Nikko FAM 600

5.6.2020

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Tuners

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Nikko Audio war eine Abteilung des japanischen Elektronikunternehmens Nikko Electric Industry Co, das 1933 in Kanagawa gegründet wurde. Die Audiokomponenten des Unternehmens erlangten schnell einen guten Ruf, doch die Marke erreichte nur eine begrenzte Verbreitung, und während eines allgemeinen Marktrückgangs in den 90er Jahren musste die Nikko-Audio Abteilung wieder geschlossen werden.

Die Geschichte des Unternehmens Nikko Audio liest sich wie eine Achterbahnfahrt zwischen einem echten Interesse an qualitativ hochwertigen Produkten und einem unerklärlichen Misserfolg beim Versuch, diese weltweit zu verkaufen. Das ursprüngliche "Nikko Electric Works" wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Entwickler, Hersteller und Installateur von Kommunikationstechnik und elektrischen Geräten in Japan neu gegründet. In jenen frühen Jahren stellte Nikko hauptsächlich Sicherungen für die japanische Staatsbahn her - bis die Tochter des Chefs einen jungen audiophilen Burschen heiratete, der angeblich "goldene Ohren" hatte und seinen Schwiegervater überredete, eine Reihe von HiFi-Produkten auf den Markt zu bringen, was in den späten 1960er Jahren begann. Der Schwiegersohn verstand zwar etwas von gutem Klang, interessierte sich aber nur am Rande für die Vermarktung seiner Produkte, so dass er zunächst Geräte entwickelte, die zwar sehr gut, aber auch sehr teuer und damit schwer zu verkaufen waren.

Da die Audio-Division in den 1970er Jahren kaum noch Erträge erwirtschaftete, war Nikko gezwungen, seine Strategie zu überdenken und sich in verschiedene ausländische Tochtergesellschaften auszugliedern. Die Produktpalette wurde gestrafft, und die meisten der frühen High-End-Geräte wurden zugunsten von preiswerteren und daher besser vermarktbaren Geräten entfernt. Obwohl die Produktqualität mit der Konkurrenz mühelos mithalten konnte, blieben die Umsätze aus, was vor allem an ihrem zu konservativen Erscheinungsbild lag. Im Gegensatz zu Sony oder anderen großen Namen mit ihren gebürsteten Aluminiumfronten konnten (oder wollten) die Nikko-Designer diesem Trend nicht folgen und hatten es daher schwer, sich auf dem Markt zu behaupten.

Eine spätere Umstrukturierung der Produktpalette sah die Einführung von Kompaktgeräten im unteren und mittleren Preissegment vor. Unter anderem mit diesen Produkten trat Nikko auch in den deutschen Markt ein; sie wurden über verschiedene Importeure eingeführt und dann vorzugsweise über Kaufhausketten oder den Versandhandel (also das Low-Cost-Segment) verkauft. Schon bald waren der Name und die noch relativ unbekannten, aber zu großer Form auflaufenden Produkte wieder verschwunden, und das Unternehmen stellte nach dem allgemeinen Markteinbruch nach der Asiengrippe Ende der 90er Jahre seine Tätigkeit endgültig ein.

Der hier gezeigte Tuner FAM 600 ist von elegantem Design, nicht nur äußerlich, sondern auch in Bezug auf die Einfachheit des Innenlebens. Er war bereits mit Ausgängen für die quadrophonische Nutzung ausgestattet (die große Idee zu dieser Zeit) und fühlt sich durch die Wahl der Materialien gut an. Die High-End-Herkunft des Unternehmens ist bei diesem Gerät immer noch zu spüren. Obwohl es bessere Tuner in den höheren Preisklassen z.B. von Sansui gibt, bietet dieses Gerät eine großartige Möglichkeit, analoges Radio von seiner besten Seite zu erleben. Wie analoge Hörer bestätigen werden, gibt es Radiowetter - und dann gibt es diese anderen Zeiten, in denen etwas im Universum einfach nicht stimmt. In guten Hörnächten hat das analoge Erlebnis, wenn alles richtig gemacht wird, die ganze Magie, die wir brauchen, um uns immer wieder zu verlieren.

Technische Daten

  • Hersteller: Nikko Electric Manufacturing Co. Ltd. in Tokio
  • Produkteinführung: 1975
  • Kategorie: Stereo-Rundfunkempfänger, Tuner nach WW2
  • Hauptprinzip: Superheterodyn
  • Gehäuse: Kupfergehäuse, gebürstete Aluminiumfront, Holzgehäuse
  • Abmessungen: 380 x 130 x 300 mm
  • Gewicht: 5kg

Bildbeschreibung:

Von der oberen Mitte aus im Uhrzeigersinn gehend erkennt man die Rückseite des Bedienfeldes, den Transformator und darunter die Platine des optimierten Netzteils. Die 5-polige DIN-Buchse befindet sich in der unteren rechten Ecke, ungünstigerweise direkt über dem Netzkabel. Die Antenneneingänge befinden sich in der unteren linken Ecke und darüber liegt die Hauptplatine des Tuners. Der große Drehkondensator des Tuners befindet sich oben links auf der Platine. Ein Kupfer-Sandwichboden schützt die Unterseite der Platine vor elektrischen Einstreuungen, wobei die gesamte interne Verdrahtung unsichtbar bleibt.

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