HK 730 Twin Powered

Veröffentlicht: 23.5.2020

Herstellungsdatum: 1975

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Receivers

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Es heißt, dass Sidney Harman und Bernard Kardon in den höheren Etagen des Telegrafen- und Kommunikationsspezialisten David Bogen & Co. zusammenarbeiteten, bevor sie beide kündigten und 1953 in Stamford, Connecticut, Harman/Kardon gründeten. Von Anfang an konzentrierte sich das Unternehmen auf die Entwicklung von integrierten Empfängern, die den Begriff "High Fidelity" verdienen würden. Der erste Harman/Kardon Receiver, namens Festival D1000, war gleichsam einer der ersten kompakten AM/FM-Receiver der Welt und wies bereits Merkmale auf, die später zu den Markenzeichen von Harman/Kardon werden sollten, wie z. B. ein verkupfertes Gehäuse und unbegrenzte Frequenzwiedergabe. Obwohl Bernard Kardon bald darauf in den Ruhestand ging, verkaufte er 1953 seine Anteile an der Firma an seinen Partner Sidney Harman, der das Unternehmen in Harman International umbenannte. Vielleicht aus Respekt vor seinem pensionierten Kollegen, vielleicht aber auch, weil er einen Markennamen, an den sich die Kunden gerade erste gewöhnt hatten, nicht noch einmal ändern wollte, trägt das Unternehmen bis heute den Doppelnamen Harman / Kardon auf allen seinen Receivern, Tunern und Verstärkern.

Die Strategie des Unternehmens, ein Produkt von höchster Qualität in jedem Preissegment zu bauen, bedeutete zeitweise, dass man zugunsten dieser Mission und der Möglichkeit, dafür höherwertige Komponenten einsetzen zu können, auf "Nice-to-have"-Funktionen verzichtete, was einige Kunden im Ladengeschäft verprellt haben mag. Andererseits hat gerade diese Konzentration auf das Wesentliche dazu beigetragen, dass sich das Unternehmen eine starke Fangemeinde aufgebaut hat, die es über die Jahre hinweg am Leben erhielt, wohingegen viele andere versagten. Der kultige HK 330 Empfänger wurde 1968 der Öffentlichkeit vorgestellt. Er steht als Beispiel für die Harman-Philosophie und wurde sehr gut aufgenommen. Der hier gezeigte HK 730 war das leistungsstärkste Modell derselben Produktreihe und wurde von 1975 bis 1978 gebaut. Seine soliden 50 Watt pro Kanal an 8 Ohm mögen nach heutigen Maßstäben relativ unscheinbar wirken, aber man muss bedenken, dass dieses Gerät noch vor den Receiver-Kriegen gebaut wurde, also bevor hohe Wattzahlen als intrinsischer Vorteil angesehen wurden. Stattdessen wurde das Gerät nach rein klanglichen Gesichtspunkten konstruiert, und die Komponenten wurden so ausgewählt, dass sie bei normaler Hörlautstärke musikalisch und mühelos funktionieren. Auf der Grundlage der verwendeten Komponenten wären ohne weiteres höhere Leistungswerte möglich gewesen, wenn man dies beabsichtigt hätte.

Harman/Kardon war der Meinung, dass eine Begrenzung des Frequenzgangs außerhalb des menschlichen Gehörs auch die in den Frequenzen innerhalb des menschlichen Hörbereichs negativ beeinflussen würde. Daher liefert der HK 730 eine weitgehend lineare Leistung über ein breites Spektrum von 4 Hz bis 40.000 Hz. Wie bei allen Twin Powered Receivern von Harman verfügt das Gerät über eine Enstufensektion im doppel-mono Aufbau, wobei jede Seite über eine eigene Stromversorgung verfügt, sowie über eine dritte Stromversorgung für den Vorverstärker. Sowohl die Vor- als auch die Endstufe können separat verwendet werden, indem die Brücke auf der Rückseite des Geräts entfernt wird. Alle Frontelemente sind aus massivem Metall gefertigt und wurden mit hochwertigen Schaltern und Reglern versehen. Angesichts von Harmans Liebe zum Detail ist es ein wenig überraschend, dass die Höhen- und Bassregler nicht aus dem Signalweg entfernt werden können. Ein kleiner Fehler, der leicht zu verzeihen ist, wenn man das Gerät erst einmal in Aktion hört. Der Tuner und die Phonostufe sind wirklich ausgezeichnet. Das mit Kupfer beschichtete Gehäuse hilft, Interferenzen fernzuhalten, und die Komponenten sind sowohl gut ausgewählt als auch gut platziert.

Das hier gezeigte Gerät musste nach dem Eintreffen bei uns aufgrund des Alters etwas nachgelötet werden. Besonders die Cinch/RCA-Anschlüsse auf der Rückseite können sich mit der Zeit lösen. Das originale US-Netzkabel wurde durch ein hochwertiges Lapp-Kabel ersetzt, und die Klemmen für die beiden Lautsprechersätze wurden der Einfachheit halber durch Bananenbuchsen ersetzt, um auch größere Durchmesser von Lautsprecherkabeln anschließen zu können. Die Klangwiedergabe ist lebensecht und natürlich, und die Lautsprecher lassen sich gut kontrollieren. Seine Qualität, Ausstattung und Leistung machen den HK 730 zu einem der besten klassischen Receiver, die je gebaut wurden.

Technische Daten

  • Typ: AM/FM-Empfänger aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg
  • Abstimmbereich: FM, MW
  • Ausgangsleistung: 50 Watt pro Kanal an 8Ω (Stereo)
  • Frequenzgang: 4 Hz bis 130 kHz
  • Harmonische Gesamtverzerrung: 0.1%
  • Dämpfungsfaktor: 30
  • 2x Phono-Eingänge: 2,5 mV, 47 kOhms
  • Hilfs- und Bandeingänge: 150 mV, 30 kOhm
  • Eingangsempfindlichkeit: 2,5 mV (MM), 150 mV (Line)
  • Signal-Rauschabstand: 72dB (MM), 77dB (Line)
  • Abmessungen: (B) 432 mm x (T) 368 mm x (H) 140 mm
  • Gewicht: 13,7 kg
  • Herstellungsland: USA
  • Baujahr(e): 1975 - 1978
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