Explorations in Audio

Karsten Hein

Sind Sie bereit für eine Entdeckungsreise?

In 'Explorations in Audio' möchte ich einige praktische Erkenntnisse über die Einrichtung und Optimierung eines erschwinglichen HiFi-Systems vermitteln. Obwohl man annehmen könnte, dass eigentlich schon alles über HiFi gesagt wurde, bleiben einige überraschend einfache Fragen offen, z. B.: "Ist digital besser als analog?" "Sind Kabel wichtig?" "Können digitale Kabel Störungen aufnehmen?" "Sollten Lautsprecher auf Spikes gestellt werden? Hat die Entwicklung im HiFi-Bereich ältere Geräte überflüssig gemacht?" "Wo sollte ich meinen Subwoofer aufstellen?" "Welche Raumkorrektur funktioniert am besten?" - Aber: "Sind das wirklich die richtigen Fragen?" - Nun, wir werden sehen.

Was gibt es Neues bei eiaudio?

Während die Einträge in diesem Blog in die drei oben genannten Kategorien unterteilt sind, finden Sie unten eine gemischte Auflistung der neuesten Beiträge. Der aktuellste Artikel wird zuerst angezeigt. Wenn Sie diesen Blog nicht zum ersten Mal besuchen, ist die Liste unten ein guter Ort, um schnell nachzusehen, ob es etwas Neues gibt.

Ihr Beitrag ist mehr als willkommen, solange Sie sich an die audiophile Grundregel "Ohr vor Verstand" halten. Das bedeutet, dass Sie Ihre Kommentare nicht auf der Grundlage dessen abgeben, was Sie zu wissen glauben, sondern nur auf der Basis Ihrer eigenen Hörerfahrung. Sie können uns gerne Geräte zum Testen vorschlagen und Kommentare zu den Beschreibungen hinterlassen, die Sie hier finden.

  • Jamie Saft, Loneliness Road

    Jamie Saft, Loneliness Road

    18.6.2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Audiophile Music

    Tag(s): Jazz

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Für sein im Jahr 2017 erschienenes Album "Loneliness Road" tat sich Jamie Saft mit dem Bassisten und Komponisten Steve Swallow, dem Schlagzeuger Bobby Previte und dem Singer-Songwriter Iggy Pop zusammen, um darin eine einzigartige und in vielerlei Hinsicht unerwartete Kombination von Talenten zu vereinen. Die große Herausforderung bestand darin, die unterschiedlichen musikalischen Persönlichkeiten der drei Künstler zu einem zusammenhängenden Kunstwerk zu verschmelzen. Während mich diese Idee zunächst faszinierte, konnte ich schnell feststellen, dass der Stil und die Stimmung der gesungenen Passagen deutlich von den Instrumentalpassagen abweichen, was den allgemeinen Mangel an Homogenität, unter dem das Album leidet, nur noch unterstreicht.

    Während die Mehrzahl der Titel von "Loneliness Road" für sich genommen recht gut funktionieren, hätte ich mir einen Spannungsaufbau bis hin zu einem Höhepunkt gewünscht, der sich über mehr als nur einen Song erstreckt. Ich hätte wohl erwartet, dass die Verschmelzung von Iggy Pops rauem und energiegeladenem Rock mit Safts und Swallows Jazz-Expertise eine wirklich interessante Dynamik erzeugen würde. Die Umsetzung wirkt jedoch oft gezwungen und unruhig. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Genres und Musikstilen sind schlichtweg zu abrupt und unbeholfen, so dass ich wiederholt das Gefühl erlebe, polternd aus dem Genuss des Albums gerissen zu werden.

    Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist die Inkonsistenz der gesanglichen Leistungen von Iggy Pop. Während seine unverwechselbare Stimme sicher zu bestimmenden Elementen seiner Karriere gehörte, finde ich, dass sie nicht allzu gut mit den Jazz-infizierten Instrumentalstücken von Saft und Swallow harmoniert. Iggy Pops Gesang wirkt oft deplatziert und angestrengt, es fehlt ihm die nötige Nuance und Subtilität, die erforderlich ist, um sich in der Jazzlandschaft effektiv und harmonisch zu bewegen. Diese Diskrepanz zwischen dem Gesang und dem musikalischen Arrangement trägt noch mehr zum unzusammenhängenden Charakter des Albums bei.

    Andererseits gibt es auch einige positive Aspekte des Albums zu erwähnen. Die instrumentalen Darbietungen von Jamie Saft und Steve Swallow dienen vorzüglich dazu, sowohl ihr musikalisches Können als auch ihre kreativen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ihr Zusammenspiel und ihre improvisatorischen Momente bieten Einblicke in eine meisterhafte Synergie, die ich gerne auf dem gesamten Album erlebt hätte. 

    Darüber hinaus zeigen die lyrischen Inhalte auf "Loneliness Road" ein Aufblitzen poetischer Selbst-Reflexion und emotionaler Tiefe. Iggy Pops Texte berühren Themen wie Sehnsucht, Isolation und den Zustand des Menschen, auch wenn sie gelegentlich von unpassendem Gesang überschattet werden. In jenen Momenten, in denen den Texten ausreichend Freiraum zum Atmen gegeben wird und sie im Mittelpunkt der Musik stehen, geben sie einen Hinweis auf das verpasste Potenzial des Albums, eine deutlich tiefere emotionale Ebene beim Zuhörer zu erreichen.

    Einige Kritiker haben angemerkt, dass die Produktionsqualität von "Loneliness Road" klanglich nur schwer mit anderen Jazz-Produktionen mithalten kann und bisweilen akustisch matschig und überladen wirkt, was es ihnen schwer machte, einzelne Instrumente zu erkennen und deren musikalische Beiträge voll zu würdigen. Dies ist jedoch eine Eigenschaft, die ich in Zusammenhang mit dem CD Album überhaupt nicht feststellen konnte. Tatsächlich sind die Aufnahmequalität und das Mastering der CD der Grund, weshalb ich das Album in meine Liste der audiophilen Quellen aufgenommen habe. Die Instrumente wirken lebendig und lebensecht mit viel natürlichem Raum um sie herum, was dieses zu einem für audiophile Hörer wertvollen Album macht, das man aus dem Regal ziehen kann, wenn es um die Darstellung natürlicher Instrumente und Gesangsfarben geht.

    Aus audiophiler Sicht hätte ich es vorgezogen, wenn das Klavier im Mittelpunkt gestanden hätte, wie es heutzutage bei Musikaufnahmen meist der Fall ist. "Loneliness Road" platziert stattdessen das Schlagzeug von Steve Swallow in der Mitte der Bühne und das Klavier weit rechts daneben. Diese Platzierung verschafft Swallows Schlagzeugspiel viel Aufmerksamkeit, verlangt aber auch, dass der Hörer lange Passagen erträgt, in denen das harmonische Gewicht der Musik nicht im Zentrum steht. Zu Beginn sah ich mich deshalb immer wieder veranlasst, die Position und die Balance der Lautsprecher zu überprüfen, um sicherzugehen, dass das Phänomen nicht durch einen flüchtigen Fehler in meiner HiFi-Anlage verursacht wurde.

    Abschließend muss ich gestehen (falls dies nicht ohnehin schon aus meinen Ausführungen klar geworden ist), dass ich persönlich eine Hassliebe zu diesem speziellen Jazz-Album entwickelt habe. Ich ziehe es immer dann aus dem Regal heraus, wenn ich des Gewöhnlichen und Vorhersehbaren überdrüssig bin, und wenn ich in der Stimmung für das Unkonventionelle und Unerwartete, für das Rohe und Ungeschliffene bin. An solchen Tagen stören mich die leichten Irritationen durch die exzentrische Platzierung des Klaviers und durch den fehlenden Zusammenhalt zwischen den Liedern nicht. Ja, bisweilen genieße ich das Gefühl, an der Nase herumgeführt zu werden und nicht einfach zu bekommen, was ich zu hören erwarte; vor allem dann, wenn die Leute, die es mir unangenehm machen, Musikprofis auf so hohem Niveau sind.


    Jörg Hegemann
  • 2. Imaging

    2. Imaging

    6.6.2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: High Fidelity

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Imaging beschreibt die Fähigkeit eines HiFi-Stereosystems oder eines Kopfhörers inklusive entsprechender Ansteuerung, einzelne Ereignisse innerhalb der Klangbühne räumlich präzise darzustellen. Gutes Imaging sorgt für eine klare und präzise Abbildung und Platzierung von Instrumenten und Stimmen.

    Für audiophile Hörer ist es oft ein Phänomen, dass ihre Mitmenschen mit Leichtigkeit erkennen können, wenn ein visuelles Bild verzerrt, verschoben, unübersichtlich oder verschwommen ist, doch die gleichen Eigenschaften beim Klang nicht als störend wahrnehmen. Die folgenden Ausdrücke werden zur Beschreibung des Imaging verwendet:

    Punktgenau
    Beschreibt die Fähigkeit eines Audiosystems, einzelne Schallquellen im Stereofeld präzise zu lokalisieren und zu positionieren.

    Tiefenstaffelung
    Bezieht sich auf die Fähigkeit eines Audiosystems, verschiedene Instrumente oder Stimmen in unterschiedlichen Tiefen innerhalb des Klangbildes darzustellen, wodurch ein Gefühl von Tiefe und Dimension entsteht.

    Trennschärfe
    Beschreibt das Ausmaß, in dem einzelne Klangelemente innerhalb der Audiopräsentation deutlich und klar definiert sind, was eine einfache Differenzierung und Identifizierung ermöglicht.

    Mikro-Detail
    Beschreibt die Fähigkeit eines Audiosystems, subtile Nuancen und Feinheiten innerhalb der Musik zu enthüllen, was ein höheres Maß an Einsicht und Engagement ermöglicht.

    Präzision
    Bezieht sich auf die Genauigkeit und Präzision, mit der Klangquellen innerhalb des Stereobildes positioniert werden, was zu einer sehr definierten und realistischen Klangbühne führt.

    Tonale Breite
    Beschreibt den Grad, in dem verschiedene Instrumente als unterschiedliche Einheiten innerhalb des Klangbildes dargestellt werden, was eine einfache Identifizierung und Verfolgung einzelner Instrumentenlinien ermöglicht.

    Amplitudenwiedergabe
    Bezieht sich auf die Fähigkeit eines Audiosystems, den akustischen Raum und die Atmosphäre einer Aufnahme relationsgetreu wiederzugeben und dadruch auch ein Gefühl für die ursprüngliche Aufnahmeumgebung zu vermitteln.

    Die Ausdrücke, die zur Beschreibung von Soundstage und Imaging verwendet werden, können sich bis zu einem gewissen Grad überschneiden. Weitere Begriffe zur Beschreibung der Musikwiedergabe finden Sie in meiner Diskussion über Soundstage.


    crossXculture Business Language Training
  • Boris Blank and Malia, Convergence

    Boris Blank and Malia, Convergence

    3.6.2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Music & Talk

    Tag(s): Jazz

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    2014 meldete sich Boris Blank, das enigmatische Musikgenie und Gründungsmitglied des einflussreichen Schweizer Elektronikduos Yello, mit seinem Soloprojekt "Convergence" zurück. Bekannt für seine unverwechselbaren Klanglandschaften und seine experimentelle Herangehensweise an Musik, versprach Blanks neues Album eine fesselnde Reise für Audiophile und Liebhaber elektronischer Musik gleichermaßen zu werden. Die Vocals wurden mit der malawischen Singer-Songwriterin Malia aufgenommen. Doch während "Convergence" einen Schimmer von Brillanz bot, strauchelte es auch in einigen Bereichen, was zu einem faszinierenden, aber dennoch unvollkommenen Hörerlebnis führte.

    Convergence beginnt mit "Prologue", einem atmosphärischen und ätherischen Stück, das den Hörer sofort in Blanks musikalisch schlicht gehaltene, aber klanglich experimentelle Sphäre entführt. Die spärliche Instrumentierung und die eindringlichen Melodien schaffen eine Atmosphäre des Geheimnisvollen und der Vorfreude. Die Aufmerksamkeit für klangliche Details und die sorgfältige Produktion sind lobenswert und setzten einen hohen Standard für das, was noch kommen wird. Mit dem zweiten Song "Interference" stellt Blank seine Fähigkeit unter Beweis, komplizierte Klangtexturen zu schaffen. Die pulsierenden Beats, verwoben mit ätherischen Synthieflächen, erzeugen einen hypnotischen Groove, dem man sich nur schwer entziehen kann. Doch trotz der fesselnden Qualitäten des Songs fehlt es ihm an einer klaren Richtung und er schafft es deshalb nicht, den Hörer über die bloße Oberflächlichkeit hinaus zu fesseln.

    "Euphoria" ist zweifellos einer der herausragenden Tracks des Albums. Hier beweist Blank seine Meisterschaft in der Klangschichtung und -manipulation. Die üppigen Synthesizer, gepaart mit komplexer Perkussion und ätherischen Gesangssamples, schaffen einen fesselnden Klangteppich, der den Hörer einhüllt. Es ist ein wahres Zeugnis für Blanks Fähigkeit, jenseitige Klangwelten zu schaffen. Während "Fragmented" einige interessante klangliche Ideen aufweist, fällt es in der Ausführung ab. Die unzusammenhängende Natur des Tracks, obwohl absichtlich, führt zu einem Mangel an Kohäsion, der es dem Hörer schwer macht, sich voll auf die Musik einzulassen. Die experimentellen Elemente überschatten die Melodie und die Struktur, so dass der Hörer das Gefühl hat, sich nicht zurechtzufinden und orientierungslos zu sein.

    "Resonance" ist wiederum ein Beweis für Blanks Fähigkeit, eindringliche Klangerlebnisse zu schaffen. Seine akribische Liebe zum Detail in der Produktion scheint durch, da die Schichten der Instrumentierung und atmosphärischen Effekte nahtlos ineinander greifen. Allerdings fühlt sich die lange Dauer des Tracks unnötig an, und er hätte von einer prägnanteren Bearbeitung profitieren können, um die Aufmerksamkeit des Hörers aufrechtzuerhalten. Mit "Metamorphosis" wagt sich Blank auf ein experimentelleres Terrain, indem er unkonventionelle Klänge und rhythmische Muster miteinander verbindet. Der Track zeigt zwar ein gewisses Maß an technischem Können, lässt aber die emotionale Tiefe und Resonanz vermissen, die in seinen besten Arbeiten zu finden sind. Er wirkt eher wie eine intellektuelle Übung als ein organischer Ausdruck von Musikalität. Das Album schließt mit "Epilogue", einem düsteren und introspektiven Stück. Die zarten Klaviermelodien, begleitet von atmosphärischen Texturen, rufen ein Gefühl von Melancholie und Nachdenklichkeit hervor. Es ist ein passender Abschluss, der das Album thematisch abrundet und beim Hörer einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

    Convergence ist ein Beweis für Boris Blanks grenzenlose Kreativität und seine Meisterschaft in der Klangmanipulation. Die Höhepunkte des Albums, wie "Euphoria" und "Resonance", zeigen seine Fähigkeit, faszinierende Klanglandschaften zu schaffen. Allerdings leidet das Album unter gelegentlichen Fehltritten, insbesondere in Tracks wie "Interference" und "Fragmented", wo der experimentelle Charakter die melodischen und strukturellen Elemente überschattet. Trotz dieser Schwächen bleibt "Convergence" eine faszinierende Veröffentlichung, die Fans von Blanks einzigartiger musikalischer Vision zweifellos in ihren Bann ziehen wird. 

    Anmerkung: In der täglichen Praxis nehme ich dieses Album gelegentlich aus dem Regal, um die klangliche Bandbreite einer bestimmten HiFi-Anlage zu demonstrieren, insbesondere wenn ich diese technikbegeisterten Zuhörern vorstelle. Es eignet sich auch gut, um festzustellen, wie stark ein HiFi-System in der Lage ist, einzelne Klangereignisse auseinanderzudividieren und hinter die einzelnen Samples zu blicken. Es ist sicher nicht das beste Album, um die klangliche Kohärenz einer Anlage zu beurteilen, da es außer Malias Gesang nicht viele natürliche Vergleiche gibt, die man an die erzeugte tonale Landschaft anlegen kann.


    80s night
  • Echle RR25-16

    Echle RR25-16

    2.6.2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Loudspeakers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Kurz nach der Jahrtausendwende, vor etwa zwanzig Jahren, stieß der Audio-Techniker und Car-Hifi-shopbesitzer Winfried Echle beim Durchblättern einer der letzten Druckausgaben der deutschen Elektronikzeitschrift “Funkschau" auf die Besprechung eines dynamischen 16cm Tief-/Mitteltöners mit Kevlar-Membran. Das Chassis wurde in Thailand hergestellt und es war, wie sich herausstellte, von in Deutschland ansässigen Lieferanten nur schwer zu bekommen. Dieser Umstand veranlasste Herrn Echle, sich an die thailändische Botschaft in Frankfurt zu wenden, um Kontakt mit dem Hersteller in Thailand aufzunehmen. Als er schließlich eine Antwort erhielt, wurde ihm mitgeteilt, dass die Mindestbestellmenge bei 100 Stück lag. Winfried holte tief Luft und bestätigte den Kauf. "Ich habe mich unter Druck gesetzt gefühlt, doch ich hätte stattdessen einfach 200 Stück bestellen sollen", erzählt er schmunzelnd. “Aber wie hätte ich ahnen können, wie erfolgreich diese kleinen Lautsprecher werden würden."

    Sein erster ernstzunehmender Regallautsprecher war ein Zwei-Wege-Design mit einer Bassreflex-Öffnung an der Vorderwand, die in einer der beiden Ecken direkt neben dem Hochtöner platziert war. Die passive Frequenzweiche trennte den Hochtöner bei 1.500 Hz mit einer Flankensteilheit von 6 dB pro Oktave ab. Die ersten Modelle des Lautsprechers waren noch mit einem 2,5cm-Weichkalotten-Hochtöner von Peerless ausgestattet, den Winfried bei den späteren Modellen jedoch durch einen Vifa XT-300/K4-Ringstrahler ersetzte. Der Ringradiator spielte nicht so laut wie der Kalottenhochtöner, aber er brachte eine neue Samtigkeit in den Klang und bot einen angenehmeren Abfall der Höhen. Die Bauteile der Frequenzweiche, die interne Verdrahtung und die Terminals waren von hoher Qualität. Die Bassreflex-Öffnung wurde fein abgestimmt, um so linear wie möglich zu wirken, wobei eine straffe Kontrolle dem üblichen 60-Hz-Buckel vorgezogen wurde. Winfried verbrachte einige Zeit damit, zu hören, zu messen und die Weichenbauteile und die Bassöffnung anzupassen, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war.

    Als Winfried seinen neuen Prototyp Freunden und Besuchern in seinem Geschäft vorstellte, von denen einige selbst Fachleute waren, erhielt er hervorragendes Feedback zu seinem Design und verkaufte schließlich über hundert dieser Regallautsprecher. In der Tat setzte er in der gleichen Preiskategorie mehr Lautsprecher um, als der örtliche HiFi-Laden zur gleichen Zeit. Für den Besitzer des HiFi-Ladens war das keine große Überraschung, denn Winfrieds vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis beeindruckte sogar seine Freunde vom Hessischen Rundfunk, die gleich zwei Paar Lautsprecher für den Einbau in ihre Übertragungswagen erwarben. Doch war das ein einzigartiger Glückstreffer oder ein reproduzierbarer Beweis für sein Können? Als ich die Geschichte hörte, wurde ich zumindest neugierig, und ich musste es einfach selbst herausfinden.

    Seitdem ich zum ersten Mal von seinen Monitorlautsprechern gehört hatte, war ich versucht, sie für einen Probelauf mit nach Hause zu nehmen. Doch erst als unser Umzug von Frankfurt am Main nach Marne in Schleswig-Holstein bevorstand und sich unsere wöchentlichen Treffen in Aschaffenburg langsam dem Ende zuneigten, ließ er mich wissen, dass er sich tatsächlich geehrt fühlen würde, wenn ich noch die Zeit fände, eine Rezension zu schreiben. Da musste ich natürlich nicht lange überlegen und brachte eine große Eurobox zum Transport mit, in die das Paar perfekt hineinpasste. Auf der Heimfahrt überlegte ich, mit welchem Verstärker ich sie testen würde. Ich entschied mich für unsere Dynavox VR-70 Röhrenendstufe, sofern sich diese nicht aufgrund einer unvorhergesehenen Fehlanpassung der Kapazität oder des Innenwiderstands als problematisch herausstellte.

    Ich hörte mir unsere EPI 500-Standlautsprecher nochmals gut an und stellte dann die Echle-Lautsprecher an deren Stelle auf. Unsere selbstgebauten Ständer, die ich verwendete, waren ursprünglich für unsere KEF-Lautsprecher der iQ-Serie gebaut worden und bestanden aus stabilen PDF-Platten, die auf Spikes mit Untersetzern standen, die wiederum auf Filzkissen zur Entkopplung zum Boden hin platziert wurden. Die fertigen Ständer wogen etwa so viel wie die Lautsprecher selbst und gaben ihnen einen festen Stand, ohne ihnen die Fähigkeit zu nehmen, sich von grässlichen Resonanzen in Richtung Boden abzukoppeln. Da der Vifa-Hochtöner außermittig montiert war, rätselte ich eine Weile, ob ich die Hochtöner innen (zum Hörplatz hin) oder lieber außen (vom Hörplatz weg) mit der Bassreflex-Öffnung auf der Innenseite anbringen sollte. Ich entschied mich, das Set zuerst mit den Hochtönern auf der Innenseite zu hören.

    Das daraus resultierende musikalische Bild war akkurat, klang aber etwas dünn. Die Phantommitte war superscharf, und Stimmen wirkten leicht verdickt und kehlig mit einem verführerischen Touch. Es gab jede Menge Bass-Struktur, auch wenn der Tiefbassbereich nicht so großartig war. Die Lautsprecher spielten brav mit einem ausreichend aufschlussreichen Top-End. Der Mitteltonbereich war detailreich und dennoch homogen. Klaviertasten klangen warm genug, doch es fehlte ihnen etwas an Biss in den Höhen und an Anschlagdynamik in den Tiefen. Gelegentlich bemerkte ich einen leichten Zeitversatz und konnte mehr als die üblichen Zischlaute in der Musik wahrnehmen. Bei der Betrachtung meiner Aufstellung, bei der die vertikale Abstrahlachse der Lautsprecher etwa 50 cm hinter meinem Kopf zusammenlief, konnte ich feststellen, dass ich die Hochtonspulen relativ näher an meine Ohren gebracht hatte als die der Tieftöner.

    Da die Tieftonspulen in der Regel tiefer in den Lautsprechern saßen als die Hochtonspulen, würde ein Vertauschen der linken und rechten Lautsprecher, um die Hochtonspulen nach außen zu positionieren, helfen, dieses Problem zu beheben, indem der Abstand zwischen dem Hochtöner und den Ohren vergrößert wurde. Das Ergebnis war ein besseres Timing und weniger Zischlaute sowie eine eindrucksvollere Bühnenbreite. Im Mitteltonbereich lag die klare Stärke der Lautsprecher mit präziser Tonalität. Die anfängliche Leichtigkeit des Klangs war verschwunden. Das Resultat war stimmliche Glaubwürdigkeit und eine unaufgeregte Wiedergabe des musikalischen Geschehens. Der Begriff ‘Understatement’ drängte sich auf, ein Eindruck, der durch die großzügige Verwendung von Bautiefe anstelle von Höhe oder Breite noch verstärkt wurde.

    Von Nick Caves Live-Album 'Idiot Prayer' wechselte ich zu Boris Blanks Studioalbum 'Convergence'. Ich drehte die Lautstärke von Caves natürlich klingender Stimme auf moderate Discolautstärke hoch. Boris Blank war seit langem ein Favorit unter eher technisch versierten Menschen, und auf dieser Grundlage konnten die Lautsprecher ihre Fähigkeit unter Beweis stellen, die einzelnen Samples auseinanderzuhalten. Und tatsächlich war ich beeindruckt von der klaren Positionierung der Bass-Samples von links nach rechts und von oben nach unten sowie von dem Fehlen jeglicher Aggressivität des Hochtöners, die ich ansonsten von kleinen Lautsprechern bei lauter Musik erwartet hätte. Allerdings fiel mir auf, dass die enorme Auslenkung des Tieftöners von +/- 8 mm zu einer bisweilen unruhigen Luftigkeit in den Höhen führte. Ich konnte mir vorstellen, dass der Dopplereffekt so ausgeprägt gewesen wäre, wenn die Bassöffnung nicht auch zwischen dem Hochtöner und dem Hörplatz positioniert gewesen wäre.

    Dennoch genoss ich es, diese Lautsprecher laut zu hören, auch, weil ihre Höhen ein wenig nachsichtiger waren als bei unseren sonstigen Modellen. Michael Patrick Kellys Live-Album "ID" kam mir als nächstes in den Sinn, und die Lautsprecher enttäuschten auch hier nicht, was Geschwindigkeit, Agilität und in gewissem Maße sogar Dynamik anging. Die Kick-Drum klang straff und fest. Diese Lautsprecher eigneten sich gleichermaßen für Rockmusik und Jazz, und diese Kombination war nicht allzu häufig. Für Rockmusik war es wichtig, dass das musikalische Geschehen zusammenhielt und nicht regelrecht seziert wurde, und das war hier ganz klar geboten.

    Um meine Erkundung abzurunden, legte ich noch ein Album von Norah Jones auf. "Feels like home" wurde mit samtigem Gesang und bernsteinfarbenen Keyboardtönen präsentiert. Das Album klang sowohl aufregend und weiträumig als auch raffiniert und wohlproportioniert. Die weichen Höhen, die beim lauteren Abspielen der Lautsprecher so gut funktioniert hatten, führten hier zu einem leichten Mangel an Knackigkeit bei den Klaviertönen. Am Ende schien es mir, als könnten wir nicht alles haben, zumindest nicht in den gerade noch erschwinglichen Preisklassen. Ich frage mich, wie viele von uns tatsächlich aufstehen würden, um den Klang einer echten Live-Veranstaltung zu optimieren, wenn wir die Möglichkeit dazu hätten. Als Wohnraumlautsprecher und auch für ernsthaftes Hören waren Winfrieds Lautsprecher sicherlich fähige und angenehme Werkzeuge. Für die Musikproduktion und beim anspruchsvollen Hören hingegen konnte die etwas entspannte Höhenwiedergabe dazu führen, dass etwaige Probleme in diesem Bereich eventuell weniger dramatisch erschienen, als sie auf anderen Geräten geklungen hätten. Für das Abhören von Vocals waren diese Lautsprecher wirklich hervorragend.

    Technische Daten

    • Typ: 2-Wege-Regallautsprecher
    • Lautsprecherprinzip: belüftetes Gehäuse
    • Übergangsfrequenz 1.500 Hz (@6dB pro Oktave)
    • Anwendung: Unterhaltung, Monitoring
    • Hochtöner: 25mm Vifa XT-300/K4 (Tymphany)
    • Hochtöner-Prinzip: Ringradiator
    • Tieftöner: 16cm dynamisch, Kevlar-Membran 
    • Abmessungen: (H) 320mm, (T) 350mm, (B) 210mm
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Designer: Winfried Echle
    • Jahr: 2002

    Digitising Records
  • 1. Soundstage

    1. Soundstage

    31.5.2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: High Fidelity

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Soundstage bezeichnet die räumliche Darstellung des Klangs in einer Audioaufnahme. Sie umfasst die Breite, Tiefe und Höhe des Klangbildes. Eine gute Klangbühne schafft ein Gefühl von Raum und ermöglicht die präzise Lokalisierung von Instrumenten und Gesang.

    Für audiophile Hörer ist es oft ein Phänomen, dass ihre Mitmenschen mit Leichtigkeit erkennen können, wenn ein visuelles Bild verzerrt, verschoben, unübersichtlich oder verschwommen ist, doch die gleichen Eigenschaften beim Klang nicht als störend wahrnehmen. Die folgenden Ausdrücke werden zur Beschreibung der Soundstage oder Klangbühne verwendet:

    Breit:
    Bezieht sich auf ein Klangbild, das sich weit über die Grenzen der Lautsprecher hinaus erstreckt und ein geräumiges und weitläufiges Hörerlebnis schafft.

    Schmal:
    Beschreibt ein Klangbild, das eng zwischen den Lautsprechern konzentriert ist und dem es an Breite und Weite fehlt.

    Tief:
    Bezeichnet eine Klangbühne mit großer Tiefe, bei der die Platzierung von Instrumenten und Stimmen als mehrere Schichten wahrgenommen werden kann, die weit hinter die Lautsprecher reichen.

    Seicht:
    Im Gegensatz zu einem tiefen Klangbild mangelt es einem flachen Klangbild an Tiefendimension, so dass der Eindruck entsteht, dass der Ton näher am Zuhörer ist, ohne dass ein Gefühl der Distanz entsteht.

    Dreidimensional:
    Beschreibt eine Klangbühne, die ein realistisches und immersives Hörerlebnis bietet, bei dem die Platzierung von Instrumenten und Stimmen in drei Dimensionen wahrgenommen werden kann: Breite, Höhe und Tiefe.

    Flach:
    Bezieht sich auf eine Klangbühne, der es an Tiefe und Höhe mangelt, wodurch der Eindruck entsteht, dass der Ton auf einer einzigen Ebene zwischen den Lautsprechern positioniert ist.

    Vordergründig:
    Bezeichnet ein Klangbild, bei dem der Ton mehr in Richtung des Zuhörers projiziert zu werden scheint, was ein Gefühl von Intimität und Unmittelbarkeit vermitteln kann.

    Rückversetzt:
    Im Gegensatz zu einem nach vorne gerichteten Klangbild vermittelt ein zurückversetztes Klangbild den Eindruck, dass der Ton weiter vom Zuhörer entfernt ist, wodurch ein Gefühl von Distanz und Weite entsteht.

    Holographisch:
    Beschreibt ein Klangbild, das eine außergewöhnliche Abbildung und eine präzise Platzierung von Instrumenten und Stimmen aufweist, wodurch ein lebensechtes und hologrammartiges Hörerlebnis entsteht.

    Fokussiert:
    Bezeichnet ein Klangbild, bei dem einzelne Instrumente und Stimmen klar definiert und deutlich zu hören sind, ohne elektronischen Dunst oder unrealistische Zeitverzögerung, was eine präzise Lokalisierung innerhalb des Klangbildes ermöglicht.

    Diffus:
    Bezieht sich auf ein Klangbild, dem es an präziser Lokalisierung mangelt, wobei Instrumente und Gesang unnatürlich verteilt oder miteinander vermischt erscheinen.

    Vielschichtig:
    Beschreibt eine Klangbühne, bei der Instrumente und Gesang so wahrgenommen werden, als befänden sie sich auf verschiedenen Ebenen innerhalb des Audiobildes, wodurch Tiefe und Trennung entstehen.

    Kohärent:
    Bezeichnet eine Klangbühne, bei der die verschiedenen Elemente des Klangbildes gut integriert sind, was zu einer nahtlosen und einheitlichen Präsentation führt.

    Gedrängt:
    Bezieht sich auf ein Klangbild, das sich überfüllt oder dicht anfühlt, mit einem Mangel an Trennung zwischen Instrumenten und Gesang, was zu einem verworrenen oder überladenen Hörerlebnis führt.

    Luftig:
    Beschreibt eine Klangbühne mit einem Gefühl von Offenheit und Raum, in der der Klang zu atmen scheint und Platz hat, um sich auszudehnen.

    Intim:
    Bezeichnet eine Klangbühne, die ein nahes und persönliches Hörerlebnis schafft, bei dem Instrumente und Gesang in unmittelbarer Nähe des Zuhörers zu sein scheinen. Oft wird dies auch mit einem warmen Klang im Mitteltonbereich in Verbindung gebracht.

    Weiträumig:
    Bezieht sich auf eine Klangbühne, die unglaublich groß und ausgedehnt ist und den Eindruck einer schier endlosen Klanglandschaft vermittelt.

    Balanciert:
    Bezieht sich auf ein Klangbild, bei dem die Platzierung und Verteilung von Instrumenten und Stimmen gleichmäßig verteilt und ausgewogen ist und ein Gefühl von Harmonie und Kohärenz vermittelt.

    Einnehmend:
    Beschreibt ein Klangbild, das den Hörer fesselt und in die Musik hineinzieht, wodurch ein fesselndes und eindringliches Hörerlebnis entsteht.

    Die Ausdrücke, die zur Beschreibung von Imaging und Soundstage verwendet werden, können sich bis zu einem gewissen Grad überschneiden. Weitere Begriffe zur Beschreibung der Musikwiedergabe finden Sie in meiner Diskussion über Imaging.


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