Veröffentlicht: 19.1.2022
Autor: Karsten Hein
Kategorie: Gear & Review
Tag(s): Speaker Cables
Madrigal Audio Laboratories wurde Mitte der 1980er Jahre von Sanford Berlin gegründet und übernahm im selben Jahr den Hersteller von High-End-Audioprodukten Mark Levinson. In den fast 20 Jahren seines Bestehens besaß Madrigal eine Reihe berühmter Audiomarken wie Audioaccess, Proceed und Imaging, die einige herausragende Hi-Fi-Produkte entwickelten und herstellten, bevor Madrigal schließlich 2003 von der Harman International Group übernommen wurde und seinen Hauptsitz noch im selben Jahr schließen musste.
Die hier gezeigten Lautsprecherkabel wurden von Madrigal Mark Levinson in den späten 1980er Jahren hergestellt, wahrscheinlich um die Frage zu beantworten, wie große Lautsprecher klingen würden, wenn sie direkt in die Verstärkerplatine integriert werden könnten, anstatt über klanglich zweifelhafte Lautsprecherkabel angeschlossen zu werden. Dieser Gedanke mochte einem Tontechniker durchaus verständlich erscheinen, doch er bedurfte vielleicht einer Erklärungen, um auch von Branchenfremden vollständig verstanden zu werden.
Bei den ersten Grammophonen ging die Audiowiedergabe von einer einzigen Signalquelle aus, die ihr Impulse direkt an den Schallwandler übertrug. Auch die ersten Rundfunkempfänger waren noch Mono-Geräte, bei denen die Lautsprecher unmittelbar in die Elektronik integriert waren. Erst mit dem Aufkommen des Stereohörens mussten Lautsprecher ihren separaten Aufstellungsort finden, oftmals weit entfernt von der Elektronik, die sie antrieb. Wer in den frühen 60er Jahren seine Breitbandlautsprecher an seine Stereoanlage anschloss, bemerkte den Verlust der Signalintegrität vielleicht noch nicht so deutlich, doch als während den 70er und 80er Jahren Lautsprechergehäuse, bessere Frequenzweichen und Treiber entwickelt wurden, traten dadurch die Konstruktionsmängel von Lautsprecherkabeln nach und nach zutage.
Hersteller von Audiogeräten wie Madrigal Mark Levinson hatten ein Interesse daran, ihren Kunden die Vorteile ihrer verbesserten Technologie zu demonstrieren, und stellten bald fest, dass ein Teil ihrer Forschungsarbeit verloren ging, noch bevor die Musiksignale die Lautsprecher erreichten, einfach aufgrund der Tatsache, dass die verwendeten Kabel, die unweigerlich jeden Schritt der Signalkette miteinander verbanden, in sich selbst nur ein Kompromiss waren. Das standard Lautsprecherkabel der 80er Jahre bestand, ganz ähnlich wie noch heute, aus zwei mehrdrähtigen Kupferdrähten von kleinerem Durchmesser. Mit solch einem Kabel war zwar die Grundverbindung für den Stromfluss hergestellt, aber die Frage war, ob dies die bestmögliche Lösung für den Klang darstellte. Madrigal ging zurück ans Zeichenbrett und entwickelte ein Lautsprecherkabel, das allein nach seinen klanglichen Vorzügen konzipiert wurde, wobei alle anderen Aspekte beiseite gelassen wurden, getreu dem Bauhaus-Motto: "Form follows function".
In den 1980er Jahren war bereits bekannt, dass Massivdrähte durch die Begrenzung der Wirbelströme innerhalb des Kabels eine größere musikalische Homogenität über alle Frequenzen boten. Es war auch bekannt, dass der elektrische Strom größtenteils an der Oberfläche des Kabels entlang floss. Madrigals Ziel war es daher, ein Lautsprecherkabel zu entwickeln, das aus einer einzigen Ader bestand und dennoch die große Oberfläche eines dicken, mehrlitzigen Kabels bot. Das Ergebnis war ein flaches, hochreines, einadriges Kupferkabel mit einer Breite von 50 mm pro Litze. Bei der ursprünglichen Konstruktion waren sowohl eine positive als auch eine negative Litze übereinander gestapelt, was zu einer finalen Breite von 10cm führte. Da dieser Umstand das Kabel im täglichen Gebrauch ziemlich unhandlich machte, hatte der ursprüngliche Besitzer des Madrigal beschlossen, die beiden Litzen voneinander zu trennen.
Ich entschied mich dafür, die Lautsprecherkabel an unserem Hauptsystem zu installieren. Dieses bestand aus unserem Restek V1-Vorverstärker mit einem H&S Exceptional-Verstärker, der unsere elektrostatischen Martin Logan SL3-Lautsprecher ansteuerte. Als Musikquellen dienten unser Sansui SR-525 Plattenspieler mit AT-VM95 ML Tonabnehmer und ein Rega Planet 2000 CD-Player. Alle Geräte wurden mit Solid-Core Silberkabeln mit Kupfergeflechtabschirmung miteinander verbunden. Ich hatte kurz zuvor einen Testbericht über den H&S Exceptional-Verstärker geschrieben und war gespannt, ob der Wechsel der Kabel zu einem anderen Eindruck des Verstärkers führen würde. Und während ich unser System normalerweise im Bi-Wiring mit unseren Belden 9497-Lautsprecherkabeln aufstellte, die mit einem einzigen Kontaktpunkt an der Seite des Verstärkers verbunden waren, verwendete ich die Madrigal-Kabeln mit Brücken, halb in der Erwartung, dass ich deshalb auch keine Verbesserung hören würde.
Nun, ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Die massiven Mark Levinson-Kupferkabel von Madrigal erwiesen sich in jeder Hinsicht als Wendepunkt. OK, es war schwierig gewesen, sie anzuschließen und hinter unserem Rack zu platzieren, und ja, sie sahen hässlich aus und hatten den WAF-Faktor eines Raumschiffs, das in unserem Garten geparkt war, aber diese einzigartigen Kabel waren in der Lage, unsere großen Martin Logan-Lautsprecher anzusteuern, als wären sie kleine Kopfhörer. José González' Album 'Local Valley' gab selbst die kleinsten Details in der Aufnahme preis, von denen ich einige noch nicht gehört hatte, selbst während ich das Album mit unseren AKG K712-Kopfhörern gehört hatte. Der H&S Exceptional war ein sehr leistungsfähiger Verstärker, der unsere Martin Logan-Lautsprecher kontrolliert ansteuerte (auch in Bezug auf die Dämpfung des Gegenstroms), und diese Eigenschaften funktionierten sehr gut in Kombination mit den Madrigal-Kabeln.
Ich fand, dass die Madrigal Mark Levinson-Flachkabel eine klanglich reiche und sehr musikalische Präsentation auf unserem System ermöglichten. Obwohl sie sehr viele Details der Aufnahme darstellten, blieb ihre Abbildung stets fokussiert und ließ viel natürlichen Raum um jedes klangliche Ereignis herum. Homogenität, Ordnung und intimer stimmlicher Charme waren ihre Stärken. Sie unterstützten eine natürliche Dynamik und waren durchweg rhythmisch und einnehmend. Es schien, dass die Madrigal-Kabel in der Lage waren, die Musik von allen unnötigen Zwängen zu befreien. Sowohl der Verstärker als auch die Lautsprecher verschwanden in der Musik. Konnten dies vielleicht die perfekten Lautsprecherkabel sein? Nun, bis zum Verfassen dieses Artikels hatte ich jedenfalls nichts Besseres gehört. Nicht im Entferntesten.
Sollten Sie weitere oder abweichende Informationen zu diesen Lautsprecherkabeln hinsichtlich der Originalbezeichnung, des genauen Herstellungsdatums und der Herkunft haben, kontaktieren Sie mich bitte unter karsten@eiaudio.de