Dynavox TPR-2

Veröffentlicht: 15.12.2024

Herstellungsdatum: 2007

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Pre-Amplifiers

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Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

Die deutsche Sintron Distribution GmbH kann auf eine dreißigjährige Erfolgsgeschichte in der Einfuhr und Weiterentwicklung erschwinglicher und dennoch hochwertiger Hi-Fi-Geräte „Made in China“ zurückblicken. Sintron gehörte damals mit zu den ersten Importeuren in Deutschland, die Direktimporte aus China nutzten, um preisbewussten Kunden audiophile Freuden nahezubringen. Zu ihren Produkten gehören Klassiker, wie die vielgerühmte Röhrenendstufe VR70E-II. Tatsächlich leistet ein Exemplar der VR70E-II seit Januar 2022 hervorragende Dienste bei uns und hat somit zu mehreren Tests und Bewertungen beigetragen. Angesichts der soliden Leistung dieser Röhrenendstufe konnte ich nicht umhin, mir auch die Vorstufen von Sintron anschauen zu wollen. Würden die Vorverstärker das gleiche Preis-Leistungs-Verhältnis bieten wie die Endstufe?



Während zahlreiche Vorverstärker—Transistor, Röhre und Hybrid—bei der Wiedergabe einer Line-Quelle, wie z. B. einem Netzwerkplayer, einem Streamer oder einem CD-Player, einen durchaus akzeptablen Klang liefern, können viele von ihnen bei der Wiedergabe einer Phono-Quelle nicht dieselbe Leistung erbringen. Mit anderen Worten: Gute Phonovorstufen sind schwer zu finden, da die Phonosignale deutlich empfindlicher sind und zwischen 0,0003 V und 0,006 V liegen (je nach Tonabnehmer). Dies ist etwa 100-mal geringer als die Ausgangsleistung eines CD-Players, die bei 2 Volt liegt (oder sogar bei 2,2 Volt, wie beim Marantz CD-17 zu lesen ist). Wenn man dazu noch die phono-spezifische RIAA-Korrektur von +/-20 dB hinzufügt, welche notwendig ist, um Phonosignale über den Frequenzbereich auszugleichen, ist es leicht nachzuvollziehen, wie leicht bei der Verstärkung von Phonosignalen etwas schiefgehen kann.



Zum Zeitpunkt diese Artikels bietet Dynavox vier Modelle von Röhrenvorstufen an: Die TPR-1, welche optisch auf dem gleichen Gehäusedesign wie die VR70E-II-Endstufe basiert und über keinen eigenen Phonoinput verfügt; die TPR-2, welche Gegenstand dieser Rezension ist und sowohl eine Transistorvorstufe mit RIAA-Korrektur und eine separate Line-Eingangsstufe bietet, welche dann mit einer einzelnen 12AU7 (ECC82)-Röhre zur Klangauffrischung kombiniert werden. Dies ist auch die einzige Dynavox-Vorstufe mit einem externen Netzteil zur Rauschreduktion. Vielleicht ist die TPR-2 auch gerade deshalb bei audiophilen Einsteigern anhaltend hoch im Kurs. 



Dann ist da noch die TPR-3, welche über einen Phono- und vier Line-Eingänge verfügt. Sie bietet einen symmetrischen Aufbau und nutzt je eine 6N3-Röhre pro Kanal zur Signalverstärkung. Im Gegensatz zur TPR-2 verfügt die TPR-3 über ein integriertes Netzteil, ein Umstand, der durch eine besser abgeschirmte Phonosektion ausgeglichen wird. Schließlich gibt es noch die TPR-43, die in einem eher konventionellen und Rack-freundlichen Gehäuse daher kommt. Sie bietet die meisten Eingänge unter den vieren (einen Phono- und fünf Line-Eingänge) und verwendet eine 12AU7-Röhre zur Klangverbesserung, ebenfalls in Kombination mit einer internen Stromversorgung. Je nach Anwendung, Hörerfahrung, persönlichem Geschmack und Erwartung könnte jede dieser Vorstufen eine attraktive Wahl darstellen. Der Preisunterschied zwischen ihnen ist schließlich nicht sehr groß.



Anstatt die TPR-2 in die Kategorie „Phonovorstufe“ einzuordnen, wie ich dies in meinem Artikel tue, vermarktet Sintron dieses Gerät als einen “Klangaufbereiter“, der von audiophilen Hörern dazu verwendet werden kann, ihrem HiFi-System durch den Einsatz von Röhren einen satteren und “analogeren” Klang zu verleihen. Und in der Tat ist die TPR-2 eine seltsame Kreuzung zwischen einer Phonovorstufe, welche einen zusätzlichen Vorverstärker vor dem Leistungsverstärker benötigt, und einem vollwertigen Vorverstärker, der in der Lage ist, zwei Quellen (Line und Phono) direkt mit einer Leistungsendstufe zu verbinden. Nachdem ich die Beschreibungen zu dem Gerät online gelesen hatte, war ich mir nicht sicher, was ich von diesem besondern Mix an Eigenschaften halten sollte, und so beschloss ich, mir durch Ausprobieren ein eigenes Bild von der passenden Anwendung zu machen.



Ich bestellte meine gebrauchte TPR-2 bei ihrem Vorbesitzer in Hamburg, der aufgrund seines fortgeschrittenen Alters damit begonnen hatte, seine HiFi-Komponenten zu verkaufen. Als das Paket bei mir eintraf, stellte ich erfreut fest, dass er den Vorverstärker und das Netzteil sorgfältig auf zwei separate Kartons verteilt hatte, damit diese beim Transport nicht gegeneinander stoßen. Die TPR-2 war gänzlich ohne Kratzer und andere Anzeichen von physischem Verschleiß, und ich war positiv von der sehr soliden Verarbeitungsqualität beider Komponenten überrascht. Nicht nur bestanden die Fronten aus 5 mm dicken Aluminiumplatten, sondern auch das Gehäuse bestand aus 1,5 mm starkem, gefalteten Stahlblech. Das machte wirklich einen hervorragenden ersten Eindruck auf mich.



Nachdem ich der neu eingetroffenen TPR-2 etwas Zeit gegeben hatte, sich auf Raumtemperatur zu erwärmen, schloss ich sie mit einem gut abgeschirmten Phonokabel an unseren Dual CS 505-3-Plattenspieler an. Als ich die TPR-2 an den Line-Eingang unserer Robert Grodinsky Research (RGR) Model 4-Vorstufe anschloss, bemerkte ich, dass dies am besten klang, wenn ich ein Kabel mit sehr niedriger Kapazität verwendete, um den vollen Bereich der Höhen zu erhalten. Eine höhere Kapazität an diesem Ende führte zu einem Tiefpass-Effekt, der in Ihrem System zuhause durchaus erwünscht sein kann—oder auch nicht. Unser RGR wurde dann an die Dynavox VR70E-II Röhrenendstufe angeschlossen, welche die Epicure EPI 500 Lautsprecher antreibt. Obwohl ich das RGR - VR70E-II - EPI 500-Gespann sehr gerne von CD-Quellen hörte, hatte ich zuvor beim Hören von Vinyl über den Dual CS 505-3-Plattenspieler etwas von dem lebensechten Glanz in der Musik vermisst. Ich hoffte jetzt, dass die Dynavox TPR-2 diese Situation für mich verbessern würde.



Ich höre am liebsten Vinyl, wenn ich darüber vergesse, dass ich eine Schallplatte abspiele, und einfach nur der Musik lausche. Unter meinen eigenen HiFi-Anlagen gibt es derzeit nur ein System, welches diesen Zustand jedes Mal für mich erreicht: Ein Dual CS 721 Direktantrieb mit Shure V15 III Tonabnehmer, gepaart mit einem Dynaco PAS-4 Röhrenvorverstärker und einem Hafler XL280 Leistungsverstärker, welcher unsere Epicure 3.0 Lautsprecher antreibt. Diese Kombination von Komponenten klingt so sorgfältig ausbalanciert, dass mir beim Hören von Schallplatten nur Musik und Genuss in den Sinn kommen. Für mein Gehör und mein Verständnis von Musik gibt es keine einzige Eigenschaft, die heraussticht und deshalb erwähnenswert wäre, abgesehen von der Tonalität, dem Rhythmus und dem Fluss der Musik selbst. Epicure-Lautsprecher tun dies für mich, sofern die Musikquelle und das Frontend der Wahrheit treu bleiben.



Ich wusste, dass dieser Maßstab für den deutlich einfacher aufgebauten Plattenspieler CS 505-3 und die RGR-Vorstufe eine zu große Herausforderung darstellte. Es dauerte jedoch nur ein paar Sekunden, bis mir klar wurde, dass die TPR-2, auch in Verbindung mit dem CS 505-3, zu einem lebensechteren und fesselnderen Musikerlebnis beitrug. Während der Phonobereich der RGR dünn und etwas verhalten klang, verlieh die TPR-2 als Phonovorstufe zum RGR der Musik neue Farbe und Schwung. Stimmen wurden greifbarer, wie auf Diana Kralls Album „Glad Rag Doll“ aus dem Jahr 2012. Dieses Album kann leicht etwas dunkel und dumpf klingen, wenn es auf einer nicht optimalen Anlage abgespielt wird. Mit der TPR-2 wurde der Titel „I'm a Little Mixed Up“ zu einer spontanen Tanzeinladung, die mich fröhlich mit der Musik mitwippen und schnipsen ließ. Es machte ebenso großen Spaß, das Greatest Hits Album von Creedence Clearwater Revival namens „Chronicle“ mit der kleinen Dynavox als Phonovorstufe neu zu entdecken, denn es klang deutlich satter und kraftvoller als zuvor.



Da ich unbedingt mehr über das musikalische Potenzial der TPR-2 erfahren wollte, umging ich im nächsten Schritt den RGR Vorverstärker, indem ich den Dynavox als vollwertige Vorstufe direkt an die VR70E-II-Endstufe anschloss und zusätzlich unseren Pioneer PD-S604 CD-Player mit deren Line-Eingang verband. Bei der Bedienung fiel mir auf, dass die Knöpfe für die Eingangswahl und die Lautstärkeregelung zu schwergängig und zu klein waren, um jederzeit eine unkomplizierte Einstellung zu ermöglichen. Im schwachen Licht war es für mich zudem schwierig, die aktuelle Einstellung zu erkennen, sodass ich häufig versuchte, den kleinen Eingangswahlschalter zuerst in die falsche Richtung zu drehen. Der Pegelunterschied zwischen dem Pioneer-CD-Player und dem Dual-Plattenspieler war zudem beträchtlich, und so musste ich die Lautstärke immer anpassen, wenn ich zwischen den Quellen wechselte. Leider bedeutete dies, dass ich jedes Mal beide Knöpfe drehen musste.



Als ich die TPR-2 direkt an der Endstufe betrieb, klangen unsere Lautsprecher beim Abspielen von CD-Titeln größer und natürlicher. Während ich im Studio umherschritt, bemerkte ich, dass mir die exakte Position der Lautsprecher nun weniger wichtig erschien und dass die Musik einen neuen Realismus hatte. Als ich mich jedoch wieder in meinen Hörsessel setzte, bemerkte ich, dass dieser lockere Eindruck seinen Preis hatte: Denn das Gefühl von Ordnung und exakter Dimension, das ich normalerweise in dieser Position genoss, war deutlich reduziert. Ich spürte, dass insbesondere Stimmen schwieriger zu verstehen waren und dass manche musikalischen Nuancen verschwunden waren. Als ich die Lautstärke erhöhte, um die Klarheit zu verbessern, klingelten schon nach kurzer Zeit meine Ohren vor Anstrengung. Dieser Effekt blieb bestehen, als ich mich der Schallplatte als Quelle zuwandte, obwohl ich sagen muss, dass er deutlich weniger ausgeprägt war.



Ich schliff den RGR-Vorverstärker wieder in unser System ein und stellte damit das Gefühl von Ordnung und Kontrolle wieder her, welches ich zuvor in der direkten Konfiguration verloren hatte. Auch hatte ich nun nicht mehr das Bedürfnis, die Lautstärke für mehr Klarheit zu erhöhen. Wenn ich durch unseren großen Hörraum schritt, konnte ich zwar unser HiFi-System wieder leichter als solches erkennen, dennoch zog ich diesen Klang der eher widerspenstigen Dynavox-zu-Dynavox-Kombination vor. Durch Einstellen des kleinen Mäuseklaviers auf der Unterseite der Phonovorstufe auf eine höhere Verstärkung kann die TPR-2 auch an die Ausgabe von Moving-Coil-Tonabnehmern (MC) angepasst werden. Angesichts der hörbaren Verzerrung in meiner MM-Konfiguration würde ich jedoch nicht empfehlen, die TPR-2 mit MC-Tonabnehmern zu verwenden, es sei denn, Sie haben einen Tonabnehmer mit hoher Ausgangsleistung. Für MC gibt es bessere Vorstufen.



Als Phonovorstufe, in Verbindung mit einem MM- oder High-Output-MC-Tonabnehmer und in Kombination mit einem geeigneten Vorverstärker, kann die TPR-2 meiner Meinung nach durchaus als audiophile Ergänzung betrachtet werden. Falls Sie zuhause einen grell und scharf klingenden Verstärker betreiben, könnte die TPR-2 auch dazu beitragen, diese Eigenschaften in Line-Anwendungen zu verringern. In Verbindung mit unserer Dynavox-Röhrenendstufe erwies sich das Röhrentuning jedoch als Zuviel des Guten und führte zu einer insgesamt inakzeptablen Ungenauigkeit. Natürlich kann und möchte die TPR-2 nicht mit Phonovorstufen aus dem Highend-Bereich mithalten, wie sie z.B. in unserer Dynaco PAS-4 oder den beiden Symphonic Line RG9- und RG10-Verstärkern verbaut sind. Sie alle weisen viel geringere Verzerrungsgrade auf und bieten eine überlegene Präzision für die Musik, was zu einem reineren und genaueren Klangbild führt und sich besser für die Verwendung mit MC-Systemen eignet.



Ich werde die TPR-2 noch eine Weile behalten, weil ich ihren warmen und großzügigen Klang mag, insbesondere in Kombination mit unserem Dual CS 505-3-Plattenspieler. Sie bringt die Leistung dieses Plattenspielers viel näher an das heran, was ich von weitaus teureren Anlagen gewohnt bin. In Anbetracht ihres Preis-Leistungs-Verhältnisses glaube ich, dass die TPR-2 eine lohnende Investition ist, um in die Welt der audiophilen Freuden einzutauchen, gerade wenn man die bereits vorhandene Mid-Fi-Ausrüstung behalten möchte. Für diejenigen, die eine Vorstufe mit integrierter Phonosektion suchen, ist die vielseitigere TPR-3 die bessere Wahl. Sie verfügt außerdem über viel praktischere Bedienelemente für den täglichen Gebrauch. Sofern die Option, einen Plattenspieler anzuschließen, kein Muss ist, könnte die TPR-1 ebenfalls ein interessantes Produkt sein. Und falls Sie gerne Elektronik modifizieren, gibt es für beide Vorverstärker zahlreiche Ideen und Upgrades. Aber ich denke, das haben Sie inzwischen schon selbst herausgefunden.

Technische Daten

  • Typ: Phonovorstufe + Klangaufbereitung (Röhre)
  • Besonderheiten: Lautstärkeregelung, Phonoanpassung
  • Röhrenbestückung: 1 x 12AU7 (ECC82)
  • Eingänge: 1x Phono (MM/MC) + 1x Line (Cinch/RCA)
  • Verstärkung: MM 40 dB / MC 60 dB / Line 12 dB
  • Eingangswiderstand (MM): 47 kOhm
  • Eingangswiderstand (MC): 100 Ohm
  • Eingangswiderstand (Line): 20 kOhm
  • Ausgang: 1x Line (Cinch/RCA)
  • Ausgangswiderstand: 7 kOhm
  • Frequenzgang: Line 20 Hz - 20.000 Hz (±0,2 dB)
  • Rauschabstand (MM): -68 dB
  • Rauschabstand (MC): -70 dB
  • Rauschabstand (Line): -76 dB
  • Betriebsspannung: 230V AC / 50 Hz
  • Gehäusevarianten: silber / schwarz
  • Maße: 148 mm x 178 mm x 80 mm
  • Farbe: schwarz/silber
  • Gewicht: 2,5 kg
  • Baujahr(e): 2007 -
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