Veröffentlicht: 6.6.2024
Herstellungsdatum: 1995
Autor: Karsten Hein
Kategorie: Gear & Review
Tag(s): Speaker Cables
Das innovative MIT-Kabelunternehmen hat seinen Sitz in Reno, Nevada. Und obwohl die Abkürzung dieselbe ist, besteht keine Verwandtschaft mit dem berühmten Massachusetts Institute of Technology. Vielmehr stehen die Buchstaben des Kabelunternehmens für "Music Interface Technology". Bruce Brisson, der Leiter und Kopf des MIT, ist vor allem für seine Forschungen bekannt, wie man die bekannten Kammfiltereffekte bei Signalkabeln beseitigen kann. Die Terminator 5-Lautsprecherkabel wurden Mitte der 1990er Jahre auf den Markt gebracht und nutzen bereits MITs patentierte Multi-Pole Zobelglied-Technologie.
Die Terminator 5 bieten ein einadriges Kabeldesign mit einem beeindruckenden Durchmesser von 12 mm. Die mir zum Test zur Verfügung gestellten Exemplare waren 3,60 m lang, wobei das Zobelglied (14 cm lang) in 2,60 m Entfernung vom Verstärker bzw. 2,46 m von den Lautsprechern angebracht ist. Da die Signalrichtung durch kleine Pfeile an den Seiten der Kabel angezeigt wird, muss das kleine Kästchen näher an den Lautsprechern als am Verstärker platziert werden. In den meisten Fällen wird die Netzwerkbox mit dem Logo irgendwo im freien Raum zwischen den Lautsprechern und dem HiFi-System, welches sie antreibt, zu sehen sein.
Ich habe die Terminator 5-Kabel zum ersten Mal bei Matthias zu Hause gehört, als er seine Duevel Bella Luna-Lautsprecher vorführte. Er trieb seine omnidirektionalen Hornlautsprecher mit einer Devialet Expert Endstufe an, und unter meinen ersten Impressionen war eine leichte Kompression im Mitteltonbereich, die ich zunächst auf die Horntreiber der Lautsprecher zurückführte. Erst bei näherer Betrachtung des Systems fiel mir auf, dass sich an einem der MIT-Kabel eine Schleife gebildet hatte, die wahrscheinlich durch einen unachtsamen Moment bei der Installation entstanden war. Wir entfernten die Schleife, und der Kompressionseffekt störte mich nicht mehr so sehr, obwohl kleine Spuren davon immer noch vorhanden waren.
Als Mattias sein HiFi-System von den Duevel “Bella Lunas” auf deren Flaggschiffmodell “Jupiter” aufrüstete, tauschte er auch seine MIT Terminator 5-Kabel gegen leistungsfähigere Konkurrenten aus. Da ich mich für die MITs interessierte, schlug Mattias mir vor, sie in unser neues Studio in Marne mitzunehmen, um sie dort gründlich zu testen. Ich freute mich sehr über diese Gelegenheit und sagte schnell zu. Schließlich war inzwischen ein Jahr vergangen, seit ich die Bella Lunas zum ersten Mal gehört hatte, und ich war in der Zwischenzeit auch in meinen eigenen Erkundungen weit vorangekommen. Vor allem das neue Studio hatte mir die Möglichkeit gegeben, mich intensiver als je zuvor mit dem Thema Klang zu beschäftigen.
In dem folgenden Kabeltest verglich ich das MIT Terminator 5 mit drei weiteren beliebten Vintage-Marken: da gab es Mark Levinsons HF-10 C, ein in der Schweiz hergestelltes, ultrareines multilitze Kupferkabel mit 10 AWG Durchmesser; Symphonic Lines Harmonie HD; und Sommer Cables Elephant in der Einstiegsklasse. Alle Kabel waren zuvor mit vergoldeten Bananensteckern nachkonfektioniert worden, um die Verwendbarkeit gegenüber den ursprünglichen Kabelschuhen zu verbessern. Zur Qualität der Stecker (aus überwiegend solidem Material gefertigt) kann ich nicht viel sagen, außer dass sie alle frei von sichtbarem Verschleiß und Korrosion waren. Die Sommerkabel waren als einzige mit hohlen Bananensteckern konfektioniert worden, die ich persönlich in diesem Zusammenhang bevorzuge.
Mein Testaufbau bestand aus einem Restek V1 Vorverstärker mit externem "Kassel"-Netzteil. Dieser war ein paar Jahre zuvor von Restek mit neuen Elkos und Ops aufgerüstet worden und hatte seitdem sehr gute Dienste geleistet. Als Endstufe diente eine RG11 MK5 S von Symphonic Line. Zwischen meinem Cambridge DAC Magic und dem Vorverstärker verwendete ich "Das Schnelle" von Symphonic Line, sowie ein älteres Symphonic Line Harmony HD-Kabel zwischen Vorverstärker und Endstufe. Der Sansui SR-525 Plattenspieler mit Direktantrieb wurde über meine eigenen silbernen Solid-Core-Kabel angeschlossen, die an dieser Stelle generell gute Dienste leisteten.
Als ich die Terminator 5 an meine Tannoy XT8f-Standlautsprecher anschloss, fiel mir auf, wie solide sich diese Kabel dank ihrer einadrigen Konstruktion anfühlen. Die Materialien sind sehr haltbar und sahen auch nach mehr als 30 Jahren noch gut aus. Da keines der Kabel in meinem Test für Bi-Wiring-Anwendungen ausgelegt war, bestückte ich die beiden Anschlussklemmen der Tannoy-Lautsprecher mit Brücken aus 4 mm dicken, massiven Kupferdrähten, die ich von Installationskabeln abgeschnitten und frisch abisoliert hatte. Ich schloss die Kabel in der für Single-Wiring typischen Weise an, indem ich die Tannoy-Dual-Concentric-Treiber direkt ansteuerte und dann die Brücke von dort zu den Tieftönern hinunterführte.
Von meiner Hörposition aus gefiel mir der edle Look der MIT-Kabel recht gut. Das kleine Kästchen wurde auf dem Teppichboden direkt neben den Lautsprechern platziert, wobei das Terminator-Branding deutlich sichtbar blieb. Dies war mein “modern” klingendes Setup, da die Tannoys viele musikalische Details bieten konnten, und auch der Restek V1-Vorverstärker zu einem offenen und transparenten Klangbild beitrug. Die RG11 MK5 S Endstufe ist ein hochmusikalischer und exakter Leistungsverstärker, der sowohl in Sachen Dynamik als auch durch seine natürliche Tonalität überzeugt. Nach meinem ersten Eindruck klang er tonal nicht so dunkel und satt wie der ältere RG9 Vollverstärker aus gleichem Hause, was ebenfalls das moderne Publikum ansprechen würde. Die von mir verwendeten Symphonic Line-Verbindungskabel können ziemlich unverzeihlich gegenüber Fehlern sein, und es war ein Glück, dass keine der Komponenten die Tendenz hatte, hart oder schroff zu klingen.
Ich wählte primär Musikstücke von zwei CD Alben aus: Den Sampler "Die Hörtest-CD Volume IX" der Zeitschrift "Stereo", die mir von Arndt Voss zur Verfügung gestellt wurde, und Diana Kralls "Only trust your heart". Die CD der Zeitschrift Stereo bot die bessere Aufnahmequalität und auch mehr Abwechslung in den Liedern, allerdings kannte ich Diana Krall’s Album besser, so dass ich auch deren Tonalität besser beurteilen konnte. Auf meinem Sansui-Plattenspieler spielte ich Jazz-Alben von Helge Lien ab, um einen alternativen Maßstab zum CD-Player und DAC zu haben. Die MIT-Kabel waren die ersten Exemplare, die ich mir in meinem Test vornahm. Ich schaltete die RG11 MK5 S ein und spürte für eine Millisekunde das solide Beben des brandneuen Super-Transformators “S”, der magnetisiert wurde, noch lange bevor die Relais einrasten würden, um die Lautsprecher freizugeben. Ich vermute, es gibt kaum ein erhabeneres Gefühl als das kraftvolle Anlaufen dieser Endstufe.
Eduard Strauss' "Bahn frei Polka" ist ein klassisches Musikstück, das von einem großen Orchester dargeboten wird, und ich wurde schnell daran erinnert, wie wichtig eine korrekte Tonalität für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Zusammenhang mit vielschichtiger Musik ist. Die MIT Terminator 5 unterstützten eine saubere Präsentation, indem sie einen dunklen Hintergrund wahrten. Dies sorgte für einen geordneten und kultivierten Klang. Bei Scotty Wrights "Sound of Silence" bemerkte ich den enormen Fokus und und die Klarheit der MIT im Mitteltonbereich, die durch weiche und seidige Höhen auf angenehme Weise ergänzt wurde. Der Sänger wirkte jedoch etwas kleiner, als sonst in dieser Kette üblich, und auch die Kompression der Mitten, die ich zuvor bei Matthias erlebt hatte, war erneut zu hören. Diese machte sich besonders bei weiblichen Stimmen bemerkbar, wie ich es bei Tokunbos Song "New June", aber auch bei Diana Krall feststellen konnte. Ich untersuchte mein HiFi-System, um mich zu versichern, ob sich vielleicht eines der Kabel versehentlich hinter dem Rack verheddert hatte, doch ich konnte keinen solchen Fehler finden.
Zu der bekannten Kompression des Mitteltonbereichs gesellte sich ein Basshöcker im Bereich von 100 - 150 Hz, auf den ich erstmals im Zusammenhang mit Matthias Duevel Jupiter aufmerksam geworden war. Und während er bei Matthias' damaliger Positionierung der Jupiter-Lautsprecher eine positive und ausgleichende Wirkung hatte, führte er bei meiner Abhöranlage zu gelegentlichen Resonanzen. Der Song "Wouldn't it be nice" von California Project beginnt mit einem ultra-lauten Schlagzeug-Auftakt. In Kombination mit den Terminator 5 Kabeln muss ich gestehen, dass ich vor Schreck fast vom Hörstuhl gefallen wäre. Die Dynamik im Kick-Bass-Frequenzbereich war wirklich überragend, und keines der anderen Kabel hatte in dieser Kategorie einen solchen Punch. Das MIT bot einen superbreiten Bühneneindruck und eine hervorragende räumliche Trennung der Instrumente vor einer ansonsten schwarzen Bühne. Diese Eigenschaft wurde durch das ultraschnelle Abklingen des Nachhalls unterstützt. Ich bemerkte auch eine gewisse Akzentuierung warmer und hölzerner Töne. Die Tonalität war daher etwas eingeschränkter und nicht ganz auf Augenhöhe mit einigen der besten (aber auch teureren) Kabeln, die ich bisher gehört hatte.
Obwohl das MIT Terminator 5 zum Zeitpunkt meines Tests mehr als 30 Jahre alt war, bot es ein angenehmes und spannendes Hörerlebnis mit einer durchaus anspruchsvollen Präsentation. Die vorhandene Tendenz zu tonalem Tuning ist leicht zu verzeihen, wenn man die zahlreichen Vorteile bedenkt, die dieses Kabel zu bieten hat. Dazu gehören: Hervorragende Dynamik, eine großzügige Bühnenbreite, die physische Trennung der Instrumente von links nach rechts (nicht so sehr tonal), eine Neigung zur Hervorhebung angenehm warmer Holztöne. Das MIT war auch in der Lage, überraschend tiefe Bässe wiederzugeben, wenn das Quellmaterial dies zuließ. Das Kabel passt zu Musikgenres, die schnell und druckvoll wiedergegeben werden müssen, wie elektronische Musik, Pop, Rock, etc. Aufgrund seiner besonderen Tonalität wäre es wahrscheinlich nicht die erste Wahl für Hörer mit einer Vorliebe für klassische Musik, Vocal Jazz oder Singer Songwriter, es sei denn, es wird dazu benötigt, bereits vorhandene Systemschwächen auszugleichen, falls z.B. eine klanglich ausgewogenere Platzierung der Lautsprecher aus baulichen Gründen nicht möglich ist.