Sanken 2SC3519A Class A/B Endstufenprojekt

Veröffentlicht: 13.11.2022

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Explorations

Tag(s): Power Amplifiers

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Wenn man sich so manche moderne Verstärker ansieht, könnte man den Eindruck bekommen, dass der Prozess der Signalverstärkung unendlich komplex sei und zahlreiche patentierte elektronische Komponenten und integrierte Schaltungen zur Signalverbesserung und Klangformung erfordere. Deshalb mag es überraschen, dass einige der bestklingenden Verstärker einen genau gegenteiligen Ansatz verfolgen und der Philosophie des “weniger-ist-mehr” folgen. In audiophilen Kreisen herrscht sogar der Glaube, dass jedes zusätzliche Bauteil im Signalweg eher zu einer Verschlechterung des ursprünglichen Signals führt. Mit dieser Prämisse ging auch der Entwickler des hier vorgestellten Sanken Class-A/B-Verstärkers ans Werk.

Die Firma Sanken hat einen ausgezeichneten Ruf für den Bau von Qualitätstransistoren und bereits zu einigen legendären Verstärkern beigetragen, wie z.B. dem in Japan hergestellten Luxman L-10 Modell von 1976-1982. Die relativ modernen Sanken 2SC3519A waren daher eine logische Wahl. Sie waren in der Lage, Ströme von 15 Ampere und maximale Betriebstemperaturen von bis zu 150° Celsius zu bewältigen, nur für den Fall, dass die Betriebstemperatur jemals ein Thema sein sollte. Das Ziel dieses Projekts war es, einen leistungsstarken und klanglich richtigen linearen Verstärker zu bauen, der mit Leichtigkeit viel saubere Energie lieferte. Ein optionaler parametrischer Dreiband-Equalizer sollte die exakte klangliche Anpassung an den Raum und die Lautsprecher ermöglichen, sofern dies überhaupt notwendig werden sollte.

Sein Aschaffenburger Entwickler war weder neu in der Branche noch war dies sein erster Endstufenentwurf. Die Grundlage der neuen Class-A/B-Konstruktion stellte ein großzügiger 250 VA Ringkerntransformator gepaart mit hochwertigen Kondensatoren als Stromversorgung dar. Es gab zwei separate Verstärkerplatinen, die jeweils mit vier Sanken 2SC3519A-Transistoren bestückt waren. Im Prototyp der Endstufe waren die Transistoren auf zwei überdimensionierten Kühlkörpern montiert, die insgesamt drei Rackslots hoch waren. Die Endstufe selbst hätte wohl auch in ein Gehäuse aus zwei Einschüben gepasst, dennoch war es praktisch, von dem größeren Gehäuse auszugehen, falls doch noch Änderungen am Design vorgenommen werden mussten. In Anbetracht der Größe der Kühlkörper wurde die Endstufe nicht einmal handwarm, auch nicht in Kombination mit unseren 4-Ohm Epicure 3.0 Lautsprechern mit 83 dB niedriger Empfindlichkeit.

11. November 2022 - Hörtest 1:

Als ich die Sanken Class-A/B-Endstufe zum ersten Mal in Betrieb nahm, spürte ich schnell, dass ich es mit einer deutlich höheren Verstärkung zu tun hatte als sie unsere vorhandenen Hafler-, B&W- und Dynavox-Endstufen boten. Mit 160 Watt pro Kanal war die Sanken die stärkste Endstufe in unserem Sortiment und bot 15 Watt mehr Leitung pro Kanal als unsere Hafler XL280. Die Eingangsempfindlichkeit der Sanken war auf 1,4 Volt eingestellt, und ihre hohe Verstärkung erinnerte mich an frühere Endstufen von Quad, die ebenfalls vor Energie zu strotzen schienen. Der Bass war außergewöhnlich straff und ähnlich einer H&S Exceptional, den ich einige Monate zuvor getestet hatte. In der Tat bestätigte der Entwickler in einem späteren Telefonat, dass der Dämpfungsfaktor auf den hohen Wert von 800:1 ausgelegt war. Die Sanken-Endstufe bot jede Menge mühelose Kontrolle, die gut mit unseren leistungshungrigen Epicure 3.0 harmonierte.

Die Endstufe zeigte insgesamt viel Attacke und Crescendo. Die Musik konnte sich besser von den Lautsprechern lösen als dies mit unserer Hafler-Endstufe der Fall war und wurde tiefer in den Raum geschleudert. Das daraus resultierende Musikerlebnis wirkte intensiver und unmittelbarer. Der Klang war trocken und in Kombination mit den Epicure Lautsprechern wurde eine solide Stereomitte erzeugt. Der Klang wirkte tonal reichhaltig bei ausreichender, aber nicht übermäßig präsenter Hochtonauflösung. Das Klangerlebnis war fesselnd und es fiel mir leicht, dem Geschehen über längere Zeiträume zu lauschen. Der parametrische Equalizer war bei meinem Prototypen noch nicht angeschlossen, aber ich hatte bei meinem Aufbau auch nicht das Verlangen, irgendwelche Einstellungen vorzunehmen.

Obwohl ich der Endstufe sehr gerne zuhörte, legte ihre hohe Verstärkung auch eine Schwäche unserer Dynaco PAS-4 Vorstufe offen. Einige Wochen zuvor hatte die Dynaco damit begonnen, ein leichtes Zischen zu erzeugen. Dies erwies sich in Kombination mit der Sanken Class-A/B-Endstufe als grenzwertig bis unerträglich und führte dazu, dass ich für die Dynaco einen Werkstatttermin buchte. Gelegentlich bemerkte ich auch eine Verzerrung, die sich wie Übersteuerung anhörte. Zuerst dachte ich, dass das Clipping bereits in der Musik angelegt war, aber als es wiederholt auftauchte, war ich mir dessen nicht mehr so sicher. Und als ich die Endstufe einmal ohne zuvor die Elkos zu entladen erneut einschaltete, bemerkte ich ein wiederkehrendes inneres Brummen. Dieses könnte durch den großen Transformator verursacht worden sein. Da ich mir aber nicht sicher war, dass es sich um einen rein mechanischen Effekt handelte, hielt ich es für angebracht, das Phänomen an dieser Stelle mit aufzuführen.

< Halfer XL-280 Vergleich | Überarbeitete 3519 Version >

Technische Daten

  • Typ: Class-A/B Leistungsendstufe (Prototyp)
  • Transistoren: 4x Sanken 2SC3519A pro Kanal
  • Transistortyp: bipolar (BJT)
  • Transformator: Ringkern, 250 VA
  • Ausgangsleistung: 160 Watt pro Kanal, 8 Ohm
  • Frequenzbereich: 1-100.000 Hz (+/- 3 dB)
  • Dämpfungsfaktor: 800:1
  • Eingangstyp: Cinch/RCA
  • Eingangsempfindlichkeit: 1,4 Volt
  • Rauschabstand: (noch zu bestimmen)
  • Harmonische Verzerrung: (noch zu bestimmen)
  • Anstiegszeit: (noch zu bestimmen)
  • Anstiegsgeschwindigkeit: (noch festzulegen)
  • Abmessungen: (B) 244mm; (H) 165mm; (T) 250mm
  • Gewicht: 8,4 kg
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Jahr: 2022
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