Veröffentlicht: 2.9.2024
Herstellungsdatum: 1996
Autor: Karsten Hein
Kategorie: Gear & Review
Tag(s): CD-Players
Pioneers PD-S 705 CD-Player kam 1996 auf den Markt und war das Spitzenmodell der neuen x05-Serie. Knapp darüber rangierte noch der beliebte PD-S 904, der bereits im Vorjahr auf den Markt gekommen war. Der PD-S 705 schloss somit die bestehende Lücke zwischen seinen beliebten Geschwistern. Er richtete sich in erster Linie an Verbraucher, die die Technologie des PD-S 904 zu einem günstigeren Preis suchten. Der größte Nachteil des PD-S 705 war, dass er, wie auch der PD-S 604 und alle anderen Einsteigermodelle, keinen koaxialen Digitalausgang für den Anschluss an einen externen Digital-Analog-Wandler (DAC) oder an den Digitaleingang eines Vorverstärkers oder Verstärkers besaß. Für die meisten Menschen der damaligen Zeit hätte dieser Kompromiss in der Vielseitigkeit jedoch keine große Rolle gespielt, da CD-Spieler meistens die einzigen digitalen HiFi-Geräte im Haushalt waren.
Im April 2024 schrieb ich einen Artikel über den kleineren PD-S 604, in dem ich die Vorteile des "Stable-Platter"-Mechanismus für kritisches und audiophiles Hören hervorhob. Bei diesen Laufwerken ist der Plattenteller ein integraler Bestandteil der Leseeinheit des Players und stützt die CD-Scheibe vollflächig von unten ab, anstatt sie nur in der Mitte zu greifen. Dadurch wird das Flattern der CD erheblich reduziert, und das Quellmaterial kann mit sehr hoher Genauigkeit gelesen werden. Da der Zweck jeder HiFi-Anlage darin besteht, dieses Ausgangssignal zu verstärken, ist gerade dessen Integrität für den Klang von größter Bedeutung. Der PD-S 705 verwendet dieselbe Technologie, jedoch mit einer weiterentwickelten Antriebseinheit (PEA1291 statt PEA1179). Die Verbesserungen gegenüber dem PD-S 604 zeigen sich in einem flüssigeren Öffnen und Schließen des Mechanismus sowie in einer noch präziseren Drehung der Platte, was unter anderem zu einer ultraschnellen Initialisierung der Platte führt, sobald die Schublade geschlossen ist.
In meinem Artikel erwähnte ich auch die Vorteile von Legato Link, das die hohen Frequenzen der CD nicht abrupt abschneidet, wie es bei den meisten CD-Playern der Fall ist, sondern stattdessen eine Art Spline-Interpolation verwendet, um einen weicheren und natürlicheren oder „analogen“ Klang der hohen Frequenzen zu erzeugen. Während diese Technologie beim PD-S 604 gelegentlich zu einer unerwünschten Betonung der Höhen führen konnte - als ob bei manchen Aufnahmen Artefakte auftreten würden - war dieser Effekt beim PD-S 705 deutlich weniger ausgeprägt, wenn er überhaupt noch wahrnehmbar war. Ich denke da an eine „Kuschel Jazz“-CD von Sony & BMG aus dem Jahr 2007, auf der einige Songs eine extrem breite und dreidimensionale Klangkulisse erzeugten, was gelegentlich zu Ungenauigkeiten im Hochtonbereich führen konnte. Jazzige Interpretationen, wie „I Walk the Line“ von Joel Harrison & Norah Jones, klingen auf dem PD-S 705 vielleicht auch etwas höhenbetont, doch ich konnte keine digitalen Fehler, Anomalien oder Artefakte feststellen.
Obwohl der gleiche Digital-Analog-Wandler (PD2029A) verwendet wird, bietet der PD-S 705 einen um +2 dB verbesserten Rauschabstand von 110 dB. Um dies zu erreichen, verzichtet der PD-S 705 auf einige Funktionen des PD-S 604, z.B. gibt es keinen variablen Line-Ausgang, der eine Abschwächung des Ausgangssignals in Richtung Verstärker ermöglicht. Es gibt keine Kopfhörerbuchse an der Vorderseite und somit auch keine motorisierte Lautstärkeregelung. Während es in den 1980er Jahren noch ausgeklügelte Bedienfelder mit vielen Funktionen und Knöpfen gab, kehrte man Ende der 1990er Jahre bereits zu einer simpleren Designphilosophie zurück, die sich vor allem auf den Klang konzentrierte. Letzteres ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass der PD-S 705 über einen Schalter zum Ausschalten des LCD-Displays verfügt. Ich persönlich habe mich über diese Funktion sehr gefreut, da ich weiß, dass die meisten Audiogeräte nur bei ausgeschaltetem Display ihr volles Klangpotential entfalten. Streuströme vom Display können nur allzu leicht hörbare Störungen in das Musiksignal einbringen.
Beim PD-S 705 sind die Audioausgänge schaltbar, so dass Benutzer den optischen Digitalausgang und den Analogausgang je nach Anwendung separat ein- und ausschalten können, um dadurch abermals Störungen zu reduzieren. Der PD-S 705 verringert den Gesamtklirrfaktor von bereits niedrigen 0,0028% auf 0,0026%, was in Kombination mit dem verbesserten Signal-Rausch-Verhältnis von Bedeutung sein mag. Der PD-S 705 ist nicht nur 1,5 cm höher, sondern auch 300 Gramm schwerer als der PD-S 604, wodurch er eine stabilere Basis bietet und die schwerere Disc-Lade besser ausbalancieren kann. Auf der anderen Seite besteht das Gehäuse immer noch aus dem gleichen flachen, gebogenen Blech, welches auch heute noch in den meisten Hi-Fi-Geräten zu finden ist.
Ich hatte bereits beim PD-S 604 gelernt, dass eine Antiresonanzfolie, im Inneren des Gehäuses angebracht, den Klang des Gerätes verbessern kann. Da ich meinen PD-S 705 jedoch in generalüberholtem Zustand von einem deutschen Upcycler mit einem Jahr Produktgarantie erworben hatte, traute ich mich nicht, das Garantiesiegel zu zerstören. Ich finde die Idee sehr gut, alte elektronische Geräte zu reparieren, weiterzuverkaufen und ihnen so ein zweites Leben zu schenken. In diesem Sinne war ich dankbar, die Positron-e GmbH in 85368 Moosburg gefunden zu haben, die ihre generalüberholten und getesteten Produkte unter anderem über eBay verkauft. Allerdings muss ich wegen der Garantie noch eine Weile mit dem Standard-Metalldeckel leben und kann auch noch keine Fotos vom Innenleben des Players zeigen. Dies und der etwas höhere Kaufpreis waren kleine Zugeständnisse für die in Aussicht gestellte Unterstützung durch ein professionelles Servicecenter, falls später einmal technische Probleme auftreten sollten.
Im Allgemeinen sind die Pioneer PD-S-Player solide konstruierte Audiogeräte, die über viele Jahre störungsfrei ihren Dienst tun. Meiner Erfahrung nach spielen sie gut mit Interconnects, die einen schnellen und detailreichen Klang fördern. Ich verwende daher ungeschirmte, verdrillte Silber-Solid-Core-Kabel. Diese klingen sehr frei und ermöglichen eine optimale Integration des Pioneer, unter anderem mit High-End-Klassikern wie dem Symphonic Line RG9 MK3 oder auch dem aktuellen Symphonic Line RG9 MK5. Im Vergleich zu NAD-Playern ähnlicher Preisklasse war die Klangbühne des Pioneer etwas weniger scharf umrissen, und die Instrumente standen nicht ganz so dreidimensional im Raum, dafür waren Tempo und Rhythmus packender und wirkten lebendiger. Der Pioneer PD-S 705 mag vielleicht nicht der spektakulärste CD-Spieler auf dem Markt sein, doch seine originalgetreue Wiedergabe des Musikmaterials und der angenehm analog klingende Hochtonbereich machen ihn zu einem ausgewogenen Allrounder, der sich auch für audiophile Hörsessions sehr gut eignet.
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