Veröffentlicht: 30.4.2020
Autor: Karsten Hein
Kategorie: High Fidelity
In Hifi-Foren wird zeitweise behauptet, dass die Polarität eines 240V-Steckers keine Rolle spielen sollte, da diese mit 50Hz wechsle. Dies ist jedoch nicht die ganze Wahrheit, da nur die Phase schwingt, während der Nulleiter neutral bleibt. In vielen Ländern, z.B. in den USA und in Großbritannien, wird eine Umkehrung der Pole beim Einstecken in die Steckdose gegebenenfalls durch die Verwendung von richtungsgebundenen Steckern verhindert, entweder durch einen Erdungsstift (Großbritannien) oder dadurch, dass einer der Pole größer ist (USA). Die Frage, ob die Polarität wichtig sei, ist also im Wesentlichen eine deutsche Frage, und als solche wird sie wohl nie verschwinden.
Es gibt viele Möglichkeiten, die richtige Polarität des Steckers eines Geräts zu bestimmen. Oehlbach z.B. schlägt vor, ihren selbstentwickelten "Phaser" zu verwenden, andere bevorzugen umfangreiche Messungen bei ein- und ausgeschaltetem Gerät. Unabhängig von der angewandten Methode besteht der erste Schritt in der Verwendung eines Phasenprüfers, in der Regel ein Schraubendreher, und in der Markierung des heißen Leiters an der Steckdose. Wenn Sie eine Steckdosenleiste zur Verteilung verwenden, sollte die Phase auch hier markiert werden, z. B. mit einem weißen oder roten Marker oder mit Klebepunkten.
Obwohl ich den Oehlbach Phaser gelegentlich verwendet habe, musste ich feststellen, dass die effektivsten Ergebnisse tatsächlich durch Ausprobieren zu ermitteln sind, indem ich meine eigenen Ohren benutze. Dazu nehme ich eine leere Steckdosenleiste und schließe nur die Geräte an, die ich mindestens zum Abspielen von Musik benötige, z.B. Plattenspieler, Vorverstärker und Endstufe. Falls sich der Phono-Vorverstärker dabei nicht im Plattenspieler, sondern im Vorverstärker befindet, spielt die Polarität des Plattenspielers keine Rolle, da der Audiosignalweg passiv ist. Auf diese Weise muss ich nur zwei Stecker auf optimales Erdpotential bringen: Vorverstärker und Endstufe. Das schränkt die Zahl der möglichen Kombinationen ein.
Worauf man achten sollte: Wenn die Phasenlage verkehrt herum eingesteckt ist, 'klebt' die Musik an den Lautsprechern und die Phantom-Mitte (d.h. die mittlere Position, die sich aus Monosignalen in der Aufnahme ergibt, in der Regel die Position der Stimme) ist schwach ausgeprägt oder nicht vorhanden. Wenn die Phase richtig herum eingesteckt ist, erstreckt sich die Musik in den Raum hinein, wobei die Phantommitte so gut wie ein dritter Lautsprecher wahrnehmbar ist.
Wiederholen Sie diese Überprüfung mit jedem neuen Gerät, das Sie hinzufügen, bis Sie den gewünschten akustischen Effekt erzielen. Dies wird als ‘Ausphasen’ Ihres Systems bezeichnet und ist eine interessante Etappe der Aufstellung und des Aufbaus, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Wenn Sie es aber erst einmal richtig hinbekommen und den Unterschied gehört haben, gibt es vermutlich kein Zurück mehr.
Beim Ausphasen eines einzelnen Geräts, z. B. eines Receivers, an dem keine anderen Geräte angeschlossen sind, ist der Effekt des Ausphasens möglicherweise weniger ausgeprägt. Die Vorteile des Ausphasens haben hauptsächlich mit dem Ausgleich von Unterschieden der Massenpotentiale zwischen den Geräten zu tun.