstand zwischen ihnen. Dies ist keine wissenschaftliche Aussage, sondern nur etwas, das ich beim Konfektionieren und Anhören neuer Kabel in den ersten Wochen akustisch beobachtet habe.

    Ich nenne die Tannoy XT8f-Anlage unser "neues" System, nicht so sehr wegen des Alters seiner Komponenten, sondern wegen des relativ "modernen" Klangs der Tannoys. Die Lautsprecher unserer Zeit sind in der Regel so abgestimmt, dass sie in den Labors gute Messergebnisse liefern, während die Ingenieure der Vergangenheit nicht über diese Menge ausgefeilter Messgeräte verfügten. Sie konnten sich fast ausschließlich auf ihre eigenen Ohren verlassen. Und - ob Sie es glauben oder nicht - das menschliche Ohr ist kein schlechter Maßstab, wenn es darum geht, Entscheidungen über die Vorzüge des Klangs zu treffen. Das erklärt auch, weshalb manch klassische Instrumente auch heute noch besser klingen als aktuelle Geräte, trotz aller technischen Fortschritte. Die Mark Levinson HF-10c in Kombination mit der alten Uher-Endstufe lassen meine Tannoys vor allem "musikalisch" klingen, und das trotz ihrer eigentlichen Tendenz, modern und analytisch zu erscheinen.

    Musik wird durch Dynamik eindrucksvoll, aber erst durch Tonalität lebendig. Die HF-10c unterstützen dunklere und vollmundigere Töne. Wenn Sie diese Kabel mit einem schwachen Verstärker koppeln, werden Sie erleben, wie die Kraft aus dem Verstärker schwindet. Die Uher-Endstufe mit ihren 150 Watt pro Kanal hat jedoch keine Schwierigkeiten, sie Kabel anzutreiben. Auch kann ich hören, wie die Endstufe langsam aus ihrem jahrelangen Winterschlaf erwacht. "World’s got a brand new baby, I lie awake listen to her bawl. Must feel a lot like flying." Heute Abend verstehe ich, was Sean damit meint. Ich genieße Abende wie diesen, an denen die Luft nach den vielen Regengüssen sauber riecht und die untergehende Sonne quadratische orangefarbene Flecken auf unserem sonst anthrazitfarbenen Teppich und den Holzbalken in unserem Studio bildet.

    Ich erinnere mich an die Madrigal Flat Copper-Kabel, die mir Luigi im Januar 2022 zum Probehören überreichte. Produkte von Mark Levinson haben eigentlich immer einen interessanten Kniff. Eine Eigenschaft, die sie zu etwas Besonderem werden lässt, selbst wenn die Zeit sich weiterentwickelt hat. Die Musikalität des HF-10c ist ziemlich beeindruckend, auch wenn Geschwindigkeit, Detailtreue und Basskontrolle vielleicht nicht seine größten Stärken sind. Immerhin sind das nicht unbedingt Defizite, wenn es darum geht, die ohrenbetäubenden Eigenschaften von Hochleistungsendstufen abzumildern. Und davon hat Mark Levinson ja bekanntlich so einige im Haus. Ein hoher Dämpfungsfaktor, jede Menge saubere Burst-Power bis in die Höhen hinein, Beryllium- oder Titankalotten an mit Silber verkabelten Lautsprechern, all diese laborerprobten technischen Overkills finden in diesen Kabeln ein wohltuendes Gegengewicht. 

    Wenn ich mein übliches Repertoire an Folk, Jazz, Vocal Jazz und Rock durchspiele, bewahren die HF-10c einen weichen und seidigen Hochtonbereich, der auch bei höheren Lautstärken nicht aggressiv wird, einen charmanten Mitteltonbereich, mit dem ich mich schnell anfreunden kann, üppige, naturgetreue Stimmen, die in einer breiten Phantommitte dargestellt werden, eine warme Tonalität und (vor allem im Jazz) eine realistische Menge an musikalischen Details. Der Klang ist röhrenartig, satt und vollmundig mit durchdringenden Klaviertönen. Die Kabel bieten eine mittlere Ausklingdauer, nicht so kurz wie die Terminator-5-Kabel von MIT und nicht so langfahnig wie die Harmonie HD von Symphonic Line.

    In Sachen Potenz erinnern mich die Mark Levinson an die Symphonic Line-Kabel, obwohl sie doch ganz anders spielen: Die Symphonic Line treten lauter und agiler auf. Wenn Klaviertöne schrill werden, fällt das bei den Symphonic Line-Kabeln zuerst auf, weil die HF-10c deutlich nachsichtiger sind. Die Basskontrolle ist bei den Harmonie HD straff und sehr druckvoll, bei den MIT-Kabeln in einigen Frequenzen vielleicht sogar etwas zu druckvoll. Um mit den HF-10c das gleiche Ergebnis an Basskontur und Druck zu erzielen, bräuchte man einen Verstärker mit massiver Leistung und sehr hohem Dämpfungsfaktor. Und ich glaube, dass die Mark Levinson-Ingenieure genau so ein Kraftpaket von einem Verstärker vor Augen hatten, als sie die HF-10c bei einem Kabelspezialisten in der Schweiz in Auftrag gaben, nach ihrem mittlerweile legendären “Koste es was, es wolle”-Ansatz.

    Technische Daten

    • Typ: ultrafeines, mehrdrähtiges Lautsprecherkabel

    • Durchmesser: 10 AWG (5,26mm) Kupfer pro Litze

    • Lücke zwischen den Litzen: 5 mm

    • Leitermaterial: hochreines Kupfer 

    • Getestete Länge: 2x 2,24m (Stereo)

    • Abschlüsse: verspannbare Bananas, 24K vergoldet

    • Land der Herstellung: Schweiz 

    • Jahr(e): ca. 1992



  • Symphonic Line Harmonie HD

    Symphonic Line Harmonie HD

    Veröffentlicht: 9.6.2024

    Herstellungsdatum: 2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Speaker Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    "Ich würde nicht so großen Fokus auf die Kabel legen, Hauptsache der Klang gefällt Dir, und sie passen zu Deiner Anlage." sagte Heinz-Peter vor kurzem am Telefon zu mir. - Das war freilich nicht die Antwort, die ich mir erhoffte, denn ich hatte gerade meinen Test der MIT Terminator 5 Lautsprecherkabel abgeschlossen und arbeitete fleißig an meinen Artikeln über das "Harmony HD" von Symphonic Line und das "HF10C" von Marc Levinson. Andererseits wusste ich, dass HP Recht hatte, wenn er zu bedenken gab, dass wir immer ein System und selten eine einzelne Komponente hören. Diese Tatsache ließ die Diskussionen über Kabel oft sinnlos erscheinen und hatte in der Vergangenheit schon zu vielen Missverständnissen zwischen Audiophilen geführt. Trotz alledem werden selbst die skeptischsten Hörer zustimmen, dass Kabel zu einem großartigen System beitragen oder es zerstören können. Ich glaube deshalb, dass sie es verdienen, im Hinblick auf ihren Beitrag diskutiert zu werden, auch wenn diese Beobachtungen nicht endgültig sind. Wie sollen wir schließlich über Lautsprecher diskutieren, wenn die Räume, in denen diese aufgestellt sind, und die HiFi-Anlagen, die sie antreiben, nicht identisch sind?

    Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Symphonic Line-Lautsprecherkabel in erster Linie für Symphonic Line-Anlagen konzipiert sind, zumal Rolf Gemein zahlreiche HiFi-Komponenten herstellt, die vom Netzkabel über Tuner und CD-Player bis hin zu den Lautsprechern selbst reichen. Das soll aber nicht heißen, dass seine Lautsprecherkabel nicht auch mit HiFi-Geräten anderer Hersteller funktionieren würden. Tatsächlich stellen die meisten meiner audiophilen Freunde ihre Systeme aus Komponenten vieler Hersteller zusammen und neigen dazu, mehrere Geräte jeder Produktkategorie für die Systemanpassung und Feinabstimmung zu besitzen. Daher ist das absolute Vertrauen in einen einzigen HiFi-Hersteller, alle Komponenten einer Anlage zu liefern - und genau dies würde es erfordern, wenn wir die Abstimmung der Komponenten in die Hände nur eines Herstellers legen würden - wohl eher selten. Richtig ist auch, dass manche Hersteller nur eine einzige HiFi-Komponente in echter High-End-Qualität in ihrem Portfolio haben. In diesem Fall wird der Abgleich von Geräten verschiedener Marken eher zu einer Notwendigkeit als zu einer Frage der Wahl.

    Auch ist sicher nicht falsch anzuführen, dass man am meisten über die Eigenschaften einer HiFi-Komponente erfährt, wenn man sie nacheinander mit Komponenten verschiedenster Hersteller kombiniert. Die Klangsignatur, die sich aus den verschiedenen Kombinationen ergibt, offenbart schließlich den besonderen Beitrag, den diese Komponente zum Klang leistet: Denn die Charakteristik ist die Konstante, die bleibt, wenn sich alles andere um die Komponente herum verändert. Auf diese Weise werden HiFi Komponenten zu vertrauten Individuen, ähnlich wie eine Freundschaft mit der Zeit immer tiefer und vielschichtiger wird, je mehr sie reift. Vielleicht war es diese Perspektive, die es mir ermöglichte, mich von HPs wohlgemeinten Ratschlägen nicht abschrecken und mich von dem fortwährenden Entdeckungsdrang leiten zu lassen, der mir so natürlich erscheint und seit langem die Basis für diesen Blog bildet.

    Ich machte mich daran, die Harmonie HD-Lautsprecherkabel an meiner modern klingenden HiFi-Anlage zu testen. Diese bestand aus Tannoy XT8f Lautsprechern mit Dual-Concentric Treibern, einer brandneuen Symphonic Line RG 11 MK5 S Endstufe mit aufgerüstetem S-Transformator und meinem kürzlich überholten Restek V1 Vorverstärker mit neuen Kapazitatoren und verbesserten Operationsverstärkern, sowie einem speziell angefertigten externen Netzteil von Hermann Kassel. Meine Musikquellen waren ein Sansui SR 525 Plattenspieler mit AT VM540 ML Tonabnehmer und ein altes Denon DCD 1420 CD-Laufwerk, das an einen Cambridge DAC Magic angeschlossen war. Obwohl dieses Frontend nicht aus den besten Komponenten der Branche besteht, sind sowohl der Sansui-Plattenspieler als auch der Cambridge DAC durchaus solide und musikalische Weggefährten, so dass es an ihnen kaum etwas zu bemängeln gibt. Und (wichtig für unsere Gerätevergleiche) es war genau dasselbe Setup, welches ich zuvor bei meinem Test der "Terminator 5" Lautsprecherkabel von MIT verwendet hatte.

    Während die MITs einen einzigen Kabelstrang verwenden, um die positiven und negativen Adern unter einem ziemlich dicken Kabelmantel zu vereinen, verfolgen die Harmonie HD den entgegengesetzten Ansatz. Jede Ader verwendet nicht nur ein separates Teflon-Dielektrikum, sondern ist auch einzeln mit einer festen Abschirmung umwickelt. Obwohl diese Kabel flexibel genug sind, um z.B. auf eine große Spule aufgerollt zu werden, mögen sie es nicht, in kleine Schleifen gebogen zu sein und nehmen aufgrund ihres Gewichts auf natürliche Weise stets eine flache Position auf dem Boden ein. Jedes Kabel hat einen Indikator, der die Signalrichtung anzeigt. Und HP informierte mich, dass das rot markierte Kabel mit dem Pfeil in Richtung der Lautsprecher angeschlossen werden sollte, während der Pfeil auf dem schwarz markierten Kabel in die entgegengesetzte Richtung zeigen muss. Diese Art des Anschlusses von Lautsprechern war für mich neu, und ohne seine Anweisungen hätte ich wahrscheinlich den Pfeil des schwarzen Kabels in dieselbe Richtung wie den des roten Kabels geführt. Meine Exemplare waren mit den berühmten Multi-Contact-Bananas von Stäubli terminiert worden.

    Bei den Anschlüssen wären mir die geringere Masse und der (in meinen Augen) optimalere Kontakt von Hohlbananen lieber gewesen. Auch konnte ich das leichte Spiel der Stecker in den Buchsen spüren. Dennoch beschloss ich, dies zu vergessen, bis ich Gelegenheit hätte, die Kabel richtig anzuhören. Das von mir gewählte Musikmaterial war abwechslungsreich: Helge Liens Album "Hello Troll" auf Vinyl, der Sampler "Die Hörtest CD Vol: IX" der Zeitschrift Stereo, Nick Caves Live-Solokonzert "Idiot Prayer" und Laura Kipps 2023-Album "Sunset Balcony" auf Compact Disc.

    Im direkten Vergleich zu den MIT "Terminator 5" Kabeln war der Klangunterschied enorm. Die Symphonic Line-Kabel klangen um einiges lauter. Während die MIT-Kabel Bassdruck und einen dunklen Hintergrund in der Musik bevorzugten, wirkten die Harmonie HD-Kabel sofort dynamisch und schnell über den gesamten Frequenzbereich. Ich bemerkte einen verblüffenden Zuwachs an Feindynamik und Detailreichtum, den die MITs zuvor verborgen hatten. Der Klang war gleichzeitig sehr energiegeladen, einnehmend und unterhaltsam. Die beklagte Mitteltonkompression der Terminator-Kabel war verschwunden, und die Stimmen klangen warm und sehr glaubwürdig. Der Bühneneindruck war natürlich, obwohl die Räume zwischen den Instrumenten etwas gedrängter wirkten, als es perfekt gewesen wäre. Die musikalische Detailfülle und Attacke waren geradezu überwältigend. Besonders die "Hörtest CD Vol: IX" produzierte eine Aneinanderreihung von musikalischen Höhepunkten, bis ich mich zu fragen begann, ob ich überhaupt in der Lage sein würde, Musik dieser Intensität über einen längeren Zeitraum zu hören. Permanente Crescendos und Detailreichtum mögen im ersten Moment beeindrucken, sind auf Dauer aber weniger realistisch.

    "Ein Höhepunkt ist der besondere Moment, in dem sich die Musik über sich selbst erhebt", pflegt mein HiFi-Freund Luigi zu sagen. Und an dieser Stelle konnte ich nachvollziehen, was er damit meinte. Ich beschloss deshalb, die Restek V1-Vorstufe gegen die des Symphonic Line RG9 auszutauschen, der nach wie vor die Endstufe RG 11 MK5 S speiste. Als ich mich erneut zum Hören hinsetzte, stellte ich fest, dass die übereifrige Präsentation der Restek einer ruhigen Kultiviertheit gewichen war. Obwohl die Musik immer noch detailliert und dynamisch klang, waren die Stimmen noch farbiger. Zwischen den einzelnen Instrumenten hatten sich neue Räume gebildet, sowohl dimensional als auch - wie es Symphonic Line so gut beherrscht - tonal. Überhaupt sind tonale Trennung und Genauigkeit vielleicht die verblüffendsten und verlockendsten Aspekte des Musikhörens. Hervorragende Transienten und ein realistisch langes Ausklingen sorgten für ein höchst musikalisches Hörerlebnis.

    Ich persönlich höre häufig Jazz-Combos, Singer-Songwriter und Folk-Musik. Das liegt möglicherweise auch daran, dass ich die erkennbare Instrumentierung, die natürliche Ordnung und die handwerkliche Einfachheit genieße. Umso mehr war ich überrascht, wie gut es dem Harmonie HD gelang, diese Dimensionen in Eduard Strauss' voll orchestriertem Titel "Bahn frei Polka" beizubehalten, und zwar ohne Abstriche in Sachen Detailreichtum und Geschwindigkeit. Scotty Wrights Interpretation von "Sound of Silence" wiederum enthält einen Hauch von Härte in der Gesangsaufnahme, der mit dem RG9 als Vorverstufe zwar weniger ausgeprägt, aber immer noch hörbar war. In "New June" war Tokunbos Stimme süß und verführerisch, während sie frei über einem nahtlosen Teppich aus eindrucksvollen Bässen schwebte. Nick Caves beeindruckende Solo-Performance von "Idiot Prayer" im Londoner Alexandra Palace aus dem Pandemie-Jahr 2020 zeigte einen spitzbübischen Charme in seiner Stimme, der mich überraschte. Ich kannte das Album sehr gut und hatte seine Stimme deutlich älter in Erinnerung.

    Beim Zuhören verspürte ich den unmittelbaren Drang, meine Musiksammlung nochmals zu durchstöbern, um zu sehen, was ich vielleicht sonst noch in den Aufnahmen verpasst hatte. Symphonic Line-Kabel sind relativ unempfindlich gegenüber Verzerrungen, sollten sie sich selbst oder andere Kabel berühren oder kreuzen. Ich habe jedoch festgestellt, dass auch sie von einer einwandfreien Verlegung profitieren, wenn sie eine ungestörte Signalübertragung bieten sollen, was sich in klanglicher und räumlicher Korrektheit und einer intakten Mikrodynamik niederschlägt. Das Harmonie HD ist ein schnelles und aussagekräftiges Lautsprecherkabel, das in der Lage ist, ausgewogene Tonalität mit viel Dynamik und Detailreichtum zu verbinden. Seine Agilität und Klarheit machen es empfindlich gegenüber Fehlern im System, insbesondere Fehler in Richtung der Musikquelle. Je nach persönlichem Musikgeschmack und den Kenntnissen über die richtige Einrichtung einer HiFi-Anlage kann dieses Kabel entweder ein wahrer Segen oder auch ein Fluch sein. In jedem Fall wird es Ihrem System auf die Sprünge helfen.

    Technische Daten

    • Typ: einadriges Lautsprecherkabel
    • Eigenschaften: vollständig abgeschirmt, gerichtet
    • Getestete Länge(n): (2x) 4,00 Meter
    • Terminierung: Stäubli Multi-Contact
    • Gewicht: 2.058 g (pro Stereopaar)
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Jahr(e): 1994 - aktuell

    Musik by Cara live music

Audio-Racks

Audio-Racks

Zu Beginn meiner Reise in Sachen Hifi, schenkte ich dem Thema Hi-Fi-Racks nicht unbedingt viel Aufmerksamkeit. In den 1980er Jahren waren meine Racks für Audio- und Videogeräte einfache Konstruktionen aus Sperrholzplatten. In den 90er Jahren baute ich dann mein erstes eigenes Rack aus MDF, um darin zwei Plattenspieler in der Oberplatte nebeneinander aufstellen zu können. Die Plattenspieler wurden dabei versenkt, um eine nahtlose Oberfläche mit dem Rack zu schaffen. Ich baute dieses Rack aus optischen und praktischen Gründen. Um eine positive Beeinflussung des Klangs machte ich mir damals am wenigsten Gedanken, da ich mir auch nicht vorstellen konnte, dass Audio-Racks ein wichtiger Faktor in Sachen Akustik sein könnten.

Erst als ich mich im Jahr 2014 erneut mit Hifi beschäftigte, begann ich in Foren über die klangliche Bedeutung von Hi-Fi-Racks zu lesen. Dort las ich auch, dass die Regale der IKEA Besta-Serie einige positive Auswirkungen auf den Klang von Hifi-Geräten hätten. Als wir im Jahr 2015 in unsere neue Wohnung zogen, stellte ich daher unsere HiFi-Komponenten in einem solchen Besta-Regal auf. Ich war mit dem resultierenden Klang zwar zufrieden, konnte aber nicht mit Sicherheit sagen, ob sich akustisch tatsächlich etwas verändert hatte. Seitdem hatte ich jedoch durch das Positionieren der Geräte auf verschiedenen Ebenen in unseren Regalen gelernt, dass es vier wichtige Faktoren gab, die bei der Aufstellung von Hi-Fi-Komponenten zu beachten waren:

  1. Vibrationen durch Transformatoren (50 Hz in Deutschland, 60 Hz in den USA)
  2. Schwingungen der Mechanik (CD-Laufwerke, Lager und Motoren von Plattenspielern, etc.)
  3. Vibrationen der Infrastruktur (der Brummen der Stadt, ca. 20-40 Hz, 30-40 dB)
  4. Bei der Nutzung entstehende Vibrationen (schließende Türen, menschliche Schritte, Lautsprecher-Schall)

Musikinformation, die von konventionellen Festplatten, CD- und Plattenspielern abgespielt wurde, bestand aus Daten, die für das menschliche Auge unsichtbar waren, und genau diesen Aspekt der Unsichtbarkeit hatten sie mit den ersten drei oben genannten Arten von Vibrationen gemeinsam. Jeder konnte sich den Effekt von Schritten auf dem Parkettboden eines Altbaus vorstellen und hatte vielleicht unwillkürlich auch eine akustische Erinnerung an das Scheppern von Gläsern auf akustisch angeregten Regalböden. Das bedeutete jedoch nicht, dass der vierte Punkt auf der Liste eine größere Auswirkung auf die Klangqualität hatte, selbst wenn er am einfachsten zu beseitigen war, indem man seine Mitmenschen aufforderte, leiser oder vorsichtiger zu sein. Von einem Hifi-Gerät ausgehende Transformator-Vibrationen hatten zwei Auswirkungen: 1. nach innen (auf das Gerät selbst) und 2. nach außen (auf alle anderen Geräte in einem Rack). Nach innen gerichtete Schwingungen wurden in der Regel durch eine starke Ankopplung an den Rackboden mit Hilfe von Spikes usw. reduziert, während nach außen gerichtete Schwingungen absorbiert und/oder zum Boden hin abgelenkt werden mussten.

Wurde ein Verstärker auf der gleichen Ebene wie ein Quellgerät platziert, so wurden in der Regel gleichermaßen dessen Transformator-Schwingungen auf das Quellsignal übertragen, was die Musikwiedergabe beeinträchtigte. Verstärker hatten Prinzipbedingt mindestens einen großen Transformator, der zu ihrem Gewicht und ihrer Leistung beiturg. Wenn sie in Bodennähe aufgestellt wurden, konnten ihre inhärenten Schwingungen am effektivsten absorbiert und nach unten geleitet werden. Andererseits konnten Verstärker-Vibrationen aufgrund ihrer Stärke alle anderen Geräte in einem System beeinflussen, wenn auch nur ein Teil davon nach oben zu den anderen Komponenten des Systems gelangte.

Die primären Schwingungen von Laufwerken lagen bei etwa 33, 45 oder 80 Hz, je nachdem, welche Geräte als Musikquelle verwendet wurden. Hinzu kammen die Schwingungen der Motoren selbst, die deutlich höhere Frequenzen erzeugten. Bei CD-Laufwerken kammen noch variabel Vibrationen hinzu, die von Laserpositionierungs- und Fokussierungsmechanismen herrühren. Herkömmliche Festplattenlaufwerke funktionierten ähnlich wie CD-Laufwerke, da sie viele Arten von Vibrationen in ein System einbrachten. Auch wenn diese Vibrationsquellen für uns nicht sichtbar waren, fielen sie doch ins Gewicht, wenn man sie ins Verhältnis zu den Musiksignalen setzte. Die Schwingungen der Quelle hatten deshalb zwei Auswirkungen: 1. nach innen (auf das Gerät selbst) und 2. nach außen (auf alle anderen Geräte in einem Rack). Bei meinen eigenen Experimenten mit der Aufstellung von Quellgeräten stellte ich fest, dass eine gründliche Entkopplung vom Rack am vorteilhaftesten war, so kontraintuitiv dies auch zunächst erscheinen mochte. Dies galt jedoch nicht für alle Geräte und musste für jedes einzelne Gerät erneut ausgelotet werden.

Erschütterungen der Infrastruktur waren vor allem in städtischen Gegenden weit verbreitet. In unserer unmittelbaren Frankfurter Nachbarschaft gab es Straßenbahnen und Züge, den größten internationalen Flughafen Europas, zwei Hauptverkehrsachsen des Bundes und Hunderte von belebten Straßen mit Bussen und Lastwagen, die alle in sichtbarer und hörbarer Entfernung lagen. Ich führte einige Messungen durch und stellte fest, dass die aus der Infrastruktur resultierende Geräuschkulisse zu jeder Tageszeit etwa 37-45 dB an niederfrequentem Lärm im Bereich von 20-40 Hz ausmachte. Ich fand heraus, dass eine minimale Oberflächenentkopplung für Regale in dieser Umgebung am vorteilhaftesten war, wie sie durch Spikes oder schlanke Möbelfüße erreicht wurde.

Weitere konstruktive Überlegungen könnten sein: 1. Eine direkte Verbindungen zwischen den Geräten zu ermöglichen, bei denen sich 2. signal- oder stromführende Kabel nicht berührten. Konstruktionen, die 3. einen faradayschen Käfig zur Abschirmung von EMF-Einflüssen darstellen, wurden ebenfalls als vorteilhaft angesehen. Und man könnte sicher noch tiefer graben und dabei weitere Faktoren finden, die einen Einfluss auf den Klang haben.

  • AIHR-T1 Akustisch Isolierendes Hifi-Rack

    AIHR-T1 Akustisch Isolierendes Hifi-Rack

    Veröffentlicht: 9.1.2022

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Audio Racks

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Da wir über Weihnachten 2021 etwas freie Zeit hatten, beschlossen meine Frau und ich, ein richtiges Rack für unsere Hifi-Anlage zu bauen. Es sollte unser erstes eigenes Rack werden und den Zweck erfüllen, unseren Home-Entertainment-Genuss zu verbessern, aber auch als professionelle Kulisse für unsere zukünftigen Interviews mit Bekannten aus der Musikproduktion und Audiophilie dienen. Und da uns noch ein eigener zweckgebundener Raum für unsere ‘Explorations in Audio’ fehlte, wussten wir, dass unser neues Rack gleich mehrere Zwecke erfüllen musste.

    Die Idee, ein eigenes Rack zu bauen, schwebte uns schon seit mindestens zwei Jahren vor, und wir hatten unsere Erwartungen bereits miteinander abgeglichen und Entwürfe erstellt, die auf dem Papier schon fertig aussahen. Da jedoch die meisten meiner frühen Entwürfe Metallverbindungen enthielten, die vom Fachmann geschweißt werden mussten, zogen wir parallel auch weiterhin die Möglichkeit in Betracht, ein fertiges Rack zu erwerben. Nach einigen Wochen der Recherche nach fertigen Produkten und der Kontaktaufnahme mit Metallarbeitern gaben wir schließlich beides auf: A) einen Schweißer zu finden, der an unserem kleinen Projekt für einen Rack-Prototyp für eiaudio interessiert war, und B) eine fertige Rack-Lösung zu suchen, die audiophilen Kriterien entsprach und dabei nicht an ein Kinderzimmer erinnerte.

    Während der Immobilienblase in Frankfurt war es einfach unmöglich, einen Schlosser zu motivieren. Selbst als wir ihnen mitteilten, dass wir das Rack als Prototyp für den Verkauf über unseren eiaudio.de-Shop und über Amazon vorsahen, hatte kein einziger Fachmann sein Versprechen eingelöst, uns diesbezüglich zurückzurufen. Auf der anderen Seite waren die Racks, die es zu kaufen gab, entweder lächerlich teuer oder klanglich minderwertig. Es schien auch, dass die meisten Audio-Racks eher für Kinderzimmer, Hobbykeller oder die Wohnung eines Singles als für Familien konzipiert waren. Diejenigen, die offensichtliche klangliche Vorzüge hatten, sahen oft übermäßig technisch aus und boten nur wenig Platz für Schallplatten. Wir hingegen genossen es, einen Teil unserer Vinylsammlung direkt am Regal zur Hand zu haben. Das minderte auch den technisch kalten Eindruck eines Racks.

    Als uns klar wurde, dass wir vergeblich auf professionelle Unterstützung warten mussten, zeichnete ich einen neuen Entwurf, der vollständig auf Holz basierte. Dieser bestand aus zwei separaten Regalkörpern, die zwar übereinander gestapelt doch durch sechs Spikes mit Untersetzern akustisch voneinander isoliert waren. Sabina fand ein paar stylish aussehende, höhenverstellbare Möbelfüße, die sich nach außen neigten und auf eine Fläche von der Größe eines Cents Richtung Boden abdrückten. Der ursprüngliche Entwurf sah zwei Lagen Multiplex auf allen Teilen der Konstruktion vor. Sabina war jedoch der Ansicht, dass die innere Struktur aus optischen Gründen besser aus einer einzigen Lage bestehen sollte. Außerdem schlug sie vor, die inneren Bretter nach vorne hin zurückzusetzen, um dem Regal ein luftigeres Aussehen zu verleihen.

    Ich wollte die linke Seite des oberen Korpus mit einem horizontalen Brett unterteilen, um dort kleinere Geräte unterzubringen. In den Abschnitten, die unsere Schallplatten tragen sollten, fügte ich ein Brett hinzu, um zu verhindern, dass diese hinten herausrutschen, aber auch um die diagonale Stabilität zu verbessern. Obwohl die verwendeten Füße und Spikes bereits elektroakustische Vorteile boten, war ich noch nicht wirklich zufrieden mit dem Design. Nach weiteren Überlegungen schlug ich vor, zwischen den beiden Holzschichten rund um jeden Innenkorpus eine 1,5 mm dicke Filz-Isolierung anzubringen. Während des Zusammenbaus achteten wir darauf, dass keinen Kontakt zwischen der äußeren und der inneren Schicht entstand, außer durch den Filz selbst. Auf der Oberfläche des Racks waren die Torx-Schrauben auf der Außenseite sichtbar, da eine Verschraubung von innen nach außen zu Schallbrücken zwischen den Korpusen geführt hätte.

    Wir bauten zuerst die Innenseite und dann die Außenseite jedes Korpuses, bis beide fertig waren. Mit einer Wasserwaage brachten wir den unteren Körper ins Gleichgewicht und stellten dann den oberen Korpus darauf. Ich legte unsere Schallplatten in gegenüberliegende Fächer und fügte die Geräte hinzu. Wir überprüften noch einmal die Position der oberen Platte und stellten fest, dass diese immer noch perfekt waagerecht war. Da es sich bei unserem Rega Planet CD-Player um einen Toplader handelte, wollte ich ihn zunächst auf den oberen Korpus neben dem Plattenspieler platzieren. Leider jedoch stellte sich heraus, dass meine Verbindungskabel zu kurz waren, um den CD-Spieler dort zu platzieren. Anstatt erneut teure Kabel zu kaufen, stellte ich den Vorverstärker stattdessen auf den Tresen. Mit etwas Geduld gelang es mir, alle Geräte so aufzustellen, dass dabei kein Kabel das andere berührt.

    Unser Rega Planet ist insofern etwas Besonderes, als er nur allzu leicht ins Schlingern gerät, wenn die Unterlage nicht absolut stabil ist. Ich konnte erneutes Kippeln im Regal verhindern, indem ich eine Multiplexplatte darunter legte. Das Ergebnis war ein beruhigend wirkendes Rack, das das Hören von Vinyl zu einer wahren Freude machte. Es trug nicht nur noch mehr zum Klang bei als die IKEA-BESTA-Lösung, es sah auch edler aus. Obwohl das Baumaterial selbst schwer war, konnten Sabina und ich jeden Korpus einzeln durchaus tragen. Ein Umzug mit diesem Regal war keine beängstigende Vorstellung. Wir waren beide sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

    Technische Daten

    • Rack-Typ: AIHR-T1
    • Vibrationsschutz: Filzauskleidung, Akustikspikes, verstellbare Füße
    • Abmessungen: (B) 1400 mm; (H) 902 mm; (T) 400 mm
    • Spikes mit Untersetzern: (B) 22 mm; (H) 22 mm
    • Möbelfüße: (H) 80 mm
    • Entwurf: eiaudio.de
    • Jahr: Dez 2021

Zubehör

Zubehör

Viele Faktoren tragen zur Integrität des Klangs bei. Dies gilt insbesondere für alle Komponenten, die in elektrischem, physischem oder akustischem Kontakt mit unserer HiFi-Kette stehen. Ein HiFi-Gerät steht immer auf etwas drauf und ist mit etwas verbunden, und die Art und Weise, wie es aufgestellt und angeschlossen ist und wie es mit dem Raum in Verbindung steht, haben Einfluss auf seine Leistungsfähigkeit.

Für HiFi-Neulinge ist es oft überraschend zu erfahren, dass das Kabel, mit dem zwei Geräte miteinander verbunden sind, für die Klangsignatur genauso wichtig sein kann wie die Geräte selbst. Diejenigen, die dies nicht mit eigenen Ohren erfahren haben, mögen diese Information sogar als Unsinn abtun. Letztlich entscheiden die Ohren, und wer keine Lust hat, sich damit zu beschäftigen, kann es an dieser Stelle auch gleich lassen. Für alle anderen wird das Kapitel Zubehör einige sehr nützliche Informationen enthalten.

  • Aucharm Audio-Absorber

    Aucharm Audio-Absorber

    Veröffentlicht: 8.4.2022

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ich stieß auf die Aucharm Audio-Absorber, die von einem chinesischen Verkäufer auf eBay angeboten wurden, als ich meine derzeitige Spike-Lösung, die unter unserem Thorens TD320 Plattenspieler montiert war, aufwerten wollte. Die Thorens standen ursprünglich auf Filzkissen, die durch jahrelangen Gebrauch seit den späten 1980er Jahren abgenutzt, stark komprimiert und verhärtet waren.

    Mein erster Impuls war, die abgenutzten Filzkissen durch neue zu ersetzen, doch ich war mit dem Resultat überhaupt nicht zufrieden. Der Filz machte den Plattenspieler zwar musikalisch gedämpfter, brachte aber auch eine gewisse Instabilität mit sich, die dazu führte, dass die Platte leichter sprang, wenn jemand das Rack zu unvorsichtig berührte. Auch die Klangsignatur selbst fühlte sich ein wenig dumpf und matschig an. Kurzum, der daraus resultierende Eindruck war weit entfernt von modernen audiophilen Erwartungen.

    Bei der Suche nach einer geeigneten Basis für unseren Plattenspieler stieß ich auf Bilder des Thorens TD3020, die ihn auf Spikes gestellt zeigten. Das sah recht elegant aus, und ich beschloss, das ebenfalls auszuprobieren. Ich hatte noch einen Satz höhenverstellbarer Kupferspikes zu Hause herumliegen und befestigte diese mit doppelseitigem Klebeband an unserem Thorens. Doch als wir uns zum Hören hinsetzten, klang unser legendärer Plattenspieler im Grundton schwächer und insgesamt klinischer als wir es gewohnt waren. Ich konnte nicht sofort entscheiden, ob mir der neue Klang gefiel, aber ich stellte fest, dass wir in den nächsten Tagen immer weniger Platten hörten. Das war in der Regel ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmte.

    Bei weiterer Internetrecherche stieß ich auf die hier gezeigten preisgünstigen Aucharm Audio-Absorber. Sie bestanden aus vier Komponenten: einem äußeren Aluminiumring mit Innengewinde, einer Fußplatte, die von unten nach oben in das Gewinde geschraubt wurde, drei Stahlkugeln zur akustischen Entkopplung und einer weiteren Metallplatte, die als Geräteträger diente. Mich gereizte, dass die Absorber höhenverstellbar, schwarz wie der Thorens und nicht so groß waren, dass sie das Design des Plattenspielers aus dem Gleichgewicht bringen würden.

    Um ehrlich zu sein, erwartete ich keine großen Auswirkungen auf den Klang, als ich von unseren Spikes zu den neuen Absorbern wechselte, aber ich bat Sabina, mit mir einen kurzen Hörvergleich durchzuführen. Wir legten den Song “Bullet Train" von Stacey Kent auf, der viele aufschlussreiche Nuancen bot. Beim Hören mit den Spikes stellten wir die Lautstärke ein und legten pegelten unsere persönlichen Erwartungen an den Klang ein. Dann nahm ich die Spikes ab und stellte die Absorber auf. Der Unterschied war verblüffend, vor allem wenn man bedachte, dass diese Absorber nicht für Plattenspieler sondern als Verstärkerfüße verkauft werden.

    Vielleicht war mit meiner Lösung aus Spikes und doppelseitigem Klebeband von Anfang an etwas nicht in Ordnung gewesen, aber die Aucharm-Absorber brachten mehr Dynamik und eine deutlich größere tonale Genauigkeit ein, wichtige Faktoren für audiophiles Hören, die ich bisher schmerzlich vermisst hatte. Auch die Kanaltrennung wurde verbessert. Es war gut möglich, dass die Resonanzen des Antriebsmotors beim Hören mit den Spikes irgendwie aktiv geblieben waren und nun mit den Absorbern beseitigt wurden. Was auch immer den Ausschlag gegeben hatte, wir werden die neuen Absorber bei unseren Thorens nicht mehr missen wollen.

    Technische Daten

    • Typ: Akustische Entkopplungsabsorber
    • Merkmale: > 5mm höhenverstellbar
    • Material: pulverbeschichtetes Aluminiumgehäuse
    • Entkopplung: 3x Keramikkugeln (pro Absorber)
    • Geräte-Übergang: akustisches Gummi
    • Abmessungen: (B) 39mm; (T) 39mm; (H) 18-23mm
    • Land der Herstellung: China
    • Jahr: 2022

  • Audiocrast Tri-Ball-Absorber

    Audiocrast Tri-Ball-Absorber

    Veröffentlicht: 14.7.2022

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Nach meinen positiven Erfahrungen mit den in China hergestellten Aucharm Akustik Absorbern für unseren Thorens TD320-Plattenspieler Anfang des Jahres fühlte ich mich ermutigt, ein alternatives Tri-Ball-Absorber Design für unseren Dual CS-721-Plattenspieler zu erkunden. Seit meinem ursprünglichen Kauf waren drei Monate vergangen, in denen ich weiter mit den Aucharm-Absorbern experimentiert hatte. Und obwohl ich im Allgemeinen mit ihrer Funktionsweise zufrieden war, hatte ich auch ein leichtes Wackeln festgestellt, das darauf zurückzuführen zu sein schien, dass die drei Löcher des Deckels asymmetrisch zu den Löchern in der Basis waren. Es war schwer zu sagen, ob es sich dabei um einen Fehler des Herstellers oder einfach um einen Teil der Designphilosophie handelte. Anstatt stabil auf den drei Metallkugeln zu stehen, wackelte das Oberteil, bis ein HiFi-Gerät darauf gestellt wurde und das Wackeln unterband. Die Aucharm-Absorber hatten zwei interessante Eigenschaften, die sie ideal für den TD320 machten. Der Durchmesser der oberen Stütze war kleiner als der Durchmesser der darunterliegenden Konstruktion und passte perfekt zu den runden Vertiefungen des Thorens-Chassis. Und sie waren höhenverstellbar, um den Plattenspieler in die Waage zu bringen. Diese Eigenschaften machten sie trotz des leichten Wackelns interessant, aber ich wurde auch neugierig darauf, was der Markt sonst noch zu bieten hatte. Die Audiocrast-Absorber füllten diese Nische für mich perfekt aus, da sie noch etwas stabiler zu sein schienen. Außerdem fand ich es interessant, dass die Audiocrast-Absorber in verschiedenen Farben erhältlich waren, um besser an die Ausstattung angepasst zu werden. Zur Auswahl standen die Farben Silber, Schwarz und Gold. Die hier vorgestellte Farbe ist Silber, auch wenn wir uns bei unserem Dual CS-721 Plattenspieler letztendlich für Schwarz entschieden, weil es in Kombination mit dem original schwarzen oberen Rahmen des Sockels besser harmonierte.

    Die Audiocrast-Absorber waren nicht höhenverstellbar. Das war wichtig zu wissen, wenn man darauf achten wollte, dass der Plattenspieler absolut eben steht. Außerdem besaßen sie einen Mittelzapfen mit einer Gummidichtung drum herum. Die Gummidichtung hielt die obere Hälfte jedes Absorbers über dem Sockel fest. Eine willkommene Funktion, wenn das obere Gerät über ein Regal oder den Boden geschoben werden sollte, aber diese Konstruktion würde auch die Dämmeigenschaften des Absorbers beeinträchtigen, einfach weil es neben der Kugelkupplung eine zusätzliche Schallbrücke gab. Außerdem hatten die Audiocrast-Absorber auf der Ober- und Unterseite 1 mm dicke Kunststoffpolster, die die allgemeine Klangreinheit beeinträchtigen könnten. Meine Erwartungen waren daher nicht allzu groß, und ich bestellte zusätzlich zu den Tri-Ball-Absorbern ein federbasiertes Absorbersystem, um beim Vergleich der Klangbeeinflussung mehr Auswahl zu haben.

    Zu meiner Überraschung übertrafen die Audiocrast-Absorber die Aucharms in Kombination mit unserem Dual-Plattenspieler mit Sockel aus amerikanischem Walnussholz um ein Vielfaches. Die Bassfrequenzen klangen sauberer und hatten etwas mehr Druck. Sowohl die Audiocrast- als auch die Aucharm-Absorber übertrafen die federbelasteten Absorber, da ihr Einfluss auf den Klang noch vergleichbar war. Es schien, dass die federbelasteten Absorber zwar besser isolieren, aber nicht genug Stabilität bieten, um die Eigenschwingungen des Plattenspielermotors zu dämpfen. Ich wechselte zwischen den drei Absorberdesigns und stellte fest, dass der schwarze Aucharm-Look viel besser zu unserem Dual passte als der silberne. Da die Audiocrast-Absorber aber in Kombination mit unserem CS-721 besser klangen, müsste ich sie auch in schwarz bestellen. Die Federabsorber hingegen waren so speziell, dass ich mir zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels nicht sicher war, ob es ein Szenario gibt, in dem ihre fehlende Unterstützung jemals nützlich sein könnte.

    Technische Daten

    • Hersteller: Audiocrast
    • Typ: akustischer Tri-Ball-Absorber
    • Anwendung: Vibrationsdämpfung und Isolierung
    • Grundmaterial: Aluminiumlegierung
    • Kugelmaterial: rostfreier Stahl (Keramik optional)
    • Verfügbare Farben: Silber, Schwarz, Gold
    • Belastbarkeit (Viererset): 200 kg (max.)
    • Abmessungen: (B) 39mm; (T) 39mm; (H) 23-24mm(*)
    • Zentralschraube (optional): 8mm
    • Gewicht: 264-272g pro Satz; (66-68g, einzeln(*)
    • Herkunftsland: China

    (*) Hinweis: Unterschiede bei Gewicht und Abmessungen sind auf unterschiedliche Kugeldurchmesser zurückzuführen.


  • Audiocrast Verschlusskappen für Cinch

    Audiocrast Verschlusskappen für Cinch

    Veröffentlicht: 5.6.2020

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Das erste Mal, dass ich von Verschlusskappen für Cinchbuchsen las, war in der Bedienungsanleitung unseres Restek V1 Vorverstärkers. Darin wurde erklärt, dass alle unbenutzten Cinch-Eingänge verschlossen werden müssen, um das Rauschpotenzial durch hochfrequente Einstrahlung zu unterdrücken. Andernfalls könne das Gerät seine Technischen Daten in Bezug auf Klirrfaktor und Rauschabstand nicht erfüllen. Da ich nicht wusste, was ich von dieser Information halten sollte, war ich erleichtert, als ich erfuhr, dass es sie in einem Dutzend zu erwerben gab und sie auch in der Neuanschaffung relativ preiswert waren.

    Trotz der vergoldeten Eingänge des Restek V1 entschied ich mich, die Verschlüsse von einem chinesischen Importeur namens Audiocrast zu kaufen. Das Grundmaterial war Messing, das dann rhodiniert wurde. Diese Verschlüsse waren viel besser bewertet als ihre goldenen Pendants, sonst hätte ich vielleicht versucht, den Effekt der Materialübergänge zu verringern, indem ich das gleiche Kontaktmaterial wie an den Eingängen verwendet hätte.

    Beim Restek hatten die Stecker den Effekt, dass Grundrauschen bei allen Quellen außer der Phonostufe absolut still war. Wenn ich Diana Kralls Turn up the Quiet" hörte, war das Ausfaden der Umgebungsgeräusche des Studios am Ende jeder Aufnahme jetzt viel deutlicher als vorher. Auch höhere Lautstärken machten mir mehr Spaß als zuvor, einfach weil sich die Musik deutlicher vom Hintergrund abhob. Besonders gut gefiel mir die Wirkung der Verschlusskappen in Hinblick auf die Bühnentiefe, die einfach noch ein bisschen realistischer geworden war. Wenn Ihr System in der Lage ist, einen großartigen Klang zu erzeugen, können dieses kleinen und erschwinglichen Teile durchaus als unverzichtbar


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  • Audiophile Verstärkerkühlung

    Audiophile Verstärkerkühlung

    Veröffentlicht: 21.10.2021

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Ich liebe unseren Hafler XL-280-Verstärker. Mit einer Leistung von 145 Watt RMS pro Kanal liefert er genug Energie, um auch Lautsprecher mit niedrigem Wirkungsgrad laut wiederzugeben. Und seine Hochstromfähigkeiten machen ihn zu einem großartigen Begleiter selbst für die anspruchsvollsten Lautsprecherdesigns. Seine berühmten MOS-FET-Transistoren sorgen für einen musikalischen und angenehmen Klang, der dem von Röhrenverstärkern ähnelt, ohne dabei die Präzision von Halbleiterverstärkern zu verlieren. Nachteilig ist, dass die relativ hohe Class-A-Leistung des Hafler alles andere als energieeffizient ist und daher viel Wärme erzeugt. Hafler hat zwar große externe Kühlkörper vorgesehen, einen auf jeder Seite des Verstärkers, um eine passive Kühlung zu gewährleisten, aber an warmen Sommertagen gehen die Transistoren unseres 1988er Geräts in den Selbstschutzmodus und beginnen, den Strom zu begrenzen, eine Maßnahme, die durch einen flachen und komprimierten Klang und ein hilfloses Flattergeräusch anstelle eines soliden Basses hörbar wird. Als ich das zum ersten Mal hörte, ging ich fälschlicherweise davon aus, dass unser CD-Spieler defekt war und ließ ihn reparieren. Ich wusste nicht, dass das, was ich hörte, durch einen überhitzten Verstärker verursacht wurde.

    Wie ich erfuhr, gab es viele Faktoren, die die Überhitzung unseres alten Verstärkers verursacht haben könnten. Zum einen sind die Transistoren normalerweise mit Hilfe einer Wärmeleitpaste mit den Kühlkörpern verbunden. Wenn diese Paste mit dem Alter brüchig wird, nimmt ihre Fähigkeit ab, die Temperatur von den Transistoren weg zu transportieren. Zweitens wäre der perfekte Platz für eine große Endstufe in Bodennähe, wo die Schwingungen des Transformators am besten absorbiert werden können und wo die Temperatur normalerweise am niedrigsten ist. In unserem Setup war die Endstufe jedoch in etwa 40 cm Höhe direkt unter einer Dachschräge platziert. Das bringt mich zu einem dritten Faktor: Die Temperatur in Dachräumen - und das ist unser Hörraum II - ist in der Regel höher als im Rest des Hauses. Aus diesem Grund strömte einfach nicht genug kühle Luft an den Transistoren und Kühlkörpern vorbei, um die normale Betriebstemperatur unseres Verstärkers aufrechtzuerhalten, was schließlich dazu führte, dass der durch die Transistoren fließende Strom begrenzt wurde.

    Daher musste ich eine Kühllösung finden, die mein Wärmeproblem löst, ohne die Integrität der Musik zu beeinträchtigen. Und wie immer, wenn es ein Problem gibt, war ich sofort begeistert von der neuen Möglichkeit, die es zu erforschen galt. Ich begann im Internet zu recherchieren und fand einige bereits existierende PA-Lösungen mit in 19-Zoll-Rackschränken eingebauten Lüftern sowie eine Reihe von einzelnen Lüftermotoren mit separaten Wärmesensoren für den Rackeinbau. Keines dieser Angebote war jedoch besonders leise, gut aussehend oder gar praktisch für eine HiFi-Anlage. Erst als ich auf den "AIRCOM S9" von AC Infinity stieß, glaubte ich, dass eine audiophile Verstärkerkühlung in greifbare Nähe gerückt war, selbst für Verstärker, die nicht von vornherein mit superleisen Luftmotoren ausgestattet waren. Und doch ahnte ich schon anhand der Produktbeschreibung, dass noch einiges an Arbeit nötig sein würde.

    AC Infinity baut Air Mover in verschiedenen Formaten, die die Wärme auf unterschiedliche Art und Weise abführen: z.B. nach vorne, nach hinten, etc. Das Unternehmen hat seine Wurzeln in der Audiotechnik, und ich sah, dass der S9 praktischerweise genau die Breite des Hafler-Verstärkers hatte. Er saugt die Luft von jedem darunter befindlichen Gerät ab und befördert sie mit Hilfe von drei ultraleisen Laufwerken direkt nach oben. Ich erwartete, dass diese Konstruktion für meine Anwendung am vorteilhaftesten sein würde, obwohl ich noch nicht entschieden hatte, ob ich den AIRCOM S9 unter oder über unserem Verstärker anbringen sollte. Da der S9 für moderne Mehrkanal-Verstärker und nicht für alte 2-Kanal-Geräte entwickelt wurde, war er etwa 20 cm tiefer als unser Hafler, was zur Folge hatte, dass ich eine zusätzliche Halterung für seine hinteren Füße entwerfen musste, um ihn in unser Setup einzubauen. Ich entschied mich für den S9 und nicht für seinen teureren Bruder, den T9 (der mehr Funktionen und Digitaltechnik an Bord gehabt hätte), weil ich der Meinung war, dass weniger digitale Spielereien weniger Interferenzen auf dem Audiostrom bedeuten würden. Leider waren beide Geräte mit eher unangenehmen und wenig audiophilen Schaltnetzteilen ausgestattet, was bereits aus den Online-Beschreibungen ersichtlich war. In meinen Augen ein Widerspruch zur Firmenphilosophie.

    Ich habe gesehen, dass AC Infinity ihre S9 in den USA zu sehr günstigen Preisen verkauft. Der Preis für das gleiche Produkt bei einem deutschen Importeur war ungefähr doppelt so hoch. Ich wog meine Optionen ab und entschied mich für den deutschen Importeur, weil ich dachte, dass ich damit ein lokales Unternehmen unterstütze, bessere Supportmöglichkeiten habe und außerdem ein für den deutschen Markt hergestelltes Netzteil erhalte. Es stellte sich heraus, dass letzteres nicht der Fall war und dass ich einfach einen 100 %igen Aufschlag für das gleiche Produkt mit einem US-Netzteil bezahlt hatte, das nicht einmal in eine deutsche Steckdose passte. Ich war ziemlich enttäuscht, nahm mir vor, nie wieder bei diesem deutschen Anbieter zu kaufen, und tauschte das billige und nicht kompatible Schaltnetzteil gegen ein konventionelles, geregeltes Netzteil aus, das offensichtliche audiophile Vorteile bietet, da es nicht einmal eine kleine Restwelligkeit im Stromnetz verursacht. - Während meine Vorsicht gegenüber Schaltnetzteilen von Nicht-Audiophilen oft belächelt wird, las ich später, dass nicht wenige Kunden von AC Infinity Beschwerden über elektronisches Rauschen hatten, das in ihre Audiosysteme einstrahlte; ein Phänomen, das ich mit einem linearen Netzteil nicht erlebt habe.

    Im temperaturgesteuerten Betrieb schalten die internen Wärmesensoren des S9 die Lüftermotoren automatisch ein, wenn der Verstärker zu heiß wird. Es gibt zwei Modi: ein einfaches Ein-Aus-Schalten bei einer bestimmten Pegeleinstellung, wenn die Temperaturgrenzen erreicht sind, und einen sanfteren, wärmeabhängigen Betrieb, bei dem die AIRCOM-Sensoren die Pegeleinstellung unabhängig bestimmen. Beide Einstellungen funktionieren nur, wenn sich das Gerät über dem Verstärker befindet, da die Wärme nach oben steigt. Ich habe daher einen einfachen Ständer entworfen, der den Kühler über dem Verstärker positioniert, ohne die ursprüngliche Luftströmung zu behindern. Das Design hat sich als sehr gut erwiesen. Im einfachen Ein-Aus-Schaltmodus schaltet sich der AIRCOM S9 zum ersten Mal ein, nachdem der Hafler XL-280 etwa 1-1,5 Stunden lang gelaufen ist. Er bleibt dann für ca. 40 Sekunden mit der voreingestellten Geschwindigkeit (Stufe 1 von 4) eingeschaltet, bevor er für ca. 5-10 Minuten wieder abschaltet. Im wärmeabhängigen Modus läuft das S9 häufiger und in kürzeren Abständen. Es liegt auf der Hand, dass je kühler der Raum ist, desto weniger Kühlung benötigt wird.

    Da die niedrigste Betriebsstufe der AIRCOM S9 für die meisten Anwendungen im Haushalt ausreichen sollte, ist die S9 leise genug, um als audiophile Kühlbox eingestuft zu werden. Während ich in einem ruhigen Raum die äolischen Töne wahrnehmen kann, die mit leichtem Wind verbunden sind, wird dieses Geräusch fast vollständig absorbiert, sobald Musik abgespielt wird, selbst wenn sie mit sehr geringer Lautstärke abgespielt wird. Meine Beobachtungen wurden in einem Abstand von 2,5 m diagonal zum Gerät sitzend gemacht. In Kombination mit unserem Hafler leistet dieses audiophile Lüfterkühlsystem hervorragende Arbeit.

    Technische Daten

    • Hersteller: AC Infinity Inc.
    • Produkt: AIRCOM S9
    • Typ: audiophiles Lüfter-Kühlsystem
    • Luftbewegung: 3x doppelt kugelgelagerte Lüfter
    • Motoren: PWM-gesteuert
    • Manuelle Steuerung: 4-stufig
    • Thermische Steuerung: 2 Trigger-Modi
    • Absaugung: vertikal nach oben
    • Luftstrom: 210 CFM
    • Geräuschemission: 1 dBA
    • Abmessungen: (B) 43,2cm x (T) 34,3cm x (H) 3,8cm
    • Jahr: 2021

  • Audiophonics 25 VA, 16V

    Audiophonics 25 VA, 16V

    Veröffentlicht: 13.3.2022

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Seit meiner positiven Erfahrung mit der Aufrüstung des Netzteils unseres Cambridge DACMagic 100 bin ich ein fester Überzeugungstäter in Bezug auf die Auswirkungen einer sauberen und reichhaltigen Stromversorgung, selbst im Zusammenhang mit Elektronik, die auf den ersten Blick nicht allzu anspruchsvoll zu sein scheint. Der Wechsel von der billigen Original-Schalteinheit zum ZeroZone 100 VA-Netzteil war vielleicht ein Overkill, aber es verlieh dem DAC eine wesentlich gesündere klangliche Leistung. Als wir unseren Thorens TD 320 kauften, war ich daher nicht übermäßig besorgt, als ich feststellte, dass das Originalnetzteil beschädigt war und ersetzt werden musste.

    Der TD 320 wurde mit 16 V betrieben, und die Auswahl an Ersatzteilen war ziemlich begrenzt. Ein weiterer einschränkender Faktor war, dass moderne Netzteile oft mit digitalen Anzeigen ausgestattet sind, die sich in Kombination mit wirklich audiophilen Geräten negativ auswirken können. Umso mehr freute ich mich, dass Audiophonics, der französische Vertreiber von Audiogeräten und Zubehör, ein geregeltes lineares Netzteil im Angebot hatte, das meine Kriterien in Sachen Stromzuführung zu erfüllen schien: Es verfügte über einen speziellen Antivibrationstransformator, einen AOP-gesteuerten HEXFET-IRF-Controller sowie EMI-RFI-Filter mit Drosseln und Folienkondensatoren. Es hatte weder eine LED- noch eine LCD-Anzeige und kam in einem hochwertigen, schwarz eloxierten Gehäuse daher, das optisch gut zu unserem Thorens passte. Mir gefiel die Tatsache, dass es auch über eine 3-polige IEC-Kaltgerätebuchse verfügte, so dass ich ein Netzkabel meiner Wahl verwenden konnte.

    Nachdem ich mit Netzteil ein paar Wochen lang meine Vinylkollektion gehört hatte, war ich mit seiner Leistung sehr zufrieden. Das Gerät selbst erzeugte während des Betriebs keinerlei spürbare Vibrationen. Der Netzschalter befand sich an der Vorderseite, wo er leicht zu erreichen war und das Netzteil problemlos in jedes HiFi-Rack gestellt werden konnte. Das Gehäuse war schwer genug, um selbst von unseren schweren Lapp-Kabeln nicht nach hinten gezogen zu werden. Unser Thorens TD 320 produzierte keine hörbaren Hintergrundgeräusche, wenn er an das Audiophonics-Netzteil angeschlossen war. Darin ähnelte es unseren Erfahrungen mit dem wesentlich teureren TK Audio's T500 Trenntrafo, der ebenfalls mit Netzfiltern ausgestattet war. Der einzige Nachteil dieses Netzteils war die Helligkeit der grellen weiß-blauen LED-Betriebsanzeige. In Anbetracht der Gesamtqualität des Netzteils schien dies ein Versehen zu sein. Man könnte einen farbigen Stift verwenden, um den Effekt abzumildern, aber das würde natürlich etwas improvisiert wirken.

    Technische Daten

    • Versorgungstyp: rauscharm, linear, geregelt
    • Ausgangsspannungen: einstellbar 5-24 Volt, 25VA
    • Ausgangsbuchse(n): 2x Klinke DC 5,5 / 2,1mm
    • Merkmale: EMI RFI-Filter mit Drosseln und Folienkondensatoren
    • Gehäuse: gebürstetes und geschliffenes Aluminium
    • Lackierung: schwarz eloxiert
    • Abgeschirmter, gegossener Anti-Vibrations-Transformator 25VA
    • AOP-gesteuerter HEXFET-IRF-Controller
    • Stromeingang: über 3-polige IEC-Buchse
    • Eingangsspannung: AC 220-240V
    • (T)174 mm x (B)100 mm x (H)51 mm
    • Gewicht: 850 Gramm
    • Land der Herstellung: China
    • Jahr(e): 2022

  • Isolierender Übertrager (Cinch)

    Isolierender Übertrager (Cinch)

    Veröffentlicht: 5.2.2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Unterschiede im Massepotential zwischen den Geräten spielen eine große Rolle bei der Klangformung einer HiFi-Anlage. Wenn die Massepotentiale zweier oder mehrerer HiFi-Geräte, die über Cinch/RCA oder über Lautsprecherkabel verbunden sind, nicht exakt gleich sind, führt dies zu einer Homogenisierung der Potentiale über die Cinch/RCA-Verbindungen. Die Auswirkungen können von einem 50/60-Hz-Brummen bis hin zu einer Neigung des resultierenden Klangs zu grell, hart und unangenehm reichen.

    Erdungspotentiale variieren häufig, wenn HiFi-Geräte an Steckdosenleisten angeschlossen werden, die nicht für den Betrieb von HiFi-Geräten ausgelegt sind, wenn die Polarität der Stecker nicht optimiert wurde, wenn einzelne Geräte an ein externes Netz, wie z.B. ein Kabel- oder Radionetz, angeschlossen sind, oder wenn sie an eine Wandsteckdose angeschlossen sind, die vom Hauptsystem entfernt gelegen ist. Während kleine Unterschiede im Erdungspotenzial eine Zeit lang unbemerkt bleiben können, profitieren die empfindlichen Audiosignale jeder HiFi-Anlage von einer nahezu perfekten Erdung.

    Als ich unser System, bestehend aus den elektrostatischen Lautsprechern Martin Logan SL-3, der Endstufe Hafler XL-280, dem Vorverstärker DB1 von DB Systems, dem Radiotuner Nikko FAM 600, dem CD-Spieler Rega Pant 2000, dem Plattenspieler Sansui SR-525 und dem Apple TV mit HDMI-zu-Cinch/RCA-Audioextraktor, zum ersten Mal aufstellte, wusste ich zwar, dass ich ein paar sinnvolle Komponenten gefunden hatte, was ich jedoch nicht wusste, war, dass ich zeitgleich auch ernsthafte Erdungsprobleme produziert hatte.

    Das Resultat war ein unangenehmes Brummen aus den Lautsprechern, das ich auch durch Optimierung der Polarität der Netzstecker nicht beseitigen konnte. Erst nach einigen Wochen des Testens und Hörens begriff ich, dass die Netzteile für die Hochspannungsversorgung der Martin Logans in dieselbe Steckdose wie die anderen Geräte unseres Systems gesteckt werden mussten. Auf diese Weise konnte das Brummen um etwa 33 % reduziert werden. Ein weiterer Brummfaktor war die Hausantenne, die an unseren Nikko-Radio-Tuner angeschlossen war. Ich kaufte daraufhin einen Adapter zur physikalischen Entkopplung der Antenne. Dadurch verringerte sich das hörbare Brummen in unserem System um weitere 33 %. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nur noch ein leichtes Rauschen hören, wenn ich meine Ohren direkt an die Lautsprecher hielt, was ich für normal für unsere HiFi-Anlagen hielt...

    ...bis ich vor ein paar Tagen die Röhren unserer Dynaco PAS-4 Vorstufe wechselte. Beim erneuten Anstecken der Cinchverbindungen hielt ich eine Hand auf das Gehäuse des Dynaco-Vorverstärkers und die andere auf den Chinch-Stecker, der zum Audio-Extraktor unseres Apple-TVs führte. Dabei spürte ich plötzlich ein starkes Kribbeln in der Hand. Ich habe den Strom nicht gemessen, doch allein vom Gefühl her würde ich sagen, dass er oberhalb von 100 Volt lag. Ich konnte es kaum glauben und berührte den Cinch-Stecker erneut mit exakt demselben Ergebnis. Von der Position des Apple TV zu unserer HiFi-Anlage liefen etwa 12 Meter Cinch/RCA-Kabel zum anderen Ende des Raums, da ich die Möglichkeit, auch Filmton abspielen zu können, immer nur als notwendiges Übel betrachtet hatte.

    Ohne das Apple TV, den Audioextraktor und den Acer DLP-Projektor angeschlossen zu haben, war unser HiFi-System totenstill, obwohl unsere Hafler XL-280 Endstufe auf volle 145 Watt Verstärkung eingestellt war. Wenn jedoch alle unsere Videogeräte an den Cinch/RCA-Eingang unseres Dynaco-Vorverstärkers angeschlossen waren, kehrten die verbleibenden 33% Brummgeräusche zurück und blieben unabhängig von der gewählten Musikquelle bestehen. In Anbetracht des Umfangs meines Blogs und meines bestehenden Wissens über die Bedeutung von Massepotentialen, fragte ich mich, wie es möglich war, dass ich diesen Störfaktor so lange übersehen hatte. Es musste mit der geringen Sorgfalt zu tun haben, die ich dem Thema Video zu widmen bereit gewesen war.

    Auf der Suche nach einer Lösung stieß ich auf Erdschleifenisolatoren, die direkt in den Pfad einer Cinch-Verbindung eingebracht werden konnten. Wie ich gelernt habe, ist der Isolator ein Transformator mit zwei gleichen Spulen, von denen die primäre als Induktor und die sekundäre als Empfänger fungiert. Nachdem ich bereits einige Erfahrungen mit XLR-Geräten, optischen Verbindungen und Wandlern gesammelt hatte, war ich zunächst skeptisch, ob ein preislich erschwingliches Gerät überhaupt in der Lage sein würde, mein Problem zu lösen, ohne gleichzeitig den Klang hörbar zu verwässern und somit die Freude am audiophilen Hören zu vermiesen. Ich beschloss daher, zunächst ein preiswertes Gerät mit akzeptablen Werten auszuprobieren.

    Ich entschied mich für einen Ground Loop Isolator der Marke "Sinus Live", der von der deutschen profihifi Vertriebsgesellschaft m.b.H. in Kaltenkirchen, einem Importeur von HiFi-Geräten nach Deutschland, verkauft wurde. Mir gefiel die Tatsache, dass dieses Gerät in einem unprätentiös wirkenden Gehäuse daherkam, das nicht als High-End gekennzeichnet war. Die Kabel schienen von anständiger Qualität zu sein, und die Stecker waren aus blankem Metall mit einem geteilten Mittelstift und einem geteilten Außenring. Während sich eine Vergoldung (entgegen der landläufigen Meinung) aufgrund der zusätzlichen Materialübergänge meist negativ auf den Klang auswirkte, machten ein geteilter Zapfen und ein nicht-geschlossener Ring durchaus Sinn. Mir gefiel auch die massearme Bauweise der Stecker.

    Nachdem ich den Sinus Live Ground Loop Isolator ein paar Tage lang gehört hatte, konnte ich feststellen, dass ich mit dem klanglichen Ergebnis durchaus zufrieden war. Der Isolaror konnte nicht nur das Brummen in unserem System vollständig stoppen, er nahm auch nichts von dem vertrauten Charme des Musikhörens oder Filmeschauens auf unserem Apple TV weg. Ich hätte das Gerät gerne auch mit vollständigen Spezifikationen vorgestellt, doch bisher konnte ich diese nicht finden. Falls profihifi in der Lage ist, mir die technischen Daten zur Verfügung zu stellen, werde ich sie unterhalb dieses Artikels ergänzen.

    Technische Daten:

    • Typ: Erdungsisolierung für Chinch/RCA-Verbindungen
    • Prinzip: zwei Trenntransformatoren
    • Anzahl der Kanäle: zwei (Stereo)
    • Übertragung: Induktion
    • Frequenzbereich (-3 dB): 2 - 20.000 Hz (?)
    • Line-Eingang: 2x Cinch/RCA (Buchse)
    • Line-Ausgang: 2x Cinch/RCA (Stecker)
    • Abmessungen: (L) 70mm, (B) 50mm, (H) 34mm
    • Land der Herstellung: China
    • Jahr(e): ca. 2000 - 2023

  • TK Audio T500

    TK Audio T500

    Veröffentlicht: 21.12.2021

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Es wurde schon oft beschrieben, zum Beispiel in meinem Artikel über die Systemerdung hier in diesem Blog, dass Unterschiede im Erdungspotential zwischen HiFi-Komponenten die Integrität der in einem System verarbeiteten und ausgetauschten Musiksignale beeinträchtigen. In audiophilen Anlagen wird daher viel Mühe und Geld in die Angleichung der Massepotentiale investiert. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass an allen HiFi-Komponenten Erdungspotenziale vorhanden sind, auch wenn kein zusätzlicher "Erdungsdraht" im Netzkabel vorhanden ist, da bei Wechselspannung die heiße Phase gegen einen Nullleiter (= Erde) schwankt. Das gilt für die Betriebsspannung ebenso wie für die Signalmasse. Im Inneren eines jeden HiFi-Gerätes ist es üblich, eine Art Sternerdung zu verwenden, um die Potentiale zu harmonisieren, entweder durch die Konstruktion der Platine (z.B.: Dynaco PAS-4 Vorverstärker) oder durch direkte Verkabelung (z.B.: B&K ST140 Verstärker). Die sternförmige Erdung funktioniert jedoch genauso gut zwischen Hi-Fi-Geräten (z. B.: Audioplan PowerStar-Verteiler).

    Die meisten audiophilen Hörer ziehen es jedoch vor, die Massepotentiale zu harmonisieren, indem sie von einer gemeinsamen Masse ausgehen und die Netzstecker jedes zusätzlichen Geräts durch A/B-Hörvergleiche aufeinander abstimmen. Für einen Gitarristen wird die richtige Spannung jeder Saite durch Hören bestimmt. In ähnlicher Weise verändern sich Tonalität und Homogenität einer HiFi-Anlage, wenn sie mit einer nicht optimalen Erdung zwischen den Geräten zu kämpfen hat. Audiophile legen Wert darauf, unbelasteten Klang zu hören, einfach weil es für ihre Ohren wichtig ist. Wenn ein System klanglich unausgewogen ist und es ihm an Transienten, Dynamik usw. mangelt, kann es die Emotionen des Hörers nicht auf die gleiche Weise ansprechen, ist nicht fesselnd zu hören und wird bald durch andere Freizeitbeschäftigungen ersetzt werden. Audiophiles Zubehör - so überflüssig es einem Außenstehenden auch erscheinen mag - dient vor allem einem gemeinsamen Zweck: der klanglichen Integrität.

    Nachdem wir nun schon seit einigen Jahren den Weg des audiophilen Hörens beschritten haben, haben wir - durch mehrfache Verbesserungen - unsere Systeme so gut wie möglich eingestellt und eine Ausgewogenheit von Klangfülle und musikalischen Details erreicht, die bei Hi-Fi-Systemen selten zu finden ist. Dies war das Ergebnis ausgereifter Produkte, die sorgfältig so eingestellt waren, dass die Musiksignale auf der Grundlage harmonisierter Massepotentiale frei fließen konnten. Es wurden nur die besten Materialien und Kabelkonstruktionen verwendet, um ein höchst erfreuliches Ergebnis zu erzielen. Als mein Freund und audiophiler Kollege Luigi seinen TK Audio T500 Trenntrafo vorbeibrachte, konnte ich mir daher nicht vorstellen, dass ein Aspekt unserer Anlage noch davon profitieren könnte. Der Klang unserer Anlage war bereits auf einem Niveau, das ich nie für möglich gehalten hätte. Da mein Projekt jedoch 'Explorations in Audio' heißt, hatte ich keine andere Möglichkeit, als es selbst herauszufinden.

    Bevor ich mit den Hörtests begann und diesen Bericht schrieb, trug ich die schwarze 12 kg schwere Box die Treppe zu unserem Studio hinauf, um die Fotos zu machen. Der T500 schien aus einem einzigen Metallblock gemeißelt worden zu sein. Er gab nicht das geringste Geräusch von sich, als ich ihn aufhob, die Treppe hinaufschleppte oder ihn auf unserem Holztisch abstellte. Das überraschte mich irgendwie und machte mir sofort Lust, unter die Haube zu schauen. Was ich dort fand, waren ein großer Trenntransformator, einige sehr solide Drähte mit hochwertigen Anschlüssen und eine kleine Platine, auf der die HF-Filtereinheit untergebracht war. Das Innere des Gehäuses war mit zwei Arten von nicht-resonanten Absorbern ausgestattet, und sowohl der Transformator als auch die Platine wurden von stabilen Metallbolzen gehalten. Mir wurde klar, dass der Hersteller TK Audio viel Zeit in die Entwicklung und Ausführung dieses Geräts investiert hatte, um die bestmögliche Lösung für sein Produkt zu finden, obwohl die Produktionszahlen für spezialisierte Audioanwendungen dieser Art relativ gering sind. Viele dieser High-End-Audioprodukte stammen von findigen Audiophilen, die Lösungen für sich selbst bauen.

    Ich beschloss, meine Hörtests mit dem T500 auf unserer Martin Logan-Anlage im Haupthörraum durchzuführen, da unsere elektrostatischen Lautsprecher in der Lage waren, selbst die kleinsten Veränderungen in den Musiksignalen aufzudecken. Und da Plattenspieler symmetrische und im Grunde passive Geräte sind, dachte ich, dass sie am unempfindlichsten gegenüber Änderungen der Netzspannung sein müssten. Soweit ich wusste, diente die Stromversorgung eines Plattenspielers in erster Linie dazu, den Motor, das Stroboskoplicht und die Motorelektronik anzutreiben, während das Musiksignal durch magnetische Induktion in einem Spulendraht erzeugt und dann vom Tonabnehmer über das Tonarmkabel zum Vorverstärker übertragen wurde. Ich wüsste nicht, wie ein Trenntransformator in diesem Szenario von Vorteil sein könnte, es sei denn, es gäbe ein Erdungspotential vom Motor und der Elektronik zum Plattenteller, in diesem Fall könnte die Nadel als Erdungsbrücke zum Tonarm dienen. Die Konstrukteure von Plattenspielern werden sich wahrscheinlich über meine Überlegungen lustig machen. Wenn Sie also mehr über das Erdungspotential von Plattenspielern wissen, können Sie gerne einen Kommentar hinterlassen.

    Ich habe das System zunächst mit unserem Sansui SR-525-Plattenspieler als Quelle angehört und dabei Malias Album "The Garden of Eve" gespielt. Aus praktischen Gründen habe ich mich auf die ersten beiden Songs des Albums "Hope" und "Last Show" konzentriert. Diese spezielle LP hatte erst vor kurzem ihre Magie entfaltet, nachdem ich das externe Netzteil unseres Restek V1-Vorverstärkers mit dem Audioplan PowerCord S aufgerüstet hatte. Der Sansui war, wie alle anderen Komponenten unserer Anlage, an einen Audioplan PowerStar-Verteiler einer frühen Generation angeschlossen. Nachdem ich mich erneut mit dem trägen Klang des Albums vertraut gemacht hatte, schloss ich den TK Audio T500 an die Steckdose an, in der der Plattenspieler gestanden hatte, und verband den Stecker des Plattenspielers mit dem 230-Volt-Ausgang des T500. Zu meiner Überraschung bemerkte ich einen leichten Anstieg der Intensität, wobei jede Instrumentennote einen exakten Abschluss erhielt, vergleichbar mit der Möglichkeit, an der Seite eines Regentropfens entlang zu sehen, wo er endet. Eine solche Plastizität hatte ich bei unserem Plattenspieler noch nicht erlebt, und beim Hin- und Herschalten zwischen den Anschlussarten bemerkte ich eine Zunahme der Dynamik, die die Musik etwas lauter und durchdringender erscheinen ließ. Die Musik hatte eine neue Dringlichkeit und Klarheit. Auch die Kanaltrennung schien sich verbessert zu haben.

    Das Drehen des T500-Steckers in der Steckdose verschob die tonale Balance nach oben und wirkte sich negativ auf das natürliche Timbre von Malias Stimme aus. Ich empfand diese Veränderung als ziemlich unangenehm für die Ohren und machte mir eine mentale Notiz, dass die Polarität bei Trenntransformatoren (mit HF-Filtermodulen) eine Rolle spielt. Ich war neugierig, ob auch die Erdung in Verbindung mit solchen Transformatoren eine Rolle spielt, und steckte das Netzkabel des T500 in eine benachbarte Steckdose. Obwohl die Leistung immer noch recht solide war, ging ein Teil der klanglichen Ausgewogenheit verloren, ähnlich wie bei der Umkehrung des Steckers. Der Klang wurde übermäßig dumpf, wenn die Polarität in der entfernten Steckdose geändert wurde. Daraus schloss ich, dass auch Trenntransformatoren in die sternförmige Erdung des Systems einbezogen werden sollten und dass man den Stecker in beide Richtungen gedreht hören sollte. Unseren CD-Player habe ich noch nicht an der T500 getestet, aber ich werde diesen Artikel immer wieder ergänzen, falls dies zu weiteren Erkenntnissen oder einem ganz anderen Ergebnis führen sollte.

    Über TK Audio

    TK sind die Namensinitialen eines deutschen Ingenieurs, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine kleine Serie von hochwertigen Netzfiltern und Audiokabeln für die lokale audiophile Gemeinde zu entwickeln. Ein engagiertes Audiogeschäft mit Sitz in Frankfurt verglich diese mit anderen auf dem Markt erhältlichen Produkten und beschloss, ihm einen größeren Auftrag zu erteilen, um sie an die eigenen Kunden zu vertreiben. Leider stellte der Ingenieur selbst kurz darauf die Produktion ein und zog sich vom Markt zurück, als er feststellte, dass seine Filter und Kabel Gegenstand eines "Glaubenskrieges" waren und in öffentlichen Foren immer wieder von der "Kabel-don't-matter"- und "Das-ist-alles-Schlangenöl"-Gemeinde beschimpft und angegriffen wurden. Die hervorragenden Produkte, die im Umlauf geblieben sind, sind in der Community bis heute sehr begehrt. Die Marke TK ist nicht zu verwechseln mit dem Audiomodulhersteller TK Audio aus Schweden.

    Technische Daten

    • Typ: Trenntransformator
    • Abmessungen: (B) 16,5 cm x (T) 24,0 cm x (H) 18,5 cm
    • Übertrager: Michael Riedel, Deutschland
    • Betriebsspannung: 230 V bis 230 V
    • Belastbarkeit: 500 W / 2,17 A
    • Gewicht: 12,2 kg
    • Ort der Herstellung: Deutschland
    • Baujahr: 2013

    Musik by Cara live music
  • Vinyl-Singles Puck

    Vinyl-Singles Puck

    Veröffentlicht: 28.8.2021

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    An Vinyl-Singles erinnere ich mich vor allem aus der kleinen Vinyl-Sammlung meiner Eltern in den siebziger Jahren. Die Tatsache, dass Singles ein größeres Mittelloch haben als Langspielplatten, wurde in der Regel durch einen dünnen Plastikstern kompensiert, der gleich nach dem Kauf in die richtige Position geklickt wurde. Der Zentrierstern blieb dann so lange in dieser Position, bis die Sammlung im Keller gelagert und vergessen wurde. In diesem Sinne wurden Singles wie LPs gehandhabt, und der Vorteil, dass sie ein größeres Mittelloch hatten, ging verloren.

    Von den 1950er Jahren bis Mitte der 80er Jahre waren Schallplatten die wichtigste Art der Musikaufbewahrung in Haushalten, aber auch an öffentlichen Orten wie Nachtclubs, Bars und Radiosendern. Aufgrund ihrer kurzen Laufzeit mussten Singles in vielen Fällen häufiger gewechselt werden als Langspielplatten. Dies konnte zu einer stärkeren Abnutzung des Mittellochs führen, vor allem, wenn das Aufnehmen und Einlegen durch eine Jukebox erfolgte. Das größere Mittelloch verteilte die Kräfte auf eine größere Fläche und ließ einen größeren Spielraum für Fehler, wenn der Zinken eine konische Form hatte.

    Ich kaufte meine ersten Vinyl-Singles in den frühen 80er Jahren und übernahm einfach die Methode meiner Eltern, den Stern einzuklicken. Dann kam eine lange Zeit ohne Schallplatten, etwa von 1995 bis 2017, während dieser Zeit verkaufte ich meine Sammlung und vergaß alles über Vinyl. Und obwohl es nun schon ein paar Jahre her ist, dass Vinyl ein Comeback in unserem Haushalt erlebte, gehörten Vinyl-Singles nicht zu meinen wertvollsten Besitztümern, bis mir mein Freund Charles einen Stapel Singles übergab, die ich behalten sollte. Zu meiner Überraschung hatte keine von ihnen den kleinen Stern im Inneren, und ich besaß auch nicht mehr den typischen Plastikpuck, der jedem Original-Player beilag.

    Bei der Suche im Internet stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass man die Original-Plastiksterne zum Zentrieren von Vinyl-Singles immer noch finden kann, aber damit wollte ich mich nicht zufrieden geben. Ich wollte die Vorteile der Singles mit dem größeren Loch erforschen und, ehrlich gesagt, wollte ich einfach die beste auf dem Markt erhältliche Zentrierlösung besitzen, eine, die die Möglichkeiten, die das Design einer Vinyl-Single bietet, optimal nutzt.

    Der Puck, den ich entwickelt habe, ist aus einem massiven Stück Metall mit einer glatten und polierten Oberfläche gedreht. Die Singles gleiten mühelos über die Hemisphäre und landen in perfekter Position. Die exakte Bearbeitung sorgt dafür, dass der Puck weder zu locker noch zu fest sitzt. Mit einem Gewicht von satten 150 Gramm kann der massive Puck auch als Plattengewicht für LPs verwendet werden. Gerade bei alten Plattenspielern ist ein weniger schweres Plattengewicht von Vorteil, um Lager- und Motorverschleiß zu reduzieren, aber auch um die Spielerposition gerade zu halten.

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    Ich liebe die Tatsache, dass der Puck dekorativ und nützlich bleibt, auch wenn er nicht gerade eine Single zentriert oder eine LP herunterdrückt. Neben dem Plattenteller platziert, hilft der Puck, Chassis-Resonanzen zu minimieren und sieht dabei auch noch ziemlich edel aus. Was kann man sich von einem Puck noch wünschen?

    Technische Daten

    • Typ: Vinyl-Single-Puck
    • Material: Rostfreier Stahl
    • Abmessungen: (D/o) 3,80cm, (H) 2,40cm, (D/i) 0,70cm
    • Gewicht: 150 Gramm

  • Zero-Zone 100 VA, 12V

    Zero-Zone 100 VA, 12V

    Veröffentlicht: 17.5.2020

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Accessories

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Wenn es um die Herstellung von High-End-Dinosauriern in der heutigen Zeit geht, steht China sicherlich an der Spitze der Liste. Zwei Faktoren tragen zu diesem Phänomen bei: Zum einen hegen aufstrebende chinesische Unternehmer eine persönliche Sehnsucht nach alten amerikanischen, europäischen und japanischen High-End-Designs, von denen sie früher nur in Zeitschriften lesen konnten. Da die Einkommen gestiegen sind und die Herstellungskosten immer noch recht niedrig sind, können solche Wünsche nun erfüllt werden. Auf der anderen Seite haben es die westlichen Branchenführer versäumt, ihre einheimischen Kunden mit preiswertem High-End-Design zu bedienen, das auf lang etablierten Standards basiert.

    Der direkte Kauf in China ist natürlich nicht ohne Risiko. Die große Entfernung erschwert die Rücksendung von Produkten, und es kommen einige tiefere kulturelle Fragen ins Spiel. So kann es beispielsweise vorkommen, dass man das gekaufte Produkt nicht genau in der beworbenen Ausführung erhält. Die verwendeten Innenteile ändern sich oft mit jeder neuen Lieferung, was auf lokale chinesische Beschaffungsentscheidungen zurückzuführen ist, die entweder preis- oder qualitätsorientiert sein können. Dies mag zwar für chinesische Kunden akzeptabel sein, ist aber in westlichen Ländern sicherlich nicht die beste Praxis. Käufer, die Sicherheit und Beständigkeit suchen, sind daher besser beraten, woanders einzukaufen. Schließlich sind in den Transportkosten meist keine Zollgebühren enthalten, was eine Überraschung sein kann.

    Für Käufer, die sich mit dem Produkt, das sie kaufen möchten, auskennen und bereit sind, ein Risiko einzugehen, bietet der chinesische High-End-Markt einige interessante Möglichkeiten. Es ist wahrscheinlich ratsam, sich vor Augen zu halten: Je einfacher das Produkt ist, desto weniger kann schief gehen, und das Zero Zone 100VA 12V-Netzteil ist so ein Beispiel dafür. Der fünf Kilo schwere Dinosaurier sollte das ursprüngliche Schaltnetzteil des DACs ersetzen, das das gesamte HiFi-System mit erstaunlichen Verzerrungen versorgte. Kein kleiner Fehler für ein so empfindliches Gerät.

    Mit einer 4mm gebürsteten Aluminiumfront und massiven Kühlkörpern auf beiden Seiten, einem großen 100VA Ringkerntransformator und hochbelastbaren Kappen hat das geregelte, lineare Netzteil das Potenzial, schwere Maschinen über lange Zeiträume mit Strom zu versorgen - Eigenschaften, die sich als nützlich erweisen, wenn man einem kleinen und stromsensiblen Gerät wie einem DAC ein Maximum an sauberer Energie zuführt. Auf drei Oehlbach-Pucks ruht das Gerät so fest auf dem Rack, als ob es jeden herausfordern würde, es jemals wieder zu bewegen.

    Technische Daten

    • Eingangsspannung: 230V
    • Ausgangsspannung: DC12V, 6A
    • Frontplatte: Silber
    • Abmessungen: 210mm x 70mm x 257mm
    • Ringkerntransformator: 100VA
    • Gewicht: ca. 4,5kg
    • Strompolarität: innen "+" außen"-"

    Bildbeschreibung

    In der Draufsicht erkennt man die AC-Netzbuchse und den Netzfilter (oben rechts), den Ringkerntransformator (links), einen Gleichrichter (oben Mitte), zwei große Audio-Elkos (rechts), zwei Spannungsregler (oben und unten) sowie Teile für die Sanftanlaufschaltung des Geräts (Mitte). Die DC-Ausgangsbuchse befindet sich unten rechts.


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