Symphonic Line Harmonie HD

Veröffentlicht: 9.6.2024

Herstellungsdatum: 2023

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Speaker Cables

Zu den Kommentaren
Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

"Ich würde nicht so großen Fokus auf die Kabel legen, Hauptsache der Klang gefällt Dir, und sie passen zu Deiner Anlage." sagte Heinz-Peter vor kurzem am Telefon zu mir. - Das war freilich nicht die Antwort, die ich mir erhoffte, denn ich hatte gerade meinen Test der MIT Terminator 5 Lautsprecherkabel abgeschlossen und arbeitete fleißig an meinen Artikeln über das "Harmony HD" von Symphonic Line und das "HF10C" von Marc Levinson. Andererseits wusste ich, dass HP Recht hatte, wenn er zu bedenken gab, dass wir immer ein System und selten eine einzelne Komponente hören. Diese Tatsache ließ die Diskussionen über Kabel oft sinnlos erscheinen und hatte in der Vergangenheit schon zu vielen Missverständnissen zwischen Audiophilen geführt. Trotz alledem werden selbst die skeptischsten Hörer zustimmen, dass Kabel zu einem großartigen System beitragen oder es zerstören können. Ich glaube deshalb, dass sie es verdienen, im Hinblick auf ihren Beitrag diskutiert zu werden, auch wenn diese Beobachtungen nicht endgültig sind. Wie sollen wir schließlich über Lautsprecher diskutieren, wenn die Räume, in denen diese aufgestellt sind, und die HiFi-Anlagen, die sie antreiben, nicht identisch sind?

Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Symphonic Line-Lautsprecherkabel in erster Linie für Symphonic Line-Anlagen konzipiert sind, zumal Rolf Gemein zahlreiche HiFi-Komponenten herstellt, die vom Netzkabel über Tuner und CD-Player bis hin zu den Lautsprechern selbst reichen. Das soll aber nicht heißen, dass seine Lautsprecherkabel nicht auch mit HiFi-Geräten anderer Hersteller funktionieren würden. Tatsächlich stellen die meisten meiner audiophilen Freunde ihre Systeme aus Komponenten vieler Hersteller zusammen und neigen dazu, mehrere Geräte jeder Produktkategorie für die Systemanpassung und Feinabstimmung zu besitzen. Daher ist das absolute Vertrauen in einen einzigen HiFi-Hersteller, alle Komponenten einer Anlage zu liefern - und genau dies würde es erfordern, wenn wir die Abstimmung der Komponenten in die Hände nur eines Herstellers legen würden - wohl eher selten. Richtig ist auch, dass manche Hersteller nur eine einzige HiFi-Komponente in echter High-End-Qualität in ihrem Portfolio haben. In diesem Fall wird der Abgleich von Geräten verschiedener Marken eher zu einer Notwendigkeit als zu einer Frage der Wahl.

Auch ist sicher nicht falsch anzuführen, dass man am meisten über die Eigenschaften einer HiFi-Komponente erfährt, wenn man sie nacheinander mit Komponenten verschiedenster Hersteller kombiniert. Die Klangsignatur, die sich aus den verschiedenen Kombinationen ergibt, offenbart schließlich den besonderen Beitrag, den diese Komponente zum Klang leistet: Denn die Charakteristik ist die Konstante, die bleibt, wenn sich alles andere um die Komponente herum verändert. Auf diese Weise werden HiFi Komponenten zu vertrauten Individuen, ähnlich wie eine Freundschaft mit der Zeit immer tiefer und vielschichtiger wird, je mehr sie reift. Vielleicht war es diese Perspektive, die es mir ermöglichte, mich von HPs wohlgemeinten Ratschlägen nicht abschrecken und mich von dem fortwährenden Entdeckungsdrang leiten zu lassen, der mir so natürlich erscheint und seit langem die Basis für diesen Blog bildet.

Ich machte mich daran, die Harmonie HD-Lautsprecherkabel an meiner modern klingenden HiFi-Anlage zu testen. Diese bestand aus Tannoy XT8f Lautsprechern mit Dual-Concentric Treibern, einer brandneuen Symphonic Line RG 11 MK5 S Endstufe mit aufgerüstetem S-Transformator und meinem kürzlich überholten Restek V1 Vorverstärker mit neuen Kapazitatoren und verbesserten Operationsverstärkern, sowie einem speziell angefertigten externen Netzteil von Hermann Kassel. Meine Musikquellen waren ein Sansui SR 525 Plattenspieler mit AT VM540 ML Tonabnehmer und ein altes Denon DCD 1420 CD-Laufwerk, das an einen Cambridge DAC Magic angeschlossen war. Obwohl dieses Frontend nicht aus den besten Komponenten der Branche besteht, sind sowohl der Sansui-Plattenspieler als auch der Cambridge DAC durchaus solide und musikalische Weggefährten, so dass es an ihnen kaum etwas zu bemängeln gibt. Und (wichtig für unsere Gerätevergleiche) es war genau dasselbe Setup, welches ich zuvor bei meinem Test der "Terminator 5" Lautsprecherkabel von MIT verwendet hatte.

Während die MITs einen einzigen Kabelstrang verwenden, um die positiven und negativen Adern unter einem ziemlich dicken Kabelmantel zu vereinen, verfolgen die Harmonie HD den entgegengesetzten Ansatz. Jede Ader verwendet nicht nur ein separates Teflon-Dielektrikum, sondern ist auch einzeln mit einer festen Abschirmung umwickelt. Obwohl diese Kabel flexibel genug sind, um z.B. auf eine große Spule aufgerollt zu werden, mögen sie es nicht, in kleine Schleifen gebogen zu sein und nehmen aufgrund ihres Gewichts auf natürliche Weise stets eine flache Position auf dem Boden ein. Jedes Kabel hat einen Indikator, der die Signalrichtung anzeigt. Und HP informierte mich, dass das rot markierte Kabel mit dem Pfeil in Richtung der Lautsprecher angeschlossen werden sollte, während der Pfeil auf dem schwarz markierten Kabel in die entgegengesetzte Richtung zeigen muss. Diese Art des Anschlusses von Lautsprechern war für mich neu, und ohne seine Anweisungen hätte ich wahrscheinlich den Pfeil des schwarzen Kabels in dieselbe Richtung wie den des roten Kabels geführt. Meine Exemplare waren mit den berühmten Multi-Contact-Bananas von Stäubli terminiert worden.

Bei den Anschlüssen wären mir die geringere Masse und der (in meinen Augen) optimalere Kontakt von Hohlbananen lieber gewesen. Auch konnte ich das leichte Spiel der Stecker in den Buchsen spüren. Dennoch beschloss ich, dies zu vergessen, bis ich Gelegenheit hätte, die Kabel richtig anzuhören. Das von mir gewählte Musikmaterial war abwechslungsreich: Helge Liens Album "Hello Troll" auf Vinyl, der Sampler "Die Hörtest CD Vol: IX" der Zeitschrift Stereo, Nick Caves Live-Solokonzert "Idiot Prayer" und Laura Kipps 2023-Album "Sunset Balcony" auf Compact Disc.

Im direkten Vergleich zu den MIT "Terminator 5" Kabeln war der Klangunterschied enorm. Die Symphonic Line-Kabel klangen um einiges lauter. Während die MIT-Kabel Bassdruck und einen dunklen Hintergrund in der Musik bevorzugten, wirkten die Harmonie HD-Kabel sofort dynamisch und schnell über den gesamten Frequenzbereich. Ich bemerkte einen verblüffenden Zuwachs an Feindynamik und Detailreichtum, den die MITs zuvor verborgen hatten. Der Klang war gleichzeitig sehr energiegeladen, einnehmend und unterhaltsam. Die beklagte Mitteltonkompression der Terminator-Kabel war verschwunden, und die Stimmen klangen warm und sehr glaubwürdig. Der Bühneneindruck war natürlich, obwohl die Räume zwischen den Instrumenten etwas gedrängter wirkten, als es perfekt gewesen wäre. Die musikalische Detailfülle und Attacke waren geradezu überwältigend. Besonders die "Hörtest CD Vol: IX" produzierte eine Aneinanderreihung von musikalischen Höhepunkten, bis ich mich zu fragen begann, ob ich überhaupt in der Lage sein würde, Musik dieser Intensität über einen längeren Zeitraum zu hören. Permanente Crescendos und Detailreichtum mögen im ersten Moment beeindrucken, sind auf Dauer aber weniger realistisch.

"Ein Höhepunkt ist der besondere Moment, in dem sich die Musik über sich selbst erhebt", pflegt mein HiFi-Freund Luigi zu sagen. Und an dieser Stelle konnte ich nachvollziehen, was er damit meinte. Ich beschloss deshalb, die Restek V1-Vorstufe gegen die des Symphonic Line RG9 auszutauschen, der nach wie vor die Endstufe RG 11 MK5 S speiste. Als ich mich erneut zum Hören hinsetzte, stellte ich fest, dass die übereifrige Präsentation der Restek einer ruhigen Kultiviertheit gewichen war. Obwohl die Musik immer noch detailliert und dynamisch klang, waren die Stimmen noch farbiger. Zwischen den einzelnen Instrumenten hatten sich neue Räume gebildet, sowohl dimensional als auch - wie es Symphonic Line so gut beherrscht - tonal. Überhaupt sind tonale Trennung und Genauigkeit vielleicht die verblüffendsten und verlockendsten Aspekte des Musikhörens. Hervorragende Transienten und ein realistisch langes Ausklingen sorgten für ein höchst musikalisches Hörerlebnis.

Ich persönlich höre häufig Jazz-Combos, Singer-Songwriter und Folk-Musik. Das liegt möglicherweise auch daran, dass ich die erkennbare Instrumentierung, die natürliche Ordnung und die handwerkliche Einfachheit genieße. Umso mehr war ich überrascht, wie gut es dem Harmonie HD gelang, diese Dimensionen in Eduard Strauss' voll orchestriertem Titel "Bahn frei Polka" beizubehalten, und zwar ohne Abstriche in Sachen Detailreichtum und Geschwindigkeit. Scotty Wrights Interpretation von "Sound of Silence" wiederum enthält einen Hauch von Härte in der Gesangsaufnahme, der mit dem RG9 als Vorverstufe zwar weniger ausgeprägt, aber immer noch hörbar war. In "New June" war Tokunbos Stimme süß und verführerisch, während sie frei über einem nahtlosen Teppich aus eindrucksvollen Bässen schwebte. Nick Caves beeindruckende Solo-Performance von "Idiot Prayer" im Londoner Alexandra Palace aus dem Pandemie-Jahr 2020 zeigte einen spitzbübischen Charme in seiner Stimme, der mich überraschte. Ich kannte das Album sehr gut und hatte seine Stimme deutlich älter in Erinnerung.

Beim Zuhören verspürte ich den unmittelbaren Drang, meine Musiksammlung nochmals zu durchstöbern, um zu sehen, was ich vielleicht sonst noch in den Aufnahmen verpasst hatte. Symphonic Line-Kabel sind relativ unempfindlich gegenüber Verzerrungen, sollten sie sich selbst oder andere Kabel berühren oder kreuzen. Ich habe jedoch festgestellt, dass auch sie von einer einwandfreien Verlegung profitieren, wenn sie eine ungestörte Signalübertragung bieten sollen, was sich in klanglicher und räumlicher Korrektheit und einer intakten Mikrodynamik niederschlägt. Das Harmonie HD ist ein schnelles und aussagekräftiges Lautsprecherkabel, das in der Lage ist, ausgewogene Tonalität mit viel Dynamik und Detailreichtum zu verbinden. Seine Agilität und Klarheit machen es empfindlich gegenüber Fehlern im System, insbesondere Fehler in Richtung der Musikquelle. Je nach persönlichem Musikgeschmack und den Kenntnissen über die richtige Einrichtung einer HiFi-Anlage kann dieses Kabel entweder ein wahrer Segen oder auch ein Fluch sein. In jedem Fall wird es Ihrem System auf die Sprünge helfen.

Technische Daten

  • Typ: einadriges Lautsprecherkabel
  • Eigenschaften: vollständig abgeschirmt, gerichtet
  • Getestete Länge(n): (2x) 4,00 Meter
  • Terminierung: Stäubli Multi-Contact
  • Gewicht: 2.058 g (pro Stereopaar)
  • Land der Herstellung: Deutschland
  • Jahr(e): 1994 - aktuell
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