KEF iQ30

Veröffentlicht: 23.8.2020

Herstellungsdatum: 2008

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Loudspeakers

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Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

Wo soll ich anfangen? Vielleicht am besten mit einer Entschuldigung. Denn bis zum Verfassen dieses Artikels hatte kein anderer Lautsprecher meine Aufmerksamkeit und Fantasie mehr in den Bann gezogen als diese kleinen Regalboxen. Und wie es leicht passieren kann, war ich in meiner Unwissenheit bei der Zuweisung von positiven und negativen Attributen zu diesen Lautsprechern nicht immer fair gewesen. Es dauerte tatsächlich eine ganze Weile, bis ich das herausfand, wie ich mit den iQ30 umgehen musste, um ihnen einen positiven Klang zu entlocken. Frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

Zu Anfang hatten wir die KEFs wegen ihrer Form als unauffällige Regallautsprecher gekauft, um in unserem Arbeitszimmer Hintergrundmusik zu hören. Das war lange bevor ich darüber nachdachte, ein zweites audiophiles System einzurichten, das wir nutzen konnten, falls z.B. die Kinder unseren Haupthörraum blockierten. Wie üblich hatte ich Testberichte über Regallautsprecher gelesen, die klanglich etwas mehr als ihr Eigengewicht auf die Waage brachten, und die kleinen KEFs wurden in diesem Zusammenhang wiederholt erwähnt.

In unserem Büro angekommen mussten sie einige in die Jahre gekommene Denon-Regalboxen ersetzen, die von einer F-07 Midi-Anlage übrig geblieben waren. Angetrieben wurden sie von einer Einsteiger-Kombination aus Rotel Vor- und Endstufe mit einer Leistung von 2x 60 Watt RMS. Im Nachhinein betrachtet war die Kombination sogar recht gut, denn die japanische Combo war mit Blick auf die Schwesterfirma Bowers & Wilkins entwickelt worden und soll der Philosophie des "British Sound" folgen. Dieser zeichnet sich nach meinem Verständnis durch Präzision, tonale Ausgewogenheit und einen warmen Mitteltonbereich aus.

Während die Denons mit ihren Soft-Dome-Hochtönern Fehler verziehen und leicht zu integrieren waren, offenbarten die iQ30 die klanglichen Schwächen unserer günstigen Glas- und Aluminium Lautsprecherständer. Daher ersetzten wir die Ständer durch eine einfache DIY-Konstruktion (bestehend aus 32 mm starken MDF-Platten) und bemerkten sofort die Verschiebung von einem rauen und technischen Klang hin zu einer etwas angenehmeren und tonal ausgewogeneren Darbietung.

Ein weiterer Aspekt, den die KEFs aufzeigten, war die mangelnde Basswiedergabe im Hörraum. Unser Büro befand sich unter dem Dach des Gebäudes und hatte mehrere akustische Nachteile: schräge Gipswände rundherum, die einen Großteil der tiefen Frequenzen absorbieren, viele harte Möbeloberflächen, die höhere Frequenzen reflektieren, und eine große Raumtiefe von 13 Metern, wobei sich die Hörposition nur 2,5 Meter von den Lautsprechern entfernt befand.

Bei meinem Versuch, die iQ30 ausgewogen klingen zu lassen, setzte ich eine Reihe von Vor- und Endstufen ein, von Rotel über Hafler bis hin zu Harman Kardon. Doch die KEFs klangen mal mehr und mal weniger hart und grell. Skeptisch betrachtete ich die scharf gezeichneten Waveguides der Uni-Q-Treiber und fragte mich, ob KEF sie irgendwie falsch berechnet hatte, ähnlich wie ich meine früheren Canton Ventos als unangenehem höhenbetont empfunden hatte, was mir später von mehreren Tests auch bestätigt wurde. Für die Firma KEF jedoch, die sich längst den Ruf der Lautsprecher-Universität Englands erarbeitet hatte, wäre eine bewusste Betonung einzelner Frequenzen jedoch eher untypisch gewesen.

Da ich die iQ30 in unserem Büro nicht in tonale Balance bekam, gab ich sie meinem Bruder zum Testen mit und stellte unsere Anlage auf Tannoy DC 6t Tower-Lautsprecher um. Mit ihrem zusätzlichen Tieftontreiber boten die Tannoys von Beginn an mehr Bassfundament und klangen zumindest auf die kurze Distanz zu meiner Hörposition ausgewogener. Als ich mir die neuen Lautsprecher jedoch längere Zeit anhörte, stellte ich fest, dass auch sie im Bassbereich mit der Größe und Struktur des Raums zu kämpfen hatten. Das Fundament wurde von den Wänden und Decken geschluckt.

Einige Wochen später erhielt ich dann die KEFs von meinem Bruder zurück. Und da ich mich in der Zeit ihrer Abwesenheit gefragt hatte, ob ich bei der Aufstellung nicht doch etwas übersehen hatte, beschloss ich, sie diesmal nicht im Büro im Obergeschoss aufzustellen, sondern sie stattdessen in unserem Haupthörraum zu testen. Um ehrlich zu sein, waren meine Erwartungen nicht allzu hoch, denn ihre Konkurrenten im Erdgeschoss waren keine alten Denon Regallautsprecher, sondern die wirklich beeindruckenden elektrostatischen Martin Logan SL3.

Ich spielte zunächst ein paar Lieder auf den Martin Logans aus Jazz und Folk, die ich gut kannte und gerne hörte. Dann wechselte ich zu den iQ30, halb in der Erwartung, laut loslachen zu müssen. Überraschenderweise war das aber ganz und gar nicht der Fall. Die KEFs setzten bei ähnlicher Lautstärke und fast identischer Klangcharakteristik ein, so dass ich zunächst ungläubig zu den Martin Logans hinüberblickte. Mit dem Hochtöner auf derselben Achse wie der Tief-Mitteltöner und im Zusammenspiel mit den Waveguides, die die Höhen tief in den Raum zu werfen vermochten, legten die KEFs eine durchaus vergleichbare Energie und Autorität an den Tag.

Die Stärken der SL3 lagen in ihrer Genauigkeit und in der Subtilität von Stimmen. Die iQ30 spielten Stimmen ebenfalls gut, erreichten aber nicht dasselbe Niveau an Subtilität und Intimität. Und doch kamen sie dem Ganzen sehr nahe. Während die Tannoys oben Klaviertasten liebten, bevorzugten die KEFs die Gitarre. Nils Lofgrens Spiel wurde in den Raum hineingestrahlt, so wie ich es von den Martin Logans gewohnt war. Die KEFs klangen dabei im Nachhall etwas kürzer nach als die SL3s, was angesichts der außergewöhnlichen Leichtigkeit der Mylar-Membran der Martin Logan kein Wunder war.

Die KEFs klangen in unserem Haupthörraum deutlich ausgewogener. Von der früheren Härte war nichts mehr zu spüren, so dass auch stundenlanges Hören leicht möglich war. Der Bass war voll und präsent und manchmal sogar druckvoller als bei den SL3. Wenn es jedoch darum ging, sehr tiefe Töne zu spielen, waren diese bei den Martin Logans noch vernehmbar und fehlten bei den KEFs einfach. Auch das war nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die SL3 einen 30cm Tieftöner und die iQ30 nur über einen kleinen 16cm Breitbandlautsprecher verfügten.

Die iQ30 boten eine wunderbare Bühne und konnten - wie die Martin Logans - auch laut spielen, was eine schöne Live-Atmosphäre schaffte. Die Martin Logans wären selbstverständlich in der Lage gewesen noch lauter zu spielen, aber ich persönlich hörte Musik nie in einer Lautstärke, bei der dieser Unterschied eine Rolle spielen würde. In Anbetracht der geringen Größe der KEFs war ihre Fähigkeit, den Raum zu füllen, beachtlich. Ihre Präzision und Autorität, die es auch mit größeren und teureren Lautsprechern aufnehmen konnte, war bei passendem Raum und richtiger Aufstellung verblüffend. Daher auch meine Entschuldigung. Als die KEFs anfangs nicht gut abschnitten, lag das nicht an einem Konstruktionsfehler der Lautsprecher, sondern am Raum. Dennoch konnte man als Kritikpunkt anführen, dass diese Lautsprecher für ihren anzunehmenden Verwendungszweck als eher willkürlich platzierte Regallautsprecher an einem kleinen Verstärker in den Höhen zu scharf geschaltet waren. Es bedurfte einiges an Geschick und Erfahrung, diese zu besänftigen.

Technische Daten

  • Frequenzgang: 45 - 40000 Hz
  • Empfindlichkeit: 89 dB
  • Impedanz, durchschnittlich: 8 Ohm
  • Übergangsfrequenz: 2500 Hz
  • Empfohlene Leistung: +15 Watt RMS
  • Gewicht: 6,45 kg
  • Abmessungen: 36,5 cm x 22,0 cm x 32,7 cm
  • Land der Herstellung: China
  • Baujahr(e): 2008
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