Fase Performance 1.0

5.5.2022

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Integrated Amplifiers

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Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

Seit Beginn meiner Erkundungen in Sachen Hi-Fi hegte ich den stillen Verdacht, dass Vollverstärker nicht in der Lage sein, unsere Vorstellungskraft in dem Maße in den Bann zu ziehen, wie dies Vor- Endstufen-Kombinationen vermochten. Allerdings muss ich gestehen, dass dies besonders auf die Jahren zutraf, in denen ich noch keinen gut konstruierten Vollverstärker bei gehört hatte. Vielleicht rührte meine fehlgeleitete Meinung daher, dass ich Vollverstärker vor allem mit Massenprodukten aus Elektronikmärkten oder Online-Discounter kannte. Da es sich dabei meist um preisorientierte Geräte handelte, die den aktuellen Markttrends folgten, waren audiophile Genüsse darunter eher selten zu finden.

Glücklicherweise hatte der schnittige italienische Verstärker, um den es in diesem Test geht, eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Der Performance 1.0 war kein Massenprodukt, sondern wurde gegen Ende der 1990er Jahre von Fase Evoluzione Audio in Italien entwickelt und hergestellt. Er basierte zu einem Großteil auf der Handwerkskunst und technischen Philosophie von Fabio Serblin. Fabio selbst war der Neffe des legendären Sonos Faber-Gründers Franco Serblin und hatte zuvor den recht erfolgreichen QUID-Verstärker für die Marke Sonos entwickelt. Auch die Produkte von Fase Audio waren für den audiophilen Markt konzipiert, wurden in kleinen Stückzahlen gefertigt und waren von überdurchschnittlicher Qualität.

Der Performance 1.0 basierte auf einem schlichten Platinen-Design, das der audiophilen "Weniger-ist-mehr"-Philosophie entsprach. Die 60 Watt pro Kanal wurden von einem anständig dimensionierten, rauscharmen Ringkerntransformator und vier hochwertigen Philips-Kondensatoren bereitgestellt. Die beiden Leistungstransistoren pro Kanal waren vom Typ Motorola MJ15022" aus mexikanischer Produktion. Auf der Vorderseite des Geräts befanden sich Eingangs- und Aufnahmewahlschalter sowie ein hochwertiges, in Japan hergestelltes Alps-Potentiometer der "Blue Series" zur Lautstärkeregelung. Der Performance 1.0 bot eine exzellente RIAA-Korrektur für Phono und war zusätzlich zu MM in der Lage, MC-Tonabnehmer mit höherer Leistung zu verarbeiten. Auf der Rückseite befanden sich solide Lautsprecherklemmen für Spaten oder Bananas, eine praktische Kaltgerätebuchse und ein Ground-Lift-Schalter, der im Falle von Brummen oder ähnlichen Erdungsproblemen in Verbindung mit anderen Geräten schon nützlich sein konnte.

Die Seiten des Geräts waren geschmackvoll von Massivholz-Paneelen flankiert, eine Maßnahme, die die Auswirkungen von Transformator-Brummen auf die Elektronik und das Gehäuse dämpfen sollte. Das gesamte Design war von italienischem Understatement und grober Einfachheit geprägt. So waren beispielsweise die Schrauben, mit denen die Ober- und Unterseite des Gehäuses befestigt waren, von allen Seiten sichtbar. Sogar die Holzplatten selbst hatten sichtbare Schraubenköpfe, die geradewegs durchschauten. Vielleicht wollte man damit die Bauhaus-Philosophie "Design folgt der Funktion" unterstreichen, oder man zielte darauf, die Produktionskosten bei der Montage in Italien niedrig zu halten. Selbst wenn er nicht in Betrieb war, konnte ich nicht umhin, von Zeit zu Zeit einen Blick auf die Position zu werfen, an der die Performance 1.0 stand, und mich zu fragen, was Fabio Serblin wohl im Sinn hatte, als er dieses Gerät entwarf. Und so war es dann doch geschehen: Ich war endlich auf einen Vollverstärker gestoßen, der meine Fantasie beflügelte.

Normalerweise begann ich meine Hörproben mit CD als Quelle und wandte mich erst im Anschluss der Phono-Wiedergabe zu, nachdem ich ein Gefühl für die Dynamik und die Dimensionen entwickelt hatte. Doch dieses Mal schloss ich zunächst unseren bewährten Dual CS 505-3 Plattenspieler an den Performance 1.0 an. Der Dual mit seinem original Ulm Tonabnehmer war gerade überarbeitet und mit Cinch/RCA-Anschlüssen, verbesserten Isolierfüßen und einem neuen Antriebsriemen ausgestattet worden. Ich liebte diesen einfachen Dual-Player für die schnörkellose Art, mit der er Musik präsentierte, und erwartete zugegebenermaßen nicht gerade viel vom Performance 1.0. Umso mehr war ich überrascht, wie gut der kleine Verstärker die dem Dual innewohnenden Stärken hervorhob, indem er seinen sauberen und ehrlichen Klang unterstrich. Wenn überhaupt, dann wirkte der Dual ein wenig weicher als zuvor, und schien dennoch mehr Punch zu haben. Trotz seiner bescheidenen Abmessungen klang der Italian keineswegs winzig oder zerbrechlich. Er präsentierte seine Musik mit großem tonalem Reichtum. Sein Bass war voll, vielleicht ein bisschen mehr dröhnend als tiefgründig, aber dennoch auf Anhieb sympathisch.

Katie Meluas "Album No. 9" wurde mit einer etwas voluminöseren Stimme präsentiert, als ich es sonst gewohnt war. Dies trug dazu bei, dass die manchmal übermäßig freizügige und manchmal sogar raue und zischende Aufnahme mehr Spaß machte. Auf der anderen Seite klangen die Stimmen weniger lebendig, realistisch und luftig. Die Bässe hatten eine leichte Dicke und wirkten eher beruhigend auf Ohren und Körper als analytisch auf den Verstand. Dieser Effekt wurde möglicherweise durch die Wahl unserer kapazitätsarmen Silber-Vollkern-Verbindungsleitungen und Belden 9497-Lautsprecherkabel oder durch die Widerstandskombinationen der Geräte akzentuiert und akkumuliert. An und für sich waren unsere Tannoy XT8f-Lautsprecher und der Dual CS 505-3-Plattenspieler nicht dafür bekannt, dass es ihnen an Top-End oder Transienten mangelte.

Der Eindruck eines leicht gedrängten oberen Frequenzbereichs, vielleicht mit dem Zweck auf diese Weise einen volleren Klang zu erreichen, blieb unverändert, als ich von Vinyl auf CD umstieg. Eine Sache fiel mir dabei besonders auf: An unserem aktuellen Testsystem betrieben wir einen Cambridge DacMagic 100 in Verbindung mit einem Marantz CD-17. Alle Chinchverbindungen waren mit massive Silberkabel ausgeführt. Der DacMagic hatte eine Ausgangsimpedanz von 50 Ohm, und das entsprach schlichtweg nicht den Erwartungen des Fase Audio. Ohne den DAC konnte ich den Ausgangswiderstand auf die 250 Ohm des CD-Spielers erhöhen. Die Verbesserung war sofort spürbar, allerdings machte ich den Fehler, von unseren silbernen Solid-Core-Verbindungen zu einem älteren Paar Fast Audio-Verbindungen zu wechseln. Um einen direkten Vergleich zu haben, hätte ich nur eine Sache auf einmal ändern sollen. Als ich schließlich wieder zu unseren Silberkabeln zurückkehrte, stellte ich fest, dass dies ein noch natürlicheres Top-End mit deutlich verbesserten Transienten zur Folge hatte. Das Ergebnis war höchst erfreulich, auch wenn ich nun bemerkte, dass die Bühne immer noch etwas flacher und zurückversetzter wirkte, als ich dies gewohnt war. Es liegt in der Natur unseres Hobbys, dass, wenn man ein Phänomen verstanden und beseitigt hatte, das nächste darunter auftauchte und einem damit ein weiteres Rätsel aufgab, das gelöst werden musste.

Weitere Erkundungen mussten jedoch auf einen späteren Zeitpunkt warten. Denn dieser Italiener sollte seine Melodien zunächst in Landons Haus spielen. Landon ist für das Korrekturlesen der englischen Texte für eiaudio verantwortlich und wartete schon seit längerem auf einen passenden Verstärker für sein System. Mit etwas mehr Erfahrung und cleveren Anpassungen konnte ich mir vorstellen, dass der Performance 1.0 zum zuverlässigen Herzstück einer leidenschaftlichen HiFi-Anlage wird. Mit seinen vier Line-Eingängen und einem sehr fähigen Phono-Eingang sowie zahlreichen Aufnahme-Funktionen bot der elegante Italiener das Aussehen, die Leistung und den Klangreichtum, den man von einer Familientradition erwartet, die in der italienischen Hi-Fi-Szene längst zur audiophilen Königsdisziplin gehörte. Und obwohl Fase Evoluzione Audio vor einigen Jahren seine Pforten schloss, stellt Fabio weiterhin Hi-Fi-Geräte unter der Marke Serblin & Son her. Sein Onkel Franco von Sonos Faber starb 2013 und hinterließ ein florierendes Unternehmen für die Herstellung von Lautsprechern. Sein Leben und seine Errungenschaften werden von Serblin & Son mit der aktuellen Hi-Fi-Produktpalette gewürdigt, die einfach "Frankie" genannt wird.

Anmerkung: Bevor ich den Performance 1.0 an Landon übergab, hatte ich die Gelegenheit, ihn an unseren neu erworbenen Epicure EPI 500-Lautsprechern zu testen. Im Zusammenspiel mit den 4-Ohm-EPIs schien sich der Fase Audio auf Anhieb wohler zu fühlen und war in der Lage, sie mit überlegener tonaler Ausgewogenheit anzutreiben. Der ehemals druckvolle Bass fügte sich dabei nahtlos in die Musik ein. Nach dieser Erfahrung würde ich persönlich einem 4-Ohm-Lautsprecher den Vorzug geben, um das volle Potenzial des Performance 1.0 auszuschöpfen.

Technische Daten

  • Typ: integrierter MOSFET-Verstärker
  • Signal-Rauschabstand (Line): 98 dB
  • Rauschabstand (MM): 70 dB
  • Rauschabstand (MC): 65 dB
  • Anzahl der Eingänge: 4x Line; 1x Phono
  • Lautstärkeregler: Alps 'Blue Series'
  • Ausgänge: 1 Paar Lautsprecheranschlüsse (Bananas oder Spaten)
  • Ausgangsleistung (8 Ohm): 60 WPC
  • Ausgangsleistung (4 Ohm): 100 WPC
  • Merkmale: Ground-Lift-Schalter
  • Abmessungen: (B) 425 mm x (H) 7,5 mm x (T) 32 mm
  • Land der Herstellung: Italien
  • Gewicht: 7,5 kg
  • Jahr(e): 1995-1997
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