Stager Silver Solids

Veröffentlicht: 27.5.2024

Herstellungsdatum: 2000

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Analog Interconnects

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Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

Marc Stager hegt seit vielen Jahren eine tiefe Leidenschaft für das Thema Audio. Sein Unternehmen, Stager Sound Systems, befindet sich in Manhattan, New York, und ist auf die Vermietung von professioneller Audio- und Videoausstattung spezialisiert. Marcs Bestreben, sowohl intime als auch große Musikveranstaltungen mit verzerrungsfreiem und möglichst natürlichem Klang zu versorgen, brachte ihn unter anderem dazu, sich mit dem Thema der Verkabelung zwischen den einzelnen Komponenten zu befassen, was ihn schließlich zur Entwicklung einer eigenen Produktlinie von Audiokabeln führte. In diesem Zusammenhang wandte sich Marc auch an mich, um zu erfragen, ob ich Interesse daran hätte, einen Testbericht über eines seiner Kabel zu schreiben.

Marcs Anfrage erreichte mich zu einem Zeitpunkt, als wir gerade den Umzug unseres Unternehmens und unserer Familie aus dem geschäftigen Frankfurt am Main in das kleine Städtchen Marne vollendet hatten. Der neue Standort bot eiaudio einen eigenen 70 Quadratmeter großen Hörraum, sowie einen zusätzlichen Regieraum für Aufnahmen. Und zum ersten Mal in der Geschichte dieses Blogs konnte ich meine Systeme komplett außerhalb des Wohnbereichs der Familie aufstellen, meine Lautsprecher so positionieren, dass sie Raumresonanzen vollständig berücksichtigen, die Böden und Wände für kürzere Nachhallzeiten behandeln und sicherstellen, dass jede meiner drei HiFi-Ketten (die ich zum Testen der Geräte benutzte) direkt vom zentralen Sicherungskasten unseres Hauses mit sauberem Strom versorgt wird. Hinter jedem Regal gab es genügend Platz, um eine sorgfältig durchdachte Verkabelung zu ermöglichen und sicherzustellen, dass es zu keinen versehentlichen Kreuzinduktionen zwischen den Kabeln kam, die den Klang oder die Transienten hätten beeinträchtigen können.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehr als 180 Artikel und Testberichte über HiFi-Geräte verfasst und erst kürzlich eine Verbindung zu Symphonic Line, dem deutschen Hersteller von High-End-Audiogeräten, hergestellt. Das Erkunden dieser Komponenten hatte meinen Horizont in Bezug auf tonale Genauigkeit in der Musikwiedergabe auf unerwartete Weise erweitert. Obwohl mir dieses Thema auch zuvor bekannt war, hatte ich diesen Aspekt noch nie auf so wundersame Weise ausgeführt erlebt, dass ich seinen enormen Wert zu schätzen wusste. Kurz gesagt, ich hatte mir eine professionelle Testumgebung geschaffen und war nun mit einer ganz neuen Dimension des Hörgenusses vertraut. Ich fühlte mich bereit für die nächste Phase meiner Erkundungen und schrieb deshalb an Marc zurück, dass es mir eine Ehre sei, seine Kabel zu testen und einen Bericht über meine Eindrücke zu schreiben.

Die Stager Silver Solids trafen nur wenige Tage später in einem schlichten Pappumschlag bei mir ein. Ich überprüfte die Kabel und stellte fest, dass sie ihre Reise in ausgezeichnetem Zustand überstanden hatten. Meine Exemplare waren mit klassischen Canare F10 Cinch-Steckern terminiert, die aus gefrästem Messing bestanden und über einen Teflon-Isolator und 24K-vergoldete Kontakte verfügten. Laut der Spezifikation können die Zugentlastungen der Canare-Stecker selbst dicke Kabel mit einem Durchmesser von bis zu 6,0 mm aufnehmen. Diese Tatsache ließ sie in Kombination mit dem 2 mm-Durchmesser der beiden verdrillten Stager-Drähte ein wenig überproportioniert aussehen. Die Canare F10 haben einen massiven Mittelstift (anstelle eines hohlen oder geteilten Stifts) und verwenden einen nicht verstellbaren Massering, anstelle eines einzelnen Kontaktpunkts, wie es heutzutage in High-End-Anwendungen üblicher ist, um Wirbelströme zu verhindern.

Stagers Kabelleiter werden aus einem verdrillten Paar 24 AWG Solid-Core-Draht hergestellt, der aus 99,9% reinem, weichem Silber besteht. Laut Marc wird jeder Draht vor der Montage nochmals von Hand poliert, um eine körnungsfreie Oberfläche zu gewährleisten, und anschließend in einen transparenten Teflonisolator gezogen. Die Kabelenden sind jeweils mit Polyolefin-Schrumpfschläuchen in den Farben Rot und Schwarz beschichtet. Durch die Abwesenheit einer zusätzlichen Schirmung sind die Kabel nicht richtungsgebunden. Aus den technischen Daten entnehme ich, dass diese “ungeschirmte" symmetrische Bauweise eine niedrige Kapazität von 11 pF/ft gewährleistet. Ich vermute jedoch, dass sich dieser Wert ausschließlich auf die Kabel ohne die massiven Canare-Stecker bezieht. Der Schutz vor störenden Außeneinflüssen wird demnach allein durch den Twisted-Pair-Aufbau des Kabels gewährleistet. Eine halbe Wicklung erreicht dabei eine Länge von ca. einem Zentimeter Länge.

Die Idee, Kabel zu verdrillen, um deren Schutz vor Störungen zu verbessern, ist dabei nicht neu. Zum ersten Mal habe ich den Begriff im Zusammenhang mit Telefon- und LAN-Verbindungen gehört, bei denen verdrillte Drahtpaare in Kombination mit Geflechtschirm und/oder Aluminiummantel verwendet werden, um eine höhere Signalintegrität zu gewährleisten. Bei Cinch/RCA-Audioverbindungen haben Twisted-Pair-Konstruktionen ebenfalls eine lange Tradition. So hatte ich einst ein 22 AWG Western Electric-Kabel zum Testen erhalten, welches mit Seide überzogene Solid-Core-Kupferdrähte verwendete, um auf diese Weise in erster Linie schön-klingende Stimmen zu erzeugen.

Mein bevorzugtes Allround-Lautsprecherkabel (in Verbindung mit Vintage-Lautsprechern) ist das Belden 9497, bei dem zwei Drähte aus verzinnten Kupferlitzen mit einem Wicklungsverhältnis von etwa 5 mm pro Halbwindung verdrillt werden. Eine ähnlich abschirmende Wirkung wird durch geflochtene Feldgeometrie erreicht, wie sie u.a. von Kimber Kable propagiert wird. Ich hatte eine Zeit lang unter anderem das Kimber Timbre in meiner Sammlung und erinnere mich, dass auch dieses seinen Zweck recht gut erfüllte.

Silberne Massivdrähte spielen ohne Zweifel auf einem anderen Level. Wenn es um Audioverbindungen geht, liefern Solid-Core-Konstruktionen größtmögliche musikalische Homogenität, während Silber eine überlegene Konnektivität bietet. Während sich Musiksignale durch Kupfer "bewegen”, "krachen” sie regelrecht durch Silber. Beim Wechsel von Kupfer zu Silber habe ich jedesmal erneut den Eindruck, dass sich die Bremsen lösen, die Musik endlich frei atmen kann, die Dynamik sich entfaltet und ich förmlich bis auf den Boden der Aufnahme hindurch hören kann. Dieses Phänomen habe ich zum ersten Mal mit den Silberkabeln entdeckt, die Holger Becker für mich fertigte. Ich erinnere mich, dass wir viel Spaß an unseren Neuentdeckungen hatten und mit jedem neuen Kabel mutiger wurden, bis schließlich Abschirmung und Stecker dazu dienten, sämtliche Vorteile von Silber zu enthüllen. Zumindest glaubten wir das.

Ich war sehr neugierig, wie sich die Silver Solids von Marc Stager vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen schlagen würden und verband seine Kabel zunächst mit meinem Cambridge DAC Magic und dem Symphonic Line RG2-MK3 Vorverstärker. Ich gab der Anlage etwa eine Woche Zeit, um sich einzuspielen und verfasste dann zunächst meinen überfälligen Testbericht über die RG2-Vorstufe. Die Silver Solids blieben für die Dauer meines Tests im System und trugen positiv zu einigen meiner Beobachtungen hinsichtlich des Klangs der HiFi-Kette bei. Mein eigenes Solid-Core-Silberkabel (erster Generation), das vom Vorverstärker zur Dynavox VR70E-II Röhrenendstufe führte, musste seinen angestammten Platz räumen, da das Symphonic Line-eigene Harmony HD-Kabel an dieser Stelle eine noch eindrucksvollere Dynamik erzeugte, vor allem in Verbindung mit den Lautsprecherkabeln von Symphonic Line. - Nun, so spielt das Leben.

Als ich schließlich meinen Fokus vollständig auf Marcs Kabel richtete, hatte es bereits ca. 80 Stunden Musik gespielt. Silberdrähte brauchen in der Regel bis zu 200 Stunden, um vollständig eingespielt zu klingen. Es ist daher gut möglich, dass mir während meines Tests ein paar Aspekte verborgen blieben. Ich begann meine Session mit der Wiedergabe einiger lokaler deutscher Musik-Highlights wie Bad As We, dem Senior Jazz Trio, Anna Boulic, dem Sunday Morning Orchestra und Alexander Möckl von CD, welche Heinz-Peter Völkel und Andreas Sandreuter in ihren Live||Tape-Sessions aufgenommen hatten. Ihre Idee war es, alle Songs live mit einer professionellen Bandmaschine aufzunehmen, um darauf hinzuweisen, wie gut analoge Aufnahmen wirklich funktionieren. Es war ein interessantes Projekt, und der einzige Nachteil war, dass sie ihre Master für mich auf CD überspielen mussten, weil ich noch keine eigene Bandmaschine hatte. Die Aufnahmen transportierten das Flair kleiner Bühnen, auf denen alles passieren konnte, und es machte mir sehr viel Spaß, den Stücken zuzuhören.

Die Stager Silver Solids trugen zu einem angenehmen und einnehmenden Klang bei. Sie ließen den Tiefbass ohne unnatürliche Zurückhaltung durchrollen. Etwas ungewöhnlich im Zusammenhang mit silbernen End-to-End-Kabeln war die Tatsache, dass die Höhen stets weich und seidig blieben, anstatt grell und knackig zu klingen. Diese angenehme Anpassung der Höhen war vermutlich auf den Materialwechsel von Silber zu vergoldeten Messingsteckern zurückzuführen. Dennoch war die Detailwiedergabe jederzeit ausreichend, um eine spannende Präsentation zu gewährleisten. Erfreut stellte ich fest, dass die für Symphonic Line typische Tonalität intakt blieb. Dadurch war es möglich, eine Vielzahl von Sängern und Instrumenten voneinander zu unterscheiden, wenn es in der Session gedrängt zuging. Die richtige Tonalität vermittelt übrigens auch die Gefühle und sorgt so dafür, dass wir der Musik auch aus einer emotionalen Perspektive heraus aufmerksam folgen.

Wie bei den meisten Twisted Pair und geflochtenen Kabeln empfand ich die Bühne als riesig und manchmal etwas willkürlich proportioniert, wobei sich einzelne Klangereignisse allzu leicht von den Lautsprechern lösten. Unter anderen Umständen wäre mir diese "Nachlässigkeit" vielleicht nicht so sehr aufgefallen, wenn nicht gerade Symphonic Line den Ruf hätte, in der Musik eine strenge Ordnung und Proportion zu wahren. Um diesen Effekt weiter zu untersuchen, schloss ich das Stager-Kabel an meiner zweiten Anlage zwischen meinem Symphonic Line RG9-MK3 Vollverstärker und einer geborgten RG11 Endstufe an. In diesem Szenario trieb der RG11 die elektrostatischen Panels unserer Martin Logan SL3-Lautsprecher an, während der RG9 im Bi-Amping den Antrieb der dynamischen Tieftöner übernahm. Die Silver Solids leisteten hervorragende Arbeit in Bezug auf Dynamik, Klang- und Detailtreue. Dennoch blieb das Gefühl unbändiger Proportionen bestehen.

Als ich auf Adam LaBarge's Testbericht über die Stager Silver Solids auf 'The Audio Beatnik' stieß, erfuhr ich dort, dass er Stagers Kabel mit sehr positivem Resultat zwischen seinem Plattenspieler und Vorverstärker eingesetzt hatte. Verdrillte oder geflochtene Kabel in dieser heiklen Position zu nutzen hatte bei mir stets für störende Außeneinflüsse gesorgt, und so entschied ich mich dafür, es nochmals zu probieren. Ich schloss die Stager Kabel zwischen meinem Dual CS-505-3 und dem RGR Model 4 Vorverstärker an. Das prompte Ergebnis war ein unangenehmes 50-Hz-Brummen, gepaart mit einem leisen hochfrequenten Zischen. Als ich die Silver Solids durch die Black Science von Fast Audio oder "Das Schnelle" von Symphonic Line ersetzte, war jegliches Hintergrundrauschen auf einen Schlag verschwunden. Um sicherzugehen, dass die Stager-Kabel nicht defekt waren, holte ich ein älteres, geflochtenes und silberbeschichtetes Audiocrast OCC-Kupferkabel hervor und stellte fest, dass dieses noch lautere Nebengeräusche produzierte als Marcs Kabel. Es ist gut zu wissen, dass Stager Audio auch geschirmte Phonokabel anbietet, doch für unseren Test ist es erstmal wichtig festzustellen, dass es Unterschiede in der Güte von Schirmung gibt, was wiederum einen Einfluss auf das Signal hat.

Bei meiner dritten HiFi-Kette angekommen, wechselte ich schließlich zwischen dem silberummantelten OCC-Kupferkabel von Audiocrast, den Silver Solids von Stager und dem "Das Schnelle" von Symphonic Line hin und her. Die Lautsprecher waren meine Epicure EPI 500, angetrieben von einer eher seltenen RG9-basierten Endstufe mit RGR Model-4 Vorverstärker. Der CD-Spieler war der aufschlussreich klingende Pioneer PS-S604 mit Pioneers patentiertem Plattenlaufwerk. Ich spielte ein paar Jazz-Titel von Helge Liens Doppelalbum "10" und Youth Lagoons Album "Heaven is a Junkyard" ab und war von den Silver Solids sehr angetan. Sie boten einen klanglichen Vorteil gegenüber den silberbeschichteten Audiocrasts und präsentierten die Musik sogar lebendiger als die Symphonic Line-Kabel. Bei der Wahrung von Ordnung und Proportionen erwies sich jedoch die bessere Abschirmung der Symphonic Lines als überlegen.

Der ebenfalls von Adam LaBarge bemerkte und beschriebene Effekt einer riesigen Klangbühne, könnte nach meiner Einschätzung zum Teil auf hochfrequente Störungen zurückzuführen sein. Obwohl die Interferenzen bei Line-Anwendungen, wie z. B. CD-Playern mit Leistungspegeln von 2 Volt Spitze-zu-Spitze (oder 316 mV @-10dBV), unhörbar waren, wurden sie in empfindlicheren Umgebungen direkt hörbar. Phono-Tonabnehmer haben einen maximalen Ausgangspegel von 2 bis 7 mV, je nach Tonabnehmer, und die RIAA-entzerrte Verstärkung von Phono-Signalen ist daher um ein Vielfaches größer. Auch wenn wir Interferenzen in Line-Setups nicht ohne Weiteres wahrnehmen, so sind ihre Auswirkungen auf die Musik doch an den von hohen Frequenzen übermittelten Richtungssignalen zu hören, die dadurch beeinflusst werden können.

In ihrer Preisklasse sind die Stager Silver Solids eine lohnende Investition. In vielerlei Hinsicht können sie mit Audiokabeln mithalten, die ein Vielfaches ihres moderaten Preises kosten. Aufgrund ihrer dünnen und starren Beschaffenheit sind sie hinter dem Rack nicht immer leicht zu handhaben. Ihre ungeschirmte Konstruktion macht sie zu guten Begleitern für Line-Anschlüsse. Hörer, die Wert auf tonale Korrektheit, Dynamik und Detailtreue legen, werden an diesen Kabeln ihre Freude haben. Durch ihre weichen und seidigen Höhen wirken sie keinesfalls ermüdend. Hörer, die besonderen Wert auf Genauigkeit in der räumlichen Abbildung legen, sind mit anderen Kabeln vermutlich besser bedient. Ich für meinen Teil habe beschlossen, mein Stager-Kabel immer griffbereit zu haben, um Systemen, denen es an Dynamik, Details und Tonalität mangelt, neues Leben einzuhauchen. Sie kitzeln auf jeden Fall die Sinne und sorgen für einen insgesamt angenehmen Klangeindruck.

Technische Daten

  • Kabeltyp: Solid-Core-Verbindungskabel
  • Anwendung: Cinch/RCA, Line-Signale
  • Abschluss: Canare F10, Messingkern, 24K-Vergoldet
  • Kapazität (Stecker): 1 pF, Stück
  • Leiter: 99,9% reines, weiches, 24 AWG-Silber (handpoliert)
  • Kapazität (Kabel): 11 pF/ft
  • Dialektikum: transparentes Teflon (PTFE)
  • Prinzip: Twisted-Pair, nicht richtungsgebunden
  • Getestete Position(en): DAC—CD / Vor—Endstufe / Phono—Pre / CD—Pre
  • Herstellungsland: USA
  • Jahr(e): 2000 -

Photographic images: Stefan Bluhm, 2024

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