Veröffentlicht: 17.7.2022
Herstellungsdatum: 2018
Autor: Karsten Hein
Kategorie: Gear & Review
Tag(s): Loudspeakers
Von den 1950ern bis in die 1990er Jahre ging es bei Hifi-Neuentwicklungen hauptsächlich darum, die Grenzen des technisch Machbaren in Hinblick auf eine originalgetreue Musikwiedergabe auszuloten. Größe, Aussehen und Kosten schienen für die Hifi-Hersteller und für die stolzen Besitzer der Geräte am oberen Ende des Marktes von geringerer Bedeutung zu sein. Monströse Receiver wie der Kenwood KR-9400 aus den Jahren 1974 bis 1976 und schrankgroße Lautsprecher wie die Electro Voice Patrician 800 aus der Mitte der 70er bis Anfang der 80er Jahre waren Zeugen dieser Zeit. Die wichtigste Musikquelle war die Schallplatte, von der Hifi-Enthusiasten oft beeindruckende Sammlungen besaßen.
Mit dem Aufkommen kompakterer Musikformate wie der CD (Sony 1982 und Philips 1983), dem DAT (Sony 1987) und schließlich dem MP3-Player (Saehan 1997) wurde der Audiomarkt wie besessen darauf, herauszufinden was man sonst noch kleiner und praktischer bauen konnte. Nach Jahren größerer und besserer Geräte ging es im neuen Jahrtausend um die Frage, wie viel Größe, Gewicht und Kosten geopfert werden konnten, bevor der Zauber dessen, was einmal Musik war, komplett verloren ging. Die mainstream Hifi-Technik begann daher, kleinere und leichtere Geräte zu entwickeln. Die Lautsprecher wurden hoch und schlank, um sich in den Wohnräumen zu verstecken, anstatt diese zu dominieren. Die Verbraucher fühlten sich zu kleineren Lautsprechern hingezogen, die dennoch einen Großteil des Klangs ihrer größeren Vettern bieten sollten.
Lautsprecherkabel wurden zunächst in die Wände verlegt, bevor sie schließlich von WiFi oder Bluetooth abgelöst wurden und komplett verschwanden. Die KEF- Modelle LS-50 und LS-50 'wireless', von 2012 bis 2022, sind ein gutes Beispiel für die Richtung der Industrie. Bei den LS-50 handelt es sich um kompakte Regallautsprecher, die ihre klanglichen Vorzüge am besten entfalten können, wenn sie auf geeigneten Lautsprecher-Ständern aufgestellt werden, wobei die Abmessungen des Raums usw. zu berücksichtigen sind. Die kabellose Version, die etwas teurer ist, bietet dem Hifi-Neuling den zusätzlichen Vorteil, dass in Bezug auf Erdung, Verbindungsleitungen und Lautsprecherkabel nicht viel schief gehen kann. Es ist nicht verwunderlich, dass die vielseitigen und unauffälligen KEF LS-50 zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels bereits seit mehr als 10 Jahren produziert werden. Und dennoch ist die LS-50 immer noch ein konservativer Heimlautsprecher. Andere Hersteller haben die Vielseitigkeit auf die nächste Stufe gehoben.
Die JBL “Xtreme 2" war die zweite Generation der Xtreme-Bluetooth-Lautsprecher von JBL. Das hier gezeigte Paar gehörte meinem langjährigen Freund Thomas Kubalsky, der mich auch schon früher bei der Lösung von Hifi-Problemen unterstützt hatte. Die Lautsprecher wurden mir von Thomas für den Hörtest überlassen. Er hatte sie ursprünglich erworben, um auf seinen excessiven e-Bike-Radtouren Musik hören zu können. Thomas sah die Vorteile darin, dass die kanisterförmigen Gehäuse der JBL leicht an seinem Lastenrad befestigt werden konnten, dass sie wasserdicht waren und über schnell aufladbare Batterien verfügten, die eine Wiedergabezeit von bis zu 15 Stunden ermöglichten. Auch Bluetooth war für ihn ein Pluspunkt, aber kein absolutes Muss, da der Abstand zwischen Handy und Lautsprechern beim Anbringen am Fahrrad eher gering war. Zum Zeitpunkt der Aufnahme dieser Fotos hatten seine JBLs Thomas und sein Fahrrad bereits auf zahlreichen Fahrten über mindestens 10.000 Kilometer durch extreme Hitze, Staub und Regen begleitet.
An dem Tag, an dem ich beschloss, die JBL Xtreme 2 mit nach Hause zu nehmen, hatten sie bereits einige Stunden auf dem Sommerfest unserer Kinder im Kindergarten Musik gespielt. Thomas hatte mir gezeigt, wie ich zwei Xtreme 2-Lautsprecher mit nur einem einzigen Smartphone koppeln konnte, um daraus ein Lautsprecher-Array zu erstellen. Obwohl die JBLs aus jeweils zwei Sätzen von Lautsprechern pro Gerät bestanden, um auch einzeln die Stereo-Wiedergabe zu ermöglichen, erlaubten die neuen intelligenten Bluetooth-Profile die getrennte Zuweisung eines linken und rechten Kanals auf jeden Lautsprecher, sofern zwei Xtreme 2 vorhanden waren. Maximal ermöglichten die Profile die Zuweisung von 100 Lautsprechern in ein einziges Array. Diese Anzahl von Lautsprechern sollte in jedem Fall ausreichen, um eine große Cocktail- oder Strandparty zu beschallen. Was mich jedoch wirklich brennend interessierte, war die Möglichkeit, die Klangqualität eines so vielseitigen Systems mit Bluetooth-Konnektivität kennenzulernen. Wie würden sie sich in einem direkten Hörvergleich mit echten Hifi-Lautsprechern schlagen?
Ähnlich wie bei anderen kleinen Gehäusekonstruktionen wurden bei der JBL Xtreme 2 passive Membranen eingesetzt, um ein größeres Gehäusevolumen zu suggerieren und die Basswiedergabe der beiden kleinen dynamischen Treiber zu verbessern. Dieses Prinzip war nicht neu, sondern wurde bereits bei vielen berühmten Lautsprechern verwendet, z.B. bei der KEF Calinda, die von 1975 bis 1976 gebaut wurde, und bei der Epicure EPI 500, die von 1973 bis 1981 gebaut wurde. Und während die Calinda einen einzigen passiven Radiator an der Vorderseite hatte, verwendete die EPI 500 einen Radiator auf jeder Seite des Gehäuses, ähnlich wie die JBL Xtreme-Modelle. Und da ich die EPI 500 zu diesem Zeitpunkt noch in unserem zweiten Hörraum aufgestellt hatte und mit ihrem Klang wirklich sehr zufrieden war, gab es eigentlich keinen besseren Ort, um die kleinen JBLs aufzustellen. Für einen schnellen A-B-Vergleich, stellte ich die Xtremes direkt auf die EPI-Lautsprecher, so dass ihre Treiber mit denen der EPIs bündig waren.
Bei der Aufstellung der EPI 500-Lautsprecher hatte ich besonders darauf geachtet, eine perfekte Balance aus Dämpfung und Stabilität zu erreichen. Indem ich also die Xtreme 2 direkt auf die Epicures stellte, konnte ich sicher sein, dass ich von diesem Vorteil profitieren würde. Während meiner Hörtests achtete ich darauf, meine Ohren auf der Ebene der Hochtöner zu positionieren und wieder zu senken, wenn ich zwischen den Lautsprechern wechselte. Zum Zeitpunkt des Tests wurden die EPI 500 noch von unserem Kenwood KR-9400-Receiver angetrieben, einer Kombination, die einen agilen und nach vorne gerichteten Klang mit viel natürlichem Bassdruck bot. Gleichzeitig wurde das natürliche Timbre der Epicures deutlich, was diese Kombination vor allem bei der Wiedergabe von realen Musikereignissen zu einem besonderen Erlebnis machte. Es war spannend zu erkunden, wie viel von dem ursprünglichen Musikereignis durch die kleinen JBL Bluetooth Lautsprecher transportiert werden würde. Ich war fest davon überzeugt, dass es sich bei ihnen nur um eine weitere Spielerei handelte, die außer ihrer geringen Größe und Tragbarkeit keine weiteren Vorzüge aufwies.
Beim Vergleich von Geräten neigte ich dazu, mir dieselben Alben immer wieder anzuhören. Tonalität, Agilität, Transienten und natürliche Bässe waren nur einige der Eigenschaften, die mich interessierten. Die Epicure-Lautsprecher konnten von matschig bis scharf klingen, je nachdem, wo sie aufgestellt, wie stabil sie standen und wodurch sie vom Boden entkoppelt waren. Wenn diese Aspekte miteinander harmonierten, waren sie in der Lage, durchaus eine hervorragende tonale Ausgewogenheit und einen natürlichen Bass zu liefern. Obwohl der Bass der Epicure nicht extrem strukturiert war, gefiel es mir, dass er weder zu dick noch zu dünn auftrat, wenn er mit einem Verstärker wie unserem Becker ST-200, Dynavox VR 70, oder sogar dem Kenwood KR-9400 Receiver kombiniert wurde. Ich legte das Album "Turn Up The Quiet" von Diana Krall auf und hörte es mir zuerst über die EPI 500 an.
Als ich anschließend auf die JBL Xtreme 2s umschaltete, musste ich die Bluetooth-Verbindung wieder aus dem Ruhezustand erwecken und bemerkte, dass das Gerät, das ich als Slave gekoppelt hatte, erst fünf Sekunden später aufwachte. Es gab auch eine kleine Verzögerung und ein leichtes Knacksen, bevor die Verbindung perfekt hergestellt war. Gleichzeitig war ich beeindruckt von dem greifbaren Bild, das die JBLs in der Mitte zwischen den Lautsprechern erzeugten. Dieser Effekt war mir von gut durchdachten kabelgebundenen Verbindungen sofort vertraut. Der nächste Aspekt, der mir auffiel, war die große Ähnlichkeit in der Tonalität zwischen den EPI 500 und den Xtreme 2. Beide Lautsprecher gaben Dianas Stimme sehr glaubwürdig und mit sehr ähnlichem Timbre wieder. Die Epicure-Lautsprecher schafften es allerdings, die Stimme etwas besser vom oberen Bass zu trennen und klangen daher in diesem Bereich weniger unscharf. Dieser Unterschied war jedoch geringer als ich erwartet hätte.
Die JBL-Lautsprecher blieben dem Quellmaterial vor allem bei langsameren und geordneten Musikpassagen treu. Je lauter und schneller die Musik wurde, desto mehr begannen die Lautsprecher ihre natürlichen Grenzen aufzuzeigen. Das soll nicht heißen, dass sie schlecht klangen oder schlecht konstruiert waren, es war nur so, dass Aspekte der Attacke und der Ordnung der Epicures-Lautsprecher nicht vorhanden waren, wenn man denselben Titel über die JBL-Lautsprecher hörte. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass tragbare Bluetooth-Lautsprecher einen solchen Vergleich überhaupt verdienen würden, aber bei den JBL-Lautsprechern erschien es mir nicht allzu weit hergeholt zu sein. Dieser Eindruck wurde mir auch von meinem Kollegen Landon zurückgespiegelt, der lächelnd ins Büro kam und sagte: "Karsten, ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas in diesem Büro sehen würde", während er auf die Xtreme 2 zeigte. Als ich ihm die Xtreme 2 dann vorführte, war Landon jedoch perplex und musste wie auch ich gestehen, dass er den Unterschied zwischen den Lautsprechern für viel größer gehalten hätte. "Sie sind also wirklich nicht schlecht, was?" sagte Landon, während er wieder zu seinem Schreibtisch hinüberging.
Als ich die beiden Xtreme 2 zum ersten Mal koppelte, wurden sie automatisch auf 'Party Mode' eingestellt, was bedeutete, dass jeder Lautsprecher das volle Stereobild wiedergab. Dies hatte den Vorteil, dass die Lautsprecher weit voneinander entfernt aufgestellt werden konnten, ohne dass die Musikinformationen des anderen Kanals am Hörplatz verloren gingen. Um sie in den Stereomodus zu versetzen, musste ich zunächst die App “JBL Connect" oder “JBL Portable" aus dem App Store herunterladen. Das Umschalten der Geräte in den Stereomodus dauerte nur ein paar Sekunden. Bei genauerem Hinhören jedoch erkannte ich das Problem, dass ich nicht darauf vertrauen konnte, dass die Musikinformationen intakt waren. Dieser Eindruck mag von plötzlichen Änderungen der Kanallautstärke herrühren, die ich bei einigen Gelegenheiten bewusst wahrnahm. Das Stereobild schien auch manchmal übermäßig betont zu sein, mit einem starken, aber eher unvorhersehbaren dreidimensionalen Effekt und einem leicht hohlen Klang. Möglicherweise war dies auf ein Timing-Problem zwischen den beiden Kanälen, den so genannten 'Hass-Effekt', zurückzuführen. Diese Phänomen hatte zur Folge, dass sich meine Ohren schnell überlastet fühlten, was ich mit den Lautsprechern im 'Party Mode' nicht erlebt hatte.
Daher schaltete ich die Lautsprecher wieder zurück in den Party-Modus (oder in diesem Fall in den Mono-Modus) und war sofort viel zufriedener mit ihrer Darbietung. Zusammenfassend konnte ich feststellen, dass die Xtreme 2 akustisch ausgereifte Lautsprecher mit hervorragender Tonalität sind, deren Vorzüge leider durch eine etwas instabile Bluetooth-Verbindung verdeckt wurden. Im Party-Modus, bei dem jeder Lautsprecher das volle Stereosignal wiedergibt, waren einige Aspekte der Gesangs- und Instrumentenwiedergabe ähnlich wie bei den besseren Lautsprechern dieser Welt. Im Stereo-Modus jedoch verloren die Lautsprecher durch die Bluetooth-Verbindung jegliches Gefühl für Proportionen und schleuderten einzelne Töne wahllos in den Raum. Das gelegentliche Absacken der Lautstärke oder gar das völlige Verschwinden eines Kanals belastete mich und nahm mir den entspannenden und beruhigenden Aspekt der Musik. Kurzum: Eine bessere Verbindung als Bluetooth hätte aus diesen Lautsprechern weitaus bessere Performer gemacht, denn physisch hatten sie wirklich viel zu bieten.