Digital Coax - HiViLux Referenz

21.11.2020

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Cables

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Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

Es war einer dieser Momente, in denen alles möglich zu sein schien und die Zeit auf irritierende Weise angehalten wurde, während wir versuchten festzustellen, ob unser letzter Schachzug entweder völlig lächerlich oder absolut brillant war. Kennen Sie solche Momente? Sie scheinen immer dann aufzutreten, wenn man unbekanntes Terrain betrat. Vor allem, wenn man sich dabei auch noch der landläufigen Meinung widersetzte. Aber, wer würde so etwas schon tun?

Nun, raten Sie nicht weiter, denn mit diesem Blog, der ja den schönen Titel "Erkundungen" trägt, wollte ich genau dieses Neuland betreten, und wenn ich dabei ein noch paar etablierte Mythen aus dem Weg räumen konnte: umso besser. Und wie wir noch sehen werden, war speziell dieses Thema besonders knifflig, da es zum HiViLux Reference Digital Coax Cable eine ganze Reihe von handfesten und sehr lautstarken Überzeugungen gab, gegen die es anzugehen galt. Zum einen gab es die "Kabel-sind-völlig-egal"-Typen, die sich aus Audio-Enthusiasten zusammensetzten, die zwar persönlich noch nie einen Test zwischen zwei Kabeln gemacht hatten, aber trotzdem nicht müde wurden zu prophezeien, dass sie keinen Unterschied hören würden, wenn sie es denn versuchten.

Zum anderen gab es die "Digital-ist-digital"-Typen, die größtenteils aus technisch versierten Leuten bestand, die aufgrund von logischen Erwägungen behaupteten, dass die Reduzierung auf Nullen und Einsen das Thema Signalverlust der Vergangenheit angehören ließ, oder dass es zumindest keinen Einfluss auf die Audioleistung haben konnte. Dann gab es noch die "Wenn-ich-es-nicht-kenne-kann-es-nicht-gut-sein" und die "Wenn-es-billig-ist-taugt-es-nichts”-Typen, die sich aus kaufkräftigen HighEnd-Käufern zusammensetzten und sich längst aus der Reichweite normaler Menschen herausgekauft hatten und seither alles fürchteten, was ihren monetären Vorsprung vor dem Rest der Gesellschaft verringern konnte, frei nach dem fragwürdigen Motto: “Ich habe mehr Geld ausgegeben, also klingt es besser.” Diese Behauptung stimmte jedoch oft nur bis zum Komma.

Vielleicht können Sie sich jetzt vorstellen, welche impliziten Kräfte gegen mich waren, als ich das Mittelklasse-Koaxialkabel eines neuen Herstellers auspackte, um damit ein anderes Digital-Kabel zu ersetzen, eines das ich bereits besaß (und das auch einwandfrei zu funktionieren schien), in der Hoffnung, eine Offenbarung zu erleben. Meine Überlegung war die folgende: Wenn dieses Kabel genauso gut funktionierte wie das, was ich bereits besaß, hätte ich zwei Kabel, um damit z.B. zwei Geräte an unseren DAC anzuschließen. Auf diese Weise wäre das Geld wäre nicht verschwendet. Doch wenn es besser wäre, auch nur ein kleines bisschen besser, dann hätte ich schon gewonnen, denn Qualität in der Musikwiedergabe geschah ja so oft in kleinen Schritten, die aber in Summe zu wahrer Magie wurden.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits viel über OCC-Kupfer gelesen, und irgendwie erfüllte diese Art von poren-freiem Kupferleiter einen Sinn. Wie ich nachlesen konnte, stand OCC für "Ohno Continuous Cast" und trug den Namen des Erfinders dieses Herstellungsverfahrens. Es handelte sich um ein Verfahren, bei dem Kupferdrähte nicht nur sauerstofffrei hergestellt wurden, wie es bei Oxygen Free Copper oder OFC üblich war, sondern auch frei von Korngrenzen, so als ob der gesamte Strang aus nur einem einzigen durchgehenden Kupferkristall bestünde, wodurch eine Reinheit von 99,9997 % erreicht wurde. Soweit jedenfalls die Theorie.

Mit dieser neuen Erkenntnis hatte ich im Internet immer wieder nach OCC-Kabeln gesucht, aber nur überteuerte oder verdächtig billige Angebote gefunden, als nichts, dem ich wirklich vertrauen konnte, qualitativ hochwertige Ergebnisse zu liefern. Bis ich schließlich auf HiViLux-Kabel mit ihrem in chinesischer Hand befindlichen Heimkinogeschäft in Deutschland gestoßen war. Neugierig auf das Angebot, hatte ich den Aufbau des Kabels überprüft. Das Referenz-Digital-Koaxialkabel war mir dabei als besonders gut verarbeitet und preislich realistisch aufgefallen, so dass ich einen Kauf wagte. Ich hatte den Eindruck, dass das Kabelsortiment des Geschäfts eher dazu diente, den Verkauf der übrigen Geräte zu fördern, eine Tatsache, die mich beruhigte.

Ein paar Tage später hielt meine robust aussehende Kabelbox mit dem HiViLux-Logo in der Hand und war mir noch nicht sicher, welchem der vier oben beschriebenen Skeptiker ich zuerst zum Opfer fallen würde. Das Kabel selbst hatte einen beeindruckenden Durchmesser von 1,4 cm, und die Qualität der Verarbeitung schien hervorragend zu sein. Aufgrund des Durchmessers, erwies es sich schwieriger als sonst, es hinter dem Rack zu verlegen, und die Drehverschlussstecker waren zudem etwas eng, als ich sie auf die Cinch/RCA-Buchsen schob. Ich musste dabei besonders gut aufpassen, dass ich nichts beschädigte. Das HiViLux Reference Kabel schloss ich zwischen unserem Denon DCD 1420 CD-Player und Cambridge Magic DAC 100 an. Auch schon das zu ersetzende Kabel war ein vierfach geschirmtes Koax, das für hochwertige SPDIF-Verbindungen ausgelegt war. Als Verwendungszweck war unter anderem "Musikwiedergabe" angegeben. Auch schon in dieser Kombination aus CD-Player und Kabel hatte unser externer Cambridge DAC den internen DAC des CD-Players an Musikalität überflügelt und dabei einen Zuwachs an Bühne und Dynamik geboten.

Das Anschließen des HiViLux Reference brachte einige überraschende Offenbarungen, die unser Verständnis des Setups veränderten. Zum einen gab es eine plötzliche und signifikante Steigerung der Musikalität, der Dynamik, des Raums zwischen den Instrumenten und der allgemeinen Fähigkeit des Systems zu atmen. Der Unterschied war so intensiv, und die Farben der Instrumente waren so real, dass es mir schwer fiel zu glauben, dass dies alles auf das Kabeldesign zurückzuführen sein könnte. Irgendetwas anderes musste sich zusammen mit dem Kabel geändert haben, und ich fand bald heraus, was das war: nämlich das Vorhandensein eines zweiten Kabels an den beiden koaxialen SPDIF-Eingängen des DAC. Da ich das ursprüngliche Kabel noch nicht abgezogen hatte und der Einfachheit halber einfach den zweiten Eingang benutzte, waren nun beide Eingänge verkabelt und somit abgeschottet. Und genau das schien der Cambridge DAC zu benötigen, um ohne Störung zu funktionieren. Damit der DAC gut funktionierte, hätten wir einen 75-Ohm-Stecker verwenden müssen, um den offenen Eingang zu verschießen. Das bedeutete, dass wir den DAC noch nie zuvor richtig arbeiten gehört hatten und uns nicht bewusst waren, wozu er wirklich fähig war. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, wie viele Besitzer dieses DACs sich in der gleichen Situation befanden.

Doch die anderen 50 % der hörbaren Verbesserungen waren eindeutig dem HiViLux-Koaxialkabel zuzuschreiben, das die Klangfarben, insbesondere die von Metallinstrumenten und Schlagzeug, korrigierte und so lebendige Darbietungen in den Raum stellte, wie wir sie nie zuvor gehört hatten. Auf dem Album "In2ition" von 2Cellos erschienen mir die Instrumente viel größer, als ich dies gewohnt war, und ich hörte Nuancen, die mir vorher einfach gefehlt hatten. Bekannte Lieder, die für mich schon lange ihren Glanz verloren hatten, waren wieder höchst unterhaltsam. Jamie Safts Album "Loneliness Road" wirkte lebendiger und bot nun eine tiefere und breitere Klangbühne. Das Schlagzeug hatte ein Timbre, das ich bisher nur bei Live-Auftritten gehört hatte. Auf Boris Blanks Album "Convergence" wurden einzelne Samples als solche hörbar, und man konnte bis in die Tiefen der Aufnahme hineinhören.

Es dauerte mehrere Stunden, bis das frisch aus der Schachtel geholte Kabel vollständig zum Leben erwachte. Zu Beginn wirkte es leicht analytisch mit einem übermäßig straffen Bass. Dies legte sich jedoch schnell und führte zu einem vollen und satten Klang, den ich in den nächsten Tagen immer wieder hören wollte. Was mich überraschte, war die Tatsache, dass der Zuwachs an Durchsetzungsvermögen und Musikalität noch ausgeprägter war, als wir es beim Wechsel von den Tannoy 6 zu den größeren Tannoy 8 Lautsprechern empfunden hatten. Es war einfach mehr von allem da, und zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, ein echtes High-End-System zu hören, bei dem jede Komponente, vom CD-Laufwerk bis hin zu den Lautsprechern, beweisen konnte, dass ein großartiges System so viel mehr war als die Summe seiner Teile. Zu seinem aktuellen Marktpreis bot dieses Kabel mehr als die übliche Leistung und würde ein guter Bezugspunkt bei der Entscheidung für andere Komponenten sein.

Hinweis: Nicht alle HiViLux 'Referenz'-Kabel waren auf dem gleichen Qualitätsniveau wie ihre Digitalkabel. Zufrieden mit meinem ersten Kauf, testete ich ein Paar Cinch/RCA-Verbindungen derselben Bauart, die nur eine unterdurchschnittliche Leistung erbrachten. Die goldenen Stecker zeigten Anzeichen von Anlaufen, vielleicht durch plötzliche Temperaturschwankungen während des Transports (ich verwendete Backpulver, um den Glanz wiederherzustellen), eines der Kabel war tatsächlich 1 cm kürzer als das andere, und die Ferritringe waren willkürlich angebracht worden. Letztere waren wahrscheinlich auch für den mäßigen Klang verantwortlich. Ich schickte die Cinch/RCA-Kabel zurück, nachdem ich sie zwei Tage lang in verschiedenen Positionen ausprobiert hatte. Leider schnitten sie in allen möglichen Positionen und Kombinationen schlechter ab als unsere vorhandenen Verbindungen.

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