Veröffentlicht: 3.5.2020
Autor: Karsten Hein
Kategorie: High Fidelity
Ein Vorverstärker, manchmal auch Vorstufe genannt, gibt das Signal der Musikquelle an die Endstufe, bzw. den Leistungsverstärker weiter. Wenn Vor- und Endstufe in nur einem Gerät zusammengefasst sind, wird dieses als Verstärker bezeichnet. Ist in demselben Gehäuse auch ein Tuner integriert, wird das Gerät zum Receiver. Diese kombinierten Geräte sind zwar oft preislich günstiger und platzsparender als ihre separaten Artgenossen, sie schränken aber auch die Möglichkeiten zur individuellen Anpassung unserer Anlage ein, z.B. beim Wechsel zu neuen Lautsprechern. - Zweifellos jedoch gibt es in beiden Disziplinen großartige Geräte zu finden.
Ein Leistungsverstärker nimmt den relativ geringen Strom vom Vorverstärker und nutzt ihn, um einen Regler zu betreiben, der einen hohen Strom steuert. Dieser Regler kann in Form eines Transistors, einer Röhre oder eines digitalen Schalters ausgeführt sein. Je nach eingestelltem Ruhestrom strahlen sowohl Transistoren als auch Röhren während des Betriebs viel Wärme ab. Der Betriebsstrom samt Heizung führt bei Röhren zu einer starken inneren Erwärmung. Transistoren strahlen ihre Hitze durch eine Mischung aus Ruhestrom (Stichwort: Class-A) und lineare Signalverarbeitung ab. Klassische Transistoren haben runde Metallgehäuse und glänzen, ähnlich wie Röhren.
Leistungsverstärker brauchen einen oder mehrere kräftige und strahlungsarme Transformatoren (oft als Ringkerntrafo oder gekapselt ausgeführt), die sowohl den Betriebsstrom als auch den Strom für die Signalverstärkung liefern. Im Idealfall halten großen Elektrolyt-Kondensatoren (ähnlich wie ultraschnelle Batterien) viel überschüssige Energie bereit, um jederzeit genug Leistung für Impulsspitzen zu liefern, die von den Transformatoren allein über das Stromnetz sonst nicht so rasch bereitgestellt werden könnte, aber auch um vor Netzschwankungen und Einstreuungen zu schützen. Zusätzlich werden eine Steuerungsplatine und ein Transistorpärchen (oder ähnliches) pro Kanal benötigt, welches in der Regel zur besseren Ableitung des Arbeitsstroms auf großen Kühlkörpern montiert ist.
Aus der Leistungskombination dieser Komponenten ergibt sich die Nennleistung des Verstärkers. Diese wird normalerweise in zwei Zahlen angegeben: Watt und Ohm. Die Wattzahl gibt die Fähigkeit an, Leistung an einen Lastwiderstand abzugeben, desen Wert in Ohm angegeben ist. Wenn Sie den Lastwiderstand auf der Seite des Lautsprechers verringern, erhöht sich theoretisch auch die Fähigkeit, auf der Seite des Verstärkers Watt zu liefern. Es gibt jedoch eine Grenze für die Erhöhung der Leistung, denn eine geringere Last bedeutet auch einen höheren Rückstrom zum Verstärker, der diesen Verarbeiten muss und irgendwann entweder instabil wird oder überhitzt. In der Regel wird dann die Leistung runterregelt, es entstehen Verzerrungen, oder die Endstufe stirbt an Überlastung, wobei unter Umständen auch die Lautsprecher beschädigt werden.
Als ich mich zum ersten Mal mit dem Thema Leistungsverstärker für mein eigenes System befasste, war ich überrascht, dass unter audiophilen Hörern einige der am meisten geschätzten Verstärkerkonzepte sowohl in Bezug auf die verwendeten Komponenten als auch in Hinblick auf das Layout sehr simpel waren. Nachdem ich das Privileg hatte, einige ältere Endstufen mit modernen Designs klanglich zu vergleichen, bin ich derzeit sehr zufrieden mit dem ausgewogenen und musikalischen Klang unserer 1989er B&K ST140-Endstufe, den ich von einem Mitglied der örtlichen audiophilen Gemeinschaft erworben habe. Die Fähigkeit dieser Endstufe, auch an 2-Ohm noch laststabil Energie zu liefern, war dabei eine meiner Überlegungen.