Veröffentlicht: 6.5.2020
Autor: Karsten Hein
Kategorie: High Fidelity
Ich muss gestehen, dass ich immer noch ein relativer Neuling beim Thema Plattenspieler bin. Wie die meisten Plattenspielerbesitzer der 80er Jahre war auch ich zuerst begeistert vom Aufkommen der neuen superleisen, digitalen Technologie, die in Form einer glänzenden und kompakten Scheibe daherkam. Und ehrlich gesagt, in der erschwinglichen Preisklasse eines Jugendlichen war die CD auch kaum zu toppen. Folglich verkaufte ich meinen Plattenspieler Anfang der 90er Jahre und blickte nie wieder zurück, bis ... zum Sommer 2018, als wir im Keller unseres Großvaters einen 1972er Philips 212 fanden.
Seitdem ist viel Zeit mit Lesen und Experimentieren vergangen. Der Philips brauchte einen neuen Riemen, ein neues Headshell und einen neuen Tonabnehmer. Wir reinigten und schmierten die Lager, überprüften und erneuerten die interne Verkabelung und tauschten den Stecker von 5-poligen DIN- gegen moderne Cinch-Buchsen aus. Wir überprüften die Geschwindigkeit des Plattentellers, korrigierten den Azimut und das Offset. Wir achteten darauf, dass der Plattenspieler auf einem schwingungsarmen Fuß und in der Waage steht. Das Ergebnis ist verblüffend, und zum ersten Mal klingt unser Plattenspieler tatsächlich 'natürlicher' als eine CD, sofern die Platte selbst von einer guten Pressung ist. Da der Kauf einer gut gepressten LP ein gewisses Risiko darstellen kann, ist es sicher eine gute Idee, persönliche Erfahrungen der Klangqualität zu teilen, wie ich es auch in diesem Blog getan habe.
Der auf den Fotos gezeigte Lenco war unser zweites Plattenspielerprojekt. Einst berühmt als gut gebauter Einstiegsplayer mit überraschenden Klangqualitäten, kam dieser hier in ziemlich schlechtem Zustand an. Wir mussten Motorgeräusche beseitigen, neue Blocks einbauen und die anderen oben beschriebenen Parameter anpassen, um sein Potenzial zu entfalten. Doch die Investition von Zeit und Mühe war nicht umsonst. Für den Zweck des audiophilen Hörens sollten Plattenspieler nicht unterschätzt werden.
Anmerkung zur Reinigung von Vinyl: Einige Zeit lang hatte ich massive Probleme mit statischer Aufladung und Staub beim Abspielen meiner Platten, obwohl ich sie zuvor mit einer Bürste reinigte. Meine Platten knisterten und knacksten und manchmal übersprangen sie dabei sogar eine Rille. Später fand ich heraus, dass, während eine Hand die Platten reinigt, die andere Hand eine Art von Erdung berühren muss. Normalerweise reicht es aus, wenn man das Metallgehäuse des Verstärkers berührt. Wenn ich das tue, kann ich förmlich sehen, wie der Staub zur Bürste fliegt und auch spüren, wie die statische Aufladung verschwindet. Eine kleine Erkenntnis mit einem beeindruckenden Ergebnis. Zusätzlich gibt es von verschiedenen Herstellern auch Mitlaufbesen mit statischer Entladung zu erwerben. Von Sprays oder Nassspielen würde ich zum Schutz der Platten eher abraten.