Veröffentlicht: 26.1.2021
Autor: Karsten Hein
Kategorie: High Fidelity
Der Begriff "Klangbühne" beschreibt den akustischen Eindruck von räumlicher Breite und Tiefe, der einer Live-Bühne ähnelt, wenn man sie von der Position des Publikums aus betrachtet. Er wird meist im Zusammenhang mit Zweikanal-Stereo-Setups verwendet, kann aber auch in Diskussionen über Dreikanal-Stereo, Surround Sound und Zweikanal-Mono vorkommen. Eine solide Klangbühne ist das Ergebnis vieler wichtiger und richtiger Entscheidungen bei der Aufstellung einer Hifi-Anlage, und es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, eine glaubhafte Bühnendarstellung zu erreichen, ohne den Großteil der in den zweiundzwanzig vorangegangenen Kapiteln dargelegten Grundregeln zu beachten. Die Klangbühne ist eher ein Ergebnis als eine "Sache", die man tun muss. Doch um sie zu beschreiben und ihre Mängel zu erkennen, müssen wir uns auf einige Grundlagen einigen.
Die Abbildung zeigt die aktuelle 2-Kanal-Anordnung unseres Hafler XL280- und Tannoy XT8F-Systems. Die Lautsprecher sind dabei 90cm von der Vorderwand des Raums entfernt, gemessen von der Vorderseite des Treibers und ausgehend von der Mittelachse des Lautsprechers. Wenn wir über den Abstand zur Vorderwand sprechen, beziehen wir uns auf den Abstand zwischen den Treibern und der Vorderwand und nicht etwa auf die Rückseite des Lautsprechergehäuses, da sich letzterer mit den Abmessungen jedes neuen Lautsprechers ändern würde. Der Grund für diese Methode ist einfach: Es sind die Treiber, die mit dem Raum reagieren und nicht so sehr die Lautsprechergehäuse. Aufgrund der Gegebenheiten in unserem speziellen Hörraum betrug der Abstand zwischen den Lautsprechern dabei nur zwei Meter, wiederum gemessen von der Mittelachse des Lautsprechers.
Wir positionierten unseren Hörsessel so, dass sich die Ohren des Hörers auf Höhe der Hochtöner befanden, was in der Regel auch die vom Hersteller empfohlene Position ist. Da die Tannoy-Lautsprecher koaxial (oder dual-konzentrisch) aufgebaut waren, teilten sich Hochtöner und Mitteltöner dieselbe Achse, was die richtige Ausrichtung der Ohren noch attraktiver machte. Um ideale Hörbedingungen zu gewährleisten, sollte der Abstand von den Ohren zu den Lautsprechern ein gleichschenkliges Dreieck mit dem Abstand zwischen den Lautsprechern bilden. Da in zahlreichen Wohnumgebungen der Abstand zum Hörplatz die gesamte Raumtiefe umfassen muss, ist es ratsam, Lautsprecher und Hörplatz auf die gegenüberliegenden Seiten entlang der jeweils breiteren Wände des Raums aufzustellen. Diese Aufstellung bietet den zusätzlichen Vorteil, dass Reflexionen erster Ordnung, z.B. von den Seitenwänden des Raums, minimiert werden.
In unserer Aufstellung drehten wir die Lautsprecher um 5 Grad in Richtung des Hörplatzes ein. Der daraus resultierende Winkel wird als Eindrehwinkel bezeichnet. Abhängig von den Raumbedingungen, dem Abstand der Lautsprecher und dem spezifischen Design der Lautsprecher ist ein größerer oder kleinerer Eindrehwinkel vorzuziehen. Es ist daher ratsam, mit einem leichten Eindrehwinkel zu beginnen und diesen zu vergrößern und zu verkleinern, während Sie denselben Song wiederholt abspielen. Das geht am schnellsten mit einem Freund oder noch besser mit zwei Freunden, einem an jedem Lautsprecher. Beim Ändern des Winkels ist es wichtig, den genauen Abstand zur Vorderwand einzuhalten. Schon ein halber Zentimeter Bewegung nach vorne oder hinten hat einen starken Einfluss auf den Klang.
Als Resultat sollten drei Positionen erkennbar sein, von denen die Musik ausgeht. Der linke Lautsprecher, der rechte Lautsprecher und die Mitte zwischen den beiden Lautsprechern. Die mittlere Position entsteht durch Monosignale in der Aufnahme, und da an dieser Position kein realer Lautsprecher sichtbar ist, wird sie oft als "Phantom"-Mitte bezeichnet. Der Eindrehwinkel der Lautsprecher und die Hörposition sollten so gewählt werden, dass die Musik eine nahtlose Bühne bildet, die von links nach rechts schwenkt. Solange die Bühne noch Löcher aufweist, brauchen die Lautsprecher wahrscheinlich einen stärkeren Eindrehwinkel. Wenn die Bühne zu schmal erscheint oder gestaucht wirkt, sollte der Eindrehwinkel verringert werden. Während Sie die Lautsprecher auf diese Weise positionieren, streben Sie nach Glaubwürdigkeit, d.h. nach einer Position, in der Ihnen die Bühne am natürlichsten erscheint.
In vielen Foren haben Leute, die über die Vorzüge und Nachteile von Geräten diskutieren, noch nicht einmal diesen grundlegenden Schritt unternommen, um die Wiedergabetreue sicherzustellen. Was sie diskutieren, ist daher eine zufällige Überlagerung von Frequenzen. Dies wird deutlich, wenn sie Bilder von ihren Räumen und ihren Hifi-Anlagen posten. Auf der Grundlage ihrer Beobachtungen verkünden sie willkürlich, dass es auf die richtigen Lautsprecher ankäme, oder dass der Verstärker für den Klang wichtiger sei. Sie ahnen nicht, dass eine Verschiebung ihrer Lautsprecher um ein paar Zentimeter ihr System tiefgreifender verändern würde, als es ein neuer Lautsprecher oder Verstärker je könnte. Kein Wunder, dass sie den Unterschied zwischen Hifi-Racks, in ihrer Fähigkeit, Mikrovibrationen zu absorbieren, oder die Vorzüge verschiedener Kabel, in ihrer Fähigkeit, Signale zu schützen und zeitlich abzustimmen, nicht hören können, solange einfache akustische Grundlagen nicht beachtet werden.
Wo Lautsprecher richtig aufgestellt wurden, hat der Hörer die Möglichkeit, die drei Positionen zu erkennen, doch er könnte dabei auch feststellen, dass sich die Musik noch nicht richtig von den Lautsprechern löst, so dass die Breite der Bühne oder die Ausprägung der Phantom-Mitte oder beide noch sehr schmal erscheinen. Die Kanalbreite lässt sich beheben, indem man dafür sorgt, dass Massepotentiale zwischen den Hifi-Geräten minimiert werden. Dies geschieht in der Regel durch die Überprüfung der Polarität der Netzstecker. In Ländern mit fester Polarität ist diese jedoch nicht unbedingt erforderlich, es sei denn, Sie haben eine falsch verkabelte Steckdose, ein verpoltes Netzkabel, oder Ihr Gerät wurde intern manipuliert. Doch auch in diesen Ländern gibt es für Hifi-Zwecke Umschalt-Adapter zu kaufen, um einen besseren Massenausgleich zu begünstigen. Die Stereomitte wird beispielsweise schmal, wenn elektrische Störungen das Audiosignal beeinflussen, entweder durch HF-Interferenzen oder durch Berühren oder Kreuzen von RCA/Cinch-Verbindungen. Wenn das Signal rein und sauber empfangen wird, ist die Mitte breit und angenehm.
Während der Aufnahme von Musik werden natürliche Instrumente wie Klavier, Gitarre und Schlagzeug oft indirekt mit Mikrofonen aufgenommen, anstatt sie direkt über Kabel zu verbinden. Das bedeutet, dass die Musik auf zwei Arten aufgenommen wird: Direkt von der Signalquelle und indirekt, indem sie von Wänden, Boden, Decke und Gegenständen im Aufnahmeraum reflektiert wird. Wenn Schallwellen reflektiert werden, werden sie verzögert und/oder invertiert. Unser Gehirn berechnet das Ausmaß der Verzögerung und der Invertierung und leitet daraus ein Gefühl für die Raumdimension, die Materialeigenschaften, den Signalort und die Entfernung ab. In einem Zweikanal-Setup ist es daher möglich, Musik zu hören, die von Positionen ganz links und ganz rechts außerhalb der eigentlichen Lautsprecherpositionen kommt. Dies wird als Bühnenerweiterung bezeichnet.
Bei richtiger Aufstellung können wir auch Elemente der Musik wahrnehmen, die uns näher zu sein scheinen, und Elemente, die weiter von uns entfernt sind. Der Eindruck von Bühnentiefe entsteht durch die Wahl der Aufnahmetechnik, aber die Nachbildung dieser Bühne in unserer Hörumgebung hängt ebensosehr von unseren Entscheidungen bei der Aufstellung des Systems ab. Lautsprecher, die mit geringem Wandabstand in den Ecken eines Raumes aufgestellt werden oder auch nur zu nahe an der Vorderwand stehen, können nicht die gleiche intakte Abbildungsqualität liefern wie Lautsprecher, die richtig aufgestellt sind. Und da das Timing nicht nur eine akustische, sondern auch eine elektrische Dimension hat, können Sie mit der richtigen Aufstellung Ihrer Lautsprecher Hifi-Geräte und Kabel identifizieren, die frequenzabhängige Timingprobleme haben.
Ich hoffe, dass ich meine Erkenntnisse gut erklärt habe. Obwohl ich in den letzten Jahren viel über das Thema Klangbühne gelesen habe, basieren das Bild und die Erklärung, die ich hier gezeigt habe, auf meinen eigenen Erkenntnissen als audiophiler Hörer. Wenn Sie der Meinung sind, dass ein wichtiger Aspekt des Themas Klangbühne in dieser Beschreibung fehlt, würde ich mich über Ihren Kommentar freuen. Hinterlassen Sie ein paar Zeilen unten oder kontaktieren Sie mich direkt.