Luxman L-10

Veröffentlicht: 6.4.2022

Herstellungsdatum: 1976

Autor: Karsten Hein

Kategorie: Gear & Review

Tag(s): Integrated Amplifiers

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Frei aus dem Englischen übersetzt. Hier geht’s zum Original .

Während ich gerade noch in audiophiler Glückseligkeit über unseren Becker ST-100-Verstärker schwebte, kam Luigi bei einem zufälligen Besuch mit einem kleinen Vollverstärker unter dem Arm bei uns vorbei und bestand darauf, dass ich ihn sofort ausprobierte. Ich hatte schon länger begriffen, dass Luigis Produktdemonstrationen durchweg außergewöhnlich waren, und dennoch war ich ziemlich betrübt darüber, mein glückliches Setup aus Restek V1 und Becker ST-100 zu zerlegen, um Platz für einen klein aussehenden 55-Watt-Vollverstärker zu schaffen.

Da ich ein großer Fan von getrennten Vor- und Endstufen-Kombinationen bin, um den Klang eines Systems besser auf die Lautsprecher abzustimmen, war es für mich nur ein kleiner Trost, dass der fragliche Vollverstärker von Luxman in Japan hergestellt wurde, einer Firma, die in der Blütezeit der High-Fidelity für einige sehr vielversprechende Designs bekannt war. Mein Eindruck änderte sich jedoch erheblich, als ich den Luxman von dem Tisch hob, auf dem Luigi ihn abgestellt hatte. Mit einem Gewicht von 10,5 kg und den sichtbaren, abgeschirmten Ringkerntransformatoren für die beiden separaten Netzteile wirkte er deutlich hochwertiger, als ich es zunächst erwartet hatte.

In einem Regal platziert, verlangte wenig am Luxman L-10 nach sofortiger Aufmerksamkeit. Er war sicherlich nicht die Art von Verstärker, die zu einem Gespräch mit einem zufälligen Besucher des Hauses einladen würde. Für diejenigen, die an hervorragendem Klang interessiert waren und sich in der Branche auskannten, konnte der L-10 jedoch leicht als perfektes Understatement akzeptiert werden. 55 Watt pro Kanal mochten für sich genommen nicht gerade viel erscheinen, aber gepaart mit einem durchdachten internen Layout, mit einigen außergewöhnlichen Komponenten und hervorragenden Hochstromfähigkeiten hatte das Ergebnis das Potenzial, pure Magie zu sein.

Der L-10 war ein Mitglied der viel beachteten Luxman "Laboratory Reference Series" und stand in der Tradition der 5C50/5M20 und C12/M12 Verstärker. Sowohl für die Vor- als auch für die Endstufe wurde eine clevere DC-Amp-Konfiguration verwendet. Die Endstufe war als Dual-Mono Verstärker ausgeführt und verfügte über abgeschirmte Ringkerntransformatoren und große Netzteil-Kondensatoren, die einen hohen Ausgangsstrom und einen niederohmigen Antrieb ermöglichten. Die originalen Sanken 2SC1445/2SA765 Ausgangstransistoren waren im Labor aufeinander abgestimmt worden und von außergewöhnlich hoher Qualität. Faktoren, die den L-10 sowohl leise als auch treu zur Musikquelle machten. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels waren die speziellen Sanken-Transistoren nicht länger in Produktion, was einen Ersatz schwierig machen könnte. Ich habe jedoch gelesen, dass man manchmal NOS-Angebote dieses Transistortyps online finden kann.

Der Luxman L-10 verfügte über einen neu entwickelten Lautstärkeregler, der Ungleichgewichte in den Kanälen auf ein Minimum reduzierte, und er hatte einige attraktive Funktionen, die die Benutzerfreundlichkeit und die Anschlussmöglichkeiten verbesserten. So konnte beispielsweise der eingebaute Vorverstärker auch separat verwendet werden, um eine externe Endstufe zu speisen, aber auch als Kopfhörerverstärker über die frontseitige Kopfhörerbuchse dienen. Alle Verstärkerausgänge boten die Möglichkeit des monauralen Downmixing, eine praktische Funktion zur Überprüfung von Kanalungleichheiten oder zur Wiedergabe von monauralen Aufnahmen. Eine weitere praktische Funktion war der Schalter für die stereophone Umschaltung, mit dem die Eingänge für den linken und rechten Kanal invertiert werden konnten.

Anstelle der üblichen +/- 6-dB-Tonregler, die sich meist negativ auf die Klangqualität auswirkten, da sie Phasenverschiebungen und Signalverluste verursachten, ermöglichte der Tonkompensator des L-10 eine Anpassung von +2 / -2,5 dB über eine passive Schaltung. Die Idee war, dass der Besitzer in der Lage sein sollte, Tonbalance-Schwankungen zwischen verschiedenen Aufnahmestudios auszugleichen, ohne die Signalintegrität zu beeinträchtigen. Die variablen Regelfrequenzen für Bässe waren 50 Hz, 200 Hz, 700 Hz und für Höhen 700 Hz, 3 kHz, 10 kHz. Um die Lautsprecher vor versehentlicher Beschädigung zu schützen, verfügte der Verstärkerausgang über eine Schutzschaltung, die den Verstärker im Falle eines Gleichstromausgangs abschalten würde.

Als ich dem L-10 bei der Wiedergabe unserer Lieblings-Jazz-Alben zuhörte, war ich überrascht, wie nahtlos der Vollverstärker dort anknüpfen konnte, wo die Restek V1 + Becker ST-100 Kombination aufgehört hatten. In der Tat hatte der L-10 fast genau die Qualitäten, die mich schon beim Becker ST-100 angezogen hatten: Er war klanglich reichhaltig mit einer starken Präsenz in den mittleren Bässen. Mit einem milden Dämpfungsfaktor von 80 ließ er dem System Luft zum Atmen. Die Überlagerung von Bässen sorgte für einen klanglichen Reichtum, der das Zuhören von Anfang an sehr angenehm machte. Während Luigi darauf bestand, dass der Luxman einen tonal neutralen Zugang zur Musik hatte, offenbarten unsere Tannoy-Lautsprecher einen höchst musikalischen und saftigen Charakter.

Stimmen wurden akkurat und auf Anhieb ansprechend abgebildet, ähnlich wie beim Becker-Verstärker. Bei Gesangspassagen hätte ich keinen Unterschied zwischen den beiden feststellen können, so nah waren sie sich. Trotz des leicht blumigen Mittenbasses konnte ich keine Verdickung von Stimmen feststellen. Die Höhen waren fokussiert, fein und elegant, wie man es von einem gut geschützten Signalweg erwarten würde. Höhere Klaviertöne schafften es, sich von den Lautsprechern zu lösen und im Raum präsent zu sein. Ich war in der Tat sehr zufrieden mit der Leistung, die ich von dem Vollverstärker erhielt.

Ich muss gestehen, dass ich unter normalen Umständen keinen Vergleich zwischen einigen meiner bevorzugten Vor- Enstufenkombis und dem Luxman-Vollverstärker angestellt hätte. Aber in diesem speziellen Fall, nachdem ich die beiden so kurz hintereinander gehört habe, kann ich sagen, dass der L-10 sich dabei sehr gut behaupten konnte. Die Unterschiede waren mehr oder weniger eine Frage des persönlichen Geschmacks. Luigi z.B. bevorzugte den etwas kontrollierteren und agileren Klang der Luxman, während ich mich mehr zu der größeren räumlichen Darstellung, der Luftigkeit und dem Punch der Separaten hingezogen fühlte.

Die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen waren bei dem bärigen Becker ST-100-Verstärker ein wenig präsenter. Auch die physische Trennung zwischen den Instrumenten war bei dem größeren Verstärker etwas eindruckvoller. Auf der anderen Seite brachte der L-10 mehr Geschwindigkeit und Agilität auf den Tisch, wodurch schnellere Musik bevorzugt wurde. Für diejenigen, die einen Vollverstärker suchen, ist der Luxman L-10 sicherlich eine Überlegung wert. Überholte Modelle, wie das hier vorgestellte, spielen in einer eigenen Klasse und können sich auch mit separaten Geräten auf höchstem audiophilem Niveau messen.

Technische Daten

  • Typ: integrierter Stereoverstärker (doppel-mono)
  • Merkmale: Super-Class-A(/B), in Echtzeit verarbeitet
  • Leistungsaufnahme: 230 Watt, max.
  • Eingänge: Phono MM, Tuner, Tonband 1+2, AUX, Monitor
  • Ausgangsleistung: > 55 WPC @ 8 Ohm; 75 WPC @ 4 Ohm
  • Phono-Ansprechverhalten: 20 Hz bis 20.000 Hz (< 0,2 dB)
  • Filter: Unterschall (10 Hz, normal, 20 Hz)
  • Line-Ansprechverhalten: 0 Hz bis 100.000 Hz (< -1 dB)
  • Harmonische Gesamtverzerrung: < 0.015%
  • Dämpfungsfaktor: 80 (@ 8 Ohm, 1 kHz)
  • Klangregler: Bass, Höhen (+/- 2,5 dB, passive Schaltung)
  • Variable Regelfrequenz: Bässe (50 Hz, 200 Hz, 700 Hz); Höhen (700 Hz, 3 kHz, 10 kHz)
  • Eingangsempfindlichkeit: 3 mV (MM), 300 mV (Line)
  • Phono-Eingangsimpedanz: 50 kOhm
  • Signal-Rausch-Verhältnis: > 90 dB (Phono), > 100 dB (Line)
  • Kanaltrennung: > 85 dB
  • Ausgang: 300mV (Leitung), 0,3 V (Vorverstärkerausgang)
  • Abmessungen: (B) 438 mm x (T) 363 mm x (H) 78mm
  • Gewicht: 10,5 kg
  • Country of manufacture: Japan
  • Year(s): 1976-1982
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