Explorations in Audio

Karsten Hein

Sind Sie bereit für eine Entdeckungsreise?

In 'Explorations in Audio' möchte ich einige praktische Erkenntnisse über die Einrichtung und Optimierung eines erschwinglichen HiFi-Systems vermitteln. Obwohl man annehmen könnte, dass eigentlich schon alles über HiFi gesagt wurde, bleiben einige überraschend einfache Fragen offen, z. B.: "Ist digital besser als analog?" "Sind Kabel wichtig?" "Können digitale Kabel Störungen aufnehmen?" "Sollten Lautsprecher auf Spikes gestellt werden? Hat die Entwicklung im HiFi-Bereich ältere Geräte überflüssig gemacht?" "Wo sollte ich meinen Subwoofer aufstellen?" "Welche Raumkorrektur funktioniert am besten?" - Aber: "Sind das wirklich die richtigen Fragen?" - Nun, wir werden sehen.

Was gibt es Neues bei eiaudio?

Während die Einträge in diesem Blog in die drei oben genannten Kategorien unterteilt sind, finden Sie unten eine gemischte Auflistung der neuesten Beiträge. Der aktuellste Artikel wird zuerst angezeigt. Wenn Sie diesen Blog nicht zum ersten Mal besuchen, ist die Liste unten ein guter Ort, um schnell nachzusehen, ob es etwas Neues gibt.

Ihr Beitrag ist mehr als willkommen, solange Sie sich an die audiophile Grundregel "Ohr vor Verstand" halten. Das bedeutet, dass Sie Ihre Kommentare nicht auf der Grundlage dessen abgeben, was Sie zu wissen glauben, sondern nur auf der Basis Ihrer eigenen Hörerfahrung. Sie können uns gerne Geräte zum Testen vorschlagen und Kommentare zu den Beschreibungen hinterlassen, die Sie hier finden.

  • Mark Levinson HF-10c

    Mark Levinson HF-10c

    Veröffentlicht: 15.7.2024

    Herstellungsdatum: 2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Speaker Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    "Don’t know how you’d find me, I don’t look much like the photos. Whatever man you'd come to look for, I'm not him", singt Sean Keel, in der breiten Stereomitte und wunderbar umgeben von akustischer und elektrischer Slide-Gitarre, welche auf wundersame Weise in unserem Studio zu schweben scheinen. Ich spüre, dass mein betagter Denon DCD-1420 bisweilen Mühe hat, seine abgenutzte Laseroptik auf Spur zu halten, was Seans ohnehin schon krächzende Stimme noch gefährdeter und schützenswerter wirken lässt. Die Endstufe des Abends ist meine dreißig Jahre alte Uher UMA-1000, welche in Kombination mit Luigis Mark Levinson HF-10c-Lautsprecherkabeln den spärlich gesetzten Klaviernoten von Gabriel Rhodes die nötige Klangfülle und Substanz verleiht.

    Keels Stimme klingt kratzend nach Alter und Weisheit: "You sang blessed assurance. And then it was my favourite song." Die Bestimmtheit und die Klangfülle, mit denen unsere Tannoy XT8f-Lautsprecher jeden Tastenanschlag wiedergeben, transportieren eine gewisse Zuversicht, trotz des stimmlichen Risikos, diese in der nächsten Sekunde schon wieder zu verlieren. Es ist ein guter Abend, um langsame Musik zu hören, bei der jeder Ton so getragen wie möglich ist. Vielleicht ist es ja der Beginn der Ferienzeit, der diese eindrucksvolle Menge an sauberer Energie aus dem Netz zaubert, vielleicht ist es anteilig auch meine gute Laune angesichts der Rückkehr des Sommers nach einer scheinbar endlosen Wintersaison, die sich in diesem Jahr bis weit in den Juli hineinzog.

    Die großen und schweren Kupferkabel von Mark Levinson waren schon lange nicht mehr in Betrieb gewesen und ließen sich nur schwer wiederbeleben. Luigi hatte sie mir ohne ordentliche Stecker übergeben und mir ganz nebenbei geraten, ich solle mir ein paar Stecker besorgen, die auf den 6-mm-Kabeldurchmesser passten. Es war typisch für Luigis Vorschläge, dass sie zumindest eine gewisse Anstrengung meinerseits erforderten. Und ich war in der Regel nur zu gern bereit, dem Folge zu leisten. Ich mochte die verspannbaren, pistolenförmigen WBT-0610 CU-Bananenstecker, die ich zuerst bei den HMS Gran Finale-Kabeln gesehen hatte, doch ich wollte nicht so viel Geld für ein Kabelpaar ausgeben, das nicht mein eigenes war. Daher entschied ich mich für einen erschwinglichen Nachbau der WBTs, in der Hoffnung, dass ich (aus audiophiler Sicht) damit durchkommen würde.

    Es war ganz offensichtlich, dass die Kabelenden im Laufe der Jahre etwas oxidiert waren, obwohl ihr Bündel von Einzellitzen—jede nicht dicker als ein menschliches Haar—an den Stellen, an denen sich die Originalanschlüsse befunden hatten, zu einem einzigen Stück verlötet worden waren. Ich versenkte die Sechskantschrauben fest im Lötzinn, wohl wissend, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis sich diese Kabel eingespielt hatten. Nebenbei bemerkt habe ich manchmal die Erfahrung gemacht, dass es für die Einlaufzeit nicht zwingend erforderlich ist, dass das Gerät die ganze Zeit läuft, solange die Komponenten angeschlossen bleiben. Allein die Tatsache, dass Kupfer, Blei, Messing und Gold in direkten Kontakt miteinander gebracht werden, führt bereits zu einer langsamen Homogenisierung der elektrischen Eigenschaften an den Übergangspunkten und minimiert den Widerstand zwischen ihnen. Dies ist keine wissenschaftliche Aussage, sondern nur etwas, das ich beim Konfektionieren und Anhören neuer Kabel in den ersten Wochen akustisch beobachtet habe.

    Ich nenne die Tannoy XT8f-Anlage unser "neues" System, nicht so sehr wegen des Alters seiner Komponenten, sondern wegen des relativ "modernen" Klangs der Tannoys. Die Lautsprecher unserer Zeit sind in der Regel so abgestimmt, dass sie in den Labors gute Messergebnisse liefern, während die Ingenieure der Vergangenheit nicht über diese Menge ausgefeilter Messgeräte verfügten. Sie konnten sich fast ausschließlich auf ihre eigenen Ohren verlassen. Und - ob Sie es glauben oder nicht - das menschliche Ohr ist kein schlechter Maßstab, wenn es darum geht, Entscheidungen über die Vorzüge des Klangs zu treffen. Das erklärt auch, weshalb manch klassische Instrumente auch heute noch besser klingen als aktuelle Geräte, trotz aller technischen Fortschritte. Die Mark Levinson HF-10c in Kombination mit der alten Uher-Endstufe lassen meine Tannoys vor allem "musikalisch" klingen, und das trotz ihrer eigentlichen Tendenz, modern und analytisch zu erscheinen.

    Musik wird durch Dynamik eindrucksvoll, aber erst durch Tonalität lebendig. Die HF-10c unterstützen dunklere und vollmundigere Töne. Wenn Sie diese Kabel mit einem schwachen Verstärker koppeln, werden Sie erleben, wie die Kraft aus dem Verstärker schwindet. Die Uher-Endstufe mit ihren 150 Watt pro Kanal hat jedoch keine Schwierigkeiten, sie Kabel anzutreiben. Auch kann ich hören, wie die Endstufe langsam aus ihrem jahrelangen Winterschlaf erwacht. "World’s got a brand new baby, I lie awake listen to her bawl. Must feel a lot like flying." Heute Abend verstehe ich, was Sean damit meint. Ich genieße Abende wie diesen, an denen die Luft nach den vielen Regengüssen sauber riecht und die untergehende Sonne quadratische orangefarbene Flecken auf unserem sonst anthrazitfarbenen Teppich und den Holzbalken in unserem Studio bildet.

    Ich erinnere mich an die Madrigal Flat Copper-Kabel, die mir Luigi im Januar 2022 zum Probehören überreichte. Produkte von Mark Levinson haben eigentlich immer einen interessanten Kniff. Eine Eigenschaft, die sie zu etwas Besonderem werden lässt, selbst wenn die Zeit sich weiterentwickelt hat. Die Musikalität des HF-10c ist ziemlich beeindruckend, auch wenn Geschwindigkeit, Detailtreue und Basskontrolle vielleicht nicht seine größten Stärken sind. Immerhin sind das nicht unbedingt Defizite, wenn es darum geht, die ohrenbetäubenden Eigenschaften von Hochleistungsendstufen abzumildern. Und davon hat Mark Levinson ja bekanntlich so einige im Haus. Ein hoher Dämpfungsfaktor, jede Menge saubere Burst-Power bis in die Höhen hinein, Beryllium- oder Titankalotten an mit Silber verkabelten Lautsprechern, all diese laborerprobten technischen Overkills finden in diesen Kabeln ein wohltuendes Gegengewicht. 

    Wenn ich mein übliches Repertoire an Folk, Jazz, Vocal Jazz und Rock durchspiele, bewahren die HF-10c einen weichen und seidigen Hochtonbereich, der auch bei höheren Lautstärken nicht aggressiv wird, einen charmanten Mitteltonbereich, mit dem ich mich schnell anfreunden kann, üppige, naturgetreue Stimmen, die in einer breiten Phantommitte dargestellt werden, eine warme Tonalität und (vor allem im Jazz) eine realistische Menge an musikalischen Details. Der Klang ist röhrenartig, satt und vollmundig mit durchdringenden Klaviertönen. Die Kabel bieten eine mittlere Ausklingdauer, nicht so kurz wie die Terminator-5-Kabel von MIT und nicht so langfahnig wie die Harmonie HD von Symphonic Line.

    In Sachen Potenz erinnern mich die Mark Levinson an die Symphonic Line-Kabel, obwohl sie doch ganz anders spielen: Die Symphonic Line treten lauter und agiler auf. Wenn Klaviertöne schrill werden, fällt das bei den Symphonic Line-Kabeln zuerst auf, weil die HF-10c deutlich nachsichtiger sind. Die Basskontrolle ist bei den Harmonie HD straff und sehr druckvoll, bei den MIT-Kabeln in einigen Frequenzen vielleicht sogar etwas zu druckvoll. Um mit den HF-10c das gleiche Ergebnis an Basskontur und Druck zu erzielen, bräuchte man einen Verstärker mit massiver Leistung und sehr hohem Dämpfungsfaktor. Und ich glaube, dass die Mark Levinson-Ingenieure genau so ein Kraftpaket von einem Verstärker vor Augen hatten, als sie die HF-10c bei einem Kabelspezialisten in der Schweiz in Auftrag gaben, nach ihrem mittlerweile legendären “Koste es was, es wolle”-Ansatz.

    Technische Daten

    • Typ: ultrafeines, mehrdrähtiges Lautsprecherkabel

    • Durchmesser: 10 AWG (5,26mm) Kupfer pro Litze

    • Lücke zwischen den Litzen: 5 mm

    • Leitermaterial: hochreines Kupfer 

    • Getestete Länge: 2x 2,24m (Stereo)

    • Abschlüsse: verspannbare Bananas, 24K vergoldet

    • Land der Herstellung: Schweiz 

    • Jahr(e): ca. 1992



    Jörg Hegemann
  • Sean Keel, A Dry Scary Blue

    Sean Keel, A Dry Scary Blue

    Veröffentlicht: 9.7.2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Audiophile Music

    Tag(s): Singer/Songwriter

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Im Frühjahr 2024 lud ich meinen Freund und audiophilen Kollegen, Arndt Scheuren, zu uns ins Studio ein, um den Aufbau einer HiFi-Anlage zu testen. Zu seiner eigenen Orientierung brachte Arndt das CD-Album eines wenig bekannten Künstlers mit und bat mich, dieses über den Marantz CD17 abzuspielen. Was dann geschah, war wirklich erstaunlich: Arndt, der die CD-Aufnahme kannte, war verblüfft über das Ausmaß an musikalischen Details, das die elektrostatischen Martin Logan-Lautsprecher offenbarten, und ich, der mit dem üblichen Klang meiner Anlage vertraut war, war verblüfft über die durchdringende Nähe der gebrochenen Stimme des Singer-Songwriters Sean Keel. Diese sprach mein Nervensystem auf höchst mitreißende Weise an: Denn nie zuvor hatte sich Gesang für mich so weise und klagend, so intim und atemberaubend, so kraftvoll und zerbrechlich zugleich angehört.

    Verblüfft von dieser ungewohnten Verwandlung und auf der Suche nach Bestätigung, dass das, was wir erlebten, echt war, wiesen Arndt und ich uns abwechselnd an, in dem Sweet-Spot des Stereodreiecks zu sitzen, wo die perfekt aufeinander abgestimmten Laufzeiten der Dipol-Lautsprecher den Sänger und die Instrumente lebensecht in den Raum strahlten. In Anbetracht der Tatsache, dass Arndt und ich bereits eine Vielzahl von HiFi-Anlagen gehört und audiophile Alben verschiedener Künstler gekauft hatten, kam unsere plötzliche Faszination für uns überraschend. Was war es, das dieses Album von den anderen hervorstechen ließ, vor allem, wenn es auf einer klanglich transparenten HiFi-Anlage präsentiert wurde? Ich musste es einfach aus erster Hand erfahren und beschloss, Sean Keel direkt zu kontaktieren.

    Der eiaudio-Weblog hat eine Rubrik mit dem Titel "Music & Talk", welche die bestehende Kluft zwischen Musikern und der audiophilen Gemeinschaft überbrücken soll, indem sie ein Bewusstsein für die jeweils andere Seite schafft. Diese Kluft existiert tatsächlich, denn die meisten Musiker beziehen ihre Freude aus der Aufführung ihrer Lieder und dem richtigen Spiel ihrer Instrumente. Bei ihren Auftritten achten sie darauf, dass sie richtig singen, dass sie ihre Instrumente beherrschen und ihre Stimme kontrollieren. Daher liegt hier auch ihr Schwerpunkt, wenn sie sich eine Aufnahme ihrer Musik anhören. Dies sind jedoch nicht die Kriterien, nach denen audiophile Hörer die Vorzüge einer Aufnahme beurteilen. Ich war mir ziemlich sicher, dass dies bei Sean Keel nicht anders und meine Kontaktaufnahme für ihn eine Überraschung sein würde.

    In Vorbereitung auf unser Gespräch recherchierte ich im Internet und fand heraus, dass Sean Keel in Austin lebte, wo er als Mathematikprofessor an der Universität von Texas forschte und unterrichtete. Obwohl "A Dry Scary Blue" nicht Keels erstes Album war, war es das erste, das er in Zusammenarbeit mit Gabriel Rhodes, dem Sohn von Kimmie Rhodes und dem DJ Joe Gracey, produziert hatte. Gabriel, der bereits mit Willie Nelson, Waylon Jennings und anderen zusammengearbeitet hat, erkannte Sean Keels besondere Gabe als Singer-Songwriter und fügte den Texten Klavier, Keyboard, akustische und elektrische Gitarre sowie Bass hinzu, um gemeinsam mit Sean Keel ein Album zu erschaffen, das wirklich einzigartig klingt und in keiner audiophilen CD-Sammlung fehlen sollte.

    Die Melodien des Albums sind beruhigend, flüsternd und oft auch leicht verstörend. Was mich am meisten überraschte, war Sean Keels Fähigkeit, Geschichten in der Tradition der großen amerikanischen Dichter zu skizzieren, die mich spontan dazu brachten, Orte und Bedeutungen zu googeln. Das war auch etwas, das ich schon lange nicht mehr getan hatte. "A Dry Scary Blue" begeisterte mich von der ersten Minute an, und so freue ich mich, dass ich diese Erfahrung mit Euch teilen kann. Haltet Ausschau nach dem Album auf den gängigen Streaming-Kanälen, oder (noch besser) unterstützt den Künstler und seine Plattenfirma, indem ihr Euch das Album auf CD gönnt.

    < Sean Keel auf BandCamp | Mein Interview mit Sean >

    Liedtitel

    1. corn palace — 4:07 min
    2. near that far — 4:29 min
    3. the flower — 3:34 min
    4. hill of three oaks — 04:04 min
    5. backwards — 3:17 min
    6. blessed assurance — 2:53 min
    7. cool old men — 6:42 min
    8. his mouth so red — 4:50 min
    9. two coins — 3:12 min
    10. i hate the west — 4:29 min

    Details zum Album

    • Sean Keel: Gesang
    • Gabriel Rhodes: Klavier, Keyboard, Gitarre, Bass 
    • Ben Montano: Akustische Gitarre, Keyboard
    • Nora Predey: Gesang, Bass, Schlagzeug
    • Produziert von: Gabrie Rhodes
    • Abspielzeit:  41:39
    • Liedtexte: Sean Keel, Ben Montano (Nr. 8)
    • Plattenfirma: Icons Creating Evil Art (ICEA)
    • Veröffentlichungsdatum: 2022

    crossXculture Business Language Training
  • Uher UMA-1000

    Uher UMA-1000

    Veröffentlicht: 3.7.2024

    Herstellungsdatum: 1992

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Power Amplifiers

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    1993 war ich erst zarte 20 Jahre alt und hatte immer noch mit den Nachwehen des Umzugs meiner Familie aus White Plains, in den USA, in das Rhein-Main-Gebiet in der Nähe von Frankfurt zu kämpfen. Trotz der zahlreichen Umstellungen in Zusammenhang mit unserem Umzug, war es mir gelungen, meine Leidenschaft für das Thema HiFi weiter auszubauen, und so hatte ich mir bereits einen Transmissionline-Bausatz von einer heute nicht mehr existenten deutschen Manufaktur, namens Mainhattan Acoustic, aus Hainburg zugelegt. Deren Inhaber, Holger Müller, gründete einige Jahre später German Physiks, die inzwischen weltbekannte Firma für omnidirektionale Lautsprecher.

    Die "Fidelity 425" war damals das zweitgrößte Modell von Mainhattan Acoustic und bestand aus einer 3-Wege-Kompaktbox, die in ein gefaltetes Transmissionlinegehäuse von etwa 2,40 m Gesamtlänge integriert war und von einem zusätzlichen Tieftöner mit 25cm-Papiermembran befeuert wurde. Obwohl der Lautsprecher in der Lage war, ultratiefen Bass zu erzeugen, war der Kickbass dieses 4-Wege-Designs allein auf die Fähigkeiten des 12cm-Mitteltieftöners beschränkt. Die Schaumstoffsicken beider Tieftöner lieferten ohnehin eine relative Interpretation von Bass und keine ultrahohe Präzision, es sei denn, die Lautsprecher wurden von einem sehr leistungsstarken Verstärker angetrieben.

    Um dem Leistungsbedarf der Lautsprecher entgegenzukommen, verkaufte mir ein Freund eine gebrauchte Dynacord PAA 460-Endstufe mit 200 Watt RMS-Leistung an 8 Ohm. Doch die Musik kam erst richtig in Fahrt, als ich diese gegen eine Dynacord PAA 880 mit 360 Watt RMS-Ausgangsleistung eintauschte. Mit diesem kräftigen Antrieb klangen die Fidelity 425 so musikalisch wie echte Instrumente. Mein akustischer Eindruck von den Lautsprechern liegt nun schon zu lange zurück, um beurteilen zu können, wie sie mit dem audiophilen Standard, den ich heute gewohnt bin, mithalten könnten. Ich erinnere mich jedoch, dass ich von einer Nachbarin gefragt wurde, ob ich am Abend zuvor meine Kumpels zu einer Jamsession eingeladen hätte. Dies war nur ein Indiz dafür, wie perfekt die Musik für jemanden klang, der sie von der Straße aus hörte. (Roman Groß, der Non-Oversampling-Guru, u.a. mit Umbauten des Philips CD 104, unterstrich mit Tests dieser Art stets die Glaubwürdigkeit von HiFi-Systemen).

    In unserer häuslichen Umgebung musste die Dynacord-PA-Endstufe selten mehr als 5 Watt Leistung pro Kanal erbringen, und der alternde Verstärker begann bald, wärmebedingte Kontaktprobleme zu entwickeln, durch die er sporadisch die Leistung auf einem der Kanäle verlor. Es erwies sich als schwierig, das Problem zu lokalisieren, und so beschlossen wir schließlich, die Dynacord durch eine aktuelle HiFi-Endstufe zu ersetzen. Ich erkundigte mich nach erschwinglichen Alternativen, und ein Freund stellte fest, dass der amerikanische Hersteller von Audiogeräten, Harman Kardon, gerade mit der Produktion einer neuen Reihe erschwinglicher Hochleistungs-Endstufen unter dem Markennamen Uher begonnen hatte. Der Name erinnerte an den renommierten deutschen HiFi-Hersteller der 1950er bis 1970er Jahre, der inzwischen nicht mehr in München ansässig, sondern zu einer reinen Handelsmarke geworden war, welche die Wolfgang Assmann GmbH aus Bad Homburg erworben hatte.

    Da sich mein HiFi Kumpel ebenfalls für das neue Uher-Design interessierte, gelang es uns, bei einem örtlichen HiFi-Händler einen Rabatt von satten 20 % auf unsere Einkäufe zu erhalten. Das machte den ohnehin schon günstigen Verstärker für uns Schüler noch attraktiver. Ich holte meine UMA-1000-Endstufe in Friedberg ab und erinnere mich, dass ich von ihrem Gewicht überrascht war. In der Verpackung wog sie etwa 20 kg, was nicht viel weniger war, als das Gewicht der für den professionellen Einsatz gebauten Dynacord. Ich erinnere mich, dass die Endstufe anfänglich dünner und schwächer klang als die Dynacord. Wir Schüler wussten damals wenig über die Einspielzeit von HiFi-Geräten, was uns hätte helfen können, dieses Phänomen besser zu verstehen. Daher nahm ich einfach an, dass dies die natürliche Folge des Umstiegs von der professionellen Audiotechnik auf HiFi war.

    Im Laufe der Monate gewöhnte ich mich jedoch an den Klang meiner Uher-Endstufe und vermisste meine alte Dynacord viel seltener. Die UMA-1000 klang voller und vermochte es, die Fidelity 425 recht solide anzutreiben. Tatsächlich wurde die Uher für mich fast unsichtbar. Da es wenig Falsches oder Spektakuläres an ihr gab, nahm ich sie einfach als selbstverständlich hin, schaltete sie nach der Schule ein und vor dem Schlafengehen aus. Ich hörte fröhlich Musik damit, bis ich aus dem Elternhaus in meine erste Studentenwohnung nach Bayreuth zog. Bei diesem ersten Umzug nahm ich noch meine komplette geliebte HiFi-Ausrüstung mit und bat meinen guten Freund Alexander Graham, mir zu helfen, die 35 kg schweren Lautsprecher und die 18 kg schwere Endstufe das enge Treppenhaus hinauf in meine kleine Studentenbude im dritten Stock zu tragen.

    Als ich jedoch bald darauf erneut umziehen musste, beschloss ich, dass es für mich leichter wäre, meine gesamte Ausrüstung zu verkaufen. Und so fragte ich Alec, ob er daran interessiert sei, sie mir für einen kleinen Preis abzukaufen. Schließlich hatte er mir schon so oft damit geholfen, da war es nur fair, ihn zuerst zu fragen. Zusammen mit den Fidelity-Lautsprechern und dem Uher-Verstärker kaufte Alec von mir auch einen Yamaha C4-Vorverstärker und einen CD-Player der gleichen Firma. Und das Geld, welches ich von ihm bekam, investierte ich beim Bayreuther 'HiFi Point' in ein Denon F07 MiDi-System mit Kompaktlautsprechern. Ich erinnere mich, dass der Verkäufer ziemlich traurig schaute, als ich ihm beim Probehören der Anlage gestand, dass ich vor nicht allzu langer Zeit, als ich noch eine eigene Stereoanlage zu Hause hatte, einen viel besseren Klang gehört hatte als diesen. Das war im Jahr 1996.

    Nach seinem Studium nahm Alec einen Job in Hamburg an und nahm seine Yamaha-, Uher- und Mainhattan Acoustic HiFi-Anlage mit. Und erst als wir im Sommer 2023 mit unserer Familie nach Marne zogen, lebten wir wieder in Reichweite voneinander. Bei unseren ersten Begegnungen ging es - Sie werden es erraten haben - um HiFi. Während wir uns Verstärker von Symphonic Line, B&K und Dynavox anhörten, erwähnte Alec, dass er noch die alte Uher UMA-1000 in seinem Keller hatte. “Gütiger Gott! Bringt sie mit!” war meine unmittelbare Reaktion. Ein paar Wochen später saßen Alec und ich in unserem Wintergarten und befreiten die 30 Jahre alte Uher-Endstufe von mehreren Staubschichten. Alec berichtete, dass er alle Lautsprecherschutzrelais ausgetauscht hatte, nachdem sie das Signal nicht mehr freigaben. Dies war, ganz nebenbei, der einzige Fehler, der sich im Laufe der Jahre bei dem Verstärker eingeschlichen hatte.

    Wir schlossen die Uher zunächst an mein Tannoy-System an und stellten fest, dass das linke Kanalrelais von 'Speakers A' erneut korrodiert war und nicht ansprechen wollte. Wir wechselten deshalb den Anschluss auf 'Speakers B', und beide Kanäle spielten sofort Musik. Der Klang war klangvoll und natürlich, wie es für große amerikanische Verstärker üblich ist. Tatsächlich klang die UMA-1000 sogar besser, als ich dies in Erinnerung hatte. Diese Endstufe profitierte offensichtlich von der sorgfältigen Einrichtung meines HiFi-Systems und auch von der sorgfältigen Aufstellung der Lautsprecher. Dies waren Schlüsselfaktoren der Elektroakustik, von denen ich während meiner Studienzeit fast nichts verstanden hatte. Die Uher zeigte viel Bassdruck und Punch. Allein die Basskontrolle war nicht so eindrucksvoll wie bei den besten Endstufen, die ich gehört hatte. Uher gab den Dämpfungsfaktor der UMA nicht an, doch ich vermute, dass er weit unter 300 liegt. Sicherlich würde ein Kabel von niedriger Eigenkapazität, wie z.B. das Belden 9497, dazu beitragen, diesen Effekt zu minimieren.

    Im direkten Vergleich mit meinem Symphonic Line RG9-Verstärker klang die Uher nicht ganz so schnell und agil, und manche Nuancen in den Höhen fehlten, selbst wenn ich meine leistungsfähigsten Cinch/RCA-Kabel in diesem Setup verwendete. Klaviertöne klangen etwas weniger durchdringend, und der jungenhafte Charme von Nick Cave konnte bei dieser Spielweise leicht unbemerkt bleiben. Allerdings war der Effekt weit weniger ausgeprägt als bei zahlreichen anderen Endstufen, einschließlich der weitaus berühmteren, aufwändigeren und teureren Harman Kardon Citation 21. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, wie gut ich doch meine Endstufe vor so vielen Jahren ausgewählt hatte. Die Doppeltransformatoren, die großen Elkos und der vollsymmetrische Aufbau der Uher gaben ihr hohe Energiereserven und ließen sie voll, präzise und mühelos klingen. Ohne einen direkten Vergleich mit Verstärkern, die ein Vielfaches ihres Preises kosteten, konnte ich mir durchaus vorstellen, mit diesem Gerät erneut völlig zufrieden zu sein.

    Nach meiner heutigen Erfahrung, haben Harman/Uher ihr Versprechen eingelöst, ein hochwertiges Produkt zum Einstiegspreis zu liefern. Die UMA-1000 war die kleinste Endstufe der UMA-Serie und ist der lebende Beweis für diese damals neue Philosophie. Nach einigen Stunden Betrieb bei normaler Wohnzimmerlautstärke überprüfte ich die Gehäusetemperatur und stellte fest, dass die Endstufe oberhalb ihrer internen Kühlkörper kaum warm geworden war. Unsere 8 Ohm-Tannoys waren, für die sechs Ausgangstransistoren pro Kanal der Uher, eine leicht anzutreibende Last. Uher gibt die Mindestlastanforderung mit 4 Ohm an, was bedeuten könnte, dass die Endstufe bei komplexen Lasten und hohen Lautstärken an ihre Grenzen stößt. Nach den Temperaturwerten über den Kühlkörpern zu urteilen, hätte ich jedoch kein Problem damit, die UMA-1000 auch an unsere Martin Logan-Lautsprecher anzuschließen und sie bei moderater Lautstärke daran zu betreiben.

    Technische Daten

    • Typ: Transistor-Stereo-Endstufe
    • Prinzip: 2 Netzteile, symmetrischer Aufbau
    • Leistungsaufnahme: 1.000 Watt (max.)
    • Ausgangsleistung (8 Ohm): 2x 150 Watt, RMS
    • Ausgangsleistung (4 Ohm): 2x 225 Watt, RMS
    • Dynamikleistung (4 Ohm): 2x 400 Watt
    • Frequenzbereich: 3 - 120.000 Hz -3 dB
    • Harmonische Verzerrung: <0.01%
    • Signal-Rauschabstand: 110 dB
    • Dämpfungsfaktor: N.N.
    • Line-Eingang(e): 1x Stereo, Cinch/RCA,
    • Line-Empfindlichkeit: 1 V / 50 kOhm
    • Lautsprecheranschlüsse: 2x Stereo (=A/+B)
    • Abmessungen: (B)435 x (H)180 x (T)410 mm
    • Gerätegewicht: 18,5 kg
    • Herstellungsland: Südkorea
    • Jahr(e) 1992 - 1994

    80s night
  • Sean Keel

    Sean Keel

    Veröffentlicht: 1.7.2024

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Interviews

    Tag(s): Musicians

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    Im Frühjahr 2024 kam mein Freund und audiophiler Weggefährte Arndt Scheuren zu uns nach Hause, um ein paar neue audiophile Eindrücke zu bekommen. Zu seiner eigenen Orientierung brachte er die Audio-CD eines noch relativ unbekannten Künstlers mit. Das Album lief nicht länger als eine Minute, als wir alle (Arndt, ich und unsere weiblichen Begleiterinnen) erstaunt verstummten, unfähig, die Verwandlung zu begreifen, die auf unserem Martin Logan-System stattfand. Ich hatte schon viele hervorragende Aufnahmen mit unseren elektrostatischen Lautsprechern gehört, aber dieses Album ließ alle anderen Gesangsaufnahmen im Vergleich blass erscheinen.

    Ich war sofort von der hohen Qualität der Aufnahmen, aber auch von der Musik selbst fasziniert. Vor allem die Texte waren wirklich sehr clever. Ich war so angetan, dass ich einfach mehr über den Künstler Sean Keel und über die Geschichte hinter seinem Album "A Dry Scary Blue" herausfinden musste. Als ich bemerkte, dass Sean nicht mehr als 25 "Follower" auf Facebook hatte (nicht dass das jemals etwas bedeutet hätte), fand ich den Mut, ihn um ein Interview zu bitten. Ein paar Tage später schrieb mir Sean zurück, dass er sich auf der eiaudio-Website umgeschaut habe und in der Tat großes Interesse an einem Gespräch mit mir habe.

    Zum Zeitpunkt des Interviews war Sean (der eigentlich in Texas lebt) in Colorado in Urlaub. Er stellte sein älteres MacBook in einer Blockhütte am Ufer des Conejos-Flusses auf. Ich richtete mein eigenes MacBook mit der Software Open Broadcasting Studio (OBS) für das Hintergrundbild ein und nutzte Cisco WebEx, um unser Treffen möglich zu machen. In Vorbereitung auf das Interview testete ich alle Einstellungen mit einem Freund, und wir hatten immer wieder Probleme mit der Ton- und Videoqualität. Erst in allerletzter Minute konnten wir die meisten Probleme lösen.

    Hier ist das Interview, welches wir an diesem Tag aufgenommen haben. Sean und ich sind definitiv keine Profis auf diesem Gebiet, aber wir waren begierig darauf, Seans Geschichte zu erzählen und das Album "A Dry Scary Blue" zu präsentieren. Vielen Dank besonders an Arndt Scheuren vom "Salon Voss - Audiophiles Haarstudio, Marne" für das Mitbringen der CD. - Auf geht’s:

    Sean Keel Interview

    Interview-Details:

    • Aufnahme: 2021, MacBook Air (M1)
    • A/V Streaming: Cisco WebEx
    • Zusammenstellung: Open Broadcasting Studio (OBS)
    • A/V-Bearbeitung: CapCut

    Digitising Records
  • Symphonic Line Harmonie HD

    Symphonic Line Harmonie HD

    Veröffentlicht: 9.6.2024

    Herstellungsdatum: 2023

    Autor: Karsten Hein

    Kategorie: Gear & Review

    Tag(s): Speaker Cables

    Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

    "Ich würde nicht so großen Fokus auf die Kabel legen, Hauptsache der Klang gefällt Dir, und sie passen zu Deiner Anlage." sagte Heinz-Peter vor kurzem am Telefon zu mir. - Das war freilich nicht die Antwort, die ich mir erhoffte, denn ich hatte gerade meinen Test der MIT Terminator 5 Lautsprecherkabel abgeschlossen und arbeitete fleißig an meinen Artikeln über das "Harmony HD" von Symphonic Line und das "HF10C" von Marc Levinson. Andererseits wusste ich, dass HP Recht hatte, wenn er zu bedenken gab, dass wir immer ein System und selten eine einzelne Komponente hören. Diese Tatsache ließ die Diskussionen über Kabel oft sinnlos erscheinen und hatte in der Vergangenheit schon zu vielen Missverständnissen zwischen Audiophilen geführt. Trotz alledem werden selbst die skeptischsten Hörer zustimmen, dass Kabel zu einem großartigen System beitragen oder es zerstören können. Ich glaube deshalb, dass sie es verdienen, im Hinblick auf ihren Beitrag diskutiert zu werden, auch wenn diese Beobachtungen nicht endgültig sind. Wie sollen wir schließlich über Lautsprecher diskutieren, wenn die Räume, in denen diese aufgestellt sind, und die HiFi-Anlagen, die sie antreiben, nicht identisch sind?

    Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Symphonic Line-Lautsprecherkabel in erster Linie für Symphonic Line-Anlagen konzipiert sind, zumal Rolf Gemein zahlreiche HiFi-Komponenten herstellt, die vom Netzkabel über Tuner und CD-Player bis hin zu den Lautsprechern selbst reichen. Das soll aber nicht heißen, dass seine Lautsprecherkabel nicht auch mit HiFi-Geräten anderer Hersteller funktionieren würden. Tatsächlich stellen die meisten meiner audiophilen Freunde ihre Systeme aus Komponenten vieler Hersteller zusammen und neigen dazu, mehrere Geräte jeder Produktkategorie für die Systemanpassung und Feinabstimmung zu besitzen. Daher ist das absolute Vertrauen in einen einzigen HiFi-Hersteller, alle Komponenten einer Anlage zu liefern - und genau dies würde es erfordern, wenn wir die Abstimmung der Komponenten in die Hände nur eines Herstellers legen würden - wohl eher selten. Richtig ist auch, dass manche Hersteller nur eine einzige HiFi-Komponente in echter High-End-Qualität in ihrem Portfolio haben. In diesem Fall wird der Abgleich von Geräten verschiedener Marken eher zu einer Notwendigkeit als zu einer Frage der Wahl.

    Auch ist sicher nicht falsch anzuführen, dass man am meisten über die Eigenschaften einer HiFi-Komponente erfährt, wenn man sie nacheinander mit Komponenten verschiedenster Hersteller kombiniert. Die Klangsignatur, die sich aus den verschiedenen Kombinationen ergibt, offenbart schließlich den besonderen Beitrag, den diese Komponente zum Klang leistet: Denn die Charakteristik ist die Konstante, die bleibt, wenn sich alles andere um die Komponente herum verändert. Auf diese Weise werden HiFi Komponenten zu vertrauten Individuen, ähnlich wie eine Freundschaft mit der Zeit immer tiefer und vielschichtiger wird, je mehr sie reift. Vielleicht war es diese Perspektive, die es mir ermöglichte, mich von HPs wohlgemeinten Ratschlägen nicht abschrecken und mich von dem fortwährenden Entdeckungsdrang leiten zu lassen, der mir so natürlich erscheint und seit langem die Basis für diesen Blog bildet.

    Ich machte mich daran, die Harmonie HD-Lautsprecherkabel an meiner modern klingenden HiFi-Anlage zu testen. Diese bestand aus Tannoy XT8f Lautsprechern mit Dual-Concentric Treibern, einer brandneuen Symphonic Line RG 11 MK5 S Endstufe mit aufgerüstetem S-Transformator und meinem kürzlich überholten Restek V1 Vorverstärker mit neuen Kapazitatoren und verbesserten Operationsverstärkern, sowie einem speziell angefertigten externen Netzteil von Hermann Kassel. Meine Musikquellen waren ein Sansui SR 525 Plattenspieler mit AT VM540 ML Tonabnehmer und ein altes Denon DCD 1420 CD-Laufwerk, das an einen Cambridge DAC Magic angeschlossen war. Obwohl dieses Frontend nicht aus den besten Komponenten der Branche besteht, sind sowohl der Sansui-Plattenspieler als auch der Cambridge DAC durchaus solide und musikalische Weggefährten, so dass es an ihnen kaum etwas zu bemängeln gibt. Und (wichtig für unsere Gerätevergleiche) es war genau dasselbe Setup, welches ich zuvor bei meinem Test der "Terminator 5" Lautsprecherkabel von MIT verwendet hatte.

    Während die MITs einen einzigen Kabelstrang verwenden, um die positiven und negativen Adern unter einem ziemlich dicken Kabelmantel zu vereinen, verfolgen die Harmonie HD den entgegengesetzten Ansatz. Jede Ader verwendet nicht nur ein separates Teflon-Dielektrikum, sondern ist auch einzeln mit einer festen Abschirmung umwickelt. Obwohl diese Kabel flexibel genug sind, um z.B. auf eine große Spule aufgerollt zu werden, mögen sie es nicht, in kleine Schleifen gebogen zu sein und nehmen aufgrund ihres Gewichts auf natürliche Weise stets eine flache Position auf dem Boden ein. Jedes Kabel hat einen Indikator, der die Signalrichtung anzeigt. Und HP informierte mich, dass das rot markierte Kabel mit dem Pfeil in Richtung der Lautsprecher angeschlossen werden sollte, während der Pfeil auf dem schwarz markierten Kabel in die entgegengesetzte Richtung zeigen muss. Diese Art des Anschlusses von Lautsprechern war für mich neu, und ohne seine Anweisungen hätte ich wahrscheinlich den Pfeil des schwarzen Kabels in dieselbe Richtung wie den des roten Kabels geführt. Meine Exemplare waren mit den berühmten Multi-Contact-Bananas von Stäubli terminiert worden.

    Bei den Anschlüssen wären mir die geringere Masse und der (in meinen Augen) optimalere Kontakt von Hohlbananen lieber gewesen. Auch konnte ich das leichte Spiel der Stecker in den Buchsen spüren. Dennoch beschloss ich, dies zu vergessen, bis ich Gelegenheit hätte, die Kabel richtig anzuhören. Das von mir gewählte Musikmaterial war abwechslungsreich: Helge Liens Album "Hello Troll" auf Vinyl, der Sampler "Die Hörtest CD Vol: IX" der Zeitschrift Stereo, Nick Caves Live-Solokonzert "Idiot Prayer" und Laura Kipps 2023-Album "Sunset Balcony" auf Compact Disc.

    Im direkten Vergleich zu den MIT "Terminator 5" Kabeln war der Klangunterschied enorm. Die Symphonic Line-Kabel klangen um einiges lauter. Während die MIT-Kabel Bassdruck und einen dunklen Hintergrund in der Musik bevorzugten, wirkten die Harmonie HD-Kabel sofort dynamisch und schnell über den gesamten Frequenzbereich. Ich bemerkte einen verblüffenden Zuwachs an Feindynamik und Detailreichtum, den die MITs zuvor verborgen hatten. Der Klang war gleichzeitig sehr energiegeladen, einnehmend und unterhaltsam. Die beklagte Mitteltonkompression der Terminator-Kabel war verschwunden, und die Stimmen klangen warm und sehr glaubwürdig. Der Bühneneindruck war natürlich, obwohl die Räume zwischen den Instrumenten etwas gedrängter wirkten, als es perfekt gewesen wäre. Die musikalische Detailfülle und Attacke waren geradezu überwältigend. Besonders die "Hörtest CD Vol: IX" produzierte eine Aneinanderreihung von musikalischen Höhepunkten, bis ich mich zu fragen begann, ob ich überhaupt in der Lage sein würde, Musik dieser Intensität über einen längeren Zeitraum zu hören. Permanente Crescendos und Detailreichtum mögen im ersten Moment beeindrucken, sind auf Dauer aber weniger realistisch.

    "Ein Höhepunkt ist der besondere Moment, in dem sich die Musik über sich selbst erhebt", pflegt mein HiFi-Freund Luigi zu sagen. Und an dieser Stelle konnte ich nachvollziehen, was er damit meinte. Ich beschloss deshalb, die Restek V1-Vorstufe gegen die des Symphonic Line RG9 auszutauschen, der nach wie vor die Endstufe RG 11 MK5 S speiste. Als ich mich erneut zum Hören hinsetzte, stellte ich fest, dass die übereifrige Präsentation der Restek einer ruhigen Kultiviertheit gewichen war. Obwohl die Musik immer noch detailliert und dynamisch klang, waren die Stimmen noch farbiger. Zwischen den einzelnen Instrumenten hatten sich neue Räume gebildet, sowohl dimensional als auch - wie es Symphonic Line so gut beherrscht - tonal. Überhaupt sind tonale Trennung und Genauigkeit vielleicht die verblüffendsten und verlockendsten Aspekte des Musikhörens. Hervorragende Transienten und ein realistisch langes Ausklingen sorgten für ein höchst musikalisches Hörerlebnis.

    Ich persönlich höre häufig Jazz-Combos, Singer-Songwriter und Folk-Musik. Das liegt möglicherweise auch daran, dass ich die erkennbare Instrumentierung, die natürliche Ordnung und die handwerkliche Einfachheit genieße. Umso mehr war ich überrascht, wie gut es dem Harmonie HD gelang, diese Dimensionen in Eduard Strauss' voll orchestriertem Titel "Bahn frei Polka" beizubehalten, und zwar ohne Abstriche in Sachen Detailreichtum und Geschwindigkeit. Scotty Wrights Interpretation von "Sound of Silence" wiederum enthält einen Hauch von Härte in der Gesangsaufnahme, der mit dem RG9 als Vorverstufe zwar weniger ausgeprägt, aber immer noch hörbar war. In "New June" war Tokunbos Stimme süß und verführerisch, während sie frei über einem nahtlosen Teppich aus eindrucksvollen Bässen schwebte. Nick Caves beeindruckende Solo-Performance von "Idiot Prayer" im Londoner Alexandra Palace aus dem Pandemie-Jahr 2020 zeigte einen spitzbübischen Charme in seiner Stimme, der mich überraschte. Ich kannte das Album sehr gut und hatte seine Stimme deutlich älter in Erinnerung.

    Beim Zuhören verspürte ich den unmittelbaren Drang, meine Musiksammlung nochmals zu durchstöbern, um zu sehen, was ich vielleicht sonst noch in den Aufnahmen verpasst hatte. Symphonic Line-Kabel sind relativ unempfindlich gegenüber Verzerrungen, sollten sie sich selbst oder andere Kabel berühren oder kreuzen. Ich habe jedoch festgestellt, dass auch sie von einer einwandfreien Verlegung profitieren, wenn sie eine ungestörte Signalübertragung bieten sollen, was sich in klanglicher und räumlicher Korrektheit und einer intakten Mikrodynamik niederschlägt. Das Harmonie HD ist ein schnelles und aussagekräftiges Lautsprecherkabel, das in der Lage ist, ausgewogene Tonalität mit viel Dynamik und Detailreichtum zu verbinden. Seine Agilität und Klarheit machen es empfindlich gegenüber Fehlern im System, insbesondere Fehler in Richtung der Musikquelle. Je nach persönlichem Musikgeschmack und den Kenntnissen über die richtige Einrichtung einer HiFi-Anlage kann dieses Kabel entweder ein wahrer Segen oder auch ein Fluch sein. In jedem Fall wird es Ihrem System auf die Sprünge helfen.

    Technische Daten

    • Typ: einadriges Lautsprecherkabel
    • Eigenschaften: vollständig abgeschirmt, gerichtet
    • Getestete Länge(n): (2x) 4,00 Meter
    • Terminierung: Stäubli Multi-Contact
    • Gewicht: 2.058 g (pro Stereopaar)
    • Land der Herstellung: Deutschland
    • Jahr(e): 1994 - aktuell

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