Veröffentlicht: 7.1.2021
Herstellungsdatum: 2024
Autor: Karsten Hein
Kategorie: Gear & Review
Tag(s): Cables
Dieses erschwingliche Einstiegskabel von Kimber war auch meine Eintrittskarte in den audiophilen Hörgenuss. Angesichts des rückläufigen Marktes für Hifi-Produkte und der wachsenden Nachfrage nach Heimkino-Installationen, die deutlich längere Kabel benötigen, mussten die Hersteller von hochwertigen Audiokabeln ebenfalls erschwingliche Lösungen entwickeln, um im Geschäft zu bleiben. Vor diesem Hintergrund wurde das Tonik-Kabel von Kimber speziell mit einer glatten und strapazierfähigen Außenhaut ummantelt, die es leicht machte, es durch Löcher zu ziehen und in Wänden zu installieren. Während andere Kimber-Kabel aus Litzen mit sieben verschiedenen Stärken bestanden, wurde diese Zahl beim Tonik auf nur vier verschiedene Durchmesser reduziert, um die Kosten zu senken. Andere Zugeständnisse wurden bei der Wahl der Stecker gemacht, z.B. hat der Ultratike Cinch/RCA-Stecker des Tonik nicht den geteilten Mittelstift, den wir normalerweise bei den teureren Kimber-Produkten wie dem Timbre oder PBJ vorfanden.
Das Tonik hatte mich durch sein geflochtenes Design und seinen günstigen Preis überzeugt. Den hervorragenden Kundenrezensionen zufolge, die damals vorlagen, bot es eine außergewöhnliche Leistung für ein Einsteiger-Kabel. Als Neuling auf dem Gebiet der Hifi-Audiokabel war ich von der sofortigen Klangverbesserung absolut überwältigt, vor allem im direkten Hörvergleich mit den konventionell geschirmten Kabeln, die ich bis dahin kannte, wie z. B. die Einsteiger-Kabeln von Sommer oder Fadel Art. Inzwischen habe ich auch erfahren, dass sich der Name ‘Tonik’ auf den Grundton in der musikalischen Tonleiter bezog. Aber für mich klang es eher wie “Gin und Tonic", reich an Geschmack und voller prickelnder, sprudelnder Lebensfreude.
In echter Kimber-Manier spielte das Tonik schnell, hochdynamisch und informativ. Obwohl es in der Lage war, viele musikalische Details darzustellen, blieb es dabei kohärent und tonal ausgewogen, mehr noch als seine hauseigene Konkurrenz. Die rhodinierten Kontakte des Ultratike schienen den inneren Schwung des Toniks dabei sehr zu unterstützen. Die Drähte selbst waren aus hochreinem Kupfer. Kimber gab nicht an, ob es sich um OFC oder OCC handelte, und das war wahrscheinlich auch nicht wichtig, denn der Zaubertrick des Kabels liegt vielmehr in seiner dreifach geflochtenen Feldgeometrie und seiner Konstruktion aus Drähten unterschiedlicher Dicke - oder VariStrand, wie Kimber es nannte. Das PE-Dielektrikum war dabei etwas weniger flexibel als das von Kimbers Timbre- oder PBJ-Kabeln, was die Handhabung hinter einem HiFi-Rack etwas widerspenstiger machte. Seine geflochtene Konstruktion schirmte es gut gegen Einstreuungen von außen ab. An einen DAC, CD-Player oder Streamer angeschlossen, war es fast unmöglich, es aus der Ruhe zu bringen.
Die Flechttechnik von Kimber hatte eine lange Geschichte. In den 1970er Jahren arbeitete Ray Kimber für eine Firma, die Licht- und Tonanlagen in einigen der ersten Diskotheken installierte. Als er feststellte, dass lange, nebeneinander verlegte Licht- und Tonkabel den Klang von Anlagen durch Interferenzen negativ beeinflussten, fand er heraus, dass das Verdrillen und Flechten dieser Kabel auf eine bestimmte Art und Weise nicht nur vor Interferenzen schützte, sondern sogar den Klang verbesserte. Auf der Grundlage dieser Entdeckung gründete er Kimber Kable, einen Hersteller, der sich auf die Anwendung von Flechttechniken spezialisierte. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels beschäftigt das in Utah ansässige Unternehmen Kimber Kable 12 Mitarbeiter und liefert audiophile Verbindungs- und Lautsprecherkabel an Musikliebhaber in aller Welt.
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Das Tonik von Kimber ließ die Musik frei fließen, mit Schwung, und war zugleich reich an Grundton. Klaviertöne und Stimmen klangen voll und auf Anhieb sympathisch. Es setzte sich gut in Szene, ließ aber im Vergleich zum Timbre etwas an Breite und Tiefe vermissen. Die Darstellung der Musik war ausgewogen, doch - im direkten Vergleich mit dem Timbre - waren die höheren Frequenzen nicht ganz so offen, und einzelne Töne klangen nicht so lange nach. Bei "Black Crow" von Diana Krall stellte das Tonik die Musik akkurat und mit solidem Fundament im Raum dar, aber das Timbre platzierte die Becken weiter von den Lautsprechern entfernt und staffelte viel tiefer im Raum. Das Gleiche galt für die Basswiedergabe. Während das Tonik einen vollen und kompakten Bass spielte, war der Bass des Timbre leichter, flinker und zu mehr Nuancen fähig. Mit diesen Eigenschaften im Hinterkopf wäre das Tonik vermutlich ein besserer Begleiter für Rock, Pop, Hip-Hop usw., während Jazz- und Klassikliebhaber wohl gut beraten wären, ein wenig mehr für die nächsthöhere Stufe auszugeben. Letztendlich blieb es natürlich eine Frage des Geschmacks, des Budgets und hing auch davon ab, wie gut es sich mit den anderen Komponenten eines Systems vertrug. Das Tonik war ein hervorragendes Einsteiger-Kabel, das es uns ermöglichte, anspruchsvollen Kimber-Sound zu erleben, oder zumindest 90 Prozent davon, ohne dass wir dafür viel Geld ausgeben mussten. Falls Sie noch keine Erfahrung mit geflochtenen Kabeln haben, wäre das Tonik definitiv ein guter Ausgangspunkt. Und nachdem ich es mir beim Schreiben dieses Artikels heute noch einmal angehört habe, werde ich es auf jeden Fall noch eine Weile in meiner Sammlung behalten.
Getestet mit der folgenden Konfiguration: CD-Spieler: Denon DCD 1420 (an Digital Coax HiVilux Reference); DAC: Cambridge DacMagic 100 (an Kimber Kable Tonik); Vorverstärker: Restek V1 (an Wireworld Luna 7); Endstufe: Hafler XL-280; und Tannoy XT8F (bi-wired, an Belden 9497)