Audio Research SP-6

5.12.2020

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Pre-Amplifiers

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Hochauflösender Stereo-Vorverstärker

Als in den späten 1960er Jahren der Vakuumröhre in Heim-Audiogeräten zugunsten billigerer Produktion und vielseitigerer Geräte der Rücken gekehrt wurde, glaubten einige Musikliebhaber, dass sich die Industrie in die falsche Richtung bewegte. Zwar waren Transistoren den Röhren in Bezug auf Größe und Wärmeableitung überlegen, doch ihre musikalische Leistung war noch nicht gerade als großartig zu beschreiben.

Zu den Transistorskeptikern gehörte ein Mann namens William (Bill) Zane Johnson. Bill betrieb seit dem Jahr 1951 ein eigenes Fachgeschäft für Audiotechnik im Süden von Minneapolis, in dem er anspruchsvolle Verstärker für diejenigen entwarf, denen Genauigkeit und Musikalität bei der Klangwiedergabe auch weiterhin sehr wichtig waren.

Nach einem gescheiterten Versuch, sein bestehendes Geschäftsmodell weiterzuentwickeln, beschloss er im Jahr 1970, ein neues Unternehmen zu gründen, das sowohl seinen Entwürfen und Patenten als auch ihm selbst eher gerecht werden würde. Er nannte es "Audio Research", und von Anfang an war klar, dass dieses Unternehmen seinen Schwerpunkt auf Vakuumröhren für die Musikwiedergabe legen würde.

Obwohl Bill an seiner Überzeugung festhielt, dass Vakuumröhren ein realistischeres und daher überzeugenderes Klangbild vermitteln konnten, musste noch einiges getan werden, damit Röhren in Bezug auf Schnelligkeit und Basskontrolle mit Transistoren mithalten konnten. Die Herausforderung bestand darin, die für Röhren typische Genauigkeit in der Klangwiedergabe mit der für Transistoren typischen Fähigkeit, Details in der Musik darzustellen, zu verbinden.

Die erfolgreiche Verbindung dieser Eigenschaften nannte Bill Johnson "High Definition"-Audio, heute ein bekanntes Markenzeichen und Leitbild, das seither auf den Produkten von Audio Research zu finden ist. Während seine Röhrenkonstruktionen zeitweise als bewusste Störung des Fortschritts der Branche empfunden wurden, erwies sich Audio Research während des in den 1980er Jahren folgenden Röhren-Revivals als der Konkurrenz weit voraus.

Zum Erfolg der Audio Research Corporation trug auch die Tatsache bei, dass sie von einigen der einflussreichsten Audiomagazinen der damaligen Zeit, wie "The Absolute Sound" und "Stereophile", zum offiziellen Maßstab für Klang erklärt wurde. Audio Research ist heute der älteste existierende Hersteller von High-End-Audioprodukten und gilt als Begründer des Begriffs High-End-Audio überhaupt. Ihr SP-3 High Definition Vorverstärker galt über viele Jahre hinweg als der beste Vorverstärker auf dem Markt.

Das hier besprochene Gerät, der Audio Research SP-6 High Definition Vorverstärker, wurde von 1978 bis 1982 in nur geringfügig abweichenden Versionen (Modelle A-E) gebaut, mit Ausnahme der SP-6F Version, die als SP-8 MK II mit einer anderen Frontplatte bezeichnet wurde. Das hier gezeigte Gerät ist der SP-6B von 1980, bestückt mit russischen 12AX7 Tung-Sol-Röhren. Für einen Vorverstärker ist das Gehäuse mit 13,4 cm schon recht hoch und mit 10 kg auch überraschend schwer. Obwohl die allgemeine Leistungsaufnahme bei relativ niedrigen 50 Watt liegt, werden die Röhren im Inneren recht heiß, so dass über dem Gerät ein mindestens 5 cm breiter Lüftungsraum freigehalten werden sollte.

Die Drehknöpfe liegen gut in der Hand und verfügen über einen gestuften Lautstärkeregler. Die Schalterreihe könnte vielleicht noch ein wenig raffinierter sein. Vor allem der Muting-Schalter kann beim Ein- und Ausschalten gelegentlich ein unschönes Ploppen verursachen. Alle guten Vorverstärker spielen laut, und so tut das auch der SP-6. Dieser Umstand kann es ein wenig schwierig machen, subtile Lautstärkedifferenzen für das nächtliche Hören einzustellen, besonders wenn man von einem lauten CD-Player, DAC oder Streamer als Quelle abspielt und wenn man Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad betreibt. Aus diesem Grund haben wir unsere Musik mit dem SP-6 oft etwas lauter abgespielt, als wir es sonst getan hätten.

Es dauert etwa vier Minuten, um den SP-6 nach dem Einschalten auf Betriebstemperatur zu bringen. Das Gerät ist vollständig aufgewärmt, wenn die Betriebs-LED aufhört zu blinken. Die volle klangliche Leistungsfähigkeit wird jedoch erst nach etwa dreißig Minuten erreicht. Zu diesem Zeitpunkt beginnt der Vorverstärker am musikalischsten zu klingen. Und es ist keine Überraschung, dass das, was wir hören dürfen, wenn der SP-6 vollständig aufgewärmt ist, in der Tat sehr erfreulich ist. Im Vergleich zu unserem DB Systems DB1 klingt der Audio Research-Vorverstärker wunderbar üppig, aber nicht auf Kosten der Abblidungsschärfe. Stimmen nehmen einfach mehr Platz in der virtuellen Mitte ein. Sängerinnen und Sängern wird akkurat eine eigene, realistische Dimension zugestanden. Wo der DB 1 Stimmen bisweilen zerbrechlich klingen lässt, lässt der SP-6 sie üppig und solide klingen. Akkurate Klangfarben und realistische musikalische Details sind jederzeit präsent.

Ähnlich wie unser DB1 baut der SP-6 eine realistische und dreidimensionale Klangbühne auf. Beide Vorverstärker spielen akkurat und verleihen dem System eine warme und angenehme Signatur; der SP-6 bietet jedoch mehr Bassdruck und dynamischen Antrieb als der DB1. An unserem Hauptsystem, bestehend aus einem B&K ST140-Verstärker und Martin Logan SL3-Lautsprechern, bietet der SP-6 die ausgewogenste, musikalischste und unterhaltsamste Leistung aller Vorverstärker, die wir hier bisher kennenlernen durften.

Anmerkung: Am Ende war ich erleichtert, dass ich nach dieser Erkundungstour immer noch zufrieden zu unserem DB Systems-Vorverstärker zurückkehren konnte. Obwohl die beiden Vorverstärker unterschiedliche Aspekte der Musik betonen, liefern sie beide eine liebenswerte und überzeugende Leistung auf sehr hohem Niveau.

Technische Daten

  • Frequenzgang: 10 Hz bis 30.000 kHz
  • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.01%
  • Verstärkung: 50 dB 60 dB (MM), 26 dB (Leitung)
  • Signal-Rausch-Verhältnis: 66 dB (MM), 90 dB (Leitung)
  • Ausgang: 5 V (Pre out), 60 V (Pre out Max)
  • Röhrenbestückung: 6 x ECC83 (6 x 12AX7 Tung-Sol)
  • Abmessungen: 480 mm x 134 mm x 260 mm
  • Gewicht: 10 kg
  • Baujahr: 1980
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