Lenco L75

Veröffentlicht: 31.5.2020

Herstellungsdatum: 1967

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Turntables

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Fritz und Marie Laeng gründeten im Jahr 1946 in dem schweizer Ort Burgdorf die Plattenspieler-Manufaktur Lenco. Der Name Lenco wurde aus dem Familiennamen der Laengs abgeleitet, was vor allem auf die Initiative von Marie zurückzuführen war. Schon in der Zeit vor der Produktion von Plattenspielern in Burgdorf war das Ehepaar Laeng von dem Thema Audiotechnik fasziniert und betrieb seit 1925 ein Elektrogeschäft. Die aufrichtige Begeisterung der Laengs für gute Klangwiedergabe führte zu zuverlässigen Qualitätsprodukten und zu einem hervorragenden Service für die wenigen Geräte, die zur Nachbesserung in die Fabrik zurückkamen. Viel Leidenschaft, hohe Qualität und hervorragender Service erwiesen sich als solide Grundlage für den Erfolg, und das Unternehmen eröffnete bald eine zweite Fabrik in Italien, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen.

Für die Produktion von Zubehör, das Lenco nicht ohne weiteres selbst herstellen konnte, ging das Unternehmen Partnerschaften mit entsprechend spezialisierten Unternehmen ein. Komet war Spezialist für Röhrenverstärker und unterstützte Lenco bei der Herstellung von Plattenspieler-Verstärker-Kombinationen. Ein anderer, vielleicht bekannterer Partner war Goldring, ein Spezialist für Tonabnehmer. Einige Lenco-Plattenspieler wurden mit dem Goldring-Logo vermarktet. Auf diese Weise konnte die weniger bekannte Marke Lenco aus der Schweiz vom etablierten Vertriebsnetz Goldrings profitieren, was es Lenco erleichterte, Kunden in aller Welt zu erreichen. Innerhalb weniger Jahre konnte Lenco Verkäufe in mehr als 80 Ländern erzielen.

Leider verstarb Marie Laeng zu einem für das Unternehmen besonders schwierigen Zeitpunkt, nämlich während der Ölkrise im Jahr 1974. Sie war das Herz und die Seele des Unternehmens gewesen, und die Manufaktur wurde nun von mindestens zwei Seiten bedrängt: von der rückläufigen Weltwirtschaft und vom Verlust der Hauptmotivatorin. Ein dritter Schlag wurde durch den Zustrom billigerer Elektronik aus den aufstrebenden asiatischen Ländern verursacht, die sich als Gewinner der neuen preisgesteuerten Wirtschaft in Europa erwiesen. Die Lenco AG Burgdorf meldete 1977 Konkurs an. Die neu gegründete Lenco Audio AG übernahm die bestehenden Serviceverträge und vollendete die letzte Generation an Lenco Produkten.

Der Lenco L75 Plattenspieler wurde ab den frühen 1970er Jahren gebaut und war für die Herausforderungen eines preisgetriebenen Marktes konzipiert. Er war gerade erschwinglich genug, um noch von Universitätsstudenten gekauft zu werden, und wurde mit der Absicht entwickelt, einer jungen Verbrauchergruppe audiophile Klangqualität ‘Made in Switzerland’ zu bieten. Trotz des leichten Rumpelns, das von der robusten Laufradkonstruktion herrührte, verfügte der holzverkleidete Lenco über einige willkommene Merkmale, wie zum Beispiel ein schwimmendes Gehäuse, einen neu überarbeiteten Tonarm mit sichtbarem Anti-Skating-Gewicht und vier Spielgeschwindigkeiten, die von 78 Umdrehungen pro Minute bis hinunter zu 16 RPM reichten. Als Zubehör gab es eine Stroboskopscheibe zur Feineinstellung der Geschwindigkeit, einen Schallplatten-Besen mit Halterung auf dem Deck und ein Plattengewicht zur Reduzierung von Vibrationen. Noch heute zählt der L75 zu den besten Plattenspielern, die jemals in Großserie hergestellt wurden. Vor allem audiophile Hörer schätzen den L75 sehr, wohl wissend, dass selbst der beachtliche Erfolg des L75 am Ende nicht ausreichte, um das angeschlagene Unternehmen vor dem Aus zu retten.

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Technische Daten

  • Antrieb: vertikales Treibrad
  • Motor: 4-poliger Synchronmotor mit konischer Achse
  • Geschwindigkeiten: 78, 45, 33-⅓, 16-2/3
  • Gleichlaufschwankung: ±0,08% / ±0,4%
  • Rumpeln: 36 dB (ungewichtet); 60 dB (gewichtet)
  • Auflagefläche: 306 mm, 3,7 kg, Zink-Legierung
  • Tonarmlänge: 227 mm
  • Überhang: 17 mm (einstellbar)
  • Versatzwinkel: 23°12' (±0,8° max.)
  • Material: Aluminium-Rohr
  • Auflagegewicht Tonabnehmer: 0,5 g
  • Abmessungen: 445 x 335 x 150 mm
  • Gewicht: 10,5 kg
  • Herstellungsland: Schweiz, Italien
  • Baujahr(e): 1967 - 1985
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