Veröffentlicht: 14.1.2023
Herstellungsdatum: 1980
Autor: Karsten Hein
Kategorie: Gear & Review
Tag(s): Pre-Amplifiers
Das 'Model 4' war der Nachfolger des 'Model 3' Vorverstärkers und wurde von dem amerikanischen Toningenieur und ehemaligen Audio Research (ARC) Entwickler, Robert Grodinsky, in seiner neu gegründeten Firma hergestellt. Die Robert Grodinsky Research (RGR) hatte ihren Sitz in Lincolnwood, Illinois, und entwickelte dort ein kleines Sortiment an Highend-Audiogeräten, darunter Vor- und Endverstärker der eigenen Marke, sowie Klangprozessoren für die Firmen Audio Research, Koss und Pioneer. Robert Grodinsky selbst bot auch Tuning- und Aufrüstungslösungen für Besitzer von Audio Research-Geräten an.
Das Model 4 gab es in verschiedenen Unterversionen, die sich vor allem im Design und in den Funktionen der Phonostufe unterschieden. Das Basismodell verfügte über zwei Phonoeingänge, bei denen die Kapazität unabhängig voneinander in drei Stufen eingestellt werden konnte: 30, 130, 360 pF. Es wurde in den frühen 1980er Jahren entwickelt, als Phono noch die wahrscheinlichste Quelle für High-End-Audio war. Die zwei einstellbaren Eingänge machten das Model 4 zu einem willkommenen Spielgefährten für die Vinyl-Liebhaber jener Zeit. Frühe Versionen boten Eingänge für Moving Magnets (MM), während das überarbeitete Model 4-1HG über Eingänge für MM- und Moving-Coil-Tonabnehmer (MC) verfügte.
Das renommierte HiFi-Magazin 'The Absolute Sound' machte Robert Grodinsky Research berühmt, indem es die Vorzüge und Unzulänglichkeiten des Model 4 ausführlich diskutierte. Während die Klangbühne tief und weit war und die Musik offen und holographisch klang, war das Model 4 auch eine Abkehr von dem etwas dunkleren und volleren amerikanischen Klang. Damit ähnelte das Model 4 mehr dem aus Deutschland und Japan bekannten Highend-Klang. Die Phonostufe wurde als herausragend in der gegebenen Preisklasse beschrieben. Da Robert Grodinsky im Laufe der gut zweijährigen Geschichte des Model 4 immer wieder Anpassungen am elektronischen Design vornahm, dürfte es schwierig sein, zwei identisch klingende Vorverstärker dieses Typs aufzuspüren.
Mit 6,5 kg war das Model 4 für einen Vorverstärker überraschend schwer. Alle Bedienelemente waren aus Metall gefertigt, die Knöpfe waren keilförmig. Die Lautstärke wurde über einen hochwertigen gerasterten Regler eingestellt. Die aktive Signalquelle wurde durch ein warm leuchtendes LED-Licht angezeigt. Es gab zwei Knöpfe zum Einstellen der Bandüberspielrichtung und zwei Knöpfe zum Aktivieren der Bandmonitore, die auch zum Durchschleifen zu anderen Komponenten verwendet werden konnten. Ein vielseitiger Modus-Wahlschalter ermöglichte es dem versierten Benutzer, das Signal des linken oder rechten Kanals unabhängig voneinander abzuspielen, die Kanäle umzukehren oder das Ausgangssignal auf Mono herunterzumischen. Für diejenigen, die professionell mit HiFi- oder PA-Equipment arbeiten, konnten solche Funktionen sehr nützlich sein, z. B. wenn sie versuchten, ein elektronisches oder akustisches Problem zu identifizieren und zu beheben.
Das RGR-Model 4 enthielt auch Regler zur Einstellung von Bass, Höhen und Raumbalance sowie einen Subsonic-Filter zur Eliminierung von Rumpeln und Rückkopplungen, wie sie typischerweise beim Abspielen von Schallplatten entstehen. Es war sicherlich ein Zugeständnis an den High-End-Puristen und nicht an den PA-Anwender, dass die Klangregler auf Knopfdruck vollständig aus dem Signalweg eliminiert werden konnten. Alle Knöpfe und Schalter gaben ein tolles haptisches Feedback, vielleicht mit Ausnahme der kleinen Schalter auf der Rückseite des Geräts, die zur Einstellung der Phonokapazität dienten und manchmal als unpräzise und unter den Erwartungen liegend beschrieben wurden. Ein weiteres Manko aus heutiger Sicht wäre wohl der ungewöhnlich schmale Spalt zwischen den Cinch/RCA-Buchsen, der nur Cinch/RCA-Stecker von kleinem Standarddurchmesser zuließ. Da das Cinch-Terminal jedoch nur mit Nieten befestigt und die interne Verdrahtung freiliegend war, wäre es ein Leichtes, das Terminal auf den heutigen Standard zu bringen, falls überhaupt erforderlich.
Das Model 4 verfügte auch über eine externe Prozessorschleife, ein Gebiet, auf dem Robert Grodinsky ein Experte war. Ein Blick ins Innere des Geräts zeigte eine große Hauptplatine, auf der kleinere Module vertikal aufgestellt waren. Diese Module fungierten als diskrete Operationsverstärker zur Signalverstärkung. Vielleicht war es diese besondere Konstruktion, die zu dem nicht-ermüdenden und luftigen Klang des Model 4 führte, der eine gute Klangbühne, tonale Abbildung und ausreichend Bassfundament bot. Zum Vorverstärker gab es auch eine Endstufe 'Model 5', die inzwischen recht selten auf dem Markt zu finden ist. Während frühe Model 4 gelegentlich für ihre mangelhafte Bauqualität kritisiert wurden, insbesondere für die Qualität der Lötstellen, schien die Model 5-Endstufe von Anfang an besser überwacht worden zu sein.
Robert Grodinsky Research schloss seine Pforten in den frühen achtziger Jahren, um kurz darauf unter dem Namen 'RG Dynamics' wieder aufzutauchen. Es heißt, dass Robert Grodinsky auch die treibende Kraft hinter einer späteren Firma namens 'State Technology Research' war.