Pioneer PD-S604

13.4.2024

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): CD-Players

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Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

Ich stieß auf unser Exemplar des preisgünstigen Pioneer CD-Players PD-S604 aus dem Jahr 1995, als ich nach einem erschwinglichen Ersatz für unseren bewährten Sony CDP-502ES Player suchte, bei dem die originale Lasereinheit zu versagen begann. Ersatzlaser für den 40 Jahre alten Sony wurden schon seit einiger Zeit nicht mehr hergestellt, und die mir bekannten Bezugsquellen hatten entweder ihre letzten Bestände bereits verkauft oder waren inzwischen unrentabel teuer geworden. Der Pioneer war technisch natürlich keineswegs auf demselben Stand wie der Sony, doch er hatte einen Zehnjahresvorsprung, was das allgemeine Verständnis von Lasertechnologie anging, und er wurde, wie der Sony, zu einer Zeit gebaut, zu der ordentlicher HiFi-Klang dem Kunden noch wichtig war. Der PD-S604 rangierte dabei zwischen dem niedrigeren PD-S504 und dem höherwertigen PD-S904 in Pioneers preissensiblen Consumersegment. Der PD-S604 war zwar nicht mit dem vollausgestatteten PD-S06 vergleichbar, der 1997 auf den Markt kam und etwa 10 kg wog, doch mit etwas mehr als drei Kilogramm bot er bereits einen Großteil derselben Technologie.

Was mich an den Pioneer-Playern dieser Zeit reizte, war das patentierte Tellerlaufwerk, welches die CD in umgekehrter Position auf einem rotierenden Plattenteller festhält. In dieser Konstellation liest der Laser die CD von oben ab und findet dabei fortlaufend eine nahezu perfekte Fokusebene. Bei den meisten konkurrierenden Laufwerken flattert und eiert die CD systembedingt ein wenig, so dass ständige Fokus- und Fehlerkorrekturen durch den Lesemechanismus selbst und durch die Software erforderlich sind. Ein weiterer Vorteil der Positionierung des Lasers über der CD ist der viel bessere Staubschutz der optischen Linse. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Staubpartikel unter einem hängenden Laser ‘absetzen’, war jedenfalls geringer als bei einem Laser, der sich unter der Scheibe befindet. Nach dem alten HiFi-Prinzip: "Garbage in, garbage out." hängt die Qualität der Ausgabe stark von der Integrität der ersten Signale in der Kette ab. Nachdem ich meine Ohren jahrelang auf die Wahrnehmung von akustischen Veränderungen trainiert hatte, wurden mir die hörbaren Auswirkungen auf die Musik, kurz bevor ein Laser anfängt zu skippen, immer bewusster. Ein Dünnerwerden der Bässe und eine erhöhte Schärfe der Höhen gehören zu den offensichtlichsten Nebeneffekten.

Es ist ein schmaler Grat zwischen bewusst wahrnehmbaren Störungen und der Art von unbewussten Störeinflüssen, die uns dazu bringen, ein Produkt als weniger angenehm zu empfinden, ohne dass uns die Gründe dafür klar werden. Der PD-S604 verspricht, solche Störungen auf mindestens zwei Ebenen zu eliminieren: Durch den oben beschriebenen Tellermechanismus und durch eine Upsampling-Funktion namens Legato Link. Der Red-Book-Standard der CD unterstützt 2-Kanal-Stereo mit 16 Bit und 44,1 kHz und ermöglicht Frequenzen bis zu 20.000 Hz. Während dies auch als das obere Ende des menschlichen Gehörs angesehen wird, endet das Klangspektrum natürlicher Musik nicht dort. Bei Vinyl-LPs können Plattenspieler durch die begrenzenden physikalischen Eigenschaften der Nadel höhere Frequenzen auf natürliche Weise auslaufen lassen. Bei CD-Playern hingegen wird das obere Spektrum mit Hilfe von Filtern abgeschnitten. Diese Art des Umgangs mit hohen Frequenzanteilen verleiht CDs einen schärferen und klanglich weniger angenehmen oberen Frequenzbereich. Dieser Umstand wird oft als einer der Gründe genannt, weshalb manch audiophile Hörer ihre Plattenspieler der CD vorziehen.

Legato Link versprach einen feinfühligeren Umgang mit hohen Frequenzen, indem die fehlende ursprüngliche Wellenform mittels Spline-Interpolation neu berechnet wurde. Legato Link von Pioneer war einer der ersten digitalen Filter, der die Spline-Interpolation verwendete, um vermehrt Transienten-Informationen durchzulassen, was jedoch nicht ohne Nebeneffekte war und nicht selten auch unangenehme Modulationen bei höheren Frequenzen hinterlassen konnte. Bisweilen wurde berichtet, dass Legato Link bei gut aufgenommenen CDs seine Magie entfaltete; bei einigen Aufnahmen jedoch schien der Algorithmus ratlos zu sein und fügte Informationen hinzu, die eher einer Verzerrung als Musikmaterial ähnelten. Ich musste selbst herausfinden, wie sich diese Behauptungen in der Praxis bewahrheiten würden und kam zu dem Schluss, dass der PD-S604 das beste Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Produktreihe bot. Sowohl der PD-S904 als auch der PD-S06 verfügten über einen digitalen Cinch/RCA-Ausgang, den der PD-S604 nicht bieten konnte. Da ich den Player jedoch für sich selbst und ohne externen DAC hören wollte, konnte ich mit den vorhandenen Funktionen gut leben.

Der ursprüngliche Besitzer des PD-S604 berichtete, dass er mit den Funktionen und dem Klang des Geräts ebenfalls stets mehr als zufrieden gewesen sei. Er sagte, dass dieses Gerät besser klang als alle anderen Player, die er seither besessen hatte, und dass der Grund für den Verkauf eher mit dem neuen, eleganten Audio-Rack der Familie zu tun hatte, das nur noch Platz für ein einziges kombiniertes CD/DVD-Gerät bot. Als ich eintraf, fand ich den Pioneer auf dem Esszimmertisch stehend mit einem älteren Kopfhörer zur Demonstration vor. Der daraus resultierende Klang war bestenfalls mittelmäßig, und so konnte ich lediglich testen, ob der Player grundsätzlich funktionsfähig war und beschloss, ihn zu Hause einer gründlicheren Prüfung zu unterziehen. Als ich das Haus des Verkäufers verließ, versprach ich ihm, dass ich seinen Player berühmt machen würde, indem ich ihn im eiaudio-Blog vorstelle, und ich lud ihn zu einem Besuch ein, falls er jemals in Marne sein sollte. Als ich an diesem Abend zuhause ankam, hörte ich mir unseren Sony CDP-502ES ein letztes Mal an und stellte dann den Pioneer an dessen Stelle auf. Ich würde mein Glück versuchen, den Sony noch einmal reparieren zu lassen, doch ich wusste auch, dass dies leicht einige Monate dauern könnte.

Mit dem funktionalen, jedoch nicht gerade audiophilen Stromkabel am Netz ging der PD-S604 sofort in den Standby-Modus. Das war für mich eine willkommene Funktion, denn so konnte ich ihn per Fernbedienung aus dem Dornröschenschlaf erwecken. In der Tat waren CD-Spieler die einzigen Audiogeräte in meinen Anlagen, die den Luxus einer Fernsteuerung boten. OK, um echten Luxus zu bieten, hätte das Layout der Fernbedienung (CU-PD045) besser gestaltet sein können. Der Einschaltknopf, die Zifferntasten für die Titelauswahl und die Tasten für Play, Pause und Stop waren alle von gleicher Größe und in ein einheitliches Tastenraster integriert. Das machte die Bedienung in der Dunkelheit zu einem echten Albtraum. Und auch die Bedienelemente auf der Vorderseite des Players waren nicht ohne Tücken. Während die Zifferntasten den Start der Wiedergabe eines bestimmten Titels durchaus erleichterten, war die Anordnung der Bedienelemente auch hier ziemlich kontra-intuitiv. So befand sich die Stopptaste beispielsweise in einer anderen Reihe als die Tasten für Wiedergabe und Pause, die wiederum direkt neben der Taste zum Öffnen/Schließen der Schublade angeordnet waren. Ich fragte mich, wie oft dieser Player schon versehentlich geöffnet wurde, anstatt die Wiedergabe der CD zu stoppen.

Bei einigen CD-Spielern, die eine gemeinsame Stromversorgung für den digitalen und den analogen Teil verwenden (z. B. Denon DCD-1420), führt das Ausschalten des Displays zu einem saubereren Klang, da ein Teil des digitalen Nebels entfernt wird. Wenn man das LCD-Display des PD-S604 ausschaltet, wird jedoch eine rote LCD-Anzeige eingeblendet, die besagt, dass das CD-Display derzeit ausgeschaltet ist. Es überrascht daher vielleicht nicht, dass ich keinen akustischen Vorteil beim Ausschalten des Displays feststellen konnte. Eine weitere Besonderheit ist sicherlich, dass der motorgetriebene Kopfhörer-Lautstärkeregler auch die variable Line-Ausgangslautstärke beeinflusst. Beim audiophilen Hören versuchen wir in der Regel, die Anzahl der Regler im Signalweg zu reduzieren und bevorzugen deshalb meist den festen Line-Ausgang. Benutzer, die die variable Option bevorzugen, könnten es jedoch als lästig empfinden, die beiden Funktionen miteinander verbunden vorzufinden. Der Kopfhörerverstärker selbst ist etwas schwach und wird eher mit niederohmigen Kopfhörern für Laptops oder andere tragbare Geräte anständig klingen. Audiophile 300 Ohm Kopfhörer würden diesen Verstärker sicher schnell an seine Grenzen bringen.

Ich schloss den Pioneer an unsere kürzlich aufgerüstete Rotel-Vorstufe mit Becker ST-200 MOSFET-Verstärker an, wobei ich HBS2-Solid-Core Silberkabel verwendete. Die Rotel-Becker-Kombination ist im Allgemeinen mehr musikalisch als analytisch, sie klingt eher angenehm mit prächtigen Klangfarben anstatt fade und fahl. In Kombination mit unseren Epicure EPI 500-Lautsprechern ist die Kombination ideal für entspannte nächtliche Runden und ein großartiger Begleiter für stundenlanges, müheloses Hören. Ich fand, dass sich der PD-S604 hier gut einfügt. Der Becker-Verstärker sorgt bei den meisten Musikstücken für räumliche Ordnung, und der Pioneer unterstützt diesen Eindruck noch, indem er dem Klangbild mehr räumlich Tiefe verleiht. Bei vielen Gelegenheiten hatte ich das Gefühl, dass die Musik in einem perfekten runden Kreis von meinen Ohren bis zu den Lautsprechern und darüber hinaus positioniert war. Ich schätzte die Tatsache, dass die Musik mit dem PD-S604 nichts von der Intimität einbüßte, die ich von dieser Verstärker-Lautsprecher-Kombination gewohnt war. 

Das präzise Ablesen der CD und die Nachbearbeitung der Höhen mit Legato Link erwies sich bei den meisten Aufnahmen von natürlichen Instrumenten, wie sie in Jazz, Blues, Singer-Songwriter, klassischer Musik und anderem handgemachten Material vorkommen, als vorteilhaft. Bei einigen Aufnahmen schien es jedoch, dass der Hochtonalgorithmus Schwierigkeiten hatte, Musikinhalte von Verzerrungen zu unterscheiden und dieses Rauschen in einer Weise verstärkte, wie ich es bei anderen Playern zuvor nicht gehört hatte. Diese Artefakte konnten von reinen Rosa-Rauschen-Verzerrungen bis hin zu echten sporadischen Hintergrundgeräuschen reichen, die bei anderen Playern verborgen blieben. In einem Fall wechselte das Musikmaterial wiederholt von dumpf zu transparent, als ob sich der Player nicht entscheiden konnte, wie er den Hochfrequenzbereich am besten handhaben sollte. Andererseits muss ich gestehen, dass ich noch keinen CD-Player gehört habe, auf dem alle Aufnahmen gleich gut klingen. Deshalb soll es genügen festzuhalten, dass bei manchen Aufnahmen die Höhen noch genauer abgebildet und besser integriert sein könnten.

Es gibt noch eine kleine Verbesserung, die ich mir nicht verkneifen konnte: Als ich die Fotos für die Website machte, fiel mir auf, wie leicht sich der kleine Pioneer anfühlte. Bei herausgefahrenem Plattenteller könnte man leicht zu der Annahme kommen, dass er alsbald umzufallen drohte. Aus diesem Grund versah ich das Innere des Gehäuses mit einer Antidröhnbeschichtung aus dem KFZ Bereich (siehe letztes Foto). Dadurch wurde das Gerät um etwa 500 Gramm schwerer und die Übertragung von Vibrationen des Laufwerks auf das Chassis und umgekehrt wurden reduziert, was wiederum zu einer noch deutlicher geordneten Klangbühne führte. Ich habe einmal gesehen, wie diese Methode ab Werk beim Denon DCD 1500 II angewandt wurde und fand die Idee als schnelle Lösung für mechanische Probleme ziemlich gut. CD-Spieler profitieren sehr von einem festen Stand und hohem Chassisgewicht, um ihre beweglichen Teile zu bedämpfen. Ein kleiner Kniff mit hörbarer Wirkung.

Nachdem ich die Antiresonanz-Beschichtung angebracht hatte, bemerkte ich ein weiteres kleines Manko mit dem Player. Bei einigen Aufnahmen schien es einen leichten Mangel an Rhythmus und Tempo zu geben. Der Player klang gelegentlich etwas langsam, vor allem, wenn die Musik schneller wurde. Es ist gut möglich, dass dieser Effekt in Kombination mit dem Becker-Verstärker, der manchmal eine ähnliche Tendenz zeigte, noch verstärkt wurde. Der Eindruck blieb nie lange bestehen, doch er war bemerkenswert genug, um ihn hier zu erwähnen. Fans schnellerer Musik sollten dies vielleicht in Betracht ziehen oder zumindest den Player mit ihrem bevorzugten Material testen, um zu sehen, ob er für sie in Frage kommt. Bei meiner Musikwahl hat mich der gelegentliche Verlust an Schwung nie wirklich gestört.

In seinem jetzigen Zustand bin ich in der Tat sehr zufrieden mit meinem Kauf und genieße den warmen und angenehmen Klang des PD-S604. Es gibt genügend Basspräsenz, um Instrumente real und rund klingen zu lassen. Der überragende Ordnungssinn des Pioneer und die großzügigen Abstände zwischen den Instrumenten sind attraktive Eigenschaften für die Abbildung von Aufnahmen natürlicher Instrumente. Nach meiner Erfahrung überwiegen die musikalischen Vorteile von Legato Link bei weitem die wenigen Fälle, in denen die Technik nicht so gut funktioniert. Alles in allem ist mir der PD-S604 schon nach kurzer Zeit mehr ans Herz gewachsen als unser Sony jemals war. Je besser das Musikmaterial aufgenommen ist, desto besser kann dieser Player zeigen, was er drauf hat.

Zum Zeitpunkt des Verfassens meines Artikels waren im Netz kaum Informationen über diesen Pioneer-Player zu finden. Klicken Sie auf das Header-Bild, um die Kommentar-Funktion zu aktivieren, und teilen Sie uns gerne Ihre persönlichen Erfahrungen mit.

Technische Daten:

  • Typ:  CD-Player mit Plattentellerlaufwerk
  • EU-Modell:  AC 220 - 240 V, 50/60 Hz
  • Digitaler Wandler: PD2029A
  • CD-Laufwerk Typ:  PEA1179
  • Frequenzgang:  2 Hz - 20.000 Hz
  • Signal-Rauschabstand:  > 108 dB
  • Dynamikumfang:  > 96 dB
  • Harmonische Verzerrung:  < 0.0028%
  • Ausgangsspannung Line (max.):  2 V
  • Wow und Flattern:  < 0,001% (überwiegend nicht messbar)
  • Anzahl der Kanäle: 2-Kanal (Stereo)
  • Variabler Line-Ausgang (Stereo):  1x Cinch/RCA
  • Fester Line-Ausgang (Stereo):  1x Cinch/RCA
  • Digitaler Ausgang (Stereo): 1x optisch 
  • Sonderbuchse: CD-Deck Synchro zu Band
  • Kopfhörerbuchse: Lautstärke über Motor
  • Zubehör: IRFernbedienung
  • Batterien der Fernbedienung: 2x AAA
  • Stromverbrauch: 15 Watt
  • Betriebstemperatur:  +5 bis + 35 C
  • Abmessungen: (B) 420mm, (T) 286mm, (H) 110mm
  • Produktgewicht: 309 kg
  • Herstellungsland: Japan
  • Jahr(e): 1995 - 1996
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