Veröffentlicht: 9.1.2022
Autor: Karsten Hein
Kategorie: Gear & Review
Tag(s): Audio Racks
Da wir über Weihnachten 2021 etwas freie Zeit hatten, beschlossen meine Frau und ich, ein richtiges Rack für unsere Hifi-Anlage zu bauen. Es sollte unser erstes eigenes Rack werden und den Zweck erfüllen, unseren Home-Entertainment-Genuss zu verbessern, aber auch als professionelle Kulisse für unsere zukünftigen Interviews mit Bekannten aus der Musikproduktion und Audiophilie dienen. Und da uns noch ein eigener zweckgebundener Raum für unsere ‘Explorations in Audio’ fehlte, wussten wir, dass unser neues Rack gleich mehrere Zwecke erfüllen musste.
Die Idee, ein eigenes Rack zu bauen, schwebte uns schon seit mindestens zwei Jahren vor, und wir hatten unsere Erwartungen bereits miteinander abgeglichen und Entwürfe erstellt, die auf dem Papier schon fertig aussahen. Da jedoch die meisten meiner frühen Entwürfe Metallverbindungen enthielten, die vom Fachmann geschweißt werden mussten, zogen wir parallel auch weiterhin die Möglichkeit in Betracht, ein fertiges Rack zu erwerben. Nach einigen Wochen der Recherche nach fertigen Produkten und der Kontaktaufnahme mit Metallarbeitern gaben wir schließlich beides auf: A) einen Schweißer zu finden, der an unserem kleinen Projekt für einen Rack-Prototyp für eiaudio interessiert war, und B) eine fertige Rack-Lösung zu suchen, die audiophilen Kriterien entsprach und dabei nicht an ein Kinderzimmer erinnerte.
Während der Immobilienblase in Frankfurt war es einfach unmöglich, einen Schlosser zu motivieren. Selbst als wir ihnen mitteilten, dass wir das Rack als Prototyp für den Verkauf über unseren eiaudio.de-Shop und über Amazon vorsahen, hatte kein einziger Fachmann sein Versprechen eingelöst, uns diesbezüglich zurückzurufen. Auf der anderen Seite waren die Racks, die es zu kaufen gab, entweder lächerlich teuer oder klanglich minderwertig. Es schien auch, dass die meisten Audio-Racks eher für Kinderzimmer, Hobbykeller oder die Wohnung eines Singles als für Familien konzipiert waren. Diejenigen, die offensichtliche klangliche Vorzüge hatten, sahen oft übermäßig technisch aus und boten nur wenig Platz für Schallplatten. Wir hingegen genossen es, einen Teil unserer Vinylsammlung direkt am Regal zur Hand zu haben. Das minderte auch den technisch kalten Eindruck eines Racks.
Als uns klar wurde, dass wir vergeblich auf professionelle Unterstützung warten mussten, zeichnete ich einen neuen Entwurf, der vollständig auf Holz basierte. Dieser bestand aus zwei separaten Regalkörpern, die zwar übereinander gestapelt doch durch sechs Spikes mit Untersetzern akustisch voneinander isoliert waren. Sabina fand ein paar stylish aussehende, höhenverstellbare Möbelfüße, die sich nach außen neigten und auf eine Fläche von der Größe eines Cents Richtung Boden abdrückten. Der ursprüngliche Entwurf sah zwei Lagen Multiplex auf allen Teilen der Konstruktion vor. Sabina war jedoch der Ansicht, dass die innere Struktur aus optischen Gründen besser aus einer einzigen Lage bestehen sollte. Außerdem schlug sie vor, die inneren Bretter nach vorne hin zurückzusetzen, um dem Regal ein luftigeres Aussehen zu verleihen.
Ich wollte die linke Seite des oberen Korpus mit einem horizontalen Brett unterteilen, um dort kleinere Geräte unterzubringen. In den Abschnitten, die unsere Schallplatten tragen sollten, fügte ich ein Brett hinzu, um zu verhindern, dass diese hinten herausrutschen, aber auch um die diagonale Stabilität zu verbessern. Obwohl die verwendeten Füße und Spikes bereits elektroakustische Vorteile boten, war ich noch nicht wirklich zufrieden mit dem Design. Nach weiteren Überlegungen schlug ich vor, zwischen den beiden Holzschichten rund um jeden Innenkorpus eine 1,5 mm dicke Filz-Isolierung anzubringen. Während des Zusammenbaus achteten wir darauf, dass keinen Kontakt zwischen der äußeren und der inneren Schicht entstand, außer durch den Filz selbst. Auf der Oberfläche des Racks waren die Torx-Schrauben auf der Außenseite sichtbar, da eine Verschraubung von innen nach außen zu Schallbrücken zwischen den Korpusen geführt hätte.
Wir bauten zuerst die Innenseite und dann die Außenseite jedes Korpuses, bis beide fertig waren. Mit einer Wasserwaage brachten wir den unteren Körper ins Gleichgewicht und stellten dann den oberen Korpus darauf. Ich legte unsere Schallplatten in gegenüberliegende Fächer und fügte die Geräte hinzu. Wir überprüften noch einmal die Position der oberen Platte und stellten fest, dass diese immer noch perfekt waagerecht war. Da es sich bei unserem Rega Planet CD-Player um einen Toplader handelte, wollte ich ihn zunächst auf den oberen Korpus neben dem Plattenspieler platzieren. Leider jedoch stellte sich heraus, dass meine Verbindungskabel zu kurz waren, um den CD-Spieler dort zu platzieren. Anstatt erneut teure Kabel zu kaufen, stellte ich den Vorverstärker stattdessen auf den Tresen. Mit etwas Geduld gelang es mir, alle Geräte so aufzustellen, dass dabei kein Kabel das andere berührt.
Unser Rega Planet ist insofern etwas Besonderes, als er nur allzu leicht ins Schlingern gerät, wenn die Unterlage nicht absolut stabil ist. Ich konnte erneutes Kippeln im Regal verhindern, indem ich eine Multiplexplatte darunter legte. Das Ergebnis war ein beruhigend wirkendes Rack, das das Hören von Vinyl zu einer wahren Freude machte. Es trug nicht nur noch mehr zum Klang bei als die IKEA-BESTA-Lösung, es sah auch edler aus. Obwohl das Baumaterial selbst schwer war, konnten Sabina und ich jeden Korpus einzeln durchaus tragen. Ein Umzug mit diesem Regal war keine beängstigende Vorstellung. Wir waren beide sehr zufrieden mit dem Ergebnis.