Audioplan Musicable PowerCord S

11.12.2021

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Cables

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Es ist kein Geheimnis, dass sich die Entscheidungen, die wir beim audiophilen Hören treffen, mit jeder neuen klanglichen Entdeckung weiterentwickelten, und einige davon sind nur für diejenigen nachvollziehbar, die die Dimensionen dessen, was möglich ist, vollständig erfasst haben, indem sie diesen Weg selbst gegangen sind. Dies gilt insbesondere für das Thema Kabel. Während für den durchschnittlichen Hörer der Zweck eines Kabels einfach darin bestand, irgendeine Verbindung herzustellen, würden die meisten Audiophilen aus Erfahrung berichten, dass selbst mikroskopisch kleine Abweichungen im Kabeldesign über den Erfolg oder Misserfolg eines Systems entscheiden konnten, unabhängig davon, wie viel Geld dafür ausgegeben wurde. Diese Erkenntnis galt insbesondere für Verbindungskabel, die der Musikquelle am nächsten waren, und für die Netzkabel, die die Quelle verbanden.

Zu dem Zeitpunkt als wir unsere erste Audioplan PowerCord S erwarben, hatten wir bereits seit mehreren Jahren Martin Logan SL3-Lautsprecher in unserem Haupthörraum in Betrieb. Diese Lautsprecher waren faszinierend, weil ihre großen elektrostatischen Treiber aus derart leichtem Material bestanden, dass sie für sich selbst genommen kaum Resonanz- oder Laufzeitprobleme aufwiesen. Theoretisch bedeutete dies, dass der von ihnen erzeugte Klang identisch oder zumindest doch sehr nahe an dem von der Musikquelle unseres Systems erzeugten Signal war.

Im Bereich Musikwiedergabe war es schwierig, Komponenten zu finden, die sich selbst unsichtbar machen konnten - eine lobenswerte Eigenschaft der Martin Logan - und dennoch gab es Momente, in denen ich dachte, dass ich sie durchschaut hätte und einen charakteristischen Klang ausmachen konnte, der diesen Lautsprechern zu eigen war. Ich beschrieb solche Charakterzüge sogar in früheren Artikeln dieses Blogs, als ich - wie ich jetzt weiß - vielmehr die Gesamtsynergie unseres Systems in seinen vielen Entwicklungsstadien beschrieb. Das sollte jedoch nicht bedeuten, dass meine Beschreibungen ungenau waren, sie waren vielmehr eine Aufzeichnung unseres Systems zu einer bestimmten Zeit.

Tatsächlich durchlief der Martin Logan-Sound bei uns viele Phasen der Entwicklung. Von Anfang an war mir klar, dass unsere 60-Watt-Endstufe, eine Hafler DH-120 für die Aufgabe schlichweg zu schwach ausgelegt war. Die Hybridkonstruktion der Lautsprecher benötigte Hochstrom in Hülle und Fülle, was die Fähigkeiten der Hafler bei weitem überstieg. Damals hoffte ich, dass ein Bi-Amping mit unserem gleichstarken 60-Watt-Rotel-Verstärker eine Lösung wäre. Ich merkte jedoch bald, dass wir damit echte Homogenität verhinderten und die Lautsprecher nicht ihr volles Potenzial entfalten konnten. Erst als wir auf die 2x 105 Watt B&K ST140 Endstufe umstiegen, begann die Musik wirklich kohärent zu klingen. Nach der Installation der neuen Endstufe vergingen dann einige Monate, in denen unser System weitere Veränderungen erfuhr.

Zum Beispiel brachte die Aufrüstung unserer Musikquellen auf einen Sansui SR-525 Plattenspieler und einen Rega Planet 2000 CD-Spieler hörbare Verbesserungen in Bezug auf Dynamik und Transienten. Diese Veränderungen wurden noch deutlicher, als wir unsere Verbindungskabel von verdrillten oder geflochtenen OFC- und OCC-Kupferkabeln auf Silber-Solid-Core umstellten. Plötzlich gab es eine neue Robustheit und Aufrichtigkeit in der Musik, die ich vorher kaum irgendwo anders gehört hatte. Und natürlich hatte auch die Umstellung auf Belden 9497-Lautsprecherkabel das Gesamtergebnis noch verbessert. Nach einer Einspielzeit von einigen Monaten für alle Kabel und Komponenten war ich in der Tat sehr zufrieden mit unserem Setup und der klanglichen Ausgewogenheit, zu der es in der Lage war.

Die Martin Logan schien sich bei einer Vielzahl von Songmaterial wohlzufühlen. Vor allem Stimmen hatten diese süße Ehrlichkeit, die man nur mit einem tonal ausgewogenen Setup erreichen konnte. Unsere Silberkabel sorgten für einen wunderbaren Tiefbass, der durchaus in der Lage war, richtige Schockwellen durch das Treppenhaus unseres 100 Jahre alten Hauses zu schicken, und dies, zur großen Freude unserer Nachbarn, auf so anmutige und vielschichtige Weise. Ich musste zugeben, dass der Bassdruck vielleicht noch etwas kräftiger hätte ausfallen können, doch führte ich dies auf das Alter und das Design der Martin Logan Panels zurück. Umso überraschter war ich, als ich die bestehende Vorstufe gegen unseren Thorens Restek V1 austauschte (komplett überholt mit neuen Kondensatoren und Ops von Restek und mit einem maßgeschneiderten Netzteil von Herrn Kassel), den zuvor geringen Bassdruck nun kräftig zu spüren. Bevor der Restek V1 wieder in unser Hauptsystem eingebaut wurde, hatte er tatsächlich einige Monate in unserem Regal gerschlummert und darauf gewartet, verkauft zu werden. Ich hatte ihn einfach noch nie an unserem Martin Logan-System getestet und entschied mich kurzerhand, den V1-Vorverstärker doch zu behalten. Er war einfach zu gut, um verkauft zu werden.

Bis dahin war es die typische Geschichte des audiophilen Hörens. Eine Veränderung folgte auf die nächste, und dazwischen lagen viele Wochen, in denen kein Fortschritt zu verzeichnen war. Die Verbesserungen kamen schrittweise und oft aus der Erkenntnis heraus, dass ein bestimmter Aspekt der Musik noch nicht ganz richtig klang. Für solche Entdeckungen brauchte man viel Zeit und Erfahrung. Cleveres Produktmarketing hatte den Leuten (mich eingeschlossen) vorgegaukelt, man könne einfach ein audiophiles System kaufen, aber das hatte sich längst als falsch erwiesen. Da jedes Gerät (Lautsprecher oder andere Ausrüstung), jeder Raum und jedes Haus anders waren, dauerte die Einrichtung audiophiler Systeme oft Monate, wenn nicht sogar Jahre. Das galt vor allem dann, wenn auch der Hörer dabei noch lernen musste, worauf er dabei achten musste. Doch mit der Thorens Restek V1, die auf den Martin Logans spielte, war ich schließlich überzeugt, die Perfektion innerhalb meines verfügbaren Budgets und möglicherweise darüber hinaus erreicht zu haben. - Bis folgendes geschah:

Während der Installation der V1 stellte ich fest, dass ich ein audiophiles Netzkabel zu wenig besaß, um unsere Geräte anzuschließen. Dieser Engpass war entstanden, weil unser DB Systems Vorverstärker mit einem eigenen fest verbauten Netzkabel ausgestattet war, während die V1 dafür ein separates Kabel benötigte. Als ich mich in unserem Haus umsah, bemerkte ich, dass alle unsere bestehenden Lapp Oelflex-Kabel bereits in Gebrauch waren. Also beschloss ich, mich mit einem Standardkabel zu behelfen, bis ich ein gutes Angebot für ein besseres Kabel fand. Stromkabel waren natürlich wichtig. Ich hatte durchweg Verbesserungen in Bezug auf Timing und Rhythmus festgestellt, wenn ich von einem Standardkabel auf eines unserer Lapp-Kabel wechselte. Die zu erwartenden Verbesserungen waren jedoch in der Regel das eher das Sahnehäubchen auf dem Kuchen und nicht zwingend notwendig, um sich musikalisch genährt zu fühlen.

Ich gab eine Suche nach audiophilen Kabeln in den üblichen Kanälen auf und vergaß diese dann wieder, bis ich eine Benachrichtigung über eine bestimmte "PowerCord S" des deutschen HighEnd-Herstellers 'Audioplan' erhielt. Das Angebot zeigte das Kabel für weniger als die Hälfte des üblichen Angebotspreises für gebrauchte Artikel an - was zu dieser Zeit bei Audio-Netzkabeln nicht so häufig vorkam - und so beschloss ich, es auszuprobieren. Audioplan war mir bereits ein Begriff, da ich ihren klassischen, für den Ausgleich von Erdpotenzialen optimierten Verteiler "PowerStar" benutzte und auch schon zuvor ihre berüchtigten "AntiSpikes" aus Sicomin zur akustischen Entkopplung verwendet hatte.

Als die PowerCord S bei mir eintraf, war ich von ihrer groben Steifigkeit überrascht, was durch den Umstand, dass sie gerade erst aus der Kälte ins Haus getragen worden war, noch verstärkt wurde. Auch das Außenmaterial fühlte sich im Vergleich zu anderen Kabeln ein wenig rau an. Ich beschloss, mich nicht daran zu stören und ließ ihr Zeit, sich auf Raumtemperatur zu erwärmen, hörte unser System ein letztes Mal mit dem Standardkabel am V1 und tauschte dann das alte Standardkabel gegen die neue PowerCord S. Es ist keine Übertreibung, dass nichts, was mir irgendjemand über dieses Kabel im Vorfeld hätte sagen können, mich auf die Veränderungen vorbereitet hätte die ich nun hörte — und dies trotz meiner vorangegangenen Erfahrungen des positiven Effekts von Silber Solid-Core Signalkabeln zwischen den Geräten.

Beim Wechsel von einem Cinchkabel zum anderen mag der Unterschied im der Klangbild zwar auch zunächst verblüffend gewesen sein, doch war dieser für mich eher erklärlich, da das lineare Musiksignal tatsächlich durch diese Kabel hindurch geleitet werden musste. Bei Netzkabeln hingegen lag die Verbesserung ja "nur" in dem Zustand der Netzspannung, die in unseren Breitengraden bei einfachen 230 Volt und 50 Hz lag. Es war deshalb nicht leicht nachvollziehbar, wie der Wechsel des Kabels, schließlich nur des letzten Meters einer Netzverbindung, zu klanglichen Verbesserungen in signifikantem Umfang führen sollte, zumal es an einen Vorverstärker angeschlossen war, der selbst nur sehr wenig Strom benötigte und bei dem einige Aspekte der inneren Signalverarbeitung sogar passiv waren.

Ich war von der gesteigerten Musikalität unseres Systems tatsächlich so überrascht, dass ich meine Frau bat, das Backen von Weihnachtsplätzchen für einen Moment zu unterbrechen und mit mir einen kurzen Soundcheck zu machen. In unseren Anfängen des audiophilen Hörens hatte ich meine Frau häufig gebeten, vermeintliche Verbesserungen gemeinsam mit mir zu verifizieren, aber solche Momente waren im Laufe der Jahre seltener geworden, da der Fortschritt immer berechenbarer wurde. Und doch saßen wir an diesem besonderen Tag wieder einmal zusammen und versuchten zu verstehen, was sich an unserer Hifi-Anlage klanglich verändert hatte.

Der offensichtlichste Unterschied war, dass die Bühne solider und tiefer erschien. Es gab deutlich mehr Nuancen zwischen links und rechts, und die Abstände zwischen den einzelnen Instrumenten schienen größer zu sein. Die Basswiedergabe war schon vorher beeindruckend, aber jetzt schien sie noch besser integriert und auf natürliche Weise durchscheinender zu sein. Die Position der Lautsprecher war dadurch weniger offensichtlich, und der Klang konnte sich besser lösen und im Raum entfalten. Die Martin Logans zeigten eine neue Schnelligkeit und Agilität, wie ich dies z.B. als Resultat einer Überarbeitung ihrer Mylarmembranen erwartet hätte. Unsere Weihnachts-CD "The White Christmas Album" war plötzlich zu einem äußerst intimen Ereignis geworden, bei dem jedes Instrument einen starken und eigenen Klangcharakter hatte.

Die letzten Stunden des Tages verbrachte ich damit, diesen Artikel zu schreiben, Musik zu hören und einen Film zu schauen. Dabei fielen mir drei Dinge auf: Bei gleicher Lautstärkeeinstellung schien die Musik lauter zu sein als zuvor. Das mochte an der gesteigerten Dynamik gelegen haben, doch ich musste aufstehen und den Regler leiser stellen, um meine Ohren nicht zu überanstrengen. Zweitens wirkten die Soundeffekte beim Anschauen des Films dreidimensionaler als zuvor, da die Geräusche von Actionsequenzen stärker als sonst an den Seiten- und Rückwänden unseres Hörraums abprallten. Und schließlich wirkten die Stimmen der Schauspieler lebensechter, so dass ich während des (eher außergewöhnlichen) Films "Motherless Brooklyn" ein paar Mal das Gefühl hatte der Sprecher sei wirklich im Raum. Und obwohl ich mir bewusst war, dass man sich auch an die anspruchsvollsten Klänge gewöhnte, war es eine Offenbarung, die ich als einen der Meilensteine bei der Einrichtung unseres Systems in guter Erinnerung behalten würde.

Anmerkung: Während der Betrieb der PowerCord S an unserem Vorverstärker für die Darbietung unseres Systems sehr vorteilhaft war, stellte sich heraus, dass der Anschluss einer zweiten PowerCord S am Verstärker fast zu viele musikalische Details präsentierte und uns von unserem bequemen Sitzplatz im Publikum zu den intimeren Vorgängen links und rechts der Zunge der Sängerin brachte. Norah Jones Album "Come away with me" schien überladen mit unnötigen (weil normalerweise versteckten) Detailinformationen. Letztlich war das natürlich alles Geschmackssache, und eher technisch versierte Hörer mochten an dieser mikroskopischen Darstellung Gefallen finden. Für unsere eigenen Hörvorlieben schien es jedoch, als ob die zweite PowerCord S anderswo bessere Dienste leisten würde.

Audioplan Firmengeschichte

Audioplan wurde 1980 von dem deutschen Ehepaar Volker und Renate Kühn als High-End-Studio gegründet. Sie begannen mit der Zusammenstellung eines Katalogs von Audioprodukten auf der Grundlage des reinen Hörens dieser Produkte. Schon bald, im Jahr 1982, begann das Unternehmen mit der Entwicklung einer eigenen Lautsprecherserie, die zu der Erkenntnis führte, dass die Integrität des Quellensignals bereits durch das schlechte Design von Stromkabeln beeinträchtigt wurde. Audioplan gehörte zu den ersten Unternehmen, die die Bedeutung von Verbindungskabeln erkannten, aber bei der Entwicklung von Netzkabeln waren sie echte Pioniere. Bis 1986 hatte Audioplan eine ganze Reihe einzigartiger und patentierter Audio-Lösungen entwickelt und wurde offizieller Vertriebspartner von Jadis. Renate Kühn starb 1993 und Volker übergab die Leitung von Audioplan an seinen Sohn Thomas Kühn, der das Familienunternehmen in zweiter Generation führt.

Technische Daten

  • Wechselspannung: 230 V
  • Belastbarkeit: 25 A
  • Aufbau: (4x) 1,25 mm, (1x) 2,5 mm
  • Leiter: Hochreines Kupfer
  • Dämpfung: Sicomin, CRC- und CDC-Ausführung
  • Länge: 1,5 m

Von der Audioplan-Website

"PowerCord ist ein symmetrisches Stromkabel mit vier (statt der üblichen drei) Adern. Die vierte Ader ist ein zweiter Erdungsleiter, der gegenüber des ersten liegt. Dadurch entsteht eine quasi-symmetrische Anordnung. PowerCord verwendet hochreine, dick versilberte Kupferlitzen mit erhöhter Leitfähigkeit. Der Aufbau der Litze und des Kabels entspricht den Anforderungen des VDE. Die einzelnen Leiter sind mit verlustarmen Materialien und Akkumulationseffekt isoliert. Dieser einzigartige Aufbau sorgt für geringe Streuung, hohe Rauschunterdrückung und bestmögliches dynamisches Verhalten des Leiters und macht eine Schirmung überflüssig. Diese würde ansonsten zu einem Verlust an Dynamik aufgrund von Wirbelstrom- und dielektrischen Effekten führen. Schließlich sorgt der Einsatz von Sicomin dafür, dass mechanische Schwingungen nicht durch Induktionseffekte zu elektrischem Rauschen werden."

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