Veröffentlicht: 12.4.2021
Herstellungsdatum: 2024
Autor: Karsten Hein
Kategorie: Gear & Review
Tag(s): Cables
Als ich mit meinen Erkundungen im Bereich der Verbindungskabel antrat, hatte ich nur eine schwache Vorstellung von den Auswirkungen verschiedener Materialien auf Kabel und Stecker. Das meiste, was ich wusste, basierte auf dem, was ich von anderen Benutzern, von Herstellern von Audioprodukten und von Tests in Zeitschriften gelesen hatte. Dabei fragte ich mich, wie zuverlässig diese Quellen waren. Hersteller und Zeitschriften hatten natürlich ein Interesse daran, für bestimmte Produkte zu werben, und die "Benutzer" konnten Jedermann sein, vom absoluten Anfänger bis zum erfahrenen Audiophilen. Wenn es darum ging, die Vorzüge von Kabeln zu erörtern, war es deshalb sinnvoll, mit einem Experten zu sprechen, da man sonst allzu oft eher über die Schwächen einer bestimmten HiFi-Anlage als über allgemeine Kabeleigenschaften sprach.
Es ist sicher kein Geheimnis mehr, dass ich den klanglichen Fähigkeiten von Silber verfallen bin, seit ich Holger Beckers Silber-Solid-Core-Kabel kennengelernte. Das Kabel selbst bestand aus einer 4N-Massivsilberlitze, die mit einem reinen Kupfergeflecht abgeschirmt war, eine Kombination, die sich mittlerweile sehr gut bewährt hatte. Herr Becker vertrieb dieses Kabel mit zwei verschiedenen Steckeranschlüssen: HBS1, mit einem vergoldeten Kupferstecker von RAMM Audio, und HBS2, mit einem versilberten Messingstecker von WM Audio. Es zeigte sich, dass die Wahl der Stecker einen deutlichen Unterschied in der klanglichen Leistung des Kabels über alle Frequenzen hinweg ausmachte, und ich kam zu dem Schluss, dass audiophile Hörer, die einen dunkleren und volleren Klang suchten, die Kupfer-Gold-Kombination bevorzugten, während diejenigen, die einen agileren und offeneren Klang suchten, mit der Messing-Silber-Version besser bedient waren.
Im Zusammenhang mit unserem eigenen System-Setup hatte ich gerne beide Kabel zur Verfügung, um ein Gegengewicht zu dunkler oder heller klingenden HiFi-Kombinationen zu schaffen. In Anbetracht der Vorzüge von Silber als Leiter konnte ich jedoch nicht umhin, mich über die Wahl mancher Steckermaterialien zu wundern. Gold und Messing schienen einer optimalen Verbindung eher entgegenzuwirken, was ein kurzer Blick auf Wikipedia bestätigte:
Ich beschloss, Holger Becker meine Bedenken bezüglich der Kombination von Gold und Messing mit Silber mitzuteilen und schlug ihm vor, eine Verbindung mit der Silberausführung der RAMM Audio-Stecker zu bauen. Er war jedoch nicht sehr erfreut über diese Idee und wies zu Recht darauf hin, dass diese rhodiniert waren und ebenfalls Verunreinigungen einbringen würden. Er schlug vor, dass wir lieber einen Stecker aus reinem Silber von Keith Louis Eichmann Innovations (KLEI) mit dem Namen 'KLEI Absolute Harmony' verwenden sollten, der ein spezielles Silberamalgam mit einer Leitfähigkeit von >106% auf der IACS-Skala verwendete. Mir gefiel die Idee, und ich schlug vor, diese neue Verbindung "HBPS" für "Pure Silver" zu nennen. Der Name gefiel ihm, und ich gab meine Bestellung auf.
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Das australische Ehepaar Keith und Patricia Eichmann machte sich einen Namen, indem sie ihren mittlerweile berühmten "Bullet Plug"-Stecker der Weltöffentlichkeit vorstellten. Der Bullet Plug war eine radikale Überarbeitung des klassischen Cinch-Steckers, der ursprünglich von der Radio Corporation of America rund 60 Jahre zuvor entwickelt worden war. Das KLEI-Design verbesserte die Leitfähigkeit, erhöhte die Signalintegrität, brachte eine höhere Auflösung und verbesserte die mechanische Verbindung. Tatsächlich wurden Eichmanns patentierte Bullet Plugs von vielen HighEnd-Marken mit großem kommerziellen Erfolg eingesetzt. Der Kabelhersteller WSS verwendete diese Stecker beispielsweise für seine "Gold"- und "Platinum"-Linien.
Der KLEI Absolute Harmony Plug war eine verbesserte Version des ursprünglichen Bullet Plug-Designs, das Verbesserungen in Bezug auf Geometrie, Massenverhältnis, Haltbarkeit und Metallurgie aufwies. Er war gleichzeitig das edelste Exemplar der Harmony-Reihe, über die KLE folgendes sagte: "Im Vergleich zu einem typischen vergoldeten Messingstecker, der in der überwiegenden Mehrheit der Luxus-Phono/RCA-Stecker verwendet wird, erreichen die Harmony-Cinchstecker unter Verwendung unserer proprietären Legierungen eine Verbesserung der Leitfähigkeit von mehr als 320%." - Das war in der Tat eine beachtliche Aussage und erklärte vielleicht, weshalb unsere Silberkabel im Allgemeinen lauter und dynamischer spielten als die Kupfer-Versionen. Der Hersteller beschrieb weiter, dass viel Sorgfalt darauf verwendet wurde, Turbulenzen im Elektronenfluss (Wirbelströme) zu minimieren und den kapazitiven Blindwiderstand und das Mikroarcing zu verbessern. Und obwohl all dies zunächst nur Theorie war und für uns Hörer möglicherweise keinen praktischen Nutzen hatte, gefiel mir das Konzept, dass nun ein einziger Silberstrang von einem Ende zum anderen verlief. Endlich keine Materialübergänge mehr.
Als das neue Kabel eintraf, richtete ich alles so ein, dass ein schneller Wechsel zwischen den Verbindungen möglich war, und beschloss, den ersten Test nicht allein durchzuführen. Die Signalquelle war unser Rega Planet 2000 und der Vorverstärker war unser DB Systems DB1. Ich beschloss, unser HBS2-Kabel als Benchmark zu verwenden. Dieses war zu diesem Zeitpunkt bereits seit etwa einem Monat in Betrieb und klanglich ausreichend gereift. Zwar waren die tiefen Frequenzen noch nicht voll präsent, aber Zuhörer, die mit unserem System oder mit Silberkabeln im Allgemeinen nicht vertraut waren, hätten nichts zu beanstanden gehabt. Als meine Frau ins Zimmer kam, nachdem sie unsere Kinder ins Bett gebracht hatte, fragte ich sie, ob sie einen Moment Zeit hätte, um mit mir ein Kabel auszuprobieren. Sabina wusste nicht, dass ich ein neues Kabel gekauft hatte, und kannte die Unterschiede bei den Materialien usw. nicht. Sie wusste jedoch, dass die meisten Kabel, die wir jetzt benutzten, aus Silber bestanden. Ich glaube nicht, dass dies einen Unterschied in ihrem Urteil machte. Ich spielte etwa 1 Minute lang Vocal Jazz auf dem HBS2 und dann die gleiche Passage nochmals auf dem HBPS. - "Krass! Das ist ja deutlich besser." - war ihre unmittelbare Reaktion. Und als ich gerade zu meinem Platz zurückkehrte, dachte ich ziemlich genau dasselbe.
Obwohl Holger Becker mir berichtet hatte, dass er die HBPS 1-2 Stunden lang gespielt hatte, um auch selbst einen Eindruck mit seinem eigenen System zu bekommen, denke ich dennoch, dass man mit Sicherheit sagen konnte, dass diese Verbindung die beste Out-of-the-Box-Performance der drei Varianten darstellte. Verglichen mit dem HBS2 war sie von Anfang an voller im Bass, wenn auch etwas weniger agil im Klang. Es gab jedoch eine ganz neue Dimension der Ordnung und der Details. Die Bühne wirkte im Vergleich zur HBS2 dreidimensionaler und konkreter mit viel Raum zwischen den einzelnen Klängen. Bei dem allseits bekannten Diana Krall-Album "All For You" war der Hintergrund des Aufnahmestudios nun zum ersten Mal in unserer Hörgeschichte elektrisch und physisch jederzeit präsent. Winzige Bewegungen auf dem Klavierhocker, das Klopfen eines Fußes, Klicks, Knackser und statisches Rauschen von Kabeln und Mikrofon - all das war zu hören, selbst bei relativ geringer Lautstärke.
Das speziell für eiaudio gefertigte HBPS war sowohl das aufwändigste als auch das leichteste Verbindungskabel in unserem Sortiment, einfach weil die Eichmann Absolute Harmony Plugs von extrem geringer Masse waren. Allein von der Haptik her wäre es schwierig, den klanglichen oder materiellen Wert dieser Verbindung zu erahnen. Nur diejenigen, die mit der Branche vertraut sind, würden verstehen, dass dies in vielerlei Hinsicht ein besonderes Kabel war. Aber es zu hören, war schon ein außergewöhnliches Erlebnis. Die Verbindung war sehr musikalisch aufschlussreich und für diejenigen gemacht, die gerne sehr tief in eine Aufnahme hineinhörten. Für Gelegenheitshörer könnte das manchmal etwas zu viel sein, und ich kannte sogar erfahrene Hörer, die vor einem solch detaillierten Erlebnis zurückschreckten, einfach weil sie es für unrealistisch hielten. Es war daher sinnvoll, eine Auswahl an Kabeln zur Hand zu haben und von Zeit zu Zeit zwischen ihnen zu wechseln. Aber war das HBPS mit Abstand das beste Verbindungskabel, das wir derzeit besaßen? Ja. Das war es mit Sicherheit.