Dual CV 1260

Veröffentlicht: 27.3.2023

Herstellungsdatum: 1983

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Integrated Amplifiers

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Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

Dieser recht hübsch aussehende Dual CV 1260 Vollverstärker wurde meiner Tochter von ihrer kürzlich verstorbenen Großtante vererbt. Er kam zusammen mit einem Dual CS 630Q Plattenspieler mit Direktantrieb, einem Dual CT 1260 Tuner, der über einen 5-DIN-Stecker angeschlossen war, und einem Denon DCD 660 CD-Player in unser Haus. Es gab sogar ein Dual C 816-Kassettendeck, für das ich in diesen Tagen Schwierigkeiten hatte, brauchbare Kassetten zu finden. Zwei Canton GLX 100 Regallautsprecher vervollständigten das Mid-Fi-Ensemble. Bevor ich diese Neuankömmlinge unserer 9-jährigen Tochter überließ, musste ich sie natürlich erst einmal testen und mich vergewissern, dass sie gefahrlos zu benutzen waren. Die Veröffentlichung der daraus resultierenden Testergebnisse ist natürlich rein zufällig.

Ich muss zugeben, dass es etwas Aufregendes und Befreiendes hatte, Geräte in dieser Preisklasse zu testen. Schließlich gab es keinen Grund, weshalb preiswertere Geräte nicht genauso gut klingen oder sogar besser sein konnten als teurere Geräte, es sei denn, wir baten die Entwickler, ihren Entwürfen absichtlich Fehler hinzuzufügen. Eine gute Akustik hatte nur wenig mit dem Preis der Komponenten zu tun und hing eher vom Einfallsreichtum der Entwickler ab. Die Lautsprecherhersteller Elac und KEF hatten mehrfach bewiesen, dass audiophiler Hörgenuss auch zu bescheidenen Preisen möglich war. Und Beispiele für absichtlich schlechte Konstruktionen waren in der Branche auch nicht schwer zu finden. Rotel etwa hatte seinem Vorverstärker RC-9608X eine Bodenplatte aus Kunststoff verpasst, die den pharadeischen Käfig zunichte machte, den das Vollmetallgehäuse andernfalls geboten hätte. Die Hersteller müssen eben sicherstellen, dass ihre Geräte entsprechend der ihnen zugedachten Position funktionieren und klingen.

Daher wusste ich auch nicht, was ich vom integrierten Dual-Verstärker aus dem Jahr 1984 zu erwarten hatte. Zum einen hatte er einen größeren Bruder, den Class-A-Verstärker CV 1460 aus dem gleichen Jahr, der satte 95 Watt pro Kanal an einer 8-Ohm-Last bot. Und zum anderen wurden beide Geräte nicht mehr von Dual in Deutschland, sondern vom japanischen Hersteller Denon gebaut. Als ich den 1260 aus seiner schützenden Luftpolsterfolie auspackte, fiel mir auf, wie positiv robust und schwer sich das Gerät anfühlte. Mit knapp über sieben Kilo fühlt sich der mittelgroße Verstärker keineswegs mickrig an. Als ich den Dual zum ersten Mal einschaltete, war ich auch von dem eleganten Aussehen der sanft beleuchteten Ausgangspegelanzeigen positiv überrascht. Ich habe mir eine Notiz gemacht, um sie auf meinen Fotos des Geräts festzuhalten. Ich wollte den CV 1260 nicht in Kombination mit den schrillen Canton-Lautsprechern testen, und so schloss ich unseren Epicure 3.0 an, in der Erwartung, dass der kleine Verstärker kläglich versagen würde.

Ich begann meine Erkundungstour mit Carla Brunis Live-Album A L'Olympia aus dem Jahr 2014, das ich auf unserem bewährten Denon DCD 1420 CD-Player abspielte. Unsere Epicure 3.0-Lautsprecher waren über 2 m lange Belden 9497-Kabel im Single-Wiring angeschlossen. Da sowohl die Lautsprecher als auch der Denon-Verstärker über gefederte Anschlussklemmen für blanke Lautsprecherkabel von kleinem Durchmesser verfügen, musste ich meine üblichen Bananenstecker abknipsen. Der Gedanke, dass Lautsprecherkabel mit Endstücken versehen sein müssen, um eine höhere Qualität zu erreichen, ist natürlich relativ modern. In Wirklichkeit sollten sich weniger Materialübergänge und weniger Masse im Signalweg positiv auf den Klang auswirken. Die verzinnten Belden rasteten optimal ein, und da diese Kabel bereits viele Stunden im Einsatz gewesen waren, war der Klang von der ersten Minute an angenehm und ausgewogen. Was mich am meisten am Dual überraschte, war die sofort vertraute Klangsignatur von exzellenten Receivern wie z.B. dem Harman Kardon 730.

In Kombination mit dem Epicure 3.0 klang der Mitteltonbereich warm und verführerisch. Das Klangbild war sauber und geordnet, und es gab überraschend viel Raum um jedes Musikereignis herum, besonders wenn man die relativ moderate Leistung von etwa 2x 90 Watt an 4 Ohm bedenkt. Mit einer Leistungsaufnahme von 44 Watt im Leerlauf und der Bezeichnung Class-A-Verstärker konnte man davon ausgehen, dass für durchschnittliche Haushaltslautstärken eine reine Class-A-Transistorleistung zur Verfügung stand. Das zeigte sich natürlich auch in der Musikwiedergabe. Während der Dual ein realistisches Maß an Details präsentierte, fühlten sich die Höhen nie losgelöst oder kantig an. Es gab einen wunderbaren Zusammenhalt und Fluss in der Musik, obwohl die Dynamik nicht ganz das Niveau eines Luxman L-10 erreichte.

Die Basswiedergabe war im Gleichgewicht mit dem Rest der Musik. Er war nicht so straff wie beim Luxman L-10 und auch nicht so fullminant-dröhnend wie beim Pioneer SX 850. Komplexe Bassklänge waren besser geschichtet als beim Harman 730. Je länger ich zuhörte, desto mehr verliebte ich mich in die Fähigkeiten dieses Vollverstärkers, und als die Sonne unterging, begann ich, die beleuchtete Front zu genießen, wobei die Pegelanzeigen konstant unter 1 Watt winkten. Die Klaviertasten auf Carla Brunis Album klangen bedächtig und natürlich, und ich wurde wieder einmal daran erinnert, wie gut die Epicure-Lautsprecher wirklich sind, selbst wenn sie von einem unauffälligen Mid-Fi-Dual-Verstärker aus den frühen 1980er Jahren wie diesem angetrieben werden. Was für eine entzückende Entdeckung das war. Meine Tochter würde von Anfang an verwöhnt werden, wenn sie ihre Reise in die Musik mit diesem Dual begann.

Technische Daten

  • Typ: Transistor-Vollverstärker
  • Prinzip: Class-A Verstärkung
  • Ausgangsleistung (RMS): 2x 60 Watt
  • Übertragungsbereich: 10 - 45.000 Hz
  • Signal-/Rauschabstand (Line): 88 dB
  • Signal-/Rauschabstand (Phono MM): 68 dB
  • Kanaltrennung: Eingang 70 dB / Ausgang 55 dB
  • Dämpfungsfaktor: >70
  • Anzahl der Audio-Eingänge: 5
  • Phono (Cinch): 2,5 mV / 47 kOhm (MM)
  • Tuner (Cinch): 200 mV / 47 kOhm
  • Tape1 (DIN): 200 mV / 47 kOhm
  • Tape2 (Chinch): 200 mV / 47 kOhm
  • Monitor (Cinch): 200 mV / 22 kOhm
  • Anzahl der Audio-Ausgänge: 3
  • Rec-Out Tape 1 (DIN) / Tape 2 (Cinch, Ri 470 Ohm)
  • Kopfhörerbuchse (Klinke): 6,3mm
  • Klangregelung: Bass- und Höhen (+/- 6 dB), Loudness
  • Umgehung der Klangregler: nein
  • Filter: Subsonic
  • Lautsprecherterminals: zwei (8-16 Ohm)
  • Stromaufnahme: 680 Watt (max.), 44 Watt Leerlauf
  • Merkmale: zwei kombinierte VU-Meter, beleuchtet
  • Abmessungen: (B) 440mm x (H) 97mm x (T) 265mm
  • Gewicht: 7,1 kg
  • Land der Herstellung: Japan (Denon)
  • Jahr(e): 1983 - 1985
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